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ine wirkliche Besonderheit ist es, dass ein Schwein draußen in der Natur spazieren gehen darf; in Zeiten von Schweinegrippe
und hohen veterinär- und tierschutzrechtlichen Auflagen sind es nur eine handvoll Menschen in ganz Deutschland, denen es gestattet ist, ihr besonderes Familienmitglied auszuführen. Daan Vermeulens Familie wünschte sich vor zehn Jahren ein etwas anderes Haustier, und so kam man nicht auf den Hund, sondern auf sogenannte Minischweine, die dann aber doch zu kapitalen Ebern und Säuen von bis zu 100 kg Lebendgewicht und mehr heranwachsen können.
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ieviel Felix wiegt, werden wir an dieser Stelle nicht verraten, nur seinen Speiseplan tun wir kundt: Zum Frühstück gibt
es Müsli und über den Tag verteilt Obst und Gemüse, auch gerne nach Saison, zum Beispiel Erdbeeren, aber bitte keine Paprika, die mag er nicht, und zuweilen einen Kanten Brot. All dies hat der Physiotherapeut Vermeulen übrigens auch immer in einer kleinen Holzkiste samt Pittermesser dabei, um die aufgesuchten Patienten zu Bewegung und Kommunikation mit Felix und darüber hinaus zu animieren. Das Anreichen einer Möhre hat auch für jüngere Hände noch einen kleinen Unsicherheitsfaktor in petto – wird er gleich den Finger mit abbeißen? Nein, Felix ist auf sanfte Annahme mit seinen zarten Schweinelippen trainiert
Frühlingsspaziergang mit Herrchen Daan Vermeulen. Und es riecht alles so interessant!
und zermalmt das Gemüsehäppchen erst, nachdem es in seinem 44-Zähne-Mund angekommen ist. Damit ist er unter den Säugetieren nicht der einzige, ein freundlicher, unterirdischer Bewohner,
till und zufrieden ist Felix mit uns durch die Berger Anla-
dessen Hügel Felix auf unserem Rundgang mit Genuss und Lust
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beschnupperte und durchwühlte, besitzt ebenso viele Zähne.
als es dann zurück in Richtung Auto geht, muss er doch mal
gen spaziert, keinen Maulwurfshügel auslassend. Doch
ein wenig motzen und sich beschweren, er wäre sicher gern
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in Schwein kommt selten allein und darf es, wenn es klein ist,
noch länger geblieben. Schweine seien oft regelrecht thea-
auch nicht sein. Zusammen mit seinem mittlerweile lei-
tralisch, aber auch schreckhaft und etwas hysterisch, sagt Daan Vermeulen, und das merken wir deutlich,
der verstorbenen großen Bruder Rudi enterte Felix
als etwas unvermittelt unser Layouter des
das Familienleben der Vermeulens und stellte
Weges kommt: Das entsetzte Zursei-
es gehörig auf den Kopf.
tespringen samt unüberhörbarem
Schweine als Familienmitglieder –
Grunzen spricht eine deutliche
Felix wohnt des nachts und in kalten
Sprache. Wehleidig seien sie
Wintern in der Küche und vor dem Kaminfeuer – stellen hohe Anfor-
auch, um mal bei weiteren,
derungen an ihre Rotte. Wer da
verzeihlichen, Schwächen
nicht als rudelführend besteht,
zu bleiben, und cholerisch
hat das Nachsehen. Dann wird
könnten sie zuweilen auch
das Tier zum Chef.
sein. Wobei für Felix gilt: Natürlich nie bei der Arbeit!
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brigens wird die Rotte in Doch jetzt ist arbeitsfrei, und so gönnen wir ihm das
die Vermehrung untereinander
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Wald und Feld immer von
einer Dame angeführt, die auch kontrolliert. Wird diese Bache ge-
ige ra
schossen, bricht die Rotte auseinander,
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allseitige Quieken und Grunzen,
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die Keiler suchen sich andere Bachen, und der unkontrollierten Schweinevermeh-
in. und Au ase. n se Soga gen ist dem Schwein seine N überlege r einer H t undenase soll sie wei
das an dieser Stelle leider nicht wiedergegeben werden kann, aber online zu hören ist: www.isso-online.de/felix
rung steht dann nichts mehr im Weg. Die ist bei Felix übrigens kein Thema, auch ohne zu indiskret zu sein, dürfen wir vermelden, dass er ein sogenannter Borg* ist, ein seiner
Schwein gehabt, können wir da nur sagen, und: Danke für so viel Schwein!
Männlichkeit beraubter Eber, was das Arbeiten mit ihm erleichtert und sicher macht.
* Nein Trekkies, nicht was ihr denkt – ein „Borg“ ist ein kastrierter Eber.
www.vermeulen-therapie.de
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