Impuls Januar/Februar 2013

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das magazin des staatstheater nürnberg

Januar / Februar 2013

Schauspiel Der wahre Mensch – Ware Mensch Vier Premieren im Schauspiel

Oper Premiere „Don Giovanni“ Start ins Wagner- und Verdi-Jubiläumsjahr


: Inhalt

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:

Schauspiel Der wahre Mensch – Ware Mensch Podiumsdiskussion ∙ Vier Premieren im Schauspiel

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Oper

:

M. Bosch und G. Schmiedleitner sprechen über „Don Giovanni“ ∙ R. Wagner und G. Verdi, das Interview

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: Philharmonische Konzerte

Konzert

Die Staatsphilharmonie Nürnberg mit Werken von Tschaikowski bis Matthias Pintscher

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Ballett

: Goyo Montero

Interview mit dem Ballettdirektor in seiner fünften Spielzeit

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U18 plus

: Junges Publikum

Einblicke in die Arbeit des Theaterjugendclubs ∙ „Karneval der Tiere“ im Kinder- und Kammerkonzert

Bereitet die Bühne für

Ihren Auftritt.

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Von auSSen gesehen

: Ausstellung

„Wagner-Meister-Singer-Sachs“ im Fembohaus vorgestellt von Dr. Thomas Schauerte

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Bayerische Theatertage

:

Mit Organisationsleiter Jürgen Priebe im Gespräch

Anne Röder ist unser Nachwuchstalent im Bereich Tagungen und Veranstaltungen. Mit guter Laune, Ideenreichtum und viel persönlichem Einsatz sorgt sie dafür, dass auch Ihr Event im Hotel Victoria zu einem unvergesslichen Erlebnis wird.

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Staatstheater

: Neu im Ensemble

Roswitha Christina Müller, Ekaterina Godovanets, Hans Kittelmann, Louisa von Spies & Henriette Schmidt

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Pressestimmen

:

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Newsletter

:

LiedGut mit Leila Pfister ∙ Benefizkonzert des Damenclubs ∙ Game-Box mit Julian Keck etc.

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CD-Tipp

: Dvořák Symphonies 3&7

Einspielung der Staatsphilharmonie Nürnberg, vorgestellt von Prof. Dr. Jörg Krämer


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Menschsein zwischen Bestimmung und Verzweckung Am 11. November 2012 fand im Schauspielfoyer eine Podiumsdiskussion zum diesjährigen Spielzeitmotto des Schauspiels „Der wahre Mensch – Ware Mensch“ mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Sport statt. Ausgehend von der Frage „Wohin führt uns ein permanentes Streben nach Wachstumssteigerung und Gewinnmaximierung?“ wurde nach der Bestimmung des Menschen jenseits seiner Verzweckung auf dem Arbeits- und Warenmarkt gefragt. Unter der Moderation von Willi Stöhr (Leiter der Ev. Stadtakademie) und Horst Busch (Leitender Schauspieldramaturg) diskutierten Prof. Dr. Bolko von Oetinger (u. a. Politikwissenschaftler und Senior Vice President der Boston Consulting Group), Dr. Peter Bernhard (Logiker und Dozent am Institut für Philosophie der Universität Erlangen-Nürnberg) und Dr. Albert Güßbacher (Sportmediziner und Olympiaarzt). Hier einige zentrale Fragen und Antworten der Diskussion ...

Horst Busch: Was bedeutet für Sie Gewinnmaximierung, Spitzenleistung und Selbstvervollkommnung des Menschen? Dr. Albert Güßbacher: Als Sportarzt möchte ich natürlich dem Sportler helfen, seine selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Ein Sportler will Höchstleistung bringen und ich als Arzt will ihm dabei helfen, diese Ziele zu erreichen. Manchmal muss ich ihm auch eine Spritze geben, ihn beraten, ihn vor Überbelastung schützen und versuchen, Verletzung zu vermeiden. Sind Verletzungen vorhanden, gilt es, diese solide zu diagnostizieren und zu behandeln, damit der Sportler seine Ziele erreichen kann, erfolgreich, zufrieden und im besten Fall glücklich sein kann. Dr. Peter Bernhard: Selbstvervollkommnung ist auch in der Philosophie – mindestens seit der Aufklärung – ein wichtiges Thema, denn letztendlich ist jeder einzelne Mensch aufgefordert, das Beste aus sich herauszuholen. Prof. Dr. Bolko von Oetinger: Spitzenleistung ist in der Wirtschaft ein Lebenselixier. Der Wettbewerb ist die Quelle der Innovation. Aber wenn alle nach Spitzenleistung streben, dann

werden sie sicher die Organisation überfordern. Es geht zwar um die Suche nach Spitzenleistung, aber nur in einem operativen Maß, damit es noch erträglich bleibt.

Willi Stöhr: Ist der wahre Mensch ein Siegertyp, der sich selber voll ausschöpft und sich optimal präsentiert? Oder was ist für Sie der „wahre Mensch“? A. G.: Den wahren Menschen gibt es sicherlich nicht. Jeder versucht, sich selbst zu vervollkommnen, sich Ziele zu stecken und diese Ziele auch zu erreichen. Niederlagen, die notwendig sind und sich notwendigerweise auch einstellen, gilt es zu überwinden und daraus zu lernen. B. v. Ö.: Auf der einen Seite ist der Siegertyp in der Wirtschaft natürlich gefragt, hohe Marktanteile einer Firma sind die Belohnung. Aber anderseits ist der Siegertyp auch eine enorme Reduktion, da er sich im Wesentlichen auf das Ökonomische reduziert. Per Definition trennt sich der Sieger von der Gesellschaft, er isoliert sich. Er kann also nicht das Ideal für alle sein.

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P. B.: Die Philosophiegeschichte hat unterschiedliche Antworten gegeben. Lange Zeit hat man versucht, die wahre Bestimmung des Menschen zu definieren, dann meist in Abgrenzung zum Tier, der Mensch als ein Mehr, ein Tier plus Sprachbegabung, plus einer geistigen Komponente. Irgendwann kam man dazu, den Menschen in seiner Unbestimmtheit zu sehen, denn der Mensch ist in Bezug auf die Natur ein Mängelwesen. Er muss, um überleben zu können, sich seine Bestimmung selbst suchen und seinen Weg gehen. In der heutigen Zeit muss sich jeder Einzelne selbst bestimmen.

H. B.: Sind wir aber nicht schon längst zur Ware geworden und haben unsere Selbstbestimmung abgegeben? A. G.: Der Mensch lebt in einer bestimmten Gesellschaft. Wir leben hier in einer Leistungsgesellschaft und müssen uns nach ihren Gesetzen richten. Wenn ich vom Sport ausgehe, zählt nur wer Medaillen holt, wer Titel holt. Andere, die das nicht schaffen, sind uninteressant in einer Leistungsgesellschaft. Das Geld spielt dabei eine wichtige Rolle, sodass der Sportler, der Mensch, zur Ware wird. Der einzelne Mensch wird verkauft und alle im Umfeld machen mit ihm Geld: die Manager, die Medien, die Sponsoren. Das ist eine sehr bedenkliche Entwicklung, aber es ist Ausdruck unserer modernen Leistungsgesellschaft.

H. B.: Ist unsere moderne demokratische Gesellschaft damit zur Sklaverei zurückgekehrt? Hat sich der Mensch selbst zum Sklaven gemacht? P. B.: Wir werden ja nicht gezwungen, sondern machen das freiwillig. Wir verkaufen uns und machen uns so zur Ware. Was ist denn eine Ware? Eine Ware ist ein Mittel zur Bedürfnisbefriedigung und damit wird gehandelt. So sind auch Dienstleistungen Waren. Wenn wir uns in den Markt hineinbegeben, müssen wir begreifen, dass wir für jemanden eine Bedürfnisbefriedigung sind und uns so zur Ware machen. B. v. Ö.: Sehen wir das doch mal historisch. In den letzten 30 Jahren gab es eine Veränderung, die unser Unwohlsein und diese Fragen erklärt. In den 70er Jahren, ausgelöst von Ronald Reagan und Margaret Thatcher, hat es in der ökonomischen Welt eine Wende gegeben. Die Forderung: „Gebt uns die totale Freiheit” führte zu einem völlig deregulierten Markt. Margret Thatcher behauptete, dass es keine Gesellschaft, sondern nur noch

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Der Meister des Nervenkitzels

Individuen gibt. Das war eine Provokation ersten Ranges. Hinzu kamen die notwendigen Handelsbeziehungen zur neuen Weltmacht China. Globalisierung und Deregulierung bestimmten die Welt. Alle Fesseln fielen ab. Die Ökonomie wurde zu einem ungedämpften System, das schließlich explodierte. 2007/2008 mussten wir das erleben. Ein ungedämpftes System kann immer wieder explodieren und wird auch wieder explodieren! Das erklärt unser Unwohlsein. In der übertriebenen Phase der Gewinnmaximierung fühlen wir uns alle als Getriebene. Wir fühlen uns als Opfer des Konsums und der Produktion. Wir werden es korrigieren können, aber nur wenn wir willens sind, etwas zu verändern. Dieser Diskurs wird immer wichtiger.

W. S.: Der Mensch ist zugleich Treiber und Getriebener. Aber wer schafft den Ausgleich? B. v. Ö.: Neben der Suche nach der Spitzenleistung steht der Prozess der Verstetigung – in der Produktion, des Vertriebs und des Marketings, denn aus erratischen Bewegungen können keine Gewinne gezogen werden. Wir brauchen eine geeignete Differenzierung und ein Bekenntnis zur Realwirtschaft. Liberalismus muss eingebettet sein in ein Gesetzeswerk. A. G.: Wir haben im Sport nur eine begrenzte Einflussmöglichkeit, denn die Mentalität unserer Leistungsgesellschaft hat eine bedenkliche Entwicklung genommen. Unsummen fließen in den Sport. Der Druck auf den einzelnen ist riesig, sodass auch mit unerlaubten Mitteln gearbeitet wird. Leider gibt es kaum Möglichkeiten, diese Entwicklung einzudämmen. B. v. Ö.: Aber es liegt ja auch an uns, wir lieben die Höchstleistung. Und was in der medialen Gesellschaft zählt, sind die Einschaltquoten. Schon Bernhard Shaw sagte: Wir haben den Feind gesucht. Wir haben den Feind gefunden. Es sind wir selbst …

Das Gespräch wurde von Horst Busch aufgezeichnet. Auch der Theaterbetrieb verlangt immer wieder nach Spitzenleistungen, Siegertypen und Helden. Entscheiden Sie selbst: Ist Richard Hannay in „Die 39 Stufen“ ein Held, der sein Land rettet? Und sind Old Shatterhand und Winnetou lediglich Siegertypen unserer Kindheit? Doch Marilyn Monroe und das Kult-Musical „The Rocky Horror Show“ sind längst zu ihren eigenen Marken geworden.

Kriminalkomödie nach Alfred Hitchcock „Die 39 Stufen“ in den Kammerspielen Vergessen Sie James Bond: Richard Hannay ist zurück! Ab dem ersten Schuss heißt es: Agenten, Abenteuer, schöne Frauen. Alfred Hitchcocks Spionagefilm aus dem Jahre 1935 um den alerten Junggesellen Richard Hannay, der auf seiner aberwitzigen Flucht den Spionagering „Die 39 Stufen“ zur Strecke bringt und dabei die Liebe seines Lebens trifft, zieht alle Register einer guten Kriminalkomödie. Mit feiner Ironie wird die Geschichte des unschuldig in einen Mord verwickelten Mannes erzählt, dem es nicht nur gelingt, seine Unschuld zu beweisen und ins bürgerliche Leben zurückzukehren, sondern der darüber hinaus zum Helden wird und gar sein Vaterland rettet. Alfred Hitchcock (18991980) ist der Altmeister der Spannung und des Nervenkitzels (der „Master of Suspense“). Seine Meisterwerke sind immer gewürzt mit einem Schuss schwarzem Humor und Romantik. 1935, als „Die 39 Stufen“ ins Kino kam, war der Autor des dem Film zu Grunde liegenden Romans, John Buchan, bereits zum Baron Tweedsmuir und zum Generalgouverneur von Kanada aufgestiegen. Zuerst konnte er sich nicht recht mit den Änderungen anfreunden, die Hitchcock bei der filmischen Adaption seines Romans aus dem Jahre 1915 vorgenommen hatte. So ist u. a. die Figur des Mr. Memory eine Idee von Hitchcock. Ein Gedächtniskünstler, der ganz zu Beginn und am Ende seinen Auftritt hat. Auch das Bauern-Ehepaar in Schottland, bei dem Hannay auf seiner Flucht kurz Unterschlupf findet, ist eine Idee Hitchcocks. Der Protagonist

des Romans, Richard Hannay, taucht in „Die 39 Stufen“ zum ersten Mal auf, spielt aber in vier weiteren Spionageromanen des Autors ebenfalls die Hauptfigur. Edmund Ironside, ein Freund des Autors aus Südafrika, der im Burenkrieg als Spion gearbeitet hat, war das lebende Vorbild für die Figur des Richard Hannay. Rückblickend betrachtet sind „Die 39 Stufen“ zum Klassiker Buchans geworden, während seine anspruchsvollen historischen Romane und Abhandlungen über geschichtliche Themen eher in Vergessenheit gerieten. „Die 39 Stufen“ ist sicherlich der bekannteste und wichtigste der in England gedrehten Filme Hitchcocks. Hier zelebriert er erstmals seinen so markanten Stil in aller Deutlichkeit, auch wenn sich einzelne Themen, Motive und Anspielungen bereits in früheren seiner Filme finden lassen. Lange Zeit galten „Die 39 Stufen“ als das Meisterwerk Hitchcocks. Darüber lässt sich natürlich ausgiebig streiten bei der Menge an großartigen Werken, die er geschaffen hat. Am besten findet Hitchcock selbst die schnellen Übergänge: „Man muss eine Idee auf die andere folgen lassen und dabei alles der Schnelligkeit opfern. Die Wahrscheinlichkeit interessiert mich nicht.“ Als Patrick Barlows Vier-Personen-Bühnenfassung „The 39 Steps“ 2005 Premiere feierte, ahnte der Autor wohl kaum, dass ihm damit ein ganz großer Wurf gelungen war. Doch spätestens seit der Broadway-Premiere 2008 ist die Kriminalkomödie von den Bühnen dieser Welt nicht mehr wegzudenken. Der Autor Barlow jagt drei der vier Schauspieler durch unzählige Rollen und garantiert, wie schon in seinen früheren Stücken „Der Messias“ und „Wahrlich, ich sage euch …“, dass kein Auge trocken bleiben wird.

Katja Prussas

Premiere: 09. Februar 2013, 19.30 Uhr, KAMMERSPIELE

Die 39 STUFEN   von John Buchan & Alfred Hitchcock Bearbeitet von Patrick Barlow nach einem Originalkonzept von Simon Corble und Nobby Dimon. Deutsch von Bernd Weitmar. By arrangement with Edward Snape for Fiery Angel Limited Regie Petra Luisa Meyer Bühne Stefan Brandtmayr Kostüme Cornelia Kraske Dramaturgie Katja Prussas Mit Nicola Lembach; Pius Maria Cüppers, Michael Hochstrasser, Stefan Willi Wang weitere Termine: 10., 15., 16., 24., 28.02.; 03., 14., 30.03.; 17.04.; 15.05.2013

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Schauspiel

: Winnetou

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HOWGH! – oder der sound der prärie

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Thomas L. Dietz spricht „Old Shatterhand“. Alle, die ihn gut kennen, dürfen das Greenhorn aus Deutschland auch Kalle nennen – hier eine Aufnahme von einer der raren Abendproben im Dezember:

Philipp Weigand spricht „Winnetou“, den großen Häuptling der Indianer. Eine Last? Nein, sehen Sie selbst:

Thomas und die Suche nach dem richtigen Sound der Nüsse

Philipp freudig an seinem „Stilleben“-Arbeitsplatz in der BlueBox

Regisseur Eike Hannemann, der seit 2005 Live-Hörspiele konzipiert und inszeniert (u. a. „Moby Dick“, „Tarzan“, „Liebesbriefe aus dem Engadin“, „Spiel mir das Lied vom Tod“, „Dracula“), weiß genau, welcher Gegenstand welches Geräusch erzeugt:

Vor 100 Jahren starb Karl May – doch sein Werk wird weiter leben. Howgh! Es erwartet Sie in der BlueBox ein Theater-Hör- und Seherlebnis der besonderen Art: Indianerehrenwort!

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Das Live-Hörspiel „Winnetou“ in der bluebox Zum Ende des Karl-May-Jahres 2012 erweckte das Team um Regisseur Eike Hannemann die Siegertypen unserer Kindheit wieder zum Leben: Beim Bau der Transkontinentalbahn kreuzen sich die Lebenswege des Apachen Winnetou und des Bleichgesichtes Old Shatterhand. Beide geraten ins Schussfeld der Auseinandersetzung zwischen Bleichgesichtern und Rothäuten. Die Haarlocke Winnetous, die Old Shatterhand bei dessen Befreiung an sich genommen hat, spielt eine entscheidende Rolle, bevor die beiden zu Blutsbrüdern werden können. Und die große Liebe darf natürlich auch nicht fehlen ... Karl May (1842 -1912), Abenteuerschriftsteller, alias „Old Shatterhand“ alias „Kara Ben Nemsi“ ist man glaubt es kaum - der erfolgreichste deutsche Schriftsteller weltweit. Mit seinen „Gesammelten Reiseerzählungen“ schaffte er 1892 den literarischen Durchbruch und erschuf einen Mythos, der heute so lebendig ist wie vor 100 Jahren. Mays Biografie ist geprägt von zahlreichen Legenden und nichts davon ist wahr. Seine Fantasie war so grenzenlos wie die Prärie, durch die er seine Helden reiten ließ. „Ich fand es immer ungerecht, wie er vom Kanon der Literaturgeschichte behandelt worden ist - als Jugend- und Unterhaltungsautor“, kritisiert Karl-May-Biograf Rüdiger Schaper. „Das ist ein bisschen wenig. Bei Karl May geht es um Neugierde, Abenteuer, auch um Völkerverständigung und Ausgleich der Religionen.“ Alle Rollen und musikalischen Arrangements des Live-Hörspiels in der BlueBox werden von Thomas L. Dietz und Philipp Weigand gespielt und der Sound der Handlung wird dank zahlreicher und skurriler Requisiten direkt vor den Augen der Zuschauer handgemacht auf der Bühne erzeugt. Bereits die Erstellung der Textfassung nach dem Roman von Karl May war ein großer Spaß und dank zahlreicher geheimer Informationen von ausgewiesenen Kennern der „May-Materie“ (es gibt mehr von ihnen, als man sich vorstellen kann!) ging es zum Beginn der Proben gemeinsam mit Regisseur Eike Hannemann in den wunderbaren Requisitenfundus und die Probenarbeit nahm ihren Lauf:

Katja Prussas

WINNETOU (ua) Ein Live-Hörspiel nach Karl May Inszenierung, Bühne und Kostüm:

Eike Hannemann Dramaturgie: Katja Prussas Mit Thomas L. Dietz und Philipp Weigand

weitere Termine: 06., 10., 23., 24. und 31.01.; 01. und 07.02.2013 „Der Klang der Kokosnuss“ – Eine Requisiteninstallation im Foyer der BlueBox ab 29.12.2012

Das Geräusch dieser Frucht ist für den Wilden Westen schwer ersetzbar!

