Kunsthandwerk 04 2014

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kunsthandwerk

04 2014

Buchbinder Erzeugung kunstgewerblicher Gegenst채nde

Gold und Silberschmiede

Musikinstrumentenerzeuger

Uhrmacher


BUBI Umschlag 2011_Layout 1 23.03.12 16:03 Seite 3

U3 4 Heidelberg Mutationen


Vorwort

Buchbinder

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

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Werner Schober

Diven sagt man nach, über mehrere Jahre hinweg mehr-

der Spirit der Funktionäre und Mitglieder der Innung der

mals Abschied zu nehmen. Nicht dass ich mich mit einer

Kunsthandwerke, der das gedeihliche Zusammenwirken

Diva auf eine Stufe stellen möchte, auch mache ich mich

bewirkte. Trotz aller beschworenen Gemeinsamkeit hat jede

nicht jünger, als ich bin, und ich stehe zu meinen sieb-

Berufsgruppe Einzelinteressen, die entweder als „Einzel-

zig Lenzen, doch ist es in der Fachzeitung bereits mein

kämpfer“ oder, wenn es Sinn macht, als „geballte Macht“

zweites Lebewohl an Sie, geehrte Leserinnen und Leser.

der Fachgruppe angegangen werden. Erfahrungen mit und

Aber ich verspreche Ihnen – read my lips (© George H. W.

innerhalb der Kammer damit, was realistisch ist und wo man

Bush): Es ist unwiderruflich die letzte Verabschiedung.

nur leere Kilometer macht, schonen die Nerven, verhindern das Aufkommen von Frustrationen und sparen Zeit, unend-

Viele meiner Freunde und auch vor allem meine Frau

lich viel Zeit. Und das Wichtigste sind: Kontakte, Kontakte

haben mir im Jahre 2010 mehr oder weniger eindringlich

und nochmals Kontakte! Diese kommen erst mit den Jahren.

geraten, mich gleichzeitig mit dem formellen Ende der Innung der Buchbinder, Kartonagewaren-, Etui- und Kas-

Im Jahre 2010 begannen die Buchbinder bei null. Ich

settenerzeuger von allen Funktionen zurückzuziehen. Die

klammere mich, da es der Grund für mein Verbleiben war,

Innung konnte auf viele erfolgreiche Jahre zurückblicken.

aus. Fast der gesamte alte Ausschuss, man darf das ruhig

Ein Toppen war nicht mehr möglich, mein altes „Dream-

wörtlich verstehen, war von Bord gegangen, eine neue

Team“ war in Auflösung begriffen und die Erwartungen

Generation saß jetzt im Boot und diese brauchte einen

in die Zukunft waren auch schaumgebremst. Lauter gute

Steuermann, um bei diesem Bild zu bleiben. Diese bewegten

Gründe, um noch bei gutem Wind rechtzeitig abzusprin-

Anfangszeiten sind vorbei. Zum Steuern werde ich – Gott

gen. Wie man weiß, habe ich dies nicht getan und der

sei Dank – schon lange nicht mehr gebraucht und zum

Entschluss weiterzumachen ist mir wahrlich nicht leicht

Rudern fühle ich mich zu alt. Mein Appell an die neue Be-

gefallen. Wer wagt es, auch nur daran zu denken, dem

satzung: Das „Berufsgruppenboot“ wird umso schneller die

Wunsch der Gattin nicht nachzukommen? Noch weniger,

gesteckten Ziele erreichen, je mehr rudern. Und „rudern“

sich darüber hinwegzusetzen! Da muss es schon gute,

heißt nicht nur reden, auch wenn es so ähnlich klingen mag,

sehr gute Gründe dafür geben. Und so war es auch.

sondern in die Hände gespuckt und ran an die Riemen!

Die Innung der Kunsthandwerke, drei vormals selbstständi-

Wir sind in der Hauptsache Klein- und Kleinstbetriebe.

ge Innungen und dazu eine damals noch nicht organisierte

Das heißt, der Unternehmer muss im Betrieb selbst

Berufsgruppe aus der „Allgemeinen“, sollte als neue Körper-

anpacken. Zeiten, in denen man als Funktionär kosten-

schaft öffentlichen Rechts ihr Glück versuchen. Gemeinsame

los unterwegs ist, das Fehlen im eigenen Geschäft – wer

Interessen der neuen Innung mussten erst gefunden und

kann sich das in der heutigen Zeit leisten? Daher ist es

artikuliert werden. Vorerst versuchte jeder Berufszweig, die

umso wichtiger, dass die Last auf möglichst viele Schul-

Claims für ihre Mitglieder abzustecken. Das interpretierte

tern verteilt wird. Dies ist mein ganz großer Wunsch an

auch jeder Funktionär als eine vordringliche Aufgabe. Bei

die heutige Generation. Die alte Innung hatte noch mehr

dieser Konstellation war Erfahrung vonnöten. Zum Glück

Mitglieder, damit war das Potential auch größer. Auch

war dieser Zustand bald beendet. Die Berufsgruppen

waren fast durchgehend Inhaber größerer Betriebe,

haben schnell gemeinsame Ziele erarbeitet und Strategien

für das Gewerbe sogar Großbetriebe, als Funktionäre

entwickelt, wie sie diese gemeinsam erreichen wollen.

tätig. Auch ich konnte mich für meine Innungsaktivitäten

Glück ist wahrscheinlich das falsche Wort, sondern es war

vom Betrieb freispielen. Wieder so ein Punkt, wo ich mit

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Vorwort

Buchbinder

meiner Frau unterschiedlicher Meinung war. Jetzt kann

Kein Abschied ohne Abschiedsgeschenk. Christine Weiner

ich ja sagen: bewundernswert, wie viel Verständnis „mein

und ihr Team hatten sich für den 28. Oktober eine Über-

Hilderl“ für mein „Parallelleben“ aufbrachte. Danke!

raschung für mich ausgedacht. Ein wenig stutzig war ich schon über die Verlegung des Buchbinderstammtisches.

Auf Bundesebene steht meine Verabschiedung noch bevor.

Anstatt wie üblich in die Pizzeria erging die Einladung

Noch gibt es die Aufforderung: „Geh Werner, führe du

diesmal in der Gösser Bierklinik, wo traditionell die

die Kollektivvertragsverhandlungen, du hast mit Abstand

Weihnachtsfeier der Redaktion stattfindet. Dort hatten

die größten Erfahrungen.“ Es liegt mir fern, unserem

sich Freunde und Wegbegleiter aus der Vergangenheit

Sozialpartner zu unterstellen, er würde ein unerfahrenes

bereits eingefunden. Sehr gefreut habe ich mich auch

Gegenüber über den Tisch ziehen, aber es gibt einige

über einen Nichtbuchbinder, den Innungsmeister Huf-

sensible Bereiche, wo man nichts herausfordern sollte.

nagl. Aber jetzt lüfte ich endlich das Geheimnis um das Geschenk. Es bestand aus einer Urkunde, einem Bild-

Der zweite Grund, warum ich den gutgemeinten Rat-

schirm in Form eines Bilderrahmens, wie es sich unter

schlägen nicht folgte und weitermachte, war und ist die

Buchbindern gehört, in einer mit handmarmoriertem

Fachzeitung. Da steckte so viel Herzblut darinnen. Auch

Papier überzogenen Buchbinderschachtel und einem

wenn sich rundherum viel geändert hat, mir bleibt sie

USB-Stick. Kein leerer USB-Stick, wie man sich denken

mein großes Anliegen. Die Zeitung ist in den Jahren der

kann, sondern voll von Fotos aus den Jahrzehnten meiner

gemeinsamen Innung gewachsen und ist jetzt erwachsen.

Innungstätigkeit. Eine wahrlich schöne Erinnerung!

Mit erwachsenen Kindern ist alles nicht mehr so einfach, der gegenseitige Umgang ein anderer. Gleichzeitig freut

Zum Abschied möchte ich mich noch bei allen, die mich

man sich aber über die Abnabelung und ist stolz auf deren

all die Jahre hindurch unterstützt haben – es sind so viele,

kräftige und gesunde Natur. Ich bin davon überzeugt, dass

dass ich sie hier gar nicht aufzählen kann –, ganz, ganz

das Fachblatt viel zur gemeinsamen Identität der Innung

herzlich bedanken. Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehö-

der Kunsthandwerke beigetragen hat, und freue mich über

rigen und allen uns nahestehenden Personen ein frohes

die wachsende Akzeptanz auch bei jenen, die der Zeitung

Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

anfangs kritisch gegenübergestanden sind. Besonders erfreulich ist das kontinuierliche Anwachsen der Inserate. Ohne die Beiträge unserer Partner von der Zulieferindustrie können wir auf Dauer nicht überleben. Aber diese Sorge gehört der Vergangenheit an und jetzt, wo ganz Österreich hinter der Fachzeitung steht, was soll da noch schiefgehen?

* unser Schurli

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Ad multos annos! Ihr Werner Schober


die redaktion

Ein paar persönliche Worte

137

sehr geehrte mitgLieder, kaum zu glauben, aber wahr: Sie halten die 4. Ausgabe „unserer“ bundesweiten Kunsthandwerkzeitung in Händen. Jetzt ist es Zeit für ein kleines „Geständnis“: Eine Zeitung für ein Bundesland oder für neun Bundesländer zu machen ist doch ein großer Unterschied. Doch

inhaLt 135 buchbinder Vorwort – Werner Schober 137 die redaktion Ein paar persönliche Worte – Georg Lintner 138 buchbinder Themenschwerpunkt –

Buchbinder-Nostalgie Franz Holitzer

Erben verpflichtet Marie-Sophie Machatschke

Ausstellungen und Ausstellungskatalog Bernhard Sanders

Nationaler Jugendleistungswettbewerb Siegerehrung

40 Jahre Buchbinderei Sanders Bernhard Sanders

Buchbinderstammtisch Verabschiedungsfeier – KommR Werner Schober

Duale Ausbildung bietet neue Chancen

Leserbrief – Eine Entgleisung besonderer Art Fritz Schwab

das gesamte Redaktionsteam hat sich das ganze Jahr über bemüht, in diese großen Schuhe hineinzuwachsen. Wir haben uns von Ausgabe zu Ausgabe noch mehr angestrengt, die Zeitung in allen ihren Facetten zu optimieren. Die zahlreichen positiven Rückmeldungen – viele einfach nur mündlich oder telefonisch –, gerade zur 3. Ausgabe, haben uns bestärkt, Ihnen auch im Jahr 2015 ein Printmedium zu bieten, das wirklich nur Ihre (Branchen-)Interessen widerspiegelt. Schwerpunkt in dieser Ausgabe sind die Buchbinder. Es gibt einen schönen Querschnitt von alten Traditionen bis hin zu neuen Wegen in dieser Branche. Zwei Bereiche möchte ich dabei noch hervorheben: „Das große Interview“ mit Frau Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger von der Österreichischen Nationalbibliothek gemeinsam mit dem Bundesinnungsmeister der Buchbinder, Herrn KommR Werner Schober, und die offizielle Verabschiedung von Herrn KommR Schober aus seinen Wiener Funktionen anlässlich des Stammtisches am 28.10.2014 in der Gösser Bierklinik. Es war ein würdiges Fest. Einen Appell möchte ich noch an den

149 bundesinnung informiert –

150 das andere kunsthandwerk –

Edelserpentinschleiferei – Karl Tinhof

151 goLdschmied –

Punzierung – Peter Pfötscher

154 das grosse interView –

Geehrten richten: Bleib uns bitte für die Zeitung erhalten, ohne dich wäre sie einfach unvorstellbar!

KommR Renate Scheichelbauer-Schuster Bundesspartenobfrau

Mit Dr. Johanna Rachinger (Generaldirektorin ÖNB) und KommR Werner Schober – Georg Lintner

158 musikinstrumentenerzeuger –

Liebe Leserinnen, liebe Leser, jetzt bleiben „unserem Schurli“* und mir noch eines zu sagen:

die Musikmesse in Ried – Rupert Hofer

160 uhrmacher –

Uhrmachertreffen in Tulln – Johann Figl

161 aus den Landesinnungen

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie ein gesegnetes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch ins neue Jahr, Gesundheit und last, but not least: gute Geschäfte!

Gemeinschaftsreise der Landesinnung – Salzburg

Rückblick Landestag 18.9.2014 – Oberösterreich

Erfolgreiche Lehrabschlussprüfungen – Tirol

Synergien im Kunsthandwerk – Steiermark

Branchentreff der Kunsthandwerke – Steiermark

Wirtschaft bewegt – Steiermark

170 unterwegs in Österreich –

Betriebsbesuche

173 nachwort buchbinder Ihr Georg Lintner

At Last – Christine Weiner

Chefredakteur | © Landesinnung Wien

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Buchbinder

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Themenschwerpunkt

Buchbinder-Nostalgie Am Anfang meiner Zeilen möchte ich gleich einmal festhalten,

Perlleims zog sich durch alle Buchbindereien. Die chemischen

dass ich mit Begeisterung das Buchbinderhandwerk ausge-

Klebstoffe folgten aber sehr rasch, durch die maschinelle

übt habe und dies noch immer neben dem Büchersammeln

Verarbeitung unserer Produkte. Zum Anfang meiner Lehrzeit

mein Lebensinhalt ist.

kamen die ersten programmierbaren Schneidemaschinen auf

Im Juli 1959 habe ich aus dem Raum St. Pölten kommend

den Markt und das Weltraumzeitalter begann. Das neue WIFI

in Wien meine Buchbinderlehre angetreten. Ein Betrieb,

wurde erst Anfang der 60er-Jahre anstelle des Rothschild-

der Musterkarten erzeugte und eine Kalenderproduktion

Spitales erbaut. Auf dieser Baustelle konnte man damals

aufgebaut hatte. Die Sortimentbuchbinderei lief so nebenbei,

noch mehrere „Ziegelweiber“ sehen, die den Mörtel von den

ebenso die Farb- und Goldprägerei. Für den Eigenbedarf war

Abbruchziegeln putzten, um diese wiederzuverwenden.

auch eine kleine Druckerei angeschlossen. Die Firma war gut ausgelastet und es wurden täglich Überstunden gemacht.

1965 ging ich in den Meisterprüfungsvorbereitungskurs ins

Die Normalarbeitszeit betrug 45 Stunden. Zu dieser Zeit gab

neue WIFI am Währinger Gürtel. Tadellos eingerichtete

es in Wien noch ca. 400 Mitgliedsbetriebe bei der eigen-

Werkstätten standen zur Verfügung und Kursleiter war Karl

ständigen Buchbinderinnung. Viele davon befanden sich in

HRUZA, der mich viele Jahre in meinem Leben begleitete.

