Vormat 5

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Ein Abenteuer in Russland Wer nach Russland reist, muss mit Abenteuern rechnen. Unser Abenteuer fängt damit an, als wir in einen bereits abfahrenden Zug einsteigen. Dies ist für die meisten von uns neu gewesen. Und doch schaffen wir trotz der unfreundlichen Zugbegleiter, die uns nicht einsteigen lassen wollen, alle samt Koffer einzusteigen. Langsam verlässt unser Zug Moskauer Kazanski Bahnhof. Vor uns liegen noch 16 Stunden Zugfahrt nach Izhevsk. Die Nacht ist schnell vorbei, und schon wecken uns die Zugbegleiter um die Bettwäsche einzusammeln. Langsam steigt auch die Nervosität. Wie werden wir wohl da empfangen? Was sind das für Leute, die uns in Izhevsk erwarten? Werden wir uns gut verstehen? Was werden wir da überhaupt machen? Es kommen immer mehr Fragen auf. Und schon stehen wir am Bahnhof in Izhevsk. Die Taxifahrt dauert nicht mehr als zehn Minuten. Aus dem Fenster sehen wir die Stadt, die ganz anders als Moskau ist und doch auf ihre eigene Art und Weise schön ist. Unsere Partner-Organisation „Jugendheim“ empfängt uns mit Brot und Salz, wie es in Russland üblich ist. Sie singen und tanzen in nationalen Kostümen. Wir sind willkommen, also kann es nur gut weitergehen. So vergeht unser erster Tag im Projekt. Alle werden auf Gastfamilien verteilt, satt gefüttert und unterhalten. Nach einer Exkursion im Kalaschnikow-Museum und einer ausgiebigen Stadtführung treffen wir uns am Abend wieder. Eine Hallo-Party wurde für uns vorbereitet, damit wir uns kennen lernen. Der nächste Tag vergeht schneller, als man es sich wünschen kann. Der Besuch in einem udmurtischen Freilichtmuseum wird zum Höhepunkt der ganzen Reise. Und schon sitzen wir wieder im Bus auf dem Weg zu unserer Wasserquelle, an der wir arbeiten werden. Für die Dauer der Arbeit werden wir in einem Ferienlager für Kinder leben. Sie machen für uns eine Ausnahme und nehmen uns für die nächsten fünf Tage auf. Die ersten paar Stunden im Ferienlager bringen viel Enttäuschung. Die Umstände sind nicht so wie wir es uns vorgestellt haben. Es scheint uns so, als ob die Zeit irgendwann in den 80-er Jahren stehen geblieben sei, seitdem hat sich da nichts sonderlich verändert. Sogar die alte digitale Uhr „Elektronika“ im Speisesaal zeigt dauernd 12 Uhr an. Auch die Tatsache, dass das Haus, in dem wir wohnen, nicht beheizt wird, freut uns noch weniger. Und das bei den Minus-Temperaturen in der Nacht! Doch, wie es schon mal gesagt wurde, Russland ist ein Land der Abenteuer, und echte Helden sind dafür da, diese Abenteuer durchziehen. Das schaffen wir mit Bravur. Die erste Begegnung mit unserer Arbeitsstelle scheint im ersten Moment nicht so besonders fröhlich zu sein, aber nur im ersten Moment. Nach einer Stunde Busfahrt aus unserem Ferienlager sind wir endlich da aus unserem Ferienlager, sind wir endlich da. Was wir sehen, ist nur ein Rohr aus dem Hügel, darunter ein Fass aus rostigem Metall. Es wird uns gesagt, dass es unsere Quelle sei. Doch davon wird es uns nicht klarer, was wir machen müssen und werden. Das Wetter lässt Vieles zum Wünschen übrig. Doch kurz bevor wir uns auf den Weg zum Dorf Mazunino machen, kommt die Sonne raus. Es wird wieder warm. Und dann passiert ein wahres Wunder, das uns für die gesamte Dauer des Projekts motiviert und inspiriert hat. Wir sehen einen unglaublich schönen Regenbo-