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Welchen Kamm kann man akustisch am besten verwenden?

Und Eike fragt: „Na, glaubt ihr mir jetzt?“

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RICHARD O‘Brien‘s

Einfach nur mal sein Premiere des berühmten Rock-musicals in einer Neuinszenierung von Klaus Kusenberg im Schauspielhaus Was heißt Mensch sein? Als Mensch, als Einzelner, möchte man etwas Besonderes sein, etwas Einzigartiges. Herausragen aus einer Menge, wahrgenommen werden, individuell sein. Ziel ist es, seine eigene, wahre Bestimmung in diesem irdischen Leben zu finden. Und hat man diese gefunden und kann diese leben, darf man wohl von größter Freiheit sprechen. Die Freiheit der Selbstbestimmung. Doch was, wenn einem diese Freiheit verwehrt wird? Wenn der eigene Lebensentwurf von der Umwelt nicht toleriert wird? Dann wird die gewünschte Abgrenzung schnell zur Isolation. Und was ist der Mensch allein? Ist Einsamkeit eine Gnade oder nur Schreckensvision? Will denn nicht jeder einfach nur dafür geliebt werden, wie und was er ist? Für seine Fähigkeiten, sein Handeln oder seinen Weg? Für seine Art zu sein? My way to be. Und gilt dies eigentlich auch für Außerirdische?

In seinem abgelegenen Schloss feiert Frank ein ganz besonderes Fest: Rockys Geburtstag. Rocky ist ein von Frank erschaffenes Lebewesen, eine Art Toy-Boy zur Befriedigung seiner menschlichen, pardon, außerirdischen Gelüste (die sicherlich auch sexueller Natur sind, was ihn schon fast wieder menschlich macht). Er soll in dieser Nacht das Licht der Welt erblicken. Da dieser Erfolg ausgiebig gefeiert werden muss, hat Frank transilvanische Gäste geladen, die begierig den perfekt modellierten Körper des Jünglings Rocky bestaunen sollen. Unglücklicherweise trägt es sich zu, dass das frisch verlobte Paar Brad Majors und Janet Weiss auf ihrem Weg zu ihrem alten High School Professor Dr. Scott – sie haben sich in seinem Kurs verliebt und wollen ihm nun die glückliche Botschaft des Heiratsantrages mitteilen - durch eine Reifenpanne mitten im Nirgendwo landen und ausgerechnet an Franks Schlosstor klingeln, um Hilfe zu erbitten. So platzen sie mitten in die Partyvorbereitungen des sich irgendwie seltsam verhaltenden Gastgebers und werden kurzerhand und ungefragt zur Teilnahme genötigt. Was nun folgt ist die wohl seltsamste Nacht, die das untadelige Paar so schnell nicht wieder vergessen wird. Brad und Janet sehen einen musikalisch vom Hocker reißenden, perfekt choreographierten „Zeit Sprung“. Sie sehen Franks Auftritt als sexy Transvestit mit beeindruckendem Äußeren. Sie werden Augenzeugen einer nahezu frankenstein‘schen Geburt, die beweist, dass Frank in „nur sieben Tagen“ (männliches) Leben erschaffen kann. Sie fiebern mit bei der Flucht des Liebesobjektes vor dem unerbittlichen Liebhaber und Gebieter. Sie erleben einen Kurzauftritt von Franks Ex-Geliebten Eddie, der von Frank zerstückelt wird. Sie erliegen später selbst der sexuellen Versuchung und wollen auch endlich „angefasst, angefasst, angefasst“ werden und zu guter

»Don't dream it, be it«

Aufruf zur Selbsverwirklichung Frank‘n‘Furter ist Wissenschaftler und kommt ursprünglich vom Planeten Transexual (das liegt in der Galaxie Transilvania). Er ist mit seinem Gefolge (samt seinem Hausstand – einem beeindruckenden Schloss) auf die Erde gereist, um uns eine existentiell bedeutsame Botschaft zu senden: „Don´t dream it, be it“. Einfach zu sein, anstatt nur zu träumen – ein Aufruf zur Selbstverwirklichung. Nebenbei verfolgt Frank aber auch noch gefährliche Pläne. Wir wissen nicht so genau, welche. Wir wissen nur, dass es „evil deeds“, also böse Pläne sind. Der Rest bleibt unserer weitreichenden Phantasie überlassen. Da aber Frank extra aus dem Weltall anreist, kann es sich nur um die Übernahme der Weltherrschaft handeln, wie wir bereits aus unseren zahlreichen extraterrestrischen Erfahrungen und Verfilmungen wissen.

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Der Wah Letzt werden sie selbst Bestandteil des Höhepunktes der Festivität – der sogenannten „Floor Show“, in der sich alle Gäste singend und aufreizend präsentieren dürfen/müssen. GroSSer Spass Das alles klingt komisch, ist aber so. Es macht einfach nur eine Menge Spaß, sich auf die Abwege des Außerirdischen zu begeben, sich mit ihm dem Rausch hinzugeben und „einfach mal nur zu sein“. Bis natürlich die moralisch-menschliche Instanz einbricht (in Form von Dr. Scott, der merkwürdigerweise auch genau in dieser Nacht in diesem Schloss auftaucht) und die Traumwelt des Frank‘n‘Furter durchbricht und zerstört. Schließlich kann man das alles in dieser Exaltiertheit nicht durchgehen lassen, weder einem Menschen noch einem Außerirdischen, wo bleibt denn da das gute Benehmen? Dabei wollte Frank nur den größtmöglichen Rausch erleben, aufrichtig lieben und dazu gehören. Und einfach nur frei sein.

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Doch nun muss Frank für seine Missetaten und sein lasterhaftes Leben büßen und die Rechnung bezahlen. Er hat Eddie getötet – der ausgerechnet der Neffe von Dr. Scott ist – und daneben steht immer noch die Verwirklichung der geheimen, fiesen Pläne des Wissenschaftlers aus. Bei der Abrechnung durch seine Bediensteten werden mehrere ihr Leben lassen müssen, das Schloss wird auf den Heimatplaneten zurück fliegen und Brad, Janet und Dr. Scott werden diese nächtlichen Eskapaden nur knapp überleben. Immerhin bleibt die Erinnerung an diese neuen Erfahrungen bei ihnen. Ein nahezu Schnitzler‘scher irrer Ausflug in einen nächtlich-erotischen, befreienden und die Phantasie beflügelnden Reigen. Und daran Teil zu haben, ist einfach nur verrückt und großartig - für Außerirdische wie für Erdlinge.

Diana Insel

Premiere: 16. Februar 2013, 19.30 Uhr, Schauspielhaus

The Rocky Horror Show   Richard O‘Brien By arrangement with BB Group GmbH and The Rocky Horror Company Ltd. Deutsche Fassung von Frank Thannhäuser und Iris Schumacher; Rock-Musical in deutscher Sprache mit englischen Originalsongs Inszenierung: Klaus Kusenberg  Musikalische Leitung: Bettina Ostermeier  Choreographie: Marvin A. Smith  Bühne: Günter Hellweg  Kostüme: Mareike Porschka  Dramaturgie: Diana Insel  Vocal Coach:

Kathrin Kohlmann Mit: Anna Keil (Janet Weiss), Josephine Köhler (Magenta), Henriette Schmidt (Columbia); Frank Damerius (Dr. Everett Scott), Thomas L. Dietz (Eddie), Jochen Kuhl (Erzähler), Cale Stanojevic (Rocky), Marco Steeger (Frank‘n‘Furter), Christian Taubenheim (Riff Raff), Philipp Weigand (Brad Majors) Transilvanians: Tatiana Diara, Franziska Giulietta Fröhlich, Dorothea Maria Müller; Silvan Ruprecht, Peter Scheufler, Alen Vucko  Band: Bettina Ostermeier (Piano); Peter Adamietz (Orgel/Keyboard), Paul E. Braun (Bass), Werner Treiber (Drums), Peter Pelzner (Gitarre), Markus Rießbeck (Saxophon) weitere Termine: 23., 24., 28.02.; 01., 08., 09., 14., 19., 28. und 30.03.2013

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Schauspiel

: Letzte Stunde(n)

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Letzte Stunde(n) Stück von und mit adeline schebesch über marilyn Monroe als uraufführung in der Blubox

Noch immer ist Marilyn Monroe allgegenwärtig. Nicht nur ihre Filme und Songs wurden wieder und wieder reproduziert, sondern vor allem auch ihre Fotos millionenfach vervielfältigt. Sie ist zugleich Mythos, Sexsymbol, Männerphantasie, Idol vieler Frauen und geheimnisvolles Mysterium, aber eben auch Opfer einer zunehmend gierig medialisierten Gesellschaft. Marilyns Körper und Konterfei finden wir auf Taschen, Tassen oder T-Shirts. Marilyn gibt es als Feinstrumpfhose, Barbie-Puppe oder Lampenschirm. Alles können wir kaufen. Aber wer war diese Frau, die 1926 als Norma Jeane Mortenson geboren wurde, ihr Leben lang zu viele Tabletten, zu viel Alkohol und zu viele berühmte Männer konsumierte und sich mit ihrem frühen Tod die Aura des Geheimnisvollen verschaffte? Was geschah in der Nacht des 5. August 1962, in der sie zum letzten Mal Besuch

von einem Mann bekam und an deren Ende Marilyn tot auf ihrem Bett gefunden wurde, einen Telefonhörer in der Hand und unbekleidet? Was mag sie erlebt, gedacht und verloren haben in der letzten Nacht ihres Lebens? Warum und woran starb sie? Adeline Schebesch hat schon einmal Marilyn Monroe gespielt: 1989 durfte sie als junge Schauspielerin am Wiener Ensembletheater in „Bedeutende Leute“ von Terry Johnson die amerikanische Filmikone in ihrer Komplexität verkörpern. Gefangen zwischen den Anforderungen der öffentlichen Person und privaten Sehnsüchten und Selbstzweifeln beschreibt Monroes Leben ein Dilemma, das Adeline Schebesch seit den Anfängertagen fasziniert hat und jetzt noch einmal in einer eigenen Arbeit auf die „Bretter, die die Welt bedeuten“, bringen will.

Uraufführung: 14. Februar 2013, 20.15 Uhr, Bluebox

Letzte Stunde(n) (ua)   von Adeline Schebesch Regie Frauke Busch Bühne und Kostüme Eva Adler Dramaturgie Horst Busch Mit Adeline Schebesch (Marilyn), Daniel Scholz (Dan)

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Oper

: Don Giovanni

Don Giovanni

„Im Düsteren ist das Groteske nicht weit.“ Dirigent Marcus Bosch und Regisseur Georg Schmiedleitner über „Don Giovanni“

Die „Oper aller Opern“ hat man sie genannt: Wolfgang Amadeus Mozarts „Don Giovanni“ gehört seit seiner Uraufführung 1787 nicht nur zu den beliebtesten Opern überhaupt, es ist auch das Werk, das am stärksten zu Mythen, zu Deutungen und immer neuen Interpretationen herausgefordert hat. Am 26. Januar 2013 findet die Premiere der Neuinszenierung von Georg Schmiedleitner unter der musikalischen Leitung von Marcus Bosch statt. Der Dramaturg Kai Weßler traf sich mit den Beiden zum Gespräch:

Ein Regisseur inszeniert eine Oper meistens zum ersten Mal, Dirigenten kehren immer wieder zu den großen Werken des Repertoires zurück. Marcus Bosch, für Dich ist es die dritte Begegnung mit Mozarts „Don Giovanni“. War es Dir wichtig, gerade mit dieser Oper zum ersten Mal ein Werk von Mozart am Staatstheater Nürnberg einzustudieren? Marcus Bosch: Nein, sie war schon von Peter Theiler programmiert, aber für mich ist der „Don Giovanni“ immer wieder eine Freude und beständige Herausforderung. Der mozartsche Kosmos beschäftigt einen das ganze Musikerleben. Der Anspruch, seine Partituren so umzusetzen,

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dass ich sie, wenn ich die Musik nur hören würde, danach aufschreiben könnte, bleibt eine Aufgabe. Aber darüber hinaus muss man auch einen glaubwürdigen subjektiven Zugang zum „Don Giovanni“ finden, muss „Farbe bekennen“.

Georg Schmiedleitner, für Dich ist es die erste Begegnung mit Mozart auf der Opernbühne als Regisseur … Georg Schmiedleitner: Ich habe eine hohe Achtung vor Mozart. Eigentlich wollte ich nie eine Oper von ihm inszenieren, die Musik ist so eigenständig, so genial komplett, alles – Figuren, Stimmungen und Situation liegen in der Musik. Anfänglich hatte ich das Gefühl, einen lästigen Gestalter neben mir zu haben. Mozart mischt sich ständig in die Szene ein. Bei Strauss oder Verdi hab ich mich da viel freier, „unbeobachteter“ gefühlt. Für einen Regisseur besteht da immer die Gefahr, etwas zu verdoppeln oder zu illustrieren. Aber langsam komme ich in Fahrt (lacht).

: Oper

„Don Giovanni“ ist ein Stück, über das unendlich viel gesagt, geschrieben und gedacht worden ist. Was bedeutet das für eine Interpretation, zunächst für die musikalische?

Es gibt kaum eine Figur der Operngeschichte, die auf so unterschiedliche Weise interpretiert worden ist wie Don Giovanni. Was ist an dieser Figur, dass sie so ungreifbar ist?

M. B.: Zunächst einmal, alles zu vergessen, was andere gemacht haben! (lacht) Im Ernst, ich versuche ja immer, an eine Partitur mit dem Wissen um die Spielweisen, die Technik und den Klang der Entstehungszeit heranzugehen. Ich

G. S.: „Don Giovanni“ ist eine der wenigen Opern, in der die Hauptperson keine echte Arie hat. Don Giovanni singt nur drei kurze Arien, die zur Handlung gehören, aber in denen es zu keiner Vertiefung seiner Persönlichkeit kommt. Man fragt

hasse dieses Klassikradio-Mozartspiel! Mir geht es darum, klangliche Kontraste zu schärfen, und erfahrbar zu machen, welche emotionale Wirkung Mozart bei seinen Zuhörern erzielen wollte. Dazu gehört natürlich auch eine genaue Phrasierung, ein Nachdenken über Legato, über Klang und über Tempi.

sich also irgendwann: „Wer ist denn das überhaupt?“. Don Giovanni kommt mir vor wie ein Mensch mit einer multiplen Persönlichkeit, der es gar nicht bei sich selber aushält. Und gleichzeitig schaut er mit einer inneren Distanz zu, was die anderen machen. Erst zwingt er Leporello, seine Rolle zu spielen, und dann sieht er mit Häme zu, wie sein Diener Donna Elvira abschleppt. Und dieser Beobachter zwingt die anderen, sich selbst zu fragen: Wer bin ich denn eigentlich? Ehefrau? Geliebte? Trauernde? Das sind Gefühle, die wir in einer Zeit, in der sich alle Werte ändern, häufiger erfahren als in einer Gesellschaft, in der es keine Wertefrage gibt. Menschen aus der Oper transportieren viele heutige, bekannte Gefühle.

Gehört dazu auch der Einsatz von historischen Instrumenten? M. B.: Wir benutzen nur teilweise historische Instrumente, aber wir haben im Orchester mittlerweile Naturhörner, Barocktrompeten, barocke Posaunen und Barockpauken, und das verändert den Orchesterklang sehr. Die Blechbläser können so in der Originaldynamik mit dem eigenen Tonfall spielen, wie Mozart es vorschreibt, ohne dass der Klang deswegen dick wird. Das ist gerade bei den dramatischen Szenen in „Don Giovanni“ extrem wichtig. Aber es geht dabei nie um eine formale Rekonstruktion eines historischen Klangbildes (das wir gar nicht kennen können), und ich würde auch nie sagen, dass man mit einer Interpretation am Ziel ist.

Und was ist Deine eigene Sicht auf diese ungreifbare Titelfigur? G. S.: Mich interessiert Don Giovanni als Figur eines erotischen Extremisten. Er ist kein Mann mit ein bisschen Frauen-Amouren, kein Casanova, der ist nicht „nett“. Don Giovanni ist einer, der nach Programm arbeitet und der seine Beziehungen zu Frauen systematisch durchzieht. Das Entscheidende ist: Es geht ihm gar nicht um ein paar Frauen, sondern er liebt ALLE Frauen. Es

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Oper

: Don Giovanni

ist nicht so sehr das sexuelle Verlangen, das Don Giovanni antreibt. Es ist mehr das Verlangen, Menschen an sich zu binden, von sich abhängig zu machen, sie liebeshungrig zu machen und damit die Liebe am Köcheln zu halten. Es geht ihm um Macht und Freiheit. Es geht auch immer um die Bewegung, das Stoppen, das Anfangen, das Beenden, nicht um Sex allein und schon gar nicht um Beständigkeit. Heute würde man sagen, er ist bindungsunfähig, er hat eine schwere libidinöse Störung. Als Freund sollte man ihm dringend einen Sexualtherapeuten empfehlen, das kann man ganz offen sagen (lacht). Als Theatermacher sage ich allerdings: Nein, bloß nicht!

Liegt darin auch die Faszination, die von dieser Oper bis heute ausgeht? G. S.: Vielleicht, denn das ist ja ein sehr heutiges Phänomen: Ein Mann, der keine Bindung mehr eingeht, der nur noch Wochenendbeziehungen führt und die Partner switcht wie Programme oder Luxusangebote. In dem Film „Shame“ wird z.B. ein Mann gezeigt, der von sich selbst sagt, er könne maximal eine Woche mit einer Frau zusammen sein. Er sucht eigentlich nicht die Bindung, sondern will sich über die Begegnung, über den Sex einfach nur selber spüren. Ganz ähnlich ist es mit Don Giovanni, der den Schmerz ja geradezu sucht. Er scheut sich überhaupt nicht vor schmerzhaften Situationen, aber deshalb wird er bald zum Gejagten. Ein sehr moderner Held.

