3 minute read

Wissensmanagement: Chancen durch neue Plattform

Wissensmanagement

Chancen durch neue Online-Plattform. von Bernhard Krabina

Advertisement

Bernhard Krabina

Aus mehreren Gründen ist Wissensmanagement im öffentlichen Sektor ein relativ unterentwickeltes Themengebiet. Eine neue Online-Plattform bietet nun die Chance zur besseren Vernetzung, zum Erfahrungsaustausch und zum Einstieg in das Thema.

Alles? Dann aber auch nichts!

Ein im Thema selbst zu suchender Grund für die mitunter zögerliche Adaptierung von Wissensmanagement im öffentlichen Sektor ist die anscheinend allgemeine Verständlichkeit mancher Begriffe. Mit der Frage, was Wissen überhaupt ist, beschäftigt man sich seit den alten griechischen Gelehrten und jeder hat eine individuelle Vorstellung davon. Natürlich ist es wenig hilfreich, dass man ganz zu Recht sagen kann, dass in jeder Organisation eine Art des Managements von Wissen bereits stattfindet. Hier ist es also eine Kommunikationsaufgabe, zu er klären, was Wissensmanagement überhaupt ist, was es leisten kann und wie es sich auch von anderen Themen abgrenzt. Dies ist keine einfache Aufgabe, da aktuelle Trend themen wie Digitalisierung und generell eng angrenzende Themen wie Informations management, Personal- und Organisationsmanagement oft das gleiche Phänomen aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Wissensmanagement ist ein sehr breites Themenfeld und man muss daher aufpassen, dass Wissensmanagement nicht „alles“ ist, denn wenn es alles ist, ist es gleichzeitig auch nichts.

„Nutzen Sie die umfangreichen Inhalte der Plattform und teilen Sie Ihr Wissen.“

Es muss daher herausgearbeitet und kommuniziert werden, was der Mehrwert ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Daher erfolgt häufig der Zugang über spezielle Werkzeuge anstatt von (meist gewünschten, aber meist nicht existierenden) allumfassenden Strategien oder generischen Modellen.

Über 10 Jahre Wissensmanagement im öffentlichen Sektor

Makolm und Wimmer haben schon 2005 festgestellt, „dass Wissensmanagement zunehmend (wieder) ins Blickfeld der mit Verwaltungsreform und E-Government befassten Personen und Organisationen rückt.“ 1 2010 war es dann also höchste Zeit für eine erste Bestandsaufnahme von Wissensmanagement in der Bundesverwaltung. Eine KDZ-Erhebung2 in den Ministerien ergab damals, dass insbesondere im Finanz- und Verteidigungsressort umfangreichere An sätze zu finden sind und im Wissenschaftsressort hat man mit der Einführung von Wissensbilanzen an den Universitäten bereits seit 2002 Erfahrungen gesammelt. Seit 2012 existiert auch eine Bundesstrategie Wissensmanagement, die in verschiedenen Aktivitäten ihren Ausdruck findet. Ein umfangreicher „Leitfaden und Toolbox zur Wissenssicherung bei Per sonaländerungen“ wurde 2017 veröffentlicht und auch der Erfahrungsaustauch von Praktiker*innen an der Verwaltungsakademie des Bundes wurde mit der „Plattform Wissensmanagement“ als Veranstaltungs reihe eingerichtet.

Neue Online-Plattform

Die Ende 2020 veröffentlichte Plattform www.wissensmanagement.gv.at führt nun gleich mehrere Aspekte zusammen: einerseits hält sie die über 100 Seiten an Wissens-

Schlagwörter aus dem Wissensmanagement.

Quelle: https://www.wissensmanagement. gv.at/10_Jahre_Wissensmanagement_im_%C3%B6ffentlichen_ Sektor.

management-Theorie aus dem erwähnten Leitfaden bereit. Dieser enthält auch eine Toolbox mit ursprünglich 24 Wissensmanagement-Tools. Auf der neuen Plattform können nun nicht nur neue Wissensmanagementwerkzeuge beschrieben werden, sondern es kann auch mit Praxisbeispielen der Einsatz solcher Tools in der Praxis vorgestellt werden. Ebenso können sich Expert*innen und Organisationen, die Wissensmanagement betreiben, in ein Verzeichnis eintragen. Für aktuelle Entwicklungen gibt es die Möglichkeit, Neuigkeiten oder Termine anzukündigen oder ausführlichere Blog-Beiträge zu verfassen. Weiters können Publikationen zum Thema Wissensmanagement eingetragen werden und über eine spezielle Suchmöglichkeit wird die Vernetzung unterstützt.

Umgesetzt wurde die Plattform mit der Open-Source-Lösung „Semantic MediaWiki“, mit der das KDZ schon zahlreiche andere Wissensplattformen erstellt und umgesetzt hat, z.B. die internationale Vernetzungsplattform www.caf-network.eu zum Qualitätsmanagementsystem „Common Assessment Framework“ oder das „Wien Geschichte Wiki“ – dem historischen Wissens portal der Stadt Wien: www.geschichtewiki.wien.gv.at. Die Plattform steht allen Ebenen des öffentlichen Sektors zur Verfügung. Alle Inhalte sind ohne Benutzeraccount im Internet einsehbar. Ein Account wird benötigt, um Änderungen und Ergänzungen vorzunehmen und kann beim BMKÖS unter der Mailadresse wissensmanagement@bmkoes.gv.at beantragt werden.

Ein (neuer) Aufbruch?

Die Voraussetzungen sind gut: der Bedarf an Wissensmanagement wird immer größer. Informationsüberflutung, steigende Anforderungen und zusätzliche Aufgaben für öffentliche Institutionen bei gleichzeitigem Kostenspardruck und Pensionierungswellen zeigen deutlich den Bedarf an effizienterem und effektiverem Umgang mit der Ressource Wissen im öffentlichen Sektor. Jetzt liegt es an den beteiligten Akteur*innen, ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit Wissensmanagement, seinen Instrumenten, Konzepten und Strategien zu teilen, um dem Thema wieder neuen Aufschwung zu geben.

Kommentar senden

WEITERE INFORMATIONEN

Mehr zum Thema Wissensmanagement finden Sie im KDZ-Blog auf der Website des KDZ.

https://www.wissensmanagement.gv.at/Die_Plattform_ Wissensmanagement_ entsteht

1 Josef Makolm, Maria A. Wimmer (Hrsg.), Wissensmanagement in der öffentlichen Verwaltung: Konzepte, Lösungen und Potentiale, OCG

Band 188, Wien 2005. 2 Näheres dazu im Blogbeitrag „10 Jahre Wissensmanagement im öffentlichen Sektor“ https://www.wissensmanagement.gv.at/10_Jahre_

Wissensmanagement_im_%C3%B6ffentlichen_Sektor.

This article is from: