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darf prominent mitfeiern
from neuland 63
by kklschweiz
Der jüdische Staat feiert an diesem Jom Ha’Atzma’ut 5783/2023 dreiviertel
Jahrhundert Existenz: Der KKL-JNF darf sich bei diesem Geburtstag zu Recht ganz vorne unter die Gratulanten einreihen. Ein Rückblick, der auch ein Ausblick ist.
Mai 1945, der Zweite Weltkrieg ist eben zu Ende gegangen. Sechs Milllionen Jüdinnen und Juden sind während der Schoa ermordet worden, Hunderttausende leben als Flüchtlinge, sogenannte «Displaced persons» (DPs), zerstreut über ganz Europa.
Der Blick der Welt richtet sich in diesen dramatischen Wochen und Monaten nicht zuletzt auch auf Palästina, das weiterhin britisches Mandatsgebiet ist.
Denn noch ist der Abzug der Briten nicht beschlossene Sache. Die Mandatsmacht überlegt sich nun sogar, Palästina in neue politische Regionen aufzuteilen: Dabei sollte der Negev von früheren Gebieten abgeschnitten werden, die im Grundsatz dem jüdischen Staat zugeteilt worden waren. Vor allem beim KKL-JNF erkennt man sofort die Wichtigkeit dieses Teils des künftigen Staatsgebietes. Die jüdische Führung des Jischuw beschliesst deshalb, zu handeln: Am 6. Oktober 1946, in der Nacht nach Jom Kippur, brechen tausend Menschen aus sechs Dörfern zu elf potentiellen neuen Siedlungen auf. Die Konvois erreichen ihre Ziele beim ersten Licht und innerhalb weniger Stunden gibt es elf neue jüdische Siedlungen, eine Art Symbol des noch nicht gegründeten Staates.
Wenige Tage später nimmt der 22. Zionistenkongress, der erste seit der Schoa, der wiederum in Basel stattfindet und gleichzeitig der letzte vor der Staatsgründung, Kenntnis von dieser Aktion. Vier Monate nach der Gründung der elf Siedlungen entstehen drei weitere im Negev, dem wichtigen strategischen Gebiet: Eine nicht zu unterschätzende Voraussetzung dafür, dass Israel sich als Staat behaupten kann.
1947 weitet der KKL-JNF seine Aufforstungsarbeit aus und am Ende des Jahres gibt es fast fünf Millionen Bäume in 67 Wäldern, darunter einige neue, z.B. den Märtyrerwald zum Gedenken an das dezimierte polnische Judentum, der in späteren Jahren zum offiziellen Gedenkwald Israels an alle im Holocaust getöteten Juden wurde: 6 Millionen Bäume in Erinnerung an 6 Millionen ermordete Menschen.
Als am 14. Mai 1948 David Ben Gurion den jüdischen Staat ausruft, waren trotz britischer Präsenz längst weitere Siedlungen entstanden, alle auf KKL-JNF-Land. Oberste Priorität hatte die damalige «Negev-Aktion»: Kibbutzim und Moshavim entstanden im Süden des neuen Staates. Die meisten Standorte dieser Siedlungen, die die gesamte Bandbreite der ideologischen Besiedlung repräsentierten, wurden nicht wegen der Bodenqualität ausgewählt, sondern mit der primären Absicht, jüdisches Territorium zu erweitern.
Wie sehr der KKL-JNF wie keine andere zionistische Organisation bei der Gründung Israels Pate stand, zeigt sich auch an folgender Tatsache: Der Sitz des KKL-JNF in Tel Aviv hatte nämlich die Ehre, die entscheidende Sitzung des Provisorischen Rates zur Unabhängigkeitserklärung zu beherbergen. Der Rat diskutierte den Vorschlag zur Ausrufung der Eigenstaatlichkeit am 12. Mai 1948 im Konferenzraum des KKL-JNF-Büros in Tel Aviv.
Zwei Tage später, an einem Freitagnachmittag, verkündete Ben Gurion die Gründung des Staates Israel.
