14 Zu Gast
2. Februar 2012
KirchenZeitung Diözese Linz
Auszeichnung für Dr. Josef Kolmhofer
Banker und Bauer Dr. Josef Kolmhofer war einer der führenden Bankleute in Oberösterreich – und er war und ist vielfach ehrenamtlich engagiert in der Kirche. Für sein Wirken wurde er nun mit dem Papst-Silvester-Orden ausgezeichnet.
Prächtige Noriker-Pferde stehen heute im Stall. Jeden Morgen ist Kolmhofer bei den Tieren zu finden. Der Hof wird inzwischen von „den Jungen“ bewirtschaftet. KIZMF
MATTHÄUS FELLINGER
Sieht man seine Hände, so würde man nicht einen ehemaligen Bankdirektor vermuten. Es sind Hände, die Stallarbeit gewohnt sind, die sich aufs Obstklauben und Schnapsbrennen verstehen, aber auch auf das Blättern in Büchern. Am 25. Jänner hat Bischof em. Dr. Maximilian Aichern Dr. Josef Kolmhofer im Rahmen der Thomasakademie den Päpstlichen Silvester-Orden verliehen. Gewürdigt wurde damit Kolmhofers Einsatz für religiöse Bildung, für theologische Forschung sowie das „nachdenklich offene Wort in der Auseinandersetzung von Glauben im kritischen Dialog innerhalb der Kirche und mit der Gesellschaft“. So betonte es Generalvikar DDr. Severin Lederhilger in der Laudatio. Als Banker geholt. Es war 1972, als der damalige Landeshauptmann Erwin Wenzl den Juristen Josef Kolmhofer nach Linz holte – als Generaldirektor der HYPO Oberösterreich. Nach neun Jahren Pendlerleben zwischen Salzburg und Linz baute er mit sei-
ner Frau Germana und den vier Töchtern in Hartkirchen ein neues Zuhause auf. Die Nachbarn waren zunächst skeptisch, erinnert sich Kolmhofer, als er mit seinem Fünfzehner Steyr-Traktor die steilen Hänge hinauf zum Anwesen anrückte. Die kleine Landwirtschaft ließ den Banker immer den festen Boden unter den Füßen spüren. Etwas zu haben, was einen auch Notzeiten bestehen ließe, das liegt im Blut dessen, der schon Notzeiten kennengelernt hat. Und Ausgleich war auch oft nötig, denn der Wind in der Politik und im Geschäft wehte nicht immer nur mild. Bank und Hof unter einen Hut zu bringen, war oft nicht einfach. Mehr als einmal sprangen die Nachbarn ein, wenn das schönste Heu draußen lag und der Mann nicht wegkonnte von der Bank, erinnert sich Germana Kolmhofer. Schlimme Entwicklung. „Ich könnte mir dieses Geschäft nicht mehr vorstellen“, meint Kolmhofer im Blick auf die heutige Bankenwelt. „Dass es so schlimm kommen würde,
Bischof em. Maximilian Aichern überreichte Dr. Josef Kolmhofer die Pästliche Auszeichnung Komtur vom Orden des hl. Papstes Silvester. KIZ/MF
damit habe ich nicht gerechnet“, meint er 15 Jahre nach seinem beruflichen Abschied. „Wo alles nur auf den Gewinn der Aktionäre ausgerichtet ist, dort gehen die guten Sitten kaputt.“ „Eine eigene Meinung haben, diese auch vertreten, im Rahmen des Möglichen bleiben und Loyalität.“ Das sind die Grundpfeiler eines beruflichen Ethos, wie Kolmhofer es versteht. Viele Freundschaften. Auf seine Berufsjahre blickt der rüstige 77-Jährige mit Dankbarkeit. Sie haben ihm Freundschaften gebracht, die bis heute halten. Mit der MIVA kam er schon 1973 in Kontakt – und engagiert sich bis heute für dieses Missionswerk. Bei den Franziskanerinnen von Vöcklabruck ist er gern gesehener Gast. Vor allem die Katholisch-Theologische Privatuniversität in Linz hat es ihm angetan – als Unterstützer des Fördervereines und Leiter des Verwaltungsbeirates. Für die Diözese Linz war Kolmhofer so etwas wie ein Vertrauensmann in der Finanzwelt. Und trotz der beruflichen Verpflichtungen war er auch in der Pfarre Hartkirchen eine tragende Säule. Es steckt noch etwas vom Kind, das die Armut gespürt hat, in Kolmhofer. Der Vater – ein Zollbeamter in Salzburg – hatte Gauverbot, und die Familie musste nach Vorarlberg übersiedeln. Dass sein Bub an einem 9. November geboren wurde – elf Jahre nach dem versuchten Hitler-Putsch in München und vier Jahre vor der Reichspogromnacht –, gefiel dem Vater gar nicht. Den Ungeist von damals hintanzuhalten ist ihm ein Anliegen – und wohl auch ein Grund für seine Liebe gerade für Geisteswissenschaften.