KUNSTHANDWERK
03 2015
MUSIKINSTRUMENTENERZEUGER BUCHBINDER
ERZEUGUNG KUNSTGEWERBLICHER GEGENSTÄNDE
GOLD- UND SILBERSCHMIEDE
UHRMACHER
Vorwort | Kunsthandwerk
Sehr geehrte Leserinnen und Leser, werte Kolleginnen und Kollegen, als Ihr Bundesinnungsmeister möchte ich mich für das reife Interesse an unserer gemeinsamen Kunsthandwerkzeitung bedanken. Ich hoffe, dass Sie die Sommermonate genießen konnten und entspannt mit neuen Ideen in die vor uns liegende Jahreszeit gehen können. Neue Ideen – das ist das Stichwort in der schnelllebigen Zeit, in der wir uns bewegen. Gesundes Wachstum und Fortschritt benötigen unentwegt innovative Einfälle und Kreativität, vor allem im Berufsleben. Jeder Einzelne von uns ist täglich herausgefordert, neue Methoden einzusetzen, um am Markt erfolgreich bestehen zu können. Der Kunde wird unsere Tätigkeiten und fachliche Kompetenz sicherlich honorieren. Fachleute werden verstärkt vom Konsumenten gesucht. Um uns besser erreichbar zu machen, müssen wir auch über den Tellerrand hinausblicken. Chancen zur Umsetzung und Verwirklichung von innovativen Gedanken gibt es in allen Berufen. Dies
zeichnet uns auch in Österreich besonders aus. Wir konnten es an den hervorragenden Ergebnissen bei der Berufsolympiade sehen. Zusammengefasst möchte ich Ihnen die Botschaft vermitteln, dass mit innovativen Einfällen die Zukunft zu meistern sein wird. Das gilt natürlich auch für unsere Arbeit in der Standesvertretung in der Wirtschaftskammer. Sozialpartnerschaftliche Unterschiede werden bei den Verhandlungen mit der Gewerkschaft so manche Idee und ein Umdenken benötigen. Ich wünsche Ihnen allen eine schöne, gesunde und erfolgreiche Zeit, verbunden mit dem Wunsch nach Ihrem persönlichen Feedback zu unseren Themen.
Ihr Bundesinnungsmeister KommR Hans Joachim Pinter (©)
Erratum Zu unserem großen Bedauern „schwindelte“ sich in der letzten Ausgabe der Kunsthandwerkzeitung ein Foto der Tiroler Fachberufsschule St. Nikolaus (der entsprechende Text war auf Seite 59) zum Bericht der Berufsschule für Holz, Klang, Farbe, Lack von Seite 53. Dieses Foto zeigt Fachlehrer Bernd Haider, die Schüler und Schülerinnen der Tiroler Fachberufsschule St. Nikolaus, Buchbinder und Innungsmeister Peter Pfötscher.
Ausgabe 03 2015
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Die Redaktion | Inhalt
Inhalt 75 Kunsthandwerk
89 Uhrmacher
Horologium – Michael Neureiter – Großuhren
90 Das grosse Interview
Interview mit Herrn Dr. Peter Zawrel
Vorwort – Hans Joachim Pinter 77 Die Redaktion
96 Landesinnung Niederösterreich
2. Kunst Werk Tage Schallaburg 2015
Ein paar persönliche Worte – Georg Lintner 78 bundesinnung
98 Landesinnung Kärnten
Kärntner Kunsthandwerk zeigte in Villach groß auf
– Transparenzinitiative –
Eine ÄRA ist zu Ende gegangen
80 Themenschwerpunkt Innovation
Die Konstruktion der Cremoneser Violinen
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Schmuck und Bilder – Ausstellung Franziska Jahrbacher
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Kunst im Rosengarten – Glas-ART Guggi Prentler
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Elisabeth Feiertag – kunsthandwerkliche Gegenstände
82 Buchbinder
103 Landesinnung Tirol
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Papyrus PR
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Wiener Handwerkskunst im Vatikan
85 Ausbildung Kunsthandwerk
76
100 Landesinnung Steiermark
Mit Liebe zum Traditionshandwerk – „Der Buchbinder KÖLL”
104 Landesinnung Wien –
Thomas Hovezak – kunstgewerbliche Gegenständen
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Wilde Küche für junge Leute
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Ausstellung Looshaus
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HTL für Bau und Design in Innsbruck
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Wiener Kunsthandwerk am Kai
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Schmuck Metall Design HTL Graz – Ortweinschule
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Fachgruppentagung 2015
88 Das Andere Kunsthandwerk
106 Nachwort
Vergoldermeisterin – Maria Kratochwill
Ausgabe 03 2015
Innovation – Wolfgang Hufnagl
Die Redaktion | Ein paar persönliche Worte
Liebe Mitglieder, die Zeit vergeht und ich darf Ihnen bereits die 7. Ausgabe in knapp zwei Jahren präsentieren. Themenschwerpunkt ist diesmal das Thema Innovation, trotzdem darf ich auch diesmal wieder einige Ausbildungsstätten im Bereich Kunsthandwerk vorstellen. Mit dieser Ausgabe werden wir seitens der Redaktion stärker als in letzter Zeit aktuelle Berichte liefern und dabei aber nicht auf eine Branche abstellen, sondern das Kunsthandwerk in seiner Gesamtheit vorstellen. Eine ganz besondere Freude ist es mir, das „Große Interview“, diesmal mit Herrn Dr. Peter Zawrel vom Künstlerhaus, anzukündigen. In diesem sehr kurzweiligen Gespräch hat er gemeinsam mit Bundesinnungsmeisterstellvertreter Wolfgang Hufnagl die Notwendigkeit und die Bedeutung des Kunsthandwerks für unsere Kulturgeschichte, aber auch für unser gesamtes Denken und Wirken hervorgehoben. Wir haben auch beschlossen, die Kooperationen mit dem Künstlerhaus an der Schnittstelle Gewerbe und Kunst zu verdichten und auszubauen.
im Laufen; ich gehe aber davon aus, dass wir für Sie als Mitglieder ein gutes inhaltliches und finanzielles Produkt im Sinne eines guten Preis-Leistungs-Verhältnisses verhandeln und erreichen werden. Wir haben in dieser Sitzung ebenso beschlossen, die Zufriedenheit unserer Mitglieder mit der bundesweiten Kunsthandwerkzeitung zu erfragen. Wir dürfen Sie ersuchen, uns den Fragebogen, der dieser Ausgabe beiliegt, entsprechend ausgefüllt zu retournieren. Parallel dazu werden wir diese Fragen ebenso per E-Mail über die Landesinnung versenden, um die Rücklaufquote zu erhöhen.
Die Kunsthandwerkzeitung wurde für die Jahre 2016 und 2017 wieder vom Bundesinnungsausschuss einhellig beschlossen. Die genauen Vergabegespräche sind gerade
Ich darf mich schon jetzt sehr herzlich bei Ihnen für Ihre Unterstützung und Ihr Feedback bedanken und gleichzeitig – wie immer – großes Lesevergnügen wünschen.
Ihr Georg Lintner – Chefredakteur (©) P.S. 2 aktuelle Betriebsangebote finden Sie auf den Seite 100 und 104
unser Schurli
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Bundesinnung
Informationen zum Reglementierungsbedarf der EU (Transparenzinitiative) Mit der Änderung der Richtlinie 2005/36/EG durch die Richtlinie 2013/55/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. November 2013 über die Anerkennung von Berufsqualifikationen und über die Verwaltungszusammenarbeit mit Hilfe des Binnenmarkt-Informationssystems hat sich die EU die • Modernisierung der den Berufszugang beschränkenden nationalen Rechtsvorschriften, • Förderung der Mobilität von Fachkräften im Binnenmarkt, • Schaffung neuer Arbeitsplätze in den betreffenden Wirtschaftszweigen, • Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und die • Erschließung von Wachstumsmöglichkeiten zum Ziel gesetzt.
Geplante Umsetzung der Transparenz: Die Kommission richtet eine öffentlich verfügbare Datenbank ein und unterhält sie. Bis 18. Jänner 2018: • Übermittlung eines Verzeichnisses der derzeit reglementierten Berufe (jede Änderung ist der Kommission unverzüglich mitzuteilen) – Mitgliedstaaten müssen die Aufnahme jedes einzelnen Berufs in dieses Verzeichnis rechtfertigen • Übermittlung eines Verzeichnisses der Berufe, bei denen eine Nachprüfung der Qualifikationen erforderlich ist – reglementierte Berufe, die die öffentliche Gesundheit und Sicherheit berühren
1. Phase: Bestandsaufnahme der reglementierten Berufe in jedem Mitgliedstaat (ab November 2013 – Bestandsaufnahme aller auf nationaler Ebene reglementierten Berufe; für jeden Beruf prüfen, ob Reglementierung gerechtfertigt ist; Beschreibung der vorbehaltenen Tätigkeiten; im März 2014 – Europakarte der reglementierten Berufe)
2. Phase: Zwischen November 2013 und April 2015: Bearbeitung Gruppe 1 (Unternehmensdienste, Baugewerbe, verarbeitendes Gewerbe, Immobiliengewerbe, Verkehr, Groß- und Einzelhandel)
3. Phase = Cluster II: Zwischen Juni 2014 und März 2016: Bearbeitung Gruppe II (Bildung, Unterhaltung, Gesundheit und soziale Dienste, andere Netzwerkdienste als Verkehr, öffentliche Verwaltung, Tourismus, sonstige Dienstleistungen) Die Bundesinnungen und die Bundessparte Gewerbe und Handwerk arbeiten derzeit intensiv daran, das Bundesministerium mit fundierten Argumenten und Unterlagen zu unterstützen.
• Übermittlung, welche Anforderungen die Mitgliedstaaten aufrechterhalten wollen und aus welchen Gründen
Unsere Argumente für die Beibehaltung der Reglementierung sind:
• Bericht über die Anforderungen, die aufgehoben oder gelockert wurden (bis 18. Jänner 2016 und danach alle 2 Jahre)
• Garant für Kultur des Wettbewerbes
• Berichte werden an Mitgliedstaaten zur Anmerkung binnen 6 Monaten vorgelegt • Kommission erstellt zusammenfassenden Bericht für die auf dem Gebiet der Anerkennung der Berufsqualifikation eingesetzte Koordinatorengruppe zur Stellungnahme
• signalisiert Leistung und Kompetenz • garantiert Aus- und Weiterbildung des Nachwuchses (duales Berufsausbildungssystem als Best Practice) • Schutz von Leben, Gesundheit und Vermögenswerten • vermittelt ein Gefühl von Sicherheit • bietet Gewähr für den erforderlichen Sach- und Fachverstand • schützt vor unternehmerischen Abenteuern
Die Mitgliedstaaten prüfen, ob die Beschränkung der Aufnahme oder Ausübung mit folgenden Grundsätzen vereinbar sind: • weder eine direkte noch eine indirekte Diskriminierung aufgrund der Staatsangehörigkeit oder des Wohnsitzes • Anforderungen müssen durch übergeordnete Gründe des Allgemeininteresses gerechtfertigt sein • Verhältnismäßigkeit
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• verhindert Gewährleistungs- und/oder Schadenersatzansprüche • wirksames Instrument zur Insolvenzprophylaxe
Bundesinnung der Kunsthandwerke
Bundesinnung
KommR Werner Schober Eine ÄRA ist zu Ende gegangen, und wir durften ein Teil von ihr sein. Im Duden wird „Ära“ unter anderem bildungssprachlich als ein in bestimmter Weise durch eine Person geprägtes Zeitalter, eine gekennzeichnete Epoche beziehungsweise ein unter einem bestimmten Aspekt gesehener Zeitabschnitt definiert. Dies trifft sicher auf KommR Werner Schober zu. Er war 25 Jahre Ausschussmitglied in der Landesinnung Wien, 20 Jahre Landesinnungsmeister in Wien und führte 15 Jahre die Geschicke der Bundesinnung der Buchbinder, Kartonagewaren- und Etuierzeuger als Bundesinnungsmeister. Geprägt war die Zeit von seinem Engagement einer aktiven Interessenvertretung. So war ihm das Handeln immer wichtig. Zeit versitzen gab es bei ihm nicht, am Ende des Tages sollte ein Ergebnis feststehen. So führte er die Bundesinnungsausschusssitzungen und auch die Verhandlungen mit der Gewerkschaft und die Kooperationsgespräche mit den Zulieferfirmen. Als „kleiner Buchbinder“ – wie er sich selbst bezeichnet hat – versuchte er stets das Beste für die Branche zu erreichen, ob es um die Lehrlingsausbildung ging, die er nicht konservativ gebremst, sondern wo er die gewünschte Modernisierung in vielen Einzelgesprächen verteidigte und gefordert hat, oder wo es darum ging, ein Ausbildungszentrum mit entsprechendem Maschinenpark zu installieren. Was er begonnen hat und wovon er überzeugt war, das hat er allein oder mit seinen Mitstreitern verfolgt. Es ging ihm immer ums Fachliche, das Politische war Nebensache. So versuchte er die Situation in der Ausbildung mit 5 Berufsschulen in Österreich mit den damals höchsten gewerkschaftlichen Repräsentanten zu besprechen und offene Ohren für die Probleme zu finden. Auch wenn sich an dieser Situation nichts geändert hat, Werner Schober hat es versucht – und jeder Versuch zählt. Auch die Buchbinderlehre war für den Bundesinnungsmeister ein zentrales Thema und er setzte die Aktion „Jeder Lehrling bekommt einen Werkzeugkoffer“ fort, und wieder war es seinem Einsatz zu verdanken, dass diese Aktion von vielen Partnern unterstützt wurde. Auch als Präsident des „Vereins zur Förderung der österreichischen Buchbinder, Kartonagewaren-, Etui- und Papierwarenerzeugergewerbes“ nutzte er diese Plattform, um Mitglieder und Lehrlinge zu unterstützen. Im Jahre 2010 wurde die Zusammenlegung der Bundesinnung der Buchbinder, Kartonagewaren- und Etuierzeuger mit den Bundesinnungen der Uhrmacher, der Gold- und Silberschmiede, der Musikinstrumentenerzeuger und den Erzeugern von kunstgewerblichen Gegenständen beschlossen. Erfreut waren
alle Beteiligten nicht, aber auch in dieser Situation war es Werner Schober, der aus einer Not etwas Neues initiiert hat. Aus der Buchbinderzeitung wurde das gemeinsame Medium Kunsthandwerkzeitung, eine Zeitschrift, die den Mitgliedern die Möglichkeit gibt, über den eigenen Tellerrand zu blicken und die Vielfalt der Kunsthandwerke kennenzulernen. Weiter erwähnenswert sind die Buchbinderkongresse, die jährlichen Kollektivvertragsverhandlungen, sein Einsatz bei den Bibliotheken, um die Wertschöpfung in Österreich zu halten und nicht an andere EU-Staaten zu verlieren. Es war eine Ära mit viel Bewegung, einem steten Hin und Her, sicher keinem konservativen Stillstand, sondern eine Zeit mit Weichenstellungen für die Zukunft.