Kellerräumen, die oft nur durch mehrere Stufen begehbar

Bei sehr angenehmem Arbeitsklima konnten wir dort unsere

waren. An unserer Berufsschule in der Hütteldorfer Straße

Praxis vervollkommnen. Der kaufmännische Teil wurde am

wurden damals in meinem Jahrgang zwei Klassen geführt,

Hamerlingplatz in der Handelsschule gelehrt. DDr. APPELT

jede mit ca. 35 Schülern. Die Anzahl der Mädchen betrug in

brachte uns die trockene Materie der Buchhaltung und den

jeder Klasse drei, wovon eine – unsere noch tätige Etuier-

Schriftverkehr sowie die Gesetzesparagraphen bei.

zeugerin – Frau HOFINGER war. Der Herr Direktor hieß

13 Kandidaten traten zur Meisterprüfung an. BRUNNER,

ZAWODSKY, der die Nachfolge von Direktor Karl Dratva

FAULAND, FISCHER, PRIKRIL, NESTROJIL, WEIMANN,

(auch Buchautor unseres Fachbuches) antrat. Unsere

STRUTZEN-BERGER, GAIGG, SCHOBER und MARUSA

Fachlehrer waren Herr BLAHA, Herr HRUZA, Herr MADER

blieben mir in besonderer Erinnerung und bei manchen

und Herr Dr. REISSIK, der sich mit uns etwas abmühte, wo er

ergab sich daraus eine sehr freundschaftliche Zusammen-

doch aus einer höheren Schule zu uns wechselte, einen für

arbeit. Robert FLOQUET und Werner PETZ kreuzten auch

uns komischen Kinnbart hatte und vom Alter her unser

immer wieder meine Wege. Das Organisieren von losen

Großvater hätte sein können. Unvergessen Herr STEINER,

Buchkernen für unsere Werkstücke war damals nicht sehr

unser Schulwart, der sich als Gottoberster fühlte.

schwierig, jedoch wurde meist auf Federleicht-Papier gedruckt, was für ein gutes Gelingen oft nicht von Vorteil

In den Mittagspausen konnten im Kinosaal von den Schülern

war. Das Appretieren vom Überzugsgewebe wurde schon

Stummfilme über Dick und Doof oder Charlie Chaplin

immer öfter durch Kaschieren desselben ersetzt. Auf

angesehen werden. Von meinem Chef wurde ich aufgefordert,

eingesägte Bünde habe ich nur einen Musterkern geheftet,

ein Werkstattwochenbuch zu führen und dies auch immer

danach nur mehr auf aufgeschabte Bünde oder Bänder. Ich

wieder vorzulegen und unterschreiben zu lassen. Daraus

ziehe auch die Drahtheftung, bei bestimmten Voraussetzun-

entstand im Laufe meiner Lehrzeit, neben meinen Schulheften,

gen, dem Lumbecken vor (starke Lagen, Geschäftsbücher,

eine echte praktische Grundlage für meine Ausbildung. Neben

bitte nur mit verzinktem Draht!).

der Berufsschule besuchte ich die angebotenen WIFI-Kurse,

Nach der Meisterprüfung übernahm ich einen Witwenbe-

die damals noch in der Severin­gasse von Herrn MÜMMLER

trieb und machte mich selbstständig. Neben den üblichen

abgehalten wurden. Zu dieser Zeit lernte ich schon Fritz

Arbeiten für Bibliotheken etc. wandte ich mich den Schach-

SCHWAB, unseren nachmaligen Bundesinnungsmeister, und

teln und Kassetten zu. Diese bereiteten mir große Freude,

Gertrude HRUZA, die Tochter unseres Lehrers und später

auch Klemmrückenmappen stellte ich her. Große Mengen

verheiratete Frau ARTNER, Buchbindermeisterin, kennen,

an Sparbüchern fertigten wir in unserem Betrieb inklusive

welche auch die Kurse in aller Stille besuchten, denn

Prägungen, alles in Handarbeit. Täglich war die Anleimma-

getratscht durfte bei Herrn Mümmler nicht werden. Als

schine im Einsatz, teils für Kaschierarbeiten auch mit Druck-

Klebstoffe wurden damals noch hauptsächlich Haut- und

walzenpartie zum Beleimen von Pappen. Hatte es früher

Knochenleim und Kleister verwendet. Der Geruch des

vieler Hilfsarbeiterinnen und Hilfsarbeiter bedurft, so erledigt

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Buchbinder

Themenschwerpunkt

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dies heute sehr oft eine Maschine (z. B.: Haltebändchen für

uns heute alles fehlt. Im Zeitalter des Computers und Handys

Dachkalender wurden händisch durch die gelochten

sind auch die Bücherliebhaber und Sammler weit weniger

Rückwände eingezogen), seit längerer Zeit schon werden

geworden, durch die neuen Medien braucht man uns

Plastikfäden mit Widerhaken durchgeschossen. Auf Radel-

wesentlich seltener. Haben die Bundesgesetzblätter vor 20

und Deckelscheren hat man hauptsächlich die Pappen

bis 30 Jahren für viele Berufskollegen für eine gute Auslastung

zugeschnitten, robuste Schneidmaschinen schaffen dies in

ihrer Betriebe gesorgt, so ist seit einigen Jahren keine Rede

unserer Zeit ebenso. Die gute alte gedämpfte Holzpappe ist

mehr davon, ebenso sind Durchschreibegarnituren nicht

langsam aus dem Sortiment verschwunden. Bei den Über-

mehr in den Auftragsbüchern zu finden. Individuelle Gäste-,

zugsmaterialien sind auch immer wieder gute alte Erzeugnisse

Geburtstags- und Hochzeitsbücher sind noch gefragt, dabei

zu Gunsten neuer Gewebe und Kunststoffe ersetzt worden,

sollten die kreativen Handwerker unseres Faches ihre ganze

was die richtige Klebstoffwahl erfordert, um nicht in Schwierig-

Geschicklichkeit an die Kundschaft bringen. Ich bin auch sehr

keiten mit der Haftbarkeit zu kommen. Konnte man die

traurig, dass für unseren Berufsstand keine geeigneten

früheren Dextrinleime (Kartoffelstärke) eventuell über Nacht

Lehrlinge zu finden sind, denn die Buchbindereibetriebe sind

in der Maschine belassen, so ist dies bei den Kunstharzleimen

seit Jahren hochtechnisiert und stellen hervorragende

nicht mehr möglich. Bei den Prägefolien konnte man die

Produkte, teilweise vollautomatisch, her. Der Buchbinder-

SARTORI-FOLIE fast universell verwenden, die jetzt greifbaren

Facharbeiter wird sicher auch in Zukunft gefragt sein,

Qualitäten bedürfen oft eines langwierigen Probierens, bis

technisches Verständnis, EDV und Teamarbeit werden die

sich der Erfolg einstellt. Gute und schöne Überzugspapiere

Prioritäten sein, denn die gedruckten Medien wird es noch

lassen sich manchmal nicht optimal handeln, weil sie sich

lange geben und diese müssen exakt gebunden werden.

rollen, da ist oft schon sehr viel Geschick und Erfahrung bei der Verarbeitung notwendig. Für viele Klebungen werden zweckmäßig Kontaktkleber angewandt, welche rasch

Franz Holitzer

belastbar sind. Bei den modernen Druckpapieren ist es überhaupt vonnöten, vor der Verarbeitung Klebeproben durchzuführen, da bei der Verträglichkeit zwischen Papier, Druckfarbe und Leim manchmal unangenehme Aspekte auftreten. Veredelte Überzugspapiere (zellophaniert etc.) lassen sich oft nur sehr schwer verarbeiten. Viele Erzeugnisse, die einst von Buchbindereien hergestellt wurden, werden jetzt fabriksmäßig erzeugt und es ist sehr schade darum, was

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Buchbinder

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Themenschwerpunkt

Erben verpflichtet

Es ist eine schöne Tradition bei uns Buchbindern, und

fünf Jahre später bestand sie ihre Meisterprüfung in Berlin,

wahrscheinlich bei anderen Kunsthandwerkern auch, das

wieder mit ausgezeichnetem Erfolg, und war damit die erste

Werkzeug von älteren oder verstorbenen Kollegen zu

gelernte Buchbindermeisterin Deutschlands.

übernehmen. Ich habe es immer als sehr berührend empfun-

Sie hatte nach einem sehr künstlerischen Berufsleben in

den, wenn bei mir in der Werkstatt ältere Damen und Herren

Deutschland ihr Alter in der Nähe ihres Neffen in Laxenburg

auftauchten, um mir Falzbeine, Buchbinderscheren, Fileten,

verbracht und es war ihr Wunsch, dass ihr Buchbinder-Erbe

Buchbindermesser oder Dokumente wie Lehrbriefe oder

auf jeden Fall eine Buchbindermeisterin bekommen sollte.

Prüfungszeugnisse von verstorbenen Verwandten zu bringen,

Ich durfte nicht nur ihre Zeugnisse nebst persönlicher

mit der Bitte, sie in Ehren zu halten. Und ich muss sagen, ich

Korrespondenz mit ihrem Mentor Paul Kersten (einem

freue mich immer über die Werkzeuge mit Geschichte, die

berühmten Berliner Buchbinder der Jahrhundertwende)

die Spuren der Benützung eines ganzen Buchbinderlebens

entgegennehmen, sondern auch ihr liebevoll gepflegtes

tragen.

Werkzeug und einige Bücher (darunter die Meisterstücke), die sie gebunden hatte.

Doch zweimal in meiner inzwischen 17-jährigen Selbstständigkeit habe ich ganz außergewöhnliche Erbschaften

Das zweite Buchbinder-Erbe durfte ich einige Jahre später

gemacht.

antreten. Durch seine Tochter vermittelt, lernte ich den damals 91-jährigen Wiener Buchbinder Fritz Glotzmann

So erschien vor ein paar Jahren ein älterer Herr und fragte

kennen. Er war begierig, sein Werkzeug in fachkundigen

mich, ob er mir das Buchbindererbe seiner Tante bringen

Händen zu wissen, und überraschte mich mit einer Vielzahl

dürfe. Als er eine Woche später mit einer handgemachten

an historischen Werkzeugen (zum Beispiel einem barocken

Kiste wiederkam, stellte sich heraus, dass seine Tante die

Beschneidehobel aus dem frühen 18. Jahrhundert), einer

erste deutsche Buchbindermeisterin überhaupt war.

beachtlichen Sammlung Faksimiles mittelalterlicher

Carla Schwenkner, geboren 1897, begann ihre Buchbinder-

Buchbinderfachbücher und einer Menge historischer

laufbahn nach ihrem Abschluss im Lyzeum Königsberg. Ihre

buchbinderischer Kuriosa, wie einem Buch aus Palmblättern,

dreijährige Lehre beendete sie 1921 als erste „Lehrlingin“

Buchtresoren oder einem Buch mit Blechumschlag aus dem

(laut Prüfungszeugnis) mit ausgezeichnetem Erfolg. Bereits

Schwarzwald.

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Buchbinder

Themenschwerpunkt

141

Es entwickelte sich in seinen letzten vier Lebensjahren eine

Als er mir die Sammlung seiner selbstgebundenen Bücher,

intensive Freundschaft. Ich verbrachte viele Nachmittage im

darunter ein Beutelbuch nach mittelalterlichem Vorbild (wie

Museum Glotzmann, wie ich es scherzhaft nannte, und durfte

ich glaube, sein liebstes Stück), schenkte, wusste ich, dass er

in seinen diversen Sammlungen stöbern. Am meisten Freude

bald gehen würde, und nur zwei Monate später starb Herr

hatten wir beide beim Betrachten seiner Büchersammlung

Fritz Glotzmann am 28. Februar 2013 im 95. Lebensjahr.

und wir konnten uns stundenlang über Arbeitstechniken und

Zuerst dachte ich an ein kleines virtuelles Museum auf

Einbandgestaltung unterhalten. Ich durfte seine eigenhändig

meiner Homepage. Aber warum so klein denken? Könnten

meisterlich gefertigten Bücher betrachten und er erklärte

wir Kunsthandwerker nicht eine Plattform errichten, auf der

stolz, wie sie aus eigenen Entwürfen entstanden waren und

alle Mitglieder besondere Stücke ihrer Handwerke präsen-

warum er sich für dieses Material oder jene Farbkombination

tieren können?

entschieden hatte. Bücher von hohem künstlerischen Anspruch, meisterlichem Geschick und meiner Meinung

Ein physisches Kunsthandwerksmuseum zu gründen ist, wie

nach musealem Wert.

wir wissen, unrealistisch, aber die unendlichen Möglichkeiten des Internets könnten helfen, diese Idee zu verwirklichen.

Ich glaube, da kam mir das erste Mal die Idee eines virtuellen Museums, um diese Kunstwerke einer größeren Gruppe von

© Marie-Sophie Machatschke

Interessierten zugänglich zu machen.

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Buchbinder

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Themenschwerpunkt

Ausstellungen und Ausstellungskatalog

zum 14. Internationalen Jugendleistungswettbewerb der Buchbinder Deutschlands, Österreichs und der Schweiz 2014

Peter Sarny, Druckerei Theiss GmbH; Gerhard Wolkersdorfer, Erich Messner, Herr Lager, Regina Huhn, Buchbinderei Papyrus GmbH & Co KG; Antalis Austria GmbH; Simsa GmbH; Christine Weiner, Christof Jurczek, Carmen Gratl, Jakob Wild und Marion Gruber, Wirtschaftskammer Öster-

Die Büchersammlung des Lehrlingswettbewerbs 2014 wurde

reich, Landesinnung der Kunsthandwerke Niederösterreich,

und wird in verschiedenen Ausstellungen gezeigt.

Berufszweig Buchbinder, Christine Klell.

Zuletzt im Stift Heiligenkreuz in Niederösterreich, wo auch

Sie alle haben durch ihre Unterstützung und Mitarbeit die

die internationalen Preise vergeben wurden. Die Bundesin-

Herstellung dieses Ausstellungskataloges möglich gemacht.

nung vergibt zusätzlich Preise für die besten Ergebnisse aus

Dieser Katalog wird den Wettbewerbsteilnehmern sowie den

der nationalen Wertung. Am 24. Oktober 2014 sollte diese

Ausbilderbetrieben durch die Wirtschaftskammer Österreich

Preisverleihung samt Ausstellungseröffnung in der Volksan-

kostenlos zugesandt und ist auch an folgenden Ausstellungen

waltschaft in Wien stattfinden. Da sich die Organisation

erhältlich:

jedoch sehr schwierig gestaltete, habe ich mich nach

Nov./Dez. 2014:

Absprache mit Christine Weiner und Marion Gruber, Wirt-

Berufliches Schulzentrum Alois Senefelder München

schaftskammer Österreich, entschlossen, diese Veranstaltung

Jan./Feb. 2015:

abzusagen.

Schule für Gestaltung Zürich

Stattdessen wurden die Preisträger zu einer Exkursion nach

Den kommenden Wettbewerb organisieren unsere Kolleginnen

Ried im Innkreis am 22. November 2014 eingeladen. Robert

aus der Schweiz. Die Preisverleihung und Ausstellung des

und Karin Gruber organisierten mit Hilfe von Christine

15. Internationalen Jugendleistungswettbewerbes findet im

Weiner und Marion Gruber das Rahmenprogramm.

Rahmen der 50-Jahrfeier des Centro del bel libro am 29. und

Die Lehrlinge konnten den Kartonagenbetrieb Gruber

30. Mai in Ascona, Schweiz statt.

sowie die Buchbinderei Ammering besichtigen.

Es wird empfohlen, rechtzeitig eine Unterkunft zu buchen.

