Kloenschnack - Februar 2014

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Mit Hammer und Sprengeisen behaut Jörn Lissow kraftvoll einen Oberkirchner Sandsteinblock

Jörn Lissow, Steinmetz und Bildhauer

Erinnerungen an eine Zivilisation In seiner Werkstatt formt, verziert, graviert und poliert Steinmetz Jörn Lissow Grabsteine – all das von Hand. Seine steinernen Kunstwerke sind auch in Nienstedten und im Hirschpark zu finden.

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ie ein Steinmetz sieht Jörn Lissow Doch sind auch Steinmetze Moden unternicht aus. Statt einer dicken worfen. „Es heißt, wir sind circa zehn Jahre Schürze trägt er Jeans. Sein Kopf dem Design von Architekten hinterher.“ Daziert ein Bowler, im Mundwinkel hält er bei ist auch er ein Erbauer, seine Objekte sind nur etwas kleiner, aber mit Glück übereine gemütliche Pfeife. In aller Ruhe berichtet er von seinen Lehr- dauern sie Jahrhunderte, ähnlich wie Baujahren und der körperlich herausfordern- werke. „Der Unterschied zu Architekten ist den Arbeit mit Stein. „Unser Handwerk ist der, dass jeder Stein von mir ein Unikat ist – langsam – Konzentration und Genauigkeit keinen Entwurf würde ich zweimal verkausind unabdingbar, wenn ich ein schmuck- fen. Das ist bei Häusern natürlich etwas anvolles und persönliches Grabmal erschaffen deres“, scherzt der Steinmetz. Neben der kompletten Gestaltung von der will.“ Von Beginn an hat er sein Können an Ober- Form bis hin zur Typografie eines Grabkirchner Sandstein (aus dem Weserberg- steins interessiert sich Lissow auch für Bildhauerei. land) gelernt. Noch heute Zur Jahresfeier der Nienkauft er nur im nördlichsten Steinbruch Deutschlands Alte Grabmahle sind stedtener Kirche vor einigen Zeitzeugen Jahren stiftete er aus Verein. „Ich bin einfach verliebt bundenheit eine handgeferin das Material, das seit dem tigte Sonnenuhr. Mittelalter verwendet wird.“ Er legt Wert auf Tradition und respektiert Eine liebevoll behauene Bank ließ er vor die Steinkunst alter Zivilisationen. „Grab- der Bushaltestelle vor dem Nienstedtener steine sind oft die letzten Zeitzeugen gan- Friedhof aufstellen. „Ich fand es wichtig, zer Völker, deswegen bearbeite ich verwit- dass Ältere die Möglichkeit haben, sich vor terte Grabmarkierungen, aus Respekt vor oder nach dem Friedhofsbesuch auszuruhen.“ dem Geschick der alten Meister.“

Zum Entspannen lädt auch der französische Garten im Hirschpark ein. Hier nahm sich der Steinmetz 2012 nach einer Ausschreibung des alten Brunnens an. „Die Kombination aus trockenem Stein und fließenden Wasser reizt mich, weil ich privat viel auf dem Wasser bin. Das fröhliche Plätschern stellt einen schönen Kontrast zum ruhigen Stein dar.“ Ihm geht es immer um Lebendigkeit, ob es um das Andenken eines lieben Verstorbenen geht oder um einen Brunnen voller sprudelnden Wassers für Spaziergänger.

ZUR PERSON Jörn Lissow, wurde 1958 in Wedel geboren. Er ist in der 4. Generation als Bildhauer tätig. 1977 lernte er den Beruf des Steinmetzen, danach absolvierte er die Meisterschule. 1991 übernahm er den 1898 gegründeten Betrieb in Nienstedten. Hier werden Grabdenkmäler, Skulpturen und Brunnen entworfen und angefertigt, sowie Schriften gezeichnet und eingemeißelt oder Steinrenovierungen ausgeführt. www.lissow.de Autor: anna-lena.walter@ksv-hamburg.de


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