SLAPSHOT Nr 8 - Juni/Juli - 2013

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Andreas Meyer

ei Karrieren stoffe im Land, den EHC Rohrbach. Er liess damals jedes Jahr wunderschöne vierfarbige Kataloge für seiner erlesene Kundschaft (Missen und Bundesrats-Gattinnen) drucken. Res Meyer ist ja bei der Druckerei Schürch beschäftigt und Pedro Lüthis Offerte ist zu verlockend: Du spielst bei uns und ich lasse meine Kataloge künftig bei dir drucken.

Und plötzlich juckt es Meyer noch einmal Res Meyer produziert in der tiefsten Liga im Schnitt pro Partie 4,8 Punkte und steigt als Spielertrainer mit Rohrbach in die 3. Liga auf. Nun juckt es ihn doch noch einmal und er wechselt für zwei Saisons in die 1. Liga: Erst zu Zuchwil, dann zum SC Langenthal. Gedruckt werden die Kataloge trotzdem bei Schürchs. Im Frühjahr 1992 kehrt er zu Rohrbach zurück und feiert im Frühjahr 1993 den Aufstieg in die 2. Liga. Seine Karriere beendet er mit den Rohrbachern in der 2. Liga. Und damit steht der Rekord: Andreas Meyer hat aktiv in der NLA, in der NLB, in der 1. Liga, in der 2. Liga, in der 3. Liga und in der 4. Liga gespielt. Später hilft er 1996 mit, den EHC Rohrbach, den EHC Huttwil und den EHC Wasen-Sumiswald in einer Fusion zum EHC Napf (später Huttwil Falcons) zu machen. Mit der Überführung der 1. Mannschaft in eine AG und der ­Namensänderung auf Huttwil Falcons gibt er alle Ämter auf und ist seither Hockey-Konsument. Res Meyer kann auf eine der ganz grossen Schweizer Hockeykarrieren zurückblicken und es gibt nur einen Wermutstropfen: Er kommt verletzungsfrei durch seine ganze Karriere, durch alle Ligen und Nationalteams, durch fünf B-Weltmeisterschaften, ein Olympia-Turnier (1976), 503 Nationalliga-Partien und 64 Länderspiele. Und dann erwischt es ihn nach Karriere-Schluss bei einem internationalen Seniorenturnier in Engelberg. Er wirft sich in einen Schuss und wird im Gesicht getroffen. Nun hat er halt, wie es für ehemalige grosse HockeySpieler der Brauch ist, auch künstliche Zähne.

Der Abstieg der Tigers schmerzt Der Emmentaler gehört nicht zu den Spielern, die dazu neigen, die gute alte Zeit zu verklären. Er weiss, dass sich die Zeiten geändert haben und sagt mit keinem Wort, früher sei alles besser gewesen. Es war einfach anders. Dass seine Generation noch nicht sechsstellig verdiente, lag ganz einfach daran, dass niemand bereit war,

Geschäftsführer Andreas Meyer (59) in seinem Büro in der Druckerei Schürch in Huttwil: In den 1970er-­ Jahren war er einer der besten Verteidiger der Schweiz, an dem sich auch die grossen Stars wie SCB-Spielertrainer Paul-André Cadieux die Zähne ausbissen (Bild oben).

erwachsenen Männern so viel Geld für die Ausübung eines Spiels zu bezahlen. Aber der Mannschaftssport funktioniert halt ­immer noch nach den gleichen ewigen Gesetzen. Er weiss aus eigener Erfahrung, warum eine Mannschaft eine Meisterschaft gewinnen oder eben absteigen kann. Deshalb schmerzt ihn der Abstieg der SCL Tigers. Hinterher mag er nicht den Besserwisser spielen. Er stellt lediglich fest: «Dieser Abstieg hätte verhindert werden kön­ nen.» Langnau ist und bleibt sein Klub: «Dort wo man die Wurzeln hat, dort bleibt man verbunden. Langnau ist der Klub meines Herzens.» Und so blickt er mit Wehmut auf die Leibchen, die vor ihm liegen und jedes für eine Epoche der Langnauer

Hockeykultur steht. «Dass die Tiger nun abgestiegen sind, ist nicht die Folge eines Fehlers. Es war ein schleichender Prozess.» Die verpassten Investitionen ins Team oder das viel zu lange Zaudern und Zögern bei der Trainerentlassung. «Vor allem hat es mich sehr getroffen, dass einige Spieler nach dem Abstieg in Lausanne auf dem Eis zu Scherzen aufgelegt waren. Egal auf welcher Stufe: Ein Spieler, der mit seinem Team absteigt, hat nichts zu lachen.» So endet eine Epoche der Langnauer Hockeykultur ausgerechnet in einem der seltenen Momente wirtschaftlicher Sorglosigkeit: Im neuen Eis­ hockeytempel haben die Langnauer den rechten Glauben verloren. Zuviel Geld, zu wenig Geist. l

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