Don Giovanni

fassbar ist, das ist immer dramatisch. Einerseits kommt der tote Vater von Donna Anna als Geist zurück, als Über-Vater, andererseits ist da dieser Frauenheld Don Giovanni, der in die Hölle stürzt. Eigentlich ist „Don Giovanni“ eine Komödie, eine Opera buffa, aber an dieser Stelle bricht das Mythologische in die Komödie ein. Das ist unfassbar und daher auch faszinierend.

Don Giovanni ist ständig auf der Jagd nach Frauen, aber schon bald wenden sich die Frauen, seine Ehefrau Elvira, sein Opfer Donna Anna und die Bäuerin Zerlina, gegen ihn. Wie nah sind Euch diese drei Frauenfiguren? M. B.: Spontan ist mir Zerlina am nächsten: Sie ist vordergründig die Schwächste der Figuren, aber sie geht am wenigsten beschädigt aus dem Stück hervor – und zugleich bringt sie am meisten durcheinander.

M. B.: Das Drama steht, gerade bei „Don Giovanni“, im Mittelpunkt! Ich glaube, dass das Stück einen nicht loslässt, weil hier gezeigt wird, wie in eine bürgerliche Welt zwei Figuren einbrechen, die wir nicht fassen können. Und was nicht

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hinausreicht. Don Giovanni lässt die Toten nicht ruhen, und damit macht er sich straffällig in der Weltgerichtsbarkeit, und er genießt die Aufmerksamkeit dieses Gottesgerichtes.

Und trotz allem ist „Don Giovanni“ auch eine Komödie. Wie witzig ist das Stück, trotz Mord, Verführung und Höllenfahrt? M. B.: Es gibt viel Galgenhumor, und natürlich ist es „witzig“, wenn Don Giovanni und Leporello auf dem Friedhof sind und er die Statue des Komturs zum Essen einlädt. Aber Mozart zeigt eben auch, wie das Komödienhafte zusammenbricht, wenn es wirklich ernst wird. Mozart schafft es, mit nur drei Posaunen bei den Worten des toten Komturs eine völlig andere Welt aufzubauen. Ich weiß noch genau, wie es mir kalt den Rücken runtergelaufen ist, als ich das zum ersten Mal gehört habe.

G. S.: Alle weiblichen Figuren in der Oper sind moderne Frauen, selbstbewusst, eigenständig mit ihren Emotionen. Donna Elvira, Donna Anna und Zerlina haben einen ausgeprägten erotischen Willen, trotz Enttäuschung, trotz Bindung, trotz Trauer. Ich behaupte, dass die Frauen nicht nur erotische Opfer von Don Giovanni sind, sondern dass sie sich mit einer modernen Leidenschaftlichkeit dieser Lust hingeben.

G. S.: Mozart selbst hat es als eine der düstersten Opern komponiert, das beginnt schon im ersten Takt der Ouvertüre. Eine Musik, die dem Untergang ständig entgegengeht. Aber wie immer im Düsteren ist das Groteske nicht weit!

Das ist vielleicht auch der Grund, warum die Frauen mit ihren Männern zwar Don Giovanni verfolgen, er aber letztlich nicht von ihnen, sondern von einer Erscheinung aus dem Jenseits, dem Komtur, zu Fall gebracht wird.

Don giovanni   Wolfgang Amadeus Mozart

M. B.: Die Oper beginnt mit den Akkorden des wiederauferstandenen Komturs, also mit dem Einbruch des Jenseits in die Welt von „Don Giovanni“. So etwas hatte Mozart seit dem „Idomeneo“ nicht mehr komponiert. Hier kommt geradezu das Gotthafte in die Menschenwelt, mit einem großen Ernst und einer Wucht, die vom Barock kommt und es zugleich übertrifft. Fast biblisch ist dieser Auftritt des Toten im Finale des zweiten Aktes. G. S.: Das ist so bei allen literarischen Figuren: Sie suchen einen Gegner. Und ich habe das Gefühl, Don Giovanni sucht auch einen Gegner. Da ist diese Szene im zweiten Akt: Ein Mann steht auf dem Friedhof und ruft den Toten zu: „Ich lade euch zum Essen ein!“ Das ist gespenstisch, aber auch sehr komisch, und vor allem ist es eine unglaubliche Anmaßung, die weit über den Alltag

: Oper

Das Interview führte Kai Weßler.

Premiere: 26. Januar 2013, 19.30 Uhr, Opernhaus

Dramma giocoso in zwei Akten  Libretto von Lorenzo da Ponte

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln Musikalische Leitung: Marcus Bosch Inszenierung: Georg Schmiedleitner Bühne: Florian Parbs Kostüme: Nicole von Graevenitz Chor: Tarmo Vaask Dramaturgie: Kai Weßler Mit: Martin Berner/Randall Jakobsh (Don Giovanni), Leah Gordon/Michaela Maria Mayer (Donna

Anna), Martin Platz/Tilman Lichdi (Don Ottavio), Hrachuhí Bassénz (Donna Elvira), Daeyoung Kim/ Sébastien Parotte (Leporello), Christiane Marie Riedl (Zerlina), Sébastien Parotte /Javid Samadov (Masetto), Nicolai Karnolsky (Komtur) Don Giovanni dringt nachts in das Zimmer der jungen Donna Anna ein, ermordet ihren Vater, verführt das Bauernmädchen Zerlina am Tag ihrer Hochzeit, lässt seine Ehefrau Donna Elvira einfach links liegen, und er würde so weitermachen, wenn ihn nicht der Geist von Donna Annas Vater mit sich in die Hölle ziehen würde. In Wolfgang Amadeus Mozarts 1787 uraufgeführtem Dramma giocoso treffen sich Komödie und Mysterienspiel, das Drama eines Wüstlings und das Drama um drei Frauen, vertont mit einer Musik, die den großen Bogen von der barocken Oper zur Düsternis der Romantik schlägt und dabei mit ihrer psychologischen Genauigkeit zum Genialsten gehört, was Mozart komponiert hat.

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Oper aktuell DON GIOVANNI Einführungsveranstaltung mit Probenbesuch am 21.01.2013, 18.00 Uhr, Gluck-Saal Weitere Vorstellungen: 03., 12., 16., 24.02.; 05., 07. und 22.03.2013 OPERNFÜHRER-LIVE jeweils eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn.

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OPER

: GESPRÄCH MIT RICHARD WAGNER UND GIUSEPPE VERDI

Maestro, gestatten sie die frage ... Giuseppe verdi und richard wagner exklusiv im gespräch

GESPRÄCH MIT RICHARD WAGNER UND GIUSEPPE VERDI

Ihre Werke feiern nach wie vor die größten Triumphe auf allen Opernbühnen dieser Welt; doch als Zeitgenossen des Musiktheaters sind sie sich nie begegnet: Die berühmten Komponisten Giuseppe Verdi und Richard Wagner. Beide feiern dieses Jahr ihren 200. Geburtstag. Für ein ExklusivInterview in der „Impuls“ ist es nun erstmals gelungen, die hohen Herren an einen Tisch zu laden.

Wir freuen uns, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben. Wie geht es Ihnen? GIUSEPPE Verdi: Verfluchte Noten! Wie’s mir geht, körperlich und geistig? Körperlich bin ich wohlauf, aber mein Geist ist verdüstert, stets verdüstert und ist bereit, diese Karriere zu beenden, die ich verabscheue. Und danach? Es ist nutzlos, sich selbst zu betrügen. Er wird immer verdüstert sein. Glück existiert nicht für mich. RICHARD Wagner: Meine Gesundheit, nach der Sie mich so teilnehmend fragen, unterstützt mich natürlich auch nie, wenn es darauf ankommt, das Gemüt freizumachen.

Der Künstler lebt ja bekanntlich vom Applaus: Können Sie das bestätigen? Sind Sie finanziell unabhängig? R. W. : Mit mir wird’s nun einmal ewig eine verrückte Bewandtnis haben: wäre ich – recht glücklich – so brauchte ich fast gar kein Geld: so schwanke ich immer zwischen oft ganz exzentrischem Verlangen nach Lebensannehmlichkeiten, und Lebensekel, während ich als Künstler und Mensch doch wiederum immer unfähiger werde, der heute lohnbringenden Welt die mindesten Zugeständnisse zu machen! G. V.: Ich bin weder reich noch arm genug. Nicht arm genug, um jene spärlichen Einkünfte nötig zu haben; nicht reich genug, um ein bequemes Leben in einem Land zu führen, in dem die Ausgaben sehr hoch sind.

Obwohl sich das kulturelle Leben in den großen Zenren abspielt, leben Sie beide fernab davon in Busseto bzw. in Bayreuth. Warum? G. V.: Ich bin doch gerührt von den tiefempfundenen Sinneseindrücken, die ich in meiner ach so teuren Heimat empfangen habe! Ach, der Heimat heiße Liebe, welche Wunder kann sie bewirken … Auch ich bedürfte irgendeines Wunders zum Beispiel … Ach, aber die Zeit der Wunder ist vorbei. Im Übrigen (und merken Sie sich gut, dass es mein Ernst ist) Busseto und Paris! ... Gesegnet, gesegnet, dieses Busseto! Welche

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: OPER

Schönheit! Welche Eleganz! Was für ein Ort! Was für eine Gesellschaft! Ich bin bezaubert und weiß nicht, ob ich mich so bald davon losreißen kann!!!!!! R. W.: Mir fehlt eine Heimat: – nicht die örtliche, sondern die persönliche. Aber: Mein Haus steht nun! Ich sollte ihm einen Namen geben, und suchte lange. Endlich fand ich ihn und ich lasse ihn jetzt in folgendem Verse eingraben: „Hier, wo mein Wähnen Frieden fand – Wahnfried sei dieses Haus von mit benannt!“

Sie stehen beide als angesehene Künstler auch stark in der Öffentlichkeit und denken über das Zeitgeschehen nach. Wie denken Sie über Politik? G. V.: Ich liebe die Politik nicht, aber ich akzeptiere ihre Notwendigkeit, Theorien, Regierungs­formen, Patriotismus und Verdienste etc. … Ich glaube der Wahrheit nahe zu sein, wenn ich sage, dass ich zutiefst überzeugt bin, dass wir auf diesem Wege am Ende vor dem völligen Ruin stehen werden. … Ich bin einer der Unabhängigen und lege Wert darauf, es zu sein, und wenn ich bei den schwerwiegenden Fragen für die Regierung gestimmt habe, dann deshalb, weil ich so mein Empfinden zum Ausdruck brachte. Ich habe den Standpunkt der linken Mitte gewählt. Sie stellt, politisch gesehen, in Frankreich und theoretisch auch bei uns die Partei dar, der anzugehören ich anstrebe, das heißt: ich unterstütze die Regierung, aber nicht als System, und stehe zur Opposition, aber nicht als Mensch, sondern zu ihren Maximen und Prinzipien, wenn es das allgemeine Interesse des Staates so verlangt.

Das klingt aber sehr pessimistisch Herr Verdi! G. V.: Ich glaube, dass eine neue Revolution bevorsteht; man spürt den Geruch überall. Eine neue Revolution wird diese armselige Republik vollends umwerfen. Hoffen wir, dass sie nicht kommt; aber es gibt gewaltige Gründe, sie zu befürchten. … Verzeiht das Geplapper. Es ist ein Ausbruch. Ich sehe sehr schwarz; und dabei habe ich Euch nicht einmal von der Hälfte des Bösen gesprochen, an das ich denke und das ich fürchte.

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WAGNER UND VERDI im Januar und februar AM STAATSTHEATER NÜRNBERG

NÜRNBERG SPIELT WAGNER

Weitere Veranstaltungen im Januar und Februar zum Wagnerjahr

03., 04., 05. & 06. Januar 2013, Opernhaus

OUVERTÜRE 1813: STRAUSS – WAGNER – VERDI Neujahrskonzert Musikalische Leitung: Marcus Bosch Solistin: Leila Pfister (Mezzosopran) Auftakt zum Jubiläumsjahr: Wagner und Verdi wurden vor 200 Jahren im Abstand von nur wenigen Monaten in Leipzig bzw. Busseto geboren. Grund genug, das neue Jahr mit Musik der beiden Jubilare einzuleiten. Nicht mit großer Oper, sondern mit selten Gehörtem, Kostbarem und Kuriosem aus dem Werk der beiden berühmten Komponisten. Und natürlich dürfen bei einem Neujahrskonzert die Werke ihrer Zeitgenossen aus der Strauss-Familie nicht fehlen – besonders nicht, da die Werke von Wagner und Verdi auch in der Wiener Walzerdynastie ihre Spuren hinterlassen haben. 12. & 20. Januar 2013, Opernhaus

TRISTAN UND ISOLDE Richard Wagner Musikalische Leitung: Marcus Bosch, Guido Johannes Rumstadt Inszenierung: Monique Wagemakers Mit: Lioba Braun (Isolde) und Vincent Wolfsteiner (Tristan) u. a. 01. & 10. Februar, 03. 10. & 24. März 2013, Opernhaus

DER FLIEGENDE HOLLÄNDER Richard Wagner Musikalische Leitung: Marcus Bosch / Guido Johannes Rumstadt Inszenierung: Helen Malkowsky Mit: Ekaterina Godovanets (Senta) und Randall Jakobsh (Holländer) u. a. Zum letzten Mal: 08. Januar 2013, Opernhaus

AIDA Giuseppe Verdi Musikalische Leitung: Gabor Káli Inszenierung: Jens Daniel Herzog Mit: Melba Ramos (Aida), Jordanka Milkova

(Amneris), David Yim (Radames) u. a. Zum letzten Mal: 11. Januar 2013, Opernhaus

DER TROUBADOUR Giuseppe Verdi Musikalische Leitung: Guido Johannes Rumstadt Inszenierung: Balázs Kovalik Mit: Ekaterina Godovanets (Leonore),

Roswitha Christina Müller (Azucena), David Yim (Manrico), Mikolaj Zalasinski (Graf von Luna) u. a.

R. W.: Ich sage dir – nicht eine Hand rührt sich für die Demokratie, weil jede politische Revolution überhaupt unmöglich geworden ist. In der Politik haben ja keinem Menschen erst die Augen aufzugehen: alle wissen ja die Ehrlosigkeit unserer politischen Zustände: nur dass hinter ihnen sich die soziale Frage verbirgt, gibt allen den feigen Mut, auszuhalten. Wir haben gar keine Bewegung mehr, als die ganz entschieden Soziale, aber diese in einem ganz anderen Sinne, als unsre Sozialisten sie sich träumen lassen: alles Übrige bleibt schwach und unvermögend bis dahin.

Zurück zur Kunst. Wo sehen Sie das Musik­ theater in der Zukunft? R. W.: Ich trage mich mit den allerkühnsten Plänen, zu deren Verwirklichung jedoch nichts Geringeres als mindestens die Summe von 10.000 Thaler gehört. Dann würde ich nämlich hier, wo ich gerade bin, nach meinem Plane aus Brettern ein Theater errichten lassen, die geeignetsten Sänger dazu mir kommen und alles Nötige für diesen einen besonderen Fall mir so herstellen lassen, dass ich einer vortrefflichen Aufführung der Oper gewiss sein könnte. Dann würde ich überall hin an diejenigen, die für meine Werke sich interessieren, Einladungen ausschreiben, für eine tüchtige Besetzung der Zuschauerränge sorgen und – natürlich gratis – drei Vorstellungen in einer Woche hintereinander geben, worauf dann das Theater abgebrochen wird und die Sache ihr Ende hat. Nur so etwas kann mich noch reizen. G. V.: Die Zustände im Theater sind trostlos; das Unternehmen steht vor dem Ruin! Ich für meinen Teil bin keineswegs unzufrieden darüber, denn ich wünsche nichts, als mich in einen Winkel der Erde zurückzuziehen und zu fluchen und zu verwünschen! … Ich wünschte nichts sehnlicher, als ein gutes Libretto zu finden und mithin einen guten Textdichter (wir brauchen ihn so sehr), aber ich verhehle Euch nicht, dass ich ungern Libretti lese, die man mir zuschickt: Es ist unmöglich oder fast unmöglich, dass ein andrer das errät, was ich wünsche: Ich wünsche neue, grandiose, schöne, abwechslungsreiche, kühne Stoffe … und kühn bis zum äußersten, mit neuartigen Formen etc. etc. und zu gleicher Zeit vertonbar … Wenn man mir sagt: Ich habe es so gemacht, weil Romani, Cammarano etc. es so gemacht haben, dann verstehen wir uns nicht mehr: Eben weil jene großen es so gemacht haben, möchte ich, dass es anders gemacht wird.

Erlauben Sie die Frage: Wie steht es um Ihr Privatleben? G. V.: Ich habe nichts zu verheimlichen. In meinem Haus lebt eine freie, unabhängige Signora (Giuseppina Strepponi, Anm. d. Red.), die wie ich das abgeschiedene Leben liebt, und mit einem Vermögen, mit dem sie alle ihre Bedürfnisse deckt. Weder sie noch ich sind irgendjemand Rechenschaft über unser Tun schuldig; aber andererseits, wer weiß, welche Beziehungen zwischen uns bestehen? Welche Geschäfte? Welche Bande? Welche Rechte ich über sie habe und sie über mich hat? Wer weiß, ob sie meine Frau ist, oder nicht? R. W.: Ich kann nicht heiraten, solange meine Frau lebt: von ihr mich jetzt noch zu scheiden, bei dem Zustand ihrer Gesundheit, wo ihr Leben mit einem leichten Stoß zu enden ist, kann ich diesen möglichen Todesstoß ihr nicht geben. ... Mir fehlt ein weibliches Wesen, dass sich entschlösse, trotz allem und jedem mir das zu sein, was unter so jämmerlichen Umständen ein Weib mir sein kann, und – muss, sage ich, wenn ich ferner gedeihen soll. Nun verblendet mich vielleicht die Selbstüberschätzung, wenn ich mich so weit überhebe, dass ich annehme, ein Weib, das sich entschlösse, sich mir selbst unter so misslichen Umständen zu weihen, träte hierdurch aus allen Beziehungen zu menschlichen Verhältnissen, die auf das Dasein und das Wirken eines Menschen, wie ich, gar keine vernünftige Anwendung finden. … – Ich will ein liebes Weib zur Seite – und sei’s ein Kind zugleich! Da denke ich denn: diejenige, die dich genug dazu liebt, müsste sich wohl finden.

