kunsthandwerk
03 2014
Erzeugung kunstgewerblicher Gegenst채nde Buchbinder
Gold und Silberschmiede
Musikinstrumentenerzeuger
Uhrmacher
BUBI Umschlag 2011_Layout 1 23.03.12 16:03 Seite 3
U3 4 Heidelberg Mutationen
vorwort
Heidi Rohrmoser
Kunst gewerbe
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Liebe Leserinnen, Liebe Leser,
die Tatsache, dass sich Kunst und Kunstgegenstände schon
Viele unserer Mitglieder haben es sich zur Aufgabe gemacht,
seit Beginn der Menschheit nachweisen lassen, zeugt davon,
althergebrachte Traditionen des Kunstgewerbes weiterzu-
wie wichtig „Kunst“ für unser aller Wohlbefinden ist.
führen und zum Verkauf anzubieten.
Obwohl die „Erzeugung kunstgewerblicher Gegenstände“
Unsere Kunden schätzen die guten handwerklichen Fähigkei-
ein freies Gewerbe ohne Zugangsvoraussetzungen ist, sind
ten, die Liebe zum Detail und die angebotene Produktvielfalt.
handwerkliches Geschick, Kreativität und ein Auge für das
Die hohe Zufriedenheit bereitet uns Kunsthandwerkerinnen
Schöne unumgänglich. Viele unserer Berufsgruppenmit-
und Kunsthandwerkern viel Freude und ist eine Bestätigung
glieder verfügen zusätzlich über eine fundierte Ausbildung
für unser Gewerbe.
im Kunstbereich. Die Erzeugung von Zier- und Schmuck-
Durch den Tourismus gelangen die Waren in alle Welt und
gegenständen ist vielen unserer Mitglieder eine Herzensan-
sind nicht nur Werbung für uns, sondern auch für unsere
gelegenheit. Dadurch schaffen sie bleibende Werte, die
Heimat. Dies erhöht unseren Stellenwert enorm. Wir können
den Käufer über Jahre hinweg erfreuen. Die meisten unserer
stolz auf unser handwerkliches Können sein und brauchen
Produkte sind Unikate und werden mit viel Liebe zum
den Vergleich nicht zu scheuen.
Detail angefertigt.
Als Ihre Vertreterin auf Landes- und Bundesebene in der
Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, unseren Erzeugnissen
Wirtschaftskammer setze ich mich auch künftig gerne für
am Markt jenen Stellenwert zu verleihen, der ihnen gebührt.
unsere gemeinsamen Interessen ein.
Vor allem eine klare gesetzliche Definition des Kunstgewerbes in der Gewerbeordnung sowie die Abgrenzung zur
„Kunst kommt von Können“
häuslichen Nebenbeschäftigung werden als Ziele verfolgt. Auch die Veranstalter von Märkten sollen verstärkt auf den
In diesem Sinne wünsche ich uns allen weiterhin viel Freude
Unterschied zwischen „Hobbybastlern“ und Gewerbetrei-
und Erfolg bei unserer Arbeit.
benden aufmerksam gemacht werden.
Ihre
Besonders erfreulich sind deshalb die Zuwächse in der
Heidi Rohrmoser
„Gruppe der Erzeugung kunstgewerblicher Gegenstände“.
heidi rohrmoser Vorstellung Heidi Rohrmosers Firma wurde 1985 von ihren Schwieger-
Spezialisiert hat sich Heidi Rohrmoser auf mundgeblasene
eltern gegründet und 1997 von ihr übernommen. Vom 5-köp-
Glaskugeln, Glocken und verschiedene andere Glasformen.
figen Team werden hauptsächlich Glasgegenstände mit viel
In diesen Glaskugeln findet sich die oberösterreichische
Leidenschaft, Herz und handwerklichem Können dekorativ
Handwerkskunst wieder. Alle Stücke sind Einzelanfertigungen
bemalt. Den Mitarbeiterinnen lässt die Chefin bei der
von zeitloser Schönheit. Viele ihrer Kunden kommen seit
Ausführung der Arbeiten viel freie Hand und diese können
Eröffnung des Betriebes. Da kein Stück dem anderen gleicht,
so ihre eigene Kreativität einbringen. Vor dem Verlassen
finden die Liebhaber des Kunsthandwerks immer wieder eine
der Werkstätte wird jedoch jedes einzelne Produkt einer
neue Glaskugel für den Weihnachtsbaum oder ein Osterei.
Endkontrolle durch das fachmännische Auge von Heidi
Durch die große Produktvielfalt zählen auch viele Sammler
Rohrmoser unterzogen.
zur Stammkundschaft. Durch Kooperationen mit Händlern in
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vorwort
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Kunst gewerbe
den Tourismusgebieten Österreichs gelangen viele dieser
Neben ihrer Präsenz und Mitarbeit in der Firma setzt sich
traditionellen Kunsthandwerke nach ganz Europa und
Heidi Rohrmoser als Funktionärin der Wirtschaftskammer
darüber hinaus.
Oberösterreich für die Interessen der oberösterreichischen
Zur unverkennbaren Handschrift ihres Betriebes gehört,
Kunsthandwerker ein. Sie ist Landesinnungsmeister-Stell-
dass alle Produkte handbemalt sind, eine Goldauflage
vertreterin der Landesinnung der Kunsthandwerke und
haben und neben dem „R“ auch das Zeichen der jeweili-
Bundesberufsgruppensprecherin der Wirtschaftskammer
gen Malerin tragen.
Österreich.
Für Interessierte gibt es die Möglichkeit, im Rahmen einer Schauwerkstätte Heidi Rohrmosers Team über die Schulter zu schauen und die Entstehung der Unikate zu beobachten.
© Heidi Rohrmoser
K
E M IN ER
R
© Heidi Rohrmoser
E MME RS
KART ONHA NDELS
S
P I E H S
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Juli – September 2014
die redaKtion
Ein paar persönliche Worte
sehr geehrte mitgLieder, ich darf Ihnen schon die 3. Ausgabe der Kunsthandwerkzeitung präsentieren, und die Rückmeldungen zu den bisherigen Ausgaben sind österreichweit durchgehend positiv. Selbstverständlich
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inhaLt 91
Kunstgewerbe Vorwort – Heidi Rohrmoser
93
die redaKtion Ein paar persönliche Worte – Georg Lintner
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Kunstgewerbe Themenschwerpunkt –
gibt es bei so einem jungen Projekt
KUNST WERK TAGE Schallaburg Sieglinde Almesberger
Kinderkrankheiten, die wir laufend mit unserem großen Redaktionsteam
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beheben und dadurch die Qualität
–
steigern.
–
Diesmal wird unser jüngster Berufszweig – das „Kunstgewerbe“ – samt seiner engagierten Bundesberufszweigobfrau, Frau Heidi Rohrmoser, vorgestellt und übernimmt den Themenschwerpunkt. Dass sich die Bezeichnung „Kunsthandwerk“
bundesinnung informiert
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Erzeuger kunstgewerblicher Gegenstände versus häusliche Nebenbeschäftigung Besuch aus Burkina Faso
buchbinder –
mehr und mehr auch in Kundenkreisen durchgesetzt hat und
–
durchsetzt, werden Sie in den Veranstaltungsnachberichten
–
der Ausstellungen Landskron und Schallaburg nachlesen.
14. Internationaler Jugendleistungswettbewerb der Buchbinder 2014 – Stift Heiligenkreuz Ein besonders erfreulicher Tag – LAP in Niederösterreich Produktinformation – POLAR Mohr und Guillo-Crease Binderflex auf der Druck + Form
Als spezielle Neuerung werden wir – mit dieser Ausgabe beginnend – längere Fachartikel so aufteilen, dass die ersten Informationen in der Zeitung stehen und für weitere Details auf unsere Onlineplattform www.kunsthandwerk-online.at
102 goLdschmied – –
Und der Goldschmied ist immer dabei … Wissenswertes aus dem Unternehmeralltag die Differenz- oder Margenbesteuerung
verwiesen wird. Ganz speziell möchte ich mich bei den Bundesländern bedanken, da von Ausgabe zu Ausgabe die Berichterstattung aus den Landesinnungen immer stärker wird. Auch die Betriebsbesuche sollen zukünftig alle Bundesländer widerspiegeln; in dieser Ausgabe sind wir diesem Ziel
105 musiKinstrumentenerzeuger – – –
Fortsetzung Die Lehre als Musikinstrumentenerzeuger ein Auslaufmodell? Die Sammlung alter Musikinstrumente Violinforensic – Neueste Technologie für historische Musikinstrumente (2)
schon ein großes Stück nähergekommen. Ja, und zu guter Letzt darf ich wieder auf ein ganz spannendes Interview, diesmal mit Frau Generaldirektorin Dr. Susanne Haag
110 das grosse interview –
Dr. Sabine Haag (Generaldirektorin KHM Wien)
vom Kunsthistorischen Museum gemeinsam mit Landesinnungsmeister Wolfgang Hufnagl, verweisen und Ihnen insgesamt ein tolles Leseerlebnis wünschen.
114 aus den Landesinnungen – – – – – – – – – –
KUNST WERK TAGE im Renaissanceschloss Schallaburg Kärntner Kunsthandwerker auf der Burg Landskron 2014 „Frühlingszauber“ im Palais Kunst am Kai Mit Blick fürs Schöne Fachgruppentagung 2014 JETZT SCHON VORMERKEN Exkursion nach London Innungsmeisterwechsel in der Steiermark Stammtisch Kunsthandwerk Graz-Umgebung Nord
126 unterwegs in Österreich –
Betriebsbesuche
130 Kunstgewerbe –
At Last – Claudia Fötinger
Ihr Georg Lintner und „unser Schurli“ | © Landesinnung Wien
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Kunstgewerbe
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Themenschwerpunkt
Liebe Kunsthandwerkskolleginnen und -kollegen, als ich vor ca. sechs Jahren von Frau Heidemarie Rohrmoser,
bestreiten. Schöne, besondere Werbemittel für besonders
Berufsgruppensprecherin aus Oberösterreich, zur Mitarbeit
schöne Kunstwerke. Nähere Infos zu diesen Werbemitteln
in unserer Innung eingeladen wurde, war mir noch nicht
holen Sie bitte in der Innung Oberösterreich ein.
ganz klar, wie viele Möglichkeiten sich bieten, für unsere Berufsgruppe etwas zu tun. In weiterer Folge sprach mich
Unsere Innung hat zusätzlich heuer erstmals die
Frau Christin Richter an, mich auch in Niederösterreich
KUNST WERK TAGE Schallaburg abgehalten. Diese
einzubringen. Bei beiden Kolleginnen bedanke ich mich
fanden von 15. bis 17. August 2014 statt. Es war ein
dafür. Der Zusammenschluss unserer vier Berufsgruppen hat
wunderschönes Aufeinandertreffen zwischen Kunst-
uns alle vor ganz spezielle Aufgaben gestellt und vorerst
schaffenden und kunstinteressierten Menschen.
haben wir in beiden Bundesländern eine Strategieklausur abgehalten, um herauszufinden, was uns verbindet. Und
Als wir vor ca. eineinhalb Jahren den Entschluss und Be-
siehe da, da gibt es ganz viele Punkte. Einige davon sind:
schluss gefasst haben, die KUNST WERK TAGE abzuhalten, führte uns die Suche nach einem geeigneten Veranstaltungs-
Wir alle erzeugen Kunsthandwerke, die
ort von Stift Seitenstetten nach Schloss Grafenegg, zum
Bestand über Generationen haben.
Rathausplatz St. Pölten, nach Krems und Tulln. Zu guter Letzt
Unsere Produkte verschönern das
sind wir im Schloss Schallaburg angekommen. Dies ist ein
Leben, bereiten Freude.
idealer Ort für unsere Veranstaltung, einen besseren hätten
Ebenso sind unsere Produkte einzigartige
wir nicht finden können. Wir wurden mit offenen Armen
Unikate, originell und kreativ.
aufgenommen und erkannten schnell, dass die Kooperation
•
Handwerkskunst aus Österreich.
zwischen der WKONÖ und der Schallaburg eine Win-win-
•
Hohe Qualität, hoher Wert.
Situation darstellt – und das sind die besten Voraussetzun-
•
Wir arbeiten mit Freude für unsere Kunden,
gen für gutes Gelingen und konstruktive Zusammenarbeit.
Stichwort Einkaufserlebnis, Kundennähe.
Es ist mir ein Anliegen, mich auf diesem Wege noch einmal
Klasse statt Masse; Vielfalt, die zeit-
bei der Geschäftsführung von Schloss Schallaburg, Herrn
los ist, frei von Modetrends ... u. v. m.
Kurt Farasin, bei Herrn Mag. Peter Fritz, Standortleiter, und
• • •
•
beim Team der Schallaburg herzlich für die kompetente Ich finde, es war richtig und vorteilhaft für alle vier
Zusammenarbeit zu bedanken, im Speziellen bedanke
Gruppen, sich zusammenzuschließen. Es macht mich
ich mich bei Frau Olivia Schmoll, MA, Organisation, bei
stolz, dass ich als Kunsthandwerkerin zu diesen tollen
Frau Julia Kemetner, MA, Marketing, und bei Herrn Mag.
Berufen dazugehören darf. Als Ausschussmitglied in
Florian Müller, Pressestelle. Es war ein tolle, gegenseitig
Oberösterreich und als Berufsgruppensprecherin in
befruchtende Zusammenarbeit und das macht Freude.
Niederösterreich habe ich auch eine vernetzende Rolle
Zugleich möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich beim
übernommen, und es bereitet mir Freude, dass wir uns
gesamten Ausschuss unserer Innung für die Bereitschaft,
gegenseitig gut austauschen und bereichern können.
die KUNST WERK TAGE abzuhalten, herzlich bedanken.
In Oberösterreich wurde gleich nach der Klausur mit
Ebenso herzlichen Dank an Frau Katharina Ehart
der Umsetzung der erarbeiteten Ziele begonnen.
aus unserem Sekretariat.
So wurde ein neues Logo – bundesweit – entworfen. In weiterer Folge wurde eine Werbetafel entwickelt,
Eine Veranstaltung dieser Dimension macht viel Arbeit, viele
die gleichfalls von allen Bundesländern verwendet
einzelne Schritte bzw. Schwerpunktthemen müssen nach
werden sollte, und ebenso die Tragetaschen.
einem straffen Zeitplan abgearbeitet werden. Ich gehe nicht
Ziel ist, dass wir österreichweit einen gemeinsamen und
näher darauf ein. Einen Punkt jedoch werde ich aufgreifen,
wiedererkennbaren Werbeauftritt erreichen. Durch die Ver-
und dieser ist die Auswahl unserer Teilnehmerinnen und
wendung dieser Werbemittel bei Ausstellungen, Messen und
Teilnehmer, weil ich finde, dass dies für einen langfristigen
Kunsthandwerksmärkten setzen wir ein klares Zeichen zur
Erfolg sehr wichtig ist – und wir wollen ja langfristig mit den
Abgrenzung zwischen Hobbykünstlern, Bastlern, häuslicher
KUNST WERK TAGEN erfolgreich sein, das ist unser aller Ziel.
Nebenbeschäftigung und denjenigen, die als Kunsthand-
Wir haben klare Aufnahmekriterien und diese sind, dass jede
werkerinnen und Kunsthandwerker ihren Lebensunterhalt
Teilnehmerin und jeder Teilnehmer ein angemeldetes
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Kunstgewerbe
Themenschwerpunkt
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Gewerbe oder eine künstlerische Ausbildung haben muss. Originalität, Qualität, Kreativität, Ausführung der verschiedenen Techniken sind uns wichtig, weiters wurde ein Augenmerk auf den Werbeauftritt und die Standgestaltung gelegt, und natürlich muss alles handgemacht sein. Durch diese sorgfältige Auswahl der Ausstellerinnen und Aussteller ist gewährleistet, dass bei den KUNST WERK TAGEN reine Handwerkskunst ausgestellt wurde. Von der Idee bis zum fertigen Kunstwerk alles aus einer Hand ... Wir Kunstschaffenden entwerfen und experimentieren mit den unterschiedlichsten Materalien wie z. B. Glas, Holz, Textil, Stein, Keramik, Metall u. v. m. Ebenso experimentieren
2. v. l.: IM Figl | © Landesinnung Niederösterreich
Sieglinde Almesberger | © Landesinnung Niederösterreich
wir mit unterschiedlichen Techniken. Wir arbeiten meistens
und zum Ausstellerabend kamen, um sich eigene Eindrücke
in Ein-Personen-Unternehmen (EPU) und viele von uns sind
zu verschaffen. Beide waren begeistert von der tollen
Autodidakten, d. h. wir müssen breit aufgestellt sein.
Handwerkskunst, der hohen Qualität und der Kreativität.