Uns bleibt an dieser Stelle eines zu sagen: Lieber Werner, danke, dass wir dich ein Stück dieses Weges begleiten und einiges von dir lernen durften: Freundschaft, Handschlagqualität, Einsatz für die Branche … Danke! Auch für mich als dein „Sekretär“ auf Bundesebene ist es Zeit, dir im Namen meiner Mitarbeiterinnen Irene Jörg und Marion Gruber einen schönen und glücklichen neuen Lebensabschnitt zu wünschen. Die Zeit vergeht, die Freundschaft nicht! Dieser Leitspruch gilt auch für alle, die uns in den letzten Jahren in der Geschäftsstelle begleitet und unterstützt haben. In diesem Sinne möchte ich auch meinem Nachfolger Bundesinnungsgeschäftsführer Mag. Dieter Jank und seinem Team viel Erfolg für die Zukunft wünschen. Ich hoffe, sie werden genauso mit Freundlichkeit und Respekt angenommen. Nur gemeinsam können wir an den Problemen arbeiten. Viel Glück ihnen allen – Mag. Jakob Wild und sein Team Ausgabe 03 2015
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Themenschwerpunkt | Innovation
Die Konstruktion der Cremoneser Violinen Im Rahmen des Unterrichts an der HTBLA Hallstatt wurde mit
Bei einer Proportionsanalyse versucht man zu verstehen,
den Schülern der Abteilung Streich- und Saiteninstrumenten-
wie der Erfinder/Designer eines Instruments die Verhält-
bau ein Projekt zur Erforschung des Baus der weltberühmten
nisse, meist Breite zu Länge oder auch bestimmte Radien,
Violinen Stradivaris und seiner Zeitgenossen gestartet.
geplant hatte. Das wird üblicherweise wesentlich erleich-
Tatsächlich wurde eine einfache und nachvollziehbare
tert, wenn die ursprüngliche Maßeinheit (Zoll, Inch, Fuß
Konstruktion gefunden, die auf einer Maßeinheit beruht, die
etc.) bekannt ist. Dazu fanden sich Hinweise bei F. Najmon
schon 1980 auf Linealen aus dem Nachlass Antonio Stradivaris
(5) und einer Arbeit von der FH Markneukirchen (6). Dieses
wiederentdeckt wurde. Nachdem diese Maßeinheit auch
Maß befand sich auf Linealen aus dem Nachlass Stradiva-
schon vom ersten Cremoneser Geigenbauer, Andrea Amati,
ris und beträgt 18,6 mm und schien bisher eher unbeach-
verwendet worden war, wurde diese Maßeinheit Amati-Inch
tet geblieben zu sein.
genannt.
Abb.1: Geometrische Analyse der „Gibson“-Stradivari 1713, alle Maße in Amati-Inch
Abb. 2: Originalskizzen Stradivaris eines Violoncellos, alle Maße in Amati-Inch
Abb. 3: Pergament aus der Sammlung Cozio di Salabues, National Museum of Music, Vermillion
Seit vielen Jahren werden im Fachtheoretischen Unterricht
Dieses Maß, das Amati-Inch, ist nun in der maximalen
mit Mag. Simone Zopf Proportionsanalysen an historischen
Breite einer Violine von Stradivari oder Amati genau 11-mal
Musikinstrumenten durchgeführt, und die zahlreichen
enthalten (205 mm), die Länge erhält man, wenn zwei
Ergebnisse für Lauten, Gamben, Gitarren etc. zeigen die
gleichseitige Dreiecke (je 11“ lang) aufeinander gestellt
Erfindungsgabe der alten Meister. Obwohl gerade für die
werden (= 356 mm). Hierbei muss das fortgesetzte Schwin-
Konstruktion der Violine die meisten Arbeiten publiziert
den des Holzes berücksichtigt werden, oder auch die
wurden und zahlreiche Spekulationen im Umlauf sind,
Abnützung des Instruments. Nun werden die Diagonalen
konnte bisher keine schlüssige und einfache Methode
dieses Rechteckes gekreuzt (die geometrische Mitte, der
dafür gefunden werden (1,2,3,4).
„Nabel“ der Violine konstruiert) und von dort aus konzentri-
Jedes Jahr versuchen die Schüler der dritten Klasse
sche Kreise im ganzzahligen Amati-Inch-Abstand gezeich-
Instrumentenbau erneut, nur mit Zirkel und Lineal
net, und daraus ergeben sich alle Konstruktionspunkte, die
bewaffnet und anhand der Skizzen Stradivaris, die
für den Umriss der Violine benötigt werden. Darüber hinaus
Position der Schalllöcher der Violine zu erklären.
sind alle verwendeten Radien „schöne“ (ganze oder halbe)
Für eine besonders engagierte Klasse (Daniel Bierdümpfl,
Amati-Inch, ja sogar die Einstechpunkte für die Radien sind
Sebastian Gabler, Bernhard Fischer, Markus Knoll, Hannah
ganzzahlige Zollzahlen, siehe Abb. 1.
Haslinger, Johannes Meyer, Mariella Schönhuber) war klar, dass dazu das Verstehen der gesamten Umrisskonstruktion
Es zeigte sich, dass diese Konstruktionsart vermutlich von
notwendig ist. Ein Abenteuer begann …
Andrea Amati (1505–1577) eingeführt wurde, hier zeigen sich
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Themenschwerpunkt | Innovation
Was bedeutet diese Wiederentdeckung für den Instrumentenbau? die Grundprinzipien am klarsten. Jeder seiner Nachfolger
Einerseits ist es unglaublich spannend, zu erkennen, wie ein
änderte Kleinigkeiten im Design, besonders viele unter-
Instrument geplant und konzipiert war, denn viele größere
schiedliche Entwürfe kennen wir von Stradivari. Dennoch ist
Instrumente wie Viola und Violoncello wurden nachträglich
die Verwendung des Amati-Inches gerade bei ihm evident,
verkleinert und können nun in ihrer ursprünglichen Größe
die Originale der Skizzen konnten von den Schülern vermes-
rekonstruiert werden. Andererseits kann ein Gegenstand
sen werden und die verwendeten Zirkelschläge und Abstän-
mit diesem neuen Verständnis anders nachgebaut werden,
de sind überwiegend einfache Teiler und Vielfache dieses
versteht der Betrachter die Zusammenhänge und kann im
Maßes (7), siehe Abb. 2. Die Anwendung des Amati-Inches
besten Fall selbst kreativ tätig werden und sein eigenes
und des Geometrischen Prinzips konnte bei Andrea, Antonio
Modell erschaffen, ohne die althergebrachten Proportionen
und Girolamo sowie Niccolò Amati nachgewiesen werden,
und Gesetze zu verletzen.
wie auch bei Andrea Guarneri und Guarneri del Gesù. Diese Theorie konnte im Oktober 2014 auf dem Internationalen Kongress für Musikwissenschafter und Instrumentenbauer (Woodmusick) in Cremona präsentiert werden und stieß auf reges Interesse. So war es möglich, die Skizzen Stradivaris im Original zu vermessen, ebenso wurde eine Kooperation mit der Cité de la Musique, einer der größten Instrumentensammlungen Europas, angeregt. Hier werden Anfang Juni über zehn Instrumente Stradivaris und anderer Cremoneser Geigenbauer genau fotografiert und vermessen und es wird auch im Inneren nach weiteren Spuren für diese Konstruktion geforscht werden. Weitere Informationen: www.amati-inch.at
Abb. 4: Schnecken von Niccolò Amati und Antonio Stradivari, alle Maße in Amati-Inch
Abb. 5: Prof. Mag. Simone Zopf mit den Schülern des Amati-Projekts
Genauere Informationen sind auf der Homepage www.amati-inch.at zu finden. Wenig später konnte ein Pergament Cozio di Salabues – dem ersten Sammler Cremoneser Geigen –, nun im Besitz einer amerikanischen Sammlung, gefunden werden, auf dem ebenso konzentrische Kreise im Amati-Inch-Abstand zu sehen sind, allerdings nicht vom geometrischen Mittelpunkt der Violine ausgehend, siehe Abb. 3. Auf Anregung von Dr. Michael Malkiewicz, Mozarteum Salzburg, wurden alle alten Maße Italiens nach einer Überstimmung mit dem Amati-Inch untersucht, und ein römisches Maß, die Oncia Romana, die in Zehntel unterteilt wird, könnte mit 18,56 mm die Grundlage des Amati-Inches gewesen sein. Bei der Untersuchung der Schnecken Cremoneser Instrumente kann ebenso die Anwendung des Maßes und seiner Unterteilungen beobachtet werden, siehe Abb. 4.
Quellen: 1. Antonio Bagatella, Regole per la construzione de violini, viole, violoncelli e violoni, Padua, 1786 2. Simone Sacconi, Die Geheimnisse Stradivaris, Bochinsky, 1979 3. François Denis, Le Traité de Lutherie, édition aladfi, 2006 4. Kevin Coates, Geometry, Proportion and the Art of Lutherie, Oxford University Press, 1985 5. Frantisek Najmon, Stradivaris Meßgeräte: Das Musikinstrument, 1443-144, Jg. 1980 6. Christian Pabst, Die Proportienslehre im Geigenbau, FH Markneukirchen, 2000 7. Stewart Pollens, The Violin Forms of Antonio Stradivari, Peter Biddulph - London, 1992 8. Grant O´Brien, The use of simple geometry and the local unit of measurement in the design of Italian stringed keyboard instruments, http://www.claviantica.com/geometryfiles/Italiangeometry.htm, 24.02.2015 9. Stewart Pollens, Stradivari (Musical Performance and Reception), Cambridge University Press, 11.02.2010 10. Peter Niemz, Physik des Holzes, ETH Zürich, 2005
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Buchbinderei Papyrus GesmbH in Wien übernimmt wieder Vorreiterrolle Die Buchbinderei Papyrus hat sich seit der Gründung im Jahr 1975 zur leistungsstärksten Buchbinderei Wiens entwickelt. Das Wachstum beruht auf engagierten Mitarbeitern, kompromissloser Qualität, absoluter Termintreue, modernsten Maschinen und umweltbewussten Wirtschaften.