Signore Verdi, was halten Sie von Ihrem Kollegen Richard Wagner und seinen Werken? G. V.: Ich bin überzeugt, dass diese so erkünstelte und oft absichtlich sonderbare Kunst nicht unserem Naturell entspricht. Wir sind realistisch und großenteils skeptisch. Wir glauben wenig und können auf die Dauer nicht an die Phantastereien dieser fremdartigen Kunst glauben, der es an Natürlichkeit und Einfachheit mangelt.

Herr Wagner, wie stehen Sie zu Ihrem Kollegen? R. W.: Eine Sache, über die nicht zu sprechen entschieden das Beste ist.

Herzlichen Dank für das Gespräch. Die Fragen stellte Sonja Westerbeck.

20. Januar 2013, 20:00 Uhr, Filmhaus Nürnberg

„Der Meister von Nürnberg“ (Regie: Ludwig Berger) Stummfilm (1927), live begleitet von CABAZA 31. Januar & 03. Februar 2013, Musiksaal in der Kongresshalle

StummFilmMusikTage mit den Nürnberger Symphonikern „Carmen & Ein andalusischer Hund“ „Ein andalusischer Hund“ (1929)

Musik von Richard Wagner konfrontiert mit argentinischem Tango. 06. Februar 2013, 16:00 –17:30 Uhr, Meridien Hotel Nürnberg

WAGNER 2013 IN NÜRNBERG Generalmusikdirektor Marcus Bosch wird über das aktuelle und zukünftige Wagner-Repertoire des Staatstheater Nürnberg referieren und dabei auch auf die Wagnertradition des Hauses und des Orchesters eingehen.

Veranstaltungsreihe des Richard Wagner-Verbands Nürnberg in Kooperation mit dem Bildungszentrum im Bildungscampus Nürnberg 21. Februar bis Ende Mai 2013, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

WAGNER – NÜRNBERG – MEISTERSINGER Studioausstellung zum Wagner-Jahr 2013 Zum 200. Geburtstag Richard Wagners zeigt das Germanische Nationalmuseum eines seiner wertvollsten Stücke aus dem 19. Jahrhundert: die vom Meister selbst mit größter Sorgfalt angefertigte Partitur der „Meistersinger von Nürnberg“. Wagner verehrte sie dem Bayerischen König Ludwig II. am Weihnachtsabend des Jahres 1867 zum Dank für seine Unterstützung. Bis zur Ankunft des über 400 Seiten starken Bandes als Festgabe zum 50-jährigen Bestehen des Germanischen Nationalmuseums 1902 in Nürnberg hatten Wagner und seine Oper einen langen Weg zurückgelegt. Zweimal weilte Wagner in der Noris, zweimal machte er der Nachwelt auf höchst subjektive Weise davon Mitteilung. Was das Nürnberg des 19. Jahrhunderts für ihn bedeutete, werden Objekte vorwiegend aus Museumsbeständen in der Studioausstellung verdeutlichen.


Konzert

: 3. & 4. Philharmonisches Konzert

Vom Orient nach St. Petersburg Die Staatsphilharmonie Nürnberg mit Werken von Peter Tschaikowski bis zu Matthias Pintscher Kaum ist das Jahr 2013 mit den Neujahrskonzerten musikalisch eingeläutet, sind Generalmusikdirektor Marcus Bosch und die Staatsphilharmonie bereits wieder unterwegs zu neuen musikalischen Ufern. In den beiden Philharmonischen Konzerten im Januar und Februar stellen sie zwei sehr unterschiedliche musikalische Welten vor. In „Orient-Express“ geht es mit Werken von Richard Strauss, Matthias Pintscher und Nikolai Rimski-Korsakow um die Faszination des Orients, in „Petersburg bleibt“ erklingen zwei der beliebtesten Werke von Peter Tschaikowski und Dmitri Schostakowitsch. Reisen in den Orient Im Jahr 1892 reiste Richard Strauss nach Griechenland und Ägypten. Der Komponist und Dirigent war nicht nur Kettenraucher, sondern auch chronisch überarbeitet und wurde deshalb von einem reichen Onkel zur Erholung für mehrere Monate ans Mittelmeer geschickt. Eine Reise mit Folgen, denn vor allem in Ägypten spürte Strauss zum ersten Mal die Atmosphäre des Orients und nahm den Wunsch mit nach Hause, das gleißende Licht dieses geheimnisvollen Ortes einmal in Musik setzen zu können. In der Oper „Salome“, der Geschichte der judäischen Prinzessin, die sich einen erotischen Tanz mit dem abgeschlagenen Kopf des Propheten Jochanaan entlohnen lässt, fand Strauss 1905 den idealen Stoff dazu – und hat mit Salomes Tanz eines der brillantesten orientalischen Orchesterstücke überhaupt geschrieben. Wenige Jahre zuvor hatte in Russland Nikolai Rimski-Korsakow ein ganz anderes musikalisches Orientbild geschaffen. Die Geschichten aus 1001 Nacht, die Scheherazade erzählt, bilden die Vorlage für sein viersätziges gleichnamiges Orchesterstück. Rimski-Korsakow kannte den Orient nicht als Reisender, sondern nur aus dem persisch-arabischen Märchenbuch, und so ist seine Komposition ein prachtvoll-märchenhafter Bilderbogen, voller glühender Farben, peitschender Rhythmen und voller subtiler Erotik.

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Marisol Montalvo Sie ist die Primadonna der Neuen Musik. Kaum eine Sopranistin der Gegenwart hat so viele Uraufführungen gesungen wie die puertoricanisch-amerikanische Sopranistin Marisol Montalvo. Erst kürzlich wurde sie an der Komischen Oper Berlin in der Titelrolle der „American Lulu“ von Olga Neuwirth gefeiert. Ein Grund für den Erfolg der charismatischen Sängerin ist, dass sie auch die kompliziertesten Kompositionen auswendig singt und ihnen damit eine besondere Glaubwürdigkeit verleiht. Die 2005 uraufgeführten „Hérodiade“-Fragmente hat sie bereits an die 20 Mal im Konzert gesungen, darunter viele Male mit dem Komponisten selbst als Dirigent. Das meistgespielte Stück der Gegenwart Auch der 1971 geborene deutsche Komponist Mathias Pinscher hat mit seinen „Herodiade“Fragmenten eine Musik über Salome komponiert, doch an einer Schilderung des Orients, der ja längst untergegangen und sich als Naher Osten in ein gefährliches Krisengebiet verwandelt hat, ist er nicht interessiert. Pinscher ist der zur Zeit wohl wichtigste deutsche Komponist der mittleren Generation, dessen Werke von der Dresdner Semperoper oder wie im Fall der Hérodiade-Fragmente von den Berliner Philharmonikern uraufgeführt. Gerade die „Szene für Sopran und Orchester“, komponiert auf einen Text des französischen Dichters Stéphane Mallarmé, hat sich in den letzten Jahren zu einer der meistgespielten zeitgenössischen Kompositionen entwickelt. Kein Wunder, denn Pintscher schreibt eine unmittelbar sinnlich eingängige Musik und macht aus dem symbolüberfrachteten Text geradezu eine Opernszene. Die Salome-Figur, die hier Herodiade heißt, ist nicht die erotisch tanzende Prinzessin, sondern eine innerlich zerrissene Frau, die ihre innere Leere mit der verzweifelten Suche nach sexueller Erfüllung überdecken will. Für diese Sehnsucht hat Pinscher

faszinierende Orchesterklänge gefunden, deren Wirkung man sich schon beim ersten Hören kaum entziehen kann. Klavierzauber und politische Musik Ganz anders geht es zu beim 4. Philharmonischen Konzert „Petersburg bleibt“ am 15. Februar 2013. Vor der Pause erklingt mit dem 1. Klavierkonzert von Peter Tschaikowski eines der „Schlachtrösser“ des Konzertrepertoires. Wohl kaum ein Klavierkonzert hat mit seiner donnernden Brillanz so sehr unser Bild vom Pianisten als „Tastenlöwen“ bestimmt wie dieses Konzert, dessen Beginn durch Filme und Fernsehwerbung längst ein Ohrwurm ist. Aber ist das alles, was dieses Werk, das als eines der schwersten Konzerte überhaupt und damit als Nagelprobe für jeden Pianisten gilt, zu bieten hat? Sicher nicht, denn Peter Tschaikowski war ein viel zu grüblerischer Komponist, als dass er sich mit einem bloßen Virtuosenstück zufrieden gegeben hätte. Marcus Bosch hat für das Konzert mit der Staatsphilharmonie einen Pianisten eingeladen, mit dem ihn eine lange Zusammenarbeit verbindet. Alexander Melnikow ist als Pianist eine Ausnahmeerscheinung, weil er wie kaum ein Anderer die spieltechnische Brillanz der „russischen Klavierschule“ mit einer großen intellektuellen Neugier verbindet, die gerade für ein berühmt-berüchtigtes Konzert wie das Erste von Tschaikowski, neue und unerwartete Einblicke im Stück erwarten lässt. Ein berühmtes Stück, vielleicht das berühmteste von Dmitri Schostakowitsch, ist auch die „Leningrader“ Sinfonie, mit der Marcus Bosch und die Staatsphilharmonie das Konzert beenden. Die Siebte Sinfonie des sowjetischen Komponisten ist mehr als ein Musikstück, sie ist ein Symbol: Schostakowitsch schrieb das Werk zur Zeit der Belagerung seiner Heimatstadt Leningrad durch die deutsche Wehrmacht 1941. Zwar war Schostakowitsch, wie große Teile der Elite der Stadt bereits aus dem Belagerungsring evakuiert worden, doch die Uraufführung fand in Leningrad statt, unterbrochen von

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„Ja, so kann man abgelegt geglaubte Klassiker ins Heute holen“  Nürnberger Zeitung

Kabale und Liebe  Friedrich Schiller Wiederaufnahme: 26. Februar 2013, 19.30 Uhr, Schauspielhaus weitere Termine: 18. und 22.03.2013 den Geschützangriffen der Deutschen. Dies und die musikalische Schilderung eines heroischen und letztlich siegreichen Kampfes in der Sinfonie haben das Werk schnell zu einem Symbol des Kampfes gegen Unterdrückung und Barbarei gemacht. Erst in den letzten Jahren sind Zweifel aufgekommen, ob Schostakowitsch die Sinfonie tatsächlich ausschließlich auf den deutschen Angriff auf seine Heimat bezogen wissen wollte. Gerade der erste Satz, der das Nahen einer Gefahr als großes Marsch-Crescendo erzählt (und dabei ein wenig Ravels „Boléro“ zitiert), ist bereits vor dem Überfall auf die Sowjetunion konzipiert worden. Der Komponist hatte die von Diktator Stalin angeordneten politischen „Säuberungen“ in seinem Heimatland hautnah erlebt und nur mit großer Angst überstanden. Er wusste genau, was Gewalt ist – und was sie mit Menschen macht, und der Hörer der „Leningrader“ Sinfonie spürt bei aller Mehrdeutigkeit des Werkes sehr genau, was der Komponist uns mitteilen möchte.

Alexander Melnikow Er ist der Grübler unter den russischen Pianisten. Dem 1973 geborenen Alexander Melnikow bescheinigen Kritiker „subtilste Anschlagskunst, absolute technische Beherrschung, vor allem aber ... eine vollkommene intellektuelle Durchdringung“ der Musik, die er auf dem Konzertpodium präsentiert. Melnikow ist in den letzten 10 Jahren mit allen wichtigen Orchestern der Welt aufgetreten und hat sich als herausragender Schostakowitsch-Interpret einen Namen gemacht, ist aber auch als Klavierduo-Partner von Andreas Staier auf dem Hammerklavier hervorgetreten. Wo andere Pianisten mit bloßer technischer Perfektion punkten, da überrascht Melnikow mit überraschenden, nie gehörten, aber stets schlüssigen Sichtweisen auf die großen Klavierkonzerte. Man kann also gespannt sein, wie Alexander Melnikow das 1. Klavierkonzert von Tschaikowski interpretieren wird.

Kai Weßler

18. Januar 2013, 20.00 Uhr, Meistersingerhalle

Orient-Express

3. Philharmonisches Konzert

Richard Strauss  SALOMES TANZ AUS DER OPER „SALOME“ Matthias Pintscher  HÉRODIADE-FRAGMENTE Dramatische Szene für Sopran und Orchester Nikolai Rimski-Korsakow  SCHEHERAZADE OP. 35 Sopran: Marisol Montalvo Musikalische Leitung: Marcus Bosch; Staatsphilharmonie Nürnberg Das Konzert wird von BR Klassik mitgeschnitten und am Mittwoch, 23.01.2013, um 19.05 Uhr gesendet. 15. Februar 2013, 20.00 Uhr, Meistersingerhalle

Petersburg bleibt!

4. Philharmonisches Konzert

Peter I. Tschaikowski  KLAVIERKONZERT NR. 1 B-MOLL OP. 23 Dmitri Schostakowitsch  SINFONIE NR. 7 C-DUR OP. 60 „LENINGRADER“ Klavier: Alexander Melnikow Musikalische Leitung: Marcus Bosch; Staatsphilharmonie Nürnberg Konzertführer live, jeweils 19.15 Uhr, Foyer Meistersingerhalle

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Ballett

: Bilanz einer Halbzeit

Bilanz einer Halbzeit

: Ballett

Bilanz einer Halbzeit Goyo Montero schürt mit seiner BallettCompagnie die Leidenschaft zum Tanz. Seine Erfolgsgeheimnisse sind kreative Individualität und Networking.

Monteros Tanzproduktionen sind Kraftwerke – Kraftwerke an inhaltlichen Visionen, hintergründig andersartigen Sichtweisen bekannter Vorlagen, choreographischen Einfällen und dynamischen Bewegungsevolutionen von Soloparts über Duette bis hin zu fantastisch fließend ausgearbeiteten Gruppenformationen: expressiv, mystisch aufwühlend, heiter, düster, berührend schön und – z. B. in der jüngsten Verquickung von Tanz/ Bewegung und Theater/Sprache bei „Don Juan“ und „Faust“ – häufig experimentell.

Goyo Montero: Das ist jetzt unsere fünfte Spielzeit und wir haben viel geschafft. Ich hoffe, dass wir noch weiter vorankommen. Als Choreograph befinde ich mich mitten auf einer Reise, von der ich nicht genau weiß, wohin sie mich führt. Es gibt so viele Klassiker, aber ich muss mir Zeit lassen. Sonst bin ich 40 und habe alle schon durch. Das wäre verrückt. „Nussknacker“ habe ich nur angepackt, weil ich eine Idee hatte, den Stoff auf meine eigene Weise neu zu gestalten. Wir haben intensiv gearbeitet, die Compagnie ist eng zusammengewachsen, und es haben weniger Tänzer gewechselt als gedacht. Lediglich fünf haben ihre Verträge nicht verlängert, alle anderen sind seit 2008 dabei. Wir kennen uns, und ich kann fast ohne Worte mit ihnen kommunizieren. Auf dieser Basis ist es eine tolle Sache, unsere „Reise“ fort zu setzen. Seine Neuinterpretation des TschaikowskiKlassikers „Dornröschen“ für das Ballet de Teatres de la Generalitat Valenciana – Premiere in Nürnberg war im Dezember 2009 – veranlasste Staatsintendant Peter Theiler 2008 zu Goyo Monteros Engagement. Montero wiederum gefiel die fränkische Metropole gleich beim ersten Besuch. Heute fühlt er sich hier zu Hause und genießt in

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der wenigen freien Zeit, die ihm ans Herz gewachsenen Ecken und Straßen der Altstadt. Das Wichtigste aber ist ihm seine Arbeit: in erster Linie als Tänzer, dann als Choreograph und mit wachsender Liebe, Sicherheit und Souveränität auch als Chef seines Ensembles. Die Vorzüge des deutschen, öffentlich geförderten Kultur- und Theaterbetriebs hatte er schon zuvor während seiner Zeit als Solist an der Oper Leipzig (wo er u. a. mit dem Ausnahmechoreografen Uwe Scholz zusammenarbeitete), beim Staatstheater Wiesbaden sowie an der Deutschen Oper Berlin vor Fusionierung der dortigen Compagnie mit dem Ballett der Lindenoper zu schätzen gelernt. Nach dieser Karriereetappe unerwartet schnell aus seiner Heimat Spanien in von da an leitender Funktion zurück nach Deutschland katapultiert, passierte in Nürnberg, was niemand voraussehen konnte: Als Nachfolger der Tanztheaterdirektorin eroberte Goyo Montero – bei aller feuilletonistischer Skepsis im Vorfeld seines hiesigen Neustarts 2008 – gleich mit seiner ersten Produktion „Benditos Malditos (Gesegnete Verdammte)“ und seinen damals 17 Tänzern das Publikum im Sturm. Erste Sympathien für die junge Compagnie waren schnell gewonnen. Was darauf folgte – drei Produktionen jährlich, darunter je ein großes Handlungsballett mit Orchester, originäre, nie

gänzlich von den Vorlagen losgelöste Auslegungen bekannter Tanzstoffe wie „Romeo und Julia“, „Carmen“, „Nussknacker“ oder „Don Juan“ bzw. genuine Uraufführungen wie „El sueño de la razón – Der Traum der Vernunft“ und „Treibhaus“ – kurbelten die Neugier auf Monteros Kreationen auch über die Stadtgrenzen hinaus weiter an.

G. M.: Ich mache kein Ballett, und ich mache auch kein Tanztheater, sondern ich versuche, mit jedem Stück einen neuen Weg zu finden, meine Arbeit zu machen und auszudrücken, was mich bewegt. Dabei gehe ich mal mehr in die Richtung der Musik oder bleibe, wie jüngst beim „Faust“, näher am Text. Als Choreograph habe ich die Verantwortung, etwas zu kreieren, das vielleicht auch für andere interessant ist. Deshalb versuche ich, mich selbst mit jedem Stück aufs Neue zu überraschen. Sich nur am Erfolg oder an einem Erfolgsrezept zu orientieren – zu denken, das kam gut an und jetzt produzieren wir das Gleiche in einer anderen Farbe – das funktioniert bei mir nicht. Für mich, und auch zur Motivation meiner Tänzer, muss ich neue Richtungen einschlagen, neues Vokabular und neue Themen finden. Man vertraut mir, und die Tänzer sind bei allem, was sie machen, mit hundertprozentigem Einsatz dabei. Wir müssen an das glauben, was wir tun, sonst wäre es sinnlos.

