Film, Sound & Media N°3/Mai 2018

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filmbiz Thema in unseren Filmen; und auch im Kleinen zeigt Hermann Maier z.B. in seiner letzten Universum-Doku über das Montafon, wie man Frosche schützt, indem man eine Rohrenpassage unter der Landstraße für sie baut. Und gute Absichten allein reichen nicht immer aus. Auch davon handeln unsere Filme. Wenig sensibel gehen manche sibirischen Tiger mit den Einwohnern von Dörfern in der Taiga um. Was ist da schief gelaufen? SOLOMON: Wir sind im Gespräch über einen Film darüber, da sich durch den gelungenen Schutz der Tiger ihre Lebensweise geändert hat. Vor 50 Jahren gab es nur mehr ca. 40 dieser Tiere, mittlerweile stehen wir bei mehr als 600 der bis 4 Meter langen Giganten in Sibirien - und dadurch gab es Foto © OORF/Interspot Film/Franz Hafner

danken wir den rasenden Fortschritte der Technik, denn auch die Wissenschafter sehen in der neuen Tierfilmen Sachen, die ihnen zuvor versteckt blieben. Wissenschafter beraten die Filmemacher und gleichzeitig lernen Sie von ihnen. Im Moment ist eines der großen Themen der Filmemacher und der Wissenschaftler, die Intelligenz und Emotionalität der Tieren neu zu abzuschätzen. In diesem April sendete Universum einen neuen Zweiteiler der BBC: „Mit den Augen der Tiere“. Dabei werden den Tieren: Erdmännchen, Riesenrochen, Bären, sogar Geparden winzige Kameras umgehängt, um so deren Blickwinkel vor Augen zu haben. Zum ersten Mal kann man Geparden nicht nur beim Jagen beobachten, sondern sie regelrecht begleiten! Und um es nicht zu vergessen, auch Humor spielt eine wichtige Rolle. Inwieferne? SOLOMON: Einerseits, wenn man einen Film über Eichhörnchen mit der Musik von Pink Panther unterlege, da denkt man sich doch gleich, „falsches Tier!“ und erzeugt so einen humorvollen Einstieg. Aber noch viel mehr kann man sehr oft in einer Situation Humor finden, genau wie im menschlichen Leben. Dadurch bringt man dem Publikum den Tieren näher – ohne dass man unbedingt laut lacht. Früher galten Tierdokus doch als recht behäbig, sobald man die Stimme von David Attenborough oder in Österreich von Otto Clemens hörte, wusste man, es kommt ein Universum. Was hat sich seither geändert? SOLOMON: Es stimmt, das jedes Land seine „Urstimme“ hat für Tierfilme. In Großbritannien ist David so etwas wie das Gewissen der Nation geworden, letztlich in der Kampagne gegen Plastik im Meer. Otto Clemens ist ganz einfach der österreichische Universum-Doyen, ein Super-Profi, der scheinbar mühelos genau den passenden Betrag an Emotion vermittelt. Aber mir ist auch wichtig, verschiedene Sprachstimmen einzusetzen je nach Art des Films, und zunehmend auch mit Sprecherinnen zu arbeiten. Die Zuschauer spüren glaube ich gern, dass sie der Erzähler oder die Erzählerin auf eine Reise mitnimmt. Und die ‚Erzählung‘ ist nicht allein die Sache des Sprechers, sondern hat mit der ganzen Einstellung des Films zu seinem Thema zu tun. Umweltpolitik spielt bei den Universum-Filmen eher keine Rolle? SOLOMON: Ich denke, dass ökologisches Denken immanent ist, aber Universum ist nicht der Sendeplatz für politische Dokumentationen. Es ist unseren Zusehern klar, dass wir die Umwelt schützen müssen, sollten wir die natürlichen Habitate erhalten wollen. Klimawandel ist ein immanentes

„Russlands Wildes Meer“

schon Angriffe auf Menschen. Man versucht jetzt mühsam, die jungen Männchen in andere, leichter bevölkerte Gegenden zu bringen. Es wird sogar mancherorts die russisch-chinesische Grenze geöffnet, um den Tieren ungehindert einen Durchzug zu ermöglichen. Es gibt heuer das 30-Jahr-Jubiläum von Universum, sind da Festivitäten geplant? SOLOMON: Wir bringen in diesem Jubiläumsjahr eine ganz einmalige Auswahl an selbstproduzierte und eingekaufte Filme. Im Mai und Juni, kurz vor der WM, kommt Franz Hafners majestätischer Zweiteiler „Russlands Wildes Meer“. Im Sommer sendet Universum die zwei unvergesslichen BBC Blockbuster: Planet Earth II und Blue Planet II, Letzteres in einer extra von der BBC geschnittenen Fassung: 2 x 90‘, also zwei spektakuläre „Kino-Abende“. Rund um den Nationalfeiertag im Oktober ist das Highlight: Michael und Rita Schlambergers „Unser Wasser – Wildes Österreich“. Zwei große Filme, die die ganze Vielfalt der Natur des Landes zelebrieren, indem sie von den höchsten Gletschern - mit dem Wasser, in tosenden Strömen, durch unterirdische Höhlen - bis zu den großen Seen hinunterführen. Danach bringen wir zwei weitere ausgezeichnete österreichische Produktionen, beide von Teams gedreht, die ihr erstes UNIVERSUM machen:„Turmfalken – Unsichtbare Nachbarn“ und „Wildschweine – das Comeback“. Und last not least, den oben erwähnten Film, auch als Eigenproduktion: die

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