NEUES AUS DEM ARCHIV
SOUND OF POETRY OF SOUND Marc Matter
AKUSTISCHES AUS DEM AKADEMIE-ARCHIV BEIM POESIEFESTIVAL BERLIN Beim diesjährigen Poesiefestival in der Akademie der Künste wird an zwei Hörstationen eine Auswahl aus dem Verlagsprogramm der Edition S Press zu erleben sein. Vor allem in den 1970er Jahren widmete sich die Edition neben experimenteller Literatur und Beat-Poetry auch der konkreten Poesie. Der Verlag beschritt damit neue Wege: Die Werke erschienen auf Tonbändern und Audiokassetten.
Akustische Literatur ist eine Gattung, deren frühe Formen im Dada, Futurismus und der expressionistischen Dichtung zu finden sind. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden diese Ansätze weiterentwickelt, wobei die Lautgestalt der Sprache auf unterschiedlichste Arten erkundet wurde. Es entstanden immer mehr Arbeiten, deren Publikation in Buchform eine Notlösung darstellte,
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sodass neue Formen des Verlegens gefunden werden mussten: Performances, Lesungen, poetische LiveAktionen oder im Studio produzierte elektroakustische Dichtungen wurden mit erschwinglich gewordenen Tonbandgeräten aufgezeichnet und auf Tonträgern publiziert. Für drei junge Leute – den Gymnasiallehrer Nikolaus Einhorn, den Künstler Axel Knipschild und die Germanistikstudentin Angela Köhler (heute Koehler) – drängte sich damals „wie von allein“ die Idee auf, „einen Verlag zu gründen, der diese Arbeiten in der Form verlegen und vertreiben würde, für die sie konzipiert waren, in der akustischen“ 1. Mit dieser Motivation startete der S Press Tonbandverlag. International gab es zwar ähnliche, meist von KünstlerInnen selbst organisierte Verlagsprojekte, doch im deutschsprachigen Raum war es Pionierarbeit. Die über achtzig Veröffentlichungen folgten den Grundprinzipien, dass die Auswahl möglichst international und die Aufnahmen authentisch sein sollten. Dies hieß, die AutorInnen selbst so weit als möglich an der Produktion zu beteiligen.