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ETHOS – Fränkischer Verein mit besonderer Gesinnung

Die Weinnotizen des Autorenduos

Weingut Stefan Bardorf, Randersacker 2020 Riesling Randersackerer Marsberg

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Betont mineralisch in der Nase; saftig, gradlinig, anregendes Spiel, gutes Lagerpotenzial.

Weingut Hümmler, Elfershausen 2021 Osteiner Kabinett feinherb

Cuvée von Riesling und Silvaner, klar, animierend im Aroma, saftig und würzig, Fruchtsüße (24 g/l) gut verpackt, nicht vordergründig.

Anton Six, Wirmsthal 2018er Silvaner Kabinett

Schon die Nase verrät seine Restsüße. Markanter, würzig-süßer Duft, fruchtiger Körper, ausgeprägte, aber angenehm reife, exotische Fruchtaromen, große Ausdauer im Finale. Ein eigenständiger, durchaus trocken anmutender und sehr überzeugender Tropfen.

Weingut Schenk, Randersacker 2020 Silvaner „Handverlesen“

Zarte Würze im Duft; ausgewogene Fülle mit zartem Schmelz, komplex, gute Länge im Abgang.

Müller! Das Weingut, Hammelburg 2021 „Rosa läuft“

Rotling mit originellem Namen aus den Sorten MüllerThurgau, Regent; beerig in der Nase; im Geschmack herzhaft, knackig, dezente, gut integrierte Frucht im oberen halbtrockenen Bereich.

Plackner Wein, Ottenhofen 2017 Silvaner Aussteiger

Thomas Plackner war bei einem internationalen Technologiekonzern tätig, wurde dann nach einer Winzerlehre und Praktika bei Top-Betrieben in Deutschland zum Quereinsteiger, der gelegentlich eigenwillige, aber durchaus spannende Weine erzeugt. Verhalten im Aroma; sanfte Gerbstoffe, feste Struktur, gute Länge, noch in jugendlicher Verfassung.

Felshof – Familie Wenninger, Sommerhausen 2020 Silvaner Alter Berg

Klare, animierende Würze im Duft; zarter Schmelz, feingliedrig, lang im Abgang, bietet viel Trinkspaß.

Meier Weinerlebnis, Ulsenheim 2021 Silvaner Aus dem Garten Eden

Würzige Aromatik; im Geschmack ebenfalls angenehme Würze, knackig, straff, lebhafte Säure. Von 2019 bis Ende 2021 hieß das Weingut Meier Schmidt und wurde von Markus Meier und Lukas Schmidt gemeinsam betrieben. Dann verließ Lukas den Standort Ulsenheim, um sich dem Familienbetrieb in Bullenheim zu widmen. „Wir haben viel voneinander und miteinander gelernt“, wird in einer Kunden-Information mitgeteilt.

Weingut Neder, Ramsthal 2018 Grauburgunder Alte Reben Ramsthaler St. Klausen

Wein aus einer kühlen fränkischen Ecke, gelegen in einem Seitental der fränkischen Saale. Goldfarben, wie es einem reifen Grauburgunder zusteht; schmelzig und cremig, anhaltende Würze, noch sehr frisch.

Weingut Ruppert, Hammelburg 2021 Sauvignon Blanc Hammelburger Burg

Sauvignon Blanc ist eine Spezialität der Brüder Stefan und Matthias Ruppert, für die sie ein glückliches Händ

Weingut Markus Schmachtenberger, Randersacker 2019 Silvaner Randersackerer Sonnenstuhl „Quaderkalk“

Auf den Vornamen kommt es an. Denn Weingüter mit Namen Schmachtenberger gibt es gleich dreimal am Ort. Dieser Silvaner wurde in einem Muschelkalk-Behälter (!) ausgebaut. Das Ergebnis ist sehr eigenständig, aber richtig gut und fast vornehm anmutend; dazu feinmaschig und lang im Abgang.

Weingut Hemberger, Rödelsee 2020 Silvaner Rödelseer Küchenmeister Alte Reben

Feine Kräuterwürze im Aroma; straff, komplex, druckvoll, viel Ausdauer im Abgang.

