HyperTool / HyperWerk 2007

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H I STORy & F UTURE

Spiegelverkehrt Vor sieben Jahren, als wir noch unsere Startposition finden mussten, sagten wir, dass HyperWerk weder Wirtschaft, Gestaltung noch Technologie beanspruchen würde als Claim, sondern genau die vermittelnde Qualität dazwischen, den freien Ort zwischen solchen Lagern. Unterdessen sieht sich HyperWerk immer weniger verlegen zwischen diesen grossen Geschwistern stehen, sondern es versammelt die klassischen Disziplinen als Bereicherung um sich als das neue Zentrum. Denn erst im Kontext eines harten HyperKerns und der damit einhergehenden Querbezüge werden die herkömmlichen Disziplinen ihre heutige Richtung, ihren Sinn und damit ihre Qualität finden. Wir meinen, dass beispielsweise Gestaltung nur dann brauchbar sein wird, wenn sie auch ökonomisch und technisch durchdacht ist; dass Ökonomie nur eine Berechtigung habe, wenn sie nicht verzerrende und teilweise sogar für das Gesamte schädliche Partikularinteressen, sondern auch die Gestaltung des Ganzen verfolgt. Erst mit der Gestaltung einer Gesamtheit von Technik und Wirtschaft können zukunftsgerechte Lösungen zustande kommen. Wir brauchen neue Formen des Wirtschaftlichkeitsdenkens, eine frische Sicht auf die Effizienz und eine höhere Gewichtung der durch Gestaltung vermittelten und ermöglichten Sinnlichkeit und Lebensqualität. Scheitern der Kompetenzzentren Eine als Austauschplattform oder Drehscheibe bezeichnete strategische Position haben viele institutionelle Sprösslinge in den letzten Jahren für sich beansprucht. Nur wenige dieser Zentren überlebten das Ende ihrer Gründungsbudgets, deren Grosszügigkeit oft das organische Wachstum verhindert hat. Kompetenzzentren werden leider oft erst dann von ihren mächtigen Eltern im verzweifelten Akt forciert gegründet, wenn der Zug der Gelegenheit bereits abgefahren ist; die Erfahrung des bescheiden ausgestatteten, 1993 gegründeten HyperStudio, das 1999 HyperWerk hervorbrachte, hat erwiesen, dass junge

Pflänzchen besser regelmässig und sparsam gegossen werden sollten. Viele der gescheiterten Hochschul-Medienzentren sassen dem Irrtum auf, dass man die neuen Medien vermitteln könne, ohne dabei die eigene Institution entsprechend gestalten zu wollen. Die kennzeichnende Qualität der Interaktionsmedien besteht jedoch darin, dass sie Informationsflüsse verändern, was Hierarchien, Zielsetzungen und Formen der institutionellen Arbeitsteilung direkt betrifft. Die verbreitete Hoffnung, durch einen Gerätepark die eigene Institution als mediengerecht zu kennzeichnen, funktioniert erst, wenn die Institution zugleich auch die Rollen aller Beteiligten zu hinterfragen wagt und auf dieser technischen und sozialen Basis eine entsprechende Umgangs- und Aneignungskultur aufzubauen bereit ist. Die ganze HyperGeschichte (so far...) 1993: HyperStudio nimmt mit drei MitarbeiterInnen an der Ingenieurschule Beider Basel (IBB) in Muttenz die Arbeit auf. 1994: Das BIGA unterstützt das Vorhaben, ein Medieninstitut an der IBB zu eröffnen, und die Stiftung HyperForum wird mit 475’000 CHF gegründet. Das HyperStudio wird als Business-Frontend gegründet in der Form einer nicht profitorientierten und steuerbefreiten AG, die zu 100% im Besitz von HyperForum ist; die MitarbeiterInnen erhalten grosszügige Stipendien, die sich aus den Projektarbeiten von HyperStudio finanzieren. 1995: Im Auftrag der Wirtschaftsförderung Basel Landschaft konzipieren wir einen medienorientierten Gründerpark, der leere Gebäude der Basler Pharmaindustrie umnutzen soll, was dann glücklicherweise (noch wissen wir nichts von dot.com.) an der Novartis-Fusion scheitert. 1996: Wir arbeiten für das Fernsehen und sind auf 25 Mitarbeitende gewachsen. 1997: Mit der Anerkennung von HyperStudio als offizielle CH-Vertretung im MIDAS-Netzwerk erfolgt der Aufbruch in die Europäische Me-

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