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Kein Moment ist ohne den Moment davor

Neu! ist die Arbeit mit Kindern der 1./2. Klassen. Die Schüler:innen von Beginn der Schulzeit an mit der externen, künstlerisch-pädagogischen Projektarbeit von Kabawil zu fördern. Über Phantasie und das Erlernen von kreativen Ausdrucksmöglichkeiten die Stärkung ihrer eigenen Ressourcen und eine Bewältigung der Auswirkungen der Pandemie zu ermöglichen. Die positive Resonanz auf die Schul Workshops führte zur Fortführung des Konzeptes mit offenen Intensiv-Workshops für Kinder und Familien des Stadtteils.

ESELINHO, BADUM, FLAFI UND IHRE HÄUSER

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Sophie Isabel Urban

Für die Kinder der 1. und 2. Klassen unserer Partnerschule GGS Flurstrasse boten wir im letzten Jahr ein neues Format an. Jede Klasse besuchte uns in kleinen Gruppen, um an diesen Schnuppertagen in den Sparten Tanz und Gestalten, Kabawil und seine kreative Arbeit kennen zu lernen. Da wir mit jüngeren Schüler:innen arbeiteten, war unser Zugang eher spielerisch. Dafür nutzten wir die ‚Klappbilder‘ der Surrealisten, auch cadavre exquis genannt. Diese Bilder entstehen durch verschiedene Personen, die immer wieder auf die Zeichnung der vorigen Person reagieren, ohne zu sehen, was diese gemalt oder gezeichnet hat. So entstehen unbewusst Magische Wesen. Alle am großen Zeichentisch hatten ein Papier, das in drei Spalten eingeteilt wurde. In der ersten Runde zeichneten wir den Kopf, dann den Körper mit Armen und als letztes die Beine und Füße. Nach jeder Runde reichten wir das Papier an die/den Nachbar:in weiter. Nach jedem Durchlauf wurde aufgeklappt und wir staunten, welch phantastische Magische Wesen dabei herauskamen. In Arbeitsgruppen suchten sich die Kinder gemeinsam ihre/n persönlichen Favorit:innen aus und bauten für sie/ihn ein Haus. Wichtig war dabei, die Namensgebung, die magischen Eigenschaften und die Wohnsituation ihrer Wesen zu benennen. Es entstanden vielfältige Wesen mit Namen wie ‚Eselinho, Badum oder Flafi´, die Eigenschaften wie unsichtbar machen, Feuer spucken oder in ein Tier verwandeln hatten. Die Häuser waren an die Bedürfnisse des Magischen Wesens angepasst, so brauchte ein Wesen mit ganz vielen Armen und Flossen ein anderes Zuhause als ein drei-köpfiges Wesen mit Flügeln. Glücklich verließen die Kinder mit ihren Häusern und deren Bewohner:innen den Hof von Kabawil.

SCHULE DER ZUKUNFT

Louis Gustav Martin

Wie wird Schule in 100 Jahren sein? Wie sieht sie aus? Gibt es noch Klassenräume? Welche Fächer braucht es noch, welche neuen Fächer wünschen sich die Kinder?

Schüler:innen der 7. Klasse der Maria-Montessori-Gesamtschule entwickelten eine Woche lang ihre Idee für eine perfekte Schule der Zukunft. Mit unseren Dozent:innen und eingeladenen Expert:innen entstanden auf diese Weise Songs, Modellbauten, Skizzen, Zeichnungen, eine Umfrage und ein Kurzfilm mit Interviews.

Im Lauf der Woche überlegten sich die Kinder mit einem Regisseur und Filmemacher ihre wichtigsten Fragen zum Thema. Die Filmcrew nahm jedes Interview auf, um am Ende der Woche die wichtigsten und interessantesten Antworten zu einem Film zusammenzuschneiden. Mit einem kleinen, vorbereiteten Fragebogen, ging ich mit Kindern durch die Klassen 5 bis 10 der Montessori Gesamt Schule. Sie befragten Mitschüler:innen über ihre Vorstellungen zur perfekten Schule der Zukunft. Das Ergebnis wurde am letzten Tag zusammen mit dem Film der restlichen Klasse präsentiert.

