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Lilly
LILLY LOTTERBLUME
• Solche Chats können nie Privatsache sein • Irmgard Griss findet klare Worte über Kurz • Im GAK-Verfahren gibt‘s am Ende eine Anklage – eine ehemalige Buchhalterin
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Hallo, meine Lieben!
Ich weiß nicht, ich weiß nicht, was ich machen soll und mein Allerliebster ist mir da überhaupt keine Hilfe dabei. Er sagt nur: „Du wirst das schon richtig machen …“ Unsere Jüngste war so schwer verliebt und jetzt ist es auf einmal über Nacht aus. Sie tut mir so leid, weil sie sich fast wie in ihrer Kindheit bei mir anlehnt und Schutz sucht. Das tut gut, aber sie wissen ja, man kann da nicht wirklich helfen, sondern kann nur versuchen, zu trösten. Bei uns in der Nachbarschaft gibt’s auch einige türkische Zuwandererfamilien. Und da haben wir gehört, dass die mit ihrer Tochter kürzlich in die Türkei gereist sind, weil sie dort den Bräutigam ausgesucht haben. Und deren Tochter findet nichts dabei, * weil sie ja in dieser Welt aufgewachsen ist. Die war ganz freudig aufgeregt, obwohl sie ihren Bräutigam gar nicht je vorher gesehen hat. Wenn ich dann daran denke, wie niedergeschlagen unsere Jüngste jetzt ist, dann denke ich mir: Solche Sorgen haben die Eltern der jungen Türkin nicht. Das letzte Mal hat mir ja Frieda erzählt, dass der Jochen PildnerSteinburg, Präsident der Steirischen Industrie, nach Wien gehen soll und dort als Nachfolger von Industriellen-Präsident Veit Sorger vorgesehen ist. Und die Frieda meinte noch, damit wäre er neben dem gut vernetzten Fritz Grillitsch, dem Bauernbundpräsidenten, der ranghöchste steirische Vertreter auf dem Wiener Parkett. In der steirischen ÖVP, so erzählt die Frieda, waren die Funktionäre arg geschockt, als sie nun lesen mussten, dass der Grillitsch sich von einer Stunde auf die andere total aus der Politik zurückzieht. Es waren auch für ihn die Aufregungen so arg, dass er in Graz bekanntlich wegen Herzproblemen ins Krankenhaus musste. Alle, mit denen die Frieda über Grillitsch gesprochen hat, waren fast traurig, weil der Obersteirer auch in den anderen Parteien viele gute Freunde hat. Die Frieda hat immer wieder gehört, und sie geht ja in der ÖVP aus und ein, dass Grillitsch gute Chancen gehabt hätte, dem Hermann Schützenhöfer zu folgen, hätte er das im Auge gehabt. Nun ist * es klarerweise vorbei damit. Schon einmal war Fritz Grillitsch knapp vor dem Sprung in die Landesregierung, damals noch zu Zeiten von Waltraud Klasnic. Er habe damals bereits, so erzählt die Frieda, die Zusage der damals allmächtigen steirischen VP-Chefin gehabt, die dann allerdings im Parteivorstand einen anderen vorschlug, ohne Grillitsch darüber zu informieren. Verständlich, sollte das so stimmen, dass der Grillitsch sich zu Klasnics Verdiensten kaum noch äußerte. Weil die Frieda gerade von Klasnic geredet hat. Herwig Hösele war einer ihrer engsten Mitarbeiter und ist, so der Hubert, sicher ein belesener Mann. Kein Wunder, dass er viel über die Vorzüge und Nachteile der Demokratie, das passende Wahlrecht philosophiert. Doch mit einem scheint er ein Problem zu haben, mit dem