Alexius Dokumentation 2013

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Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd Produktgestaltung III Prozessgestaltung I Jonas Knödler Viola Vallon Servicedesign Cordula Brenzei Sommersemester 2013



INHALT

Das Team Herausforderung Recherche Allgemeine Infos Andere St채dte St. Elisabeth Stadtf체hrung Treffen mit Oli Ergebnisse der Recherche Auswertung Design Challenge Ideenfindung Bewertung Entscheidung Customer Journey Map Der Name Alexius Elevator Pitch Umfrage Auswertung Anpassung des Konzepts Logo Video Blueprint Touchpoints Aussichten

Seite 6 Seite 8 Seite 10 Seite 12 Seite 14 Seite 16 Seite 18 Seite 20 Seite 22 Seite 24 Seite 26 Seite 28 Seite 29 Seite 30 Seite 32 Seite 34 Seite 36 Seite 38 Seite 39 Seite 40 Seite 42 Seite 44 Seite 48 Seite 50 Seite 58


DAS TEAM „Nicht die Welt macht diese Menschen, sondern diese Menschen machen die Welt.“ - Elfriede Hablé

Das Team - das sind in diesem Fall Jonas Knödler und Viola Vallon. Wir sind beide 21 Jahre alt und studieren im dritten Semester Produktgestaltung an der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd. Wir haben den Kurs „Service Design For Homeless People“ gewählt ohne zu wissen was genau auf uns zu kommt. Uns gefiel jedoch der Gedanke etwas für obdachlose Menschen zu gestalten und mit ihnen in Kontakt zu treten und gegebenenfalls mit ihnen zu arbeiten. Erhofft haben wir uns davon einen guten und tiefgründigen Einblick in die Prozess- bzw. Servicegestaltung zu bekommen und dabei Menschen zu helfen. Rückblickend hat uns das Projekt sehr viel Spaß gemacht und wir haben nun, wie erhofft, eine genau Vorstellung davon, was es heißt einen Service für eine gewisse Zielgruppe zu gestalten. Dass es sich bei der Zielgruppe um Obdachlose handelte stellte für uns keine Hürde dar. Wir hatten und haben Menschen ihn einer solch schwierigen Situation gegenüber keine schwerwiegenden Vorurteile. Natürlich ist es schwer Menschen zu begegnen, die eventuell alkoholisiert

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sind oder Drogen genommen haben. Jedoch betrifft das wohl nicht alle Obdachlosen, und vor allem betrifft das nicht nur Obdachlose. Ob man mit einem Menschen ins Gespräch kommen kann und sich dabei wohl fühlt findet man am besten heraus, wenn man es wirklich versucht. Wir haben es glücklicherweise versucht und dabei keine negativen Erfahrungen gemacht - ganz im Gegenteil. Wir finden beide, dass sich unsere Einstellung obdachlosen Menschen nicht geändert hat. Wir haben und hatten ihnen gegenüber keine spezielle Voreingenommenheit. Es kommt uns dabei ganz auf den einzelnen Menschen an, unabhängig von seiner Lebenssituation. Was wir jedoch für uns entdeckt haben ist, dass es sehr interessant sein kann, mit Obdachlosen einfach Mal ein Gespräch zu starten. Auch unserem Konzept, dass sich im Verlauf des Projekts entwickelt hat, liegt diese Erkenntnis zu Grunde.


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HERAUSFORDERUNG

Am Anfang der Aufgabe stand die Formulierung einer Herausforderung, für die wir im Laufe des Semesters eine Lösung finden wollten. Dazu machten wir uns klar wer zur Zielgruppe gehört, wo die Probleme liegen und welches Ziel wir erreichen wollen.

Es geht darum herauszufinden warum viele junge Obdachlose nur in sehr geringem Maße die Leistungen der Caritas-Einrichtung St. Elisabeth in Schwäbisch Gmünd in Anspruch nehmen und sich nur schwer motivieren können, ihre Situation zu verbessern. Sie sehen oft keinen Grund oder eine Chance etwas zu verändern und verfallen oft Drogen, Alkohol oder Glücksspielen.

junge Obdachlose

sehen keinen Grund etwas zu ändern

fehlende Motivation

Aussichtslosigkeit nehmen die Hilfe des St. Elisabeth nicht an

Drogen-, Alkohol- & Spielsucht

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RECHERCHE Um mehr über Obdachlose zu erfahren, sammelten wir auf verschiedenen Wegen Informationen.

Zunächst recherchierten wir im Internet Berichte über Obdachlose Menschen, der Schicksale und bereits bestehende Hilfsangebote. Wir wurden auf ähnliche Projekte aus anderen Städten aufmerksam. Des weiteren besuchten wir die Begegnungsstätte St. Elisabeth in Schwäbisch Gmünd um einen direkten Eindruck von den Problemen vor Ort zu bekommen.

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Ein ehemaliger Obdachloser zeigte uns die Stadt Schwäbisch Gmünd aus seiner Sicht und erzählte uns seine Lebensgeschichte. Wir trafen uns regelmäßig mit einem Obdachlosen jungen Mann, der uns bereitwillig Fragen beantwortete.


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ALLGEMEINE INFOS Beispielsweise auf der Internetseite der Süddeutschen Zeitung fanden wir einen spannenden Bericht über einen Obdachlosen und dessen Lebensweg. Ein Auszug:

