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Rätsel lösen im «adventurehouse»

Blick ins «adventurehouse» im Offenen Haus an der Greithstrasse 8 in St.Gallen. Bild: Foto Saleem.

Am 7.Dezember wird im Offenen Haus in St.Fiden der Escape Room «adventurehouse» eröffnet. Inhaltlich greift er das Thema «Armut in der Schweiz» auf und lässt die Teilnehmenden den Spuren des verschwundenen Aurel Knall folgen.

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Steile Treppenstufen führen in ein Kellergewölbe im Offenen Haus in St.Fiden hinunter. Dort finden sich ein Bett, ein Tisch mit Laptop und altem Schnurtelefon sowie ein weiterer Tisch mit Kaffeetasse, Reagenzglas und Pipette. Ganz hinten im Raum ist ein Duschvorhang mit aufgedrucktem Periodensystem aufgehängt. Schon befinden sich die Besucherinnen und Besucher des sogenannten Escape Rooms mitten im Spiel «adventurehouse». In diesem schlüpfen sie in die Rolle einer Sozialarbeiterin oder Sozialarbeiters auf der Suche nach ihrem verschwundenen Klienten Aurel Knall. Aurel Knall – erfährt man im Verlaufe des Spiels – hatte keine einfache Kindheit, später Frau und Familie, rutschte dann durch verschiedene Schicksalsschläge in die Armut ab. Ziel des Spiels ist es, Aurel Knall zu finden und Wege und Unterstützungsmöglichkeiten aufzuzeigen, die aus der Armut hinausführen. Dies geschieht, indem die Teilnehmenden verschiedene Rätsel lösen.

Die Idee, im Offenen Haus einen solchen Escape Room einzurichten, hatten Franz Niederer und Romana Haas von den Sozialdiensten der Katholischen Kirche im Lebensraum St.Gallen zusammen mit den kirchlichen Jugendarbeitern Patrizia Hinrichs und Philipp Wirth. Eröffnet wird das «adventurehouse» am 7.Dezember.

In der Schweiz sind über 700 000 Personen von Armut betroffen. Gemäss Caritas Schweiz sind unter ihnen überdurchschnittlich viele Familien mit drei oder mehr Kindern. «Mit dem ‹adventurehouse› möchten wir aufzeigen, weshalb jemand in die Armut geraten kann», sagt Romana Haas, Leiterin des Offenen Hauses. Da Escape Rooms gerade auch bei Schulklassen und Jugendlichen beliebt seien, sei dies eine gute Möglichkeit, die jüngere Generation für das Thema zu sensibilisieren und darauf hinzuweisen, dass Armut auch in der Schweiz vorkommt und kein Randphänomen sei. Den Escape Room im Offenen Haus können aber alle interessierten Personen besuchen. Romana Haas nennt Familien, Freunde, Vereine oder Firmen. Schulklassen haben zudem die Möglichkeit, sich vor und nach dem Spiel mit Unterrichtsmaterialien von youngCaritas mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das Adventure House kann über die Seite adventurehouse.ch gebucht werden.

Ob und wie einem die Gegenstände auf dem Tisch helfen, die Rätsel zu lösen, bleibt geheim.

Bild: Foto Saleem

Nebst der inhaltlichen Auseinandersetzung geht es in Escape Rooms immer auch um das Teamerlebnis, den Zusammenhalt und die Kommunikation. Nur wenn alle mithelfen, wird es gelingen, sich aus dem Raum zu befreien. Gerade während der Coronazeit erlebten Escape Rooms einen neuen Boom – wenn auch in digitaler Form. Jugendarbeiterin Patrizia Hinrichs sagt: «Während des Lockdowns konnten wir die Kinder und Jugendlichen nicht mehr vor Ort treffen. Daher suchten wir nach Alternativen, die zwar online stattfanden, aber dennoch alle zusammenbringen konnten.» Die Escape Rooms stiessen auf eine solche Begeisterung, dass die Jugendlichen die Idee hatten, nach dem Lockdown selbst eigene, reale Escape Rooms einzurichten. Auf ihrer Suche nach geeigneten Räumen fragten sie auch beim Offenen Haus an. Sie entschieden sich am Ende aber nicht für den Keller, da genügend andere Räume zur Auswahl standen. «Uns vom Offenen Haus liess die Idee hingegen nicht mehr los», sagt Romana Haas. So sei schliesslich die Idee entstanden, zusammen mit Patrizia Hinrichs und Philipp Wirth ein eigenes Projekt umzusetzen.

Die Geschichte des Aurel Knall setzt sich aus den verschiedenen Schicksalen der Besucherinnen und Besucher des Offenen Hauses zusammen. Die Geschichte hat das Team um Patrizia Hinrichs und Romana Haas selbst geschrieben. Während eines Spieldurchgangs ist jemand von ihnen immer auch als Spielleiter vor Ort und gibt Tipps, wenn die Teilnehmenden bei einem Rätsel nicht weiterkommen. Das «adventurehouse» sei aber auch auf den Einsatz freiwilliger Helfender angewiesen, sagt Romana Haas. «Wenn jemand Interesse hat, sich mit der Thematik der Armut auseinanderzusetzen und sich für Escape Rooms und die Rolle der Spielleiterin oder des Spielleiters begeistert, freuen wir uns sehr, wenn sich diese Person bei uns meldet.» (nar)

Weitere Infos auf adventurehouse.ch

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