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Ballett

: Bilanz einer Halbzeit

Neben seinen magnetisierenden Eigenproduktionen hatte Goyo Montero noch zwei weitere Trümpfe in der Hinterhand, die er Schritt für Schritt ausspielte: Zum einen 2011 den Abend „Exquisite Corpse“ mit Stücken seiner Compagniemitglieder – ein Experiment, wie Montero es nennt, das am 29. Juni 2013 in eine zweite Runde gehen wird. Zweitens – überaus wichtig für die künstlerische Entwicklung der Truppe und enorm bereichernd für die deutsche Tanzlandschaft – die Zusammenarbeit seines Ensembles mit erstklassigen Gastchoreographen wie Nacho Duato, Jiří

Bilanz einer Halbzeit

Kylián, Mats Ek und Johan Inger. Keine Selbstverständlichkeit, wie man gemeinhin vielleicht glauben möchte, denn sie alle wägen gut und genau ab, wer ihre Choreographien wo tanzen darf. Ihre Zusagen sind deshalb als besondere Auszeichnung für diese von Jahr zu Jahr fabelhafter werdenden Compagnie zu werten!

G. M.: Natürlich wollen wir unsere Kooperation mit diesen tollen Choreographen fortsetzen. 2013 möchte ich mit Mauro Bigonzetti und Crystal Pite – erstmals in Deutschland wird das Staatstheater Nürnberg Ballett eine ihrer Choreographien ins Repertoire übernehmen! – dem Publikum eine jüngere Generation vorstellen. Ein Erfolg, der sich auch in Zahlen fassen lässt. Jahr für Jahr hat Montero um Tänzerstellen gekämpft. Seinen Vorgesetzten argumentativ abtrotzen konnte er mittlerweile 21, wobei seine Wunschzahl für Nürnbergs Bühnengröße bei 25 endet … Die Zahl der angesetzten Ballettvorstellungen hat sich von 33 in der ersten, auf 48 in der letzten Spielzeit gesteigert – ein zusätzlicher Anreiz für die tagtäglich hart im Ballettsaal für ihre Auftritte trainierenden Interpreten. Die Gesamtauslastung fiel dabei nie unter 82%. Wer Karten für die Repertoirerenner aus dem Genre „Handlungsballett“ ergattern will, weiß seit Langem: Die sind schneller weg als „Drei im Weckla“. Dass es Montero darüber hinaus gelungen ist, in kürzester Zeit aus unterschiedlichen Tänzerpersönlichkeiten eine homogene Compagnie auf höchstem technischen wie darstellerischen Niveau zu formen und gleichzeitig ein interessiertes Stammpublikum an sein Haus zu binden, belegt die steigende Auslastung sogar für die gemischten Programme („A sort of … Bolero“: 65,31 %). Da kann man nur konstatieren: Selbst

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schuld, wer sich entgehen lässt, mit welcher Akkuratesse das Ensemble verschiedenste knifflige Stile überzeugend zu präsentieren vermag – dank Monteros Führungsqualität und der vertrauensvollen Kooperation mit den Gastchoreographen.

G. M.: Schon als Tänzer habe ich immer hart gearbeitet, war sehr diszipliniert und respektvoll im Umgang mit meinen Kollegen. Da gibt es Verbindungen zur Arbeit in meiner Compagnie. Alle Choreographen, die zu uns kamen, spürten von Anfang an diese Energie unter den Tänzern, alles erreichen zu wollen. Diese Konzentration ist nicht bei jedem Ensemble zu finden. Wir haben den Willen, alles zu schaffen. Und ich bin sehr glücklich, dass meine Tänzer diese Gelegenheiten nutzen, wie schnell sie lernen, wie verantwortungsbewusst sie mit dem uns anvertrauten Material umgehen und sich von Vorstellung zu Vorstellung weiterentwickeln. Weil die Tanzwelt eine kleine ist, spricht sich das herum: „In Nürnberg, da passiert was, dort gibt es gute Leute und den Willen, ein starkes Ensemble auszubilden.“ Weiterer Indikator für Monteros „Angekommensein“ als Ballettdirektor und Choreograph in Nürnberg ist die Zahl der sich kontinuierlich hochschraubenden Tanz-Abos. Wurde bereits für die Spielzeit 2011/12 eine zweite Ballett-Reihe eröffnet, um die Zahl von 640 Abonnenten „unter einen Hut“ zu bekommen, so startete das in dieser Saison zusätzlich zwischen Tanz und Theater spartenübergreifend ausgelegte dritte Abo-Angebot auf Anhieb mit rund 200 Neuzugängen. Dass man die Tanzkunst Goyo Monteros neben ihre emotionalen, assoziativen, Gesprächsstoff erzeugenden, Tänzer wie Publikum mal unterhaltenden, mal herausfordernden, immer aber aufs Neue unerwarteten Qualitäten in Auslastungszahlen messen kann, hat die

: Ballett

Vertragsverhandlungen gewiss positiv beeinflusst. Erklären lässt sich das Faszinosum seines künstlerischen Schaffens dadurch jedoch nicht!

G. M.: Seitens der Intendanz habe ich von Beginn an viel Unterstützung erhalten und die Freiheit, meine künstlerischen Vorstellungen zu verwirklichen. Unser Erfolg ist auch Peter Theilers Erfolg, da er mich hierher gebracht hat. Wir haben im Haus eine großartige Verbindung mit den Technikern, Beleuchtern, der Kostümabteilung, der Maske und sämtlichen weiteren Abteilungen. Ohne ihr Zutun kann es kein Ballett geben. Im Herbst 2013 sind wir zum Festival Le Temps d’Aimer La Danse in Biarritz eingeladen und die Compagnia Nacional de Danca in Madrid wird „Romeo und Julia“ (Uraufführung: Nürnberg, 2009) ab April 2013 in ihren Spielplan übernehmen. Vesna Mlakar Die Autorin dieses Artikels ist Tanzwissenschaftlerin und Kulturjournalistin. Vesna Mlakar schreibt für verschiedene Fachmagazine, u. a. Die Deutsche Bühne und dance for you.

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u18 plus

: Wie entsteht ein Stück

Wie entsteht ein Stück

Wie entsteht ein Stück? Einblicke in die Arbeit des Theaterjugendclubs Vor zwölf Jahren rief Theaterpädagogin Anja Sparberg den Theaterjugendclub ins Leben. Sein Motto: „Nicht mehr nur zuschauen, sondern selber spielen, singen, tanzen, dichten, improvisieren, komponieren, kreieren!“ Seitdem sind insgesamt 26 Stücke entstanden – sowohl unter der Anleitung der Theaterpädagogin als auch unter jener der Schauspieler Marco Steeger, Hartmut Neuber, Thomas L. Dietz und Stefan Willi Wang. Getreu der Auffassung „Stillstand bedeutet Rückschritt“ steht bereits das nächste Projekt auf der Agenda: Für die „Blaue Nacht“ am 04. Mai sowie für die Bayerischen Theatertage im kommenden Juni gilt es, mehrere Kurzdramen auf die Bühne zu bringen – Dramen, die sich noch im Entstehungsprozess befinden und von den Mitgliedern des Theaterjugendclubs selbst entwickelt werden. Unterstützt werden die Jugendlichen dieses Mal, dank dem Förderprogramm „Dialoge“, von der in München lebenden Dramatikerin Kerstin Specht.

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Eigenkreation Im ersten Schritt entsteht ein Stück selten durch das Ansetzen der Feder. Viel mehr kristallisieren sich in Gesprächen und Improvisationen – angeregt von Fantasiereisen, Spielvorschlägen in vorgegebenen Räumen und Situationen, aber auch von Zeitungsartikeln und Nachrichten – Themen heraus, die die Jugendlichen bewegen. Hält sich die anfängliche Spannung für ein Thema auch über die ersten Übungseinheiten, kann der zweite Schritt folgen: Nach der Methode des kreativen Schreibens oder der des zielgerichteten Improvisierens nimmt das Stück Gestalt an. Aus der Rollenbiographie zu den Szenen Theaterpädagogin Anja Sparberg favorisiert die zweite Methode, führt die Spielerinnen und Spieler mit Hilfe von imaginären Rollenbiographien in die jeweilige Situation hinein und setzt dabei auf deren Eigenkreativität. Hierfür nutzt sie fantasieanregende, rollenbezogene Fragen beispielsweise zum familiären und sozialen Umfeld, zur Wohnung der Eltern, zum eigenen Zimmer, zum Weg zur oder von der Schule. Angekommen am eigentlichen Handlungsort, lässt sie improvisierte Dialoge

und Situationen wiederholen, damit sich Szenen verschärfen, sich wichtige Sätze einprägen. Währenddessen oder im Anschluss werden das Geschehene und das Gesprochene niedergeschrieben. Das Stück erhält zunehmend seine Form, ergänzend werden Fremdkomponenten eingebaut – Texte aus Liedern, Gedichten, Romanen, Kurzgeschichten, Nachrichten oder gar aus der Bibel. Auch spontane Ideen finden ihre Berücksichtigung. Szene für Szene entwickelt sich das Stück. Improvisierte Szenen werden zum fertigen Stück Dann setzt der schwierigste Part ein, die improvisierten Szenen müssen zu einem zusammenhängenden Stück verknüpft werden. Dabei möchten die Jugendlichen natürlich dem Anspruch gerecht werden, dem Zuschauer ein interessantes, qualitatives Stück zeigen zu wollen. Das bedeutet aber auch, ein Raum-, Bühnenbild- und Kostümbildkonzept zu entwickeln, das dem Stück seinen Rahmen gibt. Die Ideen dazu kommen im Laufe der Stückentstehung. Die Umsetzung gelingt mit Hilfe unterschiedlichster Abteilungen des Staatstheaters: Transport, Dekorationsmagazin, Requisite, Fundus oder Kostüm. Aber auch weitere Bereiche des Hauses werden benötigt so sind Licht- und Tontechnik unverzichtbar. Zu diesem Zeitpunkt muss auch das Script stehen. An dieser

: u18 plus

Spielanleitung sollen sich alle Beteiligten orientieren können, damit nicht nur die Spielerinnen und Spieler, sondern auch die Ton- und Lichttechniker ihre Einsätze nicht verpassen. Nach der Premiere ist es noch nicht vorbei So viel investiertes Herzblut muss aber nicht mit einer Premiere und den Folgevorstellungen abgegolten sein. So hat Schauspieler Marco Steeger das mit seinem Theaterjugendclub 2008 erarbeitete Stück „Zwischen den Sekunden“ dem Deutschen Theaterverlag angeboten. Nach der Veröffentlichung konnte er jüngst die Umsetzung durch den Theaterjugendclub in Hof erleben. Das ist Ansporn genug, weiter zu machen – nicht nur für den Schauspieler, sondern auch für die Mitglieder des Theaterjugendclubs. Anja Sparberg und den Schauspielern des Staatstheaters ist es in den letzten zwölf Jahren gelungen, Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihre verborgenen Talente zu entdecken. Schreiben, Texte bearbeiten, eigene Stückideen entwickeln, eigenständig künstlerisch agieren und schauspielern, haben den einen oder anderen auf seinen Berufsweg gebracht. So gehören Übersetzer, Theaterpädagogen, Dramaturgen, Regieassistenten und auch Schauspieler zum Kreis der Ehemaligen. Fortsetzung folgt!

Janet Neßmann 0 31


Konzert

: Kinder- und Kammerkonzert

Ehrung

Karneval der Tiere

Ernennung zum kammerschauspieler

Für Kinder mit Eltern und für Erwachsene mit Kindern

Pünktlich zur Faschingszeit feiert auch die Tierwelt ihren Karneval. Im Kinderkonzert ruft der Rabe den „Großen Hummelrummel“ aus und alle Tiere verkleiden sich – als Hummeln! Im Kammerkonzert der Philharmonie e.V. bittet Schauspieler Pius Maria Cüppers zum Schaulaufen der tierischen Protagonisten und präsentiert eine musikalische Menagerie voller Überraschungen. Ein Evergreen der klassischen Musik, ein Werk, mit dem zahllose Musikfreunde ihren ersten Zugang zur Musik und zu Orchesterinstrumenten gefunden haben: Camille Saint-Saëns' „zoologische Phantasie“ der „Karneval der Tiere“ war eigentlich nur als kompositorischer Scherz gedacht, und ist doch heute das bekannteste Werk des Franzosen. Im Opernhaus ist der „Karneval der Tiere“ jetzt zweimal zu erleben: Einmal als Kinderkonzert (siehe Kasten) und zuvor am 27. Januar 2013 als Kammerkonzert der Philharmonie e.V.

In beiden Konzerten erklingt die originale kammermusikalische Fassung des Stückes. Im Kammerkonzert unternimmt der Schauspieler Pius Maria Cüppers in der Rolle des Zoologen Isegrimm Hasenlöffel eine kabarettistische Führung durch den Zoo. Mit Tiergedichten von Martin Huber, dem vielseitig-listigen Kontrabassisten des Orchesters, führt Cüppers durch den Irrgarten einer tierischen Menagerie, mal ironisch, mal verschmitzt, vermeintlich wissenschaftlich, aber immer unterhaltsam. Wer Pius Maris Cüppers kennt, der weiß, dass bei seinen Soloauftritten auch immer wieder ein Zauberkunststück plötzlich auftauchen kann. Christian Reuter, Pianist und musikalischer Leiter des Konzertes, hat sich noch der Tiere angenommen, die Camille Saint-Saëns einst übergangen hat. Und so finden hier zum ersten Mal auch „Hummelflug“ und „Flohwalzer“ Eingang in den Karneval der Tiere.

27. Januar 2013, 11.00 Uhr, Opernhaus

Karneval der Tiere

4. Kammer- und groSSes

Faschingskonzert der philharmonie Nürnberg e. V. Mit Pius Maria Cüppers Camille Saint-Saëns  Der Karneval der Tiere Musikalische Leitung: Christian Reuter Mit: Jong-Hyun Choi (Flöte), Nicole Spuhler (Klarinette), Christian Wissel

(Schlagzeug), Manuel Kastl, Jessica Hartlieb (Violine), Ulrich Schneider (Viola), Arita Kwon (Violoncello), Tae Bun Park-Reger (Kontrabass), Andreas Paetzold, Christian Reuter (Klavier) 03. Februar 2013, 11.00 Uhr, Opernhaus

Karneval der Tiere

Kinderkonzert

Camille Saint-Saëns  Der Karneval der Tiere In Zusammenarbeit mit der Philharmonie Nürnberg e. V. Es sind nur noch wenige Restkarten erhältlich. 0 32

: Schauspiel

Kai Weßler

Adeline Schebesch und Thomas Nunner wurden im Rathaus ausgezeichnet Die Abkürzung „Ksch“ kennzeichnet von nun an die Besetzungsangaben von Adeline Schebesch und Thomas Nunner. Die beiden langjährigen Schauspiel-Ensemblemitglieder sind am 05. November 2012 im Nürnberger Rathaus mit dem Ehrentitel der „Bayerischen Kammerschauspielerin“ und des „Bayerischen Kammerschauspielers“ ausgezeichnet worden. Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly hielt die Laudationes. Adeline Schebesch würdigte er als „eine Schauspielerin, die sich so schonungslos, uneitel, hoch emotional, verletzlich und doch mit aller Kraft in Situationen und Zustände begibt, dass Stücke eine neue Wendung nehmen, schwache Texte durch ihre Präsenz stark werden und ganze Abende auf ihren Schultern ruhen können.“ Thomas Nunner ist immer „ein weicher, verletzlicher seelenvoller Mensch auf der Bühne – für seine von ihm verkörperten Figuren gilt das aber keineswegs. Kalte Zyniker, brutale Machtmenschen, klägliche Feiglinge hat man von ihm gesehen – und ist erschrocken, wie nah sie einem kommen, wie nachvollziehbar ihr Handeln wird.“ Bereits vor vier Jahren, im März 2008, wurden die Ensemblemitglieder Jutta Richter-Haaser, Jochen Kuhl und Michael Hochstrasser mit dem Ehrentitel „Bayerischer Kammerschauspieler“ ausgezeichnet. In der aktuellen Spielzeit spielt Thomas Nunner in den Produktionen „Ladies Night“ und „Hamlet“. Außerdem betritt er in der Hauptrolle des Alceste in Molières „Menschenfeind“ die Bühne N+K_Ngb_Theater_2012-12_180x62_druck.pdf

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05.12.2012

des Schauspielhauses. In „Die Letzten ihrer Art“, ein Diaabend von Douglas Adams und Thomas Nunner am 09. Januar in der BlueBox, wandelt er gemeinsam mit der Fotografin Marion Bührle auf den Spuren des legendären Science-Fiction Autors Douglas Adams. Dieser hatte in den 80er Jahren im Auftrag der BBC gemeinsam mit dem bekannten englischen Zoologen Mark Carwardine eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde unternommen und davon in seiner unverwechselbaren Art berichtet. Adeline Schebesch ist zu sehen in den Produktionen „Der Gott des Gemetzels“, „Lametta“, als Frau Marthe Rull in „Der zerbrochne Krug“ und in Elfriedes Jelineks „Ein Sportstück“. Zur Zeit probiert sie außerdem die Rolle der Marilyn Monroe in ihrem selbst entwickelten Stück „Letzte Stunde(n)“, ein Theaterabend in der BlueBox mit einer Schauspielerin über eine Schauspielerin, die aus der ihr zugeschriebenen Lebensrolle nicht mehr herausfand, Premiere ist am 14. Februar.