„Am Ende, als er sich abwendet von diesem Staat, legt er die Wohnungsschlüssel in einen Umschlag, klebt ihn zu, wirft ihn in den Briefkasten und geht. »So einfach geht das«, sagt er. Das sind seine letzten Worte in dieser Beziehung. Er sagt sie zu sich selbst, weil er den anderen nichts mehr zu sagen hat. Es war ein Prozess, eine langsame Entfremdung. Es gab Diskussionen, Auseinandersetzungen, Briefe wurden geschrieben, Forderungen gestellt, es wurde laut. Aber am Ende ist er ganz ruhig, befreit irgendwie. An einem warmen Sonntag im Mai 2010 steigt Andreas Läufer in einem Hinterhof in Berlin auf sein Mofa und fährt davon. Er überquert keine Grenze, er bleibt in Deutschland. Aber die Bundesrepublik lässt er hinter sich. Er verlässt sie über die Karl-Marx-Straße, im Kopf ein paar eigene Gedanken zu Staat und Kapital. Er zieht sein Kapital hinter sich her, in einem selbst gebauten Anhänger, auf dessen Rückseite, neben einem Totenkopf, »Hell on wheels« steht. Es gibt nicht viel außer dieser Kiste und dem silbernen Phoenix an seinem Hals, woran Läufer hängt. Der Staat gehört nicht mehr dazu, den hat er abgeworfen. Als Läufer nach Berlin kam, hatte er einen Traum. Er hatte die längste Zeit seines Lebens Gerüste gebaut und Strukturen geschaffen, auf denen andere aufbauten. Doch er trug eine Lücke in seinem Lebenslauf mit sich herum. Er hatte seine Ausbildung nicht abgeschlossen und glaubte, er bräuchte kein Zertifikat seiner Talente. In diesem Punkt unterschätzte er Deutschland, und er fand in der Arbeitswelt nie seinen Platz. Ihm fehlte das Gerüst seines Lebens. In Berlin wollte er etwas bauen, was bleibt. Er hatte keine große, visionäre Idee, doch er glaubte, dass sein Plan gut in die mobile Stadt der Zukunft passte. Er wollte am Ostbahnhof eine Fahrradwerkstatt gründen, aber nicht irgendeine. Er wollte sich auf Cruiser spezialisieren, feinstaubfreie Straßenkreuzer für nachhaltige Stadtmenschen. Man muss Läufer betrachten und zurückgehen in dessen Leben, um zu verstehen, woher diese Idee kommt. Er ist ein groß gewachsener, sehniger Mann mit gasflammenblauen Augen, langen blonden Haaren, einem nicht ganz so langen Bart und einer Totenkopf-Tätowierung, die er sich in den Arm stach. Er trägt gern Lederwesten und mag metallische Musik, doch für ein Motorrad fehlte ihm immer das Geld. Cruiser kommen für Läufer gleich danach, und er glaubte, dass er für seine Werkstatt alles durchdacht hatte – den Standort, das Unternehmensprofil, den Geschäftsplan. Eine neue Zeit sollte beginnen in Berlin.

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Es war eine Heimkehr in die Stadt, in der er geboren wurde. Ein West-Berliner, der am Ostbahnhof seinen Traum verwirklicht. Es klang nach einer schönen deutschen Geschichte. Die Geschichte beginnt mit einem Glücksfall der Bürokratie. Auf seiner Suche nach Unterstützung landet Läufer im Jobcenter Neukölln. Die Kunden werden dort nach Buchstaben gebündelt, das führt ihn zu Arbeitsvermittler Helmuth Pohren-Hartmann, zuständig für »La« bis »Le«. Pohren-Hartmann ist so, wie man Läufers perfekten Berater klonen würde. Ein Mann, der genau hinsieht und zuhört, frei von Sachbearbeiterignoranz und Dienst-nach-Vorschrift-Symptomen. Der gelernte Großhandelskaufmann wuchs in prekären Verhältnissen auf, hat eine Vergangenheit als Arbeitsloser und eine stille Wertschätzung für Unangepasste. Als Läufer zum ersten Mal Pohren-Hartmanns Büro betritt und seine Idee präsentiert, zeigt er ihm Fotos von Cruiser-Fahrrädern und Werkzeugen für deren Reparatur. Den Arbeitsvermittler beeindruckt Läufers Detailwissen und dessen Entschlossenheit, seinen Plan zu verwirklichen. »Er ist aus dem Rahmen gefallen im Vergleich zu dem, was wir hier sonst haben«, sagt Pohren-Hartmann. »Er hatte eine Mission.« Läufer ist zu diesem Zeitpunkt gerade von Düsseldorf nach Berlin gezogen und wohnt in einer Unterkunft für Obdachlose. »Will dort schnell wieder raus«, notiert Pohren-Hartmann in der Kundenakte. Viele Sätze in dieser Akte erzählen von Läufers Willen. Sie stehen in den »Historieneinträgen«, und sie klingen, als könnte Kundennummer 419A300737 die Chiffre einer Erfolgshistorie werden. Läufer beginnt unmittelbar nach seiner Ankunft als Tagelöhner zu arbeiten. Als Hartz-IV-Empfänger könnte er seine Versorgung dem Staat überlassen und auf die Bearbeitung seiner Anträge warten, aber er erscheint jeden Morgen um vier in der Jobvermittlung Neukölln und lehnt kein Angebot ab. Trägt Bauschutt durch Treppenhäuser, hebt Gräben aus, entrümpelt Garagen, verlegt Pflastersteine, schneidet Hecken, kratzt Pilz aus verschimmelten Wohnungen. »Und dann wurde er krank«, erinnert sich Pohren-Hartmann, »und sagte: Ist egal, ich arbeite trotzdem.« {...}” Der ganze Beitrag ist nachzulesen auf: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/39719


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ANDERE STÄDTE In vielen anderen Städten gibt es bereits verschiedenste Projekte für und mit Obdachlosen. Besonders interessant fanden wir „Gulliver“ in Köln und „Trinken im öffentlichen Raum“ in Stuttgart.

GULLIVER „Am 05. Januar 2001 ist mit der Überlebensstation GULLIVER ein Standort für die Unterstützung obdachloser Menschen gewählt worden, der in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof, dem Rheinufer und der Altstadt liegt: der Brückenbogen 1 der Hohenzollernbrücke. GULLIVER bietet als erste modellhafte Einrichtung seiner Art in Deutschland für seine Gäste ein Angebot, dass sich durch ausgedehnte Öffnungszeiten vom frühen Morgen bis zum späten Abend und an den Wochenenden auszeichnet. Damit werden Randzeiten abgedeckt, in denen Obdachlosen diese Hilfen besonders notwendig sind.