Wer sich dafür entschieden hat, Kunsthandwerker oder
Unsere KUNST WERK TAGE sollten jedes Jahr stattfin-
Künstler zu sein, ist gefordert, jedes noch so kleine Po-
den und es wäre ein Meilenstein für unseren Berufszweig,
tential, das in ihm schlummert, zu aktivieren und immer
wenn in jedem Bundesland eine so qualitativ hochwer-
wieder zu optimieren, damit er langfristig erfogreich sein
tige Veranstaltung installiert werden könnte. Dies ist ein
kann. Aus unseren Werkstätten kommt Vielfalt und Quali-
mittel- bis langfristiges Ziel unserer Innungstätigkeit.
tät, die über Generationen besteht. Wir unterliegen keinen Modetrends, unsere Werke sind zeitlos und daher immer
Abschließen möchte ich meinen Beitrag mit
aktuell. Aus unseren Werkstätten wandern Unikate hinaus
meinem selbst kreierten Leitsatz:
in die Welt und jedes einzelne ist etwas ganz Besonderes. Tausende Besucherinnen und Besucher kamen zu uns
VERTRAUE DEINER IDEE, GIB DEIN BESTES –
in den wunderschönen Garten von Schloss Schalla-
UND ALLES WIRD GELINGEN.
burg und genossen die Vielfalt unserer Kunstwerke, den Garten, die Musik, die kulinarischen Köstlichkei-
In diesem Sinne wünsche ich euch gute, umsetzba-
ten. Viele besuchten zusätzlich die Dauerausstellung
re Ideen, gute Geschäftskontakte, eine kreative, pro-
im Schloss und viele kamen auch ein zweites Mal.
duktive Zeit und viel Erfolg für alle Aktivitäten.
Eine große Ehre war es für uns, dass Frau BR KommR Präsidentin Sonja Zwazl zur Eröffnung und Herr Bundesin-
Eure Berufsgruppensprecherin Sieglinde Almesberger
nungsmeister KommR Hans Joachim Pinter zur Ausstellung Juli – September 2014
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bundesinnung
informiert
Erzeuger kunstgewerblicher Gegenstände versus häusliche Nebenbeschäftigung Die Bundesinnung der Kunsthandwerke wird immer wieder
Alle im Rahmen der häuslichen Nebenbeschäftigung vorge-
mit einem großen Problem im Bereich der Erzeuger kunst-
nommenen Tätigkeiten sind als eine Einheit zu betrachten
gewerblicher Gegenstände konfrontiert: unfairer Wettbe-
und müssen den gesetzlichen Voraussetzungen entsprechen.
werb durch eine Unzahl von „Profi-Pfuschern“, die ohne
Darunter fällt auch eine Vermarktung der im Rahmen der häus-
Gewerbeschein und Steuer- sowie Sozialversicherungspflicht
lichen Nebenbeschäftigung erzeugten Waren. Das bedeutet,
neben den gewerblichen Erzeugern von kunstgewerblichen
dass hier sowohl der Auftritt auf Märkten, Werbung als auch
Gegenständen auf Märkten und offiziellen Verkaufsveran-
der Verkauf im Internet nur im „untergeordneten Rahmen“
staltungen auftreten und auch Diebstahl von geistigem
durchgeführt werden darf. Ein generelles Verbot des Internet-
Eigentum durch Design- und Produktideenklau vornehmen.
handels oder auch des Verkaufs auf Märkten ist sicher nicht
Die derzeitige Situation der Abgrenzung der Erzeuger
zulässig, da es gegen die Erwerbsausübungsfreiheit verstößt,
kunstgewerblicher Gegenstände von den Erzeugern in
die auch Tätigkeiten schützt, die im Rahmen der häuslichen
häuslicher Nebenbeschäftigung ist äußerst unbefriedigend,
Nebenbeschäftigung durchgeführt werden. Eigene Verkaufs-
da viel Missbrauch und unlauterer Wettbewerb herrscht.
lokale für die häusliche Nebenbeschäftigung, die sich nicht im Haushalt/Haus/Wohnungsverband befinden, werden für
Die jetzigen rechtlichen Rahmenbedingungen regeln ei-
unzulässig angesehen, da eine solche Ausprägung sicherlich
gentlich recht klar, wann eine häusliche Nebenbeschäf-
den Rahmen einer untergeordneten Nebentätigkeit übersteigt.
tigung vorliegt, und es wird derzeit aus Kammersicht kaum Raum für eine Gesetzesänderung gesehen. Es
Keine häusliche Nebenbeschäftigung liegt vor, wenn Spezialma-
scheitert hier maßgeblich – wie so oft – an der Kontrolle
schinen zur Herstellung von Waren verwendet werden. Auch ist
und der dementsprechenden Sanktionierung, wenn hier
es nicht zulässig, speziell für die Herstellung bestimmter Waren
der gesetzlich zulässige Rahmen überschritten wird.
im Rahmen der häuslichen Nebenbeschäftigung eigene Leute anzustellen. „Mithelfen“ dürfen nur Personen, die ohnehin
Grundsätzlich kommen als häusliche Nebenbeschäftigung nur
schon im Haushalt (und für den Haushalt) angestellt sind.
jene Erwerbszweige in Frage, die nach ihrer Eigenart und ihrer Betriebsweise der häuslichen Nebenbeschäftigung zugeord-
So weit der gesetzliche und von der Judikatur interpretierte
net werden können. Die Betriebsweise muss „typisch“ für eine
Rahmen. Was natürlich immer als großes Problem bleibt,
häusliche Nebenbeschäftigung sein. Darüber hinaus muss die
ist die Kontrolle, dass diese Bestimmungen auch einge-
Tätigkeit, wenn man die gesamte Beschäftigung im Haushalt
halten werden: Hier führt derzeit leider kein Weg daran
betrachtet, eine untergeordnete Rolle spielen. Vergleichsmaß-
vorbei, Einzelfälle herauszugreifen und diese anzuzeigen.
stab sind dabei die anderen häuslichen Tätigkeiten, nicht eine
Es ist jedoch weder für die Erzeuger kunstgewerblicher
mögliche weitere Erwerbstätigkeit. Es muss sowohl hinsichtlich
Gegenstände noch für die Landesinnungen zumutbar,
des Inhalts als auch des Umfangs der Tätigkeit ein gewisser
jeden einzelnen Fall zu recherchieren und zur – vermutlich
Zusammenhang mit den im Rahmen eines Privathaushaltes
wenig aussichtsreichen – Anzeige zu bringen. Die Landes-
zu erbringenden Tätigkeiten gewahrt bleiben. Haupttätig-
innung Oberösterreich hat bereits einschlägige negative
keit muss das Führen des eigenen Hausstandes bleiben.
Erfahrungen mit Schwerpunktaktionen gesammelt.
Charakteristische Tätigkeiten für die häusliche Nebenbe-
Die Geschäftsstelle und Funktionäre haben vom Bundesin-
schäftigung sind: Herstellen von Backwaren, Herstellen von
nungsausschuss den Auftrag erhalten, eine Besserstellung der
Gestecken, Blumengebinden oder Stickwaren, die Durchfüh-
Erzeuger von kunstgewerblichen Gegenständen herbeizufüh-
rung kunsthandwerklicher Tätigkeiten wie z. B. Schnitzarbei-
ren und eine Gesetzesänderung der Bestimmungen betreffend
ten, Hinterglasmalerei oder einfache Textildrucke. Was hier die
die häusliche Nebenbeschäftigung in der Gewerbeordnung
Abgrenzung natürlich nicht einfacher macht, ist die Vermutung
einzufordern. In Kürze wird ein Gespräch mit der Abteilung
von Judikatur und Verwaltungspraxis, dass Kunsthandwerk
Rechtspolitik der WKÖ stattfinden, in dem die Bundesinnung
meist in häuslicher Nebenbeschäftigung hergestellt wird.
diesbezügliche politische Unterstützung einfordern wird. Über das Ergebnis wird Sie die Bundesinnung informieren. Bundesinnung der Kunsthandwerke
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bundesinnung
informiert
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besuch aus burKina faso in der bundesinnung Von 31. Oktober bis 9. November 2014 findet in Burkina Faso (Afrika) die größte afrikanische Kunsthandwerksmesse „SIAO“ statt. Der Salon International de l'Artisanat de Ouagadougou (SIAO) ist eine alle zwei Jahre in der Hauptstadt Ouagadougou stattfindende Kunsthandwerksmesse mit Kunsthandwerkern und Künstlern aus Burkina Faso und ganz Westafrika. Aus diesem Grund besuchten zwei Vertreter der SIAO, unterstützt von zwei Botschaftsangehörigen der Botschaft Burkina Faso in Österreich, die Bundesinnung, um diese Kunsthandwerksmesse zu promoten. Bundesinnung der Kunsthandwerke
V. l. n. r.: Vertreter der Botschaft Burkina Faso, Irene Jörg und Marion Gruber (Bundesinnung), Vertreter der SIAO | Foto © Bundesinnung
ic h, ge pf le gt , t, fe in , ge is trette t, ge w äh lt, an eg el .) dj (a l, ge si so ph is tic at ed ge sc hm ac kv olre de lt, ve rf ei ne rt, ku lti vi er t, ve lis ie rt; vo rn eh m , zi vi fg ew ec kt , be ga bt , in te lli ge nt , auls re ic h, fä hi g, fin di g, cl ev er, ei nf al hr t, ge ni al , ge sc he it, ge bi ld et , ge le itz t, he ll, kl ug , ge w an dt , ge w , sc ha rf si nn ig , kr ea tiv, pf iff igie rt, ve rs tä nd ig ... sc hl au , ta le nt
SOPHIA SCHERL MA Übersetzung Lektorat Korrektorat
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Juli – September 2014
buchbinder
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14. internationaLer JugendLeistungswettbewerb d e r B u c h bi n der Öster reic hs, D eutschlands und der S chweiz 2014
Die Preisträgerinnen mit Volksanwältin Brinek | © Bernhard Sanders
Am 14. Juni 2014 fand unter dem Motto „Handwerk trifft
Frau Volksanwältin Dr. Gertrude Brinek, der Einladung.
Kulturgeschichte“ in der Zisterzienserabtei Stift Heiligen-
Die Führung durch die sonst nicht öffentlich zugäng-
kreuz die Preisverleihung und Ausstellung des 14. Inter-
liche Bibliothek und die Handschriftenabteilung der
nationalen Jugendleistungswettbewerbes der Buchbinder
Abtei sowie die Führung durch die Kirche und das Stift
Österreichs, Deutschlands und der Schweiz statt.
beeindruckten alle Besucher und Besucherinnen.
Das diesjährige Wettbewerbsbuch „Junge Menschen
Der Festakt im Barocksaal wurde von KommR Franz
und ihre Rechte" von Gertrude Brinek widmet sich der
Strandl, Buchbindermeister, musikalisch mitgestaltet.
Lebenswirklichkeit junger Menschen in Österreich.
Auf die Grußworte von Abt Maximilian Heim, BIM
Organisator war – nach den Kollegen aus der
Werner Schober, Frau KommR Ing. Renate Scheichel-
Schweiz und Deutschland – heuer die österreichische
bauer-Schuster (Obfrau der Bundessparte Gewerbe und
Bundesinnung der Kunsthandwerke.
Handwerk – verlesen von Wolfgang Hufnagl) folgte der
Christine Weiner, Landesinnungsmeisterin von Wien,
inhaltliche Teil – die Ausstellung und der Wettbewerb.
Marion Gruber, Wirtschaftskammer Österreich, und
Frau Volksanwältin Dr. Gertrude Brinek ließ es sich nicht
Bernhard Sanders aus Innsbruck luden zum Treffen des
nehmen und hielt eine sehr beeindruckende Festrede, die
Jahres in die historischen Räume des Stiftes Heiligenkreuz.
besonders die jungen Menschen ansprach. Auch Abt
Zeitgenössische Bucheinbandgestaltung trifft auf gewachsene
Maximilian Heim und der Verleger des Buches, Reinhard
Kultur und Geschichte.
Deutsch, brachten in ihren Reden ihre Freude über diese
Nebst Kollegen und Kolleginnen aus ganz Österreich, Gästen
wunderschönen Bucheinbände und das hervorragende
aus Südtirol, Deutschland und der Schweiz folgte auch
Können der Teilnehmer zum Ausdruck. Nach dem Jurybericht
die Autorin des Wettbewerbsbuches und Themengeberin,
von Bernhard Sanders wurden feierlich die Preise verliehen.
PREISVERLEIHUNG: Aus 67 eingesendeten Arbeiten vergab
KATEGoRIE b; 2. LEHRJAHR:
die Jury 7 Auszeichnungen. Diese gingen heuer ausschließlich
1. Platz (sehr gut) Esther Lerch (Buchbinderei Schlatter AG, CH)
an weibliche Teilnehmerinnen. KATEGoRIE c; 3. UND 4. LEHRJAHR: KATEGoRIE A; 1. LEHRJAHR:
(In der Schweiz gibt es 4 Lehrjahre) | 1. Platz (hervorragend)
1. Platz (hervorragend) Cathleen Saborowski (Atelier Tiemey-
Irene Winkels (Buchbinderei Mergemeier GmbH, D) | 2. Platz
er, Berlin, D) | 2. Platz (sehr gut) Anna Volgger (Dinkhauser
(hervorragend) Johanna Scholze (Universitäts- und Stadtbib-
Kartonagen GmbH, Ö) | 3. Platz (sehr gut) Lilian Samland
liothek Köln, D) | 3. Platz (sehr gut) Katrin Panzl (Buchbinde-
(Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, D)
rei Birkl, Innsbruck, Ö)
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buchbinder
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Wir danken allen, die diese sympathische und gelungene
Aufnahme sowie die Führungen und aktive Unterstützung vor
Veranstaltung mitentwickelt und getragen haben, besonders
Ort, Christine Weiner und Marion Gruber für die intensive
den Gastgebern des Stiftes Heiligenkreuz, für die freundliche
Vorbereitungsarbeit und Franz Strandl für seine Mitgestaltung. Ihr Bernd Sanders
Grußworte von Abt Maximilian Heim | Bernhard Sanders und Christine Weiner | © Bernhard Sanders
voranKÜndigung Am 24. Oktober 2014 findet in der Volksanwaltschaft unter der Schirmherrschaft von Frau Volksanwältin Dr. Gertrude Brinek ein Empfang mit Ausstellungseröffnung statt. Die Bücher des 14. Internationalen Jugendleistungswettbewerbs der Buchbinder Österreichs, Deutschlands und der Schweiz 2014 werden dort ausgestellt.
ein besonders erfreuLicher tag
L AP in Niederösterrei c h
Dies war er nicht nur für die Prüflinge, sondern auch für die
Mit gutem Erfolg schlossen folgende Auszubildende ab:
Prüfungskommission, die aus Frau Anneliese Juriatti, Herrn
Rebecca Frank, David Nemeth, Stefanie Ruber, Irfan Yüce.
Josef Wladika und Frau Christine Weiner bestand. Am 3.7.2014
Die Prüfer konnten auch Roman Bloderer und Martin Lorber
bestanden die sieben Jugendlichen in der Berufsschule St.
zur bestandenen Prüfung gratulieren.
Pölten die Lehrabschlussprüfung.
Besonderer Dank gilt Herrn Fachlehrer Erwin Kadanka für die
Stefan Hofmann begeisterte die Kommission mit einem
profunde Ausbildung und Vorbereitung in der Schule und den
ausgezeichneten Erfolg. Ausbildungsbetrieb war die Firma
jeweiligen Lehrbetrieben im Burgenland, in Niederösterreich
Grasl Druck & Neue Medien GmbH in Bad Vöslau.
und Vorarlberg.
Die neuen Gesellen mit der Prüfungskommission: Josef Wladika, Anneliese Juriatti und Christine Weiner | © Christine Weiner
Die neuen Gesellen mit den Prüfern: Anneliese Juriatti, Josef Wladika und Christine Weiner | © Christine Weiner
Juli – September 2014
Produktinformation
100
POLAR vereinbart Exklusivvertrieb mit Guillo-Crease Der deutsche Schneidmaschinenhersteller POLAR Mohr sichert sich die weltweiten Vertriebsrechte von Guillo-Crease. Das patentierte Produkt ermöglicht es, die Schneidemaschine schnell und einfach in eine kostengünstige Rillmaschine zu verwandeln. Dazu wird eine magnetische Rillvorrichtung am Pressbalken der Schneidemaschine befestigt.
Hofheim, 02. September 2014 Guillo-Crease ist ein revolutionäres neues Rill-Konzept für alle Kunden, die Material in unterschiedlichen Arten und Dicken rillen möchten. Das patentierte Produkt verwandelt ihre vorhandene Schneidemaschine innerhalb von Sekunden in eine Rillmaschine. Der Bediener muss nur die Rillvorrichtung am Pressbalken anbringen und die normale Schneidleiste gegen eine Rillleiste austauschen. Mit der Kraft des Pressbalkens kann dann nahezu jedes Material perfekt gerillt werden. Der Vorteil der Schneidemaschine ist die Positioniermöglichkeit. Der Bediener erstellt dazu wie gewohnt ein Schneidprogramm und betätigt dann den Pressbalken. Nach jedem Rillvorgang wird somit die nächste Position angefahren.
