Eurosoccer 03 2013/14

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Franz Malara Franz Malaras Zeit beim FC St. Gallen. Die Unfallszenen auf der Autobahn in der Nähe von Kapstadt – sie stimmen den fröhlichen Malara noch heute traurig. Trainer Böckli, der den Teambus fuhr, wird später freigesprochen. Als Unfallursache steht ein Reifenschaden in den Akten. Auch Franz Malara erledigt oft Fahrdienste für Junioren aus der Region. Erst an diesem 7. Februar wird ihm bewusst, welche Verantwortung er dabei trägt.

Kein böses Wort Franz Malara erzählt und erzählt, manchmal wird er ein bisschen nostalgisch, manchmal lacht er laut – im gesamten Gespräch fällt aber kein einziges böses Wort. Er habe sich eigentlich mit allen Trainern gut verstanden. Besonders gut mit Rapolder, Ralf Loose, Rolf Fringer oder Jeff Saibene. Im Zusammenhang mit den Spielern hebt er nicht deren Qualitäten auf dem Platz hervor, sondern spricht über ihre menschliche Seite. Er erzählt, wie Jesús Méndez ihm beim Abschied weinend um den Hals gefallen sei – der Argentinier war in der Ostschweiz niemals glücklich geworden. Oder wie Scarione einst sagte: «Ich brauche keinen Mentaltrainer, ich habe Franz.» Franz Malara versuchte immer, die Spieler zu motivieren. Vor dem drittletzten Spiel der Saison 2012/2013 (4:1-Heimsieg gegen Servette) habe er zu Nushi gesagt: «Nimm den Ball einmal mit dem stärkeren Fuss an und schiesse mit dem schwächeren.» Genau so traf Nushi schliesslich nach 26 Minuten zum wegweisenden 1:0 – und eilte beim Torjubel in Richtung Materialwart. Anekdoten über den 65-Jährigen würden wohl für ein ganzes Buch ausreichen. Doch jetzt hat dieser entschieden, ein bisschen kürzer zu treten. «Früher habe ich Geburtstage, Firmungen, ja sogar Hochzeiten sausen lassen, wenn St. Gallen ein Spiel bestritten hat», sagt Malara. Heute geht die gute Seele des FC St. Gallen gelassener an die Spiele seines Klubs. Bei historischen Spielen wie denjenigen gegen Spartak Moskau kommen all seine Erinnerungen wieder hoch. Das 2:0 gegen Chelsea («Wir mussten dafür extra nach Zürich fahren»). Der Kantersieg im Meisterjahr gegen Yverdon («Mazzarelli traf zweimal per Freistoss»). Oder 2004 das Jubiläumsspiel zum 125-jährigen Bestehen des Klubs («Ich traf zum 6:6 und Zamorano trug mich anschliessend auf seinen Schultern vom Platz»). Zum ersten Spiel des neuen Lebensabschnitts gab es für den einstigen Materialwart eine 0:2-Heimpleite gegen die Grasshoppers. Und das Trikot des ehemaligen St. Gallers Michael Lang. Einen wie Franz Malara vergisst man eben nicht. l

Michael Lang, GC: «Franz ist ein unglaublich lebensfroher Mensch. Ich kenne niemanden, der Tag für Tag so gut gelaunt und immer für einen Spass zu haben ist. Für die Spieler war Franz wie ein Vater und immer beliebt. Noch heute habe ich Kontakt zu ihm – einzig beim Pokern hat er mir nie gefallen...»

Jeff Saibene, Trainer FC St. Gallen: «Franz ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Wir sind auch ausserhalb des Fussballs gute Freunde geworden, ich war zuletzt auch auf seiner Geburtstagsfeier mit dabei. Er ist ein sehr liebenswürdiger Mensch und hat bei uns schon am frühen Morgen gute Laune verbreitet. Es war unglaublich, wie er mitfieberte, er hat die Mannschaft mit seinen Emotionen geprägt. Er konnte den Spielern immer gut zureden gab ihnen Mut, wenn es mal nicht so nach Plan lief.»

Philipp Muntwiler, FC Vaduz: «Franz ist eine lebende Legende. Er ist ein echter Stimmungsmacher und steht bei Spässen immer an vorderster Front. Einen solchen Menschen muss man einfach gern haben. Wir haben bis heute Kontakt und schreiben uns regelmässig. Als ich als junger Spieler in die erste Mannschaft des FC St. Gallen kam, hatte er ein sehr gutes Gespür, wenn sich ein Spieler nicht so wohl fühlte. Mir persönlich hat das extrem geholfen, in diesem knallharten Business eine solch gute Seele im beruflichen Umfeld zu haben. Auch beim Pokern ist er ein gern gesehener Gast – auch wenn er ein ziemlicher Banause ist (lacht). Ich weiss nicht, wie er es anstellt, aber am Ende ist er dennoch häufig der Gewinner.»

Moreno Costanzo, BSC Young Boys: «Franz Malara ist eine der guten Seelen des FC St. Gallen mit stets positiver Ausstrahlung. In den Trainingslagern ist er zu einem guten Pokerfreund geworden. Jetzt hat er sicher noch ein bisschen mehr Zeit für spannende Runden. Ich hoffe sehr für ihn, dass er in den letzten Jahren Fortschritte im Pokern gemacht hat.»


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