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Lohnt sich der Plattformbetrieb via Satellit für werbefinanziertes HD-Fernsehen?
from Emcab | Cable!Vision
by Incab Global
Keine Konkurrenz, aber auch kein Wachstum
Selbst der Platzhirsch erhoffte sich durch den Markteintritt neuer Wettbewerber einen Aufschwung für den gesamten Markt. Letztendlich ist er jedoch wieder allein auf weiter Flur …
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Die Rede ist von HD+ und dessen ehemalige Konkurrenten Diveo und Freenet TV Sat. Alle drei sehen bzw. sahen angesichts der Zahl an Haushalten, die über Satellit die Programme der werbefinanzierten Privatsender noch in SD-Auflösung schauen, großes Potenzial für ihre Angebote. Doch richtig durchstarten konnte bislang keiner von ihnen – im Gegenteil: Diveo und Freenet TV Sat sind bereits wieder von der Bildfläche verschwunden. Das Geschäft mit einer Sat-Plattform für werbefinanziertes Privatfernsehen in HD scheint schwer zu sein. Lohnt es sich denn überhaupt?
Qualität und Kraft
Dass für den HD-Empfang via Satellit Potenzial vorhanden ist, ist nicht von der Hand zu weisen. Laut Digitalisierungsbericht Video 2019 der Landesmedienanstalten schauen 14,6 Millionen der 17,3 Millionen deutschen Satellitenhaushalte die Privatsender in SD-Auflösung. Nur 15,5 Prozent empfangen sie in HD. Kein Wunder also, dass die M7 Group Anfang 2018 Diveo aus der Taufe hob. Das Unterscheidungsmerkmal zu HD+ sollte die Verbindung zwischen klassischem Satellitenempfang und Streaming in Form einer hybriden MultiscreenPlattform sein. Als App für Android oder iOS konnte Diveo auch auf Smartphones und Tablets genutzt werden. Für den Fernseher musste entweder eine hybride Set-TopBox oder ein CI-Plus-Modul angeschafft werden, das dann zusammen mit der Smart-TV-App von Diveo, die auf Samsung- und LG-Fernsehern vorhanden war, interaktive Zusatzfunktionen wie Timeshift, Video-on-Demand
© HD PLUS GmbH/TVNOW/Sebastian Drüen
Durch die Integration in TV-Geräte über die HbbTV OpApp kann HD+ auch Zusatzfunktionen wie den Neustart bereits laufender Sendungen anbieten (VoD), den erneuten Start einer bereits laufenden Sendung (Restart) und Cloud PVR zur Verfügung stellte. Darüber hinaus erhielt der Nutzer Zugriff auf über 35 Mediatheken. Auch die knapp 30 Pay-TV-Sender wurden mittels Streaming übertragen. Ende 2018 kam dann mit Insight UHD der erste Sender in ultrahochauflösenden Bildern hinzu. Gleichzeitig wurde das HD-Programmangebot aufgestockt. „Diveo macht den Zugang zu TV-Inhalten in brillanter Bildqualität einfach und komfortabel. Kunden profitieren von der Freiheit, selbst bestimmen zu können, welche TV-Inhalte wann, wo und wie konsumiert werden“, sagte Oliver Rockstein, damals Executive Vice President bei der M7 Group und zuständig für Diveo, beim Start der Plattform. Man wolle die Qualität des Satelliten und die Kraft der Digitalisierung nutzen. Diese Symbiose schien sich insbesondere in Gestalt der Smart-TVs zu verwirklichen. Nach Angaben des Branchenverbands gfu Consumer & Home Electronics steht in mehr als der Hälfte der deutschen Haushalte ein Smart-TV. Zwei Drittel der Besitzer nutzen die Verbindung ins Internet, hauptsächlich für VoD-Angebote und die Mediatheken der TV-Sender – Tendenz steigend. HD+ konnte bis dato die Nachfrage nach non-linearem TV-Konsum nicht bedienen. Diveo versuchte, in diese Lücke hineinzustoßen.
