Das Staatswappen von Kroatien und seine Anfänge in Innsbruck Von Stadtarchivdirektor SR. Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye
nannten vier Königreiche gebrauchten, treffen wir noch bei Matthias Corvinus (gest. 1490) nur für die Königreiche Ungarn, Dalmatien und Bosnien eigene Wappen an. Daran scheint sich auch unter seinem regierenden Nachfolger Wladislaw Jagiello (gest. 1516) nichts geändert zu haben. Im Gegensatz dazu hat der Titularkönig Maximilian bald nach 1491 ein eigenes Wappen auch für Kroatien eingeführt: Es ist der meist in fünf mal sechs Feldern Silber und Rot g e s c h a c h t e ( s c h a c h b r e t t a r t i g e ) Schild. Erstmals nun begegnet dieses Wappen im eingangs erwähnten R a h m e n - W a p p e n p r o gramm des Innsbrucker Quaternionenadlers von 1495/96. Es folgt seine Darstellung am ehemaligen Innsbrucker Wappenturm von 1499 ( - S ü d t u r m der H o f b u r g ) , w e i t e r s am M a n t e l d e r g r o ß e n , von M a x i m i l i a n 1503 gestifteten Glocke "Maria Maximiliana" in Schwaz, sowie um 1508 im dortigen Kreuzgang der Franziskaner. Auch die unter Mitwirkung des Innsbrucker Hofmalers Jörg Kölderer entstandene "Ehrenpforte" von 1515 enthält das Wappen von Kroatien, welches sich spätestens seit 1525 auch in Ungarn selbst durchgesetzt hat und dort auf einer damals geprägten Schaumünze König Ludwigs II. angetroffen wird. Mit dem frühen Tode dieses Königs im Jahre 1526 bei Mohac kam der Herrschaftsanspruch auf Ungarn, Kroatien, Bosnien und Dalmatien auf Grund der Heiratsverträge von 1515 an das Haus Österreich, welches den betreffenden Territorialwappen stets den gebührenden Respekt erwies. Daß unter diesen das Wappen der heutigen Republik Kroatien seinen nachvollziehbaren Werdengang in Innsbruck begonnen hat, ist längst in Vergessenheit geraten. •
L o k a l e Kunst- und G e s c h i c h t s d e n k m a l e in ihrer vollen Wertigkeit und überregionalen, ja europaweiten Bedeutung zu erkennen, ist oft nicht leicht und setzt jahrelange Forschungen und Beobachtungen voraus. Ein konkretes Beispiel dieser Art in Innsbruck stellt das um 1495/96 gemalte und ! 885 wieder entdeckte heraldische Gewölbefresko in den L a u b e n des W o h n h a u s e s des e i n s t i g e n Stadtrichters Walther Zeller d. Ä. dar (heute: Kohleggerhaus, Herzog-Friedrich-Straße 35), dessen Quaternionenadler von der Fachwelt immer schon als ein historisches Denkmal von außerordentlichem Wert gewürdigt worden ist. Seit 1969 wissen wir, daß es sich dabei um die älteste öffentliche Darstellung dieses alten Reichssymbols handelt. Das einzige ältere Gegenstück dazu bildet Blick auf das Wappenfresco von 1495/96 unter den Lauben des Hauses Hereine Handschrift in Köln von Zog-Friedrich-Straße 35- links oben das in Silber und Rot geschachte Wappen von Kroatien. (Foto: Frischauf) 1471/72. Im Laufe der Zeit entpuppte sich dann aber auch das diesen zentralen Doppeladler des Heiligen Römischen Reiches umgebende Wappenprogramm zusehends als historisches Denkmal von europäischer Dimension. Es begann - abgesehen von den Wappen von Portugal, Burgund, Flandern und Ungarn-Böhmen - im Jahre 1973 mit der E r k l ä r u n g der vier ü b e r den Schwingen des Doppeladlers angeordneten Wappen von Frankreich, Sizilien, Schottland und England als die Wappen jener Königreiche, deren Könige bei der Krönung ebenso wie der Römische Kaiser gesalbt worden sind. Für die Gäste aus dem Norden erwies sich der erst 1969 als Wappen von Dänemark identifizierte Wappenschild als eine der ältesterhaltenen öffentlichen Freskodarstellungen desselben. Die dortigen Wappenschilde von Galicien und Sevilla konnten als die früheste Reflexion der Spanisch-
Österreichischen Heiratsverträge von 1495 in Österreich erkannt werden. Sie werden im Rahmen der in Vorbereitung befindlichen Stadtarchiv-Ausstellung "SpanienTirol-Innsbruck" ausführlich gewürdigt werden. Bisher nur am Rande beachtet wurde die vierteilige Wappengruppe von Ungarn, Dalmatien, Bosnien und Kroatien. Den Titel dieser Königreiche zu führen, war der nachmalige Kaiser Maximilian I. seit 1491 berechtigt. Er trat damit die Nachfolge bezüglich der ihm von seinem Vater, Kaiser Friedrich III., cedierten Erb- und Titelansprüche nach König Ladislaus Posthumus (gest. 1457) an, dem er aus diesem Grunde auch ein Erinnerungswappen am Goldenen Dachl gewidmet hat. Während nun spätestens seit Kaiser Sigmund (gest. 1437) sowohl die regierenden, als auch die nur titelmäßigen Könige von Ungarn in feierlichen Urkunden die Titel aller ge-
STADTNACHRICHTEN - MÄRZ 1992
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