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Breitbandausbau bei M-net: „Kooperationen sind es senzieller Bestandteil unserer Unternehmensstrategie

Breitbandausbau bei M-net

„Kooperationen sind essenzieller Bestandteil unserer Unternehmensstrategie“

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Als Unternehmen mit kommunalen Gesellschaftern setzt M-net beim Glasfaserausbau auf Kooperationen und vermarktet die Netze in Wholesale-Kooperationen. Technologisch wartete der bayerische Telekommunikationsanbieter in diesem Jahr mit Neuheiten auf.

Im Interview beschreibt Hans-Jürgen Merz, Bereichsleiter für Strategie und Unternehmensentwicklung sowie Expansion bei M-net, die Vorteile von Kooperationen und Open Access und aktuelle Ausbauprojekte. Er stellt außerdem die neuesten technologischen Entwicklungen bei M-net vor, wie den Einsatz des G.fast-Frequenzbands 212 MHz und die gesteigerte Transportkapazität im Kernnetz Bayernring.

Cable!vision Europe: Welche Bedeutung hat der geförderte Breitbandausbaus für M-net? Wie beurteilen Sie die Wirksamkeit der neuen bayerischen Gigabitrichtlinie? Hans-Jürgen Merz: Besonders im ländlichen Bereich ist der Breitbandausbau sehr aufwändig und kaum flächendeckend ohne die Unterstützung durch Förderprogramme wirtschaftlich darstellbar. Wir begrüßen daher die Initiative der Bayerischen Regierung und die bayerische Gigabitrichtlinie. Unser Ziel ist es, auch außerhalb der großen Städte Glasfaser in die Häuser und möglichst bis in die Wohnungen zu bringen, denn darin sehen wir eine wichtige Grundlage für die Zukunftsfähigkeit von Bayern und ganz Deutschland. Neben einer gezielten Förderung durch die öffentliche Hand und einer möglichst effizienten Verlegung der Infrastruktur wird bei neuen Ausbaumaßnahmen aber auch die Steigerung der Netzauslastung durch Kooperationen mehrerer Netzbetreiber entscheidend sein, um dieses Ziel wirtschaftlich sinnvoll zu erreichen. Deshalb setzen wir ganz klar auf Kooperationen mit Infrastrukturpartnern, anderen Netzbetreibern und Kommunen, die aus unserer Sicht der ideale Träger für den Aufbau der passiven Glasfaserinfrastruktur sind. M-net arbeitet beim Glasfaserausbau mit Stadtwerken zusammen, z. B. mit den Stadtwerken Augsburg. Gehört eine Zusammenarbeit mit lokalen und regio

Der Bayernring ist das glasfaserbasierte Kernnetz von M-net und erstreckt sich über 1.200 Kilometer. Der Südwestring soll bis Ende des Jahres in Betrieb genommen werden.

nalen Anbietern zur Strategie von M-net? Gibt es weitere Beispiele? M-net ist ein Unternehmen mit insgesamt sechs kommunalen Gesellschaftern, allesamt regionale Energieversorger aus Bayern. Größter Gesellschafter mit einem Anteil von über 60 Prozent sind die Stadtwerke München (SWM), weitere sind die Stadtwerke in Augsburg (swa), Kempten (AÜW), Nürnberg (N-Ergie), Fürth (infra fürth) und Erlangen (ESTW). Die Kooperation beim Netzausbau mit den eigenen Muttergesellschaften, aber auch mit zahlreichen weiteren regionalen Ausbaupartnern in den ländlichen Bereichen jenseits dieser Ballungsräume, ist essenzieller Bestandteil unserer Unternehmensstrategie.

„Das größte und bedeutendste Ausbauprojekt ist derzeit die schon seit 2010 laufende Glasfasererschließung von München.“

Das größte und bedeutendste Ausbauprojekt ist derzeit die schon seit 2010 laufende Glasfasererschließung von München. Allein im Geschäftsjahr 2019 wurden gemeinsam mit den SWM 52.000 Haushalte in der Landeshauptstadt per Glasfaser erschlossen. Bis zum Abschluss des Projekts im kommenden Jahr werden rund 630.000 Wohnungen und Büros, und somit rund zwei Drittel aller privaten und gewerblichen Haushalte, durch die SWM und M-net mit einem Glasfaseranschluss erschlossen sein. In den Ausbau des Münchner Glasfasernetzes

Hans-Jürgen Merz ist Bereichsleiter für Strategie und Unternehmensentwicklung sowie Expansion bei M-net investieren die beiden Unternehmen von 2010 bis 2021 insgesamt mehr als 500 Millionen Euro.

