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Tausche Meiko-Ersatzteile gegen Räuchermännchen

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Fotonachweise

Fotonachweise

1990: Ein Trabant-Variant als erstes Dienstfahrzeug in den neuen Bundesländern. Winfried Rudzewitz mit Bertold Kuhn aus Leipzig und Reinhard Winter aus Off enburg (von links)

Meiko machte mit der DDR schon Geschäfte, als dies noch gar nicht erlaubt war. Im Kreiskulturhaus Aufsprung im Erzgebirge stand seit vielen Jahren eine Meiko-Spülmaschine. An sich hätte diese Maschine, die, über ein DDR-Außenhandelsunternehmen in der Schweiz, in einen der nordafrikanischen sozialistischen Bruderstaaten geliefert werden sollte, aber wie das damals so war …

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„Wir haben gedacht, es müsste ja nicht in jeder Oase eine Meiko stehen“, begründete das dort der Betriebsleiter. Kurz vor Weihnachten erhielt Winfried Rudzewitz, damals Vertriebsleiter bei Meiko, ein Schreiben aus dem Erzgebirge. Ein Magnetventil sei kaputt, man habe aber keine West-Devisen. „Wir möchten jedoch den Rechnungsbetrag durch eine Lieferung erzgebirgischer Volkskunst, also Räuchermännchen, Weihnachtspyramiden und Nussknacker, ausgleichen.“ Einfach das Ventil zu senden, wäre jedoch bei den damaligen Post- und Warenkontrollen nicht gegangen. Rudzewitz, in Breslau geboren und ehemaliger Lehrling der „Brigade Stahl“, wusste Rat. Sie machten ein Weihnachtspäckchen aus der Lieferung. Die Firma Meiko freue sich, dass künftig die Jugendweihen im Kreiskulturhaus nicht nur sozialistisch, sondern auch hygienisch einwandfrei verlaufen würden. Niemand konnte ahnen, dass so vier Jahre später, 1989, als die Grenze sich öff nete, die Basis für den MeikoVertrieb in Ostdeutschland geschaffen worden war. Der Betriebsleiter des Kreiskulturhauses wurde wichtiger Tippgeber, wenn es um Kontakte zu den richtigen Ansprechpartnern bei Neubauten und den Renovierungen der Nachwendezeit ging.

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Der Umsatz in den neuen Bundesländern war das Eine. Fast ebenso wichtig war es aber, bestimmte Referenzgebäude mit Meiko-Produkten auszustatten, renommierte oder geschichtsträchtige Häuser, die einen Namen hatten, den nicht nur in der ehemaligen DDR jeder kannte. Dazu gehörten Auerbachs Keller in Leipzig, das berühmte Hotel Elephant in Weimar und der Cäcilienhof in Potsdam.

Dem „Elephant“, der heute der Gruppe der Luxury Collection Hotels angehört, hatte bereits Thomas Mann in „Lotte in Weimar“ ein literarisches Denkmal gesetzt. Ein Ort, den er auch deshalb schätzte, weil bereits Goethe zu den Stammgästen zählte und dort sogar seinen 80sten Geburtstag feierte. Bereits 1696 hatte der Mundschenk Herzog Wilhelm Ernst die Genehmigung erwirkt, eine Gastwirtschaft „Zum Elephanten“ zu betreiben. Tatsächlich über Jahrhunderte hielt das Haus seinen Ruf und empfing berühmte Gäste. Felix Mendelssohn-Bartholdy, Richard Wagner, Leo Tolstoi, Franz Liszt und Walter Gropius. Im zwanzigsten Jahrhundert zerfiel das Haus. Wohl nicht zuletzt im Gedenken an Wagner ließ Hitler das stark renovierungsbedürftige Hotel abreißen und durch einen Neubau von Hermann Giesler ersetzen. Erstmals übernachtete Hitler im Jahr 1926 hier und trug sich als „Schriftsteller“ ein. Die Russen machten es nach Hitler zum Wohnheim für künftige Russischlehrer in der sowjetisch besetzten Zone. Dank Thomas Mann entstand wieder das Hotel – geschätzt auch von Udo Lindenberg. Jüngst schrieb der Schauspieler Jan Josef Liefers folgende Notiz ins Gästebuch: „Wäre Gast ein Hauptberuf, würde ich ihn gern hier im ‚Elephant‘ ausüben.“

Kaiser Wilhelm II. hatte das einem englischen Landhaus nachempfundene Schloss während des Ersten Weltkrieges errichten lassen. Kronprinz Wilhelm und seine Frau Cecilie sollten hier Aufenthalt nehmen. Im Sommer nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergte das Schloss die Teilnehmer der Potsdamer Konferenz: den sowjetischen Staatschef Josef Stalin, den britischen Premierminister Winston Churchill und den US-Präsidenten Harry S. Truman. „Gastgeber“ Stalin hatte, bis hin zum aus Moskau beigeschafften Konferenztisch und der Gartengestaltung, alles vorbereitet.

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