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Meiko Eisengießerei

Heißes Eisen

Am 7. September 1947 ging ein Schreiben beim Ettenheimer Bürgermeister Ruf ein. Oskar Meier zusammen mit seinem Schwager, dem Gießerei-Ingenieur Heinrich Heck und dem Volkswirt Rudolf Dietsche, beide aus Lahr, erbaten die Genehmigung zur Errichtung einer Eisen- und Metallgießerei und wollten dafür ein Grundstück in Größe eines Hektars kaufen. Das Werk sollte sich mit Schwer- und Leichtmetallguss sowie dem Grauguss in Tiegel- und Kupolöfen beschäftigen. Zwei Wochen und eine Gemeinderatssitzung später war alles entschieden. Die Ettenheimer sagten „Ja“ und unterstützten die Firma beim Grundstückskauf, indem sie sich gegen die Ausübung des Vorkaufsrechts des Badischen Ministeriums für Landwirtschaft und Ernährung aussprachen: „... minderwertiges Riedgelände, das für landwirtschaftliche Zwecke kaum benützbar ist“. Im April 1948 wurde das Grundstück „1 ha 12 ar 77 qm an die Firma „Meika (sic)“ um den Preis von Viertausendfünfhundertzehn & 80/100 Reichsmark verkauft“.

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Immer wieder spannend und nicht ganz ungefährlich: Guss in den 1970er Jahren

Wie damals üblich, war vor der Eintragung im Grundbuch „der Nachweis über die politische Nichtbelastung des Antragstellers, so vorhanden Kopie des Säuberungsbescheides“ zu erbringen. Am 26. Januar 1949 erfolgte die Gewerbeanmeldung der Eisen- und Metallgießerei bei der Stadt Ettenheim.

Zu den ersten Kunden gehörten neben der Deutschen Bahn und einer Bruchsaler Motorenfabrik auch die Meiko selbst. Die Füße der Spülmaschinen waren lange Zeit noch gegossen worden und entsprechend gewichtig. Ab den 80er Jahren war es Rainer Kern, der technische Leiter aus Off enburg, der sich intensiv um „die Neuausrichtung der Gießerei kümmerte und sich Verdienste um die weitere Wettbewerbsfähigkeit erwarb“, so der damalige Geschäftsführer Artur Schwanz. Heute gehört Meiko nicht mehr zu den Kunden der Eisengießerei. Stattdessen werden Getriebegehäuse oder Zahnräder für Aufzugsysteme gegossen. „Wir haben eine breite Kundenpalette“, sagt Christian Meyer. Für die Automobilindustrie ist das Unternehmen allerdings nicht tätig. Dafür sind dort die Stückzahlen der Serien zu groß. „Unsere Stärke ist die Flexibilität, auf individuelle Kundenwünsche in Kleinserien einzugehen. Im Branchenvergleich haben wir einen besonders hohen Pro-Kopf-Umsatz.“

Da ist die besondere Qualität langjähriger und erfahrener Mitarbeiter wichtig. Die hat das Unternehmen, ebenso eine geringe Fluktuation. Dem steht aber gegenüber, dass das Durchschnittsalter recht hoch ist und in einem demografi sch schwierigen Umfeld neue Auszubildende geworben werden müssen. Wer die Ausbildung in der Eisengießerei beginnt, ist von Anfang an in die Produktion eingebunden, mit allen Vor- und Nachteilen. Allerdings werden die Azubis auch zu fast 100 Prozent übernommen.

Die Antragsteller hatten bei der Gründung des Unternehmens ein realistisches Gespür für die Entwicklung der Firma. Mit acht Mitarbeitern wurde begonnen und die Hochrechnung sah eine Belegschaft von maximal 80 bis 100 Mitarbeitern vor. Geschäftsführer Christian Meyer beschäftigt nun nach fast 70 Jahren rund 50 Mitarbeiter, die einen Umsatz von 12 Millionen Euro erwirtschaften. Aus den rund 30 Tonnen Guss der ersten Jahre sind inzwischen über 6.000 Tonnen pro Jahr geworden.

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