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Um das Überleben auf der „Platte“ zu sichern, bietet GULLIVER u.a. folgende Angebote zur physischen und psychischen Versorgung: • körperliche Hygiene (Duschen, Toiletten etc.) • „Dormitorium“ - Tagesschlafraum • Waschmaschine und Trockner • Kleiderkammer • Friseurangebot • Akkuladestation, z.B. für Mobiltelefone • postalische Erreichbarkeitsadressen • Frühstück und Abendessen, diverse kleine Mahlzeiten im Cafébereich • Info-/Jobbörse und Internetnutzung an zwei PC´s • Beratungs- und Gruppenangebote • regelmäßig wechselnde Kunstausstellungen und Kulturangebote.“


STUTTGART ROT „Die Projektgruppe„Trinken im öffentlichen Raum“ der Sozialen Stadt Rot befasst sich seit Mai 2004 mit der Thematik. Ihr gehören Vertreter/-innen der Bürgerschaft, der Evangelischen Gesellschaft, der städtischen Ämter, der Neuen Arbeit, der ev. Kirchengemeinde Rot, der Wohnbaugesellschaften und des Polizeireviers Zuffenhausen, der Architekt und Künstler Zaumseil und das Stadtteilmanagement an. Die Projektgruppe hat folgende Ziele für eine Konfliktlösung formuliert: • Die Situation der durch Alkohol auffälligen Männer und Frauen in Rot soll verbessert werden. • Es sollen Methoden erprobt werden, die Ängste abbauen, Konflikte entspannen, einen Interessenausgleich schaffen. • Aktionen werden initiiert, die das Image des Quartiers verbessern. Auf die folgenden Lösungsansätze und deren schrittweise Umsetzung konnte sich die Projektgruppe verständigen: Kurzfristig: • Anreize für niederschwellige Qualifizierungsangebote schaffen (z.B.Arbeitshilfen).

• Experimentelle neue Wege gehen, Projektarbeit unter der Leitung des Künstlers Zaumseil. Mittelfristig: • Die vielfältigen Hilfsangebote im Stadtteil besser abstimmen, koordinieren und vernetzen. • Aufsuchende Sozialarbeit als weiteres Element aufbauen, um isolierte Menschen zu erreichen und auffällige Gruppen vor Ort „aufzufangen“. Längerfristig: • Niederschwellige, ortsnahe Beratungs- und Anlaufstellen fördern. • „Legale“, akzeptierte Treffpunkte im Gemeinwesen einrichten, z. B. eine niederschwellige Tagesstätte für Arme und Ausgegrenzte. „

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ST. ELISABETH Die Begegnungsstätte St. Elisabeth in Schwäbisch Gmünd ist Anlaufpunkt für viele Obdachlose.

Wir besuchten die Begegnungsstätte St. Elisabeth in Schwäbisch Gmünd. Hierbei handelt es sich um eine Einrichtung der Caritas, in der Obdachlose für eine gewisse Zeit eine Notunterkunft finden, eine warme Mahlzeit bekommen oder beraten werden. Herr Lohner zeigte uns das Haus und beantwortete unsere Fragen.

„Die Fachberatungsstelle der Caritas Ost-Württemberg hat die Aufgabe, Menschen, die ohne gesicherte wirtschaftliche Grundlage sind und die wegen ihrer besonderen sozialen Schwierigkeiten nicht in der Lage sind, sich in die Gesellschaft einzugliedern, aufzunehmen, zu beraten, ihnen zu helfen, zur Selbsthilfe anzuleiten, zu vermitteln und Ansprechpartner zu sein und zu bleiben. Ihre Aufgabe ist es, den Kreislauf, „ohne Wohnung keine Arbeit – ohne Arbeit keine Wohnung“ zu unterbrechen und die persönliche Lebenssituation zu verbessern. Hierzu gibt es mehrere aufeinander abgestimmte Hilfsangebote Die Kurzübernachtung bietet Wohnungs- und Obdachlosen die Möglichkeit, für eine gewisse Zeit in unserer Einrichtung zu übernachten und eventuell dabei eines der folgenden Hilfsangebote anzunehmen Ein weiteres Angebot ist das Aufnahmehaus mit seinen vier Plätzen. Aufnahmehäuser sind Unterkunftsangebote während der Klärung der Bedarfslage der Klienten. Hier ist ein Aufenthalt von ca. drei bis neun Monaten vorgesehen mit dem Ziel, in Hilfeeinrichtungen verschiedener Art oder in Individualwohnraum zu vermitteln. Aufgaben der Betreuung: • Möglichkeit zur Selbstversorgung • Stabilisierung zur Vermittlung in Individualwohnraum • Bearbeitung der im Verlauf des Aufenthalts erkennbar gewordenen Probleme (Missbrauch von Suchtmitteln, Schulden, Sozialverhalten etc.). Das Betreute Wohnen soll in der Regel im Anschluss an das Aufnahmehaus ehemals Wohnungslosen die Chance bieten, im Individualwohnraum mit sozialpädagogischer Betreuung und Anleitung eine selbständige Lebensführung zu praktizieren. Dieses Angebot besteht auch für Menschen mit sozialen Schwierigkeiten, die diese nicht mit ihren eigenen Möglichkeiten überwinden können. Die Betreuung besteht für längstens 18 Monate, der private Mietvertrag ist davon unberührt.

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Aufgaben: • materielle Existenzsicherung (Sicherung des Lebensunterhaltes und Wohnraumes ) • Unterstützung zur selbständigen Lebensführung • Unterstützung bei der Erlangung sozialer Kompetenz Die Wärmestube ist an 365 Tagen im Jahr von 8:00 Uhr - 21:00 Uhr geöffnet. Das Angebot der Wärmestube beinhaltet z.B.: • das Angebot eines kostenlosen Frühstücks und eines warmen Abendessens • Kaffee, Tee und alkoholfreie Getränke • die Möglichkeit, Wäsche zu waschen • die Möglichkeit zur Körperhygiene (Duschen und Toiletten) • ein Angebot an Informations- und Kommunikationsmedien sowie diverse Spiele Unsere Wärmestube steht jedem offen und ist ein beliebter Treffpunkt geworden. Es ist ein niederschwelliges Angebot und häufig findet hier der erste Kontakt zu den anderen Angeboten statt.“


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STADTFÜHRUNG Seit einigen Jahren bietet Herr Eibisch Stadtführungen in Schwäbisch Gmünd an und bessert so sein Hartz4 auf. Er erzählt von Anlaufstellen, Hilfsprogrammen und seinem Leben auf der Straße.