Ilonka Scheuring, Margetshöchheim 2021 Scheurebe

Dass Franken-Terroir und Scheurebe eine gute Kombi sind, ist Weinliebhabern durchaus bekannt. Dazu gehört auch die als Landwein klassifizierte Scheurebe von der Winzerin mit den roten Stiefeln (siehe Titelbild): Typische Scheu-Nase, schöne Harmonie von Frucht und Säure am Gaumen. Schlank im Körper, leicht im Fluss, aber dennoch mit Druck. Ehrlich trocken, trotz Scheuaromen. Und im Finale fränkisch-würzig, leicht salzig. n

Noch eine Weinvierteler Entdeckung Simone und ihr Urknall

AUTOR: RUDOLF KNOLL

Als wir im Weinfeder-Journal kürzlich* „starke Frauen aus dem Weinviertel“ vorstellten, hatten wir eine junge Winzerin nicht im Fokus. Simone Hiller-Jordan machte vor kurzem förmlich mit einem Urknall auf sich aufmerksam, als sie bei einem großen Test mit der Sorte Zweigelt aus ganz Österreich mit ihrem 2018 Reserve „42“ mit stattlichen 18 Punkten bewertet wurde und damit unter fast 200 Weinen ganz vorn dabei war. Klar doch, dass ein so auffälliger Wein neugierig machte…

Rund 50 km geht es von Krems und dem Kremstal aus Nordwärts ins Weinviertel. Die bekannte Weinstadt Retz ist nicht weit entfernt. Vorher aber führt der Weg in die kleine, bei Pulkau eingemeindete Ortschaft GrossReipersdorf, bei der man gleich auf der Rückwand eines großen Gebäudes „Jordan“ aufleuchten sieht, ein deutlicher Hinweis, dass hier das gesuchte Weingut zu finden ist. Die Hausnummer 12 ist dann rechts ab ein paar hundert Meter weiter zu finden und entpuppt sich als stattliche Vinothek, bei der man sofort herzlich begrüßt wird: „Ich bin Simone“, stellt sich die Chefin des Hauses vor. Auch der Familienname Hiller-Jordan wird nicht unterschlagen und man erfährt, dass Gatte Hannes, 41, den Doppelnamen ebenfalls angenommen hat, ein großartiger Ehemann ist und seiner Frau zuliebe das Weinmachen noch gelernt hat, da er eigentlich in der Landwirtschaft ohne Reben Zuhause ist.

Die Familie Jordan befasst sich schon seit 1848 mit Weinbau. Aber richtig Schwung kam in den Betrieb, als ihn Simone, Jahrgang 1985, die Jüngste von drei Töchtern, 2010 übernahm und das Potenzial so nach und nach ausschöpfte. Dass sie auf ihren 12 Hektar etwa 50 Prozent Rotweinanteil hat, deutlich mehr als sonst im Weinviertel üblich, stört sie nicht. Denn das gibt ihr die Möglichkeit, das Beste aus den Reben herauszuholen, etwa bei dem hochgelobten Zweigelt, der 42 Monate in Barriques reifen konnte. Auch St. Laurent und Merlot sind sehr achtbare Rotweine.

Die weiße Kollektion steht nicht zurück. Lassen wir es zunächst anregend prickeln mit dem 2016 Riesling-Sekt brut Große Reserve, der 36 Monate auf der Hefe lag. Gehen wir über zum Chardonnay als Wein, der zurückhaltende Frucht mit angenehmer Würze verbindet. Der aktuelle Riesling 2021 reifte beim Besuch noch im Fass. Simone verspricht, dass er nach der Abfüllung pure Mineralik und Steinobstnoten ausstrahlen wird. Grüner Veltliner präsentiert sich in verschiedenen Versionen als würzig, knackig, sehr sortentypisch, mit dem schon klassischen Pfefferl im Aroma. Aushängeschild ist die Reserve von über 50 Jahre alten Stöcken. Die Experimentierlust der Winzerin verdeutlicht der „SteinZeit“ Reserve, der in einem Granitbehälter vergor und reifte und dabei noch einen Schuss zusätzliche Mineralik abbekam. Österreichische Medien haben diesen Wein mit hohen Noten gefeiert – zu Recht. Ein eleganter Grüner ist „Wine & Queen“ betitelt. Damit nimmt die temperamentvolle Simone Bezug auf ihre majestätische Vergangenheit: Von 2007 bis 2009 war sie Weinkönigin Niederösterreichs, von 2008 bis 2009 zusätzlich noch Bundesweinkönigin.