Marketing und Vertrieb
Die M7 Group schien Recht zu behalten, denn in den Folgemonaten kamen mehrere hybride Produkte auf den Markt wie etwa Sky Q oder Entertain TV Sat der Deutschen Telekom, das heute Magen
taTV Sat heißt und im Gegensatz zu Diveo noch existiert. „Wir kombinieren das Beste aus den zwei Welten Satellit und Internet für eine riesige Inhalteund Funktionsvielfalt mit höchstem Bedienkomfort“, schlug Telekom-TVChef Wolfgang Elsäßer beim Start des Angebots ähnliche Töne an wie sein Diveo-Kollege Rockstein. MagentaTV Sat beinhaltet einen Internetanschluss der Telekom. Voraussetzung für die Nutzung ist der Media Receiver 601. Und auch Media Broadcast wollte die Reichweite für das über DVB-T2 verbreitete Freenet TV erhöhen und ging im März 2018 mit Freenet TV Sat an den Start. Ähnliche, erfolgreiche Kombinationen aus terrestrischer Digitalplattform und Satellitenverbreitung gibt es im europäischen Ausland wie etwa simpliTV Sat in Österreich oder Freesat in Großbritannien. Für den Empfang von Freenet TV Sat war ebenfalls ein Receiver oder das CI-Plus-Modul notwendig. War der Receiver auch für Freenet TV Connect geeignet und mit dem Internet verbunden, erhielten die Kunden Zugriff auf weitere TV-Sender, Mediatheken und On-Demand-Dienste. Die Verantwortlichen setzten vor allem auf die Marketing- und Vertriebskraft der Freenet AG mit ihren über 600 Shops. Im Gegensatz zu Diveo musste Freenet keine neue Marke aufbauen. Kein Wachstum
Und dennoch gab es keine Rettung vor dem endgültigen Aus. Nicht für Freenet TV Sat und auch nicht für Diveo. Ende 2019 zog die M7 Group den Stecker. Diveo sei es nicht gelungen, an das Wachstum, das M7 mit seinen Angeboten im Kabel und bei IPTV erzielte, anzuknüpfen, hieß es in einer Stellungnahme des Unternehmens. Da kurz zuvor M7 von Canal+ übernommen wurde, vermuteten Brancheninsider, dass der neue Besitzer nun aufräume und Verlustbringer einstelle. Anfang 2020 verkündete Media Broadcast dann das Aus für Freenet TV Sat. Die Vermarktung wurde im Februar eingestellt, der Empfang ist noch bis Jahresende für Bestandskunden sichergestellt. Auch hier blieb das Wachstum hinter den Erwartungen zurück. Zwar veröffentlichten weder Freenet noch Diveo konkrete Abonnentenzahlen, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass die Kunden schlichtweg ausblieben. Somit war aus Sicht von HD+ wieder alles beim Alten, nur das zwei Unternehmen um die Erfahrung reicher waren, wie schwer es ist, die Zuschauer davon zu überzeugen, für werbefinanziertes Fernsehen in HD zu bezahlen. Diese Erfahrung machte auch HD+. Gab man in den Anfangsjahren noch


Freenet setzte in der Vermarktung von Freenet TV Sat mit über 600 Shops auf die eigene Marketing- und Vertriebskraft
die Zahlen derer bekannt, die sich in der Gratisphase befanden bzw. die bereits für HD+ bezahlten, nennt der Satellitenbetreiber SES seit 2016 keine Zahlen mehr. Damals kam HD+ auf rund zwei Millionen zahlende Kunden. Die jüngste Angabe hierzu stammt aus einer InvestorPräsentation von SES aus dem November 2019. Hier ist von über zwei Millionen zahlenden HD+-Kunden die Rede. In drei Jahren hatte sich also allem Anschein nach nicht viel getan.
Der Preis und SDTV
Einige Experten aus der Branche nennen den Preis als Grund dafür, warum die HD-Ableger der Privaten so wenig Zuspruch erhalten. Auf dem Symposium des Breitbandverbands ANGA im Februar 2020 antwortete wilhelm.telGeschäftsführer Theo Weirich auf die Frage, wann HD das neue SD sei, nicht ganz ernst gemeint, dass dies dann der Fall sein werde, wenn man sich nach dem Abo-Abschluss noch einen Urlaub leisten könne. Der Preis allein ist es aber nicht, denn im Kabel und über IP sehen die Nutzungszahlen von HD+ besser aus als über Satellit. Laut Digitalisierungsbericht Video 2019 empfangen 38 Prozent der deutschen Kabelhaushalte werbefinanziertes Privatfernsehen in HD. Über IPTV und digitale Antenne sind es sogar 50,6 bzw. 52,5 Prozent. Dass gerade die Terrestrik hierbei der Primus ist, mag daran liegen, dass es sich über DVB-T2 um ein reines HDTVProgrammangebot handelt. Im Kabel und Internet sowie über Satellit werden die Privatsender auch noch in SD-Auflösung verbreitet.