innerparteilichen demokratischen Umgang. Der Hubert denkt da an die Zeit zurück, als Klasnic wegen der Energie Steiermark gewaltig Zoff mit Gerhard Hirschmann und Herbert Paierl hatte. Hösele spielte in dieser Auseinandersetzung eine wichtige Rolle. Heute bezeichnet er sich selber als „Wut-Bürger“, wegen der stärker werdenden Politikverdrossenheit in Österreich, und schließt sich dem Kreis jener an, die dagegen sogar ein Volksbegehren überlegen. Schon pikant. Oder pervers. Oder auch zum Schmunzeln. Hösele äußerte sich in den Medien im Sinne wie: „Irgendwann werden die Regierungsparteien von uns hören.“ Aber er selbst hat nicht gut zugehört und die Dinge richtig analysiert, als er im Regierungsbüro in der Grazer Burg die Fäden gezogen hat. Denn sonst wäre die Landtagswahl 2005 für Waltraud Klasnic nicht zu einem Desaster geworden,

Ich als einfache Frau habe noch nie in meinem Leben gechattet, weiß gar nicht, wie das auf meinem Handy funktioniert. Aber unsere Freundin, die so der Hubert. Dem klarerweise Ute – die probiert alles Neue gerne aus. noch immer leid tut, dass die „CheUnd sie ist als treue ÖVP-Anhängerin fin“ damals so sang- und klanglos entsetzt, was da durch die Chats von von der politischen Bühne abtreten Ex-Kanzler Sebastian Kurz, Finanzminis- musste. Bei ihrem 60er, zu dem ihr ter Gernot Blümel und den „Freund der zwei Wochen nach der Wahl logiFamilie“ sowie anderen Spitzenfunktio- scherweise viele Mitarbeiter gratu-nären an die Oberfläche gekommen ist. lierten, kam aber keine StimmungDie Verteidigungslinie, das seien private Dinge, die da immer wieder auch von steirischen ÖVP-Spitzen bemüht wird, ist * auf. Da war die Trauerarbeit wichtiger. völlig unangebracht, so die Ute. Wenn Sebastian Kurz davon spricht, ob er ein Bundesland aufhetzen soll, wenn Kurz sich gegen die Katholische Kirche In der Steiermark durfte Gerhard wendet und diese unter Druck setzen Draxler seinerzeit nicht ORF-Lanwill, wenn Kurz von getürkten Umfragen desdirektor werden, weil er für gewusst hat, dass seine Partei die Wahl- ÖVP-Landeshauptfrau Waltraud kampfkosten um mehrere Millionen Klasnic zu viel rot und zu viel überschritten hat. schwarz war. In Kärnten wurde er ORF-Landesdirektor unter Jörg Haider von der FPÖ. In Wien wurde er Informationsdirektor unter WolfZu Schützenhöfers Aussage, Menschen- gang Schüssel von der ÖVP. Und hatz werde da betrieben, nachdem nun wurde er wieder steirischer Kanzler Kurz mit einer Anklage wegen Landesdirektor unter dem roten falscher Zeugenaussage vor dem Landeshauptmann Franz Voves. U-Ausschuss rechnen muss, bemerkt Was damit zum Ausdruck kommt, der Herwig: Sebastian Kurz hat die hat mir kürzlich der Josef erzählt. Bestellung Schmids hinter den Kulissen Dass Gerhard Draxler von seinem höchstpersönlich dirigiert. Er hat auch Job als Journalist was verstehen ❖ dafür gesorgt, dass selbst die Aufsichts- muss und alle jene eines Besseren räte der ÖBAG, also die Kontrolleure belehrt hat, die ihn in der jeweiligen seines Freundes Schmid, von ihm, dem Phase jener politischen GruppieKanzler, ausgesucht wurden. Er dachte rung zugeordnet haben, die gerade dort an der Macht war oder ist.

