Im besten Fall anwendbar – Experimente mit generativer Schriftgestaltung

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IM BESTEN FALL ANWENDBAR

Die Egyptienne, auch Serifenbetonte Linear-Antiqua, ist eine aus der Antiqua abgeleitete Schriftart, bei der die Strichstärke der Buchstaben (nahezu) gleichmässig ist und die Serifen deutlich verstärkt sind. Im englischen Sprachraum ist die Bezeichnung «Slab Serif» oder «Square Serif» geläufi g. Die Egyptienne-Schriften tauchten erstmals im England des 19. Jahrhundert auf und sind damit eine noch relativ junge Gattung in der typografi schen Geschichte. Sie entstanden im Zuge der industriellen Revolution aus dem gestiegenen Bedarf nach auff älligen Werbeschriften für die nun immer häufi geren Handzettel und Plakatwerbungen. Zunächst wurden diese mit klassischen Buchschriften wie Baskerville oder Caslon gesetzt. Als eine der ersten Egyptienne-Schriften wird ein Versalalphabet namens «Antique» von Vincent Figgins (1766–1844) erachtet, das bereits 1817 in einem Schriftmuster erschien. Die ersten Egyptienne-Schriften sind allerdings zunächt eher stark verfettete Antiqua-Schriften mit deutlich betonten Serifen und ausschliesslich für den Titelsatz bestimmt. Die neuen Formen stossen zunächst freilich nicht nur auf positives Echo. Im Journal für Buchdruckerkunst werden die Egyptienne-Schrifen beispielsweise als Monstrosität abgestempelt. Im Einsatz in der Werbung können sie die Antiqua aber rasch verdrängen. Merkmale – Ausgeprägte und betonte Serifen – kaum Kontraste in den Strichstärken (oft Grundstrichstärke = Haarstrichstärke = Serifenstärke) – senkrechte Schattenachsen – waagerecht verlaufende Anstriche – Oberlängen der Minuskeln und Versalienhöhe gleich – e-Strich waagerecht

EXPERIMENTE MIT GENERATIVER SCHRIFTGESTALTUNG – WS 2013/2014

Vincent Figgins / Frank Hinman Pierpont 1766 –1844 / 1860 –1937

Egyptienne 1817 Rockwell 1934

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