Zusammenarbeit Guillo-Crease und POLAR „Die Vereinbarung mit Guillo-Crease ist für uns eine großartige Gelegenheit, den Anwendern unserer Schneidemaschinen einen zusätzlichen Nutzen anzubieten“, erläutert Dr. Markus Rall, Geschäftsführer von POLAR, die Zusammenarbeit. „Es gibt derzeit nichts Vergleichbares auf dem Markt. Wenn Sie also nicht mehrere tausend Euro für eine Rillmaschine ausgeben möchten, können Sie mit Guillo-Crease das Gleiche für ein paar hundert Euro erhalten. Speziell kleinere Unternehmen haben damit die Möglichkeit, ihren Kunden einen zusätzlichen Mehrwert anzubieten. Zudem kann die Rilleinrichtung an jeder Schneidemaschine, egal ob alt oder neu, verwendet werden", so Rall weiter. POLAR-Mohr – Maschinenvertriebsgesellschaft GmbH & Co. KG Hattersheimer Straße 25 – 65719 Hofheim – fax: + 49 6192 22193 phone + 49 6192 204-226 – mobile + 49 172 6233857
Binderflex auf der Druck + Form mit Kooperationen für erfolgreiche grafische Unternehmen! Erfolgreich ist, wer die richtigen Produkte und Lösungen bietet. Dafür gibt es vielfältige Beispiele prosperierender
WB-450 Die neue Drahtkammbindemaschine für Kalender und Broschüren mit kürzesten Rüstzeiten
grafischer Betriebe. Frei nach dem Motto: „Druckst du nur oder bietest du schon Lösungen für die vielfältigen Bedürfnisse deiner Kunden“ geht Binderflex neue Wege. Binderflex, Kooperation für erfolgreiche grafische Unternehmen … Juli – September 2014
PAPYRUS Kunstgewerbe
Themenschwerpunkt
101
Qualität . Produktivität . Termintreue . Flexibilität . Trendsetter Die Buchbinderei Papyrus hat seit der Gründung die Fokussierung auf kompromisslose Qualität, nie aus den Augen verloren. Damit diese auch weiterhin in der gewohnten Form gehalten werden kann, hat das Unternehmen in eine neue Buchfertigungslinie BF530 (Anschaffung Juli 2013) und in einen Prägeautomat PE312 (Anschaffung: Jänner 2013), beides von Kolbus, investiert. Mit diesen beiden Maschinen wird sowohl die Leistungsfähigkeit, als auch die Qualität gesteigert, und nachhaltig auf einem hohen Niveau gehalten. Die Leistungsdaten sprechen für sich: Buchfertigungslinie BF530: Buchblockformat beschnitten (gerader oder runder Rücken); Min. 70 mm (B) x 100 mm (H) x 3 mm (Rückenstärke); Max. 300 mm (B) x 375 mm (H) x 70 mm (Rückenstärke); 70 Takte/Min. Des weiteren kann die BF530 beigestellte Buchblocks mit Drahtspiralbindung (bis max. 25 mm Durchmesser), sowie beigestellte asymetrische, flexible, PVC und Halb-/ Ganzintegral Decken verarbeiten. Der Prägeautomat PE312 hat ein max. Prägeformat von 460 x 375 mm; Buchdecken offenes Format: Min. 170 x 100 mm, Max. 660 x 405 mm, 80 Takte/Min.
Buchfertigungslinie BF530
Buchfertigungslinie BF530
Auszeichnungen: 21.06.2006 Goldene Securitas 20.02.2008 5 x schönstes Buch Österreich 18.11.2009 Golden Pixel Award 2009 26.11.2009 Österreichisches Staatswappen 25.01.2010 Österreichisches Umweltzeichen 21.10.2010 3. Platz – Trio des Jahres 2010 07.09.2012 Chain of Custody-Zertifikat / PEFC 07.09.2012 FSC Zertifikat
Prägeautomat PE312
Buchbinderei Papyrus GesmbH & co KG Murbangasse 5 • 1100 Wien Tel: +43 1 6892550 • Fax: +43/1/6892554 E-Mail: office@papyrus.co.at • www.papyrus.co.at
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Goldschmied
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UND DER GOLDSCHMIED IST IMMER DABEI … URLAUB – URLAUBSTRÄUME – REISEANDENKEN KORALLEN
Mit jeder Ernte eines Korallenastes oder -stockes wird ein einzigartiges Meeresphänomen ausgelöscht, das Jahrhun-
Sonne, Berge, Seen, Palmen und Meere – bleiben wir beim Letzteren: schnorcheln, tauchen und dabei die untere Meereswelt beobachten, Pflanzen und Tiere streicheln oder sogar pflücken, ohne darauf zu achten, dass dabei die schönsten Lebensräume in der Meereswelt zerstört werden. Damit meine ich unsere Korallenriffe und die einzelnen Korallentiere, wobei jeder natürliche und menschliche Eingriff das Leben nimmt.
derte benötigt hatte, um wachsen zu können. Bedenken Sie daher beim Einkauf oder beim Tauchen, dass Sie sich an bestimmte gesetzliche Bestimmungen bei der Einfuhr von Korallen nach Österreich zu halten haben. Wenn Sie diese nicht beachten, kann es ein teures Urlaubsvergnügen werden.
ARTENSCHUTZ
Bleiben wir bei den KORALLEN. Sie sind seit Jahrtausenden ein organisches Schmuckmaterial, wobei in vielen Fällen
Bei bestimmten organischen Materialien wurde zum Schutze
der Mensch den Meeresboden so ausgebeutet hat, um sich
vor der Ausrottung ein Artenschutzgesetz eingeführt. Wir
mit diesem Material zu schmücken oder auch um Geld zu
sprechen vom CITES (Convention on International Trade in
verdienen, dass sich dieser Lebensraum nie mehr erholen
Endangered Species of Wild Fauna and Flora), dem Wa-
kann.
shingtoner Artenschutzabkommen.
Das geschieht nicht erst im 21. Jahrhundert, sondern begann schon vor Tausenden von Jahren. Die älteste gefundene
„Übereinkommen über den internationalen Handel mit
Schmuckkoralle soll 4.000 Jahre alt sein. Es gibt ca. 7.500
gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen samt
verschiedene Korallentiere (Arten). Viele davon sind noch
Anhängen und Vorbehaltserklärung“ (Auszug aus dem
nicht klassifiziert.
Anhang des Amtsblattes der Europäischen Union L 215 vom 19. September 2005).
Achtung: Das Gesetz wird alle zwei Jahre neu novelliert! Tiefseekoralle, Edelkoralle; Corallium secundum, Deep Sea, New Coral, Artenschutz (C III)
D. h. die Schwerpunkte werden neu festgelegt. Daher ist vor dem Einkauf von artengeschützten Materialen Rücksprache mit der Zollbehörde von Notwendigkeit, um keine „bösen Überraschungen“, die zurzeit sehr teuer werden können, zu bekommen! Im EWR-Raum ist das Gesetz seit 1984 in Kraft und wurde laufend angepasst. Es ist ein Rahmengesetz, welches durch
Korallen und Italien sind seit der Frühgeschichte des
die Ratifizierung des jeweiligen Mitgliedstaates gültig wird. Es
Menschen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eng
werden alle gefährdeten Pflanzen- und Tierarten aufgelistet.
miteinander verbunden und haben im Edelsteinhandel eine besondere Bedeutung. Besonders dort hatten
© Gemmologische Gesellschaft
Korallen im Laufe der Jahrtausende auf Grund ihrer
Prof. Leopold Rössler
warmen roten Farbe nicht nur spirituellen, sondern auch schmückenden Einfluss genommen. Den Menschen zogen sie in ihren Bann – und somit begann das Zerstören eines Lebensraumes, der Jahrtausende später Formen annimmt, die bereits umweltbedrohlich sind.
Juli – September 2014
bitte weiterlesen auf: kunsthandwerk-online.at
Goldschmied
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Juli – September 2014
Goldschmied
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Aus der Praxis f ür die Praxis
Wissenswertes aus dem Unternehmeralltag Liebe Leserinnen und Leser der Kunsthandwerkzeitung.
von Interesse sein könnten. Hier berichten wir über den
Mit dieser regelmäßigen Kolumne wollen wir Ihnen
einen oder anderen Stolperstein im täglichen Geschäfts-
Praxistipps unserer Mitglieder und Funktionäre näherbrin-
leben und geben Empfehlungen, wie man Nachteile und
gen, die auch für einen Großteil aller anderen Mitglieder
Verfehlungen von Haus aus vermeiden kann.
Unser heutiges Thema:
steuerte Erlös. Sinnvoll ist es natürlich, auf dem Artikel die (EDV-)Artikelnummer sowie die
die Differenz- oder Margenbesteuerung (§ 24 UStG 1994)
laufende Nr. in der differenzbesteuerten Liste anzuführen. Auch das Verkaufspersonal ist
Vorab: Unser heutiges Thema ist eigentlich so umfangreich,
zu schulen, dass auf dieser
dass es alleine diese Zeitung füllen würde. Deshalb ist die
Rechnung keine MWSt bzw.
Information auf Grundzüge sowie allfällige „Stolpersteine“
MWSt-Satz ausgewiesen wird
konzentriert.
und dass auf der Rechnung
Seit 1995 ist es gewerblichen Händlern und öffentlichen Versteigerern erlaubt, bei bestimmten Waren und nach individueller Entscheidung die Differenz- oder Margenbesteuerung anzuwenden. Das bringt all jenen einen echten Gewinnvorteil, die „gebrauchte Waren“, aber auch Sammlungsstücke, Kunstgegenstände oder Antiquitäten ohne Umsatzsteuer angekauft haben. Es können daher in Grenzfällen von der Differenzbesteuerung auch neue Gegenstände (z. B. KFZ) erfasst sein (z. B. ein Privater gewinnt ein KFZ, das er gleich an einen Händler weiterverkauft).
Voraussetzungen:
„Differenzbesteuerter Artikel“ oder Ähnliches vermerkt ist. Des Weiteren füge ich der Liste eine Kopie des ursprünglichen Einkaufscheines mit dem Namen und der Anschrift des Verkäufers, dem Vermerk eines amtlichen Identitätsnachweises (Ausweisnummer, Behörde, Ausstelldatum), der Beschreibung der gekauften Gegenstände mit Einzel- und Gesamtwert, dem Vermerk, dass sich der Verkäufer mit der Kaufsumme einverstanden erklärt und er Eigentümer der zu verkaufenden Gegenstände bzw. verkaufsberechtigt ist, und dem Hinweis, dass vom Verkäufer alle abgabenrechtlichen Bestimmungen erfüllt wurden, bei (Details siehe Ausgabe April–Juni 2014, Seite 70).
Der Differenzbesteuerung unterliegen nach der MWSt-Richtlinie Gebrauchtgegenstände, Kunstgegenstände, Sammlungs-
Für weiterführende Information wenden Sie sich an das
stücke und Antiquitäten. Der Begriff Gebrauchtgegenstände
Infocenter der jeweiligen Wirtschaftskammer bzw. an Ihren
umfasst nur Gegenstände, für die der Liefernde eine Umsatz-
Steuerberater.
steuer nicht schuldet (Privatpersonen) oder bereits eine
Alle Angaben erfolgen trotz sorgfältigster Bearbeitung ohne
Differenzbesteuerung vorgenommen wurde und somit der
Gewähr, eine Haftung des Autors oder des Herausgebers ist
erwerbende Wiederverkäufer (Händler) keinen Vorsteuer-
ausgeschlossen.
abzug vornehmen kann.
Anmerkung des Verfassers: Differenzbesteuerung in der Praxis Ich selbst trage alle einzeldifferenzbesteuerten Artikel in
bitte weiterlesen auf: kunsthandwerk-online.at
einer fortlaufenden Liste „Differenzsteuer“ mit den folgenden Angaben ein: Fortlaufende Nr. Artikelnummer-EDV, WEGB-Nr., Einkaufsdatum, Einkaufswert. Bei einem Verkauf erfolgt die Eintragung
Georg Wiesauer Juwelier und Goldschmiedemeister
des Verkaufspreises und des Verkaufsdatums sowie der Rech-
Kontaktadresse: info@wiesauer.at
nungsnummer sowie der sich daraus ergebende differenzbe-
© Georg Wiesauer | Foto: © Fischer
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Die Lehre als Musikinstrumentenerzeuger – ein Auslaufmodell? Wendelin Eberle, Orgelbaumeister Fo rt s e t z u n g
1978–1981 Lehre zum Orgelbauer bei Firma Rieger-Orgelbau GmbH 1988 Meisterprüfung 1990–2003 Leitung der Konstruktionsabteilung der Fa. Rieger – 1992–2003 Betriebsleiter der Fa. Rieger 2003 Firmenübernahme 2003 Geschäftsführender Gesellschafter der Fa. Rieger-Orgelbau GmbH
Die erste Frage muss sicherlich jeder Unternehmer für sich selber beantworten, aber es lohnt sich gewiss, die Thematik aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und bestehende Meinungen und Vorurteile zu hinterfragen. Bei der zweiten und dritten Frage hingegen könnten, betriebsübergreifend gearbeitet, Synergien genutzt und Erfahrungen ausgetauscht werden. Im Folgenden möchte ich einige kurze Gedanken anmerken, die uns in unserem Unternehmen derzeit sehr intensiv beschäftigen. Zwar war es für uns nie eine Frage, ob wir Auszubildende aufnehmen oder nicht, aber wir mussten in den letzten Jahren mehr und mehr erkennen, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man sich die besten zwei
Die Firma Rieger-Orgelbau, gegründet 1845, ist ein weltweit tätiges Unternehmen mit Firmensitz in Vorarlberg. Sie beschäftigt heute 58 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wovon sich derzeit 7 in Ausbildung befinden. Im Sommer 2014 kommen 3 weitere Auszubildende hinzu. Die Fertigungstiefe der im Vorarlberger Betrieb hergestellten Instrumente liegt trotz ihrer hohen Komplexität bei rund 98 %.
Lehrlinge aus 15 Bewerbern aussucht, denn: Es gibt schlicht und einfach keine 15 Bewerber. Dieser Umstand hat uns bewogen über eine neue Strategie
In der Folge sollen Interessierten dann Betriebsbesichtigun-
nachzudenken. Wenn die potenziellen Lehrlinge nicht mehr
gen und Schnuppertermine angeboten werden. Selbstver-
zu uns kommen, dann müssen wir sie finden und zu ihnen
ständlich wird es mit einer Einzelaktion nicht getan sein.
gehen. Aus dieser banalen Erkenntnis hat sich bei uns im
Dies kann nur der Beginn einer regelmäßig und kontinuier-
Hause ein eigenes Projekt entwickelt, welches derzeit zwar
lich weiterentwickelten Strategie sein. Wir hoffen, so den
noch ganz am Anfang steht, aber schon bald umgesetzt
Jugendlichen unseren Beruf als „cool“ und zeitgemäß
sein soll.
nahebringen zu können und dabei gleichzeitig dem Problem der zu geringen Nachfrage bzw. nicht oder mäßig
Zusammen mit einem externen Video- und Medienmen-
qualifizierten Lehrlinge mittelfristig entgegenwirken zu
schen, der zufälligerweise vor vielen Jahren die Ausbildung
können.
zum Orgelbauer in unserem Hause gemacht hat (!), wollen wir unter Einbeziehung unserer Lehrlinge eine etwa
Lehrlinge für unseren Beruf zu finden ist das eine, die
20-minütige Präsentation ausarbeiten, in welcher unser
eigentliche Ausbildung das andere!
Beruf und unser Betrieb in spezieller Weise vorgestellt werden. Diese Präsentation soll „in der Sprache und den
Auch in unserem Betrieb wurde bis vor kurzem das klassi-
Mitteln“ der Jugendlichen gestaltet sein, und, besonders
sche und, wie ich glaube, nach wie vor weit verbreitete
wichtig, von unseren eigenen Lehrlingen an Musikschulen,
Rollenbild der Lehre gepflegt. Dabei wird der Auszubilden-
(Musik-)Hauptschulen und Gymnasien vorgetragen werden.
de nicht in erster Linie als zukünftiges Kapital der Firma
Es sollen dabei auf durchaus hohem Niveau alle Sinne der
gesehen, sondern vielmehr ist er der Azubi, der vor allem
Jugendlichen angesprochen werden. Gedacht ist dabei an
dazu da ist, den Gesellen (oder dem Meister) die unliebsa-
eine Kombination von Film, Bild, Musik und vor allem
men Arbeiten abzunehmen. Man gibt sich nicht besonders
Sprache. Das persönliche Moment der Begegnung zwi-
viel Mühe, Wissen und Fähigkeiten weiterzugeben, erwartet
schen unseren Auszubildenden und den Schülern spielt
aber gleichzeitig, dass der Auszubildende am Ende seiner
dabei eine zentrale Rolle. Juli – September 2014
Musikinstrumentenerzeuger
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Lehrzeit alle Fertigkeiten erlangt hat. Schafft er das nicht,
verbessern und das theoretische Wissen der Ausbildner zu
dann ist es jedenfalls nicht die Schuld des Ausbildners,
stärken. In einem anspruchsvollen Ausbildungssystem sind
sondern zweifellos die des Auszubildenden. Kommt Ihnen
also nicht nur der Auszubildende, sondern ebenso der oder
das bekannt vor?
die Ausbildner stark gefordert.