da an Ex-Magna-Chef Sigi Wolf oder an Karl-Theodor zu Guttenberg, den ehemaligen deutschen Wirtschaftsminister, der über seine gefälschte Dissertation gestolpert war. Steuerbar sollten vor allem die weiblichen Aufsichtsratsmitglieder sein. Darauf kam es an, erinnert der Herwig. All das enthüllen die Chats von Thomas Schmid, die nun der WKStA vorliegen. Da gibt‘s wenig zu deuteln, verteidigt ihn die Ulrike nicht. Monatelang hatte Schmid sein Idol Kurz, aber auch dessen damaligen Exekutor, den Kanzleramtsminister Gernot Blümel, und den damaligen Finanzminister Hartwig Löger gedrängt, ihn, Schmid zu bestellen. Und nun kommen die direkten Aussagen: „Keine Sorge, du bist Familie.“ „Und wir alle brauchen dich“, beruhigte Gernot Blümel, der heutige Finanzminister seinen Haberer. „Kriegst eh alles, was du ❖ willst“, textete Sebastian Kurz an Schmid. Und Schmid bedankte sich untertänigst: „Danke, dass du mir diese Chance gibst, mich zu beweisen. Das ist grenzgenial.“ Was die Ulrike nicht gerade begeistert: die vielen Bussis, die die untereinander austauschen. * Und nur zur Zeitschiene: All das schrieben sich die jungen Männer im Frühjahr 2018, noch ehe es überhaupt zur öffentlichen Ausschreibung des ÖBAGPostens gekommen war. Sie packelten
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den Posten aus, zum Nachteil anderer, vielleicht besserer Kandidaten. So sieht es zumindest der Herwig. Und genau diese Form von Postenvergabe wollten Österreichs Abgeordnete untersuchen – anfangs auch gegen den Widerstand der Grünen, die ihren Koalitionspartner ÖVP schonen wollten. Erst der Verfassungsgerichtshof gab grünes Licht zur Übergabe der Handys. Kurz konnte damals ja auch noch nicht ❖ ahnen, dass all die Chats von Thomas Schmid eines Tages in der Öffentlichkeit bekannt werden. Kurz stellte sich bewusst vergesslich, vermutet mein Allerliebster, und antwortete ausweichend, sagte in manchen Punkten schlicht die Unwahrheit. Unser Jurist in der Tarockrunde: Der Ex-Kanzler hat tatsachenwidrig ausgesagt. Er hat nichts über die Gespräche mit Schmid und anderen darüber im U-Ausschuss ausgesagt. Da heißt es in der Einleitung des Verfahrens der WKStA: Demnach hat Sebastian Kurz im Untersuchungsausschuss tatsachenwidrig die ab Ende 2017 mit dem gemeinsamen Bestreben Mag. Thomas Schmid für die ÖVP zum Alleinvorstand der ÖBAG zu nominieren geführten Gespräche und Telefonate, sowie den diesbezüglichen Austausch in Chats mit diesem in Abrede gestellt und behauptet, er sei nur informiert, aber nicht darüber hinausgehend eingebunden gewesen. * Im Klartext heißt das: Der Bundeskanzler habe die Unwahrheit gesagt oder (sogar) gelogen, als er behauptete, über Schmids Bestellung nur am Rande informiert worden zu sein. Aber das ist noch nicht alles. Die WKStA wirft Kurz, davon weiß auch der Herwig, noch zwei weitere Lügen vor: Er soll auch seine Rolle bei der Auswahl des ÖBAG-Aufsichtsrats sowie seine Kenntnis einer
❖ Christoph Biro, Chefredakteur der Steirerkrone, zeigt immer wieder, so habe ich der Ute bei der letzten Tarock-Runde beim Diskutieren am Nebentisch zugehört, dass er von der Steiermark noch immer wirklich wenig weiß. Er kommt aus Wien und ist ein Bürgerlicher im alten Sinn des Wortes, tut sich schwer mit neuen Entwicklungen. Daher gefallen ihm auch Typen, die ihm schmeicheln und ihn als einen der Großen und Wichtigen im Lande darstellen. Mit Oswin Kois verlasse der vielleicht kompetenteste Manager die große Bühne, streut Biro dem NochEnergie-Steiermark-Chef Rosen. Das zeugt schon von wirklicher Sachkenntnis, lästert die Ute. Was Kois in der einst skandalgebeutelten Estag gelungen sei, so der Herr Biro, suche seinesgleichen. Wer denke angesichts des Grünen E heute noch an die schmutzigen Schlagzeilen von früher? Und die Estag sei auch profitabel. Zweistellige Millionenbeträge dürfe das Land Jahr für Jahr kassieren, und dass der steirische Stromriese keinen Atomstrom ins Netz einspeist, stehe ebenfalls auf der Kois’schen Erfolgsliste, schreibt Biro in der Steirerkrone. Letzteres stimme in keinem Fall, hört die Ute aus der Energie-Steiermark-Zentrale von jemandem, der * mit Stromhandel zu tun hat.
