isso. Ausgabe 09 Januar 2016

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sozial.

Hilfe zur Selbständigkeit Diakonisches Werk vermittelt geflüchteten Familien Wohnraum von Denise Klein

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s ist gut, wenn man in schwierigen Situationen auf ein gut funktionierendes System und Netzwerk setzen kann. Das kann das Diakonische Werk Gelsenkirchen und Wattenscheid e.V. und nutzt es umfänglich, gehört es doch seit vielen Jahren zu seinen Kernaufgaben, sich mit unterschiedlichen Hilfe- und Förderangeboten für Menschen einzusetzen, die gefährdet und verfolgt sind. Schon lange bietet die Diakonie Angebote in der Ausländer- und Flüchtlingsberatung oder den Jugendmigrationsdienst an. Seit diesem Jahr erweitert sich das Aufgabenfeld. Als Kooperationspartnerin der Stadt Gelsenkirchen kümmert sich die Diakonie um die Erst- und Regelunterbringung in Projektwohnungen. Der kurze Draht, ein angemessener Stab aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch der Austausch mit bürgerschaftlicher Flüchtlingshilfe, anderen Sozialverbänden und Institutionen ist ein wichtiger Ansatz in der Arbeit. Denn schließlich soll die Hilfe dort ankommen, wo sie gebraucht wird; bei den Menschen.

Familie M. in ihrer Gelsenkirchener Wohnung – vom Krieg vertrieben, vom Krieg gezeichnet. Foto: Cornelia Fischer

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ie Stadt Gelsenkirchen hat in ihrem Bernoussis, der neben arabisch noch zahlreiche Handlungskonzept die dezentrale Unter- weitere Sprachen der Flüchltingsregionen spricht. bringung der Geflüchteten im Fokus, sprich: ir haben bisher festgestellt, dass sich raus aus den Erstaufnahmeunterkünften, die Flüchtlinge oft ehrenamtlich einrein in die eigene Wohnung und hinein in die bringen“, bilanziert Pfarrer Ernst-Udo Metz, Nachbarschaften. Mit dem etwas sperrigen theologischer Vorstand des Diakoniewerks. Das Titel „Erst- und Regelunterbringung in Protut auch Hysen M., auf den Salah Bernoussi in jektwohnungen“ ist aber genau das gemeint. einer Erstaufnahmeunterkunft aufmerksam „Wir haben gemeinsam mit der Stadt und wurde. Der palästinensische Familienvater kam den Wohnungsbaugesellschaften die Chance in im August von Syrien über die Arabischen Emiden großen Wohnungsleerständen gesehen“, beschreibt Projektleiterin Petra Behling die für die rate und die Türkei in München an. Mit Frau, sieben eigenen Kindern und drei Neffen. Zwei dahinterstehende Idee idealen Voraussetzungen. Kinder sind noch in Syrien. Innerhalb eines Jahres ist so der Bedarf, aber auch das Angebot, von rund 70 Wohnungen auf 350 angewachsen. Flüchtlinge bringen sich ehrenamtlich ein Tendenz steigend. Bisher habe man Die Großfamilie hat mittlerweile eine Woh700 Menschen mit 250 Wohnungen versorgen nung auf 127 qm Fläche bezogen. „Das ist gut“, können. Aber bei der bloßen Vermittlung bleibt sagt Hysen M. Aber das ganze Leben hier geregelt es nicht. Die passende Auswahl der Familien für zu bekommen, alle Kinder zur Schule zu schicken, das Wohnumfeld, Vermeidung von GhettobilSchulsachen zu besorgen, Reglements zu verstedung, Möbel und Hausrat besorgen, die Familie hen, brauche Zeit. Offen sichtbar wird die Not zur weiterhin betreuen, das alles versteckt sich hinter Flucht der Familie im Gesicht der zwölfjährigen der „Erst- und Regelunterbringung“. Tochter. Sie hat durch eine Bombe schwere GeDiakonie-Mitarbeiter Salah Bernoussi ist für den Austausch zwischen den Kulturen der richtige sichtsverletzungen erlitten. Doch das anzugehen, braucht noch mal eine große Menge an Kraft. Und Mann. Seit Mai 2015 unterstützt der Ingenieur die muss man erst sammeln können. das Team um Petra Behling. Ein unbezahlbarer Bonus sind die vielfältigen Sprachkenntnisse

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www.meinediakonie.de

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