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Symbol und Symbiose zugleich: Die «KKL-Büchse»
from neuland 63
by kklschweiz
Eine Büchse, in der Münze um Münze gesammelt wird, um auch so die Heimat des jüdischen Volkes zu etablieren: Die Geschichte eines Erfolgmodells.
In vielen jüdischen Häusern und Wohnungen war sie früher nicht wegzudenken, ja gehörte eigentlich regelrecht zum Inventar: Die Blaue Büchse des KKL-JNF. Kaum ein Gegenstand symbolisiert wohl die Verbindung zwischen dem Staat Israel und dem Jüdischen Nationalfonds besser als dieser eigentlich eher unscheinbare Gegenstand. Und das hat durchaus seinen Sinn: Die Blaue Büchse begleitet den KKL-JNF von Anfang an.

Zvi Hermann Schapira (1840-1898), Vordenker der jüdischen Nationalbewegung, dessen Ideen und Anregungen zur Gründung des KKL-JNF während des fünften Zionistenkongresses am 29. Dezember 1901 in Basel beitrugen, hatte bereits 1894 die Idee einer Blechdose mit dem Spitznamen «Pushke» vorgestellt. Er ermutigte seine Freunde, Münzen in die Büchse zu legen, um auch auf diese Weise das Land Israel zu besiedeln. Unterstützung kam sofort auch von
Theodor Herzl, der noch am Kongress in Basel seine Kopfbedeckung auf den Tisch legte und diese damit zur Büchse umfunktionierte – anscheinend ein voller Erfolg bei den Delegierten, die die Geste sofort verstanden.
Unterstützung für die Büchsen-Idee kam auch aus einer anderen
Ecke: Mit der Gründung des KKL-JNF 1901 kam nämlich ein Bankier namens Chaim Kleinman aus der polnischen Stadt Nadwórna auf die Idee, die für den Betrieb benötigten Mittel möglichst flächendeckend zu sammeln.
Er schickte einen Brief an die zionistische Zeitung «Die Welt» in Wien: «Inspiriert von der Idee ’ein Groschen und noch ein Groschen’, habe ich nach der Entscheidung des ’Zionistischen Kongresses 1901, den KKL-JNF zu gründen, eine ’Israel-Büchse’ installiert, einen Zettel mit dem Titel ’Nationalfonds’ darauf angebracht und an einem zentralen Ort in meinem Büro platziert. Die bisherigen Ergebnisse sind beeindruckend. Ich schlage vor, dass andere Unterstützer, und insbesondere alle Mitarbeiter der zionistischen Büros, auf diese Weise Spenden für den KKL-JNF sammeln.» Die Idee des «Crowd-Fundings» war hiermit geboren, und der KKL-JNF nützte sie auf beeindruckendste Weise!
Die ersten Büchsen waren 1904 bereit, und eine von ihnen wurde sogar noch von Theodor Herzl selbst in sein Büro gestellt (sie wird heute im Herzl-Museum in Jerusalem aufbewahrt). Die nicht nur symbolische Bedeutung der Büchse wurde vielen Menschen sofort klar, nicht nur, weil sie ein Werkzeug zum Sammeln von Spenden war, sondern auch, weil sie die Verbindung zwischen den Jüdinnen und Juden der Diaspora und der kleinen Anzahl jüdischer Einwanderer, die nach Israel kamen bzw. schon dort waren, aufzeigte. Menachem Ussishkin (1863-1941), einer der herausragenden Leiter des KKL-JNF, meinte, dass «der Groschen, den das Kind zum Zwecke des Landkaufs gibt oder sammelt, wichtig ist auch für seinen pädagogischen Wert: Das Kind gibt nicht dem KKL-JNF, sondern eigentlich sich selbst… eine wichtige lebenslange Erfahrung.»
Unterdessen diente die Büchse viele Jahrzehnte lang als beliebtes Mittel, um die zionistische Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Die gesammelten Spenden wurden für den Kauf von Land verwendet, auf dem der jüdische Staat gegründet wurde. Aber die charakte- sen hatten die Form eines Buches, und in mehreren mitteleuropäischen Ländern gab es Papierschachteln, die gefaltet und in einer Tasche getragen werden konnten. Dieser Entwurf erwies sich als ideal für Spender, die den Zionistenkongress besuchten, sowie für deutsche jüdische Schulen in den 1920er und 1930er Jahren. ristische Blaue Büchse war mehr als bloss ein Werkzeug zur Geldsammlung: Von Anfang an war sie ein wichtiges pädagogisches Werkzeug zur Verbreitung der zionistischen Idee und die Stärkung der Verbindung des jüdischen Volkes mit seiner ewigen Heimat.
Historisch bedeutsam und ebenfalls von hoher Symbolkraft ist sicher die Tatsache, dass am Schluss des Zweiten Weltkrieges sogar im Warschauer Ghetto ein zerbeultes Exemplar einer Büchse gefunden wurde – was dieses wohl erzählt hätte, wenn es sprechen könnte?
Eine weitere interessante Variante war die Büchse, die nur eine kleine Anzahl von Münzen enthalten konnte. Die kleinste Büchse wurde während des britischen Palästina-Mandats in Jerusalem hergestellt und hatte die Grösse einer Streichholzschachtel. Das liegt vielleicht daran, dass die jüdische Bevölkerung im Land in jenen Jahren oft eher arm war und es darum bei einer symbolischen Spende belassen mussten.
Später wurde die Blaue Büchse u.a. durch eine Art blaues Buch ersetzt, welche bis heute in Gebrauch ist. Die Symbolkraft der KKL-JNF-Büchse kann aber dennoch nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Nicht selten wurde diese Verbindung auch durch die KKL-JNFVertreterinnen und -vertreter betont, welche in die Haushalte kamen, um die Münzen einzusammeln.
Aber wie kam die Blaue Büchse eigentlich zu ihrem Namen? Sie ist nach ihrer dominanten Farbe benannt, welche ja auch die Staatsfarben Israels sind. Aber im Laufe der Jahre erhielt sie dennoch viele verschiedene Designs: Die ersten Büchsen, wie auch die auf Herzls Schreibtisch, waren in der Farbe Hellblau. Die 1920 in Österreich hergestellten verzierten Büchsen waren in der Farbe Kupfer gehalten, einige der ledergebundenen Büchsen aus Deutschland waren schwarz. In anderen Fällen gab es auch Variationen der Form der Büchse. Amerikanische Büchsen waren rund, deutsche Büch-