Postenschacher-Vereinbarung falsch dargestellt haben. Einen Vorteil hat die neue Situation für Kurz jedenfalls: Er hat ab sofort auch ganz offiziell die Lizenz, vor den Justizbehörden zu lügen. Er ist ja Beschuldigter eines Strafverfahrens und unterliegt als solcher nicht mehr der Wahrheitspflicht in seinem Verfahren. * Ein klares Urteil kommt auch von Irmgard Griss, der ehemaligen Präsidentin des Obersten Gerichtshof, weiß der Herwig. Kein Richter müsse mehr feststellen, dass Sebastian Kurz zum Kanzler ungeeignet sei. Die entscheidenden Vorwürfe, Anstand usw., seien alle schon geklärt. Die Ulrike will ja nicht als männerfeindlich gelten. Sie ist viel unterwegs im Justizpalast in Graz, aber auch in Wien. Sie zeigt sich verwundert, dass im langjährigen Verfahren um den GAK nun gerade eine Frau als Einzige auf der Anklagebank landen soll. Es handelt sich um eine ehemalige Buchhalterin. Diese, so hat die Ulrike erfahren, sei schon vor Jahren einmal in einer anderen Sache auf der Anklagebank gesessen. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft hat sie nun angeklagt. Der Prozess soll vor Weihnachten über die Bühne gehen. Auch keine angenehme Sache. Wie die Ulrike bei unserem letzten Plausch vor dem Lockdown im Café Promenade erzählt hat, will sich die ehemalige GAK-Buchhalterin aber nicht mir nichts dir nichts ihrem Schicksal ergeben. „Den Letzten beißen die Hunde“, hat da die Ulrike irgendeinen Schriftsteller-Spruch hinzugefügt. Mir sagt das wenig. Aber ich habe ja auch gar keine Zeit zum Bücherlesen. Vor allem nicht vor Weihnachten. ❖
Warum gehe Kois überhaupt per 31.
März, trauert Biro. Franz Voves könnte ihm da sicher die passende
Antwort geben, rät die Ute dem Steirerkrone-Chefredakteur. Im Übrigen habe dieser Oswin Kois Handschlagqualität – ein Charakterzug, der heutzutage immer seltener zu finden ist, will das Biro-Lob kein
Ende nehmen. Er meint damit aber hoffentlich nicht den Sack voller
Energie-Steiermark-Inserate und die zigtausenden Euro dafür, welche die Krone im Laufe der letzten zweieinhalb Jahre einsackeln konnte, ätzt die Ute weiter. Aber wer weiß, so die Ute, vielleicht hat der Nachfolger von Kois eine ähnlich lockere
Hand beim Geldausgeben, wenn’s darum geht, vor allem für sich als
Person guten Wind zu machen.
Denn viel will der Tarock-Runde nicht einfallen, als die Ute danach fragt, was dem Kois so alles gelungen sei. Da fielen dann Begriffe wie Aber alles Liebe für die Zeit und das Murkraftwerk und Photovoltaik-Anneue Jahr, Eure Lilly! lage auf der Firmenzentrale. Doch diese Projekte sollen schon die Vorgänger auf Schiene gebracht haben.
Bis zum nächsten Mal,