Wir jedenfalls mussten uns eingestehen, dass wir als
Ich kann hier zwar noch nicht mit konkreten Ergebnissen
verantwortliche Ausbildner, unabhängig von den jeweiligen
unserer Bemühungen aufwarten, aber allein die gedankli-
Fähigkeiten der Lehrlinge, nicht alles getan haben, um eine
che Auseinandersetzung macht sich schon positiv bemerk-
optimale Wissens- und Fertigkeitsvermittlung sicherzustel-
bar. In ein bis zwei Jahren sollten dann aber, so unsere
len.
Vorstellung, deutliche Veränderungen Einzug halten.
Im Zuge der Entwicklung einer neuen Ausbildungsstrategie
Ich hoffe, dass meine Gedanken einen kleinen Beitrag zur
ist uns dann ein weiterer, wie ich meine nicht unerheblicher
Diskussion dieses so wichtigen Themas beisteuern können,
Aspekt bewusst geworden. Es hat sich nämlich gezeigt,
und wünsche mir, dass sich möglichst viele Instrumenten-
dass eine intensive Auseinandersetzung mit dem Ausbil-
macher daran beteiligen werden.
dungsstoff und der Art der Vermittlung auch dazu führt, Arbeitsprozesse zu hinterfragen, die Kommunikation zu
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Text und Foto © Wendelin Eberle | Rieger-Orgelbau
musiKinstrumentenerzeuger
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die sammLung aLter musiKinstrumente Eine Institution verbindet imperiales Ambiente mit wissenschaftlicher Forschungskompetenz Die Neue Burg am Heldenplatz bildet nicht nur einen herausragenden optischen Schwerpunkt in Wiens Innenstadt, sie beherbergt auch wichtige kulturelle Institutionen unseres Landes, unter anderem die Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums. Von der großzügig angelegten Eingangshalle führen prunkvolle Treppenaufgänge in jene Räumlichkeiten, die, wäre die ursprüngliche Planung umgesetzt worden, als private Wohnräumlichkeiten des Kaiserpaars konzipiert waren. Doch es sollte anders kommen. Das Gebäude
© Kunsthistorisches Museum
wurde erst nach dem Ende der Monarchie endgültig fertiggestellt und seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist in zwölf Sälen eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen
Neben dem Sammeln, Bewahren und Ausstellen der Instru-
von historischen Musikinstrumenten untergebracht. Das
mente bildet das Forschen einen wichtigen Schwerpunkt der
Ambiente wird der Entstehungsgeschichte der Sammlung
Arbeit. Vom Autor erschienen 1998 ein Katalog der Streich-
gerecht, bilden doch einerseits Objekte aus der Kunst- und
bögen der Sammlung und ein Jahr später der Band „Wiener
Wunderkammer Erzherzogs Ferdinand II., andererseits die
Musikinstrumentenmacher (1766–1900). Adressenverzeichnis
Estensische Sammlung aus Schloss Catajo bei Padua den Kern
und Bibliographie“. Dr. Beatrix Darmstädter, die Kuratorin der
des Bestands. Diese beiden Sammlungen aus dem 16. bzw. 17.
Sammlung, ließ 2006 einen Katalog über die Renaissanceblock-
Jahrhundert werden thematisch ergänzt durch wichtige
flöten folgen. Mit dem Bestandskatalog „Die Zinken und der
Objekte, die den österreichischen Instrumentenbau dokumen-
Serpent der Sammlung alter Musikinstrumente“ betrat Dr.
tieren, sowie durch Instrumente aus dem Besitz von bedeuten-
Darmstädter 2011 insofern Neuland, als für diese Publikation
den Musikerpersönlichkeiten. Eine wertvolle Ergänzung zu den
erstmals hochauflösende CT-Scans für die Dokumentation eines
ausgestellten Kunstwerken bildet seit einigen Jahren ein
geschlossenen Instrumentenbestands eingesetzt wurden. Im
Bereich, der ausschließlich der Herstellung von Musikinstrumen-
selben Jahr rief Dr. Rudolf Hopfner eine Kooperation mit Dr.
ten gewidmet ist. Neben zahlreichen Werkzeugen und Firmen-
Gerhard Weber, dem Leiter des Micro-CT Lab der Universität
prospekten ist eine historische Drehbank aus der Werkstätte
Wien, ins Leben, die die Erstellung von hochauflösenden Scans
von Josef Uhlmann mit den erforderlichen Utensilien zu sehen.
von Streichinstrumenten zum Ziel hat. Ähnlich wie im medizinischen Bereich kann mit dieser diagnostischen Methode der
Doch bildet der Publikumsbereich nur eine, wenn auch sehr
Zustand von Instrumenten erfasst werden. Aussagen über die
wichtige, Facette im Aufgabenbereich der Mitarbeiter. Eine
Ausführung und Qualität von Reparaturarbeiten oder über
große Anzahl der Instrumente befindet sich im spielbaren
nachträgliche Veränderungen sind dank der extrem hohen
Zustand und wird auch regelmäßig für Konzerte und CD-Auf-
Auflösung leicht möglich. Ein derzeit laufendes Forschungspro-
nahmen eingesetzt. Dies stellt für die Restaurierwerkstätte eine
jekt in Zusammenarbeit mit der Geigenbauschule in Brienz ist
besondere Herausforderung dar. Hier werden historische
der morphologischen Veränderung des Korpus einer Violine
Handwerkstechniken gepflegt oder wiederbelebt und Materiali-
gewidmet. Mit Hilfe eines komplexen Computerprogramms,
en (etwa Leder und Lacke) nach heute nicht mehr üblichen
das ursprünglich für Forschungsprojekte in der Anthropologie
Rezepturen verarbeitet. Auf diese Weise wird die Restaurier-
entwickelt wurde, wird die Formveränderung des Korpus, die
werkstätte zu einer Schnittstelle zwischen Forschung und
sich über einen längeren Zeitraum aufgrund des Saitenzugs
Handwerk. Damit dies auch in Zukunft möglich sein wird, sorgt
ergibt, beobachtet, gemessen und evaluiert. Dank dieser
die enge Zusammenarbeit mit Ausbildungsstätten, wie der
Kooperationsprojekte ist es möglich, eine fruchtbare Verbin-
Akademie der Bildenden Künste in Wien und mit ähnlichen
dung zwischen historischem Kulturgut und aktueller Forschung
Institutionen im Ausland, für einen regen Austausch.
auf höchstem Niveau herzustellen. HR Dr. Rudolf Hopfner
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Musikinstrumentenerzeuger
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Violinforensic Neueste Technologie für historische Musikinstrumente (2) In der letzten Ausgabe der Kunsthandwerkzeitung konnten
im rechten Winkel zur Oberfläche vorgenommen, somit wird
wir Ihnen das Projekt violinforensic, das sich mit der Erstel-
die minimale Distanz ermittelt. Es ist immer sichtbar, ob die
lung von Dokumentationen von Streichinstrumenten auf der
Messung am originalen Material erfolgt oder ob sich am
Basis von µCT-Scans beschäftigt, vorstellen. Dank der hohen
Messpunkt etwa eine Doublierung, ein Futter oder eine
Auflösung von bis zu 70 µm können Visualisierungen mit
Rissverstärkung befindet.
einer Detailtreue erstellt werden, die derzeit mit keinem anderen bildgebenden Verfahren zu erreichen ist. Die dabei
Zusätzlich zur manuellen Messung erlaubt die Software ein
verwendete Software bietet Messfunktionen an, die auf
mapping, mittels dessen der Stärkenverlauf der Platten
vielfältige Art eingesetzt werden können. Dank der hohen
visualisiert werden kann (Abb. 2). Dabei werden die Außen-
Auflösung können Messungen mit einer Genauigkeit von 0,1
flächen von Decke und Boden als Oberflächennetze defi-
mm durchgeführt werden. Auf dieser Basis erstellen wir
niert, der jeweilige Minimalabstand wird berechnet und diesen Zahlenwerten ein Farbwert zugeordnet. Diese farbenfrohen Visualisierungen zeigen auf einen Blick die Stärkenverteilungen und machen die Unterschiede zwischen den Stärkenkonzepten unterschiedlicher Hersteller deutlich. Seit mehreren Jahren gehören bei hochwertigen Streichinstrumenten dendrochronologische Gutachten zum Standard. Die Abstände der Jahrringe werden üblicherweise an der breitesten Stelle der Decke mit einer Messlupe oder mit Makrofotos erfasst. Dank der hohen Auflösung unserer µCT-Scans können wir die Jahrringabstände nun direkt am entsprechenden Schnittbild messen. Messungenauigkeiten,
Abb. 1: Die Bodenstärken einer Violine von Giuseppe Guarneri del Gesù im Bereich des pins.
die sich durch die schräge Lage von Jahrringen oder durch schwach ausgeprägte Jahrringe ergeben können, sind dabei ausgeschlossen. Versuchsweise wurden Instrumente, für die bereits dendrochronologische Gutachten vorlagen, neuerlich vermessen und bestimmt. Es ergaben sich in allen Fällen
Stärkendiagramme von Decke und Boden eines Streichinst-
dieselben Ergebnisse wie bei den Altersbestimmungen mit
ruments, wobei die Messpunkte auf einem Raster von 2 x 2
traditionellen Messmethoden.
cm liegen (Abb. 1). Im Vergleich zu den traditionellen Messmethoden ergeben sich dabei mehrere Vorteile: Die
Die Schnittbilder des Scans lassen sich mit entsprechenden
Messpunkte können präzise lokalisiert werden. Messungen
Bildbearbeitungsprogrammen exakt auf die Originalgröße
sind auch an Stellen möglich, die üblicherweise im verleim-
skalieren und ausdrucken. Während die Erfassung einer
ten Zustand nicht zugänglich sind. Die Messung wird immer
Deckenwölbung mit den üblichen Vorrichtungen zeitaufwän-
Auf Augenhöhe spricht es sich leichter. BAWAG P.S.K. Filiale 1220 Wien, Rennbahnweg 40, Tel. 05 99 05 / 605100 Mitten im Leben.
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ERRATUM – In der 2. Ausgabe der Kunsthandwerkzeitung ist leider ein Fehler passiert. Beim Artikel „Violinforensic“ auf Seite 53 wurden die Bildbezeichnungen (Abb. 1 und Abb. 2) irrtümlich vertauscht. Wir ersuchen dieses Missgeschick zu entschuldigen.
werden, sollen bei unserem aktuellen Projekt die Formveränderungen eines Geigenkorpus unter dem Druck, den der Steg auf die Decke ausübt, beobachtet werden. Diese Deformationen, die bereits beim ersten Aufziehen der Saiten auf ein neu gebautes Instrument eintreten, sind jedem Geigenbauer bekannt, sie konnten aber bisher nicht präzise gemessen oder visualisiert werden. Als Basis für das auf mehrere Jahre angelegte Projekt wurde in Brienz eine Kopie einer Violine von Jacob Stainer in barockem Set-up angefertigt. Mit zeitlichem Abstand werden nun Scans der Geige in unterschiedlichen Zuständen angefertigt: unlackiert, mit Darmbesaitung, mit modernisiertem Hals und Bassbalken und schlussendlich mit moderner Besaitung. Wie in einem Zeitraffer kann dabei die Entwicklung, die reale Instrumente in ähnlicher Form über mehrere Jahrhunderte erfahren mussten, simuliert werden. Die Möglichkeiten, die µCT-Scans bieten, sind neu und Abb. 2: Durch das mapping von Decke und Boden werden auf einen Blick die unterschiedlichen Stärkeverteilungen sichtbar. Links der Boden einer Violine von J. Stainer, rechts ein Instrument von G. Guarneri del Gesù.
besitzen ein außerordentlich großes Zukunftspotenzial. Restaurierungen können nach dem Vorliegen eines Scans viel präziser geplant werden, Zustandsberichte werden viel größere Aussagekraft bekommen, die Dokumentation eines Instruments, etwa für einen Nachbau, kann viel einfacher und
dig, wenig präzise und stellenweise gar nicht möglich ist, können wir diese Daten im Scan ohne großen Aufwand an jeder beliebigen Stelle ermitteln. Dasselbe gilt auch für den Zargenumriss, der gegebenenfalls in Originalgröße als Vorlage für ein Formbrett ausgedruckt werden kann. Im Zuge des Projekts violinforensic wird jedoch auch Grundlagenforschung betrieben. Bei einem derzeit in Kooperation mit der Geigenbauschule Brienz laufenden
detaillierter erfolgen, um nur einige wenige Anwendungsbereiche zu erwähnen. Ein Aspekt, der uns besonders wichtig ist, soll zum Schluss nicht unerwähnt bleiben: Ähnlich wie jeder Geigenbauer sein Fotoarchiv aufbaut, sollen auch unsere gesammelten Daten in Zukunft dazu dienen, markante Merkmale, die für bestimmte Hersteller typisch sind und die nur mittels unserer digitalen Untersuchung zugänglich sind, zu dokumentieren, um dadurch das Netz an Informationen über den Geigenbau noch dichter zu knüpfen.
Forschungsprojekt kommt ein spezielles Computerprogramm zum Einsatz, das eigentlich für anthropologische Fragestellungen entwickelt wurde. In dieser Forschungsdisziplin ist die Beurteilung und Messung von morphologischen Veränderungen ein wichtiger Aspekt. Nach dem Scan eines
HR Dr. Rudolf Hopfner
dreidimensionalen Objekts wird dessen virtuelle Rekonstruk-
www.violinforensic.com
tion mit einem dichten Netz von Messpunkten überzogen, die mit einer eigens dafür entwickelten Software zueinander in Beziehung gesetzt werden können. Damit lassen sich Formveränderungen, die bei Objekten einer Vergleichsgrup-
Bilder ©
pe auftreten, messen und visualisieren. Während in der
Kunsthistorisches Museum
Anthropologie beispielsweise Schädelformen verglichen
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Das grosse Interview
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Interview mit Dr. Sabine Haag (Generaldirektorin KHM Wien) Georg Lintner Sehr geehrte Frau Generaldirektorin, ich darf Sie fragen, wie bedeutend ist das Kunsthistorische Museum im Vergleich zu anderen Museen dieser Welt oder Europas? Was ist der besondere Wert des Kunsthistorischen Museums? Sabine Haag Das Kunsthistorische Museum ist eines von acht Bundesmuseen in Österreich. Es ist sicherlich das wichtigste, das größte Universalbundesmuseum. Aufgrund der dreizehn Sammlungen, die das Kunsthistorische Museum beinhaltet, sind wir auf mehrere Standorte überwiegend in Wien verteilt. Schloss Ambras bei Innsbruck ist unser westlicher Brückenkopf, ein besonders wichtiger Standort. Wir sind, wie gesagt, aufgrund der Breite und der Qualität unserer Sammlungen sicherlich das bedeutendste Museum Österreichs und decken mit unseren sehr unterschiedlichen Beständen 5.000 Jahre Kunst- und Kulturgeschichte ab, überwiegend europäische, aber auch außereuropäische Kunst- und Kulturgeschichte. Wir zählen damit – international gesehen – zu den wichtigen Museen. Weltweit gesehen spielen wir, was unsere Bestände, unser Wissensnetzwerk, unser Ausstellungsnetzwerk anbelangt, in der Liga mit den großen Museen der Welt mit, die auch unsere Partner sind. Wenn ich vielleicht noch kurz erwähnen darf, was die einzelnen Sammlungen dieses Hauses sind. Wir beginnen mit der ägyptisch-orientalischen Sammlung, dann die Antikensammlung, Münzkabinett, Gemäldegalerie, Kunstkammer, Sammlung alter Musikinstrumente, Hofjagd- und Rüstkammer, Ephesos-Museum, Wagenburg, Schatzkammer. Wir haben viele wichtige Sammlungen, die entstanden sind durch die jahrhundertelange Sammeltätigkeit des Hauses Habsburg. Auf diese habsburgischen Sammlungen geht ja das Kunsthistorische Museum zurück. In der Organisation allerdings, in der die einzelnen Sammlungen gegliedert sind, gehen wir zurück auf das Jahr 1891, als das Kunsthistorische Museum damals als k. k. Hofmuseum hier am Maria-Theresien-Platz eröffnet wurde.
Was sind die Höhepunkte dieser gesamten Sammlung? Was gibt es hier, was andere bedeutende Museen dieser Welt nicht in dieser Form haben? Wenn man es genau betrachtet, gibt es in jeder unserer Sammlungen Objekte oder Bestandsgruppen, die weltweit einzigartig sind oder die zu den Objekten der Weltkunst gehören. Manche davon sind wirklich jedem Schulkind vertraut, wie etwa unser Brueghelbestand, weil diese Brueghelbilder in den Schulbüchern abgebildet sind. Wir besitzen die weltweit bedeutendste Sammlung von Originalen von Peter Brueghel dem Älteren. Wir haben eine der größten Sammlungen von Gemälden von Peter Paul Rubens. In der Schatzkammer sind die Insignien des Heiligen Römischen Reichs vertreten, die stellvertretend von der Geschichte des Abendlandes erzählen; damit sind wir die bedeutendste Schatzkammer der Welt in Verbindung mit
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den Objekten des Ordens des Goldenen Vlies zum Beispiel. Die Kunstkammer ist nicht nur aufgrund der Saliera, die die Ikone der Sammlung ist, bedeutend, sondern die Kunstkammer zählt mit den einzelnen Bestandsgruppen aus der Goldschmiedekunst und Bronzen, den Elfenbeinarbeiten, den Tapisserien zu der bedeutendsten Kunstkammer der Welt. Wenn man die Antikensammlung mit der Gemma Augustea betrachtet, die sich direkt auf Kaiser Augustus zurückführen lässt, mit der bedeutendsten Sammlung an Prunkkameen, wenn man an die Wagenburg denkt mit den imperialen Wagen und verschiedenen Kutschen, so zählen wir allein in diesem Bestandsbereich sozusagen zu den wichtigsten Museen der Welt. Wenn man es also genau und streng betrachtet, egal in welche Sammlung man geht, überall haben wir in einzelnen Beständen, mit einzelnen Objekten, das Beste, das Bedeutendste, was es weltweit gibt.