Erste Buchbinderei Österreichs mit europäischem Umweltzeichen: EU-Ecolabel Viele Stammkunden der Buchbinderei Papyrus schätzen die hohen Qualitätsstandards, die absolute Termintreue und das fundierte KnowHow der Mitarbeiter. Immer wieder werden daher bei Papyrus neue Maschinen angeschafft, um diese Standards weiter garantieren zu können. Allein im Vorjahr wurde in eine neue Kolbus-Buchfertigungslinie und in einen neuen Kolbus-Prägeautomaten investiert. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen bestätigen Unternehmenserfolg! Bei Papyrus orientiert man sich nicht nur an der Produktqualität, sondern möchte auch für die Mitarbeiter das bestmögliche Arbeitsumfeld garantieren. Darüber hinaus trägt man durch umweltbewusstes Wirtschaften dazu bei, dass eine nachhaltige Nutzung von natürlichen Ressourcen gewährleistet wird.
In den letzten Jahren wurde die Buchbinderei Papyrus immer wieder ausgezeichnet. Einmal gab es einen zweiten Platz bei einem Wettbewerb der AUAV zum Thema Arbeitsplatzsicherheit & Gesundheitsschutz, dann eine Auszeichnung bei dem von der Wirtschaftskammer gemeinsam mit dem Wirtschaftsmagazin „trend“ und der Bank Austria vergebenen Preis „Trio des Jahres“. Auszeichnungen für die Herstellung des „Schönsten Buches Österreichs“ und Siegerplätze beim Golden Pixel Award sind fast selbstverständlich. Seit 2009 darf man das Österreichische Staatswappen führen, 2010 erhielt man als erste österreichische Buchbinderei das Österreichische Umweltzeichen. Die 2012 erfolgte PEFC- und FSC-Zertifizierung rundet das hohe Engagement von Papyrus ab.
Erste Buchbinderei Österreichs mit EU-Ecolabel Das jetzt verliehene EU-Ecolabel ist für Regina Huhn, der Assistentin der Papyrus-Geschäftsleitung das „Sahne-Häubchen“. Das EU Ecolabel dient bekanntlich als grenzüberschreitendes Umweltgütesiegel, das im gemeinsamen europäischen Markt als einheitliche Kennzeichnung für umweltfreundliche Produkte und Diensteistungen dient. Es wurde 1992 von der Europäischen Kommision ins Leben gerufen. Regina Huhn: „Alle unsere Zertifizierungen sind ein starkes Signal an die Kunden, an die Branche und auch an die Mitarbeiter.“ Und schlussendlich bringen diese Auszeichnungen manchmal auch Aufträge. Erst kürzlich hat man bei Papyrus eine Buchproduktion ausschließlich wegen der PEFC/FSC-Zertifizierung übernommen. KP
PAPYRUS
Qualität . Produktivität . Termintreue . Flexibilität . Trendsetter Die Buchbinderei Papyrus hat seit der Gründung die Fokussierung auf kompromisslose Qualität nie aus den Augen verloren. Damit diese auch weiterhin in der gewohnten Form gehalten werden kann, hat das Unternehmen in eine neue Buchfertigungslinie BF530 (Anschaffung Juli 2013) und in einen Prägeautomat PE312 (Anschaffung: Jänner 2013), beides von Kolbus, investiert. Mit diesen beiden Maschinen wird sowohl die Leistungsfähigkeit als auch die Qualität gesteigert und nachhaltig auf einem hohen Niveau gehalten. Die Leistungsdaten sprechen für sich: Buchfertigungslinie BF530: Buchblockformat beschnitten (gerader oder runder Rücken); min. 70 mm (B) x 100 mm (H) x 3 mm (Rückenstärke); max. 300 mm (B) x 375 mm (H) x 70 mm (Rückenstärke); 70 Takte/Min. Des weiteren kann die BF530 beigestellte Buchblocks mit Drahtspiralbindung (bis max. 25 mm Durchmesser) sowie beigestellte asymmetrische, flexible PVC- und Halb-/ Ganzintegral-Decken verarbeiten. Der Prägeautomat PE312 hat ein max. Prägeformat von 460 x 375 mm; Buchdecken offenes Format: min. 170 x 100 mm, max. 660 x 405 mm, 80 Takte/Min.
Auszeichnungen: 21.06.2006 Goldene Securitas 20.02.2008 5 x schönstes Buch Österreich 18.11.2009 Golden Pixel Award 2009 26.11.2009 Österreichisches Staatswappen 25.01.2010 Österreichisches Umweltzeichen 21.10.2010 3. Platz – Trio des Jahres 2010 07.09.2012 Chain of Custody-Zertifikat / PEFC 07.09.2012 FSC-Zertifikat
Buchfertigungslinie BF530
Buchfertigungslinie BF530
Prägeautomat PE312
Buchbinderei Papyrus GesmbH & co KG Murbangasse 5 • 1100 Wien Tel: +43 1 6892550 • Fax: +43/1/6892554 E-Mail: office@papyrus.co.at • www.papyrus.co.at
Buchbinder
Wiener Handwerkskunst im Vatikan Der Etui- und Kassettenerzeuger Friedrich Fialka ist bereits die dritte Generation, die diesen wunderschönen Beruf ausübt. Der Großvater hat den Traditionsbetrieb Friedrich Fialka im Jahre 1923 gegründet. Sein Vater hat den Betrieb übernommen und seit einigen Jahren ist die dritte Generation am Zug. Herr Fialka machte die Lehre im Betrieb seines Vaters. In einem sehr großen Hinterhof im 7. Wiener Gemeindebezirk werden exklusive Schatullen, Kassetten und Etuis in Handarbeit hergestellt. Durch diese exzellenten Produkte werden die zu verpackenden Gegenstände aufgewertet und bereiten dem Beschenkten noch mehr Freude. Ein solches Meisterwerk befindet sich im Vatikan. Der nieder-
Bei Friedrich Fialka gibt es „Verpackungen“ für jeden Anlass.
österreichische Landeshauptmann Erwin Pröll hat Papst
Es gibt keinen Kundenwunsch, der nicht erfüllt werden kann.
Benedikt XVI. den Heiligen Leopold zum Geschenk gemacht.
Es verlassen auch spezielle Aufbewahrungsbehältnisse für
Der Tabernakel hierfür wurde von Friedrich Fialka und seinem
anspruchsvolle und außergewöhnliche Wertgegenstände die
Team in liebevoller Handarbeit angefertigt. Er ist aus Leder
Werkstatt, wie z. B. für Bischofsmützen und Antiquitäten.
und einen Meter hoch.
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CY
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Ausbildung Kunsthandwerk
Wilde Küche für junge Leute Ein einzigartiges Schulprojekt der niederösterreichischen Berufsschulen
Die Berufsschulen LBS Geras und LBS St. Pölten haben ein
die Umsetzung des Projektes. Unsere Buchbinderklasse stellte
Schulprojekt auf die Beine gestellt, das bereits alle Wesens
ein Vorexemplar her. Anschließend erfolgte der Druck in einer
züge des neuen kompetenz- und handlungsorientierten
gewerblichen Druckerei.
Unterrichtes in sich trägt. Das Schulprojekt hatte eine Gesamtlaufzeit von rund eineinhalb Schuljahren und
Rund 6.000 niederösterreichische Berufsschüler des Schul-
wurde über rund 6 Lehrgänge abgewickelt.
jahres 2012/13 hatten die Gelegenheit, ein kostenloses Kochbuch zu bekommen.
Ein Führungsteam unter der Leitung von LSI Mag. Rudolf Toth, BD OSR Christine Stöger, BD RegR Franz Huber und den entsprechenden Fachlehrern, unter anderem
LERNEN FÜRS LEBEN
Herrn Fachlehrer Erwin Kadanka, hat nach einem entspre-
Neben den entsprechenden Fachkenntnissen, die die Schüler
chenden Projektentwurf (April–Juni 2012) mit den zu dieser
einzubringen hatten, waren die Kompetenzen Teamarbeit,
Zeit eingeschulten Schülern die ersten Schritte getan.
soziales Netzwerken, Organisation, Spontaneität, Flexibilität und Kreativität gefragt.
DER WEG ZUM ERFOLG
Die Arbeit hat den Schülern nicht nur Spaß gemacht, sie
Zuerst wurde mit den Schülern der Buchbinder-, Drucktechnik-
und Kenntnisse erwerben, die weit über die lehrplanmäßigen
und Druckvorstufentechnik-Klassen in den Unterrichtsfächern
Anforderungen hinausgingen.
konnten durch dieses Projekt auch Tätigkeiten verrichten
Deutsch und Kommunikation ein entsprechender Brief an alle niederösterreichischen Berufsschüler sowie deren Eltern entworfen. Sie wurden aufgefordert, Rezepte von Eltern,
EIN VOLLER ERFOLG
Großeltern, Bekannten und Verwandten zu sammeln, die alte,
Die Präsentation des Kochbuches am 22.02.2013 an der
vergessene Zubereitungsarten von Wildgerichten enthalten.
LBS Geras (Siegfried-Ludwig-Berufsschule), wo zahlreiche
Um der Sammelleidenschaft nachzuhelfen, wurden Sachpreise
prominente Persönlichkeiten aus dem Landesschulrat, der
für jene Schüler organisiert, deren Rezepte später im gedruck-
Wirtschaft, den Gemeinden und schulnahen Institutionen
ten Buch veröffentlicht werden sollten.
zugegen waren, wurde auch medial vermarktet und endete in einem Spot im ORF NÖ.
In genau abgesprochenen und geplanten Schritten (Vorbereitung der Rezepturen, Fotografieren, Layout, Setzen) erfolgte
Landesberufsschule – 3100 St. Pölten, Hötzendorfstraße 8, Tel. 02742/73210, Fax 02742/73210-7 – direktion@lbsstpoelten.ac.at
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Ausbildung Kunsthandwerk
HTL für Bau und Design Die HTL für Bau und Design in Innsbruck kann auf eine sehr
Davon wollte sich Innungsmeister Peter Pfötscher ein persönli-
lange Geschichte zurückblicken. Gegründet wurde sie 1884,
ches Bild machen und besuchte die 3. Klasse der HTL Bau und
dennoch entspricht sie mit ihren heutigen bautechnischen
Design mit Schwerpunkt Bildhauerei – Objektdesign. Fachleh-
und künstlerischen Ausbildungsrichtungen absolut dem
rer Deussl nahm ihn gemeinsam mit seinen 4 Schülerinnen und
neuesten Stand. Kreativität und schöpferische Ideen sowie der
einem Schüler in Empfang und stellte Schulcharakter sowie
Umgang mit mathematischen und physikalischen Gesetz-
unterschiedliche Schwerpunktformen vor. Rasch waren auch
mäßigkeiten verschmelzen als scheinbare Widersprüche in
die Schüler und Schülerinnen in das Gespräch mit eingebun-
Programm und Namen der Schule. Studierende und Lehren-
den. In lockerer Atmosphäre erzählten sie über Beweggründe
de finden dort gleichermaßen ein konstruktives Arbeitsum-
und Zukunftsperspektiven. Für Schülerin Alex ist es beispiels-
feld vor und fühlen sich in der Schule wohl.