Marion Siems 17:14:41


Nürnberg, Stadt der „Meistersinger“

Hans Sachs

Nürnberg, Stadt der „Meistersinger“ Dr. Thomas Schauerte, Leiter des Albrecht-Dürer-Hauses und der Graphischen Sammlung, stellt die Ausstellung „Wagner – Meister-Singer – Sachs“ vor Richard Wagner (1813–1883) ließ die Geschichte nicht mehr los: 1835, bei einem Besuch der Schwester in Nürnberg, wird ein selbst erlebter, tragikomischer Sänger-Aufruhr in einem Wirtshaus der verwinkelten Altstadt zur Keimzelle einer der berühmtesten Opern der Musikgeschichte: „Die Meistersinger von Nürnberg“. Doch der Held der Bühnenhandlung, der Nürnberger Schuster, Dichter und Sänger Hans Sachs (1494–1576) ist keineswegs eine Erfindung des Komponisten. Vielmehr ist er der bis heute weltweit bekannteste Vertreter der bürgerlichen Volkskultur des „Meistersangs“, der in der Reichsstadt mit besonderem Eifer und langer Tradition bis in die 1770er Jahre gepflegt wurde. Der Meistersang & sein langes Nachleben So setzt die Ausstellung „Wagner – MeisterSinger – Sachs“ auch chronologisch mit der besonderen Tradition des Nürnberger Meistersangs ein, und sie beleuchtet mit Hans Sachs zugleich dessen

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berühmte Leitfigur. Eng damit verbunden ist auch die lange Nürnberger Theatergeschichte mit Fastnachtsspiel und Schembartlauf bis hin zur Gründung des „Nationaltheaters“ 1801 und dem grandiosen Neubau des Opernhauses von 1905. Auf den Ruhm bei Lebzeiten folgte dann der Nachruhm: Mit Goethes Versen über Hans Sachsens „Poetische Sendung“ von 1776 setzte eine förmliche Wiederentdeckung des Schusterpoeten ein, an der sich auch Herder oder Wieland beteiligten. Zugleich war die Figur Sachs hochwillkommen, als man sich für die Traditionen einer deutschen „Nationalliteratur“ zu interessieren begann – und so wurde er gemeinsam mit Albrecht Dürer zum Ausgangspunkt der nationalpatriotischen Verklärung Nürnbergs, das im 19. und 20. Jahrhundert zu einer Art „Seelen- und Gemütshauptstadt“ Deutschlands wird. Die Rolle, die Wagners einzige komische unter seinen großen Opern dabei spielte, kann

kaum überschätzt werden, und der Komponist hatte sich ursprünglich auch eine weit engere Bindung an den Ort der Handlung erhofft: Er wollte den Erlös der Nürnberger Uraufführung für die Vollendung des Hans-Sachs-Denkmals stiften. Dies aber stieß in der Stadt auf Desinteresse – vielleicht ja zum Glück, denn als die Oper am Johannistag 1868 dann in München in Gegenwart von Wagners Mäzen, Ludwig II. von Bayern, ihre Uraufführung erlebte, wurde dies zu einem der größten Triumphe des Künstlers. Bis 1874 sollte es dauern, dass die Nürnberger „ihre“ Meistersinger erstmals auf der Bühne sehen konnten – und damit feststellen mussten, dass niemals zuvor so emblematisch für den Ruhm des „mittelalterlichen“ Nürnberg geworben worden war wie in Richard Wagners Oper. 1894 erreicht die ahistorische Sachs-Verklärung im großen historischen Festumzug zu seinem 400. Geburtstag ihren einsamen Höhepunkt: Das (groß-)bürgerliche Nürnberg feiert sich in einer bunten Maskerade als den Hort „urdeutscher“ Tugenden selbst. „Nationaloper“ im Nationalsozialismus Mit der fatalen Erhebung Nürnbergs zur „Stadt der Reichsparteitage“ in der NS-Zeit werden die „Meistersinger“ zu einer Art Nationaloper: Der zum offiziellen „Reichsbühnenbildner“ hoch

Richard Wagner

: Von Aussen gesehen

Schauspielhaus am Lorenzer Platz

gelobte Benno von Arent hatte in seiner Musterinszenierung von 1935 direkte Anweisungen von Hitler zu verarbeiten gehabt. Bis 1938 eröffneten Wagners „Meistersinger“ sämtliche Reichsparteitage. Wenige Monate später leitete Gauleiter Streicher mit dem Meistersinger-Zitat „Fanget an!“ die Zerstörung der Synagoge am Hans-Sachs-Platz ein – nur einer der Gründe für die Vernichtung der „ideologisierten“ Altstadt Nürnbergs bei Kriegsende. Doch sie ließ nicht alle Fäden reißen, denn bis in die Gegenwart werden Hans Sachs, Richard Wagner und seine Oper mit der Stadt in Verbindung gebracht – und noch immer ist eine Nürnberger Neuinszenierung der „Meistersinger“ am Staatstheater ein Medienereignis. Schließlich brachte Nürnberg mit Martha Mödl eine der größten Wagner-Interpretinnen der Nachkriegszeit hervor. Mit einem abschließenden Schlaglicht auf sie wird das Thema Wagner, Sachs und Nürnberg durch das Stadtarchiv Nürnberg bis in die Gegenwart geführt und abgerundet. Ergänzt um einige ausgewählte Leihgaben, zeigt die Ausstellung Werke aus der Graphischen Sammlung und der Gemälde- und Skulpturensammlung der Museen der Stadt Nürnberg in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Nürnberg und der Staatsoper Nürnberg.

Dr. Thomas Schauerte

18. Januar bis 17. April 2013, Stadtmuseum Fembohaus

WAGNERsinger MEISTERSACHS Hans Sachs, Richard Wagner und der Nürnberger Meistergesang Eine Ausstellung der Graphischen Sammlung der Museen der Stadt Nürnberg zum 200. Geburtstag Richard Wagners

Ein reich bebilderter Katalog wird im Verlag Michael Imhof, Petersberg, erscheinen. Stadtmuseum Fembohaus, Burgstraße 15, Nürnberg Öffnungszeiten: Di. bis Fr. 10–17 Uhr, Sa + So 10–18 Uhr, Eintrittspreise: Erwachsene 5,00 €, ermäßigt 3,00 €

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Organisationsleiter Jürgen Priebe

bildender Künstler tätig. Doch als ihn Schauspiel­ direktor Klaus Kusenberg anrief, um ihn als Organisationsleiter zu gewinnen, hat er gerne „Ja“ gesagt, „aus alter Liebe zu den Theaterkollegen“. Im Oktober 2012 bezog Jürgen Priebe schließlich den Bürocontainer vor dem Bühneneingang und spinnt seitdem von dort aus alle Fäden, die bei den 31. BTT im Juni 2013 zusammenlaufen sollen.

Unendliche Welten leicht gekürzt Die 31. Bayerischen Theatertage mit Organisations­leiter Jürgen Priebe im gespräch

Einblicke gewähren in unterschiedliche Lebenswelten, Utopien paradigmatisch realisieren, Unmögliches möglich machen, das alles kann Theater. Scheinbar unendliche Welten (leicht gekürzt) eröffnen sich, wenn 16 Tage lang parallel und dicht aufeinander folgend Gastspiel um Gastspiel seine Sicht auf die Welt zeigt – und genau so wird es sein: Bei den 31. Bayerischen Theatertagen (BTT), die vom 1. bis 16. Juni am Staatstheater Nürnberg stattfinden. Unter dem Motto „Unendliche Welten (leicht gekürzt)“ kommen bis zu 50 Produktionen von über 35 bayerischen Theatern u. a. auf die drei Bühnen des Schauspielhauses. Darunter sind auch Kinder- und Jugendtheaterproduktionen, die vor allem vormittags in den Kooperationstheatern Mummpitz und Pfütze gezeigt werden. Die Gastbühnen gestalten das inhaltliche Programm, denn jedes Haus präsentiert sich nach seinen eigenen ästhetischen und inhaltlichen Schwerpunkten. Damit entsteht innerhalb dieser beiden Festivalwochen ein realistisches, „leicht gekürztes“ Abbild der bayerischen Theatergegenwart. „Wir präsentieren nicht – frei nach Pippi Langstrumpf – die Welt, wie sie uns gefällt, sondern eine Welt, wie sie den einzelnen Bühnen gefällt“, betont Jürgen Priebe, Organisationsleiter der 31. Theatertage in Bayern.

„Das liegt mir als Schwabe“ Und Jürgen Priebe muss es wissen, ist er doch ein ziemlich alter Hase in Sachen Bayerische Theatertage. Den ersten Kontakt zu den BTT hatte der studierte Maler und Bildhauer bereits vor 24 Jahren. In der Spielzeit 1988/89 war er zunächst als Grafiker für die 7. BTT in Memmingen engagiert, stieg dann aber immer mehr in die Organisation ein: „Das liegt mir als Schwabe“, bemerkt der gebürtige Friedrichshafener mit seinem unverwechselbaren temperamentvollen Lachen. Keine 10 Jahre später, mittlerweile war Jürgen Priebe als Bühnenbildner, Disponent und stellvertretender Intendant am Landestheater Schwaben in Memmingen engagiert, organisierte er dort 1996 die 14. BTT. Als er 1997 nach Nürnberg kam und zunächst als Disponent, dann als Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Schauspiel engagiert wurde, vergingen gerade mal drei Jahre und die 18. BTT standen – im Jahr 2000 – in Nürnberg vor der Tür. Keine Frage, Jürgen Priebe war natürlich für die Organisation zuständig. Und nun, 13 Jahre später, ist das Staatstheater erneut Gastgeber der BTT, aber Jürgen Priebe ist, nachdem er von 2000 bis 2004 Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit unter der Intendanz von Wulf Konold war, mittlerweile vor allem als freischaffender

„Bringt uns was AuSSergewöhnliches“ So baut er die Kommunikation zu den bayerischen Theatern auf, reserviert schon mal viele Hotelzimmer, beantragt Fördermittel und führt Gespräche mit potentiellen Sponsoren. Finanziert werden die BTT grundsätzlich vom Freistaat Bayern, dem Bayerischen Bühnenverein, dem ausrichtenden Theater und der Landesförderbank Bayern, die das Preisgeld von 15.000 € zur Verfügung stellt, mit dem eine noch zu nominierende Fachjury herausragende Leistungen prämiert. In Nürnberg unterstützen die BTT mit hohem Engagement die DATEV, die Leoni AG, die Sparkasse Nürnberg und das Modehaus Breuninger. „Alles muss bis auf den letzten Cent kalkuliert werden – noch können wir mit dem Bleistift träumen, später kommt dann der Rotstift. Wir laden eben nicht ein, sondern sagen: ,Bringt uns was Außergewöhnliches‘ – was ich dafür bezahlen muss, weiß ich voraussichtlich erst Ende Februar.“ Es sind vor allem die Reise- und Transportkosten, die erstattet werden müssen; Gastspielhonorare werden nicht extra gezahlt. „Das ist wie auf einem Segelboot, da entscheidet der Wind über den Kurs – im Rahmen des eingeschränkten Etats“, formuliert Jürgen Priebe die Herausforderung.

: 31. Bayerosschen Theatertage

ShakesBierGarten auf dem RichardWagner-Platz Doch nicht nur Geld-, auch Sachspenden werden benötigt. Um das Theaterflair schon von weitem spür- und sichtbar werden zu lassen, sollen auf dem Richard-Wagner-Platz unmittelbar vor dem Schauspielhauseingang Sommernachtsträume wahr werden, flankiert von Olivenund Zitronenbäumen. Jürgen Priebe möchte für die Dauer des Festivals einen ShakesBierGarten installieren, in dem Publikum sowie Akteure in den hoffentlich lauen Juni-Nächten nach den Vorstellungen zusammenkommen, Weltsichten vertiefen und sich von dem geplanten musikalischen Nachtprogramm mit Bettina Ostermeier, der musikalischen Leiterin des Schauspiels, in andere Sphären beamen lassen. „Ein Spiegelzelt, wie es sonst oft bei den BTT aufgebaut ist, brauchen wir nicht, weil wir ein tolles Foyer haben und diesen großen Platz davor. Beides soll sich ergänzen. Ich träume von einem facettenreichen Raum, der alles gleichzeitig zulässt: Kunst und Gespräche, Bier und Wein.“ Spätestens bei der gedanklichen Umgestaltung des Richard-Wagner-Platzes trifft der Organisationsleiter auf den bildenden Künstler Priebe, dessen bevorzugte Farbe Schwarz ist: „Schwarz beflügelt die Phantasie, Farben legen zu sehr fest. Ein schwarzes Bild aber kann sich verselbständigen und sich mit dem Betrachter vereinen. Das Ziel ist dabei nicht vordefiniert. Ich verfolge etwas, bis ich es gefunden habe“ – und um wieder auf die BTT zu sprechen zu kommen, ersetzen wir „schwarz“ durch „Theater“ und schon sind wir wieder in den „Unendlichen Welten (leicht gekürzt)“.

Marion Siems

Kinderbetreuung ist Vertrauenssache! Kinder liegen uns am Herzen. Deshalb vermitteln wir nur aus unserem Netzwerk in der Stadt Nürnberg, der Stadt Fürth und im Landkreis Fürth qualifizierte Kindertagespflegepersonen mit jugendamtlicher Pflegeerlaubnis. Rufen Sie uns an! Wir helfen Ihnen gerne: Telefon 0911-255 229-0 fmf-FamilienBüro gGmbH Bahnhofstraße 1 90547 Stein Vermitteln. Beraten. Qualifiziern. www.fmf-familienbuero.de

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Neu im Ensemble

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: Neu im Ensemble

Wie alles angefangen hat Die neuen Ensemble-Mitglieder erinnern sich

zurück am Schauspiel Nürnberg!

auf das tolle Schauspielhaus - ihr neues, altes Zuhause. Ihre erste Premiere war die deutschsprachige Erstaufführung „Besser wissen“ in der Inszenierung von Johannes von Matuschka.

sie daheim sitzt, zur Gitarre greift und ihre eigenen Lieder schreibt und komponiert. Seit September ist sie festes Ensemblemitglied am Schauspiel des Staatstheaters. Gerade die so unterschiedlichen Spiel- und Erzählweisen, wie in Hermann SchmidtRahmers Inszenierung von „Ein Sportstück“ und Volker Schmalöers Arbeit an „Der Menschenfeind“ machen ihr viel Spaß und sind die neuen Herausforderungen, die sie im Schauspiel sucht.

Teil eines grossen ganzen sein

„Früh übt sich …“

Eine Knabenrolle in Mozarts „Zauberflöte“ wurde auch für Hans Kittelmann zum Berufungserlebnis: Elf oder zwölf Jahre war er alt, als er im Opernhaus seiner Heimatstadt Halle an der Saale in der Rolle des 1. Knaben auf der Bühne stand. „Richtig wohl“ hat er sich dabei gefühlt, an Lampenfieber erinnert er sich nicht, aber ganz genau daran, dass hier der Wunsch aufkeimte, Opernsänger zu werden. Auf das Internationale Opernstudio Nürnberg (2003/04) folgte ein zweijähriges Engagement am Staatstheater Hannover, anschließend wechselte er an die Staatsoper nach Stuttgart. Nahezu alle wichtigen Partien des Spieltenor-Fachs hat er in den letzten Jahren verkörpert: u. a. den Pedrillo in „Die Entführung aus dem Serail“, Monostatos in „Die Zauberflöte“, den Goro in „Madame Butterfly“, Wenzel in „Die verkaufte Braut“ und den Steuermann im „Fliegenden Holländer“. Hans Kittelmann hatte seinen ersten Auftritt auf der Opernhausbühne als Melot in Wagners „Tristan und Isolde“ und wenig später als Orpheus in Laura Scozzis Inszenierung von „Orpheus in der Unterwelt“.

Schauspielerin statt popstar

Die gebürtige Lübeckerin Henriette Schmidt hatte als Kind kaum Kontakt zum Theater, aber ihr Vater dimmte abends immer das Licht, wenn sie schlafen sollte. Es war ihr Theaterlicht und das fand sie toll! Die Schauspielkunst lernte sie erst über ihre Lehrerin im Fach „Darstellendes Spiel“ kennen. Damals erlebte sie zum ersten Mal die geistige und körperliche Herausforderung des Theaters. Schließlich absolvierte sie eine Schauspielausbildung an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München. Bereits nach dem ersten Jahr bot sich ihr eine große Chance, als der international erfolgreiche Regisseur Luk Perceval sie als „Lulu“ für seine Version von Frank Wedekinds gleichnamigem Drama an die Münchner Kammerspiele engagierte. Weitere Rollen an den Münchner Kammerspielen sowie Arbeiten bei Film und Fernsehen folgten. Nach ihrem Abschluss spielte Henriette Schmidt u. a. an der Münchener Schauburg und am Metropoltheater. Von 2009 bis 2011 war sie zum ersten Mal festes Ensemblemitglied am Staatstheater Nürnberg, hier erinnert man sich vor allem an die beeindruckende Gestaltung der Doppelrolle Iphigenie/Kassandra in Lanoyes „Atropa“, an ihre intensive Hedwig in Ibsens „Die Wildente“ und an die Rolle der Luise in „Kabale und Liebe“, mit der sie ab dem 26. Februar wieder auf der Bühne zu erleben ist. In der Spielzeit 2011/12 wollte sie frei arbeiten und neue Erfahrungen sammeln. So gastierte sie am Landestheater Linz und spielte dort die Rahel in Grillparzers „Die Jüdin von Toledo“ und Lucie in Goethes „Stella“. Im Opernhaus des Staatstheaters spielte sie sich als Eliza Doolittle in dem Musical „My Fair Lady“ in die Herzen der Zuschauer. Mit den neuen Erfahrungen im Gepäck freut sie sich wieder

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Louisa von Spies wurde 1983 im Münsterland geboren. Schon als Kind erzählte sie gerne Geschichten, liebte den Tanz und die Musik. In ihrer Schulzeit sang sie bereits in Bands und machte Aufnahmen. Musik war ihre große Leidenschaft, sie spielte Klavier und schließlich auch Gitarre. Doch für sie war immer klar, dass sie kein Popstar, sondern Schauspielerin werden wollte. So studierte sie am Max Reinhardt Seminar in Wien Schauspiel und Gesang und spielte schon während dieser Zeit u. a. die Titania/Hipollyta aus Shakespeares „Sommernachtstraum“ in Klaus Maria Brandauers Sommertheater in Altaussee, Marthe Schwerdtlein in Goethes „Faust“, Audrey in Ashman/Menkens „Little Shop of Horrors“ (Schlosstheater Schönbrunn/Wien), sowie Madame de Volanges in den „Gefährlichen Liebschaften“. 2008 beendete sie ihre Ausbildung mit dem Solo-Abend „Ich brauche Tapetenwechsel“. Von 2008 bis 2012 war Louisa von Spies am Staatstheater Braunschweig. Für Louisa von Spies machen die Unterschiedlichkeit der Rollen, die sie spielt, den Reiz des Theaters aus. Sie möchte auf keinen Typ festgelegt werden und freut sich, wenn ihr diese verschiedenen Rollen ans Herz wachsen. Nebenbei singt und spielt Louisa von Spies ihre eigenen Songs, die sich zwischen Soul, Jazz und Pop bewegen. „Nachtmusik“ heißt ihr Programm, das sie auch schon in der BlueBox zeigte, da es die nächtlichen Stunden nach den Proben und Vorstellungen sind, in denen

Sébastien Parotte, geboren in Verviers (Belgien), erinnert sich noch an sein erstes Konzert im Alter von fünf Jahren, als er im Chor seines Großvaters als Sopran gesungen hat. Sein Weg führte über die Domsingschule und die Opéra Royal in Liège, wo er als Knabensolist auftreten durfte: „Tosca“ mit José van Dam, er selbst in der Pastorenrolle, in den Kulissen auf den eigenen Auftritt wartend neben José Ignacio Encinas und Frances Ginsberg – da fing der Traum vom Sängerberuf an und nahm schließlich konkrete Gestalt an, als er am großen Théatre La Monnaie in Brüssel den 2. Knaben in der „Zauberflöte“ und Yniold in „Pelléas et Mélisande“ singen durfte. Auf die große, renommierte Bühne Brüssels kehrte er 2010 bereits als professioneller Sänger zurück mit einer Produktion von Mahlers „Das klagende Lied“, auch in seiner Heimatstadt Liège, in Limoges, Lorraine und in Bordeaux war er in den letzten beiden Jahren zu hören. Auf der Bühne des Nürnberger Opernhauses hielt sich Sébastien Parotte bisher noch im Hintergrund, mit der kleinen Partie des Steuermanns in „Tristan und Isolde“ hatte er bisher nur einen kurzen Auftritt; doch im „Don Giovanni“, der am 26. Januar Premiere hat, tritt auch er ins Rampenlicht, mal als Giovanni-Getreuer Leporello, mal als Bauernbursche Masetto.