Bei der Vergabe der nationalen Preise wurde auch der

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Durchblättern des

druckfrische Ausstellungskatalog präsentiert. Dieses

Kataloges und freue mich auf ein Wiedersehen in Ascona!

Katalogprojekt wurde durch die Mithilfe zahlreicher Personen und Unternehmen ermöglicht:

Bernhard Sanders Bundeslehrlingsbeauftragter; Juror Österreich

Oktober – Dezember 2014


buchbinder

Themenschwerpunkt

die besten buchbinderLehrLinge Österreichs

Ehrung der besten Buchbinderlehrlinge Österreichs in Ried im Innkreis, © Bernhard Sanders, Buchbinder, Bundeslehrlingsbeauftragter

Ein Tiroler Reisebus voller BuchbinderInnen auf dem Weg

2. lehrjahr; SIlBER: Thomas Tischler;

nach Ried im Innkreis. Die erste Station war die Gruber

Ammering Gesellschaft m.b.H.; Ried im Innkreis

Kartonagen GmbH in Ried. Robert Gruber, der Seniorchef

2. lehrjahr; BRoNZE: Theresa laimgruber;

und Cheforganisator dieses Wochenendausfluges, führte

Dinkhauser Kartonagen GmbH; Hall in Tirol

uns – Christine Weiner, Ernst Ammering, Bernhard Mayer

2. lehrjahr; BRoNZE: Nina haider;

(Berufsschullehrer aus Wien) und 11 TirolerInnen mit Fach-

Studia Studentenförderungs GmbH; Innsbruck

gruppenobmann Peter Köll – gemeinsam mit seiner Tochter Theresa und seinem Sohn Eduard durch ihre beeindruckende

3. lehrjahr; golD: katrin Panzl;

Entwicklungs- und Produktionsstätte von Verpackungen und

Buchbinderei Michael Birkl; Innsbruck

Werbematerial. Der Betrieb mit 24 Mitarbeitern zeichnet sich

3. lehrjahr; BRoNZE: Thomas Simon;

aus durch hohe Flexibilität, Kosteneffizienz, Schnelligkeit und

Der Buchbinder Köll; Innsbruck

Nachhaltigkeit. Danach fand ein gemeinsamer Spaziergang durch Ried statt. Am nächsten Tag waren wir Gäste einer

Die Lehrlinge bekamen nebst Ruhm und Ehre Medaillen,

besonderen Buchbinderei, geadelt durch die Anwesenheit

echtes Geld vom Bundesministerium, den frisch präsentierten

eines großen Meisters, Prof. Ernst Ammering, der uns in

Ausstellungskatalog vom 14. IJLWB 2014 und eine Urkunde

seinem stolzen Alter in aller Ruhe von seinem stolzen Leben

samt Urkundenmappe. Die Urkundenmappen wurden von

erzählte. Ein epochales Gefühl machte sich breit, nicht

Christine Weiner gefertigt und gesponsert und ihre Farben

zuletzt durch die Vielzahl an historischen Werken, die in

sind sauber auf das Farbkonzept des Wettbewerbes abge-

dieser geschichtsträchtigen Werkstatt, in Auflagen bis zu

stimmt. Als Draufgabe gab's noch zwei Bücher vom französi-

1.000 Stück, faksimiliert wurden. Empfangen wurden wir zu

schen Illustrator Sylvain Mazas (Verlag Mückenschwein.de).

Beginn der Führung im familieneigenen Taschengeschäft, einem feinen Laden gleich neben dem hauseigenen Papier-

Danke, Robert und Karin Gruber mit Familie, Christine Weiner

fachgeschäft. Ein 3-Säulenmodell also, eine Trilogie, wie sie

auch für die Idee, Marion Gruber (WKO), Prof. Ernst Ammering

einst öfter zu sehen war und wie man sie sich wünschen

und Sohn Ernst Ammering, Peter Köll und Peter Pfötscher von

möchte. Die Gruppe hatte sich bereits um einige Personen wie

der Tiroler Landesinnung der Kunsthandwerke, dem Bürger-

Erwin Kadanka, den Berufsschullehrer von St. Pölten, sowie den

meister von Ried und allen Reiselustigen, ohne welche die

Ammering'schen Lehrling Thomas Tischler erweitert.

Reise ziemlich unlustig hätte sein können.

Die feierliche Preisverleihung fand im Rathaus von Ried im prachtvollen Rathaussaal mit seinem ehrwürdigen Ambiente statt.

Ein Reisebericht von Bernhard Sanders, Buchbinder, Bundeslehrlingsbeauftragter (gekürzte Fassung)

Bürgermeister Albert Ortig, Christine Weiner und ich vergaben die nationalen Preise an die angereisten BuchbinderInnen:

Achtung: nächster Aufenthalt: gRaZ – Termin voraussichtlich anfang oktober 2015

1. lehrjahr; SIlBER: anna Volgger; Dinkhauser Kartonagen GmbH; Hall in Tirol

Die Originalfassung dieses Berichtes können Sie auf

1. lehrjahr; BRoNZE: Nikolina Blazevic;

www.kunsthandwerk-online.at nachlesen.

Dinkhauser Kartonagen GmbH; Hall in Tirol Oktober – Dezember 2014

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buchbinder

144

Themenschwerpunkt

40 Jahre buchbinderei sanders

V. r. n. l.: Heinz Sanders, Bernhard Sanders und ein Teil der Mitarbeiterinnen: Katharina Pechetz und Sigrid Hofer

Heinz Sanders, Seniorchef und Firmengründer, eröffnete

Bernhard Sanders im Centro del bel libro in Ascona und zu

1974 mit Hilfe seiner Frau Luise eine eigene Buchbinderei in

Hause am Schreibtisch weiter, um seiner jungen Aufgabe als

Innsbruck. Zuvor hatte er in über 10 Betrieben der grafischen

nebenberuflicher Berufsschullehrer zu entsprechen. Nach 12

Branche gearbeitet und sein Wissen erweitert. Seine Lehr-

Jahren legte er diese Aufgabe zu Gunsten seines Betriebes

und Wanderjahre führten ihn durch Firmen wie August

und der beiden Kinder zurück.

Kahrer Innsbruck, Tyrolia, Tiroler Graphik, Buchbinderei Gräf Heidelberg, Buchdruckerei Rehms in Borken, Westfalen,

In den letzten 10 Jahren konnte Sanders die Bereiche

Wagner’sche Univ.-Druckerei Innsbruck, Buchbinderei Decker

Sonderarbeiten und Lederverarbeitung weiter ausbauen.

Stuttgart, Fa. Bandel KG Stuttgart, Anton Schwab Söhne

Unter anderem gelang es ihm, mit Buchbindeworkshops im

Innsbruck, Dinkhauser Kartonagen und Heinz Schwab KG in

Bereich Grafikdesign und Typografie ein Netzwerk zu bilden

Innsbruck. Die Aufgaben von Heinz Sanders umfassten über

und neue Kreise für die Manufaktur zu begeistern. Aufgrund

die Jahre das komplette Sortiment der Handwerksbuchbin-

dieser Kontakte unterrichtet er alljährlich in der Schule für

derei, die Serienfertigung von Geschäftsbüchern und

Gestaltung in St. Gallen. In diesen Praxiswochen lernen

Feinlederwaren in Akkord, die Kartonagen- und Etuierzeu-

Schüler der Grafikerklasse im ersten Semester das räumliche

gung in Einzel- und Serienfertigung sowie die Sonderarbei-

Denken und Umsetzen in Papier & Co. Die Auseinander-

ten des Buchbinders mit Schwerpunkt Lederverarbeitung.

setzung mit Gestaltern angrenzender Metiers stellt das Team

Diese prägen bis heute das vielseitige Portfolio der

in der Buchbinderei Sanders immer wieder vor neue Heraus-

Buchbinderei Sanders.

forderungen. So gelingt es, einen traditionellen Beruf zeitgenössisch zu interpretieren.

Seit 2000 führt Bernhard Sanders, Heinz’ Sohn, das Unternehmen weiter. Nach der Meisterprüfung bildete sich

Bernhard Sanders Bundeslehrlingsbeauftragter; Juror Österreich

Oktober – Dezember 2014


buchbinder

Themenschwerpunkt

buchbinderstammtisch – Verabschiedungsfeier kommr werner schober Am 28.10.2014 fand in der berühmten Gösser Bierklinik der Buchbinderstammtisch statt. Unter diesem Vorwand wurde zumindest Herr KommR Werner Schober in das Lokal gelockt. Eigentlicher Hauptgrund für dieses Treffen war eine Feier zum Abschied seiner Funktionärstätigkeit auf Landesebene. Hier dankte ihm die Landesinnung Wien der Kunsthandwerke für seine langjährige Mitarbeit in der Innung. Frau Weiner und ihre Kollegen bedankten sich mit einem persönlichen Geschenk. In gemütlicher Atmosphäre wurde von alten Zeiten gesprochen. Es war ein gelungener Abend, den wir alle mit Herrn KommR Schober gemeinsam feiern durften. Wir wünschen Herrn KommR Werner Schober alles Gute für die Zukunft und hoffen auf eine weitere gute und erfolgreiche Zusammenarbeit im Hinblick auf unsere Kunsthandwerkzeitung.

Georg Lintner, Werner Schober, Christine Weiner

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buchbinder

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Themenschwerpunkt

duaLe ausbiLdung bietet neue chancen BuchbinderIn und DrucktechnikerIn. Zwei Berufe, eine Lehre – unzählige Möglichkeiten mit Weitblick.

Mit dieser Ausbildungsmöglichkeit eröffnet sich für das Buchbinderhandwerk eine Marktnische, wo die Anforderung nach individuellen Sonderarbeiten, verbunden mit der neuesten Digitaldrucktechnik, vereint und umgesetzt werden kann. Viele Kreative, Agenturen und Marketingverantwortliche

Als ich vor gut einem Jahr über die Wirtschaftskammer

wünschen sich mehr Beratung in den Bereichen Veredelung

Steiermark erfahren habe, dass es ab sofort die Möglichkeit

und Endverarbeitung. Eine hervorragende Möglichkeit, sich

einer Doppellehre „BuchbinderIn und DrucktechnikerIn –

als Buchbinder direkt an die Kreativgesellschaft und Marke-

Digitaldruck“ (4 Jahre Lehrzeit lt. Lehrberufsliste) gibt, war

tingabteilungen zu wenden und sich als Berater (Producer)

ich sofort begeistert und habe mich intensiv auf die Suche

direkt zu positionieren.

nach einem geeigneten und interessierten Lehrling gemacht. Wir Buchbinder sollten die Chance nutzen und gemeinsam Die Entwicklung im grafischen Gewerbe ist nach wie vor sehr

mit den Berufsschulen, unserer Innung und der Fachgruppe

rasant. Die Drucksysteme – speziell im Digitaldruck – werden

Druck an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für diese

immer leistungsfähiger und die Medienvielfalt nimmt ständig

übergreifende neue Form der Lehrlingsausbildung arbeiten,

zu. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, denn es gibt

damit bundesweit weitere Betriebe diese Chance und

kaum Einschränkungen beim Einsatz von Materialien. Ob

Herausforderung aufnehmen, nutzen und umsetzen können.

Glas, Plexiglas, Aluminium, Holz, Leder, Kunststoff – nahezu

Ich bin überzeugt, wir werden mit dieser dualen Ausbildung

jedes Material wird bedruckt. Und das stellt das Buchbinder-

– nach dem Motto „Zwei Berufe, eine Lehre“ – viele Jugend-

handwerk vor große Herausforderungen.

liche überzeugen. Vor allem dann, wenn wir diese Doppellehre als fachlichen und kreativen Beruf entsprechend aufbereiten, präsentieren und vermarkten. Dietmar Reiber, E-Mail: d.reiber@buchbinderei.at

Lisa Reiter über die Doppellehre, die sie seit Mai 2014 bei Reiber & Reimer OG in Graz absolviert Mein Name ist Lisa Reiter und seit gut einem halben Jahr bin ich in der Ausbildung zur Buchbinderin und Drucktechnikerin Frau Astrid Kissich (Lehrlingsausbildung), Frau Lisa Reiter (Lehrling), Herr Dietmar Reiber (Lehrlingsausbildung – Bereich Digitaldruck)

mit Schwerpunkt „Digitaldruck“. Nach einem Semester an der Akademie der bildenden Künste in Wien habe ich mich dazu entschieden, eine Lehre zu machen. Eine Affinität zu

Kunden und Agenturen nutzen die vielen neuen Material-

Papier und dem Handwerk begleitet mich schon seit langer

kombinationen, Anwendungen und Einbandtechniken, die

Zeit. Meiner Meinung nach ist die Doppellehre ein ideales

sich in den letzten Jahren entwickelt haben, und wollen eine

Modell für einen „modernen“ Buchbinder. Auch wenn

dementsprechend fundierte Beratung von Seiten der

unsere Branche in Zeiten der digitalen Medien unter Druck

Buchbinder und Drucktechniker. In diesem Bereich ergänzen

steht, das Buch und das Buchbinderhandwerk werden auch

sich die Berufsbilder und greifen ineinander. Der gelernte

in Zukunft bestehen – wenn auch mit neuen Herausforderun-

Drucktechniker hat nicht die Erfahrung, wie man die unter-

gen für die Branche. Hierfür ist es natürlich hilfreich, seinen

schiedlichen Materialien richtig aufbereitet und verarbeitet,

Horizont entsprechend zu erweitern.

der gelernte Buchbinder hat wiederum nicht die Erfahrung, welche Drucktechniken für welche Materialien optimal zu verwenden und sinnvoll sind.

Oktober – Dezember 2014


PAPYRUS Buchbinder

Themenschwerpunkt

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Qualität . Produktivität . Termintreue . Flexibilität . Trendsetter Die Buchbinderei Papyrus hat seit der Gründung die Fokussierung auf kompromisslose Qualität, nie aus den Augen verloren. Damit diese auch weiterhin in der gewohnten Form gehalten werden kann, hat das Unternehmen in eine neue Buchfertigungslinie BF530 (Anschaffung Juli 2013) und in einen Prägeautomat PE312 (Anschaffung: Jänner 2013), beides von Kolbus, investiert. Mit diesen beiden Maschinen wird sowohl die Leistungsfähigkeit, als auch die Qualität gesteigert, und nachhaltig auf einem hohen Niveau gehalten. Die Leistungsdaten sprechen für sich: Buchfertigungslinie BF530: Buchblockformat beschnitten (gerader oder runder Rücken); Min. 70 mm (B) x 100 mm (H) x 3 mm (Rückenstärke); Max. 300 mm (B) x 375 mm (H) x 70 mm (Rückenstärke); 70 Takte/Min. Des weiteren kann die BF530 beigestellte Buchblocks mit Drahtspiralbindung (bis max. 25 mm Durchmesser), sowie beigestellte asymetrische, flexible, PVC und Halb-/ Ganzintegral Decken verarbeiten. Der Prägeautomat PE312 hat ein max. Prägeformat von 460 x 375 mm; Buchdecken offenes Format: Min. 170 x 100 mm, Max. 660 x 405 mm, 80 Takte/Min.