Wir trafen uns mit Herrn Eibisch. Er ist um die 60 Jahre alt und lebte den großteils seines Lebens ohne festen Wohnsitz. Inzwischen führt er wieder ein geregeltes Leben und zeigt interessierten Menschen die Stadt Schwäbisch Gmünd mit all seinen wichtigen Anlaufstellen für sozial schwache und wohnungslose Menschen. Dazu gehören beispielsweise Die Tafel, ein Supermarkt der Lebensmittel günstig abgibt, das Rathaus oder auch die Kirche. Am Ende der Führung erzählte Herr Eibisch uns sehr offen von seinem Lebenslauf. Er lebte ursprünglich in der DDR und kam mit 18 Jahren wegen kleinerer Delikte ins Gefängnis. Als er seine Strafe gebüßt hatte war es aussichtslos und ließ sich auf die falschen Menschen ein. Er begann Abonnements für eine hinterlistige Organisation zu vertreiben und wurde von seinen Arbeitgebern letzten Endes irgendwo in Deutschland an einem Rasthof regelrecht ausgesetzt. In seiner verzweifelten Lage lernte er zwei Männer kennen, die seit längerem Obdachlos waren und ihm anboten ihn mitzunehmen. Aus dieser Begegnung entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft. Eibisch durchquerte zusammen mit seinen neuen Freunden Jahre lang das Land und hatte nicht die Absicht einen festen Wohnsitz zu finden. Er kam mit vielen Menschen, die in einer ähnlichen Situation waren, in

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Kontakt und durchlebte alle Tiefpunkte, die ein Leben auf der Straße mit sich bringt. Er trank viel und achtete nicht auf seine Gesundheit. Schließlich wurde Herr Eibisch sehr krank und war gezwungen seinen Lebensstil zu ändern. Er fand Hilfe in der Begegnungsstätte des St. Elisabeth in Schwäbisch Gmünd. Inzwischen hat er den Absprung aus der Obdachlosigkeit geschafft und hat eine eigene Wohnung. Seine zwei Katzen geben ihm eine Aufgabe und machen ihn glücklich. Laut Eibisch hat sich das Verhalten der Obdachlosen untereinander in den letzten Jahren grundlegend verändert. „Der nötige Respekt geht verloren“, so Eibisch. Früher war es verpönt Menschen mit gleichem Schicksal zu beklauen, heute ist das, auch im St. Elisabeth, gang und gäbe. Gerade die jungen Leute verschließen die Augen vor ihrer Zukunft und Leben in den Tag hinein ohne jegliche Motivation etwas zu ändern oder gar Hilfe von außen anzunehmen. Das ist ein Punkt den wir sehr tragisch finden und an dem wir unseren Service ansetzen wollten.


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TREFFEN MIT OLI Einer der Obdachlosen in der Begegnungsstätte St. Elisabeth bot uns an, sich mit uns zu treffen, um uns zu erzählen und uns verstehen zu lassen was es bedeutet obdachlos zu sein.

Oli ist 30 Jahre alt und ist seit zwei Jahren obdachlos. Er lebte bei seiner Mutter, bis er wegen wiederholtem schwarzfahren in öffentlichen Verkehrsmitteln für vier Wochen ins Gefängnis musste. Als er das Gefängnis wieder verlassen durfte hatte seine Schwester, mit der er sich nie gut verstanden hatte, veranlasst, dass er nicht mehr in die Wohnung der Mutter zurückkehren darf. Seine Mutter lag zu dieser zeit im Krankenhaus, da sie schwerwiegende Drogenprobleme hatte. In den folgenden Monaten kam Oli in Aufnahmehäusern unter und konnte dann bei seinem Vater einziehen. Da dieser, wie die Mutter, jedoch zeitnah an seinem übermäßigen Drogenkonsum verstarb stand Oli bald wieder auf der Straße. Ab und zu kam er bei bekannten unter, bis er in das Aufnahmehaus in Aalen kam. Oli ist ein ruhiger, zurückhaltender Mensch, der kein ausgeprägtes Selbstbewusstsein hat. Eventuell war das der Grund dafür, dass er in Aalen Opfer von Anfeindungen wurde. Diese arteten dermaßen aus, dass er die Stadt verließ und nach Schwäbisch Gmünd in das Haus der Begegnungsstätte des St. Elisabeth zog. Dort lebt er aktuell und möchte dringend etwas an seiner Situation ändern. Seine größte Hürde ist dabei wohl sein innerer Schweinehund, wie er selbst immer wieder betont. Oli lebt in den Tag hinein und hat zwar viel freie Zeit, „aber irgendwie hat man doch zu wenig Zeit“, wie er selbst sagt. Seine meiste Zeit verbringt er wohl im Haus oder setzt sich vor einen Spielautomaten. Aber laut eigener Aussage handelt es sich hierbei um keine Spielsucht, auch die Tatsache, dass er ab und zu Gras raucht, würde er nie als Drogensucht betiteln. Dieser junge Mann hat viele Pläne für seinen Weg aus der Obdachlosigkeit. Er möchte gerne anfangen zu arbeiten, sei es nur ein 1-Euro-Job - Hauptsache eine Beschäftigung. Seine Ziele und Wünsche sind sehr