Diese hatte die Woche damit verbracht, Songs zu schreiben, sie aufzunehmen und eine Architektur für die Schule der Zukunft zu finden. Mit einem Illustrator skizzierten sie Ideen über Schulalltag und Räume. Später lernten sie von einem Architekten, wie sie dazu passende Modelle bauen können.

Innerhalb nur einer Woche entstanden viele, sehr unterschiedliche und detaillierte Modelle für das, was Schule in hundert Jahren sein könnte. Die Woche ging schnell vorüber und es entfalteten sich viele fantasiereiche Ideen für die Schulen der nächsten Generationen.

Ich bin gespannt, ob meine Kinder auch einmal in fliegenden Gebäuden, in einer Kuppel unter Wasser oder in einer Vulkanhöhle lernen werden.

PRE-TRANSITION IN/TRANSITION POST-TRANSITION

InTransition, kurz IT, das bewusste, positive Gestalten von schulischen Übergängen mit kreativen Methoden und Tools der kulturellen Bildung zur Reflexion und Stärkung der eigenen Perspektiven. 2021 konnten wir – trotz der weiter bestehenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie – unsere Arbeit zum Thema Übergang nahezu in geplantem Umfang fortführen und weiterentwickeln. Um neben unserem Herzstück von InTransition den Workshops mit den Schüler:innen der 4. und 10. Klassen unserer Partnerschulen ergänzende und inhaltlich vertiefende Projektbausteine einzubringen, teilten wir sie inhaltlich in drei Phasen auf: Pre-Transition / InTransition / Post-Transition.

GGS FLURSTRASSE

Tobias Stoffels, Konrektor (kommissarisch)

Alle Kinder unserer Schule kommen regelmäßig in den Genuss, an den Schulworkshops von Kabawil teilzunehmen. Neben zahlreichen Workshops zu unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten nehmen unsere Schülerinnen und Schüler der vierten Klassen jährlich an den „InTransition“ Workshops teil.

Dort werden sie eingeladen, sich gedanklich auf den Schulwechsel vorzubereiten. Dieser stellt für alle Kinder eine sehr sensible Lebensphase dar, da der Schonraum der Grundschulzeit endet. Neben Aufregung, Neugierde und Freude spielen auch Emotionen wie Unsicherheit, Angst und Skepsis eine große Rolle beim Übergang.

InTransition hat sich zu einem wertvollen zentralen Baustein des Übergangs an unserer Schule entwickelt. Die Kinder kommen freudvoll zurück in die Schule und berichten voller Energie von den letzten zwei Tagen. Jedes Mal waren die Workshops eine große Bereicherung für Alle. Sie lockern die Formalitäten des Übergangs sehr auf und bieten unseren Kindern eine tolle Gelegenheit, sich auf einer anderen Ebene mit dem Schulwechsel zu befassen. Die genauen thematischen Inhalte sind uns und unseren Kindern vorher nicht bekannt, weshalb der erste Tag besonders spannend ist.

Allen ist aber inzwischen klar, dass die Tage bei Kabawil und die Arbeit mit den Künstler:innen Riesenspaß machen. Sie schaffen es immer wieder, allen Kindern unserer Schule Erfolgserlebnisse zu ermöglichen. Die Präsentation der Ergebnisse ist auch für den Zuschauer ein großes Highlight.

Auch dieses Jahr haben wir Kindern der 4. Klassen der GGS Flurstraße im Projekt InTransition ermöglicht, ihren bevorstehenden Übergang auf die weiterführenden Schulen künstlerisch zu bearbeiten. Jede Klasse verbrachte zwei Tage im Kabawil Studio mit unseren Dozent:innen und Begleitpersonen. Wir bestärkten die Kinder darin, ihre Gefühle in Musik und Tanz sowie plakativ auf selbst gedruckten Postern, auszudrücken. Die Zeit des Übergangs bekam Raum und gelangte so in ihr Bewusstsein. Jede Klasse hat Songs geschrieben, Tänze/ Choreografien erarbeitet und jedes Kind hat seinen Text für ein eigenes Poster formuliert und es im Letterpressverfahren umgesetzt. Louis Martin