88 History – Olivier Anken
Olivier Anken: Der Held im falschen Spielerdress Olivier Anken ist einer der grössten Schweizer Torhüter aller Zeiten. Der Kultgoalie des EHC Biel schreibt 1991 mit einem einzigen Spiel Spengler Cup- Geschichte: Er wollte das Spengler Cup-Finale mit Freunden in Biel am Fern sehen geniessen und musste auf einmal selber nach Davos eilen und mitspielen. Mit einem einzigen Spiel und ohne auch nur eine Übernachtung in Davos Spengler Cup-Geschichte schreiben – das hat bis heute erst ein Spieler geschafft: Biels Torhüter Olivier Anken. Am 31. Dezember 1991 ist der Tag in seiner 18-jährigen Karriere, den er nie mehr vergisst. Er spielt im Tor des HC Lugano das Finale gegen CSKA Moskau. Die Moskowiter gewinnen unter Coach Viktor Tichonow 5:2 und holten ihren bisher letzten Titel.
Dieser 31. Dezember 1991 beginnt für den heute 57-jährigen Olivier Anken ohne jede Aufregung. «Biel hatte mit Lugano ein Abkommen, dass ich im Falle eines Falles als Torhüter für den Spengler Cup einspringen konnte. Lugano hatte am Freitagabend CSKA Moskau nach Penaltyschiessen 5:4 besiegt und die Finalqualifikation geschafft. Damit war für mich klar, dass man mich nicht mehr brauchen würde. Ich hatte vor, zusammen mit Freunden den Final
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31. Dezember 1991: Torhüter Olivier Anken spielt für den HC Lugano den Spengler Cup-Final gegen CSKA Moskau.
in aller Ruhe am Fernsehen zu ge niessen.» Dann kommt alles ganz anders. «Gegen halb neun am Vor mittag rief mich Luganos-TK-Chef Fausto Senni an und bat mich, sofort nach Davos zu kommen. Ich müsse den Final spielen, Christophe Wahl habe sich verletzt. Ich meinte zuerst, er wolle mich auf den Arm nehmen.» Dann geht alles sehr schnell. Olivier Anken eilt zum Bieler Eisstadion, packt seine Ausrüstung ins Auto und lässt sich von seinem TK-Chef Gino Gottardo nach Davos chauffieren. Was nicht ganz ohne Probleme geht. «Wir fuhren so gegen 9.00 Uhr los und schafften es in weniger als zwei Stunden von Biel bis Landquart. Aber von dort mussten wir die ganze Strecke im Schneegestöber hinter dem Schneepflug herfahren. So ungefähr fünf Minuten vor zwölf trafen wir dann in Davos ein.» Zuerst habe man ihm den Zutritt ins Stadion verwehrt und er sei ausgelacht worden: Jetzt noch ins Sta dion? Das Spiel beginne in fünf Minuten und da könne ja jeder mit einer Hockeytasche daherkommen. «Aber dann klappte es doch. Ich brauchte inuten, um nicht viel mehr als fünf M mich umzuziehen. In der dritten Minute konnte ich Ersatzgoalie Didier Tosi ab lösen. Der erste Schuss war gleich im Netz. Aber dann ging es ganz gut.» Nach dem Spiel kehrte er mit dem Auto wieder heim nach Biel und speiste am Abend mit den Freunden, die er eigentlich für die TV-Übertragung des Finals eingeladen hatte. Olivier Anken spielt diesen Spengler Cup-Match im Dress von Torhüter Christophe Wahl. Der Name wird bloss mit Isolierband überklebt. Dieses Leibchen hat er als Souvenir behalten. Und dazu einen Lugano-Wimpel mit einer Widmung von Trainer John Slettvoll plus den Unterschriften von allen Spielern.