Wie sieht die Arbeitsteilung bei diesen Kooperationen aus? Entstehen OpenAccess-Netze, die auch anderen Diensteanbietern zur Verfügung stehen? In der Regel bauen und betreiben unsere Ausbaupartner die passive Infrastruktur, sie verlegen also die Glasfaserleitungen. M-net errichtet und betreibt anschließend die aktiven technischen Komponenten, gestaltet die Kundenangebote, übernimmt den Service und alle weiteren endkundenrelevanten Dienste. Als Anbieter aus der Region für die Region bekennt sich M-net klar zu einem Open Access: Nach diesem Modell besorgt M-net den Aufbau der aktiven Netzinfrastruktur und betreibt das Netz mit Telekommunikationsdiensten. Gleichzeitig steht die Infrastruktur durch Wholesale-Kooperationen auch für die Versorgung von Kunden anderer Anbieter zur Verfügung. Indem das Netz für die Vermarktung durch mehrere Anbieter geöffnet wird, lassen sich in Summe deutlich höhere Marktanteile erzielen – und deutlich mehr Nutzer tragen dazu bei, den Netzausbau zu refinanzieren. Auf diese Weise entstehen am Ende eine größere Anbieter- und Produktvielfalt für die Kunden, größere Vermarktungschancen für die einzelnen Anbieter und höhere Erträge für den Eigentümer des passiven Netzes – also ein Win-Win-Win für alle Beteiligten. Und nicht zuletzt trägt es

© M-net volkswirtschaftlich dazu bei, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln sinnvoll zu haushalten – denn nichts ist unnötiger und ineffizienter als der Überbau einer bestehenden Glasfaserinfrastruktur.

„Nichts ist unnötiger und ineffizienter als der Überbau einer bestehenden Glasfaserinfrastruktur“

Setzt M-net beim Glasfaserausbau stärker auf FTTB oder FTTH? Der Fokus aller unserer aktuellen und künftigen Ausbaumaßnahmen liegt ganz klar auf FTTH. Als Zwischenschritt wurde in der Vergangenheit zunächst der FTTB-Ausbau vorangetrieben. Langfristig ist aus unserer Sicht FTTH jedoch der einzig sinnvolle Weg, um hohe und stabile Bandbreiten ohne technisch und regulatorisch bedingte Verluste auf den letzten Metern der Kupferleitungen im Haus zur Verfügung zu stellen. M-net unterstützt Gebäudeeigentümer bei der Umsetzung von FTTH-Lösungen und der Errichtung der dazu nötigen Glasfaser-Inhausverkabelung. Insbesondere beim Neubau sowie im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen ist es heute eigentlich ein Muss, auch eine Aufrüstung der letzten Meile mit Glasfaser vorzunehmen, um die Immobilie langfristig zukunftssicher zu machen. Viele Eigentümer entscheiden sich inzwischen aber auch aktiv für eine Installation von Glasfaser bis in die Wohnung.

Derzeit bietet M-net über FTTB Anschlüsse bis zu 300 Mbit/s. Im Laufe des Jahres 2020 soll bei M-net die Einführung der neuesten Technologie erfolgen, die bis zu 1 Gbit/s übertragen kann. Können Sie dazu schon Näheres sagen? Bei der hier angesprochenen neusten FTTB-Technologie handelt es sich um den Einsatz des G.fast-Frequenzbands 212 MHz. M-net ist der erste Internetanbieter in Deutschland, der diese Technologie im Massengeschäft vermarktet. Zum Einsatz kommen optisch-elektrische Wandler (DPUs) des amerikanischen Netzwerkausrüsters Adtran. Diese ermöglichen es, über eine FTTB-Infrastruktur Internetanschlüsse mit Bandbreiten bis zu 1 Gbit/s zu realisieren. Die G.fast-212-MHz-Technologie ist bereits im Einsatz und Grundlage unse

res neuen Gigabit-Tarifportfolios, das seit Juni 2020 in unseren Glasfasergebieten in München, Augsburg und Erlangen vermarktet wird. Darüber hinaus steht das 1-Gbit/s-Angebot in unseren Netzen natürlich auch auf Basis der FTTH-Infrastruktur zur Verfügung.

