INNSBR Stadtarchiv: Die Innsbrucker Schützen Zum 200-Jahr-Gedenken an Spinges Siegreich stürmte der junge General Napoleon Buonaparte seit dem Frühjahi 1796 mit der Italien - Armee der jungen französischen Republik von Sieg zu Sieg gegen die österreichischen Truppen durch die damals noch vom Hause Habsburg-Lothringen beherrschte Lombardei ostwärts. BuonaVon Stadtarchivdirektor Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye parte verfolgte zwei Ziele: einerseits einen Vorstoß in Richtung Wien und andererseits eine Verbindung seiner Südarmee mit der vom Rheinland her vorrückenden französischen Nordarmee. Letzteres aber war nur durch Tirol möglich und bedeutete Krieg! Der Aggression der damaligen religionsfeindlichen Revolutionstruppen konnte Tirol seine mehrhundertjährige Erfahrung in der Verteidigung des eigenen Landes, verbunden mit tiefem Gottvertrauen, entgegenstellen. Bemerkenswerterweise brachte die Konfrontation beider Kräfte der siegreichen französischen Italien-Armee bzw. Abteilungen derselben empfindliche Niederlagen, im November 1 796 nördlich von Trient, am 2.April 1797 in Spinges! Anführer der Tiroler Landesverteidiger in Spinges war der Innsbrucker Advokat Dr. Philipp von Wörndle vom Landeshauptschießstand in Innsbruck ( gest. 1819 in Linz ). An ihn erinnert eine entsprechende Inschrift an dem aus Anlaß des heurigen Spinges-Gedenkens über Initiative des Stadtarchivs restaurierten v.Wörndle'schen Grabstein bei der Alten Höttinger Kirche. Grundsätzlich bildete jede mittelalterliche Stadt bzw. ihre Bürger eine Wehrgemeinschaft im Dienste ihres fürstlichen Stadtherren (In Innsbruck nachweisbar seit 1296). Diese über die Verteidigung der eigenen Stadt hinausgehende Verpflichtung erhielt landesweit ihre verfassungsmäßige Grundlage durch das bekannte maximilianische Landlibell von 1511 bzw. durch die darin enthaltene Landesverteidigungsordnung für Tirol. Diese sah einerseits die allgemeine Wehrpflicht für alle waffenfähigen Männer dos Lan-
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des vor und bedingte andererseits die Existenz von Schießständen in den einzelnen „Gerichten" bzw Gerichtsbezirken. Dementsprechend bestand im Stadtgericht Innsbruck - abgesehen von anderen Standorten - nachweisbar seit 1536 bzw. bis 1888 der von Erzherzog Ferdinand Karl 1653 zur „Hauptschießstatt" erklärte Landeshauptschießstand in Mariahilf ( an der Stelle der heutigen Wohnanlage „Mariahilfpark"), der 1893 in die Arzler Au und 1970/71 zum Eggenwald oberhalb
Schütze mit der 1969 durch Brand zerstörten Spingeser Fahne der Höttinger Schützen. Nach einem Aquarell von Thomas Walch 1908. Foto: Doz. Hye.
von Arzl verlegt worden ist. Nur eine Episode bildete der 1885 errichtete Schießstand im Saggen, wo bereits 1574 ein fürstliches „Stachelschießen" stattgefunden hatte. Der Schießstand des Landgerichtes Sonnenburg, wozu Hotting, Vill und Igls gehörten, hatte ähnlich wie jener der heutigen Schützengilde - seinen Standort an der danach benannten Schießstandgasse in Hötting. Der Schießstand des klösterlichen Hofmarkgerichtes Wüten befand sich anfangs in Mentlberg und wurde 1849 zum ehemaligen Gasthof „Neuhaus" ( Leopoldstraße Nr. 42 ) verlegt. Der Schießstand dos Prop-
steigerichtes Amras lag in Aldrans, während Arzl und Mühlau dem Schießstand des Landgerichtes Thaur angehörten, jedoch 1847 auch einen Mühlauer Privatschießstand beim Gasthof Koreth erhielten. Bei diesen Schießständen konnten nun nicht nur alle Angehörigen des Gerichtsaufgebotes oder Landsturms der betreffenden Gerichte bzw. der „Landmiliz", auch genannt „Milizioten", ihre nötigen Schießübungen absolvieren, vielmehr konnten sich dort besonders engagierte Schützen als Mitglieder bzw. Standschützen einschreiben bzw.„einrollieren" lassen. Sie bildeten im Ernstfall bis 1918 die von feindlichen Aggressoren meistgefürchteten Scharfschützen. Spätestens seit der 1 .Hälfte des 19. Jahrhunderts kleideten sich die einzelnen Landsturm- und Standschützenkompagnien in unterschiedliche Trachten, wovon die Wiltener Rotjacken, die braune Tracht der Amraser und die von den Arzlern getragene blaue Speckbachertracht im ehemaligen Landgericht Thaur die bekanntesten sind. Die an sich bis 1904 zu Amras gehörenden Pradler Schützen trugen schon im 19. Jahrhundert die graue Zillertaler Tracht ( von der k.k.Statthalterei bestätigt 1884 ). Die Mühlauer nahmen 1927 die Burggräfler Tracht an, um deren damals in Südtirol gefährdeten Fortbestand zu sichern. Die 1971 wiedergegründete Stadtschützenkompagnie St.Nikolaus - Mariahilf trägt grüne Joppen. Mannschaftsmäßige Nennungen der Gerichtsaufgebote liegen für die Gerichte Innsbruck, Amras, Sonnenburg und Thaur seit 1605, für Wüten seit 1610, Namenslisten für Wüten seit 1622, für Hötting, Igls und Vill seit 1647 vor. Zu den gonannton alten Kompacjnion kamen in den neuen Stadtteilen Jone vom „Alten Schießstand" ( O - Dorf, 1970 ), in dor Reichenau ( 1973 ) und in Allerheiligen ( 1989 ) hinzu. Alk; olt gemeinsam bilden heute das Schützenbataillon Innsbruck-Stadt. - Dauer der Ausstellung im Stadtarchiv, Badgasse 2 ( Altstadt ): 15. April bis 26. September.
INNSBRUCK INFORMIERT - APRIL 1997