Ich würde trotzdem gerne eine Frage zur Kunstkammer stellen. Wie hat sich die Neueröffnung der Kunstkammer ausgewirkt? War das ein bedeutender Schub für das gesamte Museum? Die Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums ist eine der bedeutendsten und auch ältesten Sammlungen unseres Hauses. Das, was wir heute in der neuen Kunstkammer Wien seit März des vergangenen Jahres sehen können, setzt sich aus verschiedenen historischen Kunstkammern verschiedener Habsburger zusammen und inkludiert auch die ehemalige Kunst- und Wunderkammer, die Ferdinand von Tirol auf Schloss Ambras aufgebaut hat, mit hervorragenden Werken. Die Kunstkammer ist eine Sammlung, die es schon immer im Verbund der habsburgischen Sammlungen gegeben hat, die auch vor ihrer Schließung im Jahr 2002 an derselben Stelle zu sehen war, wie sie auch heute zu sehen ist, in derselben Ausdehnung in etwa, aber sie hat damals oder bis zu ihrer Neueröffnung im März des vergangenen Jahres noch nicht die Präsenz, die weltweite Anerkennung und Aufmerksamkeit gehabt, die sie heute zweifellos und – Gott sei Dank – auch verdientermaßen hat. Der Grund liegt darin, dass erst mit der Neuaufstellung ein Konzept entwickelt werden konnte, das sich ganz dezidiert an ein breites Publikum richtet, das die unterschiedlichen Bestände in einer neuen Konzeption zusammenfasst, präsentiert, didaktisch aufbereitet, aber auch in einer neuen Ausstellungsgestaltung mit neuen Vitrinen, mit einer neuer Lichtdramaturgie, mit einem neuen didaktischen Konzept, mit einer neuen Bewertung der Sammlungsgegenstände. Wenn man sich vorstellt, erst jetzt mit dieser Neuaufstellung ist der ganz wichtige Bestand an Exotika zum Beispiel neu in einem eigenen Saal präsentiert, die Saliera ist hervorgehoben, entsprechend der Bedeutung, dem Status, den sie verdient, nicht zuletzt auch durch die jüngere Geschichte, wo sie durch den Diebstahl und auch durch die gloriose, beinahe unversehrte Rückkehr neue Beliebtheit und natürlich Bekanntheit erfahren hat. Ich glaube, das ganz Wesent-
das grosse interview
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liche ist, dass es uns erst mit der Neuaufstellung gelungen ist, die vielen Geschichten, die sich in einer Kunstkammer aufgrund der verschiedenen Objekte, Materialien, Sammlungstypen und Vorlieben der einzelnen Sammler erzählen lassen, anhand verschiedener roter Fäden für ein breites Publikum neu zu erzählen. Erst damit ist es auch gelungen, die Kunstkammer wieder im Bewusstsein des Publikums neu zu verankern.
ich glaube, das kann man bestätigen, dass es gelungen ist. Lässt sich feststellen, dass die besucherzahlen dadurch für das gesamte museum gestiegen sind? Gott sei Dank lässt sich die neue Präsentation an gestiegenen und noch immer steigenden Besucherzahlen festmachen. Wir haben ganz bewusst auch die Neueröffnung und Neupräsentation der Kunstkammer nicht erst mit dem Eröffnungstag beworben, sondern im Vorfeld schon sehr stark darauf aufmerksam gemacht. Immer wieder haben wir darauf hingewiesen, dass hier etwas Wichtiges entsteht, dass wir etwas machen, was für ein Publikum interessant, attraktiv sein soll und schon bei den Kindern Interesse und Freude weckt für einen Besuch in der Kunstkammer, wie auch für ganz unterschiedliche Zielgruppen, die auch tatsächlich ins Museum kommen.
was sind die nächsten schritte, die nächsten großen Projekte, oder welche visionen haben sie noch für das gesamte haus, inklusive aller sammlungen? Die Eröffnung der Kunstkammer war ein ganz, ganz wichtiger großer Schritt und damit ist auch der Standort MariaTheresien-Platz erst wieder komplett geworden. Aber mit der Neueröffnung der Sammlung hat sich gleichzeitig gezeigt, dass das Publikum sehr gerne ins Haus kommt, aber immer wieder spezifische Aufmerksamkeit braucht, d. h., für uns ist die Schaffung von Sonderausstellungsflächen ganz wichtig, die wir derzeit nur in unbefriedigendem Ausmaß im Rundgang durch die Gemäldegalerie haben, wo im zentralen Saal, im berühmten Saal VIII der Gemäldegalerie, ein Sonderausstellungssaal geschaffen wurde. Dieser ist aber nur suboptimal, d. h., wir brauchen dringend neue Sonderausstellungsflächen. Wir haben ein Projekt entwickelt: Die Unterkellerung des Maria-Theresien-Platzes wäre so eine Möglichkeit, wo man die Infrastruktur des Hauses ausbauen könnte. Auch in Verbindung mit dem Naturhistorischen Museum und in Anbindung ans Museumsquartier. Das ist sozusagen die Ausweitung in die eine Richtung. Ein ebenso großes und wichtiges Projekt ist für uns die Anbindung an die Neue Burg, wo ja auch wesentliche Sammlungen von uns zu sehen sind: Rüstkammer, Sammlung alter Musikinstrumente, Ephesos-Museum, aber eben auch das neue Weltmuseum, an dessen Neueinrichtung wir derzeit sehr intensiv arbeiten. Das Weltmuseum gehört mit dem Theatermuseum auch zum KHM-Museumsverband und erst in der Verbindung mit dem ehemaligen Museum für Völkerkunde, das sich seit vergangenem Jahr als Weltmuseum neu erfunden hat, stoßen wir wirklich in die weite Welt vor und können mit unserem Museumsverband auch eine entsprechende Abbildung finden. Hier diese Verbindung zu schaffen ist uns also ganz, ganz wichtig. Als wichtiges
Dr. Sabine Haag (Generaldirektorin KHM)
und für mich auch als Herzensprojekt haben wir derzeit in der Projektplanung die Neugestaltung der Schatzkammer, die ja historisch gesehen sehr eng mit der Kunstkammer verknüpft ist und auch ähnliche Projektgruppen beinhaltet. Dort ist das virtuose Kunsthandwerk ein großes Thema und der Erfolg der Kunstkammer hat uns eigentlich noch stärker dazu ermutigt, die Schatzkammer in ähnlicher Weise neu aufzubauen, neu zu konzipieren und ähnlich spektakulär zu inszenieren.
vielen dank für die wortreiche und spannende darstellung dieses tollen museums. nun einen bogen zur zukunft. wir haben die Plattform wiener Kunsthandwerk geschaffen, die über die gruppen, die in der innung der Kunsthandwerke vertreten sind, hinausgeht. wir planen hier in der bevölkerung wieder mehr bewusstsein zu schaffen für Kunsthandwerk. welche schritte kann das Kunsthistorische museum setzen, wie kann es unterstützend eingreifen? wir profitieren ja voneinander und in unserem fall wären es die betriebe, wo es wieder mehr bedarf gibt und wo man draufkommt, Kunsthandwerker sind eben handwerker, die es geschafft haben, auch eigenschöpferisch zusätzlich zu ihrem meisterbetrieb tätig zu sein. Also ich sehe in einer vertieften Kooperation wirklich Chancen für beide, die letztendlich für das interessierte Publikum einen Mehrwert und eine Wertschätzung für das, was wir tun, für das, was wir im Museum bereits haben, darstellen. Wir haben in allen unseren Sammlungen – ich habe das schon mehrfach ausführen dürfen – virtuoses Kunsthandwerk, eine perfekte Technik ist in allen unseren Objekten immer wieder sichtbar, und unterschiedliche Techniken, Materialien quer durch die Zeiten. Das ist das, Juli – September 2014
das grosse interview
112
was bei uns selbstverständlich in den Objekten vorhanden ist, und darauf sind wir stolz und das wollen wir auch gerne zeigen. Für uns ist aber auch wichtig zu zeigen, wie solche Kunstwerke entstehen, wer die Menschen, die Künstler dahinter sind, welche Ausbildung sie haben, was die Voraussetzungen dafür sind; ist das, was wir heute mit historischen Objekten zeigen, etwa eine Tradition, die abgeschlossen ist, oder ist die noch sehr wohl lebendig in der Gegenwart, aber auch zukunftsweisend, bzw. wie kann man den Standort Wien noch stärken, wie kann man die Verbindung letzten Endes auch mit der Wirtschaft stärken. Das ist doch für uns etwas ganz Wichtiges und so wollen wir in kleineren, in größeren Kooperationen natürlich genau diesem Aspekt die entsprechende Aufmerksamkeit zollen. Wir haben in der Vergangenheit mit großem Erfolg – soweit ich das beurteilen kann – z. B. in der Langen Nacht der Museen diese wunderbare Kooperation gehabt, die auf sehr, sehr großes Publikumsinteresse gestoßen ist, wo aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses viel lernen konnten und sozusagen nochmals ins Handwerk hineinschnuppern konnten, die Vielfalt sehen konnten, sich aber auch noch einmal davon überzeugen konnten, dass Kunsthandwerk in den verschiedenen Innungen etwas ist, was sehr, sehr lebendig ist. Wo es eine große Dialogbereitschaft, eine gute Austauschmöglichkeit gibt und wo man durch gemeinsame Kommunikation einfach auch den Fokus auf ein lebendiges Handwerk legen kann.
Die jungen zukünftigen Goldschmiede und auch die Goldschmiedemeister, die bei der Langen Nacht mitgearbeitet haben, haben sich sehr über die Wertschätzung gefreut.
was kann man seitens der Landesinnung wien bzw. der Plattform wiener Kunsthandwerk dazu beitragen, um das noch attraktiver zu gestalten?
S. H. Da verbinden wir uns auch, Sie haben einen Anspruch, wir haben einen Anspruch und wir sehen uns ja auch nur im großen Fluss der Zeit, können einfach einen gewissen Zeitraum gestalten, aber die Objekte, die Sammlung hat es vor uns schon gegeben, die wird es – Gott sei Dank – auch nach uns noch geben. Aber es ist schon unsere Verantwortung, dafür möglichst viel Aufmerksamkeit, möglichst viel Wertschätzung zu schaffen. Wertschätzung auch außerhalb des ganz engen Kunstkreises. Ich glaube, es ist auch ganz wichtig, dass man einfach abschätzen kann, welchen Einfluss, welche Bedeutung, welche Wertschöpfung die Dinge haben, die bei uns sind, die Sie herstellen, über den ganz engen Kreis hinaus. Wir wollen dem Handwerk einfach den entsprechenden Stellenwert in der Gesellschaft, aber auch in der Politik geben, die uns letzten Endes unterstützen soll und muss.
Wolfgang Hufnagl Um nochmals historisch anzufangen, es gibt eine interessante Kooperation zwischen der Zunft, damals noch Zunft, und dem Hause Habsburg. Es gibt ein Smaragdgefäß in der Schatzkammer, das innen ausgeschlögelt wurde, also der Inhalt, damit es ein Gefäß wird, und diesen ausgeschlögelten Teil hat damals die Zunft der Wiener Goldschmiede gekauft. Da hat es sogar Handelsbeziehungen mit dem Hause Habsburg und den Goldschmieden gegeben. Die Handwerker sind durch veränderte Gegebenheiten in den Betriebsanlagen, in den Betriebsstätten aus dem Stadtbild quasi verschwunden. Wir versuchen theatral wieder ein bisschen das Handwerk präsent zu machen, den Handwerker wieder vor den Vorhang zu holen. Wir probieren es auf allen Ebenen. Wir arbeiten z. B. mit Kindern, um ihnen Eindrücke zu geben, wie Handwerk passiert. Es gibt den Töchtertag. Das ist eine Aktion der Stadt Wien gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Wien. Da kommen Jugendliche in die Werkstätten und machen selbst unter Anleitung Ringe, die sie dann mit nach Hause nehmen dürfen. Also wir versuchen unserem Handwerk wieder Bedeutung zu geben und auch die Freude zu zeigen, die wir selbst damit haben. Wir sind sehr dankbar für diese Kooperationen. Die Lange Nacht der Museen war für uns ein wunderbares Erlebnis. Sie, sehr geehrte Frau Dr. Haag, waren mit der damaligen Unterrichtsministerin knapp vor Mitternacht bei uns im Bassano-Saal. Wir haben dieses Interesse sehr bewundert.
Juli – September 2014
Es ist manchmal für uns sehr traurig, wenn wir durch die Kunstkammer gehen, die exzellenten Stücke sehen und wissen, wir werden solche Stücke nie machen dürfen. Wo man zwei, drei Jahre wirklich an einem Stück arbeiten kann, das ist schon eine schöne Sache. Wir wollen, dass Menschen glücklich sind mit den Produkten, die wir erzeugen, dass wir Freude machen, dass es handwerklich in Ordnung ist, dass das auch ein fundiertes Design hat, dass es einen Wert hat, der über mehrere Jahre erhalten bleibt. Ich glaube, auf dieser Ebene können wir uns sehr wohl verständigen.
Wolfgang Hufnagl, Sabine Haag (Generaldirektorin KHM)
Ich sage immer – und dabei weiß ich, dass ich nicht allein bin –, dass alles Geld, das seitens der Politik in Museen fließt, ja keine Subvention ist, sondern eine Investition – sogar eine Investition in die Zukunft –, die ganzheitlich gesehen werden muss, die breit gesehen werden muss, die auch ein Auftrag ist für die junge Generation, um auch der Jugend sozusagen einen Weg in die Zukunft zu ermöglichen. Diese ganz enge Verknüpfung leben wir in unseren Kooperationen. Deshalb ist es mir ganz wichtig, dass von oberster Stelle diese Wertschätzung kommt, dass, wenn z. B. Sie mit den Goldschmieden bei uns im Haus sind, ich auch zu Ihnen komme. Ich möchte allen, die daran beteiligt sind, durch kleine Gesten Anerkennung geben. Das ist für mich sehr wichtig.
das grosse interview W. H. Das ist allen aufgefallen und hat sie stolz gemacht. Ich darf festhalten, dass ich bei der Neueröffnung der Kunstkammer sehr fasziniert war von der Idee, bei der Restaurierung der alten Stücke auch moderne Technik zu verwenden. So kann den jungen Menschen diese Verbindung gezeigt werden und dadurch bekommt es eine ganz andere Dynamik. Die Idee, das so zu lösen, war traumhaft. Das zweite große Lob, das ich gerne aussprechen möchte, ist, dass alle Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in Ihren Führungen unterwegs sind, fantastisch sind. Würde Geschichtsunterricht an den Schulen so abgehalten werden, dann wäre es gut; da sind Geschichten, da ist Leben da. Mir ist es sehr wichtig, den Meisterschülern zu erklären, in welcher historischen Zeit sie sich befinden. Damit sie ein Gefühl dafür bekommen, was geschieht mit der Mode, was passiert aber mit dem Schmuck, was bedeutet Schmuck in einer Zeit, was sagt er aus. Also welche Maßnahmen hat es gegeben, um Macht zu zeigen, um Reichtum zu zeigen. Das ist irrsinnig spannend. S. H. Also wenn man das Museum auch wirklich so begreift und nutzt, dann ist dies Lernen im besten Sinne. Es geht über das reine Schulbuchwissen oder das reine kunstgeschichtliche Wissen eben hinaus. Das ist Sozialgeschichte, da steckt so viel drinnen und man kann das eigentlich ganz furchtlos annehmen.
eine frage darf ich zum abschluss noch stellen. was sagt ihnen das datum 21. oktober 1466? der herr Landesinnungsmeister wird dies aufklären. S. H. Ich bitte darum. W. H. Wir sind schon sehr alt und die erste Zunftnennung geht auf dieses Datum zurück. Wir werden im Jahr 2016 650 Jahre alt.
