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klingt – «ein bisschen überspitzt for muliert.» Was ist in den Jahren dazwischen passiert? Die Kurzversion geht so: Siegemund spielt Turniere, bleibt aber unter dem Radar, weil sich die Medien nicht für das interessieren, was auf drittklassigen Turnieren passiert. Sie «knabbert brutal dran», dass die Ergebnisse ausbleiben, «obwohl ich so viel investiere.» Dabei habe sie gar nicht schlecht gespielt – «der entscheidende Volley-Stopp hat eben nicht gesessen.» Aber wer immer verliert, hat irgend wann keine Lust mehr. Im Sommer 2012 nimmt sich Siegemund eine Auszeit vom Profitennis. Sie absolviert den A-Trainerschein und beginnt ein Psychologie-Studium an der Fernuni Hagen. Der Titel ihrer Bachelor-Arbeit: «Choking under pressure» – Versagen unter Druck. Das Thema ihres Lebens. Zum einen, weil sie schon als Kind von Psychologie fasziniert ist. «Mich haben Menschen immer interessiert. Ich wollte auch nie ein Autogramm haben. Ich hätte mich mit einem Popoder Tennisstar lieber unterhalten, um herauszufinden, wie er tickt», sagt Siegemund. Zum anderen: Der Titel der Arbeit beschreibt exakt ihr Problem. Am 23. Dezember 2015 reicht Siegemund sie ein, Mitte Februar bekommt sie das Ergebnis. Note: 1,3. Psychologie will sie weiter studieren, ihren Masters- Abschluss machen, später als Sportpsychologin arbeiten. Aber wenn Siegemund in all den Jahren eine Lektion gelernt hat, dann die: im Hier und Jetzt leben, auch wenn das platt klingt. Nach Küchenpsychologie, aber die Formeln im Leben sind oft einfach – «ich will den Moment geniessen.» Das Studium legt Siegemund erst einmal auf Eis. Sie will die Welle reiten, die in Wimbledon 2015, als sie es zum ersten Mal ins Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers schafft, langsam anrollt. Wer dachte, dass Melbourne, als sie in Runde drei an Annika Beck scheitert, der Höhepunkt ihrer Karriere sein wird, unterschätzt das 1,68 Meter grosse Energiebündel. Das zweite Treffen. Diesmal in Stuttgart. Siegemund hat gerade eine Pressekonferenz gegeben, weil sie die Qualifika-
tion erfolgreich überstanden hat. Zu dem Zeitpunkt hätte kein Mensch auf einen Final gegen Angelique Kerber gewettet, auf den Sprung unter die Top 50. Danach ist sie noch mit einem Reporter von der Süddeutschen Zeitung verabredet. Dem Schreiber dieser Zeilen ruft sie zu: «Lass uns gleich kurz einen Kaffee trinken.» Wenig später sitzt man zusammen. Siegemund trinkt Latte Macchiato. Mit am Tisch sitzt ihr Freund und Physiotherapeut Wilfried Lenz. Im Hintergrund steht Markus Gentner, ihr Trainer. Codename für das Trio: «Team Siegemund». Team Siegemund ist auf dem Sprung – Vorbereitungen für die nächsten Matches. Siegemund sagt lächelnd: «Ich bin jemand, der gerne schwätzt, aber wenn so viel los ist, wirst du zur Hüterin deiner Zeit.» Zig ungelesene Nachrichten auf ihrem Handy, der SWR hat mit ihr einen Film unter dem Motto «Zurück zu den Wurzeln» in der Filderstadter Tennishalle gedreht. Zweimal ist sie abends im Studio bei «Sport im Dritten», Anfragen für Interviews, Glückwünsche von Fans – da ist er wieder, der Hype, den sie früher so hasste. Aber jetzt ist alles anders. Denn: Sie geniesst es, auch wenn sie am Ende der Stuttgart-Woche «völlig geplättet» ist. Laura Siegemund versagt nicht mehr ● unter Druck.
MICH INTERESSIEREN MENSCHEN, WIE SIE TICKEN
ZU WENIG JOURNALISTISCHE DISTANZ? Ja, aber bei Tenniswundern darf sich auch mal der Reporter mitfreuen – Siegemund, Antic.
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