gen, der sich von unserer Wasserquelle in Richtung des Flusses Kama spannt. Die Dorfbewohner sagen uns, dass es ein gutes Zeichen sei. Und aufgemuntert von diesem guten Zeichen gehen wir ins Dorf, wo wir wieder mit Brot, Salz und Kulturprogramm empfangen werden. Als die erste Nacht überstanden ist, fängt unser erster Arbeitstag an. Vormittags besuchen wir Sarapul, ein ehemaliges Handlungszentrum der Region, kaufen uns warme Kleidung und fangen endlich an zu arbeiten. Es muss noch so Vieles getan werden. In diesem Tun vergehen auch die anderen Tage. Unsere Arbeit wird mit weiteren Exkursionen zum Fluss Kama und einem Museum in Sarapul versüßt. Wir besuchen auch die dortige Schule, wo wir uns mit Abiturienten aus der gesamten Region treffen und Erfahrungen austauschen. Sie interessiert es besonders viel, warum man aus Deutschland nach Udmurtien fährt um dort noch zu arbeiten. Wir sind für die meisten Jugendlichen die ersten Ausländer, die sie treffen, deshalb sind wir vom großen Interesse für sie. Kaum haben wir uns an das Leben und die Arbeit gewöhnt, sind unsere Tage in Mazunino vergangen. Die Arbeit ist fertig, und am nächsten Tag reisen wir sofort nach der Eröffnung der Wasserquelle ab. Den letzten Abend im Dorf verbringen wir zu Hause bei dem Dorfoberhaupt. Diese Frau, Marina Leonidovna, hat uns im Laufe unserer Arbeit bestens unterstützt, wofür wir unendlich dankbar sind. Auf dem Programm steht eine Grill-Party und Besuch einer echten russischen Banja. Das war einfach toll. Doch alle guten Sachen haben ein Ende, und auch dieser Abend ist zu Ende. Die letzte Nacht schlafen wir kaum, wir sind zu aufgeregt dafür. Und schon ist es der Tag der Eröffnung! Als wir an der Wasserquelle ankommen, die jetzt ganz anders aussieht, sehen wir ganz viele Gäste aus dem Dorf und der Umgebung. Uns erwartet ein Konzert, doch bevor wird die Quelle eingeweiht. Die Quelle ist jetzt offiziell zur wichtigen Anlaufstelle für die Dorfbewohner geworden. Sie freuen sich besonders. Es ist für sie eine Ehre, dass Menschen aus dem fernen Deutschland in ihrem Dorf gearbeitet haben, um ihnen zu helfen. Wir sind stolz diese Arbeit geleistet zu haben, diesen Leuten die neue, bessere Wasserquelle zu geben und damit etwas in ihren Herzen verändert zu haben. Wir haben es geschafft! Unser Abenteuer ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Bereicherung für uns gewesen. Im Laufe dieser Zeit haben wir viel Neues über das Land Russland, die Republik Udmurtien, das Dorf Mazunino und uns selbst erfahren. Wir haben neue Freunde gefunden und sind zu Freunden für andere Menschen geworden. Es bleibt nun ein kleines Stückchen von uns und unseren Herzen im fernen und schönen Russland. Wir verabschieden uns von den Leuten und setzen uns in den Bus. Die Dorfbewohner winken uns bis wir aus ihrem Blickfeld verschwinden. Auf der Busfahrt verabschieden wir uns von den herrlichen Landschaften, den schönen Sonnenuntergängen, den Liedern am Lagerfeuer nach der Arbeit, der Zusammenarbeit mit verschiedensten Leuten, die uns so viel beigebracht haben, der Wasserquelle, der kleinen Kirche, auf die wir vom Hügel aus während unserer Arbeit geschaut haben. Es war unser Abenteuer und all die Kleinigkeiten, die uns am Anfang gestört haben, scheinen jetzt nicht mehr so wild und überwindbar zu sein. Wir haben sie überwunden! Wir sind echte Helden! Alena Kuznecov


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