weise wichtig, am Ende eines Arbeitstages ein Produkt in Händen zu halten. Jan hingegen arbeitet sehr gerne mit unterschiedlichsten Materialien, wie Holz, Ton, Keramik, Metall, Kunststoff und Stein. Dies sieht der Lehrplan auch so vor, bestätigt Fachlehrer Deussl. Neben den klassischen Maturafächern sowie Entwurf, Darstellung und Komposition, Kulturphilosophie und vielem mehr wird auch Betriebswirtschaft gelehrt. Immerhin wird ein Teil der Abgänger früher oder später den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Einige andere werden nach der Matura – die HTL für Bau und Design wird nach fünf Jahren mit einer Reife- und Diplomprüfung abgeschlossen – eine weiterführende Hochschule besuchen. Seit 2006 bieten Kooperationsmodelle zwischen angesehenen deutschen Hochschulen und privaten Bildungsanbietern in Österreich speziell für HTL-Absolventinnen und -Absolventen berufsbegleitende Hochschulstudiengänge mit Dipl.-Ing. (FH)-Abschluss an der HTL Bau und Design an. Der Lehrplan der HTL für Bau und Design sieht des Weiteren ein 8-wöchiges Praktikum vor. Im Moment hat jedoch nur eine Schülerin der 3. Klasse Bildhauerei – Objektdesign eine fixe Zusage eines Münchner Schmuckherstellers in der Tasche. Armin Deussl sieht dies problematisch. „Wie kann die Voraussetzung eines Pflichtpraktikums erfüllt werden, ohne dafür Sorge zu tragen, dass jedem Schüler ein Praktikumsplatz zur Verfügung steht?“, meint er. Viele Absolventen des Fachbereiches Bildhauerei – Objektdesign, so sind sich Innungsmeister Peter Pfötscher und Fachlehrer Armin Deussl sicher, ziehen diese Ausbildung heran, um anschließend in den Bereich Schmuckdesign einzusteigen. Es werden nämlich bereits in der Schule verschiedene Entwürfe, Modelle und Prototypen zu unterschiedlichen Themen der Schmuckgestaltung entworfen. Bearbeitet und ausgeführt werden Wachsmodelle, Silberguss, Fassungen von Edelsteinen, Legierungen, Löt- und Silberschmiedetechnologien für Ringe, Broschen und Schmuckobjekte. Foto und Text: Elisabeth Raich, WK Tirol – www.htl-ibk.at
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Ausbildung Kunsthandwerk
Schmuck Metall Design Der Ausbildungsschwerpunkt "Schmuck Metall Design" an der HTL Graz – Ortweinschule bietet eine vertiefende Ausbildung zur kreativen Schmuckgestalterin bzw. zum kreativen Schmuckgestalter. Im Zentrum steht die Zusammenführung technisch-handwerklichen Wissens in praktischer und theoretischer Hinsicht mit der Fähigkeit, eigenständige Schmuckstücke und Kleinobjekte zu entwerfen. So bekommen die Schülerinnen und Schüler die Kompetenz, ihre individuellen Ideen zu entwickeln, konstruktives Denken für die Fertigung zu trainieren und handwerklich fundiert in
einem Schmuckstück umzusetzen. Die Vermittlung traditio-
betrieb vorbereitet. Dadurch ist es den Absolventinnen und
neller Fertigungsmethoden der Gold- und Silberschmiede
Absolventen möglich, unspezifische Gestaltungsaufgaben
und innovativer Technologien ist ein wichtiger Bestandteil
zu übernehmen und künstlerische Projekte abzuwickeln,
der Ausbildung.
wie zum Beispiel Trophäen zu entwerfen und herzustellen, öffentliche Räume zu gestalten oder Präsentationen zu
In der Gesellschaft zeichnet sich eine Rückbesinnung auf
konzipieren.
Qualität und Individualität ab, als Gegenpol zu der großen Fülle an industriell gefertigten Produkten. Schmuckmache-
Absolventinnen und Absolventen sind als freiberufliche
rinnen und Schmuckmacher, die individuellere Schmuckstü-
Schmuckgestalter, Gold- und Silberschmiede sowie in
cke qualitativ fertigen, profitieren davon. Die Ortweinschule
artverwandten Berufen tätig, etwa als Produktdesigner,
bietet die Möglichkeit, sich Kompetenzen in Handwerk und
Industriedesigner, Kostümbildner, Mode- und Accessoire-
Design anzueignen und diese oft getrennten Felder zu
designer, Kunsttherapeuten, Restauratoren für Metallobjekte
verbinden; so können sich die Absolventinnen und Absol-
oder im Museumsbereich, sowie in medizinisch-technischen
venten durch besondere Gestaltung und qualitative Ausfüh-
Berufen.
rung aus der Masse hervorheben. Petra Stelzl
Im Fachbereich "Schmuck Metall Design" bekommen die
Fotos: Manfred Schmidt
Schülerinnen und Schüler eine umfangreiche Ausbildung mit dem Schwerpunkt auf der fachlichen Qualifizierung, außerdem werden sie auf Tätigkeiten im Kunst- und Kultur-
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Das andere Kunsthandwerk
Vergoldermeisterin – Maria Kratochwill Mitte März fuhren Herr Mag. Lintner und Herr Hufnagl in die Werkstatt von Vergoldermeisterin Frau Maria Kratochwill in die Adamgasse 5/2 im 3. Wiener Gemeindebezirk. Gemeinsam mit ihrem Mann, Karl Kratochwill, hat sie den Betrieb 1983 in der Hetzgasse gegründet. Seit 1985 ist das Unternehmen am heutigen Standort in der Adamgasse zuhause. Karl Kratochwill erlernte in den 60er-Jahren den Beruf Vergolder und Staffierer, in den 80er-Jahren legte er die Meisterprüfung ab. Seine lange Berufserfahrung und sein großes Interesse am Beruf haben ihn zu einem Spezialisten für besondere Techniken werden lassen. Sein zweites Spezialgebiet ist die Untersuchung der zu restaurierenden Oberflächen.
Frau Kratochwill arbeitet aber auch mit anderen Blattmetall auflagen wie zum Beispiel Schlagmetall. Sowohl Polimentals auch Ölvergoldungen können auch mit unedlen Maria Kratochwill legte ebenfalls ihre Meisterprüfung zum
Materialien (Messing, Kupfer, Aluminium als Silberersatz)
Vergolder und Staffierer ab. Seit 2012 leitet sie die Firma und
durchgeführt werden. Messing wird als „Schlagmetall“ am
geht mit großer Begeisterung ihrem Beruf nach. Ihr Spezial-
häufigsten als Goldimitation eingesetzt. In der Albertina
gebiet ist die Reinigung und Freilegung der zu restaurie-
wurde Schlagmetall während einer Ausstattungsphase als
renden Oberflächen.
(kostengünstiger) Goldersatz in der Technik der Ölvergoldung verwendet.
Schwerpunkte sind die Konservierung, Restaurierung und Neuherstellung von Blattgold- und anderen Metallauflagen.
Frau und Herr Kratochwill haben einige große Aufträge
Auch alle historischen Oberflächengestaltungen, die in den
durchgeführt. Hierbei handelt es sich um Restaurierungen
Bereich Vergoldung fallen, wie Polierweiß, Lüstrierung,
im Schloss Belvedere, im Palais Liechtenstein, im Schloss
Marmorierung, Fassung, werden von Frau Kratochwill und
Schönbrunn, in der Hofburg und viele mehr.
ihrem Mann betreut und restauriert. Ein weiteres Arbeitsfeld sind Rahmen- bzw. Objektrestaurierungen. Hier sind oft
Das Team besteht aus drei Mitarbeiterinnen, die durch
Ergänzungen fehlender Teile notwendig, die in Vergolder-
genaues und sorgfältiges Arbeiten ein gezieltes Ergebnis
massetechnik bzw. als Gips- und Schnitzergänzungen
erhalten. Die Zusammenarbeit mit Restauratorinnen und
ausgeführt werden. Es gibt verschiedenste Techniken zur
Restauratoren aller Fachrichtungen, z. B. Stuckateuren,
Herstellung von Goldoberflächen. Da wäre zum einen die
Metall- und Lackrestauratoren, Malern, Bildhauern etc., ist
Poliment- oder Branntweinvergoldung, die Öl- oder Mixtion-
ihnen besonders wichtig. Wir wünschen den beiden für die
vergoldung und die Mordent- oder Mortandvergoldung.
Zukunft weiterhin viel Erfolg und alles Gute.
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Uhrmacher
Horologium – Michael Neureiter Großuhren und Turmuhren Prominenten Besuch gab es dieser Tage im Museum Burg Golling: Der Vorstand des Internationalen Komitees für Regionalmuseen tagte unter Vorsitz von Vizepräsident Jianming Chen, Direktor des Hunan Provincial Museum in China, mit weiteren Expertinnen und Experten aus Norwegen, China, Israel, USA, Kanada, Slowenien, Deutschland und Österreich, in Salzburg. Ein besonderes Interesse der Delegation gab es für das Uhrenzimmer: Sein Bestand begann mit dem Turmuhrwerk der Pfarrkirche Golling aus 1764. Ein Glücksfall war es, dass Museumsleiter Erich Urbanek die bedeutende Taschenuhrensammlung der Prinzessin Anna Marie zu Ysenburg und Büdingen für Golling gewinnen konnte. Damit ist in Österreich ein weiterer „Wallfahrtsort für Uhrenfreunde“ entstanden, weiter aufgewertet durch die originale historische Uhrmacherwerkstätte des früheren Salzburger Uhrmacher-Innungsmeisters Georg Metzenrath im Wehrgang, der an das Uhrenzimmer angrenzt.
Die internationale Delegation im Uhrenzimmer des Museums Burg Golling, in der Mitte das Turmuhrwerk 1764 von Johann Bentele für Golling, rechts hinten ein seltenes Holzräder-Turmuhrwerk aus Oichten, Oberösterreich: 2. v. l. Vizepräsident Jianming Chen, 5. v. l. Dagmar Bittricher, ganz rechts Erich Urbanek, Gründer und Leiter des Museums Burg Golling
Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn betonte anlässlich der Konferenz die großen Fortschritte, die in den vergangenen Jahren in den Salzburger Museen erzielt wurden – von der wissenschaftlichen Dokumentation über die Spezialisierungen der Museen bis hin zu den Informationen für Besucherinnen und Besucher: „Es ist erstaunlich, was die engagierten und großteils ehrenamtlichen Verantwortlichen in den Regionalmuseen aus ihren bescheidenen Etats herausholen.“ Die Tagung wurde von Dagmar Bittricher, der Museumsreferentin des Landes Salzburg, organisiert. Sie gehört auch dem internationalen Vorstand an. Im Exkursionsprogramm waren neben Golling auch zwei weitere Tennengauer Museen – Kuchl und Adnet. St. Barbarastraße 2a 5424 Bad Vigaun, Österreich +43 664 5210150 michael.neureiter@horologium.at www.horologium.at
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Das grosse Interview
Interview mit Herrn Dr. Peter Zawrel Georg Lintner Wofür steht das Künstlerhaus? Peter Zawrel In erster Linie für die Künstler und Künstlerinnen dieses Landes. Deswegen heißt es auch Künstlerhaus und deswegen heißt der gemeinnützige Verein, dem dieses Gebäude hier gehört, seit mehr als 150 Jahren „Gesellschaft der bildenden Künstlerinnen und Künstler Österreichs“, wobei die Künstlerinnen hier erst seit Anfang der 60er-Jahre existieren. Bis dahin war das ein Männerverein. Im weiteren Sinn steht der Verein zur wichtigen Rolle, die Kunst und Kultur in der Gesellschaft spielen, und der versucht man hier in diesem Haus, so gut es geht, gerecht zu werden. Das Künstlerhaus gibt es seit mehr als 150 Jahren. Was ist das Erfolgsgeheimnis? Das waren sehr wechselvolle 150 Jahre. Die Frage kann man nicht in einem Bogen beantworten. Da muss man drei Phasen unterscheiden. Im 19. Jahrhundert war das Künstlerhaus eine Genossenschaft. Da war die Bedeutung eine sehr große, denn das Künstlerhaus hat in der Reihe der Ringstraßengebäude nicht nur eine Baulücke, sondern eine inhaltliche Lücke geschlossen. Um Wien zu einer strahlenden Metropole zu machen, musste nach dem Theater, nach der Musik (Musikverein), nach der Bildung (Handelsschule nebenan, die ja 6 Jahre älter ist als das Künstlerhaus) auch den bildenden Künstlern ein Platz im Zentrum der Stadt gegeben werden. Und daher war die Bedeutung natürlich sehr groß, denn das war ein kulturelles Zentrum, ein gesellschaftliches Zentrum, das war auch das modernste Ausstellungsgebäude seiner Zeit, nicht nur in der damaligen Monarchie, sondern möglicherweise sogar in Europa. Das hat, wie man auf Wienerisch sagen würde, „alle Stückeln gespielt“ und es hat hier sehr große Ausstellungen gegeben, die man heute wahrscheinlich als Spektakel bezeichnen würde. Dann in der zweiten Phase, nach der Gründung der Secession, hat das Künstlerhaus sich schwer getan. Es ist diesen Nimbus des im Vergleich zur Secession Bürgerlichen, des Konservativen, nicht so wirklich losgeworden. Es hat aber in der ersten Republik ja in der Tat eher einen konservativen Kunstgeschmack vertreten. Nach dem zweiten Weltkrieg hat es dann Kulturgeschichte geschrieben. Vor allem mit dem Bau des Künstlerhauskinos. Das Künstlerhauskino war bis 1974 das wirtschaftliche Rückgrat des Hauses, das hat alles andere finanziert. Das kann man sich heute – in Anbetracht der Kinokrise – überhaupt nicht mehr vorstellen. Hier wurde die Viennale gegründet. Hier haben große kinokulturelle Veranstaltungen stattgefunden, die wirklich die Stadt bewegt haben. Man muss sich vorstellen, dass damals bei einer Filmpremiere im Künstlerhauskino sowohl das Staatsoberhaupt als auch der Wiener 90
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Erzbischof anwesend waren. Dieses große Interesse blieb bis in die 60er-Jahre aufrecht. Dann kamen die großen Ausstellungen des Kunsthistorischen Museums, des Wien Museums, der Wiener Festwochen, die hier Geschichte geschrieben haben. In einem japanischen Reiseführer gibt es noch immer ein Foto von den Aufbauten, die zur Ausstellung „Traum und Wirklichkeit“ auf dem Gebäude waren. Diese Ausstellungen hatten zwar mit der Künstlervereinigung nichts zu tun, aber sie haben dem Haus ein bestimmtes Image gegeben. So wie auch die Wiener Buchwochen und vieles andere, das hier stattgefunden hat. Dafür ist das Künstlerhaus gestanden. Die letzten 20 Jahre – das ist wohl eine Zeit der Krise. Und jetzt steht das Künstlerhaus wieder vor einer Wende. Wir wollen das Kunst- und Kulturleben dieser Stadt wieder wesentlich mitgestalten. Aber dafür muss man Voraussetzungen schaffen. Das Gebäude muss generalsaniert werden, da wurde jahrzehntelang nichts investiert. Wir hoffen sehr, dass das mit Hilfe von Herrn Haselsteiner gelingt. Dass das Künstlerhaus heute noch immer im Eigentum des Vereins ist, ist sicherlich eine Besonderheit. Es ist aber auch mit einem sehr wechselhaften und oft leidvollen Schicksal verbunden. Das Künstlerhaus sieht sich als Begegnungsstätte zwischen Künstlern und Besuchern. Welche speziellen Angebote gibt es derzeit? Wie kann man sich das als durchschnittlicher Besucher vorstellen? Was bietet das Künstlerhaus? Wir sehen uns hier auch als eine Bildungsstätte. Das ist ganz wichtig. Kunstausstellungen sollen ein möglichst breites Publikum ansprechen. Diese Vermittlungsarbeit ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer wichtiger geworden. Ohne Vermittlungsarbeit kommen heute im Regelfall, auch in den großen Häusern, nach der Eröffnung kaum noch Besucher, denn heute hat alles Eventcharakter. Und jetzt ist es uns dank einer sehr engagierten Mitarbeiterin, die seit eineinhalb Jahren hier ist, Frau Mag. Fiedler, gelungen dieses Angebot deutlich zu erweitern. Wir versuchen alle Gruppen anzusprechen, von Kindern über Jugendliche bis hin zu Erwachsenen. Wir arbeiten mit Bildungsinstitutionen zusammen, von den Schulen bis zur Erwachsenenbildung, mit NGOs und anderen Institutionen. Wir sprechen auch immer wieder spezielle Gruppen an, die uns sehr wichtig erscheinen, z. B. Menschen mit migratorischem Hintergrund, und kooperieren im Sozialbereich. Im Schulsektor würde ich vor allem die Berufsschulen hervorheben. Die werden nämlich immer vernachlässigt. Glücklicherweise haben wir im Haus Mitglieder, die an Berufsschulen unterrichten. Gibt es einen speziellen Auftrag an das Künstlerhaus, so wie die Museen ihn haben, oder ist in den Statuten des Vereins etwas festgehalten?