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bescheiden. So würde er gern in einer eigenen Wohnung oder auch nur einem eigenen Zimmer leben, wichtig ist es ihm eine Türe zum zumachen zu haben, einen Ort, an dem er seine Ruhe hat. Obwohl Oli so genaue Vorstellungen hat fehlt im leider bislang die nötige Disziplin und Eigeninitiative, die seine aktuelle Situation nachhaltig verändern könnte. Was uns Oli sonst noch erzählte, war für uns sehr interessant und aufschlussreich. Er erklärte uns, was die obdachlosen Menschen für Probleme im Haus des St. Elisabeth sehen und was eventuell verbessert werden könnte. Das Problem liegt demnach vor allem in der fehlenden Privatsphäre und den fehlenden Bezugspersonen. Zwar kann man mit den Sozialarbeitern Gespräche führen, jedoch ist das etwas anderes, wie mit einem Freund zu reden. Er findet es toll, dass es an manchen Orten Streetworker gibt, die einen persönlichen Kontakt zu Menschen auf der Straße herstellen und eventuell selbst einmal dort gelebt haben. Oli hat oft das Gefühl, das Therapeuten oder andere Experten nicht wissen, wovon sie reden, weil sie selbst die entsprechenden Erfahrungen nie gemacht haben. Rückblickend war es eine gute Erfahren, dass wir uns mehrere Male mit Oli getroffen haben und er uns gegenüber sehr offen alles beantwortet und erzählt hat. Es hat uns eine gute Einsicht in das Leben obdachloser Menschen eröffnet und uns für unser Projekt weitergeholfen.


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ERGEBNISSE DER RECHERCHE Aus unserer Recherche ergaben sich neue Erkenntnisse, die wie in drei Kategorien aufteilten: Probleme der Obdachlosen, Veränderungen der Mentalität unter obdachlosen Menschen & Probleme der Hilfsorganisationen.

Probleme der Obdachlosen • nichts zu tun • fehlende Privatsphäre • finanzielle Schwierigkeiten • Krankheiten • Wohnungssuche • fehlende Bildung → finden keine Arbeit

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Veränderung der Mentalität • kein Zusammenhalt • fehlender Respekt der jüngeren • Diebstahl • kein Kodex • geben sich mit der Situation zufrieden

Probleme der Hilfsorganisationen • wird nicht angenommen • fehlende Motivation der Obdachlosen • zu wenig Arbeiter


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AUSWERTUNG Um die Ergebnisse auszuwerten, trugen wir alle Informationen zusammen erschlossen uns daraus die Bedürfnisse und Einsichten der Zielgruppe.

Schritte:

Ziele:

Informationen Zusammentragen Infos gruppieren • Weg in die Obdachlosigkeit • Obdachlosigkeit • Wünsche • Lösungen

Betroffene müssen besser begleitet werden Motivation schaffen einfacher Zugang zum Wohnungs- & Arbeitsmarkt

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DESIGN CHALLENGE Die Design Challenge dient dem einfachen Zweck, seine Aufgabe klar zu definieren um in jedem Schritt Überprüfen zu können, ob die Lösung dieser gerecht wird.

„Wie können wir eine Plattform schaffen, die jungen Wohnungslosen die Möglichkeit bietet, Informationen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen, damit sie einem geregelten Leben näher kommen und ihre Ziele selbständig erreichen können?“

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?

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IDEENFINDUNG Mit verschiedenen Methoden zur Ideenfindung sammelten wir Lösungsansätze, arbeiteten Ideen grob aus, gruppierten und bewerteten diese schließlich.

„Das Brainstorming ist der Klassiker unter den Kreativitätsmethoden. Durch spontane Ideenäußerung ohne ablehnende Kritik wird mit dieser Methode eine große Anzahl an Ideen zu einer gegebenen Problemstellung entwickelt und gesammelt. Beim Brainstorming in der Gruppe (ca. 5-9 Teilnehmer) können sich die Teilnehmer durch ihre Beiträge gegenseitig zu neuen Ideenkombinationen anregen, wodurch insgesamt mehr Ergebnisse produziert werden, als wenn jeder für sich alleine arbeit.Doch auch letzteres ist möglich, zum Beispiel mit Hilfe von Mind Mapping.“

„Das Vorgehen beim Brainwriting orientiert sich grundsätzlich am Ablauf des Brainstormings. Der Unterschied besteht lediglich in der Form, wie Vorschläge festgehalten werden. Auch beim Brainwriting sollen sich die Teilnehmer untereinander austauschen um sich gegenseitig zu inspirieren. Im Gegensatz zum Brainstorming gibt es hier jedoch vielfältige Möglichkeiten. Eine davon ist, dass die Teilnehmer ihre Blätter freiwillig untereinander tauschen sobald ihnen nichts mehr einfällt. Die Vorschläge wirken dann womöglich inspirierend. Alternativ kann ein Moderator in regelmäßigen Abständen die Blätter sammeln und auf einem Flip-Chart oder ähnlichem für alle sichtbar aufschreiben.“

Über diese Methoden kamen wir zu folgenden Ergebnissen:

Kommunikation • Zeitung • Internet • InfoTelefon Unternehmungen • Mottoabende • Stammtisch • Raum zum selbst Gestalten • Gemeinschaftsgarten • Filmprojekt

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Jobs

• Praktika • Mini-Job

Re-Social

• Patenschaft


BEWERTUNG Eine einfache Möglichkeit zur Ideenbewertung ist die Punkte-Methode; Jeder im Team bekommt eine bestimmte Anzahl an Punkten und darf diese frei verteilen. Die Idee mit den meisten Punkten, ist die beste. Bevor jedoch bewertet wird, darf jeder seine Ideen erklären und sie den anderem im Team verständlich machen.

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ENTSCHEIDUNG Aufgrund unserer vorhergegangenen Bewertung konnten wir eine Entscheidung treffen.