Buchfertigungslinie BF530

Buchfertigungslinie BF530

Auszeichnungen: 21.06.2006 Goldene Securitas 20.02.2008 5 x schönstes Buch Österreich 18.11.2009 Golden Pixel Award 2009 26.11.2009 Österreichisches Staatswappen 25.01.2010 Österreichisches Umweltzeichen 21.10.2010 3. Platz – Trio des Jahres 2010 07.09.2012 Chain of Custody-Zertifikat / PEFC 07.09.2012 FSC Zertifikat

Prägeautomat PE312

Buchbinderei Papyrus GesmbH & co KG Murbangasse 5 • 1100 Wien Tel: +43 1 6892550 • Fax: +43/1/6892554 E-Mail: office@papyrus.co.at • www.papyrus.co.at

Oktober – Dezember 2014


148

buchbinder

L eserbrief

fritz schwab – eine entgLeisung besonderer art Fachzeitschrift der österreichischen Buchbinder, Ausgabe

Berufstandes verabschiedete. Bei aller Wertschätzung für

Oktober–Dezember 2013, Seite 113: Chefredakteur Georg

Herrn Georg Lintner – er wird von der WKO bezahlt –, kein

Lintners „persönliche Worte“ („Sag’ zum Abschied leise

Wort für unseren Bundesinnungsmeister Werner Schober zu

‚Servus’“) sind allemal ehrenwert, ein Grüß Gott an Frau

verlieren ist eine bewusste Nichtanerkennung, eben Charak-

Paula Pospisil, für geleistete Verdienste. Kein Wort für Herrn

tersache. Anstand kann man nicht im Supermarkt kaufen,

Bundesinnungsmeister Werner Schober, der sich auf Seite

eine Karriere muss man sich mit Verstand und viel Einsatz

111 mit Anstand und Dank von allen Menschen unseres

erarbeiten; nur Robert Zoch, damals mein Geschäftsführer, ehrenamtliches Vorstandsmitglied ohne Bezüge, Redakteur der Fachzeitung, hat und hätte sich so eine Entgleisung nicht geleistet. Ich bin der Bundesinnung 25 Jahre vorgestanden, bei meinem Amtsantritt wurde mir mitgeteilt, die Buchbinder werden den Druckern zugeteilt, wegen zu geringen Eigenkapitals. Damals haben wir alle Zulieferfirmen und Sponsoren angehalten, in die neue Fachzeitung zu inserieren, und anschließend einen eingetragenen Verein gegründet, damit unsere Bemühungen und Einnahmen der Zeitung bleiben. Bei meiner Übergabe nach 5 Kammerperioden hat auch

Fritz Schwab, Werner Schober

mein Nachfolger als Bundesinnungsmeister die persönliche Haftung für den Verein übernommen. Nachstehend eine Auflistung, der Ordnung halber für jeden Leser sichtbar: •

Verein: 5 Personen laut Gesetz

Medieninhaber: Fa. Schogla, trägt die volle Haftung

Eigentümer: der Medieninhaber

Verleger: Fa. Schogla

Herausgeber: Verein zur Förderung der österreichischen Buchbinder, bestimmt zusammen mit dem Inhaber die Richtlinien dieses Fachblattes

Werner Schober, Fritz Schwab, Walter Nettig

Redaktion: untersteht dem Inhaber und Herausgeber

derzeitiger Minussaldo ca. EUR 3.500,–

Bundesinnungsmeister KommR Werner Schober hat seine Funktion mit großem Idealismus, privatem Zeit- und Geldaufwand und dem Verständnis seiner Frau, Mitinhaberin der Firma, erfüllt. Jeder Innung steht es frei eine Fachzeitung zu erstellen, unter diesen Umständen ist eine Vereinsauflösung unseres Fachblattes denkbar. Fritz Schwab Ehrenbundesinnungsmeister Träger des goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich Träger des goldenen Handwerkringes

Fritz Schwab, Kurt J. Loy, Robert Zoch

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bundesinnung

informiert

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geschÄtzte damen und herren! Ich möchte mich bei Ihnen vorstellen: Mein Name ist Renate Scheichelbauer und seit 11. März dieses Jahres darf ich die Bundessparte Handwerk und Gewerbe vertreten. Ich habe von meinem Vater einen Elektroinstallationsbetrieb übernommen und führe diesen nun seit über 30 Jahren gemeinsam mit meinem Mann. Ich habe zwei erwachsene Töchter und eine kleine Enkeltochter. Meine Heimatstadt

Renate Scheichlbauer-Schuster

ist Pöchlarn in Niederösterreich. Jeder von uns, der einen Betrieb führt, weiß aus eigener

erbringen wir jedoch eine enorme Wertschöpfung für die

Erfahrung, wie herausfordernd die tägliche Arbeit oft ist.

Gesellschaft und bilden das Rückgrat der österreichischen

Den Unternehmerinnen und Unternehmern die Rahmenbe-

Wirtschaft. Ich bedanke mich bei jedem von Ihnen für Ihren

dingungen zu erleichtern – wo immer das möglich ist – und

Beitrag dazu! Mit der Arbeit als Selbständige und Ihrer

ihnen Anerkennung zu geben, sehe ich als meine Aufgabe.

Risikobereitschaft bilden Sie die Stärke der Regionen. Diese

Sie, liebe Selbständige, sind in der neuen Innungszusammen-

Leistungen der Kleinst-, Klein- und Mittelbetriebe werden

setzung sehr stark, aber auch sehr vielfältig und haben

vielfach als selbstverständlich angesehen. Die Politiker

unterschiedlichste Anliegen. Von unfairem Wettbewerb,

sonnen sich oft gerne im Blitzlicht, wenn z. B. eine Fabrik

vor allem aus Niedriglohnländern, bis hin zu drastischen

mit einigen 100 Arbeitsplätzen irgendwo auf der grünen

technischen Veränderungen geht hier die Bandbreite.

Wiese eröffnet wird. Sie vergessen, dass auf dem Weg

Unsere Chance in Österreich kann nur höchste Qualität

dahin hunderte KMUs bestehen, die unbedankt in Summe

sein. Dazu gehört besonders die Weitergabe des Wissens

weit mehr Ausbildungs- und Arbeitsplätze schaffen und

und Könnens an unsere Lehrlinge und die oftmals einzufor-

bewahren.

dernde Wertschätzung der dualen Ausbildung sowie eine Gleichstellung der Lehre mit einer schulischen Ausbildung.

Ich sehe es als Verpflichtung, dass wir als Vertreter der

Dies in den Köpfen von uns allen nachhaltig zu verankern,

Handwerks- und Gewerbebetriebe vereint unseren Stellen-

ist mein Ziel.

wert in Politik und Gesellschaft immer wieder einfordern! Ich bedanke mich bei Ihrem Bundesinnungsmeister Hans

„Meisterleistung anstatt amerikanischer Verhältnisse“

Joachim Pinter für seine Unterstützung und die umsorgende

lautet unsere Devise. Dementsprechend unsere Forderung,

und erfolgreiche Arbeit gemeinsam mit seinem Team zu

dass der Meister einem Studienabschluss gleichrangig wird.

Gunsten Ihrer Berufsgruppen!

Gewerbe und Handwerk steht nicht nur für Tradition, sondern auch für das Moderne und hat Zukunft. In Ihren

Ihnen, geschätzte Damen und Herren, wünsche ich viel

Berufsfeldern kommt durchwegs noch eine besondere

Freude und Erfolg in Ihren schönen Berufen wie auch

Kreativität dazu.

persönlich alles erdenklich Gute!

Es ist nicht verwunderlich, dass mehr als die Hälfte der Neu-

KommR Renate Scheichelbauer-Schuster Bundesspartenobfrau

gründungen aus dem Handwerk und Gewerbe kommen. Unsere Betriebe sind zwar klein strukturiert, gemeinsam

Auf Augenhöhe spricht es sich leichter. BAWAG P.S.K. Filiale 1220 Wien, Rennbahnweg 40, Tel. 05 99 05 / 605100 Mitten im Leben.

www.bawagpsk.com

Oktober – Dezember 2014


das andere kunsthandwerk

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edeLserpentinschLeiferei Der Vorsitzende der Fachvertretung der Kunsthandwerke Burgenland, KommR Hans-Joachim Pinter, und der Geschäftsführer Ing. Karl Tinhof fuhren in das verträumte Bergdörfchen Dreihütten, wo die Edelserpentinschleiferei der Familie Mittermann beheimatet ist. Dieses Unternehmen wurde von Erich Mittermann am 20. Mai 1974 gegründet. Seine Tochter, Sabine Wagenhofer, hat am 1. September 2000 den väterlichen Betrieb übernommen. Seither führt sie gemeinsam mit ihrem Mann den Betrieb. Er führt die Schleifarbeiten durch. In

Das Rohmaterial

der Verkaufsstelle in Bad Tatzmannsdorf arbeitet noch eine Angestellte, die Schwester der Betriebsinhaberin. Wir erfuhren, dass der Edelserpentin ein wasserhaltiges Magnesium-Aluminium-Silikat mit vulkanischem Ursprung ist. Der Edelserpentin wird oft mit Jade verwechselt und kommt in allen Farbschattierungen von hell- bis dunkelgrün vor. Weltweit gibt es einen einzigen Fundort von Edelserpentin in dieser Qualität, der zu Schmuck und Skulpturen verarbeitet werden kann. Dieser liegt in Bernstein im Burgenland. Das wertvolle Material wird im Steinbruch gewonnen. Dort suchen Frau Wagenhofer und ihr Mann für ihre Erzeugnisse das

Die manuelle Bearbeitung

Material selbst direkt aus. Der Edelserpentin wird im Familienbetrieb mit alter, herkömmlicher Schleifmethode und modernster Lasergravur bearbeitet. Durch diese sorgfältige Bearbeitung entstehen für die Kunden Unikate. Die Produktpalette ist sehr vielfältig. Sie umfasst z. B. Briefbeschwerer, Buchhalter für Bücherregale, Schreibtischsets, Uhren, Devotionalien, Schmuck- und Ziergegenstände, Reliefs, Skulpturen, Einzel- und Serienanfertigungen. Die Wertschöpfung bleibt in der Region, denn es wird Edelserpentin, der nur in Bernstein für diese Zwecke gewonnen wird, verarbeitet. Die Erzeugnisse werden vorwiegend im eigenen Geschäft in Bad Tatzmannsdorf verkauft, manchmal werden die Produkte auf Kundenwunsch auch versandt. Voll Stolz erzählt Frau Wagenhofer von

Das fertige Kunstwerk

ihrem faszinierenden Beruf. Das Material lässt große Vielfalt zu, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, die Arbeitsstätte befindet sich im eigenen Haus und die Zeiteinteilung obliegt einzig und allein ihr. Dadurch ist es auch möglich, Kundenwünsche in kürzester Zeit zu erfüllen. Edelserpentin in dieser Qualität gibt es nur in Bernstein. Ihm wird eine beruhigende und harmonisierende Wirkung nachgesagt. Er schützt auch unser Herz vor Erkrankungen. Wir wünschen Familie Wagenhofer weiterhin viel Erfolg und Freude. © Karl Tinhof

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KommR Hans-Joachim Pinter mit Familie Wagenhofer


Goldschmied

151

Punzierung sind teuer und bedürfen einer eingehenden Schulung. Dadurch sind sie für den Kleinbetrieb unerschwinglich. Die Möglichkeiten der Strichprobe beschränken sich damit auf den Vergleich mit bekannten Legierungen innerhalb des Betriebes. Es ist nicht ratsam, Schmuckstücke, die von Das Punzierungsgesetz und die Durchführungsbestimmun-

außerhalb kommen, zu punzieren und somit die Verantwor-

gen dazu waren Thema beim Treffen von Vertretern der

tung für den Feingehalt zu übernehmen. In wichtigen Fällen

Gold- und Silberschmiede mit dem Leiter des Kompetenz-

gibt es die Möglichkeit, bei privaten Instituten oder den

zentrums Punzierungskontrolle beim Zollamt Wien, Herrn

Punzierungsbehörden eine genaue Analyse machen zu

Direktor Gerhard Wilimek, am 2. Oktober 2014 in Wien.

lassen und anschließend zu punzieren. Der Preis hierfür

In den letzten Monaten sind einige Fragen zum Thema

beträgt ca. 20 €. Es wäre wünschenswert, zumindest in jeder

Punzierung aufgetaucht, die wir einer Klärung zuführen

Landeshauptstadt eine solche Stelle zur Verfügung zu haben.

wollten. Zum Thema Bruchgoldankauf und Punzierung erhielten Durch die neuen Technologien zur Feingehaltuntersuchung,

wir von Direktor Wilimek folgende Erläuterung:

Röntgenfluoreszenz usw. mussten wir feststellen, dass die

Herr DI Wilimek vom Punzierungsamt hat uns die Rechtsmei-

Strichprobe schon immer sehr ungenau war und ist. Nur

nung des Punzierungsamtes bezüglich Punzierungsgebühr

dadurch, dass vor Jahren nur Gold-, Silber- oder Kupferlegie-

bei Bruchgold und Übernahme von Edelmetallgegenständen

rungen verwendet wurden, war überhaupt eine Annäherung

von Privatpersonen dargelegt, sie lautet:

an Genauigkeit möglich, die aber heute durch die Vielfalt

Es gibt eine geänderte Rechtsmeinung zum Thema Punzie-

der unterschiedlichsten Legierungsbestandteile nicht mehr

rungskontrollgebühr bei der Übernahme von Edelmetallge-

gegeben ist. Es können auch ältere Stücke mit amtlicher

genständen von Privatpersonen. Diese begründet sich im

Punze schon durch das ehemals gültige Remedium von

Wortlaut des § 20 Punzierungsgesetz (PG):

5 Tausendstel nicht den heutigen Anforderungen genügen.

Für jeden Edelmetallgegenstand, der im Inland erzeugt, zu

Da wir aber für den genauen Feingehalt garantieren müssen,

Handelszwecken ins Bundesgebiet verbracht oder von Privat-

sollten wir unser Verhalten darauf einrichten. Die Geräte, mit

personen zur öffentlichen oder gewerbsmäßigen Veräuße-

denen man die verschiedenen Elemente analysieren kann,

rung übernommen wird, ist eine Punzierungskontrollgebühr

Shop

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… macht schmuck

Goldschlagstraße 12 1150 Wien Telefon: 01 924 58 12 office@forumgoldschmiede.at

Das Kompetenzzentrum für Schmuck

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goLdschmied

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Punzierungsgesetzes zu sprechen, wenn der Gegenstand nicht gebrauchsfähig, also „Bruch“ ist. Von einem solchen ist dann zu sprechen, wenn er aufgrund seines Aussehens oder seiner Beschaffenheit keinem Verkauf mehr zugeführt werden kann. Das heißt, die Beschädigung muss klar und deutlich sein und es muss die Gewissheit gegeben sein, dass der Gegenstand nicht mehr durch geringfügige Reparatur oder einfaches Polieren wieder in den Handel gebracht werden kann. Unter diesen Umständen ist keine Punzierungskontrollgebühr zu entrichten. Peter Pfötscher bei der Begutachtung

Die Frage nach Herstellern von Verantwortlichkeitspunzen ist geklärt. Die Münze Österreich übernimmt solche Aufträge

zu entrichten. Die Punzierungskontrollgebühr ist eine

nach wie vor.

