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BRÜCK

Der Rennweg - als Zeuge geschichtlicher Ereignisse Die Rolle als Zufahrts- und Umfah rungsstraße bzw. zeitweiliger Marktplatz, die dem Rennweg heute zugewiesen wird, steht ihm eigentlich nicht zu. Sehr zu kurz kommt seine in vergangenen Tagen sehr viel mehr geschätzte Bedeutung, die in den kulturVon Josefine Justic geschichtlich wichtigen Bauwerken und Anlagen in seinem südlichsten Bereich begründet ist. Nicht zuletzt die dadurch geschaffene ansprechende Umgebung war es, die den Rennweg in den Jahrhunderten seines Bestehens wechselvolle, erfreuliche, aber auch mit weniger guten Erinnerungen verbundene Ereignisse erleben ließ. Beredtes Zeugnis darüber geben schon die diversen Bezeichnungen für diese Straße zwischen dem Franziskanerbogen im Süden und dem nördlichen Ende des Hofgartens, wo heute die KarlKapferer-Straße nach Osten abzweigt. Dieser Teil des Rennweges steht im Mittelpunkt unseres Interesses. Zu Zeiten der mittelalterlichen gotischen Burg (anstelle der Hofburg) war der Rennweg zu einer Viehweide und Mistablagerungsstätte degradiert, der Abfälle der Stadt und des landesfürstlichen Hofes auffangen mußte. Erzherzog Ferdinand II. begann diesem üblen Zustand abzuhelfen, sanierte den Platz und nutzte ihn für höfische Turniere und andere Festlichkeiten, daher des Rennwegs erste Bezeichnung als Rennplatz. Auch unter Erzherzog Leopold V., seinem Sohn und Nachfolger Ferdinand Karl bzw. seiner Frau Claudia als Regentin war der Rennplatz nicht mit Schauplatz prunkvoller Hoffeste, sondern erhielt auch das erste Komödienhaus (heute noch z. T. zu sehen im Saal Dogana des Kongreßhauses) und den Vorgängerbau des Landestheaters, das Hoftheater. Maria Theresia war die Initiatorin des Baues der barocken Hofburg, die heute noch die imperiale Note des Rennweges unterstreicht. Auch die BeI N N S B R U C K INI ORMIKRT

pflarvung mit der Silbmpappd Allee, allerdings in weit umfangreicherem Ausmaß, als sie jetzt besteht, geht auf die maria-theresianischen Jahre zurück. Am Beginn des 19. Jahrhunderts marschierten dann abwechselnd Tiroler, österreichische, französische und bayerische Truppen am Rennweg auf, militärische Defilees waren angesagt, Krieg war ausgebrochen. 1848 wiederum, als die Hofburg Zufluchtsort für Kaiser Ferdinand d. Gütigen wurde, salutierten Innsbrucker Schützen als Ehrenwache friedlich am Rennweg. Unser Jahrhundert bescherte dann der mittlerweile (fast) wie heute aussehenden Straße noch einiges an zeitgeistig gefärbten Aktivitäten: 1921 versammelte er Menschenmengen aus Anlaß der Kundgebungen für die Volksabstimmung zur Frage des Anschlusses an das Deutsche Reich. 1934 wurde er (im Bereich zwischen der Herrengasse und dem Südende) nach dem ermordeten österreichischen Bundeskanzler in Dollfußplatz umbenannt, um vier Jahre später mit der Namenstafel Adolf-Hitler-Platz bestückt zu werden. Auch erkannte das NS-Regime die Wirkung des Platzes für seine Zwecke, so daß zwischen 1938 und 1945 eine

Der Ron, auf Seite //.

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Viel/ahl von Gau-Appellen, Maifeiern und dgl. Veranstaltungen abgehalten und der Rennweg arg strapaziert wurde. Sehr schnell nach dem Ende des Krieges wurden die Straßentafoln wieder ausgewechselt, und der Rennweg erhielt wieder seine ursprüngliche Bezeichnung. Seit dieser Zeit überstand er sowohl friedliche Aufmärsche wie auch wortgewaltige Protestmärsche und sogar wieder (Fisch-)Märkte und wird dies wohl auch in Zukunft tun ...

Der Rennweg wird /um Adolf-Hitler-Platz, März 1938.

iginal-Ölbild auf Karton. Weitete historische Ansichten c/cs Rennweges Alle Originale im Stadtarchiv

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