Das grosse Interview
Dr. Peter Zawrel im Gespräch mit IM Wolfgang Hufnagl © Landesinnung Wien
In den Statuten ist es sehr allgemein gefasst. Da steht, was die Ziele des Vereins sind und welcher Mittel er sich bedienen soll, um diese Ziele zu erreichen. Da ist schon formuliert, dass es ein Anliegen des Vereins ist, mit den Aktivitäten, die das Künstlerhaus setzt, gesellschaftlich wirksam zu werden. Wir sind derzeit dabei, ein Programm für Vorschulkinder einzurichten, da kooperieren wir mit der Bundeslehranstalt für Kindergartenpädagogik. Auch hier wieder mithilfe von zwei Künstlerinnen, die hier im Haus Mitglied sind. Sie haben einen Spielraum und den nutzen Sie auch und deshalb sind Sie offen für viele Kooperationen. Ich würde sagen, es ist ein großer Spielraum, der in der Vergangenheit nicht ausreichend genutzt wurde. Der Verein hat ungefähr 440 Mitglieder. Fast die Hälfte dieser Mitglieder war oder ist unterrichtend aktiv. Von der Volksschule bis in die Erwachsenenbildung. An fast allen Universitäten, nicht nur an den Kunstuniversitäten, gibt es Mitglieder des Künstlerhauses. D. h., mit diesen Mitgliedern kann man natürlich spezielle Angebote entwickeln. Das ist ein besonderes Asset dieses Künstlerhauses. In der Vienna Business School, die sich gleich neben dem Künstlerhaus befindet, gibt es das Unterrichtsfach „Kulturmanagement“. Da bieten sich auch Kooperationsmöglichkeiten an. Sie haben gesagt, dass das Kino früher die Cashcow war. Wie hat sich das entwickelt und wie ist es künftig geplant?
Der eigene Kinobetrieb war tatsächlich einmal die Cashcow. Das waren die goldenen Kinozeiten. Da waren alle großen europäischen Regisseure zu Gast, von Fellini über Cocteau bis Truffaut und De Sica und viele, viele andere. Diese Zeiten sind natürlich vorbei. Der Betrieb eines Programmkinos, wie es das Stadtkino ist, ist heute eigentlich eine politische Frage. Das rechnet sich nicht ökonomisch, sondern kulturell. Glücklicherweise gibt es das politische Verantwortungsbewusstsein der Stadt Wien dafür, dass es in Wien so ein Kino geben muss. Deswegen wird dieses Kino gefördert, deswegen gibt es die Viennale hier in Wien, eines der erfolgreichsten Filmfestivals Europas, mit über 100.000 Besuchern in nur zwei Wochen. Das ist eine gigantische Leistung. Das Stadtkino im Künstlerhaus ist immer noch, neben Gartenbau und Urania, eines der drei wichtigen Viennale-Kinos. Kooperation zwischen Handwerk und Kunst. In diesem Bereich gibt es Schnittpunkte bei Gold- und Silberschmiedeberufen. Welche Schnittstellen und Kooperationen könnten Sie sich vorstellen? Ich darf dann auch die Frage an Herrn IM Hufnagl weitergeben. Das ist ein interessantes Thema. Wenn man in der Geschichte des Hauses zurückblickt und das mit einer heutigen Terminologie beschreibt, dann würde man heute sagen, das Künstlerhaus war über viele Jahrzehnte hinweg ein blühender Kulturwirtschaftsbetrieb. Es ist damals partiell gefördert worden. Es war aber nicht ausschließlich von Förderungen abhängig.
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Das grosse interView
Die großen Ausstellungen haben Einnahmen gebracht. Dieses Geld konnte für eigene vielfältige Programme verwendet werden. Das Künstlerhaus war früher geradezu populär durch diese Vielfalt. Ein reiner und hehrer Ort einer abgehobenen Kunst war das Künstlerhaus nie. Das hat sich schon im 19. Jahrhundert gezeigt. Hier war eines der beliebtesten Restaurants Wiens, da hat es auch ein vielfältiges gesellschaftliches Leben gegeben. Heute mag man vielleicht belächeln, dass es hier auch einen Schützenverein und eigene Räume fürs Billardspielen und Bridge usw. gab, sogar einen Radfahrerklub. Und es war auch ein Ort, wo mit Kunst gehandelt wurde, wo Projekte ausgearbeitet wurden. D. h., es hat hier über die verschiedenen Aktivitäten des Hauses immer einen ganz natürlichen Bezug zum Wirtschaftsbereich gegeben. Wenn man heute von Creative Industries spricht, dann würde ich sagen, dass das Künstlerhaus in diesem Bereich der Kreativwirtschaft Wiens lange Zeit eine sehr zentrale Rolle gespielt hat. Wir bereiten jetzt, als Leader Partner, ein spannendes europäisches Projekt vor, das International Print Network. Da geht es um eine Kooperation von zwei Universitäten in London und Madrid, die in diesem Bereich einen Schwerpunkt haben, mit der Mährischen Landesgalerie in Brünn und mit uns. Die Professoren von der Grafischen Versuchsund Lehranstalt sind fast alle Mitglieder im Haus. Auch „die Grafische“ widmet sich heute – wie schon immer, denken wir an ihre Bedeutung für die Entwicklung der Fotografie – futuristisch anmutenden Technologien. In Brünn beschäftigen sie sich z. B. damit, wie sich grafische Zeichen transportieren lassen, um sie Blinden und Sehschwachen zugänglich zu machen. In der Mährischen Landesgalerie in Brünn hat es voriges Jahr eine Ausstellung für blinde Personen gegeben. Das sind gesellschaftlich relevante Themen, die mit Technik zu tun haben, die natürlich mit Handwerk zu tun haben und das sind Bereiche, die jetzt immer wichtiger werden. WoLFGanG HUFnaGL Bei den Goldschmieden gibt es immer wieder Spannungsfelder, wo ist die Kunst und wo ist das Handwerk. Ich glaube, dass das nur in einem Bereich sein kann, wo man sagen kann, das ist einfach bildende Arbeit. Aber im Grunde geht es um Design und Entstehen von Dingen, und da ist auch der künstlerische Aspekt bei den Handwerkern zu suchen und zu finden. Wir haben nächstes Jahr ein Jubiläum zu feiern, und zwar "650 Jahrfeier anlässlich der Zunftnennung der Wiener Goldschmiede am 13.10.1366". Eigentlich ein sehr traditionelles Fest. Wir versuchen ein schönes Jubiläumjahr auf die Beine zu stellen. Wir haben es in den letzten Jahren zu Wege gebracht, mit einigen Museen schon Kontakte zu schließen, wo das Naheverhältnis da war. Es sind dies das Kunsthistorische Museum, die Angewandte, das Naturhistorische Museum mit der Edelsteinsammlung, aber auch das Leopold Museum. Uns
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ist es sehr wichtig, immer wieder aufzuzeigen, dass wir in verschiedenen Epochen immer irgendwo dabei waren. Für uns wäre es natürlich sehr schön, mit dem Künstlerhaus im Jahr 2016 eine – wie auch immer geartete – Veranstaltung zuwege zu bringen Viele unserer Kollegen und Kolleginnen sind am Scheideweg zwischen Klassik und Handwerk und dem Erkennen, was es für Möglichkeiten gibt. Wir versuchen in der Branche Wissen zu vermitteln und weiterzugeben, weil es notwendig ist. Ohne Handwerk geht es nicht. P. Z. Das ist ein wichtiger Punkt, dass Sie dieses Verhältnis zwischen Kunst, Künstlern und Handwerk ansprechen. Ich finde es ja interessant, auf dem Begriff „Kunsthandwerk“ zu beharren, denn aufs Erste klingt Kunsthandwerk ein bisschen verstaubt. Das ist nicht Kunst, das versucht mehr zu sein als ehrliches pures Handwerk. Aber ich halte zwei Dinge für wesentlich. Das eine ist, die Kunst ohne Handwerk geht nicht. Also jeder Künstler, jede Künstlerin, egal was jemand tut, auch jemand, der nur noch am Computer sitzt, braucht handwerkliche Grundkenntnisse. Das war eine wichtige Erkenntnis, die ich gewonnen habe, als ich mich mit Animationsfilm und Game Industry beschäftigt habe. Die Leute, die dort sitzen und am Computer Games entwickeln, müssen schlicht und ergreifend zeichnen können. Wenn die nicht genau wissen, wie man einen körperlichen Bewegungsablauf zeichnerisch zerlegt, dann nutzt ihnen die tollste Software nichts. Und das ist aber Handwerk. Die Frage ist, ob ich daraus ein Kunstwerk machen kann. Kunst ohne Handwerk, das geht also gar nicht oder führt in elitäre Sackgassen. Und umgekehrt würde ich sagen, in einem Zeitalter, wo wir immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen, auf Alltagsästhetik, auf eine bestimmte Lebensqualität, da geht es auch darum, wie schaut ein Produkt aus und nicht nur, ist es billig und was kann es, und in drei Wochen ist es vielleicht kaputt. Natürlich gibt es eine eigene Kunstrichtung: „Ich arbeite mit der Zeit, mit dem Verfall“, das ist erlaubt. Aber grundsätzlich bin ich noch keinem Künstler und keiner Künstlerin begegnet, die nicht begeistert davon gewesen wären, dass das, was sie tun, vielleicht 500 Jahre hält. Das wünscht sich eigentlich jeder. Ich glaube, diese drei Begriffe, die Kunst, die Hand und das Werk, die müssen im Kopf irgendwie miteinander verbunden werden, und ich bin der Meinung, dass das eine neue Bedeutung gewinnt. Wir reden immer von Design, aber Design ist etwas anderes. Es muss nicht jeder kunsthandwerklich hergestellte Gegenstand designt sein. Design meint etwas anderes. Und insoweit finde ich diese Rückbesinnung und diese Beharrung darauf als etwas sehr Positives. Sie haben vorhin das Thema Kooperationen mit dem Künstlerhaus angesprochen. Wir verfolgen derzeit absolut prioritär die Generalsanierung. Diese beginnt vielleicht schon im Herbst 2016, aber das ist noch die große Unbekannte. D. h., ich kann momentan nicht wirklich die Frage beantworten,
Das grosse interView
Werden Sie Kunstpate www.khm.at/kunstpatenschaft
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Das grosse Interview
