2 minute read

«ES MUSS EIN COACH SEIN, DER DIE SCB-DNA VERKÖRPERT»

Sportchef Andrew Ebbett sagt, weshalb sich Bern verstärkt in Richtung Norden ausrichten will, und inwiefern die Playoff-Finalisten Genf und Biel für den SCB von Bedeutung sind.

Text: Reto Kirchhofer

Advertisement

Fotos: Reto Fiechter, Tom Hiller

Andrew, mit welchem Gefühl hast du den Playoff-Final zwischen Genf und Biel verfolgt?

Als Erstes muss ich sagen, dass ich während meiner Aktivzeit nach dem Ausscheiden meines Teams jeweils für längere Zeit nichts von Eishockey wissen wollte. Ob in der NHL oder in Europa: Den Rest der Playoffs habe ich nie verfolgt. Ich brauchte Abstand. Als General Manager hat sich der Fokus gewandelt, geht es nicht mehr um individuell basiertes Denken. Ich habe seit Beginn der Halbfinals in der National League gefühlt jeden Tag Eishockey geschaut, im Prinzip in einer Scouting-Funktion. Selbstverständlich gehörte die Finalserie dazu.

Mit Genf und Biel ermittelten die beiden besten Teams der Regular Season den Meister. Zufall?

Nein. Daraus lässt sich auch eine Verbindung zu unserer Inkonstanz ziehen. Servette und Biel waren von Beginn weg die besten Teams. Jede Saison ist ein Prozess, in welchem du selten Schritte überspringen kannst. In der Vorbereitung geht es darum, gute Gewohnheiten und Grundlagen zu erarbeiten und zu implementieren. Im September beginnt die Saison, basierend auf den erarbeiteten Grundlagen entwickeln sich Team und Spieler weiter. Dies geschieht kontinuierlich, damit du im Frühling bereit bist, um den Titel zu spielen. Wir konnten uns spät in der Saison steigern. Aber wer monatelang durch die Saison stolpert, kann nicht einfach im März den Schalter umlegen und den Titel erwarten. Im Übrigen haben auch in Schweden und in Deutschland die Nummern eins und zwei der Qualifikation im Playoff-Final den Meister ermittelt. Das ist ein Zeichen.

Welche Erkenntnis ziehst du punkto Spielstil aus der Finalpaarung mit Meister Genf und Biel?

Es war ein spannender Kontrast: Hier Biel, «free flowing», mit Stärken im Umschalt- und Konterspiel. Da Genf, mit direktem Zug, Robustheit und Physis vor dem Tor – dazu auch mit den nötigen Skills. Dieser Genf-Stil müsste auch zu uns passen.

Du hast die Steigerung des SCB spät in der Saison erwähnt. Haben dich die guten Leistungen gegen Schluss versöhnlich gestimmt oder vielmehr geärgert, weil die Mannschaft zu spät gezeigt hat, zu was sie fähig wäre?

Ein Aus im Viertelfinal ist nie das, was ein Club wie der SCB anstrebt. Letztlich war auch der Viertelfinal gegen Biel ein Spiegelbild mit Gutem und Schlechtem. Ich war grundsätzlich die ganze Saison lang frustriert, weil wir ab und an das Potenzial zeigten, etwa gegen den ZSC und Servette, dann aber zuhause Ajoie und Langnau unterlagen. Wir haben bewiesen, zu was wir fähig sind. Der grosse

Schritt wird es nun sein, dies auf konstanter Basis abzurufen.

Du hast die Saison analysiert. Kannst du ein paar Eckpunkte aufzählen?

Beginnen wir beim grössten Problem: der Inkonstanz. Wir haben gegen die Top-4-Teams mehr Punkte geholt als gegen die schlechtesten Teams. Das sagt vieles aus. In dieser Hinsicht gilt es Mentalität und Leistungsbereitschaft zu hinterfragen. Bei einem anderen Punkt liefert Biel Anschauungsunterricht: Der EHCB hat die Kräfte über die ganze Saison hinweg hervorragend verteilt und jüngeren Spielern Vertrauen gegeben. Ich bin überzeugt, dass du in der National League nur erfolgreich sein kannst, wenn du die Eiszeiten besser verteilst, als wir das getan haben. Mit sechs Ausländern ist das Niveau gestiegen, es gibt viele Back-to-backPartien. Also: Der SCB muss nächste Saison ein Vier-Linien-Hockey praktizieren. Und was ebenfalls ein Eckpunkt ist: Wir müssen in den «Special Teams» bessere Werte erreichen. Ich werde diesbe-

SCB Kader Saison 2023/24

züglich die Coaches in die Pflicht nehmen, um sicherzustellen, dass sich unser Powerplay und Boxplay wesentlich verbessern.

Es gab in der vergangenen Saison einige Störfaktoren. Wurden diese aufgearbeitet?

Es gab Dinge, die wir besser hätten «handeln» sollen. Ich möchte hier nicht ins Detail gehen. Einige Diskussionen sind intern und sollen auch intern bleiben. Aber Störfaktoren, eine gewisse

Unruhe und Unrast, das gehört zum SCB, gehört zum Eishockeyplatz Bern. Wer vor der grössten Kulisse Europas spielt, steht auch unter grösserer Beobachtung und wird mit höherem Interesse konfrontiert. Als SCB-Spieler musst du diese Begleiterscheinungen im positiven Sinn verwenden.

Wie meinst du das?

Als habe ich es geliebt, in Bern tätig zu sein! Wenn du im Idealfall vor