LEIDEN IN FRIEDEN VERWANDELN
Ich las, dass in Griechenland ein stoischer Philosoph sagte, als er vom Tod seines Sohnes hörte: "Ich wusste, dass er nicht unsterblich war." Ist das Hingabe? Wenn ja, dann will ich das nicht. Es gibt Situationen, in denen Hingabe unnatürlich und unmenschlich erscheint. Von deinen Gefühlen abgeschnitten zu sein ist keine Hingabe. Aber wir wissen nicht, was sein innerer Zustand war, als er diese Worte sprach. In bestimmten Extremsituationen mag es immer noch unmöglich für dich sein, das Jetzt zu akzeptieren. Aber du erhältst immer eine zweite Chance zur Hingabe. Deine erste Chance ist es, dich jeden Moment der Realität eben dieses Moments hinzugeben. Im Wissen, dass das, was ist, nicht ungeschehen gemacht werden kann - denn es ist ja schon -, sagst du ja dazu oder akzeptierst, dass etwas fehlt. Dann tust du, was du zu tun hast, was immer die Situation erfordert. Wenn du in diesem Zustand von Hinnahme verweilst, dann erschaffst du keine Negativität mehr, kein Leiden, kein Unglück. Dann lebst du in einem Zustand von Widerstandslosigkeit, Gnade und Leichtigkeit, frei von Kampf. Wann immer du unfähig bist, das zu tun, wann immer du diese Chance verpasst - entweder weil du nicht genug bewusste Gegenwärtigkeit herstellst, um das Auftauchen von gewohnten und unbewussten Widerstandsmustern zu verhindern, oder weil die Umstände so extrem sind, dass sie dir absolut unannehmbar erscheinen -, dann erschaffst du Schmerz und Leiden in irgendeiner Form. Es mag aussehen, als würde die Situation das Leiden erschaffen, aber letztlich ist es nicht so - dein Widerstand tut es. -292-