Abgabe im Sinne des § 1 der BAO und eine ausschließliche

Beim Übernehmen von Kommissionsware – auch von

Bundesabgabe.

Privaten – ist sofort Punzierungsgebühr zu berechnen. Nur in diesem Punkt hat es bei Goldschmieden Beanstandungen

Laut Gewerbeordnung liegt eine gewerbliche Tätigkeit dann

gegeben.

vor, wenn eine Tätigkeit regelmäßig, selbständig oder

Aus aktuellem Anlass darf ich Sie vor falschen Punzierungs-

ertragsorientiert ausgeübt wird.

kontrollorganen warnen. Beamte des Punzierungsamtes haben sich vor jeder Nachschau mit ihrem Dienstausweis (in

Eine Übernahme von Edelmetallgegenständen durch ein

Scheckkartenform) zu legitimieren und ihn auf jeden Fall auf

Unternehmen erfolgt, um einen wirtschaftlichen Ertrag zu

Verlangen vorzuweisen. Sollte sich jemand weigern das zu

erzielen. Dieser erfolgt ungeachtet der Tatsache, ob ein

tun, ist Misstrauen angebracht.

Edelmetallgegenstand unverändert weiterverkauft oder z. B.

Werden Gegenstände zur Vorlage an die Dienststelle oder

an eine Scheideanstalt zum Einschmelzen veräußert wird.

das Edelmetallkontrolllabor versiegelt, so erfolgt der Versand

Somit fällt bei der Übernahme eines Edelmetallgegenstan-

in der Regel durch den Gewerbetreibenden. Die Beamten

des von einer Privatperson Punzierungskontrollgebühr an,

nehmen das Paket nur in Ausnahmefällen mit (z. B. bei

gleichgültig in welcher Form er weiterverarbeitet wird.

Gefahr im Verzug).

Sehr wohl stellt sich aber die Frage, ob ein Gegenstand bei

Sollten Zweifel an der Rechtmäßigkeit einer Nachschau

der Übernahme ein Edelmetallgegenstand im Sinne des

bestehen, kann jederzeit im Kompetenzzentrum Punzie-

Punzierungsgesetzes ist. Nach derzeitiger Rechtsauffassung

rungskontrolle unter der Telefonnummer 01 79590, Klappen:

ist nicht von einem Edelmetallgegenstand im Sinne des

561547, 561550, 56148 oder 561322, rückgefragt werden. Ihr Peter Pfötscher

Goldschmiede &

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Oktober – Dezember 2014


Goldschmied

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Oktober – Dezember 2014


das grosse interView

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mit dr. Johanna rachinger – generaLdirektorin

KommR Werner Schober und Dr. Johanna Rachinger im Interview

georg Lintner: schönen guten tag, frau dr. rachinger, es freut mich sehr, dass sie uns empfangen haben. ich darf gleich die ersten fragen an sie stellen. was ist die bedeutung der Österreichischen nationalbibliothek? was unterscheidet diese von anderen nationalbibliotheken europas? Johanna Rachinger: Die Österreichische Nationalbibliothek ist eine der bedeutendsten Bibliotheken weltweit, und zwar aufgrund der großartigen Schätze, die wir in unseren verschiedensten Sondersammlungen bewahren. Viele der Objekte sind auch auf der Liste des Weltdokumentenerbes. Die Bedeutung hat mit der Geschichte der Bibliothek zu tun, da sie früher die Hofbibliothek des habsburgischen Herrscherhauses war. Die Habsburger haben ein Weltreich beherrscht und so sind Bücher und Objekte aus der ganzen Welt in die Hofbibliothek gekommen. Sie ist aber vor allem eine mitteleuropäische Bibliothek aufgrund ihrer Geschichte und das macht letztendlich ihre Bedeutung aus.

was ist das weltdokumentenerbe? Johanna Rachinger: Das Weltdokumentenerbe ist eine Einrichtung der UNESCO. Die UNESCO wählt alle zwei Jahre Objekte und Dokumente von Institutionen weltweit aus, die besonders erhaltenswert sind. Dadurch, dass sie in die Liste dieses Weltdokumentenerbes aufgenommen

Oktober – Dezember 2014

werden, verdeutlichen sie den besonderen Wert und die Wichtigkeit ihrer Erhaltung.

welche dokumente sind das? Johanna Rachinger: Ein Werk aus dem Weltdokumentenerbe ist zum Beispiel der „Wiener Dioskurides“, ein Heilkräuterbuch aus dem 6. nachchristlichen Jahrhundert mit farbenprächtigen Illustrationen oder unsere Papyrussammlung mit insgesamt 180.000 Papyri. Sie wurde in ihrer Gesamtheit und Einzigartigkeit in die Liste des Weltdokumentenerbes aufgenommen. Werner Schober: Aber es gibt auch eine Globensammlung und eine Filmsammlung in der Nationalbibliothek. Die Sammlungen sind breit gefächert. Johanna Rachinger: Eine Filmsammlung haben wir nicht. Es gibt eine Globensammlung und ein Globenmuseum, das übrigens das einzige seiner Art weltweit ist. Es ist im Palais Mollard in der Wiener Herrengasse beheimatet und präsentiert 250 außergewöhnliche Objekte, darunter Erd- und Himmelsgloben, aber auch globenverwandte Instrumente.

wie viele bücher hat die nationalbibliothek derzeit? gibt es noch platz für neue bücher?


Das grosse Interview

der Österreichischen Nationalbibliothek Johanna Rachinger: Wir verwahren derzeit mehr als 4 Millionen Bücher, aber insgesamt sind es 10 Millionen Bücher und andere Objekte. Mit anderen Objekten sind, so wie das der Herr Kommerzialrat eben angesprochen hat, beispielsweise die Globen gemeint oder die schon angesprochene Papyrussammlung. Zu den insgesamt acht Sammlungen gehören eine Kartensammlung, eine Musiksammlung mit Originalpartituren bedeutender Komponistinnen und Komponisten sowie die Sammlung von Handschriften und alten Drucken mit ebenfalls äußerst wertvollen Objekten. Zur Österreichischen Nationalbibliothek gehört weiters die größte Fotodokumentationsstelle Österreichs mit über 1,5 Millionen historischen und zeitgenössischen Fotografien. Man muss sich dieses Haus als einen multimedialen und multikulturellen Kosmos an Büchern, Handschriften usw. vorstellen, zu dem außerdem ein stetig wachsender Bestand an digitalen Inhalten und Objekten gehört.

Werner Schober: Es muss eine gediegene Ausbildung sein, die wir durch unser duales Ausbildungssystem auch haben. Wenn wir uns den Lehrlingswettbewerb zwischen Deutschland, Schweiz, Südtirol und Österreich ansehen, schneiden unsere Lehrlinge immer sehr gut ab. Eine gute Ausbildung bringt auch gute Gesellen und die können dann entsprechend der Tradition die Bücher binden, die über eine längere Zeit eine Haltbarkeit haben. Es ist ein Unterschied zwischen Bindungen, man kann günstig binden, das ist in der Verlagsbuchbinderei der Fall und man kann bibliotheksmäßig binden, das hat eine gewisse Voraussetzung an Materialien und an handwerklichen Fertigkeiten, um das Buch länger haltbar zu machen.

Sind alle Bücher und Objekte hier untergebracht?

Johanna Rachinger: Der Herr Kommerzialrat hat etwas ganz Wesentliches angesprochen, nämlich die Haltbarkeit. Zu unseren primären Aufgaben gehört der Erhalt unserer Bestände für nachfolgende Generationen, so wie diese Aufgabe Generationen vor uns für uns wahrgenommen haben. Daher muss man auf langfristige, nachhaltige Qualität achten. Die bereits angesprochenen Zeitungen, die für die Archivierung gebunden werden, können natürlich auch im Lesesaal benutzt werden und müssen daher von entsprechender handwerklicher Qualität sein. Die österreichischen Buchbinder gewährleisten das auch in erfreulicher Weise. Österreich wird weltweit um das duale Ausbildungssystem beneidet, das Theorie und Praxis vereint. Wir werden die Buchbinder auch in Zukunft brauchen, da wir noch lange physische Objekte sammeln werden, und ich freue mich auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit.

Johanna Rachinger: Ein Großteil der Druckschriften befindet sich im Bücherspeicher unter dem Burggarten. Unter dem Josefsplatz gibt es ebenfalls einen Speicher, in dem Bücher bewahrt werden, die vor 1850 erschienen sind, und auch in den einzelnen Sondersammlungen sind Depots vorhanden. Im Prunksaal, einem der schönsten Bibliothekssäle weltweit, sind rund 200.000 Bücher untergebracht, darunter Werke aus dem Besitz des berühmten Feldherrn Prinz Eugen von Savoyen. Als zentrale Archivbibliothek des Landes sammeln wir auch digitale Publikationen, sogenannte Born-digital-Medien, und archivieren regelmäßig das österreichische Internet, also die .at-Domain. Diese Webarchivierung wird regelmäßig durchgeführt und mit entsprechenden Langzeitarchivierungssystemen gespeichert.

Welche Bedeutung haben die Buchbinder für die Nationalbibliothek? Johanna Rachinger: Die Buchbinder haben eine große Bedeutung für uns, da wir täglich eine beträchtliche Anzahl von Zeitungen und Zeitschriften erhalten, die gebunden werden müssen, um sie in den Magazinen gut aufstellen zu können. Im Rahmen der Pflichtabgabe sammeln wir alles, was in Österreich publiziert wird, also neben Büchern auch die vielen Zeitungen und Zeitschriften mit ihren verschiedenen Mutationen. Viele dieser Bindearbeiten geben wir an Buchbinderbetriebe außer Haus.

Da darf ich eine Frage an Kommerzialrat Schober stellen. Welche besonderen Voraussetzungen müsste ein Buchbinder haben, um hier Aufträge zu bekommen?

Welche Bedeutung werden die Buchbinder in Zukunft weiterhin haben? Beim digitalen Speicher brauche ich ja andere Voraussetzungen als beim Buchbinden?

Ein Anliegen, welches von den Buchbindern immer wieder an uns herangetragen wird, vor allem von den Wiener Buchbindern: Wir wissen von anderen Branchen, es gibt immer größere Lose, es gibt EU-weite Ausschreibungen. Wie kann man gewährleisten, dass auch kleine Handbuchbinderbetriebe Aufträge im Sinne der Nachhaltigkeit und Regionalität bekommen? Johanna Rachinger: Als öffentliche Institution sind wir dazu verpflichtet, uns an gesetzliche Vorgaben zu halten und große Aufträge auch EU-weit auszuschreiben. Da neben den Kosten aber vor allem die Qualität ein wesentliches Kriterium ist, haben auch kleinere Betriebe eine gute Möglichkeit, und das berücksichtigen wir auch dementsprechend.

Oktober – Dezember 2014

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das grosse interView spezielle Programme für alle Schulklassen, seien dies Volksschulen, Berufsschulen oder Sonderpädagogische Zentren. Unter dem Titel „Wissenswelten“ können Kinder und Jugendliche die Österreichische Nationalbibliothek kennen lernen. Wir wollen damit Schwellenängste abbauen, wenn sie später einmal als Studierende oder als Berufstätige zu uns kommen. Ich selbst bin überzeugt davon, dass das Lesen ganz viel Vorbildfunktion braucht, d. h. ein Elternhaus, in dem auch Eltern lesen und es ein lesefreundliches Umfeld gibt. Das motiviert Kinder, auch selbst zu Büchern zu greifen. Die Schule allein kann das oft nicht mehr auffangen. In diesem Zusammenhang darf ich erwähnen, dass wir nächstes Jahr im April ein Literaturmuseum eröffnen werden, in der Johannesgasse im ehemaligen k. k. Hofkammerarchiv. Es wird ein österreichisches Literaturmuseum und auch ein Ort speziell für junge Menschen, an dem man sich für Bücher begeistern kann, einen Zugang zur Literatur findet und an dem Lesungen und Workshops stattfinden werden. Da werden wir vieles anbieten, um das Lesen zum Thema zu machen.

Dr. Johanna Rachinger und KommR Werner Schober

Werner Schober: Ich finde, dass die Instandhaltung von Büchern ein wichtiges Kriterium für Kleinunternehmen ist; wenn sie sich darauf spezialisieren, hätten sie bestimmt für die Zukunft eine Perspektive. Denn immer wieder müssen Bücher instandgesetzt werden – nicht restauriert, sondern instandgesetzt – und das können kleine Betriebe sehr gut kostengünstig anbieten. Sehr wünschenswert und überaus wichtig ist für unsere Betriebe die regionale Vergabe von Aufträgen, damit die Wertschöpfung in der Region bleibt und somit auch die Lehrlingsausbildung für die Zukunft gesichert ist.

finden sie, dass für die kinder bücher noch wichtig sind? Werner Schober: Mir geht es darum, wie wichtig ist das Buch für die Kinder, denn die sind elektronisch noch nicht so weit, welchen Bestand hat es und wie soll es aussehen für die Zukunft? Johanna Rachinger: Da muss man etwas differenzieren. Zum einen sammelt die Österreichische Nationalbibliothek selbstverständlich auch Kinderbücher, soweit sie in Österreich erscheinen, da wir alle österreichischen Publikationen sammeln. Ansonsten sind wir aber eine wissenschaftliche Bibliothek, zu der der Zugang erst ab dem 15. Lebensjahr möglich ist. Aber selbstverständlich ist es ganz wichtig, dass alle Institutionen in diesem Land, die nur in irgendeiner Form mit Büchern zu tun haben, sich auch dem Thema der Förderung von Kindern und Jugendlichen im Bereich des Lesens und des Literaturzugangs verschreiben. An der Österreichischen Nationalbibliothek gibt es ein breites Angebot, beispielsweise

Oktober – Dezember 2014

das klingt ja ganz toll. man merkt ihre begeisterung. trotzdem eine frage noch: wie kann man „bildungsferne schichten“ dazu gewinnen, wie sieht es mit schulen aus, wie interessieren sich diese für die bücher. wir sehen ja, wo gelesen wird, da funktioniert es, aber leider gibt es eben einen großen prozentsatz an personen, wo es nicht funktioniert. was kann man da machen? Werner Schober: Der Zugang zu Bibliotheken ist, wie ich jetzt gehört habe, schon in sehr frühen Jahren durch spezielle Veranstaltungen möglich. Das ist sehr wichtig für Kinder und Jugendliche. Dann werden sie sich auch in Zukunft für Bücher interessieren, diese lesen. Sie verbessern dadurch ihre Deutschkenntnisse und gewinnen mehr Wissen. Österreich hat derzeit einen großen Zuwachs an Migrantinnen und Migranten. Ich finde es sehr dankenswert, dass in der Nationalbibliothek Führungen angeboten werden. Wir selbst haben schon Führungen gemacht, z. B. im Tiefspeicher am Heldenplatz. Das war sehr beeindruckend. Johanna Rachinger: Es werden mittlerweile viele Maßnahmen gesetzt. Mit der Einführung des verpflichtenden Kindergartenjahres haben nun Kinder mit Migrationshintergrund, die zu Hause nicht Deutsch sprechen, jetzt schon sehr früh die Möglichkeit, diese Sprache gut zu erlernen. Die Mehrsprachigkeit ist ein Vorteil für unsere Gesellschaft, der noch viel zu wenig genutzt wird. Es ist nicht nur wichtig, das Erlernen der deutschen Sprache zu fördern, sondern auch die Muttersprache zu festigen. Letztendlich ist es notwendig, dass wir Kinder bereits von klein auf fördern.

ausbildung und weiterbildung ist enorm wichtig. was kann die bibliothek dazu beitragen? Johanna Rachinger: Wir haben in der Österreichischen Nationalbibliothek


Das grosse Interview ein sehr umfassendes Ausbildungsangebot, das ist uns auch sehr wichtig. Zum einen bilden wir österreichweit Bibliothekarinnen und Bibliothekare aus, und zwar in Kooperation mit der Universität Wien. Die PostgraduateAusbildung schließt mit einem Master of Science, Library and Information Studies ab. Zum anderen bieten wir ein umfangreiches öffentliches Seminarprogramm an, das sich „Brain-Pool“ nennt. In diesen „Brain-Pool-Seminaren“ gibt es regelmäßige Schulungen für Bibliotheksbenutzerinnen und Bibliotheksbenutzer, beispielsweise darüber, wie man die Literatursuche in Datenbanken effizient gestalten oder elektronische Zeitschriften finden kann. Im Rahmen von „Österreich liest“, das jährlich stattfindet, bieten wir Kurse zur Ahnenforschung oder zur Entzifferung alter Schriften. Das wird ebenso gut angenommen wie jene Angebote, die sich mit den Herausforderungen der modernen Informationstechniken beschäftigten. Gerade in einer Informationsgesellschaft, in der wir mehr Information denn je haben, ist es essentiell zu lernen, wie man die richtige Information findet. Das ist oft sehr schwierig. Es ist daher eine wesentliche Aufgabe von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren, Lotsen in diesem Informationsdschungel zu sein. Da für uns Ausbildung und Weiterbildung im Fokus liegt, bieten wir auch ein internes „Brain-Pool-Programm“ für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das ganz auf deren Bedürfnisse ausgerichtet ist.