wann hier was möglich sein wird. Aber grundsätzlich: ja, natürlich. Ich glaube, dass das sehr interessant wäre, so eine Ausstellung zu machen, verbunden auch mit entsprechenden Veranstaltungen. Das ist mir immer sehr wichtig. Es genügt heute nicht mehr, Dinge einfach nur auszustellen, man muss dazu ein Diskursangebot schaffen, Begegnungsmöglichkeiten, wo Menschen miteinander reden können. Ich sage jetzt bewusst, Handwerker mit Künstlern und Kuratoren usw. W. H. Wir haben so eine Kommunikationsmöglichkeit über das Kunsthistorische Museum, also ein Spot nur, dass wir in der Langen Nacht der Museen im Bassano-Saal auf 270 m2 eine Werkstätte aufgebaut haben und einfach dort demonstriert haben, so schaut es aus und so kann man etwas tun. G. L. Ein Wunsch von der Innung an das Künstlerhaus? W. H. Der größte Wunsch wäre natürlich, sollte es noch vor Schließung möglich sein, dass wir im Jahr 2016 etwas zuwege bringen. Wir wollen ein möglichst buntes Bild zeigen von Goldschmied- und Schmuckentwicklung und Innovation. Für uns sind viele Themen, die heute auf der Tagesordnung stehen, sehr spannend. Wenn jemand von Recycling spricht, dann kann ich dazu sagen, die Goldschmiede haben nie etwas weggeworfen. Es war einfach zu mühsam, es zu bekommen. Und das Thema Nachhaltigkeit usw.: Es ist nicht schwer darüber nachzudenken, wenn Dinge sehr kostbar oder sehr schwer zu bekommen sind, dass man einfach anders darüber denkt. P. Z. Das ist ein sehr interessanter Aspekt. Es arbeiten auch viele Künstler mit Gold und mir ist jetzt der Gedanke gekommen, wenn man davon ausgeht, dass Edelmetalle immer wieder eingeschmolzen, neu verarbeitet werden, dann finden sich Teile davon in anderen Schmuckstücken wieder. Ich finde den Gedanken sehr reizvoll, dass in einem Goldstück, das Sie heute herstellen, möglicherweise Partikel von Gold drinnen sind, das vor hunderten von Jahren geschürft und zum ersten Mal verarbeitet wurde. Und so lebt etwas, das vor Jahrhunderten erzeugt wurde, quasi homöopathisch verdünnt weiter und das gibt es eigentlich sonst nirgendwo. W. H. Das könnte auch in einer Massenproduktion aus China gelandet sein. P. Z. Das kann überall gelandet sein, weil damit auch weltweit gehandelt wird. Die homöopathische Verdünnung des historischen Goldes, dieser Gedanke würde wahrscheinlich auch einen Künstler faszinieren. Farbe ist Farbe, die wird verbraucht. Was ich vielleicht noch anfügen möchte: Es gibt ja Kunst94
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gattungen, wo nicht ein Mensch alleine in seinem Atelier oder Tisch etwas schaffen kann, sondern wo man auf arbeitsteilige Prozesse angewiesen ist. Also ich denke etwa an Mosaike. Da ist man auch auf das handwerkliche Können angewiesen. Wenn Sie die Leute aber nicht mehr haben, die das können, dann können Sie auch dieses Kunstwerk nicht herstellen. Das ist nur ein Beispiel. Wenn es aber keine Künstler mehr gibt, die Mosaike entwerfen, dann werden die Mosaikleger, die man heute hauptsächlich in Italien findet, keine Arbeit mehr haben. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Wenn eine über Jahrtausende gewachsene Tradition auseinanderbricht, dann geht etwas unwiderruflich zugrunde. Man kann sagen, das war in der Geschichte immer so, dass etwas zugrunde geht. Aber warum eigentlich? Hat jemand einen Vorteil davon? G. L. Ein Wunsch an die Wirtschaft, an die Innung seitens des Künstlerhauses? P. Z. In der Diskussion über das österreichische Universitätswesen hat irgendein Unglücksvogel das Wort „Orchideenstudien“ erfunden und hat gemeint, die brauchen wir nicht, die können wir einsparen. Ich denke, so wie es mit den Orchideenstudien an der Universität ist, so ist es auch mit Orchideenberufen, wenn man das so nennen will. Orchideen sind etwas Schönes, aber ich glaube nicht nur, dass sie schön sind, sondern dass sie auch wichtig sind und dass das Überflüssige eine ganz wichtige Funktion in der Gesellschaft und in unserer Kultur erfüllt. Solche Berufsfelder, solche Berufsbilder, für die sich vielleicht nur wenige Menschen entscheiden, darf man nicht vergessen, die muss man fördern und aufrechterhalten, indem man die Ausbildungsmöglichkeiten erhält, auch wenn die nationalen Märkte vielleicht zu klein sind. Das wäre eine ganz wichtige Aufgabe, wo die Wirtschaftskammern und die Berufsverbände EU-weit an einem Strang ziehen könnten, um Kulturtechniken am Leben zu erhalten. Wir haben jetzt so eine Situation im Filmbereich. Kodak nimmt wieder die Produktion von Zelluloid auf, weil in Hollywood ein starkes Interesse bekundet wurde, Filme wieder analog zu speichern. Niemand kann uns sagen, was mit der Digitalkopie in 20 Jahren ist. Von Zelluloid wissen wir, das hält 120 Jahre, denn so alt sind die ältesten Filme. Es gibt Berufsbilder, die sterben, von einer Marktentwicklung erzwungen, aus, wenn man nicht korrigierend eingreift. Wenn der letzte Kopierwerkmeister und der letzte Farbbestimmer in Pension gegangen sind, nutzt uns auch die vorhandene Technologie nichts mehr. Dann sind die Berufe weg, dann ist das Wissen weg. Glücklicherweise ist das jetzt auch von der Politik erkannt worden, dass Berufe von der Weitergabe des Wissens leben. G. L. Mit diesem eindrucksvollen Appell darf ich mich sehr für das Interview bedanken und hoffe auf gute Kooperationen.
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Landesinnung Niederösterreich
2. Kunst Werk Tage Schallaburg 2015 Von 14. bis 16. August 2015 fanden die 2. KUNST WERK TAGE im wunderschönen Burggarten von Schloss Schallaburg statt. Es war eine große Freude und Ehre, dass WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl unsere Veranstaltung eröffnete.
82 kunstschaffende Teilnehmer hatten ihre ganz spezielle
Erfolg einer Veranstaltung kann nur gelingen, wenn eine
Handwerkskunst zum Verkauf angeboten. Folgende
respektvolle Begegnung zwischen den Ausstellern und den
Branchen waren vertreten: Holz, Keramik, Glas, Metall,
Organisatoren stattfindet.
Textil, Schmuckdesign. Einige der Aussteller führten vor, wie ein Kunstwerk entsteht, es wurde geschmiedet, gelötet,
Von 46 bewerteten Veranstaltern in ganz Österreich konnten
gedrechselt, Glasperlen gedreht, eingekauft u. v. m.
wir auf Anhieb den neunten Platz belegen, und darauf können wir sehr stolz sein, weil die vor uns gereihten
Aus dem Vorjahr haben wir ein tolles Feedback erhalten.
Veranstalter schon seit 10, 15 oder 20 Jahren und noch
Bei ART AUSTRIA haben wir uns für das Gütesiegel bewor-
länger am Markt sind.
ben, ebenso haben wir am Ranking für bestorganisierte Märkte in ganz Österreich teilgenommen. Hier wird man
Durch die sorgfältige Auswahl der Aussteller war gewähr-
danach bewertet, wie gut ein Markt organisiert wurde. Der
leistet, dass bei den 2. Kunst Werk Tagen Schallaburg reine
Veranstalter und die Organisation werden nach folgenden
Handwerkskunst angeboten wurde, d. h. von der Idee bis
Kriterien bewertet: Anmeldeformalitäten, Ausstellungs-
zum fertigen Kunstwerk alles aus einer Hand.
Terminwahl, Aufnahmekriterien, Jury, Werbemittel, Flyer, Plakate, Medien/Print & TV, Mails, Social Media, Aussteller-
Aus den Werkstätten unserer Aussteller kommt Vielfalt und
kontakt, Ausstellerkommunikation, Standeinteilung,
Qualität, die über Generationen besteht, unser Wirken und
Parkmöglichkeiten etc.
Schaffen unterliegt keinen Modetrends, die Produkte sind originell und zeitlos, jedes Stück ist ein Unikat. Unsere
Seitens der Organisation wurde auf all die oben angeführten
Werke gehen hinaus in die Welt und sind Werbeträger für
Aspekte größtmögliche Sorgfalt gelegt. Ein langfristiger
unser Land.
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Landesinnung Niederösterreich
V. l. n. r.: Mag. Peter Fritz, Standortleiter Schallaburg; Sieglinde Almesberger, Berufsgruppenvorsitzende der Erzeuger kunstgewerblicher Gegenstände und Organisatorin; KommR Johann Figl, Innungsmeister; Monika Hartl, Ausstellerin; Sonja Zwazl, Präsidentin der WKNÖ; Wolfgang Egger, Spartenobmann Gewerbe (Martina Siebenhandl © photo-graphic-art)
REINE HANDARBEIT AUS ÖSTERREICH Während der gesamten Veranstaltung wurden wir von Haagston Brass und Los Vagabundos aus Tschechien musikalisch verwöhnt, die Stimmung war wunderbar und der Austausch zwischen Besuchern und Ausstellern wurde zur ganz speziellen Begegnung. Das Team von Schloss Schallaburg hat das Ziel, Ort der Begegnung zu sein, und die Kunst Werk Tage tragen dazu bei, dass dieses Ziel klar umgesetzt wird, daher wird es vom 13. bis 15. August 2016 wieder eine Begegnung zwischen Kunstschaffenden und Kunstinteressierten geben. Darauf freue ich mich schon sehr und bis dahin wünsche ich allen Leserinnen und Lesern eine gute, produktive und kreative Zeit Eure Sieglinde Almesberger Berufsgruppenvorsitzende Erzeuger kunstgewerblicher Gegenstände und Organisatorin der KWT Schallaburg Infos unter: katharina.ehart@wknoe.at oder atelier@schmuckdesigner.at 3 Fotos © Frau Köppl
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Landesinnung Kärnten
Kärntner Kunsthandwerk zeigte in Villach groß auf Halsketten aus Glas, handgefertigte Mode und Taschen, steirische Harmonikas sowie Kunstwerke aus Gold, Silber, Holz und Stein: Mehr als 50 Kärntner Kunsthandwerker zeigten in Villach „live“, was das Besondere an ihrer Arbeit ist. Mit großen Augen beobachten zwei Mädchen, wie Friederike
Tausende Besucher lassen sich dieses Spektakel nicht
Holzer ihre Glasperlen in der mehr als 1.000 Grad heißen
entgehen. An beiden Tagen ist die Kunsthandwerksaus-
Brennerflamme fertigt. Langsam schmelzen die Glasstäbe
stellung gut besucht, es wurde auch vieles gekauft. „Das
und werden um Metallstäbe gewickelt. „Und mit viel Gefühl
Besondere hier ist sicher, dass die Qualität im Vordergrund
wird zum Schluss eine runde Perle daraus“, erklärt ihnen die
steht. Es gibt bei dieser Ausstellung keine Hobby-Handwerker,
Annenheimer Unternehmerin. Sie ist eine von mehr als
sondern es sind lauter Unternehmer dabei, die ihr Handwerk
50 Unternehmern, die an der vierten Kunsthandwerksaus-
ernsthaft betreiben. Das ist absolut super“, bringt es Anita
stellung der Kärntner Kunstwerkstätten teilnehmen, und
Wiegele auf den Punkt. Sie ist mit ihren kunstvoll gefertigten
bietet den Besuchern eine besondere Show: Sie zeigt live,
Taschen und Accessoires zur Ausstellung gekommen – und
wie Glasperlen gefertigt werden.