Das größte Potential sahen wir in der Idee eine Patenschaft für Obdachlose zu gestalten. Um eine genauere Vorstellung dieser ersten Idee zu bekommen machten wir uns über einen möglichen Verlauf einer solchen Patenschaft Gedanken. Wir fertigten ein Storyboard an. Das Storyboard zeigte Schritt für Schritt, wenn auch noch sehr unausgereift, wie eine solche Patenschaft abläuft:

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• man erstellt in einem speziellen Internetforum ein Profil (das machen Obdachlose aber auch Menschen die ein geregeltes Leben haben) • ein Obdachloser und ein „Nicht-Obdachloser“ knüpfen Kontakt per Chat • sie verabreden sich zu einem Treffen • die beiden treffen sich, z.B. in einem Café, und lernen sich kennen • sie entdecken gemeinsame Interessen/Hobbys • zusammen gehen sie einem Hobby nach, z.B. Fußballspielen • die Person, die ein geregeltes Leben führt, hilft der obdachlosen Person eine Arbeit/Praktikum/Ausbildung oder auch eine Wohnung zu finden • Ziel ist es, dass die obdachlose Person re-sozialisiert wird und ein Leben in festen Bahnen führen kann • im Besten Fall hilft die re-sozialisierte Person nun anderen Wohnungslosen


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CUSTOMER JOURNEY MAP Eine Customer Journey Map dient dazu, den genauen Ablauf eines Services zu erfassen mit allen dazugehörigen Berührungspunkten

Schritt:

Berührungspunkt:

Schritt:

Berührungspunkt:

1. Vom Service Erfahren

2. Informieren

3. Anmelden

Broschüren, Webseite

Webseite

7. Verabreden

8. Gemeinsame Aktivitäten

9. Infos Sammeln Hilfestellung Aktiv werden

Webseite, andere Teilnehmer

Café, öffentliche Plätze, Sport, Hobbies

Zeitung, Web, Bekannte, Büro, Arbeitsamt

Flyer, Broschüren etc.

N OH W

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ARKT GSM UN


4. Profil einrichten

5. Kontakte kn端pfen

6. Kontakte festigen

Webseite

Webseite, andere Teilnehmer

Webseite, andere Teilnehmer

HI!

10. Begleiten Weg zur端ck ins geregelte Leben

11. Kontakt halten

Vermieter, Arbeitgeber, Therapeuten

Webseite, Treffen

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DER NAME ALEXIUS Nun hatten wir eine genaue Idee vom Service selbst, dessen Ablauf inklusive benötigter Berührungspunkte. Doch wie sollte unser Service heißen?

Es galt den passenden Namen zu finden. Uns war es wichtig, dass des Name im wahrsten Sinne des Wortes auch Programm ist. Wir recherchierten Schutzpatronen die für Menschengruppen ähnlich der Obdachlosen zuständig sind. Ideal dafür erschien uns Alexius von Edessa. Er war ein Einsiedler und

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Heiliger. Er gilt als Schutzpatron der Pilger, Bettler, Vagabunden und Kranken. Nach ihm benannten wir unser Programm - das Alexius-Programm. Zusätzlich bedeutet das griechische Wort „Alexius“ soviel wie Hilfe.


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ELEVATOR PITCH Die Elevator Pitch (Aufzugs-Verkaufsgespräch) ist eine Methode um anderen schnell zu erklären, um was es in einem Projekt geht und sich selbst zu überprüfen. Hierzu werden bestimmte Satzelemente verwendet um in weniger als einer Minute die wesentlichen Dinge zu nennen.

Alexius ist ein Patenschaftsprogramm für Obdachlose, die wieder in ein geregeltes Leben finden wollen. Eine Besonderheit dabei ist die Eins-zu-Eins-Betreuung. Im Gegensatz zu anderen Modellen hilft Alexius den Menschen ihre Situation durch soziale Kontakte nachhaltig zu verbessern.

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UMFRAGE Nun hatten wir eine genaue Vorstellung von unserem Alexius-Programm. Doch kein fertiges Konzept ohne Prototyping. Wir entschieden uns eine Umfrage zu starten.

Dazu sammelten wir die für uns wichtigsten Fragen und entwarfen einen Umfragebogen. Mit diesem ausgestattet stellten wir uns auf den Gmünder Marktplatz und ließen ihn von Menschen im Alter zwischen 20 und 70 Jahren beantworten. Die meisten Menschen waren gerne bereit unsere Fragen zu beantworten. Da es jedoch keine anonyme Befragung war, sondern sie sich mit uns im Gespräch befanden, hatten wir teilweise das Gefühl, dass ihre Antworten nicht immer hundertprozentig ehrlich waren. Das war beispielsweise bei der sechsten Frage, ob man bereit sei sich regelmäßig mit einem Obdachlosen zu treffen und ihm zu helfen, der Fall. Diese Frage

beantworteten viele Befragten mit „Ja“, erwiderten jedoch direkt, dass es ihnen zeitlich leider nicht möglich wäre. Trotz dieses Eindrucks war die Umfrage für unsere Projektentwicklung sehr wichtig und aufschlussreich. Vor allem die Tatsache, dass nahezu alle befragten Leute neue Kontakte überwiegend an öffentlichen Plätzen, wie beispielsweise in einem Café, knüpfen, ließ uns unser bisheriges Konzept neu überdenken.

1.

Kennen Sie die Begegnungsstätte St. Elisabeth in Schwäbisch Gmünd?

2.

Hatten Sie schon einmal Kontakt mit Obdachlosen?

3.

Haben Sie Bedenken beim Umgang mit Obdachlosen?

4.

Wären Sie interessiert einen Obdachlosen kennen zu lernen?

5.

Wo fällt es ihnen am leichtesten neue Kontakte zu knüpfen? z.B.: Freizeit Aktivität, Internet, Café, Einkaufen, Friseur

6.

Wären Sie bereit sich mit diesem regelmäßig zu treffen, um ihm zu helfen in ein geregeltes Leben zurück zu finden?

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AUSWERTUNG

47% positiv

53% positiv

58% positiv

42% positiv meist genannte: Einkaufen, CafĂŠ

53% positiv

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ANPASSUNG DES KONZEPTS Aufgrund unserer Umfrageergebnisse optimierten wir unser Konzept, indem wir einige Berührungspunkte neu gestalteten.

