Film, Sound & Media N°3/Mai 2018

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Natur im Wohnzimmer Foto © ORF/Milenko Badzic

Seit 30 Jahren bringt die Sendung Universum Natur in die Wohnzimmer der TV-ZuseherInnen. Seit 5 Jahren gibt es auch den Ableger Universum History und seit 2011 verantwortet der gebürtige Brite Andrew Solomon diese hochdekorierte Sendereihe des ORF. Soviel ist nach einem Gespräch mit dem Sprachentalent Solomon klar: Themen gehen nie aus.

Andrew Solomon

„Naturgemäß sitzen die meisten unserer Kooperationspartner im deutschsprachigen Raum bzw. arte in Straßburg, oder Doclights in Hamburg, aber wir haben Koproduktionspartner in solch riesigen Märkten wie Russland oder China.“

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Es gibt ca 45 Natur-Universum-Sendungen im Jahr im ORF, hat man sich nicht irgendwann satt gesehen an den gefräßigen Löwen oder den Alpensalamandern? ANDREW SOLOMON: Wenn wir nur von den Quoten ausgehen, ganz sicher nicht! Wir haben ein sehr treues Publikum, das uns durch unsere vielfältige Themenwahl seit Jahren begleitet. Und natürlich müssen wir bei solch aufwändigen Produktionen auch den internationalen Fernsehmarkt mitdenken, unsere Eigenproduktionen werden von unseren Kollegen bei ORF-Enterprise in bis zu 100 Länder der Erde verkauft. Die Mip Fernsehmesse von der ich gerade komme, ist der idealer Marktplatz und wir konnten wieder zahlreiche Verkäufe abschließen bzw. unsere KoproduktionsPartner treffen. Gibt es bei der internationalen Interessentenschaft eine Konzentration auf bestimmte Länder oder bestimmte Themen? SOLOMON: Naturgemäß sitzen die meisten unserer Kooperationspartner im deutschsprachigen Raum bzw. arte in Straßburg, oder Doclights in Hamburg, aber wir haben Koproduktionspartner in solch riesigen Märkten wie Russland oder China. Dort sind selbstverständlich Filme über zB. „Russlands Wildes Meer“,„Brahmaputra- der große Fluss vom Himalaya“ oder über sibirische Tiger gefragter als Eigenproduktionen aus Österreich, die aber wiederum hier regelmäßig zu den Quotenhits gehören. Aber manchmal kann auch ein bescheidener Film wie „Nockberge – Land zwischen Himmel und Erde“ ein überraschender internationaler Hit werden! Die hiesigen Filmproduktionsfirmen sind

ebenso hervorragend aufgestellt, Filme in den Alpen oder im Regenwald zu drehen. Wir haben das Glück, mit den besten Leuten ihres Faches gemeinsam Filme zu machen, uns eint die geistige Auffassung, das Esprit. Die Naturfilmer sind sozusagen weltweit ein eigenes „Völkchen“ in der Branche? SOLOMON: Man kennt sich vor Allem aufgrund der großen Festivals oder von Messen wie in Cannes. Der persönliche Kontakt ist enorm wichtig, denn nur so können die essenziellen Koproduktionen und Partnerschaften entstehen. Für UNIVERSUM sind die beiden Festivals Wildscreen in Bristol/Jackson Hole in Wyoming die jährlich abwechselnd stattfinden auch so etwas wie eine Energiezufuhr, man erfährt so viel Neues, und man entwickelt Traumprojekte, die man hofft, aufgrund der dortigen Begegnungen umsetzen zu können. Wieviele Universum-Filme kann sich der ORF als Auftragsproduktion im Jahr leisten? SOLOMON: Wenn wir davon ausgehen, dass das Budget für eine einstündige UNIVERSUM-Doku mit 300.000 Euro beginnt, können wir 7-10 Produktionen im Jahr im Land vergeben. Selbstverständlich wird der ORF nur einen Teil dieses Budgets beitragen, der Rest muss über Kooperationen, Presales und Förderungen finanziert werden. Ein solches Budget erlaubt es dem Produzenten um die 90 Drehtage pro Film. Und die sind absolut nötig, denn wie wir wissen, die Natur ist unberechenbar, Zum Filmen gehört nicht nur Fachkönnen und Kreativität, sondern auch sehr viel Geduld – und etwas Glück, um die besten Bilder zu fangen. Was gehört für Sie zu einem guten Tierfilm? SOLOMON: Die drei Parameter: Geschichte, Geschichte, Geschichte! Ernsthaft, es sind die Bilder, die Musik, der Schnitt und der Text, wobei ich ein Verfechter für eher strategisch platzierten Text und Musik bin, ich finde, man sollte den Zuschauern nicht vorsagen, was sie zu empfinden haben. Wir alle wissen, wie enorm sich die Technik entwickelt hat. Die Zuseher erwarten heute den letzten Stand: Drohnenaufnahmen, extreme Slow Motion, 4K sind heutzutage unerlässlich. Das sind zum Teil Hilfsmitteln, die man sich vor nicht einmal 10 Jahren hätte vorstellen konnte. Alleine die Farbkorrektur in 4K ermöglicht so viele Effekte, dass man auch als Profi kaum aus dem Staunen rauskommt. Auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse ver-


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