Im Januar 2020 hat M-net seinen Bayernring in Betrieb genommen. Bitte erläutern Sie die Technologie, die diesem rein photonischen Netz zugrunde liegt. Der Bayernring, ein europaweit einzigartiger Glasfaserring, erstreckt sich über 1.200 Kilometer und bildet den neuen Kernbereich des Telekommunikationsnetzes von M-net. In diesem hochmodernen Quanten-Netz erfolgt die Übertragung der Daten durchgängig über Licht – ohne Umwandlung in elektrische Signale. Der Bayernring ist letztlich eine Hochgeschwindigkeits-Datenautobahn zwischen München, den weiteren bayerischen Ballungsräumen und dem weltweit größten Internetknotenpunkt DE-CIX in Frankfurt. Er besteht genau genommen aus zwei Ringen: dem nun in Betrieb genommenen Bayernring von München nach Nürnberg und dem Südwestring von München nach Frankfurt, der Bayern und Baden-Württemberg verbindet und bis Jahresende in Betrieb geht. Der Bayernring verfügt über zusätzliche Relais-Standorte in Ingolstadt und Regensburg, der Südwestring über die Relais-Stationen Augsburg, Ulm, Würzburg, Stuttgart und Karlsruhe. An den Stationen können Quanten – also Lichtsignale für die Übertragung im Netz – ausund eingekoppelt werden.

Welche Vorteile haben sich seither durch die Inbetriebnahme ergeben, z. B. bei Transportkapazität, Kosteneinsparung, Energieeffizienz? M-net nutzt für das glasfaserbasierte Quanten-Netz neueste Technologie und steigert dadurch die Transportkapazität im eigenen Netz um das Zehnfache. Nach aktuellem Stand der Technik sind Übertragungsraten von bis zu 600 Gigabit pro Sekunde auf einer einzelnen Wellenlänge des Lichts bzw. bis zu 76 Terabit pro Sekunde über eine Glasfaser möglich. Mit dieser Bandbreite könnte die gesamte Information der bayerischen Staatsbibliothek mit einem Datenvolumen von 928 Terabyte in weniger als 2 Minuten heruntergeladen werden. Gleichzeitig sinkt die Latenzzeit auf einen Wert im einstelligen Millisekundenbereich und ist damit prädestiniert für Echtzeitanwendungen jeglicher Art. Das neue Kernnetz von M-net ist nicht nur viel schneller, leistungsfähiger und zuverlässiger als zuvor. Es setzt auch neue Maßstäbe in Punkto Sicherheit. So strahlen Glasfaserkabel – anders als beispielsweise Kupferkabel – keine Signale aus und sind besonders abhörsicher. Auch haben elektromagnetische Einflüsse von außen keine negativen Auswirkungen auf den Betrieb, da nur optische Signale zur Datenübertragung zum Einsatz kommen. Zugleich ist der neue Bayernring, bei dem die neueste Generation hochmoderner Transponder des Partners Nokia zum Einsatz kommt, um ein Vielfaches energieeffizienter als die derzeitigen Verfahren im Glasfaserausbau, die noch GigabitDWDM-Knoten für die optisch-elektronische Wandlung erfordern. Am meisten kommt dieser Vorteil des Quanten-Networkings im Zugangsnetz zum Tragen: So entstehen für eine Versorgung mit effektiv 200 Mbit/s pro Haushalt über die Vectoring-Technologie für eine Stadt wie München rund 330.000 Tonnen CO2 pro Jahr mehr als bei einer Versorgung per Glasfaser in FTTH-Technologie. Da im reinen Quanten-Netz von M-net keine Umwandlung in elektrische Signale erfolgt, muss auch keine Energie für Wandler- und Verstärkerelemente auf der Strecke oder für die Kühlung von elektrischen Netzkomponenten aufgewendet werden.

Über M-net Das Versorgungsgebiet des regionalen Telekommunikationsanbieters M-net umfasst große Teile Bayerns, den Großraum Ulm und den hessischen Main-Kinzig-Kreis. Hinter M-net steht mit den Stadtwerken München und Augsburg, dem Allgäuer Überlandwerk, der N-ERGIE, infra fürth und den Erlanger Stadtwerken ein Gesellschafterkreis von Regionalversorgern. Im Portfolio sind Internet, Festnetz- und Mobiltelefonie sowie Radio und TV außerdem für Geschäftskunden Vernetzungs- und Rechenzentrumsleistungen. M-net zählt rund 490.000 Geschäfts- und Privatkundenanschlüsse, beschäftigt ca. 850 Mitarbeiter und erzielte im Geschäftsjahr 2019 einen Umsatz von rund 260 Millionen Euro. Geschäftsführer sind Nelson Killius und Dr. Hermann Rodler.

Im Vergleich zur Vectoring-Technologie ist ein FTTH-Zugangsnetz somit um den Faktor 8 bis 10 kostengünstiger und umweltfreundlicher. Zieht man zusätzlich die in Kürze fällige CO2-Steuer in Betracht, bedeutet die durchgängige Glaserfaser auch sehr signifikante Betriebskostenvorteile. Mit seinem neuen Bayernring stellt M-net somit unter Beweis, dass durch den geschickten Einsatz von modernsten Technologien Nachhaltigkeitsziele mit Kostensenkungen kombiniert werden können. (CBT) n

Die Firmenzentrale von M-net in München

© M-net

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