Da die Umfrage ergab, dass Menschen neue Kontakte gerne auf einer persönlichen Basis, also im direkten Kontakt in beispielsweise einem Café, knüpfen, war unsere Idee einer Internetplattform wohl nicht der geeignete Ansatz. Wir entschieden uns dem entsprechend für einen öffentlichen Ort, an dem sich Interessierte kennen lernen und an dem Alexius-Programm teilnehmen können. Uns erschien ein Café als ein sehr zwangloser Ort. Die Idee war, dass ein „normales“ Café in regelmäßigen Abständen, z.B. einmal im Monat, in

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das Alexius-Café verwandelt. Dieses wird mit Plakaten und Broschüren beworben. Interessierte und aufgeschlossene, Obdachlose und Menschen die ein geregeltes Leben führen können das Alexius-Café besuchen und miteinander ins Gespräch kommen. Menschen tauschen ihre Erfahrungen, ihre Geschichte und ihre Interessen aus.


Nun besteht die Möglichkeit, dass sich eine Person, deren Leben in geregelten Bahnen verläuft, als ein Pate einer obdachlosen Person ausspricht. Zusammen können diese Personen gemeinsame Interessen teilen, indem sie verschiedenste Aktivitäten ausüben, egal ob angeln, wandern oder Kinobesuche. Wir hatten die Idee, dass Teilnehmer des Alexius-Programms in verschiedensten Sportvereinen oder für Fahrkarten und Eintrittsgebühren Ermäßigungen bekommen. Es erleichtert ihnen also ihre Alexius-Aktivität. Die beiden Personen einer solchen Patenschaft sollen sich jedoch nicht nur gegenseitig kennenlernen und zusammen Unternehmungen machen, sondern der Obdachlose soll von seinem Paten auch eine gewisse Hilfestellung für seine Zukunft bekommen. So können sie gemeinsam nach einer geeigneten Wohnung suchen und sich mit dem Vermieter

treffen. Sie können sich gemeinsam nach freien Arbeitsstellen oder auch Praktikumsstellen umhören und bewerben. Das er leichtert dem Obdachlosen das Ganze nicht nur, sondern motiviert ihn bestenfalls auch aktiv zu werden. Wenn die beiden einmal nicht weiter wissen, z.B. beim Ausfüllen von Anträgen zu Hilfeleistungen, können sie sich stets an einen Sozialarbeiter wenden. Das Ziel des Programms besteht darin, dass die obdachlose Person wieder ein geregeltes Leben mit festem Wohnsitz und eigenem Einkommen führen kann. Bestenfalls entsteht eine Freundschaft zwischen zwei Menschen, die sich sonst womöglich niemals begegnet wären. Außerdem wäre es erstrebenswert, dass re-sozialisierte Personen nun selbst Paten im Alexius-Programm werden und ihre guten Erfahrungen und Hilfestellung weitergeben können.

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LOGO Um ein passendes Logo zu entwickeln bemühten wir uns heraus zu finden, was für eine solche Dienstleistung die wesentlichen Anforderungen sind.

Vertrauen Die Farbe blau symbolisiert Vertrauen, welches ein wichtiges Punkt bei einer Patenschaft ist. Um dies im Logo darzustellen verwendeten wir einen Blauverlauf in einem Kreis. Denn auch der Kreis steht für Vertrauen.

Dauerhaftigkeit & Kreislauf Die entstehenden Freundschaften sollen auch über das Programm hinaus bestehen bleiben und wem geholfen wurde, hilft später anderen. Auch hierfür steht der Kreis.

Helfen Im Zentrum steht immer das Selbe Wort: Alexius, das auf den Schutzpatron der Pilger hinweist und auf griechisch „Hilfe“ bedeutet.

Wandel Der Grau-Farb-Verlauf zeigt den Wandel, der während dem Programm stattfinden soll.

Vielseitigkeit Nicht nur durch die Farbigkeit sondern auch durch die hochgestellten Bereichsnamen wird die Vielseitigkeit von Alexius gezeigt.

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VIDEO Um die Idee des Alexius-Programms für Außenstehende verständlich zu machen, stellten wir den Ablauf in einem kurzen Video dar.

1. Das ist Bert. Bert ist Obdachlos.

2. Das ist Alex. Alex ist Bänker.

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3. Alex erfährt über einen Flyer vom Alexius-Programm.

4. Während Bert von seinem Sozialarbeitet darüber informiert wird.

5. Zufällig treffen sich die beiden Im Alexius-Café und verabreden sich zum Wandern in der Woche darauf.

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6. Eine Woche später gehen die beiden gemeinsam Wandern, unterhalten sich und lernen sich besser kennen.

7. Alex kennt die Chefin einer Schreinerei und besorgt Bert einen Job dort.

8. Bei Fragen kĂśnnen die beiden jederzeit einen Sozialarbeiter um Hilfe bitten.

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9. Etwas später hilft Alex Bert ebenfalls eine Wohnung zu finden. Mit dem einkommen aus der Schreinerei kann Bert die Wohnung zwar noch nicht bezahlen aber sein Harz4 reicht ihm so für ein geregeltes Leben.

10. Nach einiger Zeit sind Bert und Alex immernoch Freunde und treffen sich regelmäßig um gemeinsam Wandern zu gehen oder etwas anderes zu unternehmen.

11. Jetzt hilft Bert anderen Obdachlosen im Alexius-Café.

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BLUEPRINT Mit der Blueprint Methode lässt sich darstellen und herausfinden welche Aktionen während einem Service im Hintergrund ablaufen und was der Anbieter dafür tun muss. Sie ist im Grunde eine erweiterte Form der Customer Journey Map.