Werden Sie Kunstpate
S. H. Das wusste ich nicht. Das ist wirklich ein beeindruckendes Datum.
wir planen auch hier im Kunsthistorischen museum eine veranstaltung. der 21. oktober 2016 ist ein freitag. S. H. Das ist toll, da werden wir uns sehr freuen und wir werden uns sehr gerne einbringen. W. H. Vielleicht Kunsthandwerke, die 650 Jahre alt sind ... S. H. Da können wir nicht ganz aus dem Vollen schöpfen, aber jetzt bin ich wirklich fasziniert. Das habe ich nicht gewusst.
www.khm.at/ kunstpatenschaft
ich darf mich bedanken für das beeindruckende interview. danke an beide. ich glaube, da ist viel nachzulesen für unsere Leser. © Landesinnung Wien Juli – September 2014
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aus den Landesinnungen
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Niederösterreich
Premiere – Kunst werK tage
Almesberger, Atzinger, Rohrmoser
Von 15. bis 17. August 2014 fanden heuer erstmals die KUNST WERK TAGE der niederösterreichischen Landesinnung der Kunsthandwerke in Kooperation mit der Schallaburg Kulturbetriebs GmbH im historischen Burggarten von Schloss Schallaburg statt. Es war ein wunderschönes Treffen von Kunstgewerbetreibenden und kunstinteressierten Spartengeschäftsführerin Dr. Aubrunner
Menschen. Vor rund zweieinhalb Jahren hat die niederösterreichische
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten die Kriterien
Landesinnung der Kunsthandwerke den Entschluss und
Originalität, Qualität, Kreativität, Ausführung der verschiede-
Beschluss gefasst, einen qualitativ hochwertigen Kunsthand-
nen Techniken, Werbeauftritt und Standgestaltung erfüllen.
werksmarkt für ihre Mitglieder zu veranstalten. Die Suche
Natürlich musste alles handgemacht sein. Für die erstmalige
nach einem geeigneten Veranstaltungsort führte quer durch
Veranstaltung haben mehr als 70 Ausstellerinnen und
Niederösterreich. Das Renaissanceschloss Schallaburg im
Aussteller die Aufnahmekriterien erfüllt. Das war ein wunder-
nördlichen Mostviertel mit seinem historischen und wunder-
schönes Ergebnis.
schönen Burggarten wurde als idealer Ort für diese Veranstaltung gewonnen. Einen besseren Ort hätten wir nicht
Der bescheidene Sommer schenkte den KUNST WERK
finden können. Die Schallaburg Kulturbetriebs GmbH war
TAGEN seine Aufmerksamkeit und belohnte uns mit drei
von unserer Idee, KUNST WERK TAGE zu veranstalten,
schönen Tagen. So nutzten viele Besucher die Gelegenheit,
begeistert, und so wurde in Form einer Kooperation zwi-
die KUNST WERK TAGE im schönen Burggarten zu besu-
schen der Landesinnung und Schloss Schallaburg konstruktiv
chen, und genossen die Vielfalt der Kunstwerke, den Garten,
zusammengearbeitet – die besten Bedingungen für gutes
die Musik, regionale Köstlichkeiten und die diesjährige
Gelingen.
Ausstellung im Schloss mit dem Titel „Jubel und Elend“.
Die Umsetzung einer Veranstaltung dieser Dimension
Eröffnet wurden unsere KUNST WERK TAGE von Frau
verlangt die Erledigung vieler einzelner Schritte und dies
Präsidentin BR KommR Sonja Zwazl. Bei einem Rundgang
muss innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens geschehen.
konnte sich Frau Präsidentin Zwazl von der hohen Qualität
Einer unter vielen wichtigen Punkten ist die Auswahl der
und Kreativität der Kunstschaffenden überzeugen. Erfreuli-
Ausstellerinnen und Aussteller. Dies ist für einen langfristigen
cherweise konnte Herr Landesinnungsmeister Johann Figl
Erfolg der KUNST WERK TAGE entscheidend. Ziel war es,
unseren Bundesinnungsmeister Herrn KommR Hans Joachim
qualitativ hochwertige Handwerkskunst anzubieten, d. h. von
Pinter, der ebenfalls von den KUNST WERK TAGEN begeis-
der Idee bis zum fertigen Kunstwerk alles aus einer Hand. Es
tert war, begrüßen.
galt das Motto „Klasse statt Masse“.
Juli – September 2014
aus den Landesinnungen
Niederösterreich
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im renaissanceschLoss schaLLaburg
Designerwerkstatt Lehner
Glas&Achat
Den wesentlichsten Beitrag für den Erfolg der KUNST WERK TAGE leistete unsere Berufsgruppensprecherin Frau Sieglinde Almesberger, die mit viel Erfahrung und persönlichem Einsatz die Idee in die Praxis umgesetzt hat. Den Erfolg der 1. KUNST WERK TAGE haben die niederösterreichische Landesinnung und die Schallaburg Kulturbetriebs GmbH zum Anlass genommen, diese Veranstaltung auch in den kommenden Jahren wieder abzuhalten. Auf Ihren geschätzten Besuch zu den 2. KUNST WERK TAGEN Schallaburg freuen sich herzlichst Ihre Ausschussmitglieder der Innung der Kunsthandwerke und das Team von Schloss Schallaburg
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Juli – September 2014
aus den Landesinnungen
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Kärnten
grosser erfoLg der Kärntner KunsthandwerKer Unsere Ausstellerinnen und Aussteller beim Schauarbeiten mit LIVE-Vorführungen:
V. l. n. r.: WK-Bezirksstellenobmann Bernhard Plasounig, Gemeinderätin Brigitte Franc-Niederdorfer, Stadtrat Mag. Peter Weidinger, BKS-Direktor Georg Ahammer, Innungsmeister Adolf Pobaschnig, Spartenobmann Raimund Haberl
Bereits zum dritten Mal präsentierten und verkauften die Kärntner Kunsthandwerker tolle Stücke auf der Burg Landskron bei Villach. Kreativität, Kunst und individuelle Handwerksarbeiten, Keramik, Goldschmiedearbeiten, Modeschmuck und vieles mehr standen im Mittelpunkt der Ausstellung auf der Burg
Sichtlich zufrieden mit der 3. Kunsthandwerksausstellung: Innungsgeschäftsführer Dr. Walter Preisig mit seiner Mitarbeiterin Karin Lang
Landskron. 40 Kärntner Unternehmerinnen und Unternehmer fertigten zum Teil vor Ort und ließen sich bei ihrer Arbeit
lerinnen und Aussteller und im Besonderen die hand-
über die Schulter schauen. Zusätzlich wurden natürlich
werklichen Fähigkeiten der Kärntner Kunsthandwerker
fertige Verkaufsstücke ausgestellt und zum Kauf angeboten.
gewürdigt. Besonders erwähnt wurde das wunderschöne
Es gab dabei viel zu sehen an diesen eineinhalb Ausstel-
und besondere Ambiente. „Die gesamten Burgräumlich-
lungstagen, an denen ein paar Tausend Besucherinnen
keiten haben auch heuer wieder für eine große Ausstellung
und Besucher die vielfältigsten Angebote der ausstellen-
den idealen Rahmen abgegeben, in dem die Präsentation
den Kunsthandwerker bestaunten und vielfach auch der
der Kärntner Kunsthandwerker sehr beeindruckend ge-
Kaufverlockung nicht widerstehen konnten. Die Aussteller
lingen konnte“, begründet Landesinnungsmeister Adolf
waren allesamt über den Besucheransturm sehr erfreut.
Pobaschnig die Weiterentwicklung im heurigen Jahr.
Die hervorragende organisatorische Planung übernahm
Vor Ende der eineinhalbtägigen Ausstellung herrsch-
auch dieses Jahr wieder ein Organisationskomitee unter
te ausgelassene und zufriedene Stimmung, gekoppelt
der Leitung von Landesinnungsmeister Adolf Pobaschnig
mit spürbaren wirtschaftlichen Verkaufserfolgen, wo-
und seinem Stellvertreter Hans Rossmann, verstärkt durch
durch die Erfolgsgeschichte „Kunsthandwerksaus-
die Damen Heidi Easton-Pichler und Mag. Friederike Holzer.
stellung der Kärntner Kunsthandwerker“ hoffentlich
Tatkräftigste Unterstützung erfolgte auch seitens des
auch im Jahr 2015 ihre Fortsetzung finden wird.
Innungsbüros durch Karin Lang und Innungsgeschäftsführer Dr. Walter Preisig.
Freundliche Grüße Dr. Walter Preisig e.h.
Im Zuge der feierlichen Ausstellungseröffnung, bei der
Innungsgeschäftsführer
auch viele Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft vor Ort waren, wurden der Gemeinschaftssinn aller Ausstel-
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© Landesinnung Kärnten
aus den Landesinnungen
Kärnten
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auf der burg LandsKron 2014 Auf ihren schönen Ständen im wunderbaren Ambiente der Burg Landskron:
Mag. Fritzi Holzer von „glasundfaser“
Schmuck-Werkstatt Johann Rossmann
Girardi Schmuck-Design Adolf Pobaschnig
Petra Fiedler – Töpferwerkstatt Albus
Goldschmiedemeisterin Martina Pouschner
Verena Hunger
Keramikatelier Caroline Strieder
Harmonika Müller GmbH
ART & Design Anita Wiegele
aus den Landesinnungen
Burgenland
richtiges verhaLten bei einem ÜberfaLL Gemeinsam mit dem Kriminalpolizeilichen Beratungsdienst
Verhalten bei einem Überfall. Mit einem interaktiven Training
veranstalten die Fachvertretung der Kunsthandwerke und die
sollen Unternehmer und ihre Mitarbeiter auf die Situation
Fachvertretung des Juwelen-, Uhren-, Kunst-, Antiquitäten-
eines Überfalls trainiert werden.
und Briefmarkenhandels ein Seminar über das richtige
Juli – September 2014
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aus den Landesinnungen
Wien
„frÜhLingszauber“ im PaLais Bereits zum fünften Mal präsentierten im historischen Palais
Wolle mit eigenen Blüten mitzugestalten. Dieses florale
Festetics in der Berggasse – gegenüber dem Sigmund-
Gesamtkunstwerk wurde anschließend unter den zahlrei-
Freud-Museum – zahlreiche Wiener Kunsthandwerker
chen Gewinnspiel-Teilnehmern verlost und mittlerweile
ihre kreativen Produkte: exklusiven Modeschmuck und
auch an die Gewinnerin übergeben. Die umfangreichen
textiles Design, dekorative Keramik und natürlich Gefilz-
Materialien für diese Frühlingswiese wurden von Monika
tes, österliche Holzarbeiten und filigrane Pergamentkunst
Tatrai, „Filzoase“, zur Verfügung gestellt, wofür wir uns
– allerlei zauberhafte Geschenkideen und einzigartige
nochmals ganz herzlich bedanken wollen, sowie auch
Schmuckstücke luden zum Stöbern und Shoppen ein.
für die tolle Betreuung der Mitwirkenden vor Ort.
Für die großen und kleinen kreativen Besucher gab es
Als musikalischer Höhepunkt sorgte das Jazz-Trio „PAW“
diesmal die Möglichkeit, eine Frühlingswiese aus bunter
am Samstag für gute Laune und eine tolle Stimmung. Es waren zwei abwechslungsreiche Tage, an denen viele Kontakte geknüpft und Ideen ausgetauscht wurden sowie Interessenten die Entstehung der einzelnen Produkte erklärt wurde. Noch mehr Informationen zu den einzelnen Ausstellern, deren Produkten und Fotos sowie den nächsten Veranstaltungen finden Sie unter: www.wienerkunsthandwerk.at
Die Blumenwiese | © Theresa Schrems
© Theresa Schrems
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Juli – September 2014
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ENNS Forstbergstrasse 1a 4470 Enns Tel 07223/82 8 45 Fax 07223/82 9 10 office.enns@sigron.at
SALZBURG Haunspergstrasse 21 5020 Salzburg Tel 0662/90 90 00 Fax 0662/90 90 01 office.salzburg@sigron.at
aus den Landesinnungen
Wien
Kunst am Kai Am 14. Juni 2014 fand erstmals am Donaukanal bzw.
Außerdem zeigten Sonja Steidl Schmuckmöbel, Doris
Donaukai ein Kunsthandwerksmarkt statt. Durch die
Schneider–Schrei Schmuck mit Glas und Metall, Andreas
unterschiedlichen Teilnehmerinnen entstand eine sehr
Leitner Holz- und Glasarbeiten, Barbara Augustin Glas-
spannende Produktvielfalt.
perlenschmuck, Eva Reinisch gefilzte Taschen, Katharina Schleifer gestrickte Hüte, Maria Andorfer handgefertigte
Es konnten handgedrehte Glasperlen von Monika Chouchene,
Schmuckunikate und Anastasia Bazikalo Ziergegenstände
Pergamentkunst und Kerzen von Claudia Fötinger, Schmuck
aus Holz und Stoff.
von Christiana Hartl, Schmuck aus edlen Textilien von Usa von Stietencron und „Kleider“ für Smartphone, Laptop,
Des Weiteren präsentierten Theresa Schrems dekorati-
Brille etc. von Christine Refle bewundert werden.
ve Leinwandbilder und Glasperlenschmuck, Barbara Lux Schmuck, Monika Tatrai handgefilzte Unikate, Elisabeth König Patchwork-Geschenkideen und Wohndeko, TuyetMai Huynh Glückwunschkarten und Schmuck, Tatiana Del Carpio de Spohr Lederschmuck mit Porzellanmedaillons, Lisa-Maria Maslowski Armbänder, Ketten und Ohrringe sowie Katharina Koch genähte Taschen und Spielzeug. Für das leibliche Wohl wurde natürlich auch gesorgt. Mit Erfrischungsgetränken und leckeren Snacks konnten sich die Besucher stärken.
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Juli – September 2014
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aus den Landesinnungen
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Wien
mit bLicK fÜrs schÖne Branchentalk der Sparte Gewerbe und Handwerk in Kooperation mit der Erste Bank 17. Juni 2014, Gewerbehaus
V. l. n. r.: DI HR Gustav Linnert, Direktor Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt; Mag. Kathrin Gulnerits, WirtschaftsBlatt; Mag. Jean-Paul Vaugoin, Jarosinksy & Vaugoin – Die Silberschmiede; Wolfgang Hufnagl, Innungsmeister der Landesinnung Wien der Kunsthandwerke; Mag. (FH) Maria-Elisabeth Smodics-Neumann, Obfrau Sparte Gewerbe & Handwerk; Richard Leitner, Geschäftsleitung Dialogschmiede; Mag. Rupert Rieder, Landesdirektor Erste Bank; Mag. Leopold Prochazka, Kreditverein der Erste Bank; Mag. Paulus Rainer, Stv. Sammlungsdirektor Kunstkammer & Schatzkammer Kunsthistorisches Museum Wien | © Foto Weinwurm
„Die zahlreichen Kunsthandwerksbetriebe machen Wien zu
Wien bestehen und dabei Qualität und Design ebenso wie
einem einzigartigen Zentrum des österreichischen Kunst-
Tradition und Moderne repräsentieren. Das Wiener Kunst-
handwerks. Sie bieten den Nährboden für Ideenreichtum
handwerk unterstreicht den Blick fürs Schöne und beeinflusst
und die Übermittlung von Fachwissen, was die wirtschaftli-
das Wiener Stadtbild nachhaltig.
che Bedeutung des Kunsthandwerks noch für Generationen
„Design und Handwerk – eine Kombination, die in vielen
sichert.“ Mit diesen Worten eröffnete Mag. (FH) Maria-
Bereichen weit in die Geschichte zurückreicht, ein Zusam-
Elisabeth Smodics-Neumann, Obfrau der Sparte Gewerbe
menspiel, das uns Menschen begeistert, das Begierden
und Handwerk, den Branchentalk „Mit Blick fürs Schöne“
erweckt. Die Plattform Wiener Kunsthandwerk greift diese
am 17. Juni im Gewerbehaus.
Tradition auf und trägt sie in die Zukunft. Objekte zum
Die Wiener Kunsthandwerker beleben die Wiener Wirt-
Anfassen und Staunen, Dinge, mit denen wir uns gerne
schaft, sorgen für attraktive Arbeitsplätze, behaupten sich
beschäftigen, die wir mit Begeisterung herzeigen, Gegen-
im internationalen Wettbewerb und zeichnen sich durch
stände, die uns wichtig sind. Schauen wir in die Zukunft
eine besondere Eigenschaft aus: DEN BLICK FÜRS SCHÖNE.
der Kunsthandwerke, indem wir uns gegenwärtig auch mit
Ganz unter diesem Motto stand nicht nur der Abend,
ihrer Vergangenheit beschäftigen.“ Für Wolfgang Hufnagl,
sondern auch die Plattform Wiener Kunsthandwerk
Innungsmeister der Landesinnung Wien der Kunsthand-
www.kunsthandwerk.wien, die in diesem Rahmen erstmals
werke, ist es dieses Zusammenspiel von kreativen Visionen
der Öffentlichkeit präsentiert wurde und Einblicke in die
und jahrzehntelangem Know-how, das das Kunsthandwerk
zahlreichen Berufszweige des Kunsthandwerks bietet. Für
zu einem wesentlichen Wirtschaftsfaktor Wiens werden
Mag. Rupert Rieder, Landesdirektor Erste Bank, sind es vor
lässt. Kaum ein anderes Handwerk lebt die Vereinigung von
allem diese Berufe, die seit Generationen erfolgreich in
Tradition und Moderne wie das des Kunsthandwerks.
