UNIVERSITÄTSSTADT INNSBRUCK
Zehn Jahre Technische Fakultät 1969 erhielt die Universität Innsbruck eine fünfte Fakultät - Derzeit 1059 Technik-Studenten (Gr) Vor zehn Jahren hat die Fakultät für Bauingenieurwesen und Architektur an der Innsbrucker Leopold-Franzens-Universität ihren Lehrbetrieb aufgenommen - ein Anlaß, dem am 19. Oktober im Rahmen einer akademischen Feier Rechnung getragen wird. Zehn Jahre sind ein kurzer Zeitraum in der an Fakten reichen Geschichte unserer Universität. Wenn es aber darum geht, eine Pioniertat nicht nur Im Bereich des österreichischen Universitätswesens, sondern auch weit darüber hinaus zu würdigen, wie im vorliegenden Fall, und wenn man nach zehn Jahren von einem gelungenen Start und großen Erwartungen für die Zukunft sprechen kann, dann ist dies ohne Frage ein überaus erfreulicher Anlaß. Was vor zehn Jahren geschah, hat eine längere Vorgeschichte: Schon vor mehr als hundert Jahren war an österreichische Universitäten der Wunsch herangetragen worden, die technischen Wissenschaften den Philosophischen Fakultäten einzugliedern oder eigene Technische Fakultäten innerhalb dieser Universitäten zu gründen. Damals war die Zeit dafür offenbar nicht reif, und so entstanden eigene Technische Hochschulen. In Innsbruck aber hatte vor zehn Jahren
zum ersten Mal in Osterreich eine Universität mit der Einrichtung der traditionellen vier Fakultäten gebrochen und sich eine fünfte Fakultät für technische Wissenschaften angegliedert. An ihr ist das Vollstudium für Bauingenieurwesen und Architektur sowie ein Studium des Vermessungswesens bis zur ersten Diplomprüfung möglich. Ein am 15. Juli 1966 vom österreichischen Nationalrat verabschiedetes Bundesgesetz hat dafür die Voraussetzungen geschaffen, am
Aus dem Leben der Fakultät Die Fakultät für Bauingenieurwesen und Architektur begann, wie einem Bericht des Dekans Univ.Prof. Arch. Dipl.-Ing. R. Henschker zu entnehmen ist, im Wintersemester 1969/70 ihren Lehrbetrieb mit einer Gesamthörerzahl von 166. Der in Deutschland bestehende Numerus clausus und die an der Fakultät bei der Aufnahme des Lehrbetriebes gegebene geringe Zahl der zugeteilten Assistenten haben es notwendig erscheinen lassen, für ausländische Aufnahmebewerber ebenfalls eine Aufnahmebeschränkung einzuführen. Trotzdem war der Zustrom überaus stark, so daß eine weitere Einschränkung für die Aufnahme vorgenommen werden mußte. Zur Zeit studieren an der Fakultät 1059 Studenten, davon 563 Architektur, 420 Bauingenieurwesen, 41 Wirtschaftsingenieurwesen-Bauwesen und 35 Vermessungswesen. 802 der Studierenden sind Inländer. Die ausländischen Studierenden kommen in erster Linie aus der Bundesrepublik Deutschland, dann folgen Griechen, Türken, Perser sowie Vertreter verschiedener westeuropäischer Staaten bis Finnland und Norwegen. Die Hörer aus Südtirol, Liechtenstein und Luxemburg werden wie Inländer aufgenommen.
wurden verfaßt, davon 17 von Universitätsassistenten der Fakultät. Ein Ehrendoktorat wurde an den Architekten Professor Dr. Clemens Holzmeister anläßlich seines 85. Geburtstages verliehen. Fünf Universitätsassistenten haben eine Dozentur erreicht, drei weitere Habilitationsverfahren sind im Gange.
25. Februar 1969 konstituierte sich die neue Fakultät unter dem Vorsitz des damaligen Rektors Univ.-Prof. DDr. Theodor Wense und am 3. November desselben Jahres konnte programmgemäß mit einer Antrittsvorlesung des Dekans Univ.-Prof. DDr. Fritz Chmelka der Lehrbetrieb aufgenommen werden. Die feierliche Eröffnung der Fakultät fand jedoch erst am 1. Juni 1970 im Rahmen der 300-Jahr-Feier der Universität Innsbruck statt. Für die Stadt Innsbruck brachte die Errichtung der Technischen Fakultät einen besonderen Bezug zur Universität, der die gegenseitige Verbundenheit und das Miteinander von Stadt und Universität vertiefte und auf ein neues Fundament stellte. Um die Technische Fakultät zu ermöglichen, haben sich das Land Tirol, die Stadt Innsbruck sowie die Tiroler Industrie und Wirtschaft bereit erklärt, zu gleichen Teilen die Kosten für die neu zu errichtenden Gebäude der Fakultät zu übernehmen, die mit 300 Millionen Schilling veranschlagt wurden. So hat Bürgermeister Dr. Lugger dem Innsbrucker Gemeinderat in seiner Sitzung vom 29. Juli 1965 das Anliegen vorgetragen und den Antrag gestellt, zur Deckung der Baukosten der Technischen Fakultät seitens der Stadt Innsbruck einen Betrag von 100 Millionen Schilling zur Verfügung zu stellen. Der Antrag wurde vom Gemeinderat einstimmig ange-
nommen, wobei auch Vizebürgermeister Obenfeldner in der vorangegangenen Diskussion das Vorhaben begrüßt und auf zusätzliche Leistungen der Stadt, etwa in der Aufschließung des Baugeländes, hingewiesen hatte. Da die Stadtgemeinde den Betrag zum allergrößten Teil durch Darlehen aufbringen mußte, schlägt sich diese Finanzhilfe letzten Endes mit nahezu 138 Millionen Schilling zu Buche. Wenn der Bürgermeister damals große Erwartungen daran knüpfte, daß sich die Technik, die sich bisher in hohem Maße „abseits" des übrigen akademischen Lebens entfaltet habe, nunmehr auf den Weg mache, um in die volle Harmonie eines umfassenden Welt- und Menschenbildes zurückzukehren, zugleich aber in wissenschaftlicher wie in praktischer Hinsicht neue Wege zu erschließen, so darf heute zweifellos festgestellt werden, daß in den vergangenen zehn Jahren bereits Beachtliches dazu geleistet wurde. Nicht zuletzt waren es gerade Institute dieser Fakultät, die zur Bewältigung aktueller Aufgabenstellungen im städtischen Bereich wertvolle Entscheidungshilfen zur Verfügung gestellt haben. Die Öffentlichkeit wurde davon auch entsprechend unterrichtet, „Tage der offenen Tür", Pressekonferenzen, Ausstellungen und wissenschaftliche Tagungen haben ein übriges dazu beigetragen, daß die Beziehungen zwischen Technischer Fakultät und Bevölkerung lebendiger wurden und die Kongreßstadt Innsbruck auch durch die fünfte Fakultät ihrer Universität zusätzliche Impulse erfuhr. (Foto: Murauer)
Bisher haben 261 Studierende das Studium an der Fakultät abgeschlossen; davon 162 Architekten, 94 Bauingenieure und 5 Studierende des Bauwirtschaftsingenieurwesen-Bauwesen. 30 Dissertationen Innsbruck - Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt - Jahrgang 1979/Nr. 10
Seite 5