Welche Anliegen haben Sie, sehr geehrter Herr Kommerzialrat Schober, an die Nationalbibliothek? Werner Schober: Wir brauchen für die Ausbildung Unterstützung. Wenn wir keine Arbeit haben, dann können wir keine Lehrlinge ausbilden. Die Lehrlingsausbildung ist für die Zukunft wichtig. Es wird immer Bücher geben und es ist sehr wichtig, dass diese als Kulturgut erhalten bleiben, wie viele andere Sachen, Bilder, Gebäude usw. Das gibt unserem Leben eine gewisse Sinnhaftigkeit und eine Perspektive überhaupt zu leben. Wir wollen nicht einheitlich sein. Wir wollen nicht grau in grau sein. Wir wollen die Vielfältigkeit leben. Das ist auch in der Bibliothek notwendig. Man wird wahrscheinlich einen gewissen Teil kostengünstig binden müssen, aber es wird auch einen Teil geben, wo man sagt, es sind Prachtbände, die wollen wir anders binden, für die Zukunft erhalten, damit die nachfolgenden Generationen es noch bestaunen können.

Welche Anliegen haben Sie, sehr geehrte Frau Dr. Rachinger, an die Buchbinder? Johanna Rachinger: Ich würde mich wirklich freuen, wenn die Zusammenarbeit, die aus meiner Sicht eine sehr gute ist, auch in Zukunft so weiterginge. Von unserer Seite, einer Bibliothek in dieser Größenordnung, wird es immer einen Bedarf an Buchbinderunternehmen geben.

Aktion Buchpatenschaft Die Österreichische Nationalbibliothek ist eine der wertvollsten Bibliotheken der Welt und verwahrt jahrhundertealte Kostbarkeiten. Buchpatinnen und Buchpaten helfen mit, die einzigartigen Schätze des österreichischen Kulturerbes für künftige Generationen zu bewahren. Kontakt: aktion.buchpatenschaft@onb.ac.at Tel.: 01/534 10-263 Buchpatenschaften sind steuerlich absetzbar

Ich bedanke mich für das Gespräch. Oktober – Dezember 2014

157


musikinstrumentenerzeuger

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die musikmesse in ried – Die 14. MUSIC AUSTRIA von 2. bis 5. Oktober 2014 war die bisher größte Musikmesse, die je in Österreich stattgefunden hat. 140 Direktaussteller vertraten mehr als 300 Firmen aus 18 Nationen und boten dabei die neusten Instrumente, Noten, Zubehör und Geschenkartikel an.

Messedirektor Helmut Slezak, Rupert Hofer, Anna Weinberger-Hohenegger, Karl Schwarz

Die Messe Ried – gegründet 1867 – ist der älteste Messever-

Musikinstrumenten-Museum Markneukirchen (D) ausgestellt,

anstalter Österreichs.

wurde sie hier zum ersten Mal in Österreich präsentiert. Auf Grund der Kooperation mit der Landesmusikdirektion OÖ

Vielfältig sind die Gründe, warum sich die Musikbranche alle

wurden wieder zahlreiche Fachveranstaltungen, z. B. der

zwei Jahre so gerne in Ried präsentiert. Es ist die bunte

Musikschulkongress, das 1. Symposium für Elementare

Mischung aus dem Ausstellungsangebot und dem Rahmen-

Musikpädagogik und unzählige Workshops, angeboten. Der

programm, die bei all den vielen Besuchern Interesse weckt.

österreichweite Blasorchester-Wettbewerb und ein Chorwett-

So gelang es heuer, in acht Hallen rund 300 beteiligte Firmen

bewerb rundeten das Programm ab.

zu präsentieren. Interessant und immer gut besucht sind die lebenden Der Besucher konnte auf 10.000 m² Ausstellungsfläche nicht

Musikwerkstätten, in denen man Instrumentenerzeugern über

nur eine sehr große Auswahl an Instrumenten, Zubehör und

die Schulter schauen konnte. Danke an meine Kolleginnen

Noten entdecken, sondern auch auf fünf Live-Bühnen

und Kollegen Anna Hohenegger-Weinberger, Geigenbau-

verschiedene Musikrichtungen erleben, auf einer Plattenbörse

meisterin aus Seewalchen, den oberösterreichischen, mittler-

stöbern oder die Sonderausstellung „Die digitale Zukunft der

weile in Cremona lebenden „Liutaio“ Wolfgang Buchinger,

Musiknoten“ besuchen.

den Gitarrenbauer Clemens Wagner sowie die Staatliche Berufsfachschule für Musikinstrumentenbau in Mittenwald, die

Bereits am Eingang wartete die tiefste Tuba weltweit, die

allen Interessierten für Auskünfte zur Verfügung standen und

spielbar und musikalisch voll einsetzbar ist. Normalerweise im

unsere Handwerke präsentiert haben.

Dr. Frederik Habel, Rupert Hofer, FL Anton Karner

Oktober – Dezember 2014

Clemens Wagner, Rupert Hofer


musikinstrumentenerzeuger

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grÖsste musikmesse Österreichs

Rupert Hofer, Alois Mayer

Rupert Hofer, Johann und Karin Rotter

Auf meinem Rundgang habe ich alle österreichischen Gewerbebetriebe besucht. Danke für all die guten Gespräche und wichtigen Rückmeldungen. Auf den Punkt gebracht freuen sich alle über das interessierte Publikum. Durch die Zusammenarbeit der Messe mit dem OÖ Musikschulwerk gelingt es, die Messe zum Treffpunkt aller Beteiligten der Musikbranche werden zu lassen: Lehrer, Schüler, Produzenten, Musiker und Musikbegeisterte. Herzlichen Glückwunsch an Messedirektor Helmut Slezak und Marieluise Dietringer zum tollen Erfolg und zu der besonderen Atmosphäre hier in Ried, ich komme gerne 2016 wieder! Text: © Rupert Hofer Alle Bilder © Rupert Hofer Karl M. Riedel, Rupert Hofer

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uhrmacher

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uhrmachertreffen in tuLLn

Gruppenfoto am Tullner Hauptplatz

Das Uhrmachertreffen begann am 12. September 2014 um 14:00 Uhr im Rathaus der Stadt Tulln mit einem Bürgermeisterempfang. Nach dem gemeinsamen Abendessen gab es einen Vortrag der Firma Elma über die neuesten Reinigungsmethoden beim Uhrenservice. Der Direktor der Uhrmacherschule Karlstein, Herr Dipl.-Ing. Wolfgang Hörmann, gestaltete einen interessanten Vortrag über die Aktivitäten der Schule und Schüler des abgelaufenen Schuljahres. Am Samstagvormittag stand der Besuch der Fliegerwerft in der Kaserne Langenlebarn auf dem Programm. In diesen

Fachgespräch über eine Reinigungsmaschine für Uhren

Werkstätten werden unter anderem die Black-Hawk-Hubschrauber serviciert. Dort erfuhren wir viel Wissenswertes über den Fliegerhorst. Die Wartung und Reparatur der Bordinstrumente wird von gelernten Uhrmachern durchgeführt. Nach einer Innenstadtführung am Nachmittag standen am Abend Vorträge von Uhrmachermeister Robert Rudolf und Frau Dr. Julie Vlcek auf dem Programm. Der Titel des Bildervortrages von Herrn Robert Rudolf lautete „Herausfordernde Reparaturprojekte“. Wir erfuhren Interessantes über die Restaurierung von komplizierten Taschenuhren und von Frau Dr. Julie Vlcek über die Restauration von Zifferblättern

In der Fliegerwerft

aus Email, Emailschmuck und Porzellanskulpturen. Den Abschluss bildeten am Sonntag ein Frühshoppen und Fototermin in der Innenstadt. Die 90 Teilnehmer des Uhrmachertreffens kamen aus allen 9 Bundesländern, auch einige Südtiroler Kollegen waren dabei. Fachliche Informationen und gute und fröhliche Unterhaltung kamen bei diesem Treffen nicht zu kurz. Wir freuen uns schon auf das nächste Uhrmachertreffen. Es wird in Berndorf/ Wartung und Reparatur werden von Uhrmachern durchgeführt

Niederösterreich stattfinden. © Johann Figl Oktober – Dezember 2014


aus den Landesinnungen

S alz burg

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gemeinschaftsreise – der Landesinnung der Uhrmacher und des Landesgremiums des Uhren- und Juwelenhandels

Die Mitglieder der Landesinnung der Uhrmacher sowie des Landesgremiums des Handels mit Uhren, Juwelen, Schmuck und Antiquitäten unternahmen von 12. bis 13. September 2014 eine Gemeinschaftsfahrt in das Südburgenland und in die Bundeshauptstadt. Ein besonderes Highlight war die Besichtigung der Bösendorfer L. Klavierfabrik GmbH, die zu den ältesten Klaviermanufakturen der Welt zählt. Seit 1828 wird bei der Produktion besonderes Augenmerk auf die Qualität und den unverwechselbaren Bösendorfer-Klang der Instrumente gelegt. Mit seinen ca. 120 Mitarbeitern fertigt das Unternehmen ca. 200 Stück pro Jahr. Im 1. Wiener Bezirk bot das Unternehmen eine interessante Führung und gewährte unseren Mitgliedern einen Einblick in seine traditionsreiche Arbeit. Anschließend ging es in einen sportlichen Teil über, eine durch Pedale angetriebene Draisinentour führte auf einer 23 Kilometer langen Strecke quer durch das Mittelburgenland. Vorbei an Weingärten, Sonnenblumenfeldern, schattigen Wäldern und verträumten Dörfern konnte die idyllische Landschaft genossen werden. Zum Ausklang der gemeinsamen zwei Tage wurde noch die Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien besucht. Die neu gestalteten Räumlichkeiten boten für Uhrmacher, Die Reisegruppe vor der Klavierfabrik

Goldschmiede und Kunstliebhaber genau das Richtige. Auch die Saliera konnte nach ihrem Diebstahl 2003 wieder im Museum bewundert werden.

gt , tre ic h, ge pf le an t, fe in , ge is si tte t, ge w äh lt, eg el .) dj (a l, ge so ph is tic at ed ge sc hm ac kv olre de lt, ve rf ei ne rt, ku lti vi er t, ve lis ie rt; vo rn eh m , zi vi fg ew ec kt , be ga bt , in te lli ge nt , auls re ic h, fä hi g, fin di g, cl ev er, ei nf al hr t, ge ni al , ge sc he it, ge bi ld et , ge le itz t, he ll, kl ug , ge w an dt , ge w , sc ha rf si nn ig , kr ea tiv, pf iff igie rt, ve rs tä nd ig ... sc hl au , ta le nt

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Oktober – Dezember 2014


aus den Landesinnungen

162

Oberösterreich

rÜckbLick – Landestag der OÖ Kunsthandwerke am 18.9.2014 Bei herrlichem Spätsommerwetter folgten interessierte

4 Unternehmer wurden für ihre langjährige Mitgliedschaft mit

Innungsmitglieder der Einladung zum diesjährigen Landesin-

einer Urkunde und Medaille persönlich ausgezeichnet:

nungstag in das Thermenhotel Geinberg. Den Empfang bei

Für 25 Jahre:

einem kleinen Vital-Snack nützten die Besucher für ein erstes

– Alois Gruber, Gold- und Silberschmied aus Vorchdorf

Kennenlernen.

– Peter Steininger, Uhrmacher aus Enns Für 30 Jahre: – LIM Christian Oucherif, Gold- und Silberschmied aus Linz – Franz Windtner, Orgelbauer aus St. Florian In ihrem Vortrag „Resilienz – die kraft der inneren Stärke“ gab es von Mag. Anneliese Aschauer jede Menge Tipps, wie wir unsere Widerstandsfähigkeit im Alltag und Beruf erhöhen können. Je größer der Stress, je härter die Herausforderun-

KommR Franz und Clemens Strandl, Robert und Theresa Gruber, Klaus Lummerstorfer, Thomas Zimmermann, Hans-Jörg Steinbrener

gen, je schlimmer die momentane Situation, desto mehr sollten wir auch auf uns selbst und unsere Bedürfnisse achten. Weg vom Selbstmitleid, hin zur Selbstfürsorge!

Im offiziellen Teil gaben Landesinnungsmeister Christian Oucherif (Gold- und Silberschmied und Uhrmacher) sowie die Berufsgruppensprecher Karl Schwarz (Musikinstrumentenbau), Heidi Rohrmoser (Kunstgewerbe) und Robert Gruber (Buchbinder) einen kurzen Einblick in die Aktivitäten und Anliegen der jeweiligen Berufsgruppe. Heidi Rohrmoser berichtete ganz aktuell über die auf Bundesebene angestrebte klarere Abgrenzung zur „häuslichen Nebenbeschäftigung“ im Bereich des Kunstgewerbes. Mag. Anneliese Aschauer

Im Anschluss wurde das nahegelegene Schloss Katzenberg besichtigt, ein wahres Kleinod am Inn. Durch den wunderschönen, herbstlich gefärbten Park ging es zum Schlossgebäude, in dem neben einem kleinen Buchbindermuseum auch eine Kalender- und Gebetbuchsammlung aus der Historie der Buchbinderei Steinbrener aus Schärding GF Mag. Heinrich Mayr, LIM Christian Oucherif, LIM-Stv. Heidi Rohrmoser

besichtigt wurden. Bei einem zünftigen Innviertler Knödelessen in der urigen Schlosstaverne fand der Landesinnungstag 2014 einen gemütlichen Ausklang.

