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Lilly Lotterblume

Jetzt stecken wir mitten in der Krise. Auch bei uns in der Familie. Ich bin völlig durcheinander, weil meine Kinder total ausflippen. Und zwar deshalb, weil ich mir erlaubt habe, eine gedachte mehrtägige Jux-Fahrt nach Florenz nicht dadurch zu unterstützen, dass ich unser Konto noch mehr belaste. Jetzt muss ich mir anhören: „Seids ihr alle verrückt geworden? Wenn das alle so machen, dann schaut’s erst so richtig schlecht aus, dann geht’s überhaupt mit allem bergab. Was ist, wenn ich dort meine Traumfrau oder meinen Traummann finde“, attackieren mich meine Jüngsten, „der vielleicht auch noch durch seine Eltern wirtschaftlich was mitbringt, die vielleicht auf der Bank oder sonst wo sehr viel haben. Dann war das ja die beste Investition, die du getätigt hast und die Chance willst du uns vermasseln?“ Na ja, diesen Argumenten konnte ich mich nicht wirklich verschließen, weil sie doch ganz gut und vernünftig waren. „Ihr verhaltet euch ja so“, sagt mein Jüngster, „wie die Banken untereinander, keiner will dem anderen ein Geld borgen. Da wird ja alles noch schlechter. Wenn jeden Tag nur über die schlechte Stimmung geredet wird, dann weiß man doch, dass nichts sich zum Besseren wendet. Auch das, was noch gut ist, geht dann den Bach hinunter. Diese Situation kann man einfach nicht zulassen und daher fahren wir nach Florenz“, so meine Jungen. Und da fällt mir ein altes Bauernsprichwort ein, wo es heißt: Wenn die Kuah hin is, solls Kalbl auch hin sein. So weit soll es nicht kommen. ❉ Alles schaut so ferne aus, aber nur für uns, sagt der Herwig, der in einem Regierungsbüro in der Burg arbeitet. Die Parteistrategen, die kümmern sich schon um die Landtagswahlen im Jahr 2010, denn so ferne ist die nicht mehr. In knapp zwei Jahren ist es so weit. Man braucht sich nur daran erinnern, die letzte Wahl war im Oktober 2005 und Franz Voves hat sich schon gut zwei Jahre vorher in Position gebracht. ÖVP-Chef Hermann Schützenhöfer, so der Herwig, versucht gegen die große Koalition seine Bedenken zu äußern und sich gegen Pröll aufzulehnen, weil er ja genau weiß, dass die Stimmung unter den VP-Steirern für die große Koalition nicht gerade überschäumend ist. Aber ob das mehr als Kosmetik ist, das will der Herwig nicht wirklich bestätigen. Jedoch man weiß auch, dass Wirtschaftsbund-Obmann und Landesrat Buchmann seiner Partei in Wien ausgerichtet hat, dass er den Vize-Vorsitzenden zurücklegt. Er will sich nicht vorwerfen lassen: „Du hast ja die große Koalition auch unterstützt, ganz egal, ob dann die Kritik von Blau, Grün, Rot oder auch der eigenen Gruppierung kommt.“ Denn Peter Mühlbacher und Freunde, der noch immer Präsident der Wirtschaftskammer ist, wollen in keinem Fall Hermann Schützenhöfer an der Spitze sehen, sondern hoffen, möglicherweise Buchmann als ÖVP-Spitzenkandidaten aufzubauen. Sie sprechen es im kleinen Kreis offen aus, dass Schützenhöfer keine Chance gegen den amtierenden Landeshauptmann haben wird. Also, so der Herwig, man sieht, die ÖVP ist alles andere als geeint, auch wenn die Risse nach außen noch nicht so sichtbar sind.

❉ Das alles registrieren klarerweise auch Hermann Schützenhöfer und sein Umkreis, und es zeichnet sich eine Lösung ab, die doch alle überraschen könnte. Diese dürfte es aber erst im Frühjahr 2010 geben, denn da gibt es, ausgenommen Graz, die Gemeinderatswahlen in der Steiermark. Diese wird doch irgendwie als Stimmungsbarometer für die Landtagswahl angesehen, die wenige Monate darauf im Herbst über die Bühne geht. Ist die Grundstimmung und damit dann das Ergebnis schlecht bis mies, dann wird sich Schützenhöfer selbst aus dem Rennen nehmen und seinen Joker einwechseln. Das ist der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl. Er wird dann der Herausforderer von Franz Voves sein. Es gibt also das Duell: Amtierender Grazer Bürgermeister, der das in Graz seit Jahren ganz gut macht, gegen den amtierenden Landeshauptmann Franz Voves. Ein Wahlkampf, der dann völlig offen ist. Denn der konservative, aber doch sympathisch wirkende Nagl, so die Ulla, kann mit vielen, wie wir wissen. Er führt eine grün-schwarze Koalition. Er hat sich ebenfalls stets gegen die große Koalition ausgesprochen. Die Grünen wiederum werden nicht wirklich gegen Nagl mobilisieren, wo sie doch in Graz gemeinsame Politik machen. Nagl hat den Vorteil, dass er österreichweit bekannt ist und man ihn daher nicht erst aufwändig präsentieren muss. Er ist auch gleichsam unbeschädigt in seiner politischen Karriere, hat also gute Voraussetzungen. Und eines ist auch klar: Die drittstärkste Partei wird nach der Landtagswahl den Landeshauptmann bestimmen, denn keiner von beiden – Voves oder Nagl – wird die absolute Mehrheit schaffen. Und damit benötigt er einen Steigbügelhalter. Die FPÖ wird aller Voraussicht nach sicher zu Nagl tendieren. Zumal Voves selbst jetzt auch in einem Brief schon erkennen lässt, dass die Unzufriedenheit an der Basis und der mangelnde Kontakt zwischen Funktionären und der Basis ihm große Sorgen bereitet. Da schließt er sich offensichtlich selbst ein, denn immerhin steht er ja bereits seit Jahren an der Spitze der Partei und hat damals gemeint: „Wir werden vieles besser machen.“

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❉ Aber was ist dann in Graz, fragt mich mein Allerliebster. Ja, da könnte es sein, dass der Christian Buchmann wieder nach Graz zurückwechselt, wo er ja herkommt. Denn seine erste wichtige politische Funktion hat er ja in der Stadtregierung gehabt. Oder, was natürlich mir als Frau noch sympathischer wäre, dass erstmals auch die ÖVP eine Frau nach Graz schickt, und zwar die Kristina Edlinger-Ploder. Dann gäbe es mit der Lisa Rücker erstmals eine Weiber-Wirtschaft. Und was soll daran so schlecht sein, frage ich Sie, liebe Leser. Ich hab’ jedenfalls mit meinem Allerliebsten bereits eine Wette auf Nagl abgeschlossen, der, mein Allerliebster, das ja noch nicht so ganz wahrhaben will, was da passieren wird. Ausgemacht haben wir, dass ich mir ein großzügiges Geschenk aussuchen kann und er für vier Wochen den Haushalt führen wird, die Kinder versorgt oder auch seine Schwiegermutter, die dann bei uns wohnen wird. Ich selbst werde mich nach Mallorca vertschüssen, natürlich gut bewacht von meiner Freundin Ulla, die natürlich zu mir hält. Also, tschüss, bis zum nächsten Mal.

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