Vom Tanz zum Gesang

Für Roswitha Christina Müller, gebürtige Münchnerin, die nach ihrer Ausbildung zuerst dem Ensemble des Landestheaters Salzburg (1995 – 2001), später dem des Theaters in Lübeck angehörte (2007-2009), führte das „Wohlgefühl auf der Bühne“ nicht direkt zum Sängerberuf. Vielmehr hatte sie als Kind noch von einer Tänzerlaufbahn geträumt. Doch schließlich schien ihr Körper den Belastungen des Tänzerberufs auf Dauer nicht

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Neu im Ensemble

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DER NUSSKNACKER

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Peter Tschaikowski

Ballett von Goyo Montero gewachsen und so wurde langsam der Jugendtraum ihrer Mutter vom Sängerberuf zu ihrem eigenen. Der Besuch eines musischen Gymnasiums und viele musikalische Aktivitäten in der Familie wie auch im Schulchor führten sie schließlich wohl dahin. Obwohl sie, wie sie eingesteht, immer noch Momente erlebt, in denen sie sich gar nicht als Sängerin fühlt. Die Verbindung von Bewegung und Musik ist nach wie vor der Schlüsselmoment auf der Bühne, eine Rolle wahrhaftig zu gestalten. An einen bestimmten Augenblick, in dem sie sich selbst zum ersten Mal bewusst als Opernsängerin wahrgenommen hat, kann sich Roswitha Christina Müller jedenfalls nicht erinnern. Ähnlich wie ihrem Kollegen Sébastien Parotte erscheint ihr der Übergang ganz nahtlos von der Schülerzeit zu den ersten Konzerten als Studentin bis zum ersten Solisten-Engagement. Seitdem ist sie viel und weit herum gekommen an den Opernhäusern im Inund Ausland: Prag, Klagenfurt, Düsseldorf, Maastricht, Stuttgart, Weimar, Hamburg – um nur einige zu nennen, in der letzten Saison sang sie die Siegrune („Die Walküre“) an der Bayerischen Staatsoper in München und an der Deutschen Oper Berlin. Dem Nürnberger Publikum stellte sie sich zur Saisoneröffnung als Azucena in Verdis „Der Troubadour“ vor.

Beschwerlicher Einstand

Wiederaufnahme: 07. Februar 2013, 20.00 Uhr, opernhaus weitere Termine: 09., 13., 17., 22., 23.02.; 08., 13. und 31.03.2013 (zum letzten Mal)

Ihre Kollegin Ekaterina Godovanets, geboren in Moskau, hingegen erinnert sich noch gut an ihr „erstes Mal“: 20 Jahre war sie gerade alt und hatte ihr erstes Engagement an einem Musiktheater für Kinder. Ihre erste Rolle war der Spiegel in „Schneewittchen“. Was ihr davon am besten im Gedächtnis geblieben ist, sind allerdings die schmerzhaften Beinkrämpfe, die ihr diese unbequeme Rolle verursachten. So hatte sie sich den Sängerberuf eigentlich nicht vorgestellt, obwohl sie auch als Schülerin schon die Erfahrung gemacht hatte, wie mühsam das Sängerdasein werden kann: Ausgerechnet sie hatte in einer Schultheaterproduktion die Rolle des Orphée zu übernehmen, musste also ihre Stimme in eine MezzoLage hinunter trainieren. Trotzdem wurde diese „Orphée et Eurydice“-Produktion zum Schlüsselerlebnis für ihren künftigen Lebensweg. Bei der Arbeit mit Regisseur Wladimir Fokin hatte sie Feuer gefangen und brennt bis heute für ihre Passion, die ihr nach wie vor immer wieder harte Arbeit abverlangt. So wird sie im Februar zum ersten Mal Senta im „Fliegenden Holländer“ singen, was für die in Paris ausgebildete Sängerin aber nicht die erste Erfahrung mit dem deutschen Fach ist, denn die Sieglinde in „Die Walküre“ hat sie bereits gesungen und vor einem Jahr zum ersten Mal die Marschallin im „Rosenkavalier“ am Moskauer Bolshoi-Theater. Am Staatstheater Nürnberg debütierte sie als Leonore in Verdis „Der Troubadour“.

„Goyo Montero lieferte mit dem ,Nussknacker‘ nicht nur die Krönung seiner bisherigen choreografischen Arbeit, sondern auch ein starkes Plädoyer für die absolute, weil faszinierende Berech­tigung eines eigenen Ballettensembles.“  Nürnberger Nachrichten

Horst Busch / Verena Kögler

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: Pressestimmen

Ein Sportstück

Tristan und Isolde

Schmidt-Rahmer geht den Text frontal an, schafft große Klarheit mit Sportinsignien und Logos bunt ausstaffierter Bühne (Thilo Reuther). Und er hat Ideen. […] Männer hängen kopfüber an Turnringen, sprechen chorisch den Text. Überhaupt Chor: Jede Szene, die über eine kleine Gruppierung zu lösen ist, gelingt wunderbar. Der Zwang zum schönen Körper, dessen Verfall im Pflegeheim, der Sport und der Krieg – der Text wird hier zum immerwährenden Fanal, mit Kraft, Druck und Dringlichkeit. Den thematischen Schichten verhilft Schmidt-Rahmer zu einem Eigenleben und legt auch mal auf der Projektionsleinwand Bilder überund nebeneinander: Buchenwald, Fußball, schöner Leib. Man spürt, er kennt sich aus mit Jelinek. Sein Umgang mit dem Text ist souverän.

„Ewig einig ohne End“ sind die Liebenden ohnehin nur in den Köpfen, ihren Herzen und im Tod. Und in der Musik, die Marcus Bosch mit struktureller Klarheit und viel Gespür für die wortverständlichen Solisten dirigiert. Die Spannung, die er mit den präzise artikulierenden Musikern der Staatsphilharmonie zwischen kontemplativer Zartheit und rauschhaft-rasanten Steigerungen erzeugt, ist das eigentliche Ereignis dieser Aufführung.

Süddeutsche Zeitung Erstaunlich oft wird die große Suada ironisch gebrochen, wenn etwa das Alter Ego der Autorin auf der Bühne im Monolog ständig unterbrochen wird, was schließlich zu einer der ganz großen Szenen des Abends führt: Julia Bartolome und Stefan Lorch geraten in Streit über den Text, den sie da gerade spielen, und heben die Sache endgültig auf die Meta-Ebene.

Die Opernwelt […] Regisseurin Monique Wagemakers, die ihrem bewährten klaren Inszenierungsstil in Dirk Beckers ansprechender, das Geschehen genau betonender Bühne aus mehrfach durchbrochenen kreisförmigen Scheiben, treu blieb und „Tristan und Isolde“ als Kammerspiel aufbereitete. […] Vincent Wolfsteiner füllte Tristans hervorgehobene Position mit ausdrucksstarker Darstellung bravourös aus. Zum natürlichen Auftreten kam differenzierter, die Ausbrüche strahlkräftig setzender Gesang.

Das Opernglas

Mit ihrem [Lioba Brauns] warmen, vollen Mezzotimbre, den immer schon vorhandenen metallisch legierten Höhen sowie suggestiver Textund Tongestaltung ist sie eine warmherzige, sehr sensible, traumselige und dabei selbstbewusste und zielstrebige Isolde.

Der neue Merker Sobald der Stein einmal ins Wasser gefallen ist, läuft alles andere unaufhaltsam und nach einem nicht mehr zu verändernden Muster von alleine ab. Auch so sind die konzentrischen Kreise zu deuten, die über und unter diesem Nürnberger „Tristan“ einem ebenso sinnstiftenden wie hoch­ ästhetischen Bühnenbild (Dirk Becker) gleichsam Halt geben. Und dreht sich nicht auch die Musik hier beständig um sich selbst, sich, wie es immer so schön heißt, insgeheim nicht von der Stelle rühren wollend? Das ist alles fein ausgedacht vom Team um Regisseurin Monique Wagemakers (Kostüme Gabriele Heimann, Licht Olaf Lundt). Schon für sich alleine genommen entwickelt die Inszenierung eine kolossale Sogwirkung. […] Ein großer Abend für die Nürnberger Staatsoper.

Heidenheimer Zeitung

Landshuter Zeitung / Straubinger Tagblatt Er [Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer] schlug also seine eigene Schneise in den Dschungel der Formulierungs-Wucherungen, fand dabei mit viel Lust an gruppendynamischer Improvisation mit dem sichtlich aufgeschlossenen Ensemble eine Komödien-Lichtung nach der andern und überraschte am Ende mit einer scharfen Kurve zur provokant depressiven Polit-Attacke.

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Orpheus in der Unterwelt Sie gilt als spaßorientierte Regisseurin voller akrobatischer Einfälle, mit einem wilden, immer höchst unterhaltsamen Durcheinander von Anspielungen, Zitaten und Widersinnigkeiten. […] Kein Wunder, dass die öffentliche Meinung den Olymp als Immobilie verschachert, denn die antiken Götter machen es offensichtlich nicht mehr lange. Als Nachmieter lassen sich Buddha, Gottvater und Mohammed blicken. Es sind solche manchmal bizarren, oft bildstarken Einfälle, die Laura Scozzis Regiearbeiten zu unnachahmlichen Schaustücken machen.

B 5 – Kultur aktuell Dass Komik und Geist gut zusammenpassen, demonstriert in der Nürnberger Produktion vor allem die Staatsphilharmonie. Gábor Káli dirigiert Offenbachs süffige Ironie als Balanceakt zwischen Hommage und Persiflage, lässt dem Original seine heimliche Sehnsucht nach dem großen Klang und stürzt das ganze Orchester aus solcher Träumerei in ein Befreiungsschlagwerk übermütiger Sound-Donnerwetter.

Die deutsche Bühne - online Man lacht hier nicht nur über die Umwertung aller bildungsbürgerlichen Werte, über die Demontage von Göttervater Jupiter und damit aller Machthaber schlechthin, sondern letztlich über die eigenen Defizite. [...] Mehr darf nicht verraten werden. Außer dass Offenbach auch gut gerockt werden kann. Sängerdarstellerisch am souveränsten führt das Tilman Lichdi als tenoraler Pluto vor, gefolgt von Martin Platz als Orpheus und Leah Gordons Eurydike. Unter den weiteren Mitwirkenden sind Martin Berners auch flugtauglicher Jupiter und Michaela Maria Mayers sängerisch durchschlagender Cupido hervorzuheben. [...]

infranken.de Selten erhält man Stücke, die schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel tragen, so charmant, witzig, phantasievoll und erfrischend aufgepeppt serviert.

Der neue Tag

Lichter der GroSSstadt Stummfilm philharmonsich Von solch einem Abend hat der Perfektionist Chaplin höchstens träumen können: Einer seiner amüsantesten Filme, in gigantischer digitaler Projektion, live begleitet von einem spielfreudigen und präzisen Orchester vor fast ausverkauftem Haus. Und mit einem begeisterten Publikum, das aus dem Lachen kaum mehr rauskommt. Denn „City Lights“ ist ohne Zweifel ein Meilenstein im Werk von Chaplin. […] Zudem ist es der erste Film, bei dem Multitalent Chaplin nicht nur Hauptrolle, Produktion, Regie und Drehbuch übernahm, sondern auch die Musik komponierte: Eine wilde Mischung aus Jazz, Vaudeville, träumerischen Melodien und musikalischer Lautmalerei, in ihrer ganzen Vielfalt stets perfekt dargeboten von der Nürnberger Staatsphilharmonie. Dafür garantiert auch Frank Strobel am Pult, der unter anderem die spektakuläre Aufführung der restaurierten Fassung von „Metropolis“ auf der Berlinale 2010 dirigierte und als einer der größten Experten für die sinfonische Begleitung der frühen Filme gilt. […] Gerade „City Lights“ fließt in dieser Fassung fast schwerelos dahin. Bild und Ton bilden von Anfang an eine stimmige Einheit […]. Um das umzusetzen, greifen Strobel und die Philharmoniker nicht auf technische Hilfsmittel zurück. Einzig über 1500 Anmerkungen in der Partitur („Chaplin setzt sich“) geben dem Dirigenten Aufschluss, ob er sich noch exakt an der richtigen Stelle befindet. […] Keine Frage: „Lichter der Großstadt“ ist ein zeitloses Meisterwerk, das man gesehen haben sollte. Und zwar am besten in dieser Form.

2. Philharmonisches Konzert: Zwei linke Hände Die Glanzstunde der Philharmoniker, sie wird gleich zu Konzertbeginn mit Strawinskis „Feuervogel-Ballettmusik“ eingeläutet. Mit Sensibilität, Präzision und Klangbalance führen Mazzola und die Philharmoniker den Kosmos von Stravinskys Handschrift seiner frühen Ballettmusik vor. Auch hier ist Mazzola weniger Taktgeber als vielmehr impulsgebender Tänzer am Dirigentenpult. Der Spanier formt den Orchesterapparat zu einer musikalischen Schönheit, die sich im Finalthema melodisch weit öffnet.

Nürnberger Zeitung Keine Frage, dass die Staatsphilharmonie herrlich austariert spielte, dass sie Ravels flächige Tonwebmuster und rhythmische Vertracktheiten mit Eleganz und Format vorführte, dass auch das Uneindeutige, das zwischen den Noten Stehende zu seinem Recht kam. Mit tollen solistischen Einsätzen im Orchester – zum Beispiel bei Schlagzeuger Christian Wissel, der die gnadenlosen Triolen- und Sextolenketten des Bolero-Rhythmus virtuos abzirkelte. So fiel der Schlussbeifall in der Meistersingerhalle angemessen frenetisch aus. Und auch Herbert Schuch zeigte sich für die beiden Schwester-Klavierkonzerte in D-Dur („Für die linke Hand“) und G-Dur als stilbewusster Interpret, der das Gefälle zwischen rhythmischer Frechheit und melancholisch-elegischer Aura plastisch ausreizte. Das hatte im positiven Sinn etwas von Tastenmalerei.

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Faust (ua)

Die Frau, die gegen Türen rannte Die Inszenierung von Maik Priebe wurde zu einem Triumph für eine Schauspielerin! Tanja Kübler, allein auf der fast leeren Bühne, spielt Paula Spencer, eine attraktive, lebenshungrige junge Frau, Mutter von vier Kindern, die sie mit ihrem Traum-Mann hat. […] Am eindringlichsten, genauesten wird Tanja Kübler dort, wo sie ihre Sucht, die Flucht in den Alkohol, die täglichen Abstürze in das nur scheinbare Vergessen, in die vorgegaukelten Glücksmomente der Erinnerung an ein schönes Leben erzählend spielt. Ein Blick auf ihr verlorenes Leben wie von außen: Die Schauspielerin setzt sich eine blonde Perücke auf, schlüpft in ihr Brautkleid – und wird zur psychotisch grotesken, grauenhaft glücklichen Figur. Viel Beifall eines sichtlich berührten Publikums.

Bayerische Staatszeitung

Tanja Kübler spielt diese geschundene und doch stolze Frau, die sich in einem eineinhalbstündigen sprunghaften Monolog – der eine beeindruckende Gedächtnisleistung verlangt – an ihre Kindheit und ihre Ehe erinnert und an die Songs, die sie begleitet haben: „Eins muss ich sagen: Mein Leben hat einen tollen Soundtrack.“ […] Dass Paula Spencer kein mitleidheischendes, hilfloses Trutschchen ist, sondern eine in ihrer ganzen Verletztheit immer noch würdevolle Frau, der schlichtweg niemals Selbstwert vermittelt wurde, ist auch Tanja Küblers Darstellung zu verdanken.

Nürnberger Nachrichten

Die Kreativität kann fließen – und Goyo Montero steckt für diese Szene seine Tänzer mit riesigen Glubschaugen-Brillen in hautenge Latex­ anzüge – und lässt sie in den durchsichtigen Schachteln nach Leverkühns Dirigat tanzen. Eine brillante tänzerische Symphonie entsteht. In solchen Schlüsselszenen ist die Staatsphilharmonie auf dem Punkt präsent. Eine klangliche Herausforderung für Philipp Pointner, ist die Musik von Lera Auerbach doch kammermusikalisch aufgebaut. […] Goyo Montero multipliziert nicht nur seine Charaktere, auch das Ende präsentiert der Spanier in mehreren Varianten. Bewusst hat der Nürnberger Ballettchef seinen „Faust“ Tanzstück und nicht Ballett genannt, denn gelungen ist ihm ein imposantes Gesamtkunstwerk, in dem der Tanz ein gleichwertiges Element neben Musik, Schauspiel und Performance ist.

BR-Klassik Goyo Montero […] erweist sich vor allem in den Gruppenszenen seines neuen „Faust“Balletts als ein geschickter Arrangeur fließender, sich brillant mit der Musik Lera Auerbachs arrangierender Sequenzen. […] Tanz und Musik verschmelzen perfekt auf einer Ebene brillanter Blendung […]

Frankfurter Allgemeine Zeitung Kübler hat volle Konzentration, verhalten bis in die Tränen, bleibt stets sympathisch, sensibel und, ja, schön.

