Amtsblatt Innsbruck

Page 14

Das alte Regierungsgebäude V o m V o r s t a n d d e s S t a d t a r c h i v s , Dr. F r a n z - H e i n z H y e Im Rahmen der Kennzeichnung historisch bedeutsamer Bauten in Innsbruck wird dieser Tage auch am alten Regierungsgebäude (Herzog-Friedrich-Str. 3) eine entsprechende Hinweistafel angebracht. Im Zusammenhang mit den hiefür nötigen Nachforschungen konnten auch einige nicht unbedeutende Ergänzungen zur Geschichte dieses Hauses gewonnen werden. So zeigte sich, daß der westliche, an die „ O t t o b u r g " angrenzende Hausteil dieses eigentlich aus zwei Häusern bestehenden Gebäudes in seinem längs der HerzogOtto-Straße stehenden „hinteren Stock" schon im 16. Jahrhundert (sicher vor 1564) einen Saal in sich barg, der über einen „ G a n g " vom Hauptgebäude aus erreicht werden konnte. O b es sich bei diesem „Sal" um den nun prächtig restaurierten, zweischiffigen Pfeilersaal im ersten Obergeschoß dieses Stöcklgebäudes oder um den im Jahre 1645 mit einer barocken Kassettendecke versehenen, darüber befindlichen „Claudiasaal" handelte, ist ungewiß. Zwischen dem Hauptgebäude und dem hinteren „aufgemaurtten Stockh" mit dem Saal befanden sich in zwei Zwingern zu ebener Erde ein gemauertes Badhäusl mit „Päd und Abziechstuben", also mit Bade- und Umkleidezimmer, weiters ein in gleicher Weise erbautes Brunnenhaus mit Trinkwasserbrunnen und Fischbehälter sowie ein kleiner Garten. Der im zweiten Stockwerk noch erhaltene, allerdings stark entstellte spätgotische Kapellenraum (als Kapelle gesperrt und entweiht 1787), von dem ein gleichaltriges Portal in

einen nördlich anschließenden Raum, vermutlich die frühere Sakristei, führt, läßt annehmen, daß ein Teil des Verbindungstraktes zwischen Haupt- und Stöcktgebäude schon im 16. Jahrhundert bestanden hat: Sowohl der Kapellen- wie auch der genannte Nebenraum befinden sich nämlich im Bereich dieses Verbindungstraktes. Mit dem somit beschriebenen Baubestand kam dieses urkundlich bis gegen 1400 zurückverfolgbare Haus durch Kaufvertrag vom 11. November 1569 endgültig in landesfürstlichen Besitz, wurde sogleich als Amtsgebäude für die oberösterreichische (= oö.), d. h., tirolische Regierung eingerichtet und endlich am 27. Juli 1621 durch Zukauf des östlich anschließenden Hauses um drei Laubenbögen erweitert. Ihre heutige Form erhielt die der Herzog-Friedrich-Straße zugewandte Südfront dieses Gebäudes in den Jahren 1690 bis 1692, und zwar durch den bekannten Innsbrucker Hofkammer-Baumeister Johann Martin G u m p p. Wenn diesbezüglich noch vor kurzem Klage darüber geführt wurde, daß es „einen urkundlichen Beleg für Gumpps Tätigkeit beim Umbau des Regierungsgebäudes leider nicht gibt", so kann dieser Kummer nunmehr als beseitigt gelten. Das oö. Hofkammerraitbuch von 1692, fol. 285, berichtet darüber nämlich wörtlich, daß Herzog Karl von Lothringen als Statthalter von Tirol noch kurz vor seinem Tode (1690) verordnet habe, „daß die durch den Anno 1689 entstandenen grossen Erdpiden ganz ruinierte oö. Regimentsbehaußung dem von Martin G u m p p e n , oö. Hofcamer-Paumaistern, gemachten M o d e l l nach thai Is von neuen erpaut, thails aber widerumben repariert werden solle." Dieser Anordnung gemäß wurde der Wiederaufbau in der Zeit vom 1. Mai 1690 bis zum 1. Februar 1692 durchgeführt. Die hierauf im genannten Raitbuch vorgenommene Schlußabrechnung über dieses Unternehmen beziffert die Gesamtkosten desselben mit der respektablen Summe von 18.922 Gulden 55 Kreuzern.

Das alte Regierungsgebäude, O r i g . ö l von unbekanntem Meister, 1762. In de Mitte: Gasthof „Goldener A d l e r " ; rechts: ehem. städt. „Ballhaus" zur N i e d e r l a g e d e r W a r e n b a l l e n ; in G iebelhöhe die weit vorragenden hölzernen Dachtraufen. (Foto: Margarete Hye.)

>pnjqsuu| 0209

)HJD)sods6D|j3A

>j3njqsuu| i M o s ß u n u i a i p s j g

q q d

Das auf diese Weise prächtig renovierte und modernisierte Gebäude beherbergte dann noch etwa 90 Jahre lang die oö. Regierung (ab 1763 Gubernium genannt) in ihren Mauern, bis diese Behörde in das im Jahre 1776 von der Universität geräumte und seither als neues Regierungsgebäude benützte Haus in der Herrengasse übersiedelt ist. Nachdem dann im Jahre 1787 schließlich auch die altehrwürdige Hauskapelle gesperrt und ausgeräumt worden war, blieb unserem Hause von seiner Vergangenheit nur noch der Name „Altes Regierungsgebäude".


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.