Geschäftsführer Mag. Heinrich Mayr, MBA informierte über die erfreuliche Entwicklung der Mitgliederzahlen der Innung, die bei den Neugründungen im Jahresvergleich 2013/2014 Platz 5 in Oberösterreich einnimmt. Im Rahmen der Aktion „Handwerk statt Mundwerk“ der Sparte Gewerbe und Handwerk wurden die neuen Werbesujets für die einzelnen Berufsgruppen präsentiert. Diese Sujets können auch von allen Innungsmitgliedern kostenlos verwendet werden.

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Hände sind ständig am Puls der Zeit.


aus den Landesinnungen

Tirol

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erfoLgreiche LehrabschLussprÜfungen in tiroL Die wochenlangen Vorbereitungen und eifrigen Übungsund Lernzeiten zur LEHRABSCHLUSSPRÜFUNG haben sich voll ausgezahlt. Nach zwei Tagen Intensivtest mit vollstem Kopf-, Hirn- und Körpereinsatz und Nervensträngen, die wie Drahtseile gespannt waren, ist es den zwei angehenden Buchbinder-Gesellen gelungen, die fachkundige Prüfungskommission zu überzeugen und die Lehrabschlussprüfung mit „ausgezeichnetem Erfolg“ (Katrin PANZL/Buchbinderei Birkl-Innsbruck) und „gutem Erfolg“ (Thomas SIMON/Der Buchbinder KÖLL-Innsbruck) abzuschließen. Die Tiroler „Buchbinder-Community“ freut sich zusammen mit ihren zwei neuen Professionisten und wünscht viel Freude und Erfolg auf dem weiteren beruflichen Weg.

V. l. n. r.: FBS-Lehrer Bernd HAIDER, Raimund MAYR, Thomas (Joe) SIMON, Katrin PANZL, Michael BIRKL, Bernhard SANDERS, Peter KÖLL (© Foto)

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Oktober – Dezember 2014


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aus den Landesinnungen

S teiermark

sYnergien im kunsthandwerk Margaretha Langanger – Kunsthandwerkerin in Wörschach/Steiermark Franz Binder KG, Heinz Michalka – Uhrmachermeister in Liezen/Steiermark Was haben sie gemeinsam? Synergien im Kunsthandwerk – Hochzeitsprofis!

Unsere Besuchstour führte uns diesmal in das wunderschöne Ennstal in zwei Orte unweit voneinander, entlang der Enns verbunden durch das Wörschacher Moor, uralten BaumHandbemalte Schützenscheibe

bestand sowie Auen. Wörschach – Kunsthandwerkerin, Liezen – Uhrmachermeister. Was haben diese Betriebe gemeinsam? Eine Erfolgsgeschichte und ein hervorragendes Beispiel, wie wir uns im Kunsthandwerk vernetzen, ergänzen und vom Miteinander profitieren können. Bereits im Jahr 2002 fand ein Team unterschiedlicher Dienstleistungsbereiche zusammen – „Die Hochzeitsprofis“ waren geboren. Diesem Team gehören auch Margaretha Langanger und Heinz Michalka an. Mit ihren Partnern decken sie die wichtigsten Eckpunkte jeder Hochzeit optimal ab, um das Gelingen eines der schönsten Tage im Leben zu garantieren. Frau Langanger führt ihren Betrieb in Wörschach und verleiht jeder Festtafel einen Hauch von Extravaganz. Von ihrem professionellen Fachwissen und höchster Qualität der

Margaretha Langanger, Rupert Hofer

Produkte in den Sparten Hochzeit und Taufe konnten wir uns persönlich überzeugen. Als ein Kunde um eine besondere Widmung auf einer Kerze fragte, entschuldigte sich die Unternehmerin kurz, um mit geübter Hand gekonnt mit dem Pinsel die Schriftzüge mit Acrylfarbe aufzubringen, kurz geföhnt, trocken und schon geliefert. Neben all den schmückenden, individuellen und liebevoll gestalteten Utensilien um Hochzeit, Taufe oder andere feierliche Anlässe fand ich auch handbemalte Schützenscheiben. Auf 3-Schicht-Holzplatten werden hier nach persönlichen Wünschen und Vorlagen Kunstwerke gefertigt. Gratulation zu dieser qualitätsvollen Vielfalt!

LIM Rupert Hofer, Heinz, Elisabeth und Anna Michalka

Oktober – Dezember 2014


Aus den Landesinnungen

Steiermark

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Die Kooperation mit Herrn Michalka in Liezen „rettete“

erkennen, und so können sie auch nach einer mehrjährigen

meinem Stellvertreter und Kollegen Georg Wiesauer und

Ausbildung zum Edelsteinfachmann den Kunden sämtliche

mir noch den nächsten Termin. Kurz mit „Heinz“ telefoniert

gemmologischen Untersuchungen inklusive Diamantgradu-

und uns angekündigt, konnten wir dank Frau Langanger

ierungen anbieten.

noch zu später Stunde bei der Firma Binder in Liezen auftauchen.

Weitere Standbeine sind schwierige, aufwändige und detailreiche Gravuren, die aber dank Digitaltechnik heute

Nach einem überaus freundlichen Empfang führten wir ein

leichter zu fertigen sind. Der Suunto-Schwerpunkt mit

sehr angenehmes und angeregtes Gespräch. So konnten

Verkauf und Reparatur als Service Point Austria runden das

wir einiges über die Geschichte und die heutigen Schwer-

profunde Know-how der Uhrmacher-Meisterwerkstätte ab.

punkte erfahren. Von Franz Binder 1919 gegründet, folgte

Zeitgemäß können durch das große Ersatzteillager Repara-

seine Tochter Anna in den Betrieb und erlernte das Uhrma-

turen, die auch auf dem Postweg einlangen, rasch bearbei-

cherhandwerk. Sie legte als erste in der Familie die Meister-

tet werden.

prüfung ab. 1962 heiratet sie den Berufsschullehrer Heinrich Michalka. Auch heute noch steht sie ihren Kindern Heinz,

Ich würde mich freuen, alle beim Unternehmertag im

der nun das Geschäft führt, und seiner Schwester Elisabeth

Oktober in Graz begrüßen zu dürfen, um auf das 95-jährige

zur Seite. Die Kinder versuchen stets, Marktnischen zu

Firmenjubiläum anzustoßen. Alle Fotos © Rupert Hofer

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aus den Landesinnungen

S teiermark

branchentreff der kunsthandwerke

Plenarsaal, Vortrag Dr. Richard David Precht, © Foto Fischer, Graz

In der Grazer Stadthalle wurde wieder ein starkes Signal fürs steirische Unternehmertum gesetzt: Rund 2.300 Wirtschaftstreibende quer durch alle Branchen und Regionen sind der Einladung der WKO Steiermark zur zweiten Auflage des Unternehmertags gefolgt. In diesem schönen Rahmen hielten wir unseren Branchentreff ab. Als krönenden Abschluss folgten wir dem Impulsvortrag des deutschen Philosophen Dr. Richard David Precht zur digitalen Revolution.

Wie schon im letzten Jahr stand die Grazer Stadthalle voll und ganz im Zeichen des weiß-grünen Unternehmertums. An die 2.300 Wirtschaftstreibende folgten der Einladung der WKO Steiermark zum großen Unternehmertag. Dieser begann bereits um 9 Uhr vormittags mit einem Netzwerkfrühstück, dem ein umfangreiches Programm folgte: so zum Beispiel die Follow-me-Award-Verleihung, die Bildungsmesse der Steirischen Bildungsanbieter sowie die Unternehmermesse mit mehr als 60 Ausstellern, eine umfangreiche Roadshow der Außenwirtschaft Austria (AWO), der Dienstleisterkongress, 26 Branchentreffs und vieles mehr. Unser erstes Highlight war der Branchentreff der Kunsthandwerke, die erste Veranstaltung des neuen Führungsteams unter Landesinnungsmeister Rupert Hofer. Nach Vorstellung der Branchenverantwortlichen folgte ein Rückblick bereits erfolgter Arbeiten und Veranstaltungen. Hierbei wären die Herausgabe des Binderbuches, Interessenvertretung – sei es bei KV, bei nun erlangter Rechtssicherheit beim Wartungserlass, bei der Instrumentenbescheinigung oder bei Arbeiten an der Transparenzinitiative –, Marketingaktivitäten, Messen, lebendige Werkstätten, Fortbildungen, Betriebsbesuche oder Kommunikationsveranstaltungen zu erwähnen. Dr. Richard David Precht, © Foto Fischer, Graz

In der Folge stellten wir unsere Ideen vor, die wir in einem kurzen Kreativ-Workshop mit unseren Mitgliedern abglichen und ergänzten.

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aus den Landesinnungen

Steiermark

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2.300 unternehmer beim wko-unternehmertag

Ehrungen, Mitte LIM Rupert Hofer, rechts vorne Michael Gerstner, rechts hinten Georg Wiesauer, LIM-Stellvertreter, © Foto Fischer, Graz

Begrüßung Branchentreff, links LIM Rupert Hofer, rechts WKO-Steiermark-Präsident Ing. Josef Herk, © Foto Fischer, Graz

Im Anschluss durften wir in Summe 865 Jahre selbstständiger Arbeit verdienter Kolleginnen und Kollegen ehren. In Zusammenarbeit mit meinem Team gelang es, jede Ehrung mit einer kleinen Geschichte zur Unternehmerin bzw. zum Unternehmer lebendig werden zu lassen. Abschluss und weiteres Highlight war die Plenarveranstaltung mit dem Bestsellerautor Dr. Richard David Precht. Er begeisterte mit einem Impulsvortrag zum Thema „digitale Revolution“. „Alles in allem ein fulminanter Tag, der im nächsten Jahr auf jeden Fall seine Fortsetzung finden wird“,

Wir können es besser!

waren sich WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk und die beiden Vizepräsidenten Jürgen Roth und Benedikt Bittmann einig. Im Anschluss ließen wir den Tag noch gemütlich ausklingen. Bereits am nächsten Tag bekam ich viele Glückwünsche zur gelungenen Branchenveranstaltung und Anfragen zum Precht-Vortrag, um Versäumtes als Video nachzuholen. Da

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dies natürlich nicht möglich war, bin ich mir sicher, dass dieser Umstand im nächsten Jahr zu noch mehr Live-Gästen führen wird. Herzlichen Dank an das WKO-Steiermark-Team für die gelungene Veranstaltung in diesem schönen Rahmen und für die erstklassigen Referenten!

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aus den Landesinnungen

S teiermark

„wirtschaft bewegt“–

Präsident Ing. Josef Herk, LIM Rupert Hofer (Leoben) Präsident voran: Ing. Josef Herk, LIM Rupert Hofer (Spielberg Red-Bull-Ring)

Gruppenfoto am Red-Bull-Ring

Rund 60 steirische Unternehmerinnen und Unternehmer zeigten beim großen Finale in Graz, dass „Wirtschaft bewegt“, und gingen – bei beinahe sommerlichen Temperaturen – gemeinsam mit WKOPräsident Josef Herk an den Start. Dies war der Abschluss der neun Veranstaltungen, die quer durch die ganze Steiermark stattgefunden haben. In Summe begeisterte die Aktion mehr als 400 Selbstständige, nicht nur des Sportes wegen, sondern auch, um damit ein klares Statement für mehr Eigenverantwortung zu setzen.

Oktober – Dezember 2014

„Eigenverantwortung beginnt auch mit einem gesunden Körper“, so der Wirtschaftskammer-Präsident, und er betont, dass gerade Unternehmer in Klein- und Mittelbetrieben eine wichtige Vorbildfunktion einnehmen. An den neun Veranstaltungen von Unterpremstätten, am Red-Bull-Ring, Weiz, Köflach, Leibnitz, Leoben, Stainz, Stubenberg und Graz beteiligten sich all die begeisterten Menschen nicht nur des Sportes wegen, sondern auch, um damit ein klares Statement für mehr Eigenverantwortung zu setzen. Inhaltlich begleitet wurde die Aktion von einem Sechs-Punkte-Programm, in dem verschiedene Maßnahmen zur Stärkung des heimischen Unternehmertums gefordert wurden. Ein zentrales Anliegen ist dabei die Attraktivität des Standortes Steiermark: „Die steirischen Unternehmer übernehmen Verantwortung, durch ihr Engagement schaffen sie Arbeitsplätze und Wohlstand in den Regionen. Wir müssen die Unternehmen von bürokratischen Hürden entlasten“, fordert Herk.


aus den Landesinnungen

Steiermark

mit Verantwortung ans zieL! Die große Teilnehmerzahl hat bestätigt, dass die steirischen Unternehmerinnen und Unternehmer auch neben dem laufenden Tagesgeschäft für sich und andere Verantwortung übernehmen. „Wirtschaft bewegt. Mit Verantwortung ans Ziel“ war nicht nur das Motto der Kampagne, sondern war schon vorab mein persönliches Credo“, so Rupert Hofer als Begeisterter der Veranstaltungsreihe und engagierter Mitstreiter von Josef Herk. „Allzu gerne hätte ich auch noch den Lauf in Graz mit unserer Mannschaft abgeschlossen. Nach einer Verletzung konnte ich leider unseren Präsidenten nur mehr im Ziel empfangen. Sehr geehrter Herr Präsident, lieber Josef! Herzliche Gratulation zu deinem ersten Halbmarathon in stolzen 1:46:33!“ Nach dieser so erfolgreichen Kampagne ist eine Fortsetzung geplant, ich freue mich schon darauf. Wirtschaft bewegt … und Bewegung hält fit!

Präsident Ing. Josef Herk, LIM Rupert Hofer (Graz-Marathon)

Text: Rupert Hofer; alle Fotos © Geopho

Oktober – Dezember 2014

169


unterwegs in Österreich

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Josef Viktor hrdLicka Etui- und Kassettenerzeuger / Wien Betrieb gibt es schon seit 1911. Damals befand sich das Geschäft noch in Budapest. 1913 übersiedelte das Geschäft nach Wien. Es war schon immer im Besitz der Familie Hrdlicka. Die Familie erlebte den Ersten und Zweiten Weltkrieg, die Nachkriegszeit und die Wirtschaftskrisen. Den Betrieb gibt es an diesem Standort seit 1958. 1975 übernahm Herr Hrdlicka sen. das Geschäft. Dies war auch die Zeit der Computer. Im Zuge dessen fertigte Herr Hrdlicka Koffer mit Zahlenschloss für sogenannte Printplatten an. Das Geschäft bietet außerdem Musterkoffer für Besteck, Wolfgang Hufnagl, Hrdlicka jun., Hrdlicka sen.

