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Höttinger Pestfreithof: Gedenken und Kunst Während des Dreißigjährigen Krieges wurde auch Innsbruck und vor allem Hötting von der Pest stark betroffen - die Toten wurden in einem eigenen Friedhof bestattet. In mehrmonatiger Arbeit wurde nun der historische Höttinger Pestfriedhof restauriert und Ende April von Abt Raimund Schreier gesegnet. Der Höttinger Pestfriedhof stammt aus dem Jahr 1625. Die Höttinger legten damals das Gelöbnis ab, bei Erlöschen der Seuche eine jährliche Andacht in der Mariä-Heimsuchungs-Kapelle in Kranebitten abzuhalten. Im Lauf der Zeit geriet der alte Höttinger Pestfriedhof in Vergessenheit, erst im Jahr 1846 wurde er wiederhergestellt. 1911 wurde der „Verein Pestfreithofgesellschaft Hötting" gegründet, um die Pflege und Wartung zu gewährleisten. Der Verein errichtete 1912 die „neue" Pestkapelle und 1920 das Kriegerdenkmal zur „Erinnerung an die gefallenen Helden der Gemeinde Hötting". Den „Höttinger Pestfreithof" neuerlich zu sanieren war eine Initiative des Innsbrucker Verschönerungsvereins. Im Herbst des Vorjahres wurde mit den Arbeiten begonnen. 1,1 Millionen wurden investiert (mit Unterstützung des Landes, der Stadt, der Landesgedächtnisstiftung und des Innsbrucker Verschönerungsvereins). In Absprache mit dem Bundesdenkmalamt wurden u.a. das Schindeldach, die Mauern und Eingangstüre saniert, die Altarfiguren neu gefasst und die Brecciesockel der sieben Grabkreuze renoviert. Den Abschluss der Sanierungsarbeiten sieht VerschönerungsvereinObmann Hermann Heel verbunden mit einem gleich dreifachen Jubiläum: Der Innsbrucker Verschönerungsverein feiert seinen 120. Geburtstag, vor 100 Jahren wurde Josef Prantl geboren und vor 90 Jahren wurde der „Verein Pestfreithofgesellschaft" gegründet. Mittelpunkt des „Pestfreithofs" oberhalb der Höttinger Pfarrkirche an der Höhenstraße ist die 1912 erbaute Ka-
pelle, mit rechteckigem Grundriss, Krüppelwalmdach, hölzernem vesperturmartigen Dachreiter und korbbogigen Fenstern. Das Innere der Kapelle schmückt eine vom Bildhauer Franz Öfner geschnitzte und von Josef Sailer aus Seefeld gefasste Kreuzigungsgruppe und eine Kreuzwegstation. Eine große Bereicherung brachte die künstlerische Blick in den renovierten Pestfriedhof mit den Bildern der Gestaltung der alten Fried- Innsbrucker Künstler Josef Prantl und Toni Kirchmayr. hofsmauer auf der linken Seite der Kastaltet. Beeindruckend gibt Prantl in der pelle. In den fünf unterschiedlichen Nimittleren und höchsten der fünf Nischen schen (sie dürften ursprünglich für die Christus als menschgewordenem GotAufstellung von Grabsteinen bestimmt tessohn in seinem tiefen Elend berührengewesen sein) malte Josef Prantl bede Gestalt. Mit Form und Farbe gelang eindruckende Gemälde. Bereits Jahre es dem Innsbrucker Künstler, die grenvorher hatte der Innsbrucker Künstler zenlose Verlassenheit und erschütternde er besuchte die Münchner Akademie Tragik zum Ausdruck zu geben. Beeinauch die von der Kapelle rechts liegendruckend auch die Bilder über den Krieg, de Kapelle mit einem „Frühwerk" gedie Pest und den Frieden. (AG)
Ein Kleinod sakraler Kunst Die neu errichtete Pestkapelle am Heifentalweg in Arzl ist nicht nur ein Blickfang. „Es ist wichtig, diese Gedenkstätte zu erhalten, sie erinnert an die schwierigen Zeiten unserer Stadt und ist ein kultureller Beitrag zur Bewusstseinsbildung", so Vizebürgermeister DI Eugen Sprenger anlässlich der offiziellen Übergabe am 5. April. Die Arzler Pestkapelle in der Helfentalmulde ist eine der drei noch erhaltenen Pestkapellen Innsbrucks (Pradler oder Amraser Pestkapelle beim Dürerheim, vor zwei Jahren renoviert; Pestfriedhof in Hötting, der kürzlich renoviert wurde). Durch einen Grundstückstausch (zwischen Privat und Stadt) konnte die eher abseits gelegene und fast verfallene Arzler Kapelle nunmehr auf einem städtischen Grundstück nur wenige Meter unmittelbar neben dem Helfentalweg neu aufgebaut werden - „in einer Koproduktion zwischen dem ehemaligen Grundstückseigentümer Josef Stern, dem Gartenamt und dem Verschöne-
INNSBRUCK INFORMIERT- JUNI 2001
rungsverein", freut sich Innsbrucks Vizebürgermeister über die Zusammenarbeit für dieses sakrale Kleinod. In Absprache mit dem Denkmalamt wurde die Kapelle im Auftrag der Stadt gemauert. Im Bereich des Altars gestaltete und montierte die Tischlerei des Gartenamtes der Stadt eine Auflage aus Fichtenholz. Holzplastiken von Maria und Magdalena sowie ein Holzkreuz (saniert von der Igler Restauratorin Traudl Zulehner) stehen auf dem Altar. Die Matreier Kunstschmiede Amort gestaltete das Schmiedeeisengitter (die 23.000 Schilling Kosten übernahm der Innsbrucker Verschönerungsverein).
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