Klönschnack September 2015

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26 Schule.qxp_kloen 24.08.15 11:35 Seite 26

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SCHULE

Jubiläum bei der Rechtschreibung

haben es da definitiv leichter, denn sie waren ja von Anfang an dagegen und müssen ihre Meinung nicht ändern. Egal ob Befürworter oder Kritiker, eines setzt sich, zumindest in den Weiten des Internets immer Sie gehört wohl zu den umstrittensten Reformen in unserem mehr durch: Für einige Zeitgenossen gibt es Land. In diesem Jahr feiert die neue deutsche Rechtschreibung gar keine Rechtschreibregeln mehr, weder zehnten Geburtstag. Der KLÖNSCHNACK nimmt sie daher mit alte noch neue. Darf diversen Umfragen geglaubt werden, denkt manch einer, die neue einem Augenzwinkern unter die Lupe. deutsche Rechtschreibung bedeute, es sei enerationen von Schülern dürften Orthographie ihrer Tochter läßt sehr zu alles erlaubt. Diese Tatsache dürfte sowohl diesen Satz von ihrer Grundschulleh- wünschen übrig“, gelandet. Eventuell wäre Befürwortern als auch Gegnern der Reform rerin diverse Male gehört haben: noch die Bemerkung gefallen, es würde sehr einen kalten Schauer über den Rücken lau„Trenne nie st, denn es tut ihm weh.“ Bei von Vorteil sein, wenn besagte Schülerin fen lassen. Interessante Einblicke zum Thevielen Zeitgenossen hat die, selbstverständ- einmal ein Buch oder eine Tageszeitung le- ma „ich schreibe, wie es mir gefällt“ bieten lich in früheren Zeiten, falsche Anwendung sen würde, um so ein „Gefühl für Sprache“ unter anderem diverse Bewertungsportale im Internet. Dort finden sich dann so „wunder Rechtschreibregel eventuell auch zu ei- zu entwickeln. ner schlechteren Zensur im Schulaufsatz Vor diesem Hintergrund dürfte für man- derbare“ Sätze wie „Das Mehr war schön oder Diktat geführt. Der Rotstift wurde er- chen Pädagogen mit Einführung der neuen der Kelner unvreundlich und die Wuhrst jebarmungslos angesetzt. „S und T“ waren so deutschen Rechtschreibung mit Sicherheit den Tagg gleich“. Lehrer sollten ihre Schümiteinander verschmolzen, dass man als eine Welt zusammengebrochen sein. Der ler dringend darauf hinweisen, vor der nächsten Deutschklausur Schüler regelrecht den Schmerz spüren Satz: „Trenne ruhig st, keinesfalls im Internet musste, der passiert, wenn dieses perfekte denn es tut ihm gar nach einem Schnäppchen Paar mit Brutalität auseinandergerissen nicht weh“, hat sich „Trenne ruhig st, für den nächsten Familinach eingehender Rewird. denn es tut ihm gar enurlaub zu suchen. Die Die Verzweiflung, beispielsweise einer cherche für diesen Arnicht weh…“ Eltern sparen dann zwar Grundschullehrerin Mitte der 1980er Jahre, tikel in Grundschulen eventuell am Preis für die wenn bei einem Schulaufsatz „Wir haben nicht durchgesetzt. am Wochenende Spagetti mit Tunfischsoße An der Frage, ob die neue deutsche Recht- schönsten Wochen des Jahres, der Lehrer gegessen“ gestanden hätte, kann man nur schreibung, die in diesem Jahr ihr zehnjäh- allerdings mit der Vergabe einer guten Zenerahnen. Bei dem Thema mein schönstes riges Bestehen feiert, Erleichterungen für sur für Schüler beziehungsweise Schülerin. Wochenenderlebnis wäre bei dem Satz „Die Schüler und die Bevölkerung unseres Lan- Eines ist trotz Rechtschreibreform zuminSchifffahrt auf der Elbe war zwar schön, al- des gebracht hat, scheiden sich nach wie dest in der schönsten Stadt der Welt gleich lerdings habe ich mein Portmonee verloren vor die Geister. Allerdings scheint es mitun- geblieben: „In Hamburg sagt man Tschüs“und es in einer Nussschale wieder gefun- ter, dass manch ein Befürworter, Namen ganz egal, wie man „Tschüs“ nun schreibt. den“ spätestens ein Brief im Schulranzen werden an dieser Stelle bewusst nicht gefür die Eltern mit den Worten „Kommen Sie nannt, nicht mehr hundertprozentig von bitte demnächst in meine Sprechstunde, die dem Sinn der Reform überzeugt ist. Kritiker Autorin: cornelia.hoesch@kloenschnack.de

„Wie schreibt man noch …?“

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