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Dr. Onno Groß: Seit Anfang an ist das Verhältnis gut. Wir kämpfen gemeinsam für die gleiche Sache, weil wir wissen, dass wir alle ein gesundes Meer zum Überleben brauchen.
IM GESPRÄCH MIT ...
Dr. Onno Groß Hochwasser, subtropische Temperaturen auch in gemäßigten Breiten, Waldbrände, Dürreperioden – die Themen Klima und Umwelt kommen immer näher. Organisationen wie „Deepwave“ rücken diese Themen verstärkt ins Blickfeld. Der KLÖNSCHNACK sprach mit dem Deepwave-Vorsitzenden, dem promovierten Meeresbiologen Onno Groß. Herr Dr. Groß, Ihre Orgnisation Deepwave kennt noch nicht jeder. Was verbirgt sich hinter dem Namen? Dr. Onno Groß: Deepwave ist eine 2003 gegründete Meeresschutzorganisation, die die Menschen über die Bedrohungen für die Ozeane aufklären möchte. Welche Projekte liegen Ihnen besonders am Herzen? Dr. Onno Groß: Da gibt es eine ganze Reihe. Darunter unsere
GASTBEITRAG
„Stern“-Chefredakteur zum Bradtmüller-Aus
Klönschnack 9 · 2010
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ine Tankstelle ist eigentlich nichts Besonderes. Man nimmt vielleicht eine Cola Light, eine Zeitschrift und ein paar Fishermen’s mit, zahlt („bar oder Karte?“) und fährt weiter. Vollkommen anders verhält es sich mit der Shell-Station in Blankenese, wo der Kunde gerne länger bleibt als eine 50-Liter-Füllung dauert. Das liegt an der sympathischen Atmosphäre und dem hohen Dienstleistungsniveau, das vermutlich Maßstäbe für ganz Hamburg setzt. Antreiber, Seele und Pächter ist die Familie Bradtmüller ... nein, war die Familie Bradtmüller! Die „Bradtis“, wie wir sie liebevoll nennen, machen dicht. Wie eine Schockwelle lief diese breaking news durch die Elbvororte – das Undenkbare wird Realität. Schließlich war Bradtmüller weit mehr als eine Tankstelle. Die Bradtis arbeiteten wie ein lokaler Edel-ADAC für alle Lebenslagen. Was man besonders zu schätzen weiß, wenn man einem Haushalt mit drei Frauen vorsteht (schon
Meeresbiologe Groß: Gefahr durch Plastikmüll Haischutz-Aktionen, die Problematik rund um den Kiesund Sandabbau und die Versauerung der Ozeane oder unser Mangrovenprojekt in Indien. Bei allen Kampagnen geht es darum, den rasanten Verlust der Artenvielfalt zu stoppen. Wie ist das Verhältnis zu anderen Umweltschutzorganisationen?
Wo sehen Sie aus der Perspektive des Meeresbiologen die größte Gefahr für die Menschen? Dr. Onno Groß: Die größte Bedrohung sehe ich in der zerstörerischen Fischerei. Auch Plastikmüll, der in die Meere gelangt, ist ein großes Problem. Hier muss noch viel mehr für eine Nachhaltigkeit getan werden. Wie halten Sie es persönlich mit dem Fischkonsum? Dr. Onno Groß: Ich kaufe nur ökologisch unbedenklichen zertifizierten Fisch, zum Beispiel Hering und Makrele. Fisch sollte kein Massenprodukt sein. Jeder sollte wissen, dass man, um Lachs zu züchten bis zu zehn Kilo Fischmehl
Herrn Bradtmülklar, das ist poliler aus der Fastisch nicht korsung bringen rekt, aber wahr). würde. Das Beispiel? Ein Faschaffen nur die milienmitglied Schlipsträger setzt aus der von Shell, die Straße Herwimit einem neugredder in Risen Pachtmodell sen einen Notruf seinen Unmut ab, der zunächst provozierten. auf meinem Und Politiker Handy landet. aller Couleur, Natürlich wähdenen er grundrend einer Konsätzlich missferenz. Es folgt „Stern“-Chefredakteur Andreas Petzold traut. Oft diskueine sms: „Mein tierten wir, Auto ist liegengeblieben, was soll ich machen?“ während die „Wäsche 2 mit Heißwachs“ lief. Dann blickte Meine Antwort, wie immer: der Chef kritisch über seine „Bradtmüller anrufen.“ Damit randlose Brille und hob an: „Also konnte ich den Vorgang abhawissen Sie, Herr Petzold, dieser ken ohne darüber nachdenken Westerwelle, was der wieder...“ zu müssen, ob der altersschwache Alfa gerade dampfend ohne Dann kriegte der sein Fett weg. Keilriemen im Herwigredder ver- Und ich auch, weil Frau Bradtmüller den neuesten stern-Titel endet. Ich wusste: Die Bradtis auf ihrem Verkaufstresen nicht machen das. Nach wenigen Mimochte. Das waren manchmal nuten wird Jochen Bradtmüller harte Momente – die „Wäsche 2“ persönlich mit Herrn Gurski am dauert zwölf Minuten! Ort des Geschehens eintreffen. Dank der Vorarbeit der Herren Zuhause erfuhr ich dann am Gurski & Geertz mit DampfstrahAbend das ganze Ausmaß der ler und Schwamm lag das Katastrophe: Der Tank war leer Waschergebnis immer auf Weltgefahren.... Wirklich nichts, was
verfüttern muss, sogenannten Gammelfisch, wie beispielsweise Sandaale. Was kann der Einzelne im Alltag tun um die Ressourcen im Meer zu schonen? Dr. Onno Groß: Das fängt mit dem Kauf von regionalen Bioprodukten an, setzt sich fort beim Verzicht auf Verpackungen oder den Verzehr von Schillerlocken und Tropenshrimps. Wie können unsere Leser den Verein Deepwave unterstützen? Dr. Onno Groß: Ganz konkret können möglichst viele am 18. September um 15 Uhr zum vierten Elbstrand-Reinigungstag zur Strandperle in Övelgönne kommen. Denn der Müll wird von Flüssen ins Meer transportiert. Das wollen wir verhindern Der KLÖNSCHNACK dankt für das Gespräch.
Ehepaar Bradtmüller verabschiedet sich in den Ruhestand klasse-Niveau. Ob das in Zukunft auch so sein wird? Vor allem aber verliert Blankenese mit Bradtmüller eine Werkstatt für die kleinen Notfälle des Alltags. Rücklicht defekt? Kein Problem. TÜV? Machen wir. Der blöde Rasenmäher springt zum Saisonauftakt nicht an. Bradtmüller kommt vorbei. Morgens ein platter Reifen vor der Haustür? In fünfzehn Minuten erledigt. Herzlich, gelassen, umsichtig – die Familie Bradtmüller hat ihre Tankstelle zu einer Institution gemacht. Nun schließt die Werkstatt, die Mitarbeiter gehen. Aber immerhin –Tochter Barbara Bradtmüller bleibt – und damit sicher auch die treuen Kunden.