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aus den Landesinnungen
Wien
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Am Podium diskutierten, moderiert von Mag. Kathrin Gulnerits, WirtschaftsBlatt, •
Wolfgang Hufnagl Innungsmeister der Landesinnung Wien der Kunsthandwerke
•
Richard Leitner Geschäftsleitung Dialogschmiede
•
DI HR Gustav Linnert Direktor Höhere Graphische Bundes-Lehrund Versuchsanstalt
•
Mag. Paulus Rainer Stellvertretender Sammlungsdirektor
© Foto Weinwurm
Kunstkammer & Schatzkammer Kunsthistorisches Museum Wien •
Mag. Jean-Paul Vaugoin
Die Plattform Wiener Kunsthandwerk – eine Initiative der
Jarosinski & Vaugoin – Die Silberschmiede
Sparte Gewerbe und Handwerk und der Landesinnung Wien der Kunsthandwerke – rückt ihre kunsthandwerks-
Der Frage „Was ist Kunsthandwerk?“ folgte ein einstimmi-
affinen Berufszweige stärker ins Scheinwerferlicht der
ger Ansatz: „Kunsthandwerk ist eine handwerkliche Tätig-
Öffentlichkeit. Design und Herstellung von Unikaten und
keit, die durch einen geprüften Meister oder eine Person
Kleinserien passieren aus einer Hand. Sie heben sich nicht
mit vergleichbarer Ausbildung in Verbindung mit eigen-
zuletzt durch einen hohen Qualitätsanspruch von maschi-
schöpferischer Leistung ausgeübt wird. Die Produkte, die
nellen Massenproduktionen hervor. Diese Leistungen der
durch dieses Handwerk entstehen, basieren ausschließlich
Kunsthandwerker in Erinnerung zu rufen, ist die Aufgabe
auf eigenen Entwürfen, sind auf höchstem Fertigkeitsniveau
der neuen Plattform. Damit werden Werte geschaffen, die
aufgrund jahrelanger praktischer Tätigkeit erbracht und sol-
bestehen.
len darüber hinaus üblicherweise neben dem vereinbarten
Sehen Sie selbst auf www.kunsthandwerk.wien und auf
Nutzen auch optisch ansprechend und/oder zumindest im
Facebook. Es erwarten Sie spannende Einblicke ins Wiener
Sinne der Eigenschöpfung ‚künstlerisch wertvoll‘ sein.“
Kunsthandwerk!
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aus den Landesinnungen
Wien
fachgruPPentagung 2014 … und diesmal die Damen und Herren des Kunstgewerbes … Die Fachgruppentagung, die diesmal am 5. Juni zum ersten Mal in den Räumlichkeiten der Klimt-Villa Wien stattfand, stand heuer ganz im Zeichen der Erzeuger des Kunstgewerbes – an dieser Stelle ein großer Dank an die Innungsmeisterin Claudia Fötinger und die Innungsmeister-Stellvertreterin Theresa Schrems! Geehrt wurden an diesem Abend von Innungsmeister Wolfgang Hufnagl die Lehrlinge und die Meister, die 2013 die Prüfungen abgelegt und erfolgreich bestanden haben. Außerdem gab es für Frau Constanze Kampfer-Kornek und Frau Ursula Neuwirth das Ehrenzeichen in Bronze für ihre jahrzehntelan-
Die Klimt-Villa © Landesinnung Wien
gen Verdienste in ihren jeweiligen Branchen. Nach den Neuigkeiten aus den Innungen durften
Anschließend gab es eine Führung durch die
diesmal als Höhepunkt das Jazz-Duo Jörg Leicht-
Klimt-Villa, geführt von Herrn Mag. Baris Alakus.
fried (Klavier) und Josef Kolarz (Saxophon) für
Nach einem musikalischen Ausklang folgte das
die Gäste der Fachgruppentagung spielen.
Netzwerken bei kulinarischen Köstlichkeiten.
The World of Bookbinding.
„Der neue Online-Shop von Schmedt hat mich total überzeugt: Übersichtlicher, bedienerfreundlicher und noch umfangreicher... Schauen Sie doch mal: www.schmedt24.de und sparen Sie jetzt bares Geld, wenn Sie den folgenden Code eingeben: OEBB2014*
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®
aus den Landesinnungen
Wien
Jetzt schon vormerKen Präsentations-Workshop – Warenpräsentation leichtgemacht 1. Termin am Dienstag, 21. Oktober 2014 | von 18:00 bis 22:00 Uhr 2. Termin am Donnerstag, 30. Oktober 2014 | von 18:00 bis 22:00 Uhr in den Räumlichkeiten des WIFI WIEN, 1180 Wien, Währinger Gürtel 97
Ausstellung „Wiener Kunsthandwerk Im Palais“ Freitag, 5. Dezember und Samstag, 6. Dezember 2014 | jeweils von 14:00 bis 19:00 Uhr in den historischen Räumlichkeiten des Palais Festetics, 1090 Wien, Berggasse 16
Faszination Instrumentenbau – Neues aus Wien 7. November 2014 | Palais Festetics | 1090 Wien | Berggasse 16 16:00 Uhr – Meister zeigen ihre Werke Die Wiener Musikinstrumentenerzeugerinnen und -erzeuger freuen sich auf Ihren Besuch. 18:30 Uhr – Erleben Sie die Instrumente in einem einzigartigen Konzert. Es spielen für Sie: Das Atmosquartett – Klassik | Florian Reithner und Mike Wagner und Band – Jazz Durch das Programm führt Dr. Irene Suchy. Von 16:00 bis 18:30 Uhr und von 19:30 bis 20:30 Uhr ist das Probieren der ausgestellten Instrumente unbedingt erwünscht. Eintritt frei!
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aus den Landesinnungen
S teiermark
eXKursion der steirischen goLd- und siLberschmiedeLehrLinge nach London Bereits zum zweiten Mal besuchten die Gold- und Silberschmiedelehrlinge der LBS Graz 6 die britische Hauptstadt unter der Leitung von Frau BL Mag. Sigrid Lafer. Auch diese Exkursion wurde wieder von der steirischen Landesinnung © LBS Graz
unterstützt, da solche Maßnahmen ganz intensiv zur Horizonterweiterung des beruflichen Spektrums und zur Festigung der Gemeinschaft beitragen.
und zu unterstützen. In diesem Sinne sollen natürlich auch
Neben einem umfangreichen allgemeinen Programm mit
das Handwerk und die Konjunktur bestmöglich gefördert
der Besichtigung von bedeutenden Sehenswürdigkeiten wie
werden.
zum Beispiel des Buckingham Palace wurde auch wieder das
Die wunderschöne Goldsmiths’ Hall der Goldsmiths' Company
Goldsmiths’ Centre (Ausbildungsstätte für angehende Gold-
war ein weiteres Besichtigungshighlight. Alle Teilnehmer
und Silberschmiede) besucht. Die Institution ist bekannt
wurden vom Leiter des Archivs persönlich mit Tee und Biscuits
dafür, dass hier ein überaus reger Austausch zwischen den
bewirtet, die Lehrlinge konnten sich mit den anwesenden
Lehrlingen und den Gewerbetreibenden stattfindet. In dieser
Fachleuten austauschen. Diese beiden Besuche sowie die
Community arbeiten Alt und Jung zusammen in dem Be-
Ausstellung „Pearls“ im Victoria & Albert Museum waren für
streben, einen kompetenten Berufsnachwuchs auszubilden
die Lehrlinge besonders beeindruckend.
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aus den Landesinnungen
Steiermark
innungsmeisterwechseL in der steiermarK Geigenbaumeister Rupert Hofer übernimmt die Führung der Landesinnung der Kunsthandwerke – und vertritt somit rund 600 Betriebe in der Steiermark. So vielfältig wie die Berufe, die zur Innung der Kunsthandwerke
der engagierte Interessenver-
gehören, sind auch die Herausforderungen. Das bestätigt
treter: „Sprechstunden sollen
Rupert Hofer (43), der seit 1. Juli an der Spitze steht und damit
die Möglichkeit eines raschen
den Deutschlandsberger Uhrmachermeister Erich Bresnik (59)
Austausches bieten.“ Für regen
ablöst: „Ob die Reglementierung der Gewerbe, Artenschutz,
Informationsfluss sorgt indes
das Reverse-Charge-System oder die Ausbildung, im Mittel-
jetzt schon die Kunsthandwerk-
punkt werden branchenübergreifende Themen stehen.“
Fachzeitung, die die Mitglieder
Besonders freut Rupert Hofer das gute Miteinander in
auf dem Laufenden hält.
seinem Team. Durch seine Stellvertreter Dietmar Reiber,
Ein wichtiges Thema sei
Buchbindermeister, und Georg Wiesauer, Goldschmiede-
auch die Abgrenzung zur
meister, sowie die Berufsgruppensprecher Maria Steiner für
häuslichen Nebenbeschäftigung, erklärt Hofer: „Mit
die Erzeuger kunstgewerblicher Gegenstände und Michael
dem eigenen Logo wollen wir mittels Werbetafeln un-
Gerstner, Uhrmachermeister, sind alle Branchen aktiv betreut.
sere Betriebe und damit die gewerbliche Handwerks-
Die unterschiedlichen Betriebe an einen Tisch zu bringen,
kunst noch mehr in den Vordergrund rücken.“
ist Rupert Hofer ein wichtiges Anliegen: „Synergien könnten
Rupert Hofer kann nicht nur als Unternehmer – er leitet
besser genutzt werden, einerseits unter den Unternehmerin-
in Graz eine Geigenbaufirma –, sondern auch als Interes-
nen und Unternehmern, aber auch im Hinblick auf Vorträge,
senvertreter auf jahrelange Erfahrung zurückgreifen, ist
Aktionen und vieles mehr.“ Forciert werden soll dies mittels
er doch auch auf Bundesebene stellvertretender Bundes-
regionaler Stammtische. Auch auf den direkten Kontakt
innungsmeister der Kunsthandwerke sowie Bundes-
mit einzelnen Unternehmerinnen und Unternehmern setzt
innungsmeister der Musikinstrumentenerzeuger.
stammtisch KunsthandwerK graz-umgebung nord Das um Landesinnungsmeister Rupert Hofer neu formierte Team hat in kurzer Zeit neben vielen Betriebsbesuchen als einen Schwerpunkt die Vernetzung der Mitglieder zum Ziel. Dies, da ja die Landesinnung der Kunsthandwerke aus fünf Berufsgruppen besteht und so in bewusst kleiner gehaltenen, regionalen Treffen die Kontakte und persönlichen Gespräche der Mitglieder ermöglicht werden sollen. Gibt es doch erstaunlich viele Überschneidungen der Herausforderungen, aber auch sehr viele
V. l. n. r.: Dietmar Reiber, LIM Rupert Hofer, Georg Wiesauer
Möglichkeiten, vom Miteinander zu profitieren. Verschiedenste Vertreterinnen und Vertreter der Berufs-
er auch, dass seine Profession eigentlich aus drei Berufen
gruppen der Kunsthandwerke folgten der Einladung der
besteht: Tischler, Schlosser und auch Buchbinder, denn der
Landesinnung, unterstützt von Regionalstellenleiter Stefan
Balg wird immer wieder gepresst und muss trotzdem be-
Helmreich, nach Semriach, um in die Welt der Harmonika-
weglich bleiben – eben so wie beim Binden eines Buches.
erzeugung einzutauchen. Nach einem herzlichen Empfang
„Da sich alle mit einem Lächeln und voller Freude verabschiedet
durch die ganze Familie Parz führte der Harmonikamacher-
haben, macht der laufende Einsatz und das große Engagement
meister seine Innungskolleginnen und -kollegen durch die
richtig Spaß!“, so Landesinnungsmeister Rupert Hofer.
Räumlichkeiten und erklärte, wie aus Holz, Karton sowie Ziegenleder eines seiner Instrumente entsteht. Dabei erzählte
Texte und Fotos © Rupert Hofer
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ingrid weitenthaLer Kunsthandwerkerin in Gaal/Steiermark Unsere Besuchstour führte uns in die wunderschöne Gemeinde Gaal, ein Hochtal am Südrand der Niederen Tauern. Geprägt ist die Gaal vor allem durch Landwirtschaft, die ruhige Lage inmitten der Berge und die Schönheit der Natur. Diese Eindrücke haben Frau Weitenthaler von jeher geprägt und stark in ihrem Schaffen beeinflusst. Sie ist keine Neue in diesem Handwerk, schon vor über 20 Jahren hat sie begonnen, Kerzen zu gestalten, und sie hat ihre Techniken stets weiterentwickelt und verfeinert. Im Jahr 2004 erfolgte der mutige Schritt in die Selbstständigkeit, somit war das Hobby zum Beruf gemacht. „Ich habe mich auf die
Ingrid Weitenthaler, Rupert Hofer
individuelle Gestaltung von Kerzen spezialisiert und beliefere mittlerweile Gärtnereien und Bestattungsinstitute in ganz Österreich“, erzählt uns die stolze Unternehmerin.
bei Marianne Hobby, einem österreichischen Bastel- und
Ich konnte mich selbst überzeugen, wie kreativ, fleißig sowie mit
Künstlerbedarfsgroßhandel in Judenburg, um immer auf
welcher Begeisterung und welchem Elan hier gearbeitet wird.
dem neuesten Stand in Sachen Basteln und Trends zu sein.
Sei es an individuellen Stücken oder auch großen Serien wie z. B.
Besonders freut mich auch der Umstand, dass Frau Weitenthaler
Wachsplatten, die über den Großhandel vertrieben werden.
sich in Zukunft für ihre Berufsgruppe engagieren möchte.
Trotzdem arbeitet Frau Weitenthaler freiberuflich auch Text und Foto: © Rupert Hofer
resi baYers zaubergarten Kunsthandwerkerin Hart bei Graz Resi Bayer ist Kunsthandwerkerin und führt seit rund 12 Jahren ihr „Atelier im Zaubergarten“ in Hart bei Graz. Ihre Arbeiten werden nach Wunsch der Kunden oder nach eigenen Ideen angefertigt. Die allerliebsten Figuren aus Filz lassen sich gut als Festtagsdekoration zu Weihnachten und Ostern, als Geschenk oder im Garten verwenden. Ein umfangreiches Angebot an Accessoires ergänzt das Sortiment. GEFILZTES Eine Auswahl an Hüten, Schals, Taschen – auch mit eingefilzten Bildern, Patschen, Hand- und Fingerpuppen – bietet
© Resi Bayer (bayer.resi@aon.at – www.resibayer.npage.de)
die Künstlerin an, darüber hinaus kleine Kostbarkeiten für viele Anlässe wie Blumenkinder oder Kummerzwer-
GENÄHTES
gerl. Jedes Gesichtchen ist handgenäht und ein Unikat.
Ein weiterer Zweig in Resi Bayers Werkstätte ist die Erzeu-
Die Filzfiguren für den Garten (Katzen, Hahn) haben ei-
gung neuer Produkte aus nicht mehr gebrauchter Klei-
nen ganz besonderen zusätzlichen Nutzen: Sie sind eine
dung. Der umweltschonende Effekt: Der Lebenszyklus
natürliche Behausung für Nützlinge, die die Blumenläuse
von Textilien wird verlängert, Stoffe sind schon oft ge-
fressen. Sie verwittern zwar, was sie in der Natur noch
waschen und deshalb schadstoffarm. Es entstehen nur
reizvoller erscheinen lässt, sind aber trotzdem mehrere
Unikate in Form von Taschen, Arbeitsschürzen z. B. aus
Jahre haltbar. Da Schafwolle kompostierbar ist, gehen sie
Jeans, genähten Bilderbüchern mit vielen verschiede-
nach Jahren wieder in den Kreislauf der Natur zurück.
nen Verschlüssen, Puppen, Kuscheltieren u. v. m. Atelier im Zaubergarten "RESI BAYER" – Pachernhauptstraße 103 A-8075 Hart bei Graz – Tel.: +43 (0)316 49 21 44
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sarah PÜrmaYr Wildes Atelier_Oberösterreich Sarah Pürmayr war schon immer kreativ tätig. Nach der Matura absolvierte sie die Jagdprüfung. Danach schlug sie den Weg als Lehrerin für Angewandte Informatik und kreative Bildbearbeitung ein. Als beruflichen Ausgleich war und ist ihr die Hege und Pflege des Wildes wichtig sowie auch wertvolle soziale Kontakte zu pflegen. Ständig ist sie auf der Suche nach neuen kreativen Aufgaben. Somit beschloss sie im Jahr 2013, ihr privates Hobby (Schmuckerzeugung für den eigenen Bedarf) weiter auszubauen. Mit der Zeit wurde ihr bewusst, dass die Idee, mit Rehgeweihen Schmuck zu fertigen, sehr gut ankam. Das Thema Tracht, Bodenständigkeit, Upcycling und Tradition ist derzeit brandaktuell und wird von der Jugend wieder total
Christian Oucherif, Sarah Pürmayr, Heidi Rohrmoser
in Szene gesetzt. Es gibt viele Facetten! Wild[es]atelier designt Richtungen wie Edel, Zierlich, Modern, Rockig, Poppig,
gereinigt, gebohrt … Anschließend wird jedes Stück durch
Rustikal oder Pompös. Ob Mann oder Frau – für jeden ist das
Strass, Swarovski-Elemente, Natur-Steine u. v. m. veredelt.
richtige Accessoire dabei. Man findet bei ihr tolle Accessoires
Ist das passende Endstück gefunden, ist die Suche nach den
mit oder ohne Rehgeweih für Trägerinnen und Träger, die
perfekten Materialen an der Reihe. Danach fügen sich die
die Tradition in einer modernen Art und Weise weiterleben
einzelnen Teile zusammen und es entstehen die individuells-
lassen möchten. Ob zum Dirndl, zur Lederhose oder zum
ten Stücke wie beispielsweise die Reh-Bettelketten. Zu guter
lässigen Outfit – die Schmuckstücke sind immer ein Highlight.
