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Ein Fest mit Glockenaufzug

Am 21.Juli wurde das Kreuz vom Dach der Kirche Riethüsli heruntergenommen. Ab dem 12.September wird es Bestandteil eines Denkmals zur Erinnerung an die katholische Kirche. Bild: Erich Gmünder

Am 12.September feiern die Quartierbewohnerinnen und Quartierbewohner im Riethüsli den Aufzug der katholischen Glocke in den evangelischen Kirchturm. Diese und eine Gedenktafel erinnern an die 33-jährige Geschichte der nun rückgebauten katholischen Behelfskirche.

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«Die Glocke der katholischen Kirche wurde am 12.September 2020 feierlich durch das Volk aufgezogen.» Diese Inschrift wird ab erwähntem Datum das Denkmal für die katholische Kirche Riethüsli prägen. Nebst der Inschrift erinnern an die fast 33-jährige Geschichte der katholischen Behelfskirche im Riethüsli dann nur noch das originale Turmkreuz und der Klang der katholischen Kirchenglocke. Letztere wird am 12.September mit einem Strick in den Turm der ehemals evangelischen und fortan gemeinsam genutzten Kirche Riethüsli hinaufgezogen. «Das wird der Höhepunkt des Festtages sein, vor allem für die Kinder aus dem Quartier, die den Hauptpart an der Aktion übernehmen werden», sagt Barbara Stump, Religionspädagogin in der Pfarrei Riethüsli. Aber auch für die älteren Kirchenmitglieder habe der Glockenaufzug eine besondere Bedeutung. «Viele waren beim Glockenaufzug vor 33 Jahren mit dabei, als die Behelfskirche aus der Halden ins Riethüsli gezügelt wurde», sagt sie. «Da werden Erinnerungen wach.»

Festprogramm mit Musik

Was damals mit reiner Muskelkraft geschah, wird diesmal aus sicherheitstechnischen Gründen durch einen Kran abgesichert. Um 11 Uhr beginnt der Glockenaufzug. Begleitet wird die Aktion von einem Gebet und Musik. Um 12 Uhr gibt es ein gemeinsames Mittagessen vom Grill. Danach beginnt das Festprogramm mit Musik, Festreden, einem Zaubertrio und einer Hüpfkirche für die Kinder. Diese Zeit nutzen die Techniker, um die Glocke einzubauen. Um 14.45 Uhr wird eingeläutet. Zuerst wird die katholische Glocke alleine zu hören sein, danach mit den drei evangelischen Glocken gemeinsam. Um 17 Uhr übernimmt der Quartierverein Riethüsli die Festwirtschaft, um auf der NestPunkt-Piazza «ein gemütliches Fest für Klein und Gross, Jung und Alt» zu feiern.

Wehmut und Freude

«Die Vorfreude auf das Fest ist gross, obwohl dieses natürlich auch mit etwas Wehmut verbunden ist», sagt Barbara Stump. «Dass die katholische Kirche nun nicht mehr da ist, ist definitiv ein Schlusspunkt.» Den gemeinsamen Alltag mit den evang.-ref. Kirchenmitgliedern konnten die 1200 Katholikinnen und Katholiken bereits seit ihrem Umzug in die evang.-ref. Kirche vor einem Jahr erproben. In diesem Jahr fand während der Sommerwochen nun der Rückbau der katholischen Behelfskirche statt. Diese war schon bei ihrer Einweihung 1987 nur als Provisorium vorgesehen. Angedacht war ein späterer Kirchenbau – es kam jedoch anders: Die beiden Kirchen einigten sich auf eine paritätische Nutzung des evangelischen Kirchenzentrums. Im Mai diesen Jahrs beschloss das Parlament der katholischen Kirchgemeinde St.Gallen den Rückbau. Die Schäden am Holzbauwerk waren so gross, dass eine Sanierung aus finanziellen Gründen nicht angemessen erschien.

Wunderschöner Raum

Nebst Glocke und Kreuz erinnern noch weitere Gegenstände an die Zeit in der Behelfskirche. So wurde in der gemeinsam genutzten Kirche eine Gebetsecke mit dem Tabernakel, dem Ewigen Licht und der Muttergottes eingerichtet. Prominent platziert ist auch die Taube als Symbol des Heiligen Geistes, der Heilige Antonius und das Weihwasser-Geschirr. «Diese Dinge mitnehmen zu können, war für uns wichtig, um uns hier zuhause zu fühlen. Nach etlichen Sitzungen und vielen Gesprächen haben wir nun einen wunderschönen Kirchenraum, indem beide Traditionen feiern können, sagt Barbara Stump.»Mit dem Fest am 12.September setzen wir einen weiteren Punkt auf unserem «Gmeinsam-Weg». Es ist ein sagenhafter Moment.» (nar)

Sa 12.September, 11 Uhr, Kirche Riethüsli

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