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«DIESES GEFÜHL WERDE ICH FÜR IMMER IN MIR TRAGEN»

Als 12-Jähriger kam er zum SCB – 13 Jahre später verlässt Colin Gerber den Club in Richtung Rapperswil. Er sagt zum Abschied: «Ich bin unglaublich stolz, durfte ich für Bern spielen.»

Wer «Gerber» und «SCB» hört, denkt wohl als erstes an Beat «Bidu» Gerber. Erst recht in diesem Frühling 2023, der hinter die beeindruckende Karriere des langjährigen SCB-Verteidigers den Schlusspunkt gesetzt hat.

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Und trotzdem: In den letzten Jahren galt beim SC Bern das Motto «Gut, gibt’s Gerber» – in Anlehnung an den früheren Slogan einer Käsefirma – nicht nur wegen Bidu, dem Rekordspieler, sondern eben auch wegen einem weiteren Verteidiger namens Gerber: Colin.

Colin Gerber hat in Bern ebenfalls seine Spuren hinterlassen und sich zum Prototypen eines Spielers entwickelt, der sich durch den clubeigenen Nachwuchs mit Geduld, Biss und Talent sukzessive nach oben gearbeitet und gespielt hat. Als 12-Jähriger wechselte Gerber von Burgdorf nach Bern. Sein Vater Roland war einst Goalie in der höchsten Schweizer Liga, Sohn Colin aber bevorzugte die Defensivarbeit eine Reihe weiter vorne. «Weshalb ich nicht Torhüter geworden bin, weiss ich nicht», sagt Colin Gerber. «Als ich mit Eishockey begann, stand vielleicht gerade keine Mietausrüstung für Torhüter zur Verfügung. Und mein Vater hat mich auch nie in eine Richtung gepusht.»

Gerber durchlief fortan die Nachwuchsstufen bei SCB Future, gewann in der Kategorie U17 sowohl 2014 als auch 2015 den Meistertitel und durfte im Fol- gejahr auch mit der Berner U20 die Meisterschaft feiern. In der Saison 2017/18 erhielt Gerber mit noch nicht einmal 20 Jahren die ersten Einsätze im Fanionteam, bestritt den Grossteil der Spielzeit aber beim SC Langenthal. Schliesslich diente ihm die zweithöchste Liga auch 2018/19 als Durchlauferhitzer: Gerber erhielt in Olten Eiszeit und Verantwortung und kam beim SCB in 13 Qualifikationsspielen zum Zug.

Der Hühnerhaut-Moment

Nach dem Playoff-Aus der Oltner kehrte Gerber zum SCB zurück – und wurde von Trainer Kari Jalonen im Playoff-Final gegen Zug prompt ins kalte Wasser geworfen. Er kam an der Seite von Ramon Untersander zum Einsatz – und durfte zum Abschluss seiner ersten Playoffs auf höchster Stufe erneut einen Meisterkübel stemmen. «Zuerst die Erfolge bei den Junioren, danach zum Einstieg gleich der Titel auf oberster Stufe: Besser kannst du dir das nicht erträumen», sagt Colin Gerber. Dann rückt er die Mütze zurecht, blickt zu seinem leeren Garderobenspind und sagt: «Ich habe wirklich bis ins Innerste daran geglaubt, dass wir mit Bern auch diese Playoffs 2023 rocken werden.» Es wäre ein Abschied mit Ausrufezeichen gewesen, denn nach 13 Jahren beim SCB zieht Gerber nun weiter, nach Rapperswil. Wenn Gerber sagt, es seien «grosso modo erfolgreiche Jahre» in Bern gewesen, dann denkt er nicht nur an die er-

Beim SCB von 2017 bis 2023

227 Spiele

5 Tore, 20 Assists, 25 Punkte Schweizer Meister 2018 / 19 Cupsieger 2021 wähnten Titel, sondern entschwindet auch in die nähere Vergangenheit, regelmässige sportliche Rückschläge inklusive. Umso stärker hatte er sich einen erfolgreichen Abschluss seiner SCBZeit erhofft.

Ein einschneidender Moment war in den vergangenen Wochen die dritte PrePlayoff-Partie gegen Kloten, als bei Colin Gerber vor dem Spiel ganz kurz der Gedanke aufkam, es könnte sich um das letzte Spiel im SCB-Dress handeln. «Hey, was ist, wenn du heute das letzte Mal im Heimdress vor dieser Kulisse einläufst? Bei diesem Gedanken habe ich Hühnerhaut gekriegt – doch dann war er sofort wieder weg, weil ich umso stärker überzeugt war, dass ich das nicht will und wir mit dieser Mannschaft in den Playoffs weit kommen werden.»

Schliesslich endete die Saison nach sechs Viertelfinalspielen gegen Biel. Gerber sagt: «Schaue ich zurück auf meine SCB-Zeit, überwiegt das Positive. Ich bin unglaublich stolz, durfte ich für Bern spielen.»

Die neue Perspektive in Rapperswil

Bereits im Nachwuchs hatte der grossgewachsene Verteidiger mit den blonden Locken gelernt, was es bedeutet, den Bären auf dem Trikot zu tragen. «Wenn du für den SCB spielst, haben extrem viele Leute eine hohe Erwartung an dich. Das fordert von jedem Spieler, dass er die beste Leistung aufs Eis bringt. Wer diese Herausforderung annimmt, wird zu einem besseren Spieler.»

Mit 25 Jahren ist für Gerber nun aber der Zeitpunkt gekommen, «etwas anderes zu sehen in meiner Karriere». Sowohl der Spieler als auch SCB-Sportchef Andrew Ebbett sind in den Gesprächen zum Schluss gekommen, dass ein Clubwechsel für Gerbers Entwicklung das Beste ist. «Womöglich kann Colin in einem an-