Letzt wird das Schmuckstück fotografiert und in eine Schmuck-
Das Hauptelement – das Rehgeweih – wird vom eigenen
schachtel verpackt und wartet darauf ausgeführt zu werden.
Abschuss oder durch Zukauf gewonnen. Da jede Reh-Trophäe
Sarah Pürmayrs Statement: Freude erleben durch
nur zwei Geweihe besitzt und somit auch nur zwei Enden,
den persönlichen Kontakt zu Menschen, die ei-
ist jedes Stück ein Unikat. Es werden alle Teile vom Geweih
nen Hauch Tradition am Körper tragen wollen.
verarbeitet. Die einzelnen Abschnitte des Rehgeweihs werden selbst durch Handarbeit zurechtgeschnitten, geschliffen,
www.wildes-atelier.at, info@wildes-atelier.at © Landesinnung Oberösterreich
burgenLändische KunsthandwerKe Im Rahmen der „WK on Tour“ wurden im Frühjahr einige Betriebe der Fachgruppe der Kunsthandwerke besucht. Vor Ort konnte mit den Unternehmern über ihre Anliegen gesprochen und Antworten auf ihre Fragen gegeben werden. Der offene Empfang der Vertreter der Fachvertretung, an der Spitze der Vorsitzende BIM HansJoachim Pinter, zeigte, dass sich die Unternehmer mit ihrem Beruf und mit ihrer Berufsvertretung identifizieren. Einen interessanten Einblick in die Schmuckproduktion
Das Ehepaar Varga mit BIM Pinter und GF Tinhof
erhielten wir bei der Fa. Garschal GmbH in Pama, Bezirk Neusiedl. Die Gold- und Silberschmiede Kinzel in
Die Betriebsbesuche werden im September in den Bezirken Jennersdorf,
Mönchhof, Nikitscher in Güssing, Kulovics in St. Michael,
Oberpullendorf und Eisenstadt-Umgebung fortgesetzt. An einem Besuch
Varga in Rechnitz und Pendl in Stegersbach zeigten sich
interessierte Betriebe können sich im Büro der Fachvertretung telefonisch
über den Besuch ebenso erfreut und brachten einige Anregungen für die Arbeit der Berufsvertretung vor.
unter 05 90 907–3130 oder per E-Mail an ildiko.schadelbauer@wkbgld.at anmelden. | © Hans Joachim Pinter
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natterer Puppendesign_Vils in Tirol Vils, eine kleine Stadt an der österreichischen Grenze zu Füssen, beherbergt seit dem Jahre 1991 eine international bekannte Puppenkünstlerin. Sylvia Natterer lebt mit ihrem Mann – ihre fünf Kinder sind längst ausgeflogen – in der „Alten Schule“, einem historischen Gebäude samt Produktionsstätte und Ausstellungsräumen. Alles begann 1952 mit einer Schildkröt-Puppe. Am Heiligen Abend unter dem Weihnachtsbaum gelegen, war sie bereits am nächsten Tag in sämtliche Bestandteile zerlegt. Das Interesse für Puppen ließ sie nie los, selbst während
Peter Pfötscher, Sylvia Natterer
ihrer Zeit als Volksschullehrerin, als sie mit selbsthergestellten Marionetten ihren Unterricht auffrischte. 1975 gab sie ihren Beruf als Lehrerin auf und zog zu
bis zur Serienreife stammt sichtlich alles aus einer Hand.
ihrem Mann nach München, wo sie bereits bald erste große
Eines ist der Designerin auch noch nach so vielen Jahren
Erfolge als Puppendesignerin und -herstellerin feierte.
in dieser Branche wichtig – ihr ganz persönlicher Stil.
Es folgten große Aufträge namhafter Firmen wie Götz,
Nachdenklich, melancholisch, still, interessiert – das
Zapf, White Balloon, Zwergnase, Dolfi und Käthe Kruse.
Gesicht einer Natterer-Puppe lässt Spiel-Raum zur In-
Waren es viele Jahre Porzellanpuppen, welche sie und ihre
terpretation. Dies bestätigen auch die vielen interna-
8 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mühevoll und in feinster
tionalen Auszeichnungen als Puppenkünstlerin.
Handwerkskunst produzierten, werden von Frau Natterer
Handwerkskunst auf diesem Niveau hat natürlich ihren
heute hauptsächlich Prototypen für die Produktion großer
Preis – eine Puppe aus Vinyl, designed by Sylvia Natterer,
Spielwarenerzeuger hergestellt. Vom Design der Puppe
ist im Handel zwischen 40 und 109 Euro zu erstehen, eine
selbst, der Stoffwahl, der Schnittmuster der Accessoires
Porzellanpuppe liegt gut und gerne jenseits der 1.000 Euro. © Landesinnung Tirol
martina niKoLic
Bio Kerzen_Wien
Im 8. Wiener Gemeindebezirk in der Albertgasse 4 befindet
des dabei – egal ob Taufe, Hochzeit oder Weihnachtskerzen.
sich das Atelier von Frau Martina Nikolic. Die Idee, Biokerzen
Frau Nikolic geht auf die Wünsche ihrer Kunden ein und
selber herzustellen, entstand durch einen Zufall. Frau
gestaltet ihre Kreationen mit viel Liebe.
Nikolic bekam Kerzen geschenkt und wollte wissen, wie
© Landesinnung Wien
dieses Handwerk funktioniert. Es hat ihr so viel Spaß gemacht, dass sie sich damit selbstständig machte. Seit drei Jahren stellt Frau Nikolic selber Biokerzen aus Rapswachs und recyceltem Wachs her. Dazu wärmt sie in Kanistern das Wachs auf, damit es flüssig wird. Anschließend taucht sie den Docht für die Kerzen immer und immer wieder in das heiße Wachs, bis daraus eine Kerze entsteht. Dies ist ein langwieriger Prozess, der oft einen ganzen Tag dauert, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Nachdem die Kerzen getrocknet sind, werden manche auch noch mit Farbe versehen. Hierfür mischt Frau Nikolic Farben wie z. B. Curry, Paprika, Indigo, Zimt. Außerdem beschriftet und bemalt sie die Kerzen eigenhändig. Ihre Kerzen werden im Internet und auf Weihnachtsmärkten präsentiert und verkauft. Für jeden Anlass ist etwas Passen-
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Wolfgang Hufnagl, Martina Nikolic
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schenKeL
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Filzerin_Kematen in Tirol
Hauptberuflich beschäftigt sich die Psychotherapeutin mit dem Wohlergehen anderer Menschen. Doch wenn es Frau Dr. Ursula Schenkel um ihr ganz persönliches Wohlbefinden geht, arbeitet sie am liebsten mit dem Werkstoff Filz und schafft es dabei, ganz faszinierende Schmuckstücke verschiedenster Art zu entwerfen. Sie verfügt über ein gutes Vorstellungsvermögen, eine geschickte Hand und das Gespür für Material, Farbe und Form – Interesse für das Kunsthandwerk hatte sie schon
Ursula Schenkel, Peter Pfötscher
von klein auf. Mit dem Thema Filz kam sie das erste Mal vor gut 10 Jahren in Berührung. Sie besuchte damals die Salzburger Festspiele, als ihr eine Filzstola ins Auge
Es folgen die Schritte Fertigfilzen, Auswaschen, Schleudern,
stach. „Das muss doch auch selbst zu machen sein“, sag-
mit Essigwasser Neutralisieren, nochmaliges Schleudern und
te sie sich, und tatsächlich gelang es ihr mit viel Ehrgeiz
Trockenbügeln. So entstehen, auch in Kombination mit Seide,
und Durchhaltevermögen, diese Technik zu erlernen.
Unikate wie Stulpen, Gürtel, Schals, Blüten und Ketten.
Die einzelnen Schritte sind sehr aufwendig – so glaubt man ihr
Zu erwerben sind all diese Stücke über ihre Web-
sofort, dass sie selbst für einen Schal bis zu 3 Tage benötigt,
seite www.filzgarten.at oder auf Kunsthandwerker-
für die abgebildete Jacke ganze 5 Tage. Diese hat im Übrigen
märkten im Raum Tirol, wobei Frau Dr. Schenkel hier
keine einzige Naht und ist im Ganzen erstellt worden. Die
großen Wert auf sehr hohes Niveau der Märkte legt.
ausgelegten Wollfasern werden mit heißem Seifenwasser be-
Ab Anfang nächsten Jahres kann man Frau Dr. Schen-
netzt und anschließend einige hundert Male vorsichtig gerollt.
kel auch in ihrem neuen Atelier in Omes besuchen. © Landesinnung Tirol
susanne baLrooP
Buchbindermeisterin_Wien
Ganz versteckt hinter dem Josephinum in der Van-Swieten-
(z. B. Holz, Schweinsleder …) und unter Anwendung alter
Gasse 6 im 9. Wiener Gemeindebezirk befindet sich die
Handwerkstechniken zu restaurieren. Sie bindet auch
kleine Handbuchbinderei von Buchbindermeisterin Susanne
neue Bücher, aber ausschließlich als echtes Handwerk
Balroop. Gemeinsam mit einer Gemälderestauratorin be-
unter Verwendung hochwertiger Materialien – allesamt
treibt sie seit 2000 diese Werkstätte. Sie schätzt diese gute
als individuelle Anfertigungen. Ihrem Leitsatz „Ich liebe
Ergänzung für ihre tägliche Arbeit und auch die ruhige Lage.
Bücher, innen und außen“ ist einfach nichts hinzuzufügen!
Zuerst getrimmt auf eine kaufmännische Ausbildung mit
© Landesinnung Wien
einem Ausflug in das Gastgewerbe, lernt sie zufällig 1983 die Buchbinderei kennen und lieben. Sie absolviert schließlich im 12. Bezirk bei KommR Kurt Loy die Buchbinderlehre und bleibt bis zur Ablegung der Meisterprüfung 1990 in diesem Betrieb. Parallel zu ihrer Tätigkeit in der österreichischen Nationalbibliothek baut sie ihren Gewerbebetrieb auf und absolviert zusätzlich Kurse in Ancona. Zahlreiche Weiterbildungskurse sowohl im Bereich der Handbuchbinderei als auch im Bereich der Buchrestaurierung folgen. Und diese Restaurierung von alten Büchern ist nicht nur ihre tägliche Arbeit, sondern auch ihr Steckenpferd. Es ist ihr ein ganz großes Anliegen, diese alten und zum Teil historischen Bücher im Konnex der damaligen Zeit behutsam mit den damals verwendeten Materialien
Wolfgang Hufnagl, Susanne Balroop
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Nachwort
Kunst gewerbe
At Last
Die Zusammenlegung der verschiedenen Kunsthandwerke vor mittlerweile drei Jahren hat
Die Berufsgruppe des „Kunstgewerbes“ kann noch auf
uns gezeigt, dass wir in dieser
keine lange „offizielle“ Tradition mit eigener Innung
Gemeinsamkeit nun eine starke
zurückblicken, dennoch gibt es viele Tätigkeitsbereiche –
Gruppe innerhalb der Innung sind
wie das Bemalen von Glas oder Keramik, die Schmucker-
und einen erheblichen Anteil an
zeugung aus unedlen Metallen und sonstigen Materialien,
Mitgliedern aufweisen. Umso
das Filzen, das Bearbeiten von Holz und Ton und noch
bedauerlicher ist es, dass sich in
vieles mehr –, die bereits jahrhundertelang ausgeübt
einzelnen Bundesländern noch
wurden und noch immer werden. So verschieden die
keine Berufsgruppenvertretung für diese vielseitige und
Tätigkeiten auch sind, so haben wir doch etwas gemein-
interessante Tätigkeit gefunden hat, und ich hoffe, dass
sam: die Qualität unserer Handwerkskunst, welche wir auf
sich das in Kürze ändern wird. Viele kleine und auch einige
verschiedenste Weise erlernt haben – oft auch mit langen
große Themen, wie z. B. die Abgrenzung zum häuslichen
Lehrzeiten und Prüfungen. Diese Qualität unserer Arbeit
Nebenerwerb, die Sensibilisierung der Veranstalter für
gilt es hervorzuheben und so gut wie nur möglich zu
„gute“ Aussteller, ein gemeinsamer Werbeauftritt oder die
vermarkten. Ein gemeinsamer Werbeauftritt, wie ihn
Öffentlichkeitsarbeit, warten darauf bearbeitet zu werden.
Sieglinde Almesberger in der letzten Ausgabe dieser
Je mehr Meinungen, Ideen und Gedanken hierzu einflie-
Zeitschrift beschrieben hat, ist ein erster großer Schritt in
ßen, desto besser kann das Ergebnis sein.
diese Richtung. Auch die Auswahl der Kunsthandwerksmärkte, bei welchen wir ausstellen möchten, der eigene
Werden auch Sie ein aktiver Teil dieser Gemeinschaft – wir
Werbeauftritt sowie die nicht zu unterschätzende Waren-
freuen uns auf Sie!
präsentation spielen hierbei eine große Rolle. Zum Thema Warenpräsentation wird es für das Wiener Kunstgewerbe
© Claudia Fötinger
im Oktober einen kostenlosen Workshop geben, zu dem ich Sie schon jetzt ganz herzlich einladen möchte.
Goldschmiede &
Goldschmiede & Silbermanufaktur Silbermanufaktur
Föhrengasse Föhrengasse 15 15 A-2333 Leopoldsdorf A-2333 Leopoldsdorf Goldschlagstrasse Goldschlagstrasse 10 - 10 12 - 12 1150 Wien 1150 Wien Fon: 0043-676-551 61 31 Fon: 0043-676-551 61 31 wh@silbermanufaktur.at wh@silbermanufaktur.at Schmuck – – Schmuckist istmeine meineLeidenschaft Leidenschaft Goldschmied Beruf! Goldschmiedmein mein Beruf!
IMPRESSUM Fachzeitschrift des österreichischen Kunsthandwerks | Offizielles Organ der Bundesinnung der Kunsthandwerke Österreichs und der Landesinnungen Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg, Tirol, Vorarlberg und der Fachvertretung Burgenland. | Medieninhaber (Verleger): Fa. Schogla, Percostraße 21, 1220 Wien, Tel.: 01/257 32 22, Fax-DW 23 | Herausgeber: Verein zur Förderung der österreichischen Buchbinder, Kartonagewarenerzeuger, Etui- und Papierwarenerzeuger, Percostraße 21, 1220 Wien | Redaktion: Mag. Georg Lintner (Chefredakteur), Paula Pospisil, e-mail: redaktion@kunsthandwerk-online.at | Graphik und Druckvorstufe: Markus Rothbauer, e-mail: office@studio02.at | LEKTORAT: Sophia Scherl MA | www.sophiascherl.at Druckherstellung: Paul Gerin Druckerei, A-2120 Wolkersdorf, Gerinstraße 1-3 | Papier: teilweise gesponsert von Papernet | Anzeigenannahme: Paula Pospisil, e-mail: redaktion@kunsthandwerk-online.at | Erscheinungsweise: 4-mal im Jahr | Auflage: 4.500 Exemplare, Sammel-Jahresbezug für die Mitgliedsbetriebe | Anzeigen- und Redaktionsschluss: jeweils am 20. des Vormonats | Onlineportal: www.kunsthandwerk-online.at | Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Verein zur Förderung der österreichischen Buchbinder, Kartonagewarenerzeuger, Etui- und Papierwarenerzeuger, Sitz: Percostraße 21, 1220 Wien, Tel.: 01/257 32 22, Fax-DW 23 | Unternehmensgegenstand: Vertretung der Interessen der nach dem Wirtschaftskammergesetz angehörenden Mitglieder der Bundesinnung der Kunsthandwerke, Beteiligung: 100 % | Blattlinie: Die Zeitung vertritt die unternehmerischen Interessen der Mitgliedsbetriebe und dient der Information der Leser über die für die Führung eines Unternehmens in wirtschaftlicher, gesellschaftspolitischer, technischer und betriebswirtschaftlicher Hinsicht bedeutsamen Fakten und Meinungen. Für eingesandte Beiträge wird keine Gewähr übernommen. Zum Abdruck angenommene Arbeiten gehen in das unbeschränkte Verfügen des Herausgebers über. Nachdruck – auch auszugsweise – bedarf der gesonderten Erlaubnis. Mit Name oder Signatur gekennzeichnete Veröffentlichungen stellen jeweils die Meinung des Verfassers dar und geben nicht in jedem Fall den Standpunkt des Herausgebers wieder. | Respect! Sämtliche von der Redaktion verfasste Artikel beziehen sich gleichwertig auf Mann und Frau, lediglich zugunsten der Lesefreundlichkeit der Texte verzichten wir auf spezielle geschlechtergerechte Sprachformulierungen.
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