präsentiert diese gemeinsam mit der ausgefallenen Trachtenmode von Linda Schaller. „Unsere Sachen harmonieren wunderbar: Jede einzelne Schürze, jeder Hut, jede Tasche ist ein Unikat“, sagt Schaller. Friederike Holzer aus Annenheim zeigte, wie sie ihre Kunstwerke aus Glas fertigt
Lauter Einzelstücke, die miteinander wunderbar harmonieren: Das verbindet die beiden Unternehmerinnen Linda Schaller (links) und Anita Wiegele
Wenige Meter entfernt, im Innenhof des Romantik Hotel Post in Villach, bearbeitet Holzbildhauer Ernst Pfleger einen großen Holzblock. Durch geübtes Klopfen und Schnitzen sind nach kurzer Zeit bereits die ersten Konturen des Kunstwerks sichtbar. So wird die Ausstellung auch zu einer Leistungsschau der Kärntner Kunsthandwerker. Und das ist
Echte Unikate sind auch die Engel von Astrid Gatto. Mit altem
auch das Ziel, erklärt Landesinnungsmeister Adolf Pobaschnig:
Holz vom Villacher Hausberg, dem Dobratsch, sowie Steinen
„Wir wollen die Faszination des Handwerks hervorheben und
aus der Gail, dem Weißensee oder der slowenischen Soča
zeigen, dass die Kunsthandwerker Meister ihres Fachs sind.“
fertigt sie kleine und große Engel. „Dazu kommen noch uralte
Dafür legt der Villacher Goldschmiedemeister auch selbst
Gläser, die heute gar nicht mehr erzeugt werden. Ich arbeite
Hand an: Er zeigt, wie Gold und Silber bearbeitet wird und
ausschließlich mit Material, mit dem ich mich wohlfühle. Und
welch ruhige Hand man für die Schmuckbearbeitung
das ist auch das Besondere an meinen Engeln: Sie haben ganz
benötigt.
viel Geschichte.“
Adolf Pobaschnig weihte die Besucher in die hohe Kunst der Gold- und Silberbearbeitung ein
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Ausgabe 03 2015
Für Kunstvolles aus Holz, Glas und Stein ist Astrid Gatto aus Villach bekannt
Landesinnung Kärnten Weitere Fotos:
Freuten sich über die gelungene vierte Auflage der Kunsthandwerksausstellung: Innungsgeschäftsführer Dr. Walter Preisig mit seiner Mitarbeiterin Karin Lang und Landesinnungsmeister Adolf Pobaschnig (von links)
Schmuck in allen Farben und Variationen war auf dem Stand von Ulrike Gruber zu sehen
Der Klagenfurter Holzbildhauer Ernst Pfleger zeigte, was man aus Holz alles machen kann Handgemachtes mit Farbe und Pfiff: Sonja Kräuter aus Althofen stellte Keramik für Haus und Garten aus
Steirische Harmonika aus Kärnten: Marcel Müller, der Junior-Chef des bekannten Kärntner Meisterbetriebs Harmonika Müller, war ebenfalls bei der Kunsthandwerksausstellung dabei
Auf Praktisches, Ausgefallenes und Nützliches aus Zirbenholz hat sich Franz Krammer aus Gnesau spezialisiert
Ausgabe 03 2015
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Landesinnung steiermark
schmuck und Bilder – ausstellung Franziska Jahrbacher Voller Freude und Neugier machte ich mich auf den Weg
Die bunten Steine aus der Steiermark inspirierten mich, mit
ins Schloss Wildon. Ein besonders schöner Rahmen für
unserer Kunsthandwerksgruppe auf die Suche nach Schätzen
„Coco – Collection Colour“. Hinter diesem Titel verstecken
zu gehen, aber dies wird eine andere Geschichte.
sich einerseits außergewöhnliche, geschliffene und farbenprächtige Steine, andererseits digitale Fotografie, beide kunstvoll verarbeitet und gekonnt in Szene gesetzt.
Text und Fotos © Rupert Hofer Fotos bearbeitet von Heimo Binder – www.heimobinder.at
Die Vernissage wurde von Bürgermeister Helmut Walch und Dr. Bernd Moser, Leiter der Mineralogie des Landesmuseum Joanneum, eröffnet. Dr. Moser sprach über die Farben der in den Schmuckstücken eingefassten Edelsteine. Franziska Jahrbacher sammelte Steine wie zum Beispiel den orange-gelben Forcherit aus Ingering bei Knittelfeld, den blauen Lazulith aus Krieglach, den grünen Amazonit von der Pack oder den türkisen Zeiringit aus Oberzeiring und viele mehr. All diese Steine inspirierten Franziska Jahrbacher zu neuen, farbenprächtigen Schmuckstücken. In der Folge kreierte der Krieglacher Fotokünstler Jakob Hiller aus diesen kunstvollen Unikaten digitale Fotokunstwerke. Über das gelungene Zusammenspiel von Schmuck und Bildern und diese große, kreative Vielfalt konnten sich all die vielen Besucher freuen. Wer die Ausstellung versäumt hat, kann bei einem Besuch im Geschäft von Franziska Jahrbacher weitere Eindrücke sammeln.
LIM Rupert Hofer, Franziska Jahrbacher
Zeiringit, Rubin und Erdbeerquarz, Amazonit und Lazulith, Forcherit
Thullit aus Niederösterreich
Komplette Grundausstattung für einen Betrieb, der sich mit Glasschmelzen und -biegen befassen will, aus Altersgründen, abzugeben! Zum Verkauf gelangen 2 Schmelzöfen (Innenmaß 2 x 1 m bzw. 53 x 53 cm), Schmelzglas, sämtliche Werkzeuge (inkl. Bandsäge und großem und kleinem Schleifapparat), Formen (großteils Edelstahl) und Fertigware. VB eUr 25.000,– Bei interesse rufen Sie bitte 03452/74411
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ausgabe 03 2015
Landesinnung Steiermark
Kunst im Rosengarten – Glas-ART Guggi Prentler Bei meiner Fahrt nach Weißkirchen wurde ich schon von
Immer wieder probiert sie etwas Neues aus. Daher gibt es
Vorfreude begleitet. Ich hatte Guggi Prentler bereits vor
auch kein zweites gleiches Stück, jedes ist ein Kunstwerk,
einigen Monaten, als ich im Murtal mit meinem Innungskolle-
ein Unikat, so wird es auch zu Recht und mit Stolz von ihr
gen und Stellvertreter Georg Wiesauer unterwegs war,
signiert.
kennengelernt. Bei diesem Treffen wurde ich zur Ausstellung „Kunst im Rosengarten“ eingeladen. Aufgrund meiner letzten
Das interessante Zusammenspiel von Holz und Glas ist nicht
Eindrücke war ich schon sehr gespannt, wie und wo die
nur im Juni, sondern nach Voranmeldung selbstverständlich
vielfältigen, farbenprächtigen Unikate „versteckt“ sind.
das ganze Jahr über im Hause Prentler in der Maxlangasse 14 in Weißkirchen zu sehen und natürlich auch zu erwerben.
Die Ausstellung im „Gläsernen Garten“ findet seit 5 Jahren
Lieben Dank an Guggi Prentler und Kurt Schagerl für die
im Juni statt, weil zu dieser Zeit gerade tausende Rosen-
Einladung sowie eure Gastfreundschaft und Herzlichkeit.
blüten das Herz jedes Besuchers erfreuen. Dieser Rosenduft
Eine Besucherin schrieb: „Deine Kunstwerke sind eine Wucht.
und selbst gemachte Rosenbowle begleiteten mich, als ich
Du lebst Inspiration und Ausdruck. Deine kreative Ader ist in
gemütlich durch den wunderschönen Garten schlenderte,
jedem Objekt zu spüren.“ Dem möchte ich nur ein Ausrufezei-
in dem die neuen Holz- und Glasobjekte auf mich warteten.
chen hinzufügen, und ich komme gerne wieder!
Immer schon gerne kreativ gewesen, hat es das „heiße Glas“ Guggi Prentler besonders angetan. So erlernte sie diese
Text und Fotos © Rupert Hofer
„Fusingtechnik“ in Oberösterreich bei der Firma Creative
Fotos bearbeitet von Heimo Binder – www.heimobinder.at
Glass. Ihre vielen Kunstwerke hat sie bereits bei Ausstellungen in Graz, Knittelfeld, Judenburg, Klagenfurt, Spielberg und Klosterneuburg präsentiert.
LIM Rupert Hofer, Guggi Prentler
Kurt Schagerl, Guggi Prentler
Ausgabe 03 2015
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Landesinnung steiermark
elisabeth Feiertag erzeugerin kunsthandwerklicher gegenstände Betriebsbesuche führen uns quer durch die Steiermark, heute bin ich zu Besuch in St. Radegund am Fuße des Schöckl. Hier liegt ein wunderschönes Haus mit prächtigem Garten, der gleichzeitig als Lieferant für all die schönen Produkte, die hier geschaffen werden, dient; doch beginnen wir von vorne. Elisabeth Feiertag erlernte den Beruf der Gärtnerin und auch Floristin. Als die Kinder größer waren, folgte auch noch die Ausbildung zur Kräuterpädagogin. Gartenarbeit ist einerseits Teil ihrer Arbeit in der Gemeinde Radegund, andererseits auch Ausgleich zum Alltag und Hobby zugleich. Dies wird, sobald man ihren Garten betritt, sofort sichtbar. So gedeihen prächtige Pflanzen, Kräuter und Blumen, die dann gepflückt, geerntet, gesammelt und getrocknet werden. Die natürlichen Materialien werden dann zu Kränzen, Arrangements, kleinen Geschenkideen und zu Gesundem für die Küche verarbeitet. Für das Auge fertigt sie handgeschöpfte Blütenbillets und für die Nase duftende Blütenpotpourris an. Die Motive und Duftrichtungen ihrer Kreationen entstehen je nach Jahreszeit. Seit über zehn Jahren präsentiert Elisabeth Feiertag saison-
LIM Rupert Hofer, Elisabeth Feiertag und ihr Kunsthandwerk
bezogene Produkte bei ihr zu Hause in der Wetterturm-
Die Produktpalette reicht von haltbaren, natürlichen,
straße 26a, 8061 St. Radegund, sowie bei verschiedensten
duftenden Arrangements, Kränzen, Kräuterheutaschen,
Ausstellungen und Veranstaltungen. Auf Anfrage werden
Kräuterrosen, Herzen aus Kräutern, Lavendel und Rosen über
auch Kurse, z. B. Papierschöpfkurse, abgehalten.
Glückwunschbillets bis hin zu bemalten Tongießfiguren. Text und Fotos: © Rupert Hofer
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ausgabe 03 2015
Landesinnung tirol
mit Liebe zum traditionshandwerk Die Firma „Der Buchbinder KÖLL” in Innsbruck feiert im kommenden Jahr ihr 20-jähriges Firmenbestehen: ein guter Grund, um dem Unternehmen einen Besuch abzustatten. Firmengründer Peter Köll erzählt aus seinem Arbeitsalltag. Was die Gründungsgeschichte der Firma betrifft, stand Herr Köll vor der Frage, wie es nach Lehre, Meisterprüfung und 17-jähriger Firmenzugehörigkeit bei einer renommierten Innsbrucker Universitätsbuchbinderei weitergehen solle, nachdem die Firma im Jahre 1995 die Tore schließen musste. Innerhalb weniger Wochen mussten Finanzierungs- und Geschäftsplan erstellt, der ideale Standort gefunden, Miete und Umbau ausverhandelt und geeignete Maschinen
Der Buchbinder Köll und sein Team V. l. n. r.: Iris Jenewein (1. Lehrjahr), Peter Köll, Valerie Haider (Meisterin), Alex(andra) Hörtnagl (Gesellin)
gefunden werden. Das Team, ursprünglich nur aus Herrn Köll und der Buchbindermeisterin Valerie Haider bestehend,
land, Südtirol und der Schweiz. Ein paar der Arbeiten gingen
wuchs kontinuierlich, seit 2004 werden 4–5 Mitarbeiter
aber in Form von Geschenken mit auf die Reise in die USA,
beschäftigt und erfolgreich Lehrlinge ausgebildet.
nach Kanada und England.