Die Büros des KKL-JNF in Jerusalem und Tel Aviv wurden mit Glückwunschtelegrammen überschwemmt, ein weiteres Zeichen einer Symbiose von Organisation und Staat.
In Absprache mit David Ben Gurion wurde während des anschliessenden Unabhängigkeitskrieges beschlossen, dass der KKL-JNF eine Negev-Kommission einrichten sollte, die für die südlichen Siedlungen Verantwortung übernimmt. Die Kommission trug dazu bei, die peripheren Gemeinden zu stärken und die Versorgungslinien offen zu halten. KKL-JNF Landarbeiter waren nun «Soldaten», die für logistische Aufgaben eingezogen wurden. Nach der Etablierung des jüdischen Staates hatte der Landbesitz von KKL-JNF eine Million Dunam erreicht, zehn Prozent befanden sich im Negev. Gerade die Besiedelung im Süden war nun sowohl aus Sicherheitsgründen als auch aus Gründen der Bevölkerungsverteilung dringend erforderlich. Die Tore des Landes öffneten sich nun für die grossen Einwanderungswellen der kommenden Jahre und Jahrzehnte und der KKL-JNF, bisher schon mehr als Geburtshelfer des jungen Staates, befand sich auch bei dieser Aufgabe an vorderster Position: Nicht zuletzt bei der Aufnahme und Integration der jüdischen Einwanderinnen und Einwanderer aus den nordafrikanischen Ländern, aber auch dem Jemen oder dem Irak, vor allem in den Jahren 1955/56, aber auch später.
Die Tore des Landes öffneten sich weit für Einwanderer, und der KKL-JNF spielte bei dieser Aufgabe eine führende Rolle.
Der KKL-JNF fungierte hier als grosser Arbeitgeber, denn viele dieser neuen Olim fanden nun eine Arbeit bei der Aufforstung der israelischen Wälder.
Nach dem Suez-Krieg 1956 ändert sich die strategische Lage des jüdischen Staates gut zehn Jahre später dramatisch: Im Mai 1967 steigt die Kriegsgefahr im Nahen Osten rasch an: Der ägyptische Präsident Nasser droht unverholen mit der Zerstörung Israels, die Solidarität der arabischen Welt scheint ihm sicher, die Zeichen stehen auf Sturm. Und wieder erfüllt der KKL-JNF in diesen entscheidenden Wochen seine staatstragende Rolle: Während der Tage und Wochen vor dem Sechstagekrieg baut der KKL-JNF nämlich neue Strassen auf dem Berg Gilboa und in ganz Israel. Als am 5. Juni der Krieg beginnt, ermöglichen viele von ihnen «Zahal», i.e. der israelischen Armee (Englisch auch IDF), sich schnell zu bewegen und «ihren Angriff zu erleichtern», wie es eine Zeitung damals ausdrückte. Generalstabschef Yitzhak Rabin s.A., erfolgreicher Kommandant des Sieges und späterer Ministerpräsident, lobte den KKL-JNF dafür, in den fünf Jahren vor dem Krieg knapp 500 km Strassen gebaut zu haben, hauptsächlich entlang der syrischen und jordanischen Grenze, eine nicht unwichtige Tatsache.
«Die Beziehungen zwischen der Armee und dem KKL-JNF», sagte Rabin damals, «sind sehr eng. Die Arbeit des Fonds beim Bau von Grenzstrassen, der Einrichtung von Aussenposten und der Entwicklung der Grenzregionen hat wesentlich dazu beigetragen, unsere Verteidigung in Grenzgebieten zu stärken, und er wird dies auch weiterhin tun. Ich habe keinen Zweifel an der anhaltenden Notwendigkeit dieser Sicherheitsarbeit unter unseren neuen Umständen.» Er sollte Recht behalten.
Unmittelbar nach dem Sechstagekrieg und dem Sieg der IDF war der KKL-JNF damit beschäftigt, Gebiete zu erschliessen, die durch den Krieg dazugekommen waren. Der KKL-JNF eröffnete eine Reihe von Nebenstrassen, um diese Regionen zu verbinden und zu entwickeln. Neben der Landgewinnung und dem Strassenbau umfassten die Arbeiten auch einen grossen Teil der Entwässerung der Mündung des Jordan.