Zeit für die berufliche Ausbildung vor der Übernahme des Weingutes blieb trotzdem. Sie war bei F. X. Pichler in der Wachau und Heidi Schröck im Burgenland tätig. Und als sie in Südafrika bei den renommierten Namensvettern Kathy und Gary Jordan nach einem Praktikum nachfragte, konnte sie auch noch in Stellenbosch Weinbau pauken. Das Große Praktikum von Klosterneuburg absolvierte sie aufgrund der Zusammenarbeit zwischen den Lehr-Institutionen auf der Hochschule in Geisenheim. „Es waren lehrreiche Wochen im Rheingau“, erzählt sie im Rückblick. Hier lernte sie auch, dass die Traubenteilung für den Zweigelt die Qualität merklich steigert. Kann sein, dass sich das auch bei den Zweigelt Rubin Pralinen mit dunkler Schokolade bemerkbar macht, die beim Besuch leider aufgegessen waren. n

BESONDERE BAUKUNST begehrt, beliebt, bereichernd

AUTOR: MARCELL FRIEDERICH

Um Weinen einen attraktiven Rahmen zu ermöglichen, werden Weingüter und Vinotheken immer außergewöhnlicher. Alte Traditionen? Werden gerne gebrochen.

WEIN & ARCHITEKTUR

Nervenzehrend. Anstrengend. Stressig. So beschreibt Anette Closheim die zweieinhalbjährige Phase, als ihr Weingut eine Baustelle war. „Man muss ständig vor Ort sein, mitdenken, mitgucken“, sagt die Winzerin. „Aber am Ende hat es sich gelohnt.“ Und wie: Im rheinhessischen Langenlonsheim steht fortan eine der spannendsten Vinotheken Deutschlands, die kürzlich sogar ausgezeichnet wurde.

Überhaupt hat sich im Bereich Wein und Architektur eine ganze Menge getan. Zahlreiche Weingüter und Vinotheken werden hierzulande immer außergewöhnlicher, immer schicker, immer moderner, um den darin angebotenen Weinen einen attraktiven Rahmen zu geben.

Nach langer Baustellenzeit war im Frühherbst 2019 der Tag für die Eröffnung der Vinothek von Anette Closheim gekommen. Den Ursprung bildet ein 300 Jahre altes Fachwerkhaus, an dem die neue Vinothek, ein ansehnlicher Kubus aus Glas und Stahl, angebaut wurde. Direkt angrenzend auf der anderen Seite befindet sich das Weingutshaus der Familie Closheim aus dem 19. Jahrhundert. Dazwischen ist die neu gebaute Vinothek galant eingebettet – ein echter Hingucker auf der Hauptstraße des 4.000-Seelen-Ortes.

Und weshalb das Ganze? „Es gibt immer noch Winzer, die ihre Weine in kleinsten Räumen verkaufen, aber der Anspruch hat sich heutzutage verändert“, sagt Closheim – und denkt dabei wahrscheinlich an manche Kollegen, die potenzielle Kunden an den heimischen Wohnzimmertisch bitten. „Ich bin froh, dass wir häufig in sehr guter Gastronomie platziert sind. Und wenn unsere Weine zum Beispiel in einem Sternelokal probiert werden, dann müssen wir auf dem Weingut etwas Adäquates bieten“, sagt die Winzerin und konkretisiert: „Bei unseren Kunden entsteht eine gewisse Erwartungshaltung, wenn sie das Weingut besuchen. Es ist wichtig, diesen Anspruch zu erfüllen.“ Fast folgerichtig wurde die Vinothek 2021 vom Deutschen Weininstitut (DWI) ausgezeichnet – als eine der aktuell 30 Top-Vinotheken Deutschlands. „Allein mit Eiche-Rustikal und irgendeiner dunklen Hütte geht es heute nicht mehr“, betont die ambitionierte Weinmacherin.