Uhren, Brillen, Schmuck, Kameras, Ski usw. an. Weiters fertigt er aus Kunststoff die Tabletts für die Koffer. Hierfür hat er in seiner Werkstätte eine Maschine, die er mit großer Sorgfalt

Am 21. Oktober 2014 besuchten Herr Wolfgang Hufnagl und

selber zusammengestellt hat. Herr Hrdlicka ist für seinen

Herr Mag. Georg Lintner das Geschäft und die Werkstätte

Sohn eine unverzichtbare Stütze.

von Herrn Hrdlicka sen. und dessen Sohn Herrn Hrdlicka jun. in der Kranzgasse 10 im 15. Wiener Gemeindebezirk.

Kein Kundenwunsch bleibt unerfüllt. Seine Kunden schätzen

Herr Hrdlicka sen. hat eine interessante Familiengeschichte.

seine Kompetenz, seine Flexibilität und sein hervorragendes

Mit großer Aufmerksamkeit hörten wir ihm gespannt zu. Den

Fachwissen. Wir wünschen ihm und seinem Sohn alles Gute.

dipL.-ing. Josef guttman PRIN GmbH / Wien

Prüfinstitut für Edelmetalle und Edelsteine Am 13. Oktober 2014 besuchten Herr Wolfgang Hufnagl und Herr Mag. Georg Lintner das Prüfinstitut für Edelmetalle und Edelsteine bei Herrn Dipl. Ing. Guttman in der Goldschlagstraße 10 im 15. Wiener Gemeindebezirk. Die PRIN GmbH ist ein staatlich zugelassenes technisches Büro, welches unabhängige Laboranalysen sowie Punzierung anbietet. Des Weiteren ist sie Mitglied der Österreichischen Gemmologischen Gesellschaft. Die Idee dafür entstand durch Zufall. Herr Guttman studierte ursprünglich an der Technischen Universität in Wien Technische Chemie. Nach seinem Studium ging er in die For-

Josef Guttman, Wolfgang Hufnagl

schung, wo er viele Jahre mit Vergnügen arbeitete. Als sein Schwiegersohn vor zwei Jahren gemeinsam mit einem Freund auf die Idee kam, Edelmetalle und Edelsteine

Münzen und Dukaten gemessen werden.

zu analysieren, war es für Herrn Guttman selbstverständlich,

Herr Guttman liebt das wissenschaftliche Arbeiten und hat

die beiden Unternehmer zu unterstützen. Mit speziellen

so sein Hobby zum Beruf gemacht. Er ist mit viel Begeiste-

Geräten können zum Beispiel filigraner Schmuck, Steine,

rung, Freude und Interesse dabei.

Oktober – Dezember 2014


unterwegs in Österreich

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franziska Jahrbacher Goldschmiedemeisterin / Steiermark Frau Jahrbacher hat schon mit jungen 14 Jahren ihre Berufung gespürt und die Fachschule für Gestaltendes Metallhandwerk in Steyr besucht. Sie absolvierte nach der Fachschule auch gleich sehr erfolgreich die Meisterprüfung und war mit knapp 20 Jahren die jüngste Meisterin der Goldschmiede in Österreich. Nach weiteren 15 Jahren Berufserfahrung wagte sich Frau Jahrbacher 1999 mit ihrem eigenen Atelier in die Selbständigkeit. Da ihr Weg und ihre Schmuckkreationen Unikate sind, mit denen sie die Persönlichkeit und den individuellen LIM Rupert Hofer, Franziska Jahrbacher

Stil der Kunden unterstreicht, stellte sich rasch der Erfolg ein. Über die Kooperation mit Partnern konnte die Einzelunternehmerin über Ausstellungen und Vernissagen zusätzliche

Nachdem ich sie bei der Innungsveranstaltung „Trickdieb-

Kundenkreise erschließen. Sie selbst veranstaltet gerne

stahl“ persönlich kennengelernt hatte, wurde ich von Frau

themenbezogene Ausstellungen – z. B. Jugendstil, Römische

Jahrbacher nach dem Umzug in ihr neues Atelier in Wildon

Impressionen ... –, um ihre schöpferische Kraft zu fördern und

zu ihren Schmucktagen eingeladen. Da schon mehrere

zu fordern, denn dann werden wieder 30 bis 40 neue

Kunden und Freunde zur Eröffnung gratulierten und sich

Schmuckstücke präsentiert.

schöne Meisterwerke zeigen ließen, hatte ich die Gelegenheit, alles in Ruhe zu genießen. Die Einfachheit, mit der die

So hat sie sich im Laufe der Zeit einen großen Kreis an

Künstlerin gekonnt die Meisterwerke in Szene setzt, hat mich

Stammkunden erworben, die ihr nun auch bestimmt nach

gleich begeistert. Die Verwendung von markanten Steinen,

Wildon auf den Hauptplatz folgen und gespannt auf die

verknüpft mit regionalen Spezialitäten, und die oft vielseitig

neuen Meisterwerke warten werden. Viel Erfolg weiterhin!

konzipierten Verwendungsmöglichkeiten finde ich einfach toll! Text und Foto: © Rupert Hofer

birkL Buchbinder / Tirol An Buchbinder werden unterschiedlichste Anforderungen gestellt. Exaktes Arbeiten, räumliches Vorstellungsvermögen, Geschicklichkeit, Kreativität, Flexibilität und vieles mehr. Jeder Arbeitsschritt erfordert höchste Konzentration. Ein Fehler macht rasch die ganze Arbeit zunichte. Diesen Herausforderungen stellt sich Michael Birkl seit nunmehr 30 Jahren als Buchbindermeister in seinem Betrieb im Innsbrucker Stadtteil Wilten. Seine Auftraggeber – sowohl im privaten als auch öffentlichen Bereich beheimatet – verbindet der Wunsch nach reiner Handwerksqualität. Schneiden, Falzen, Heften, Binden mit unterschiedlichsten Materialien wie Leder, Karton, Papier oder Pergament geschieht bei Michael Birkl noch per Hand. Auch Reparaturarbeiten gehören zu seinem täglich Brot.

Michael Birkl, Peter Pfötscher

Oktober – Dezember 2014


unterwegs in Österreich

172

Als letzten Schritt setzt er händisch Buchstaben aus Blei,

oder dieselbe Leinwand ein zweites Mal vollgeschrieben,

Lettern genannt, zu einem „Satz“ für die Farb- oder Gold-

passiert das auch noch ein drittes und ein viertes Mal, oft

prägung. Dabei handelt es sich um die typografische

auch acht, selten aber zwölf und sechzehn Mal. Auch diese

Gestaltung am Bucheinband.

Tätigkeit erfordert höchste Konzentration. Dabei verliert sich langsam der Sinn des Schreibens – in der Verwandlung vom

Neben der Buchbinderei beschäftigt sich Michael Birkl mit

Text zum Bild.

dem Ab- und Überschreiben von Worten, Sätzen, Geschichten. Er schreibt literarische Texte mit Feder oder Pinsel auf

Langsamkeit, Ruhe, Zeit, Stille: für Michael Birkl gelebte

Papier oder Leinwand ab. Wenn die Seite vollgeschrieben

Notwendigkeit, um seine zwei Leidenschaften – die Kunst

ist, dreht er das Blatt oder die Leinwand um neunzig Grad

und das Buchbinden – in dieser Perfektion auszuüben.

und schreibt weiter an dem Text. Und hat er dasselbe Blatt

Peter Pfötscher

gstettenhofer Buchbinder / Niederösterreich Von außen wirkt die Werkstätte von Buchbindermeister

Einen ganz besonderen Auftrag hat der Buchbindermeister

Walter Gstettenhofer unscheinbar. Tritt man jedoch erst mal

vor einem Jahr aus der französischen Schweiz an Land

ein, so öffnet sich im Inneren eine andere Welt. Unzählige

gezogen: ein Hochzeitsfotoalbum, das dem Mauritius-Atlas

kunstvoll hergestellte Bücher lassen hier das bibliophile Herz

des Kurfürsten Willhelmo Federico nachempfunden ist. Die

höherschlagen. Herr Gstettenhofer hat seine Leidenschaft

Arbeiten daran dauern noch an. Alleine die Rahmen-Hand-

zum Beruf gemacht. 1993 wagte der gelernte Buchbinder

vergoldung auf jeder der 140 Seiten beanspruchte einen

den Schritt in die Selbständigkeit. Das Ziel war, die Binde-

Zeitaufwand von ca. 30 Stunden. Derzeit entstehen die

techniken aus längst vergangenen Zeiten in seinem Atelier

Metallbeschläge für dieses Album, in Zusammenarbeit mit

wieder zu beleben.

einem Handgraveur und Goldschmied.

Neben dem Binden von Diplomarbeiten, Speisekarten,

Einbände dieses Aufwands wurden schon in jeden Erdteil,

Gästebüchern sowie Reparaturen und Restaurationen hat

z. B. für den Rotary-Club Moskau und die Ave Maria

sich der gebürtige Böhlerwerker vor allem auf aufwendigste

University Florida, geliefert. Sein größtes Buch mit 85 x

Einzelanfertigungen spezialisiert. Hierbei kommen verschie-

110 cm und 85 kg thront in einer Brauerei in Warstein.

denste Materialien wie Büttenpapier, Leder, Holz, Edelstahl,

Eine eigene Kollektion wurde für die Eisenstraße entworfen,

Messing zum Einsatz.

wobei als Einbandmaterial für Gästebücher, Schatullen, Notiz- und Tagebücher sowie Urkundenrollen der Stoff der Eisenstraßentracht diente. Walter Gstettenhofer gelingt es vor allem im Zuge von Ausstellungen und Messeauftritten, Liebhaber des Handwerks für seine Art der Buchbinderei zu begeistern. Immer öfter kommen auch Anfragen für Exkursionen, bei denen der Meister gerne sein Fachwissen weitergibt. Den Leitsatz für seine 21-jährige Selbständigkeit holte er sich aus einem der ältesten Fachbücher: „Wo das Herz nicht dabei ist, kann zwar der Kopf etwas erfinden und die Hand etwas ausarbeiten, es wird aber nichts Rechtes draus, weil es nicht zum rechten Zweck gerichtet ist. Bei Walter Gstettenhofer

Oktober – Dezember 2014

Denn es schlägt Hoffart, Wollust und Geiz mit zu.“ Gottfried Zeidler, 1708


nachwort

Buchbinder

173

at Last Zu guter Letzt möchte ich gerne noch drei Themen anreißen, die mich sehr beschäftigen und über die ich mich gerne und jederzeit mit Kollegen austauschen würde. Zuerst die angestrebte Beibehaltung der Berufsanerkennung, zweitens die EU-weit geplante Aufhebung des dualen Ausbildungssystems und drittens die Wichtigkeit, kollegiale Kontakte – zumindest europaweit – zu pflegen. Wie wir in der 2. Ausgabe der Kunsthandwerkzeitung 2014 von der Bundesinnung informiert wurden, strebt die Europäische

© Christine Weiner

Kommission eine Evaluierung der reglementierten Gewerbe an. Falls uns Buchbindern nicht genügend oder zumindest nicht

möchte, muss sie meiner Meinung nach auch die Verantwortung

auch nur ein überzeugendes Argument zur Beibehaltung der

für eine andere berufliche Ausbildungsmöglichkeit übernehmen.

Meisterprüfung einfällt, wird bei uns die Reglementierung 2016

Wenn zudem das duale Ausbildungssystem, das nur einige

fallen – wie es den Berufsfotografen schon im November 2013

Länder in der EU praktizieren, ebenso fallen soll, dann haben

ergangen ist.

sie zwar ein altes System gekippt, aber keine alternativen

Mir persönlich fehlt ein überzeugender Grund, der für die

Zukunftschancen ermöglicht.

Beibehaltung der Reglementierung spricht und darauf basiert,

Wenn es die Europäische Kommission so weit kommen lassen

dass er mit „öffentlicher Sicherheit, Schutz von Leben und

möchte, dann müsste sie gleichzeitig eine andere Art der

Gesundheit und Konsumentenschutz“ in Zusammenhang

Ausbildung finanzieren. Berufsschulen wurden ja bisher auch

gebracht werden kann.

erhalten – sogar auch dieses Jahr mit einer Auslastung von 33

Ich weiß zwar, dass eine fundierte Ausbildung notwendig ist,

Auszubildenden in ganz Österreich in allen drei Lehrjahren.

um das „Kulturgut Buch“ in meisterhafter Weise zu schaffen und dementsprechend dieses und altes Schriftgut zu erhalten

Das Problem kann und sollte nicht auf die einzelnen Staaten

und zu restaurieren. Aber kann dieses Wissen nicht auch auf

abgeschoben und dazu „freier Wettbewerb“ gesagt werden.

andere Weise erworben, erhalten und weitergegeben werden?

Wissen in europaweit durchgeführten Kursen weiterzugeben

Ich denke dabei im Speziellen an berufsbildende Kurse.

ist dauerhaft nur mit öffentlichen Geldern – ob vom Staat oder der EU – möglich.

Wenn die Europäische Kommission das wichtigste Ausbildungs-

Diplomierte Restauratoren benötigen ein Hochschulstudium

ziel – die Erlangung geprüften beruflichen Fachwissens – canceln

(in Österreich an der Akademie der bildenden Künste in Wien:

K

E M INER

R

E MME RS

K ART ONHA NDELS

S

P I E H S

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Oktober – Dezember 2014


Nachwort

174

Buchbinder

Konservierung-Restaurierung von Papier-/Foto-/Buch-/

Deutschland

Archivmaterial). Das Studium wird finanziell vom Staat (und

http://www.bdbi.de/

sicher auch mit EU-Geldern) gefördert.

http://www.buchbinder-colleg.de/

Die Ausbildung zur Erhaltung von alten Büchern und Schrift-

http://www.projekte-ulm.de/ed/mde/

gut ist ebenso in Staats- und Nationalbibliotheken möglich –

Schweiz

und sie wird vom Staat finanziert.

http://www.cbl-ascona.ch/

Wo bleiben dann die vom Staat und der EU finanzierten Kurse zur Erhaltung von berufsspezifischem Fachwissen? Diese Frage möchte ich als Diskussionsgrundlage in den Raum stellen. Wenn wir bald wieder einen Anlass und Termin haben, einander österreichweit zu einem Treffen unter Kollegen zusammenzufinden, möchte ich gerne eine Diskussionsrunde ermöglichen. Nur gemeinsam können wir eine Lösung finden, wie wir mit der

Großbritannien http://www.societyofbookbinders.com/ http://www.designerbookbinders.org.uk/about_db/ history2.html Luxemburg, Frankreich, Belgien … http://www.ara-international.lu/structure.html

möglichen Deregulierung umgehen werden oder wie wir mit

Italien

eindeutigen Argumenten unsere Meisterprüfung im Buch-

http://www.professionelibro.it/

bindergewerbe erhalten können.

Schweden

Diese leider nur mehr rar gesäten Treffen wieder aufleben zu

http://www.nobelmuseumbookbinding.com/

lassen und Gemeinsamkeiten im beruflichen Leben zu pflegen, finde ich besonders wichtig, österreich-, europa- und weltweit.

und so weiter und so fort.

Ein wenig habe ich im großen Netz gestöbert und möchte Anregungen zum Austausch und Neugierigwerden über die

Mit besten kollegialen Grüßen

Grenzen hinaus geben:

Ihre Christine Weiner

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