Wie sehr die Interessen Israels mit denjenigen des KKL-JNF verbunden sind, zeigte sich auch knapp 30 Jahren später, nämlich im Sommer 1995 durch eine Herausforderung, welche für einmal nicht von Menschen sondern von der Natur her kam: Die extreme Hitzewelle in jenem Jahr versetzte den Wäldern des Landes nämlich einen der schwersten Schläge aller Zeiten, betroffen war vor allem die Strecke Tel Aviv-Jerusalem. Das Feuer, das am 2. Juli beim Moschav Mesilat Zion ausbrach, wurde schnell von heissen, trockenen Winden angefacht. Westböen liessen es überspringen, vor allem auf die Autobahn Jerusalem-Tel Aviv. «Es war wie ein Feuerhurrikan», sagte ein Augenzeuge. Menschen mussten zusehen, wie die Flammen Bäume verzehrten, die sie 40 Jahre zuvor mit ihren eigenen Händen gepflanzt hatten.
Erst nachdem die Flammen vollständig gelöscht waren, konnte der hohe Verlust abgeschätzt werden: Etwa 1,5 Millionen Bäume lagen verkohlt auf einer Fläche von etwa 1’200 ha. Der beissende Geruch hing tagelang in der Luft. Die schwarzen Hügel waren eine einzige blutende Wunde.
Die Trauer und der Schrecken im Land war gross, aber der KKL-JNF machte sich wiederum schnell daran, das betroffene Gebiet zu sanieren und ihm einen mediterranen Aspekt zu verleihen. Die Organisation zeigte erneut, dass auch bei Naturkatastrophen, von denen Israel leider nicht verschont geblieben ist, auf sie Verlass war und ist.
Es machte also Sinn, dass sowohl bei den Feierlichkeiten zum 90. Geburtstag des KKL-JNF, die am Gründungsort der Organisation in Basel stattfanden, als auch zur 100. Wiederkehr des Geburtstages in Jerusalem, die wichtigsten Repräsentantinnen und Repräsentanten Israels an vorderster Position bei den Gratulanten waren. So wie es umgekehrt an den Jom Ha’Atzma’ut-Feierlichkeiten in diesem Jahr sein wird, wenn die neue Vorsitzende des KKL-JNF, Ifat Ovadia-Luski, sich unter die Gratulantinnen einreiht.
Der Staat Israel und der Jüdische Nationalfonds: Ohne einander völlig unvorstellbar.
Der KKL-JNF hat für Israel Unglaubliches geleistet und ist weiterhin aktiv.
Vor der Staatsgründung: ĺ Kontinuierlicher Erwerb von Land auf dem künftigen Staatsgebiet ĺ Unterstützung beim Bau von Infrastruktur wie Strassen und Zugängen ĺ Gründung zahlreicher neuer Gemeinden ĺ Pionierarbeit in der Forstwirtschaft durch erste Waldpflanzungen
Nach der Staatsgründung: ĺ Integration von Einwanderern aus der ganzen Welt ĺ Zusammenarbeit mit Armee und Staat in Krisensituationen ĺ Aufforstung und Verwaltung von ca. 120’000 ha Wald und Forst, davon rund 16’000 ha trockenem Land zur Bekämpfung der Wüstenbildung ĺ Wasserversorgung und -nachhaltigkeitssicherung ĺ Unterstützung von Forschungs- & Entwicklungsprojekten landesweit ĺ Vermittlung eines Umwelt-Bewusstseins für die Bevölkerung ĺ Schaffung von Feuchtgebiets-Ökosystemen wie dem Hulasee-Park ĺ Förderung der Peripherie Israels und Kooperation mit allen im Lande lebenden Minderheiten ĺ Kampf gegen den Klimawandel und Kooperationsprojekte in Drittwelt-Ländern ĺ Symbol für das «grüne Gewissen» Israels