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ANBRUGGEN - KOATLACKN ST. NIKOLAUS St. Nikolaus ist der älteste Stadtteil Innsbrucks. Die linksufrige Marktsiedlung gab es schon vor dem Jahr 1180 und wurde in den Urkunden „Yn-

nem vorwiegend von Handwerkern und Gewerbetreibenden bewohnten Stadtteil. Eine große Anzahl der Werkstätten war für die öffentliche Versorgung zuständig, so z. B. der Hof- u. Aus dem Stadtarchiv Stadtbrunnenbohrer, die Hof- u. von Mag. Renate Mairoser Stadtziegelei bzw. Kalkofen, Maurer und Steinmetze. Der Gewerbezweig Gießerei verlieh St. Nikolaus eine bebruggen" genannt. Der Name steht im sondere Bedeutung und Ansehen. Eiengen Zusammenhang mit der Innnige Straßennamen legen Zeugnis brücke. Nach der Entstehung der heuüber die Tradition des Gießens in der tigen Altstadt 1180/1204 verlor die unteren Anbruggen ab. So wurde der Siedlung „enunt der prukken" oder Löfflerweg nach der bekannten „enhalben der prukh" an Bedeutung. Gießerfamilie Löffler benannt. Gregor Dies äußerte sich darin, dass am Löffler baute den Ansitz BüchsenhauOstrand der Marktsiedlung das Lesen und arbeitete im Dienste Kaiser piosenkrankenhaus, das Innsbrucker Maximilians. Die Schmelzergasse erhielt den Namen aufgrund der alten Glocken- und Geschützgießerei, in der 1509 die erste und 1550 die letzte Bronzestatue für das Grabdenkmal Kaiser Maximilians in der Hofkirche gegossen wurde. Die Gießerei stellte erst 1854 ihren Betrieb ein. Die Magtstraße wiederum Blick in die Fallbachgasse gegen Norden mit Bauernhäusern underinnert an Leonauf der geschotterten Straße spielenden Kindern. Original im hard Magt, der eiStadtarchiv (Signatur: Ph-25.524). nige Gussformen für die „Schwarzmander" herstellte. Sondersiechen- oder Infektionsspital, errichtet wurde. Auch diente die Kreuzung Schmelzergasse, Fallbachgasse und Weiherburggasse bis 1 731 als öffentliche Hinrichtungsstätte. Von den Einheimischen wurde der Platz etwas verniedlicht als „Köpfplatzl" bezeichnet. Ab dem 15. Jahrhundert setzte sich die Bezeichnung „Anbruggen" für den Stadtteil links des Inn durch, wobei mit „obere Anbruggen" Mariahilf Lind mit „untere Anbruggen" St. Nikolaus gemeint war. Die untere Anbruggen entwickelte sich im Lauf der Zeit zu ei-

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Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Innstraße mit ihrem heutigen Verlauf errichtet und der ursprüngliche Hauptverkehrsweg, die St.-NikolausGasse, verlor an Bedeutung. An der neuen Hauptstraße entstanden ab dem 16. Jahrhundert einige stattliche Gebäude. Sehen wenige Jahre nach der Inbetriebnahme der Innstraße kam die Bezeichnung „Koatlachn" oder auch „Koatlacke" auf. Ursprünglich bezog sich der Name nur auf die St.Nikolaus-Gasse, später wurde er auf den ganzen Stadtteil ausgedehnt. Ko-

atlackn beschreibt den Zustand der St.-Nikolaus-Gasse. Sie wurde teils durch das Wasser von den Dachrinnen, teils von den Brunnenröhren, die unter der Erde das Wasser von der Gegend des Ansitzes Weiherburg in die Stadt führten, in eine schmutzige ungesunde Lacke verwandelt. Treffend schildert das Gedicht „Die Koatlackn" die damaligen Zustände: „...Knöcheltiaf ischt man versunken, und dö Briah hatteiflisch gstunken..." Erst im Jahr 1829 wurde die Austrocknung und Straßenregulierung der St.-Nikolaus-Gasse unter heftigem Protest der Hausbesitzer veranlasst. Im 19. Jahrhundert entstanden auch einige wichtige öffentliche Bauten für St. Nikolaus. 1864 wurde das Gebäude für die Landesberufsschule in der Innstraße errichtet. Aufgrund ihres Aussehens und der hohen Baukosten wurde sie spöttisch „Schulpalast" genannt. Anstelle des Fährbetriebes über den Inn wurde 1871 ein provisorischer Holzsteg gebaut, der 1875 durch einen eisernen Steg ersetzt wurde. Dort wurde bis zum 1. Jänner 1900 ein Kreuzer Brückenzoll eingehoben und deshalb hielt sich lange Zeit im Volksmund die Bezeichnung „Kreuzersteg" anstelle der offiziellen Bezeichnung „Innsteg" und heutigen „General-Emile-Bethouart-Steg". Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Ruf nach einer neuen Pfarrkirche laut. Das alte Gotteshaus aus dem 16. Jahrhundert konnte der stark anwachsenden Gemeinde nicht ausreichend Platz bieten. Deshalb wurde schon 1864 der St.-Nikolaus-Verein gegründet mit dem Ziel, die notwendigen finanziellen Mittel für den Kit chenneubau sicherstellen zu können. 1881 begann der Neubau der Pfarrkirche. Als Architekt konnte der berühmte Dombaumeister Friedrich Schmidt gewonnen werden, der seine Dienste unentgeltlich zur Verfügung stellte. Arn 24. Oktober 1885 fand die feierliche Einweihung der neuen Pfarrkirche statt.

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