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S T A D T G E S C H I C H VU

Die Geschichte der Heiligen Gräber in Innsbruck D i e H e i l i g e n G r ä b e r in d e r F a s t e n - u n d O s t e r z e i t - i h r e U r s p r ü n g e g e h e n in das I 5. J a h r h u n d e r t z u r ü c k - g e h ö r e n seit J a h r h u n d e r t e n z u m ö s t e r l i c h e n B r a u c h . Sie s t e l l e n d i e H e i l s g e s c h i c h t e d a r , u m so d e n G l ä u b i g e n das G e s c h e h e n v o n G o l g o t h a n ä h e r z u b r i n g e n . H e u t e g e l a n g e n sie w i e d e r z u n e u e n E h r e n . Kaiser Joseph II. verbot 1782 eine Reihe kirchlicher Festlichkeiten,unter anderem auch die Grablegungszeremonien und Auferstehungsfeiern. Im Jahr 1790, sechs Wochen nach dem Tod des Kaisers, wurden die Heiligen Aus dem Stadtarchiv von Mag. Renate Mairoser Gräber schon wieder aufgestellt. Wahrend der bayerischen Herrschaft in Tirol ( 1806-1814) kam es zu einem neuerlichen Verbot dieses österlichen Brauches. Nach dem Ende der bayerischen Herrschaft blühte der Brauch neuerlich auf, bis er auf Grund verschiedener liturgischer Reformen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in vielen Gemeinden aufgegeben wurde. Iti Tirol trugen die Jesuiten wesentlich zur Verb reitung der Heiligen Gräber bei. Im Jahr 1628 gab es schon in neun Kirchen Innsbrucks rechts des

Inns Heilige Gräber: St.-Jakobs-Pfarrkirche, Spitalskirche, Servitenkirche, Wiltener Stiftskirche, Dreiheiligenkirche, Kapuzinerkirche, Regelhaus, Jesuitenkirche und Hofkirche. Als großartigste religiöse Festdekoration aus der Barockzeit galt das ehemalige Grab der Stiftskirche zu Wilten. Es war nicht nur das größte, sondern auch das künstlerisch bedeutendste Tiroler Grab. Ausgeführt wurde es als Gemeinschaftsarbeit der beidenTiroler Barockkünstler Johann Martin Gumpp d. J. und Johann Ferdinand Schor im Jahr 1709. E)as ^.Jahrhundert galt als die fruchtbarste Zeit in der Geschichte der Heiligen Gräber. Es entstanden riesige Scheinarchitekturen, die das Leiden Jesu auf beeindruckende Weise bildlich vorspielen. Ein imposantes Beispiel aus dieser Zeit ist das in Anlehnung an das Vorgängergrab um 1820 in der St.-Jakobs-Pfarrkirche entstandene Heilige Grab. Mitte des 19. Jahrhunderts schuf der Ma-

1erJosefArnold zahlreiche Heilige Gräber, u. a. für die Jesuitenkirche, für die Hofkirche, die Ursulinen, die JohannesKirche und die Igler Pfarrkirche. Von vielen dieser Heiligen Gräber sind kaum noch Reste vorhanden. In den Jahren des Zweiten Weltkrieges wurden die Holzkulissen des Heiligen Grabes in der Wiltener Stiftskirche als Brennmaterial verwendet. Das Heilige Grab in der St.-Jakobs-Pfarrkirche w u r d e durch Bomben zerstört. Das Ostergrab der Jesuitenkirche wurde in der NS-Zeit verlagert und wird heute zum Teil in Neustift im Stubaital aufgestellt. Seit einiger Zeit erfreuen sich die Heiligen Gräber wieder großer Beliebtheit. Lange nicht mehr benutzte Grabaufbauten werden aus den Depots herausgeholt, restauriert und aufgestellt. Die Aufrichtung erfolgt schon zu Beginn der Karwoche oder erst am Gründonnerstag. Die meisten bleiben bis Ostermontag, einige bis zum Weißen Sonntag stehen. In folgenden Kirchen gibt es Heilige Gräber. In der Alten Höttinger Pfarrkirche mit dem Heiligen Grab aus der Johanneskirche, in der Mariahilfkirche, in der Wiltener Basilika, in der Georgskapelle im Landhaus mit dem Heiligen Grab aus der Herz-Jesu-Kirche und in der Pfarrkirche Igls. Beispiele für die fortlebende Tradition des Brauches sind das 1950 von Hans Andre für die Peregrini-Kapelle der Servitenkirche geschaffene Ostergrab und das im Jahr 1967 entstandene Heilige Grab in der Dreiheiligenkirche von Wolfram Köberl.

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esichtigung von Ostergräbern: Karfreitag, 29. März; Treffpunkt: 14 Uhr, Höttinger Kirchplatz; Ostermontag, I.April „Barocke Ostergräber";Treffpunkt: 14 Uhr, Bozner Platz; Auskünfte bzw. Anmeldung: ,,Pcr Pedes" Heiliges Grab in der Georgskapclle im Land-Heiliges Grab in der Peregrini-Kapellc der Ser0664/1243849 oder 27 30 96. haus. (Original Tiroler Kunstkataster) vitenkirche. (Original Bundesdcnkmalamt)

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I N N S B R U C K I N F O R M I E R T - APRIL 2002


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