INNSB
St. Nikolaus - Innsbrucks ältester Stadtteil Ein Blick auf die Katastermappe von Innsbruck aus dem Jahre 1856 zeigt uns das gesamte damalige Stadtgebiet noch ohne alle jüngeren Gebietserwi )\U)\ i ingen, welche von 1863 bis 1942 ctlolyl sind. Wir sehen darauf rechts des Inn die Altstadt mit dem Innrain, die Von Stadtarchivdirektor Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye „Neustadt" oder Maria-TheresienStraße, deren westseitige Hausgärten hinten an die Fluren des „Wiltener Feldes" bzw. an die Gemeindegrenze von Wüten anstießen, während das hinter der ostseitigen Häuserreihe gelegene „Angerfeld" vom ehemaligen Sillkanal begrenzt worden ist, der vom Sillfall am Fuße des Bergisel über die einstige Wiltener Klostormühle herab entlang der Karmeliter-, Adam- und Meinhardstraße verlief, bevor er seinen Weg entlang dem KlaraPölt -Weg in die Kohlstatt nahm, um östlich hinter dem Zeughaus wieder in die Sill einzumünden. Weiters zeigt die Katastermappe rechts des Inn noch den Saggen im namengebenden, sackartigen Zwickel zwischen dem Inn und der Sillmündung. Links des Inn schließlich präsentiert die „Mappe" noch das Gebiet zwischen dem Höttinger Bach im Westen, dem Weiher- und Tuftbach im Osten und der Terrasse des Bruckfeldes im Norden. Dieses so dargestellte und beschriebene alte Stadtgebiet von 1856, welches - abgesehen vom Areal der Wohnsiedlung Mariahilfpark, dem alten Schießstand - noch heute mit dem Territorium der Katastralgemeinde Innsbruck identisch ist, hatte nicht schon immer diese Ausdehnung, sondern ist das Produkt mehrfacher Gebietserweiterungen. In zeitlich rückschreitender Chronologie ist hier als jüngster Stadtteil dor 1453 aus Wiltener Klosterbesitz erworbene Saggen zu nen-
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nen, weiters die 1281 von demselben Vorbesitzer tauschweise der Stadt zugefallene Neustadt und 1180 als erste Siedlungserweiterung - ebenfalls tauschweise vom Kloster Wüten - die Altstadt mit dem Innrain. Angesichts dieser topographischchronologischen Analyse ist somit leicht zu erkennen, daß das Gebiet links des Inn, der heutige Stadtteil St. Nikolaus mit der Mariahilfstraße, der älteste Stadtteil von Innsbruck - und damit älter als die Altstadt ist.
Das Wappen von St. Nikolaus
Dieses topographisch-chronologische Untersuchungsergebnis findet auch in den urkundlichen Quellen seine volle Bestätigung. An erster Stelle ist hier auf den in der Oktoberausgabe von „Innsbruck informiert" zitierten Tauschvertrag zwischen Markgraf Berchtold III. von Andechs mit dem Kloster Wüten aus dem Jahre 1180 hinzuweisen, kraft dessen Berchtold zur Erweiterung bzw. Übertragung seines links des Inn bereits bestehenden Marktes über dio Brücke das Areal der so gegründeten Altstadt und des Innrains erworben hat. Wörtlich lautet die betreffende Textstelle: „ut forum nostrum trans pontem ponere-
mus." Nachdem Brücke und Markt im Jahre 1180 bereits bestanden haben, darf weiters angenommen werden, daß die in einer Salzburger Traditionsnotiz von 1167/83 genannte Herkunftsbezeichnung der Zeugen Ebo und seines Sohnes Ulrich „de Inspruk" sich bereits auf den ursprünglichen, linksufrigen Markt Innsbruck bezieht. Seit 1313 ist das Innsbrucker Leprosenhaus bei der späteren St.-NikolausPfarrkirche bezeugt. Dessen ungeachtet war es offenbar nötig, die städtischen Rechte links des Inn zu bekräftigen, weshalb im Jahre 1320 der landesfürstliche Stadtherr, König Heinrich, zweifellos aus gegebenem Anlaß seinem u.a. für Hötting zuständigen Landrichter von Vellenberg und dem Propst zu Innsbruck nachdrücklich mitteilt, daß „wir mit ayden bebeiset (Anm.: beweiset) sein, daz diu haeuser enunt der prukken, die an der gassen stent, da man hin uf gen Hetnyngen get, zuo unserm statgerichte ze Jnspprukk gehorent", und ihnen gebietet, „daz ir diu stat und die purger daran nicht irret" (Original-Pergamenturkunde im Stadtarchiv ). Konkret waren damit die Häuser an der unteren Höttinger Gasse gemeint. Darüber hinaus werden in allen seit der Stadtordnung von ca. 1440 überlieferten Grenzbeschreibungen der Stadt bzw. des Stadtgerichtsbezirkes oder städtischen „Burgfriedens" das „Kersental" und der „Hettinger pach" im Westen und der „Tuftpach" im Osten als Grenzmarken angegeben, wobei dio Grenzlinie ab der östlichen Riockjasse sowie inmitten der Bienor- und Weiherburggasse (bis Schoneck) so verlief, daß „die ober wagenlais lantgericht (=Sonnenburg bzw. Hötting ) und die under wagenlais stattgericht" bedeutete. An der östlichen Riedgasse erinnert noch heute ein alter Grenzstein an der Südseite dor Straße an diese alte Burgfriedensgrenze.
INNSBRUCK INI ORMIURT - NOVHMm-k 1W7