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ins Vergnügen

[Goyo Monteros] Annäherung an das Thema ist für einen Repräsentanten seiner Sparte mutig […] Mit der Margarete von Marina Miguélez ergeben sich […] wunderschöne Pas de deux-Entwürfe, sehnsüchtig und hingebungsvoll auf höchstem technischen Standard […] Sie [Lera Auerbach] setzt starke Akzente als Teil des Bühnenbilds (von Verena Hemmerlein und Goyo Montero), wenn die Komponistin selbst am Flügel in Begleitung von Geige und Cello die Theatralik ganz direkt auflädt. Und sie fasziniert im Einsatz des großen Orchesters, das unter der Leitung von Philipp Pointner leuchtkräftige Spuren tonaler Signale zwischen Historie und Gegenwart flimmern lässt.

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Pressestimmen

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Der Menschenfeind Regisseur Volker Schmalöer kontert den Trend, die Molière-Komödianten in GegenwartsZivil zu stecken und so die Zeitlosigkeit des Stückes zu belegen. Indem er sie parodistisch prachtvoll ausstaffiert, kommt der Text (es ist die angenehm selbstironisch holpernde Reim-Fassung, die einst für Jürgen Goschs legendäre Inszenierung entstand) wie unter Anführungszeichen. Siehe da: Es wirkt phasenweise, als würden ewige Weisheiten in Geschenkpapier verabreicht. Wenn der aufdringliche Freizeit-Dichter Oronte (Thomas Klenk) dem grantelnden Alceste bei der Erstbegegnung die Freundschaft aufdrängt, wirkt das wie ein Fanal gegen die Facebook-Gemeinde. Find ich gut!

Deutsche Bühne online

An dieser Stelle muss man Andreas Janczyk ein dickes Kompliment für die wunderbaren, knallbunten Wahnsinnskostüme machen, die historische Anleihen nehmen und bis in eine groteske Moderne verzerren. […] Thomas Nunner aber zeigt sehr differenziert die Tragödie eines verzweifelt Liebenden, der am Ende einsam zurückbleibt. […] Das Nürnberger Ensemble darf hier auch wieder einmal seine komödiantische Kompetenz beweisen und läuft zur Höchstform auf.

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Etwa wenn Louisa von Spies als besagte Célimène (ideal besetzt) das blond-berechnende Nobelluder gibt oder Elke Wollmann die gealterte Intrigantin – wie ein Star aus Stummfilmzeiten! Im grellrosa Hausanzug zippt sie, statt sich Luft zuzufächeln, immer wieder den Reißverschluss hoch und runter ... Ein Detail, das zeigt, wie genau die Regie gearbeitet hat, wie viele zauberhafte kleine Einfälle sie umsetzt. […] Es macht einfach Spaß, ihnen allen in ihrer Kostümierung und knalligen Typisierung zuzusehen.

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Besser wissen The knowledge Johannes von Matuschka, der sich zum ersten Mal als Regisseur in Nürnberg vorstellt, hat das rotzig frivole Werk in den Kammerspielen mit solcher Verve in Szene gesetzt, dass man zwei Stunden lang gebannt ist. Frech, frisch und flott wird ein schweres Thema angepackt - ohne sozialpädagogische Didaktik, dafür mit Witz und einer weisen Sympathie für alle Figuren, die ansteckt, ja, anrührt. […] Zwischen mobilen Aluwänden, die geschickt eine bespielbare Schräge umstellen (Bühne: Marie Holzer), schaukelt sich wie nebenbei ein packendes Drama hoch. […] Prügelschüler und eine abgebrühte Jugend, Sex mit Schutzbefohlenen und die allgemeine Misere des Bildungssystems, in England oder anderswo: ein Stück am Puls der Zeit, das leicht anöden könnte - wenn Johannes von Matuschka und seine tollen Spieler daraus nicht ein so quicklebendiges, mit HipHop und Beatles-Hits auch musikalisch quirliges Ereignis gemacht hätten.

Nürnberger Zeitung Großartig und durchgehend überzeugend sind die schauspielerischen Leistungen: Anna Keil als glaubwürdige, aber auch verführbare Lehrerin Zoe; Rahul Chakraborty als 15-jähriger Seelentröster Daniel; Felix Axel Preißler als angeblich so cooler Mitschüler Mickey, Josephine Köhler als naiv-tussige, aber liebenswerte Karris; Henriette Schmidt als introvertierte Sal; Stefan Willi Wang (Maz), der als Mentor von Zoe keiner Affäre aus dem Weg geht und Heimo Essl (Harry), der sein letztes Schuljahr als Direktor möglichst skandallos über die Runden bringen will — sie alle spielen die Szenen in diesem Unterschicht-Milieu nicht nur, sie verkörpern sie.

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Newsletter

Ballettdirektor Goyo Montero ist wie schon im Vorjahr auch 2013 wieder zu dem berühmten Ballett-Wettbewerb „Prix de Lausanne“ eingeladen worden, der vom 29. Januar bis zum 4. Februar in der Schweiz stattfindet. 1993 war er selbst als Tänzer bei diesem Wettbewerb ausgezeichnet worden. +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++

Zum Jahreswechsel lädt der Damenclub zur Förderung der Oper Nürnberg wieder zum traditionellen Benefizkonzert ins Opernhaus. Staatsintendant Peter Theiler führt durch das musikalische Galaprogramm aus Melodien populärer Opern und Operetten, aber auch mit erlesenen Raritäten weniger bekannter Werke der Opernliteratur. Kapellmeister Andreas Paetzold begleitet die Ensemble-Mitglieder des Staatstheaters und Stipendiaten des Internationalen Opernstudios Nürnberg am Klavier. 25. Januar, 20 Uhr, Opernhaus +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ Den Heimatklängen im Kunstlied forscht die Mezzosopranistin Leila Pfister in ihrem Programm zum 14. LiedGut-Abend nach. Unter dem Titel „Da unten im Tale“ präsentiert unser Schweizer Ensemblemitglied u. a. Lieder von Johannes Brahms, Antonín Dvořák, Edvard Grieg und Zoltán Kodály, in denen die Sehnsucht nach der Heimat in felsigen Fjorden oder den Weiten der Puszta musikalische Spuren hinterlassen hat. Die Pianistin Judit Polgár begleitet Leila Pfister am Klavier, das Programm moderiert Dramaturg Kai Weßler. 24. Februar, 19.30 Uhr, Gluck-Saal +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++

Meisterwerkstätten mit Tradition seit 1864

Mit einer großen Ballettgala feiert der Förderverein Ballettfreunde Staatstheater Nürnberg e.V. die 5. Spielzeit des Staatstheater Nürnberg Ballett unter der Leitung ihres Ballettdirektors und Chefchoreographen Goyo Montero in Nürnberg. Das Gala-Programm zeigt Ausschnitte aus berühmten Choreographien, getanzt von internationalen Stargästen. Das Nürnberger Ensemble wird zu diesem Tanz-Fest Höhepunkte aus den Choreographien seines Ballettdirektors präsentieren. Der Erlös der Gala kommt der Unterstützung und Förderung von Projekten des Staatstheater Nürnberg Balletts zugute. Der Vorverkauf für die Gala hat bereits begonnen.

+++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ Katja Prussas, die seit dieser Spielzeit am Staatstheater als Schauspieldramaturgin engagiert ist, hat den Erlanger Theaterpreis 2012 erhalten. Verliehen wurde er vom Förderverein Theater Erlangen für ihre herausragenden künstlerischen Leistungen am Theater Erlangen, wo sie von 2009 bis 2012 als Leitende Dramaturgin die Arbeit „inhaltlich und ästhetisch auf wesentliche Weise“ prägte. In Erinnerung bleibe ihre unermüdliche Arbeit als Theater-Vermittlerin u. a. in Einführungen und Gesprächen. +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++

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In der Game-Box am 27. Januar, spielt Julian Keck den Prototyp eines vereinsamten Großstadtsingles. Skizziert hat ihn US-Szene-Autor, Performer, Schauspieler und Pulitzer-Preisträger („Talk Radio“) Eric Bogosian mit seinen in Tagebuchform verfassten „Notizen aus dem Untergrund“. Ein Stück über die Einsamkeit in der modernen Großstadt, über die Abgründe des Alltags und seine verpassten Möglichkeiten, aber auch über eine verzweifelte Liebe zum Leben.

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Orpheus in der Unterwelt Jacques Offenbach 07., 13., 31. Januar, 08. und zum letzten Mal am 11. Februar, Opernhaus +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ Auf dem Programm des 1. Jugendkonzertes der Staatsphilharmonie Nürnberg stehen Szenen aus Mozarts „Don Giovanni“. Wie spannend es ist, eine Oper auf die Bühne zu bringen, vermittelt mit Charme und Witz Sebastian Rocholl, Bratschist der Staatsphilharmonie Nürnberg. Dabei begegnet er Sängerinnen und Sängern, dem Regisseur Georg Schmiedleitner und dem Dirigenten Marcus Bosch. Das Programm richtet sich vor allem an Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren. 22. Januar, 10.00 Uhr, Opernhaus +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ Der traditionelle Neujahrsempfang des Fördervereins Schauspiel e.V. findet diesmal am Sonntag, den 20.01.2013, 11.00 Uhr, im Foyer des Schauspielhauses statt. Alle Mitglieder sind herzlich eingeladen. +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++ +++


Antonin Dvořák, Symphonien Nr.3 & 7, Coviello 2012 Erhältlich im Theaterbuchladen zum Preis von 17,50 €

Der Theater-Aberglaube CD-Tipp

DvoŘák-Sinfonien mit der staatsphilharmonie Um 1850 geriet die Sinfonie in eine Krise. Richard Wagner und Franz Liszt, die „neudeutschen“ Leitfiguren, erklärten sie schlicht für veraltet – die modernen Formen seien das Musikdrama und die Sinfonische Dichtung, während die Sinfonie nach Beethoven abgestorben sei. Wie so oft hat auch hier die Musikgeschichte die Jünger des Zeitgeistes widerlegt. Zu den großen Sinfonikern jenes „zweiten Zeitalters der Symphonie“ (Carl Dahlhaus) gehört auch Antonín Dvořák, in dessen kompositorische Entwicklung eine gerade erschienene CD einen wunderbaren Einblick bietet: Die Staatsphilharmonie Nürnberg spielt unter der Leitung von Marcus Bosch Dvořáks 3. und 7. Sinfonie. Es stellte für Dvořák offenbar keinen Widerspruch dar, Wagner und Liszt zu bewundern und gleichzeitig deren ästhetische Postulate zu ignorieren. Programmatisch gebundene Sinfonische Dichtung und Sinfonie die es nach Wagner und Liszt eigentlich gar nicht mehr geben sollte, schlossen sich für Dvořák keineswegs aus. Dass die 3. Sinfonie in Es-Dur von 1873 in genau diesem Spannungsfeld steht, zeigt sich u.a daran, dass Dvořák hier einige typische Operninstrumente einsetzt, die Harfe etwa oder das Englisch-Horn, die in der deutschen romantischen Sinfonik zwischen Beethoven, Schumann, Mendelssohn oder Brahms völlig unüblich sind. Auch die Klangmischungen, vor allem bei den Bläsern, die „sprechenden“ Ausdrucksgesten und einzelne opernhafte Effekte erinnern eher an die Musikdramen Wagners als an die sinfonische Tradition. Von dieser weicht zudem die Formkonzeption des Werks ab: Dvořák verzichtet auf den üblichen Scherzo-Satz, integriert aber stattdessen in den langsamen Mittelsatz einen „alla marcia“- Abschnitt. Mit diesem Werk schuf Dvořák einen eigenständigen und originellen Beitrag zur Form der Sinfonie – zu einer Zeit, als der weitere Weg dieser Gattung noch offen schien.

Stellt die 3. Sinfonie ein Dokument der Suche und des Experiments dar, so ist die 1884/85 entstandene 7. Sinfonie in d-Moll schlicht ein Meisterwerk, das „keine überflüssige Note“ (Dvořák) enthält. Dvořák strebt in diesem Werk wie selten nach struktureller Deutlichkeit – ihr zuliebe verzichtet er sogar auf die Verwendung der Tuba, was den Klang der Blechbläser schlanker, aber auch etwas kälter macht. Der perfekt gebaute Kopfsatz verlässt nur selten die Sphäre der traditionellen Requiem-Tonart d-Moll. Demgegenüber hellt sich das Klangbild wie die Stimmung im langsamen Satz auf, vor allem im Spiel der Holzbläser. Der Tanzsatz, eine raffinierte Mischung aus (synkopenreichem) Scherzo und böhmischem Furiant, ist ebenso meisterlich wie widerborstig komponiert. Das Finale schließlich wird ohne jegliche Umschweife vom d-Moll-Hauptthema mit der trotzigen Gebärde eines Oktavsprungs eröffnet und wendet sich erst am Ende ins triumphale Dur. Die neue CD bietet also in der Kombination dieser beiden Werke einen seltenen Einblick in die Werkstatt eines großen (und heute oft unterschätzten) Symphonikers.

Prof. Dr. Jörg Krämer wurde in Erlangen geboren und studierte Musik in München. Seit 1986 ist er Solo-Flötist der Staatsphilharmonie Nürnberg. Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u. a. den Bayerischen Staatspreis, den Förderpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und den Wolfram v.

Pfeifen Bitte nicht! Sie könnten von einer Horde Theaterleute über den Haufen gerannt werden, es ist schließlich einerseits das Zeichen, das Haus sofort zu verlassen, da Atemnot, Ohnmacht oder gar Feuer drohten: Als noch Gaslampen für die Beleuchtung sorgten, signalisierte der Pfeifton, dass die Flamme ausgegangen war, das Gas aber weiterhin strömte. Andererseits bliesen die Zuschauer einst in den Hohlraum ihrer Schlüssel, und taten so mit dem dabei entstehenden Pfeifton ihren Unmut gegenüber der Inszenierung oder den Schauspielern kund. Ausgepfiffen zu werden, ist wirklich ein undankbarer Lohn. Toi-Toi-Toi Den Künstlern vor einer Vorstellung „ToiToi-Toi“ zu übermitteln und dabei über die linke Schulter zu spucken oder auf Holz zu klopfen, soll die drei Schicksalsgöttinnen gnädig stimmen. Diese sogenannten Nornen heißen Urd, Verdandi und Skuld und stehen für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft, leben unter der Weltesche Yggdrasil und spinnen dort die Schicksalsfäden der Menschen und Götter. Und so wurde schon beim Bau des Opernhauses darauf geachtet, alle zukünftigen Vorstellungen unter einem guten Stern zu wissen: Ein Mosaikbild im Tympanon über den Fenstern des Balkons bildet die Dreiheit der Göttinnen an ihrer Wirkungsstätte ab. Bei solch einer Huldigung dürfte doch eigentlich nichts schiefgehen. Um sicherzugehen, gilt es aber für die Künstler, Folgendes zu beachten.

Eschenbach-Preis des Bezirks Mittelfranken. Daneben studierte er an der Ludwig Maximilians-Universität München Musik- und Literaturwissenschaften (Promotion 1991, Habilitation 1997). 2003 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München ernannt, 2009 wechselte er an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der deutschen Literatur, Musikund Theaterkultur des 17. bis 19. Jahrhunderts.

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Nicht unter einer Leiter durchzugehen, sich vor einer schwarzen Katze vorzusehen, die von links nach rechts die Straße überquert, beim Erblicken eines Schornsteinfegers ein Stück Holz zu berühren, sich dabei etwas zu wünschen – jeder kennt den ein oder anderen Aberglauben. Aber hätten Sie gewusst, dass es einen eigenen Theateraberglauben gibt? Ein Gespräch mit den Schauspielern Marion Schweizer und Michael Nowack brachte Licht ins Dunkel und soll nun anhand einiger Beispiele zur Erhellung führen.

Grundbedürfnisse Nach der Maslow‘schen Bedürfnispyramide gehören Essen, Trinken, Schlafen, Kleidung zu den Grundbedürfnissen eines Menschen – auf der Bühne, abseits der Rolle und der dafür nötigen Ausstattung, gilt das allerdings

nicht. In Hut oder Mantel über die Bühne zu laufen, am Kaffeebecher zu nippen, in einen Apfel zu beißen oder ein Schläfchen zu halten, sollte tunlichst vermieden werden. Es sind Zeichen des Aufbruchs, des Weitermüssens, erinnert an die Zeit der Wanderbühnen, als Schauspieler durch die Lande ziehen und sich immer wieder neue Engagements suchen mussten, die stets auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt waren. Requisiten Merkt der Künstler auf seinem Weg zum Auftritt, dass er ein Handrequisit in der Garderobe vergessen hat, geht der ein oder andere nicht zurück, um es zu holen, sondern lässt es sich bringen. Es besteht die Gefahr, aus der Konzentration gerissen zu werden. Kann es etwas Schlimmeres geben als einen Black-out? Abgang Nicht die Konzentration, sondern die Faszination und die Aura gehen verloren, wenn ein Künstler direkt von der Bühne den Zuschauerraum betritt. Anders herum scheint jedoch keine Gefahr zu bestehen, wird dies doch gerade in „Woyzeck“ unter Beweis gestellt. Nadeln ... haben an einem fertig geschneiderten, angezogenen Kostüm nichts mehr zu suchen. Generalprobe Damit die Premiere gelingt, darf bei der Generalprobe alles schief gehen, was nur schief gehen kann. Und um Himmels Willen bloß nicht Applaudieren!

Janet Neßmann

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Und wohin jetzt? Die Schauspielhausbar ist geöffnet! Und wohin gehen wir jetzt? Eine Frage, die sich ganz besonders am Freitag- oder Samstagabend unmittelbar nach dem Vorstellungsbesuch stellt – doch jetzt ist Schluss mit der Diskussion: Ab sofort ist die Bar im Erdgeschoß des Schauspielhauses jeden Freitag und Samstag auch nach Vorstellungsende geöffnet. Bis Mitternacht sind im neuen Barambiente diverse Getränke und kleine Snacks im Angebot und Sie können Ihren Theater-, Opern-, Ballett- oder Konzertabend bei einem Glas Wein ausklingen lassen. Wir freuen uns auf Sie!

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IMPRESSUM Herausgeber: Staatstheater Nürnberg Staatsintendant: Peter Theiler Geschäftsführender Direktor: Christian Ruppert Redaktion: Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit Titel: „Faust“ Im Bild: Carlos Lázaro Foto: Jesús Vallinas Fotos : Mario Borggreve, Felix Broede, Marion Bührle, Kalle, Jutta Missbach, Ludwig Olah, Oliver Wilkens; photocase.de/Violess/gschpænli, manun; Privat Gestaltung: Julia Elberskirch, Jenny Hobrecht Druck und Anzeigen: Offsetdruck Buckl GmbH

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