Innsbruck informiert

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STADTGESCHICHTE

A p o t h e k e n m u s e u m Winkler: Museales Kleinod in d e r Altstadt „ D i e w u n d e r v o l l e S a m m l u n g ist e i n K u l t u r d e n k m a l I n n s b r u c k s " , m i t d i e s e m E i n t r a g ins G ä s t e b u c h w ü r d i g t e e i n e r d e r b e d e u t e n d s t e n P h a r m a z i e h i s t o r i k e r D e u t s c h l a n d s e i n kleines M u s e u m , welches den meisten Innsbruckern unbekannt sein d ü r f t e : das A p o t h e k e n m u s e u m W i n k l e r . Die I 326 gegründete Stadtapotheke wurde 1578 von Sigmund Winkelhofer erworben, 1602 heiratete W i n kelhofers Tochter Anna Maria den Haller Apotheker Jakob Becker, der ab 1617 die zweite Innsbrucker ApotheFür das Stadtarchiv/Stadtmuseum von Dr. Andreas Winkler ke, die Hofapotheke, besaß. DieTöchter Rachel und Sara Becker wurden so in der Folge zu den Stammmüttern beider Innsbrucker Apothekerfamilien. Rachel Becker heiratete 1637 den nus Bayern stammenden GeorgWinkler. Sara brachte die Hofapotheke mit ,,i ihre Ehe.Um 1683 wurde die Stadtapotheke,die bis dahin im Haus neben der Hofapotheke untergebracht war, an jenen Standort verlegt, an dem sie sich noch heute befindet, HerzogFriedrich-Straße 25.Wiederum war es eine Heirat.die das ermöglichte,denn durch die 1667 geschlossene Ehe zwischen Franz Ignaz Winkler und Maria Caritas Jäger, der Tochter des damals wohlhabendsten Innsbrucker Bürgers, ging dieses Eckhaus in Familienbesitz über. Die lange Besitzdauer sowohl der Apotheke als auch des Hauses inner-

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pothekenmuseum Winkler, Innsbruck, Herzog-Fried riehStraße 25;Wiedereröffnung am 3. Mai. N u r geführte Besichtigung möglich, maximal zehn Personen; Eintrittspreis: 3,50 Euro; vorherige Terminvereinbarung: Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr, samstags 8 bis 12 Uhr; Telefon: 589388; Fax: 58938830; Mailadresse: Stadt.apotheke. winkler@utanet.at;

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halb einer Familie ist sicher einer der Gründe, warum sich im Lauf der 426 Jahre sowohl pharmazie- als auch familiengeschichtlich interessante Dokumente und Gegenstände angesammelt haben. 1896 begann LudwigWinkler ( 18731935) alle vorhandenen Dokumente und Unterlagen zu ordnen, aus den Räumen der Apotheke alles auszusondern, was mittlerweile nicht mehr gebraucht wurde. 1900 übernahm LudwigWinkler die Führung der Apotheke,vermutlich begann er nun im ersten Stock des Apothekenhauses mit der Errichtung eines kleinen Privatmuseums in eigens dafür vorgesehenen Räumen. Winklers intensive Beschäftigung mit der Geschichte der Pharmazie „gipfelte" 1927 in seiner Habilitierung für dieses Fach, wodurch er zum ersten habilitierten Pharmaziehistoriker im deutschen Sprachraum wurde. Seinem Sohn Franz Winkler (19011953), der die Sammlung in erster Linie um zahlreiche pharmaziehistorisch interessante Bücher bereicherte, ist es zu verdanken, dass das Museum in der heutigen Form überhaupt noch existiert. Im Sommer 1943 verlagerte er einen Großteil der Sammlung in den Keller des Hauses, so dass beim ersten Bombenangriff auf Innsbruck am 15. Dezember 1943, der das Haus vollkommen zerstörten sollte, diese erhalten blieb und so den Krieg überdauerte.Anlässlich des Wiederaufbaus des Apothekenhauses in der Altstadt unter Franz W i n k l e r (geb. 1929) während der Jahre 1952/53 wurden wieder eigene Räume für die Sammlung vorgesehen,dennoch zog sich die Wiederaufstellung samt Restaurie-

rung bis 196! hin. In diesem Jahr fand in Innsbruck der Kongress für Geschichte der Pharmazie statt, zu welchem Anlass das kleine Museum wieder zu besichtigen war. Seither hat dieses Privatmuseum mit seinen barocken Apothekenkäs-ten, den Standgefäßen, dem Laboratorium und der Bibliothek bei zahlreichen Besuchern einen tiefen Eindruck hinter-

Ein historisches Regal.

lassen, immer wieder verbunden mit der Forderung nach mehr Öffentlichkeit. Da sich 2003, gleichzeitig auch mit dem 425-Jahr-Jubiläum der Familie, die Möglichkeit bot, die Sammlung in freigewordenen Räumen auf doppelt so viel Fläche also vorher zu präsentieren, ergriff die Familie die Ghance und begann mit den dafür notwendigen Umbauarbeiten. Nun, nach beendetem Umbau und Umzug, präsentiert sich die Sammlung mit einem eigenen Raum für die barocke Apothekeneinrichtung und drei weiteren Räumen,in denen Möbel, Porträts. Gebrauchsgegenstände und die Bibliothek einen Einblick in das Leben und die Alltagskultur einer Innsbrucker Familie ermöglichen.

I N N S B R U C K I N F O R M I E R T - M A I 2004


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