Wir, wir selbst sind die Methode

Page 357

Was das Maker-Herz begehrt Auf dem Tisch stehen Heissluftpisto­ len, d ­ rum herum wird fleissig diskutiert, angepasst und­ausprobiert. Sechs Pri­ marschulkinder nehmen am FerienspassCosplay-Workshop im FabLab Makerspace Rheinfelden teil. Cosplay ist ein Verklei­ dungsspiel, stammt ursprünglich aus Japan und setzt sich aus den englischen Wörtern «costume» und «play» zusammen. Dabei schlüpfen die Cosplayer in die Rolle – und vor allem in die möglichst originalgetreue Kleidung – ihrer Lieblingscomic- und Game­ Figuren, zum Beispiel Darth Vader aus Star Wars, Lightning aus Final Fantasy oder Batman aus dem gleichnamigen Comic. Die Kostüme sind in der Regel selbst gemacht und, je nach Zeit und Geschick, nahezu per­ fekte Nachbildungen der Originale. Am Ferienspass-Nachmittag in Rheinfelden wird aber klein angefangen: mit einer Maske. Dazu schneiden sich die Kinder eine Moos­ gummischablone zurecht und überziehen diese anschliessend mit Cosplayflex, einem leichten, thermoplastischen Material, das sich ähnlich wie Modelliermasse ver­hält und nach dem Abkühlen wieder hart wird. Passt die Form, kann die Maske nach Lust Laune mit Farbe angemalt werden. «Mit Cosplayflex ist so gut wie alles möglich», erklärt Workshopleiter Bastian Fischer. « ­ Man kann Masken formen, Schmuck, ­Waf­fen und andere Accessoires und sogar ganze Ritterrüstungen.»

130 Quadratmeter voller Möglichkeiten Normalerweise ist das FabLab im Rheinfel­ dener Industriequartier nur an den Samsta­ gen von 9 bis 16 Uhr offen – der Ferienspass ist eine Ausnahme. Insgesamt 130 Quadrat­ meter hat der Makerspace, verteilt auf zwei Räume. Wer sich umschaut, dürfte umge­ hend ein Kribbeln in den Fingern verspüren, denn hier gibt es so ziemlich alles, was das Macherherz begehrt: etliche Computerplätze mit Zeichenprogrammen, einen Sandstrah­ ler, mehrere 3D-Drucker, eine CNC-Fräse und eine NC-Fräse für Metallbearbeitungen, einen Plotter, einen Lasercutter, eine Dreh­ bank und unzählige Regale voll mit Kabeln, Schrauben, Platinen und anderem Bauzu­ behör. In einer Vitrine stehen zwei selbst gebaute Staubsaugerroboter; im Raum nebenan ein seltsamer, silberner Kasten mit LED-Anzeigen, verschiedenen Knöpfen und eingebauter Tesla-Spule – «das Requisit für das Thurgauer Theaterstück Seegfrörni», erklärt Claus Pfisterer, Gründer und Ver­ einspräsident des FabLab. «Der Roboter ist ferngesteuert und wird von einer Autobatte­ rie angetrieben.» Von der Idee bis zur Eröffnung des FabLab im Oktober 2015 sind gut drei Jahre verstrichen. «Wir haben lange nach einem passenden Ort gesucht», sagt Claus, «denn das meiste war uns zu klein.» Zehn Verbündete konnte der gelernte Fotograf und HyperWerk-Student in dieser Zeit gewinnen. Sie bilden heute das

Transformation umsetzen

Claus Pfisterer ist HyperWerker, Fotograf und FabLab-Initiator. Corinne Riedener besucht ihn in seinem Makerspace. Dieser befindet sich zwar in der Basler Peripherie, hat aber trotzdem regen Zulauf.


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.