Bildqualität und Programmerfolg
Und das wird sich auch so schnell nicht ändern. Die Mediengruppe RTL Deutschland und die ProSiebenSat.1 Media SE verlängerten unlängst ihre Verträge für die SD-Ausstrahlung ihrer Programme mit SES bis 2024. Den Sendergruppen geht es vor allem um die Reichweite. „Der Satellit ist Leistungsträger, die Dampfmaschine, die uns Reichweite generiert und als solche enorm wertvoll“, sagte Andre Prahl, Bereichsleiter Programmverbreitung bei der Mediengruppe RTL Deutschland, auf dem ANGA-Symposium. Da auch ARD und ZDF weiter auf SD via Satellit setzen, werden die Privatsender nichts unternehmen, was die Reichweite schmälern könnte, selbst wenn 2022 die Auflage des Bundeskartellamts ausläuft,
© ANGA

Andre Prahl, Bereichsleiter Programmverbreitung bei der Mediengruppe RTL Deutschland, ist mit dem Geschäftsmodell der verschlüsselten HD-Verbreitung zufrieden, da inzwischen jeder dritte Haushalt dafür zahle nach der RTL und ProSiebenSat.1 ihre Hauptprogramme bis dato unverschlüsselt verbreiten müssen. Ein möglicher positiver Effekt für HD+ durch eine etwaige Einstellung der SD-Verbreitung wird also weiter auf sich warten lassen. Ohnehin ist Prahl mit der Entwicklung zufrieden: „Jeder dritte Haushalt zahlt für unsere TV-Sender in HD.“ Für HD+ hat er jedoch auch eine eher bittere Erkenntnis: Eine Korrelation zwischen Bildqualität und Programmerfolg gibt es nicht. „Die Quoten sinken nicht, weil die Leute das Programm in SD schauen“, sagte Prahl auf dem Symposium in Berlin. Hinzu kommt, dass aufgrund der technischen Leistungsfähigkeit heutiger Fernseher und Set-Top-Boxen viele Konsumenten das hochskalierte SD- für ein HD-Bild halten. Hier muss HD+ die Kommunikationsmaschine anwerfen, um dem Konsumenten zu verdeutlichen, dass es Besseres gibt als ein hochskaliertes SD-Bild.
Per Knopfdruck aktiviert
Dass die Programme der Privaten weiterhin unverschlüsselt in SD ausgestrahlt werden, spielt HD+ also nicht in die Karten. Den Preis scheint man bei SES nicht als Hemmschwelle ausgemacht zu haben, zumindest macht der Satellitenbetreiber keine Anstalten, ihn zu senken. Es sind vielmehr die technischen Hürden, die HD+ abbauen will und die auch eine Erklärung für die größere Reichweite im Kabel und über IPTV sind. Im Kabel wird HD+ im Bundle angeboten. Kabelhaushalte, die sich für Pay-TV entscheiden, nehmen in der Regel auch HD+. Das Angebot ist quasi per Knopfdruck aktiviert. Nicht so für den Satellitenhaushalt. Der ist es zwar gewohnt, für den TV-Empfang eine Set-Top-Box zu verwenden, aber niemand stellt sich ins Wohnzimmer einen zweiten Empfänger. Diese Erkenntnis mussten vor HD+ schon andere machen – Stichwort Arena. Die andere Option ist das CI-Plus-Modul für den Empfang von HD+. Zwischenzeitlich gab es für Samsung-Fernseher auch den HD+ TVkey, einen USB-Stick, mit dem sich die HD+-Programme freischalten ließen. Aber all das ist mit einem Gang ins Geschäft verbunden. Den Komfort wie im Kabel oder Inter
net konnte HD+ bislang über Satellit nicht bieten.
In Fernseher integriert
Bislang! Denn die sogenannte Operator App (OpApp) im Standard Hybrid Broadcast Broadband TV (HbbTV) ist quasi eine virtuelle Set-Top-Box, über die Plattformbetreiber ihre Angebote im angestammten Look and Feel auf TV-Geräte verschiedener Hersteller bringen können. HD+ nutzt die HbbTV OpApp auf den jüngsten UHD-TV-Modellen von Panasonic und Samsung sowie seit September 2020 auch auf ausgewählten UHDFernsehern von Vestel. Zu dem Hersteller gehören die Marken Toshiba, Telefunken, JVC, Hitachi, Techwood, ok., Kendo, Hanseatic und Dual. Durch die Integration über die HbbTV OpApp direkt in Fernsehgeräte wird auch HD+ zu einer hybriden Plattform und kann neue Funktionen anbieten, wie den Neustart ausgewählter Sendungen, inzwischen ist dies auch bei Programmen der Mediengruppe RTL Deutschland möglich, den Zugriff auf Mediatheken und einen interaktiven TV-Guide mit individualisierbaren Suchmustern für linear und non-linear ausgestrahlte Sendungen. Durch die Kooperationen mit Vestel, Samsung und Panasonic wird nach Angaben von HD+ künftig über die Hälfte der UHD-Fernseher in Deutschland mit HD+ an Bord verkauft werden. Von der Erhöhung der technischen Reichweite verspricht sich der Plattformbetreiber einen Schub bei den Abo-Zahlen. Als einzig verbliebene Sat-Plattform, die die werbefinanzierten Privatsendern in HDTV anbietet, muss sich HD+ jedenfalls keine Gedanken mehr um potenzielle Wettbewerber machen. Das Beispiel von Diveo und Freenet TV Sat dürfte Abschreckung genug sein. (MH) n
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© Diveo Diveo war auch als App auf Smartphones und Tablets verfügbar. Der Multiscreen-Ansatz verhalf jedoch nicht zum Erfolg. Das Angebot wurde Ende 2019 eingestellt.