Berührungspunkt:

Handlung des Kunden:

Flyer, Broschüren, Plakate, Sozialarbeiter

Infowebsite

Alexius-Café

Kennenlernen des Programms

informiert sich

Kaffee trinken, ins Gespräch mit anderen kommen Bedienen, Service

Handlungen des Anbieters:

Kaffee kochen

Aktivitäten im Hintergrund:

Unterstützende Hintergrundprozesse:

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Website aktualisieren

einmal im Monat Umbau Café XY zu Alexius-Café


Freizeitaktivitäten

Firmen

Sozialarbeiter

Vermieter

Gespräche führen, sich mit anderer Person treffen, Zeit investieren

Bewerben, informieren, Hilfestellung des Alexius-Paten

Fragen stellen

Kontaktieren des vermieters, Vorstellung bei Vermieter, Hilfestellung des Alexius-Paten

Aktivitätsvorschläge bereitstellen

Firmen-Liste bereitstellen

Hilfestellung, z.B. beim Ausfüllen von Anträgen

Wohnungs-Liste bereitstellen

Sonderangebote

Firmen anfragen

Anträge beantragen / weiterleiten

Vermieter anfragen

Besondere (Rabatt-)Angebote, z.B. Kletterpark

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TOUCHPOINTS Zur Visualisierung unserer Idee, haben wir Plakate, Broschüren und eine Alexius-Website entworfen und inszeniert.

Auf der Alexius-Website kann man sich über das Programm allgemein Informieren, sich mit anderen oder angehenden Nutzern über Erfahrungen austauschen, Neuigkeiten lesen oder Infos zum Bonusprogramm einholen. Außerdem gibt es dort aktuelle Termine zum Alexius Café.

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TOUCHPOINTS Zur Visualisierung unserer Idee, haben wir Plakate, Broschüren und eine Alexius-Website entworfen und inszeniert.

Broschüren können an den verschiedensten Orten ausgelegt werden und somit die verschiedensten Menschen ansprechen. Sei es ein Fitnessstudio, eine soziale Einrichtung für Obdachlose, eine Arztpraxis oder ein Café. Die Broschüren können genauere Informationen über das Programm selbst beinhalten, als auch über Kooperatiosfirmen und über Ermäßigungen. Auch das Alexius-Café kann darin vorgestellt werden. Wo und wann es veranstaltet wird. Bilder können dem Leser das Programm näher bringen und dessen Interesse wecken.

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TOUCHPOINTS Zur Visualisierung unserer Idee, haben wir Plakate, Broschüren und eine Alexius-Website entworfen und inszeniert.

Plakate die an Bushaltestellen aushängen werden von einer Vielzahl an Menschen gesehen. Ob es nun eine alte Dame ist, die mit dem Bus zum Einkaufen fährt, ein Geschäftsmann, der mit dem Auto daran vorbei fährt, Studenten, die mit dem Bus zur Uni fahren oder Obdachlose, die an daran vorbeilaufen. So wird jeder von ihnen auf das Alexius-Programm aufmerksam und womöglich wird ihr Interesse daran geweckt, obwohl sie bislang so etwas noch nicht in Betracht gezogen hatten.

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TOUCHPOINTS Zur Visualisierung unserer Idee, haben wir Plakate, Broschüren und eine Alexius-Website entworfen und inszeniert.

Auch an Hauswänden, Autobahnen und in der Stadt können Plakate über das Alexius-Programm aufklären. Allein den Namen schon einmal gehört zu haben, würde bei potenziellen Paten und Obdachlosen die Wahrscheinlichkeit erhöhen am Programm teilzunehmen.

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AUSSICHTEN Natürlich ist das Konzept des Alexius-Programms noch nicht detailliert ausgearbeitet. Dennoch haben wir uns Gedanken über das, was noch kommen kann, gemacht.

Zum Einen müssen jegliche Kooperationsfirmen gesucht und angeworben werden. Hierzu gehört sowohl ein Café, in dem monatlich das Alexius-Café veranstaltet wird, als auch mögliche Firmen, die obdachlosen Menschen vorurteilslos z.B. einen Praktikumsplatz anbieten. Aber auch Sportvereine oder Einrichtungen für andere Freizeitaktivitäten können in ein Kooperationsprogramm aufgenommen werden. Jegliche Einrichtungen für Freizeitaktivitäten wären auch ein Anlaufpunkt um Rabatt-Aktionen für Teilnehmer des Alexius-Programms zu organisieren. Auch Rabatte im Bereich des öffentlichen Verkehrs und niedrigere Leihgebühren für Sportequipment würden es den Teilnehmern vereinfachen etwas zu Unternehmen, ohne sich in Unkosten zu stürzen.

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Erstrebenswert wäre auch eine Art Wohnungsliste, auf der Vermieter ihre Immobilien vermerken können. Dann haben es die wohnungssuchenden Obdachlosen zum einen leichter eine Wohnung zu finden und außerdem hätten sie die Gewissheit, dass diese Vermieter keine Vorurteile oder Ablehnung ihnen gegenüber hegen. Wir haben sogar noch einen Schritt weiter gedacht - Alexius-InterCity. Das würde bedeuten, dass das Alexius-Programm städteübergreifend agiert und somit die Angebote für Aktivitäten, aber auch der Wohnungsmarkt und der Arbeitsmarkt vielfältiger werden. Abschließend ist zu sagen, dass wir in unserem Konzept großes Potential sehen und wir Spaß daran hatten es zu entwickeln.


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BILD- & TEXTQUELLEN

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Seite 12: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/39719

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Seite 14: http://www.koelnerarbeitslosenzentrum.de/gulliver/das-projekt. php

Seite 34: http://jesus-passion.com/Saint_Alexius.jpg Seite 36: http://www.green-in-berlin.de/wordpress/wpSeite 40: http://www.notebooksbilliger.de/images/products/110000/114578/imac_mountain_lion.jpg

Seite 15: http://www.staedtebaufoerderung.info/nn_1146914/StBauF/ DE/SozialeStadt/Praxis/BW/Beispiele/0417__trinken/0417__broschuere,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/0417_broschuere.pdf Seite 16: http://www.st-elisabeth-schwaebisch-gmuend.de

Seite 40: http://lgs.katze.dk/fotos/lgs295.jpg

Seite 28: http://www.zmija.de/brainstorming/

Seite 50: http://marvfunk.de/wp-content/uploads/2011/12/trifold-mockup.jpg

Seite 28: http://kreativit채tstechniken.info/brainwriting/

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