Wein und Architektur, ein besonderes Zusammenspiel. Findet ebenso die Architektin Edda Kurz, Vizepräsidenten der Architektenkammer Rheinland-Pfalz. Sie betont: „Wein ist ein Genusselement, und die Weinkultur hängt mit einem komplexen Kulturerlebnis zusammen – dazu gehört auch die Baukultur, die Architektur und das entsprechende Ambiente.“ Viele Interessierte, sagt Kurz, wissen die handwerkliche Arbeit von Winzern zu schätzen, also: wie der Wein entsteht. Und: Immer mehr Menschen interessieren sich ebenso für den Ort, von dem der Wein stammt.

WEIN & ARCHITEKTUR

Ein besonders außergewöhnliches Architekturprojekt gibt es an der Saar zu bestaunen: die Weinmanufaktur Van Volxem in Wiltingen, direkt am Fluss gelegen, etwa 15 Autominuten von Trier entfernt. Am Wiltinger Schlossberg, wo einst Müll gelagert wurde, ist eines der beeindruckendsten Weingüter Deutschlands entstanden. Ein imposanter Turm, eine weitläufige Terrasse, ein imposantes Hauptgebäude, eine lichtdurchflutete Vinothek mit bodentiefen Fenstern – so präsentiert sich die Weinmanufaktur, die im Sommer 2019 nach dreijähriger Bauzeit eröffnet wurde. Inhaber Roman Niewodniczanski ist Urenkel des Gründers der Bitburger-Brauerei, hat sich aber als Winzer schon lang verselbständigt.

„Es ging uns darum, eine ‚freundliche Burg‘ zu bauen, die dominant ist, aber nicht dominierend über ihr Tal“, blickt Niewodniczanski mit Stolz auf sein Weingut, betont aber auch: „Das war alles nicht so einfach. Als hier am Anfang nur ein Betonklotz zu sehen war, war das ein polarisierendes Thema. Denn wir befinden uns hier an einer sehr exponierten Stelle, die im Tal von überall her zu sehen ist.“ Umso mehr sei er froh und wundere sich fast, dass es kaum Widerstände gegen das außergewöhnliche Projekt gab. „Ganz im Gegenteil“, sagt Niewodniczanski, „inzwischen empfangen wir jährlich 40.000 bis 45.000 Gäste“.

Um besondere Projekte auszuzeichnen, die das Thema Wein und Architektur verknüpfen, gibt es seit 2007 den bundesweiten „Architekturpreis Wein“ – eine gemeinsame Initiative des Weinbauministeriums Rheinland-Pfalz, des Deutschen Weinbauverbandes und der Architektenkammer Rheinland-Pfalz. Alle drei Jahre wird die Auszeichnung vergeben; 2022 gehört auch Van Volxems Betrieb zu den hervorgehobenen Projekten. „Inmitten einer bukolischen Landschaft gelegen, entstand eine zeitgemäße, aber nicht zeitgeistige Interpretation eines modernen Weingutes“, heißt es in der Jurybewertung. Und weiter: „Um 1900 stand der Saarwein weltweit für herausragende Qualität – nichts weniger als dieser Verpflichtung hat sich die Weinmanufaktur verschrieben.“

Im Vergleich zu Van Volxem ist die Vinothek von Anette Closheim selbstverständlich einige Nummern kleiner. Aber nicht minder charmant. „Für den Gast“, sagt die Langenlonsheimerin, „ist es immer etwas Besonderes, wenn er in einem tollen Ambiente gute Weine verkostet. Wir sind froh, diesen Schritt gegangen zu sein. Für die Vermarktung unserer Weine ist das ein Vorteil“. Auch wenn der Weg dorthin eines war: nervenzehrend, anstrengend, stressig. n

Kämpfe gegen den Klimawandel

AUTOR: RUDOLF KNOLL

Dass Wassermangel ein Problem der Weinwirtschaft werden kann, wird nach der Katastrophe an der Ahr und den massiven Regenfällen im vergangenen Jahr aktuell etwas verdrängt. Aber der Klimawandel schreitet offenbar fort. Tröstlich, dass in der Branche in unterschiedlichen Bereichen getestet und geforscht wird, um Weinbau trotzdem zukunftssicher zu machen.

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