Am meisten Freude bereitet Herrn Köll, den Kunden
Das Erfolgsgeheimnis des Buchbinderbetriebes ist es, sich
mit seinem schönen Handwerk individuell bedienen zu
Zeit für den Kunden zu nehmen. Jeder Auftrag, sei er noch
können, sodass begeisterte Aussprüche wie „Das ist ja
so klein, ist Herrn Köll wichtig und wird in bestmöglicher
noch viel schöner geworden, als ich es mir vorgestellt
Qualität und termingerecht abgewickelt. „Unser Mitarbei-
habe!“ oder „Ich bin überrascht – ich hätte erwartet, dass
terteam lebt unsere Firmenphilosophie. Wir wollen unsere
das mehr kostet!“ keine Seltenheit sind. „Wir fertigen fast
Kunden nicht nur zufriedenstellen, sondern sie mit unseren
jede Woche besondere Arbeiten und sind auf jedes ‚Baby‘
Arbeiten begeistern, sodass sie gerne wiederkommen und
aus unserer Manufaktur stolz“, so der Buchbindermeister.
uns weiterempfehlen“, garantiert Herr Köll.
Das Unternehmen arbeitet hauptsächlich regional und
Quellenangabe: Stadt Innsbruck
österreichweit, einige Kunden sitzen aber auch in Deutsch-
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Foto: hannessenfter.at
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Landesinnung wien
thomas hovezak erzeugung von kunstgewerblichen gegenständen Am 20. März 2015 besuchten Herr Wolfgang Hufnagl und Herr Mag. Georg Lintner die Werkstatt von Herrn Thomas Hovezak in der Karolinengasse 6/3 im 4. Wiener Gemeindebezirk. Herr Hovezak ist gelernter Buchhalter. Neben seinem Studium arbeitete er in einer Filmfirma und als Vermögensberater. 2012 kam die Veränderung. Er zeigte schon immer großes Interesse an der Steampunk Couture und entwickelte daraus eine österreichische Variante, einen Mix aus alpinen und urbanen, an den Biedermeier und den Jugendstil angelehnten Schnitten. Herr Hovezak entwirft in diesem Stil seine Kollektionen. Die technische und handwerkliche Umsetzung übernehmen Wiener Schneidermeisterbetriebe. Des Weiteren kreiert Herr Hovezak aus alten Uhrwerken,
Herr Hovezak verkauft seine Stücke auf Messen, Märkten
Zifferblättern und Zahnrädern Schmuck wie zum Beispiel
und im Internet. Für jeden Anlass ist etwas Passendes
Ringe, Ketten, Ohrringe, Haarschmuck und Anhänger. Auch
dabei – egal ob etwas Schlichtes oder Ausgefallenes.
für die Männerwelt ist mit Manschettenknöpfen, Krawatten-
Herr Hovezak liebt sein Handwerk und ist stolz darauf, es
nadeln und -klammern, Knöpfen und Ringen gesorgt.
präsentieren zu können.
ausstellung Looshaus Vom 16. März bis Mitte Mai 2015 gab es zum ersten Mal eine Ausstellung in den Vitrinen im Looshaus in Wien am Michaelerplatz. Hier zeigten Mitglieder der Plattform Wiener Kunsthandwerk ihr Handwerk. Darunter fand man Arbeiten vom holzgestaltenden Gewerbe, Uhrmacherarbeiten und Buchbinderarbeiten. Außerdem befanden sich in den Vitrinen Werke von Musikinstrumentenerzeugern, Gold- und Silberschmieden und dem Kunstgewerbe. Des Weiteren stellte auch das Gewerbe der Fotografen, Glaser, Schuhmacher, Hafner, Maler und Tapezierer, Mode- und Bekleidungstechnik aus. Die Ausstellung kam so gut an, dass sie um einen Monat verlängert wurde. Foto: Monika Fischer – Raiffeisen Private Banking Wien
Suche Nachfolge für meinen bestens florierenden Betrieb ab 2016 – mit zwei Läden in der Stadt Salzburg Beste Lagen – eigene Goldschmiedewerkstatt und ca. 1500 Kunden "Stammkunden" Nach 38 Jahren Juwelier H. Thurner – Theatergasse 2 und 46 Jahre tätig als Goldschmied – www.thurnerschmuck.at
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ausgabe 03 2015
Landesinnung wien
wiener Kunsthandwerk am Kai Vom 29. bis 31. Mai 2015 fand das dreitägige Musik- und
Außerdem zeigten Alexandra Gutmannsthal Stofftaschen,
Kulturfestival „Donaukanaltreiben“ am Wiener Donaukanal
Katharina Fruhmann genähte Kostbarkeiten, Doris Schneider-
statt. Durch die unterschiedlichen Teilnehmerinnen ent-
Schrei Schmuck und Accessoires, Isabella Della-Rowere
stand eine sehr spannende Produktvielfalt.
Glasperlen und handgefertigten Schmuck und Stefanie Smrcka Beutel und Bekleidung.
Es konnten „Kleider“ für Smartphone, Laptop, Brille etc. von Christine Refle, Schmuck aus edlen Textilien von Usa
Des Weiteren präsentierten Katrin Krenn ihre Schallplatten-
von Stietencron, Leinwandbilder und Glasperlenschmuck
kreationen, Thomas Hovezak, Kitty Vadasz und Maria
von Theresa Schrems, Schmuck von Christina Pölz-Huemer,
Andorfer Schmuck und Accessoires, Geraldine Afritsch
Modeschmuck von Anna Rieß, Kunsthandwerke von Eszter
Genähtes, Margit Führing Schmuck und Filzaccessoires,
Gyalog und handgefilzte Unikate von Monika Tatrai
Carolina Gorriz de la Calle handgemachte Puppen und
bewundert werden.
Olivia Stein genähte Taschen und Rucksäcke.
digital finishing für digitale Drucke
Fachgruppentagung 2015 Die Fachgruppentagung der Kunsthandwerke fand diesmal am 28. Mai 2015 zum ersten Mal in den neu renovierten Räumlichkeiten des Wilhelm-Neusser-Saals im Gewerbehaus in Wien statt. Geehrt wurden an diesem Abend von Innungsmeister
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Wolfgang Hufnagl die Lehrlinge und die Meister, die 2014 die Prüfungen abgelegt und erfolgreich bestanden hatten.
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und für Michael Peschta und Dietmar Sulzberger das Ehrenzeichen in Silber für ihre jahrzehntelangen Verdienste in ihren jeweiligen Branchen. Nach den Neuigkeiten aus den Innungen folgte das Netzwerken bei kulinarischen Köstlichkeiten.
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ausgabe 03 2015
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Nachwort Themenschwerpunkt | Innovation
Innovation Die Frage nach dem Wohin war historisch gesehen einfach zu beantworten. In unserem Fall: Berufsentscheidung, Lehre, Gesellenprüfung, das Warten auf das Antreten zur Meisterprüfung, das Ablegen derselben und ein friedliches, handwerklich und finanziell erfolgreiches Leben als Schmuckproduzierender in Österreich. Die Palette der Neuigkeiten umfasste immer schon Spezialitäten aus dem Reich der Gemmologie, neue Gadgets und Werkzeuge, aber ansonsten – alles beim Alten … Es war einmal. Die Herausforderungen, denen wir heute gegenüberstehen, sind auf vielen Ebenen zu finden, aber es gibt einen großen Unterschied: Die Entwicklungen sind schneller am Markt, und unsere Kunden wissen direkt oder indirekt auch darüber Bescheid. Mit großer Freude wurde heuer das neue Berufsbild der Gold-, Silberschmiede und Juweliere von Vertretern der Arbeiterkammer, der Gewerkschaft und Vertretern der Wirtschaftskammer Österreich unterzeichnet und es ist gültig. Das bedeutet, dass die Ausbilderbetriebe im Bereich der neuen Technologien auch ausbilden müssen.
jetzt auf ihre Produkte am liebsten „absolut prototypingfree“ geschrieben hätten, verwenden jetzt die CAD/ CAM-Techniken, um effizienter ans Ziel zu kommen. Wir können stolz darauf sein, immer schon für Neuerungen gesorgt zu haben, unsere Edelmetalle, deren Wert und die damit verbundenen Beschaffungsprobleme haben uns dazu gebracht, über Nachhaltigkeit nachzudenken, lange bevor es andere getan haben. Recycling war in der Goldschmiede eine Notwendigkeit, das Wiederverwerten von getragenen Schmuckstücken zu neuen Kreationen der Inhalt unserer Arbeit, der sorgsame Umgang mit unseren Abfällen ebenso, „reduce, reuse, recycle“ – ein jetzt gerne gebrauchter Slogan – in unserem Sinne ein wirtschaftliches und verantwortungsvolles Konzept, das seit Jahrhunderten bei uns gelebt wird. So schauen wir hoffnungsvoll neugierig in die Zukunft, partizipieren an den neuen Entwicklungen und freuen uns aufs nächste Jahr, in dem wir Goldschmiede Geburtstag feiern dürfen – den sechshundertfünfzigsten wohlgemerkt.
Es bleibt immer noch die Möglichkeit, beim klassischen Schmieden zu bleiben, aber selbst Werkstätten, die bis
Ihr Wolfgang Hufnagl
Auf Augenhöhe spricht es sich leichter. BAWAG P.S.K. Filiale 1220 Wien, Rennbahnweg 40, Tel. 05 99 05 / 605100 Mitten im Leben.
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IMPRESSUM Fachzeitschrift des österreichischen Kunsthandwerks | Offizielles Organ der Bundesinnung der Kunsthandwerke Österreichs und der Landesinnungen Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg, Tirol, Vorarlberg und der Fachvertretung Burgenland. | Medieninhaber (Verleger): Fa. Schogla, Percostraße 21, 1220 Wien, Tel.: 01/257 32 22, Fax-DW 23 | Herausgeber: KommR Werner Schober, Percostraße 21, 1220 Wien | Redaktion: Mag. Georg Lintner (Chefredakteur), Paula Pospisil, e-mail: redaktion@kunsthandwerk-online.at | Graphik und Druckvorstufe: Markus Rothbauer, e-mail: office@studio02.at | LEKTORAT: Sophia Scherl MA | www.sophiascherl.at Druckherstellung: druckwelten – e-mail: office@druckwelten.at | Papier: gesponsert von Papernet | Anzeigenannahme: Paula Pospisil, e-mail: redaktion@kunsthandwerk-online.at | Erscheinungsweise: 4-mal im Jahr | Auflage: 6.000 Exemplare, Sammel-Jahresbezug für die Mitgliedsbetriebe | Anzeigen- und Redaktionsschluss: jeweils am 20. des Vormonats | Onlineportal: www.kunsthandwerk-online.at | Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Verein zur Förderung der österreichischen Buchbinder, Kartonagewarenerzeuger, Etui- und Papierwarenerzeuger, Sitz: Percostraße 21, 1220 Wien, Tel.: 01/257 32 22, Fax-DW 23 | Unternehmensgegenstand: Vertretung der Interessen der nach dem Wirtschaftskammergesetz angehörenden Mitglieder der Bundesinnung der Kunsthandwerke, Beteiligung: 100 % | Blattlinie: Die Zeitung vertritt die unternehmerischen Interessen der Mitgliedsbetriebe und dient der Information der Leser über die für die Führung eines Unternehmens in wirtschaftlicher, gesellschaftspolitischer, technischer und betriebswirtschaftlicher Hinsicht bedeutsamen Fakten und Meinungen. Für eingesandte Beiträge wird keine Gewähr übernommen. Zum Abdruck angenommene Arbeiten gehen in das unbeschränkte Verfügen des Herausgebers über. Nachdruck – auch auszugsweise – bedarf der gesonderten Erlaubnis. Mit Name oder Signatur gekennzeichnete Veröffentlichungen stellen jeweils die Meinung des Verfassers dar und geben nicht in jedem Fall den Standpunkt des Herausgebers wieder. | Respect! Sämtliche von der Redaktion verfassten Artikel beziehen sich gleichwertig auf Mann und Frau, lediglich zugunsten der Lesefreundlichkeit der Texte verzichten wir auf spezielle geschlechtergerechte Sprachformulierungen.
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