Kunsthandwerk Ausgabe 02 2017

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KUNSTHANDWERK

02 2017



VORWORT | Bundesinnung

RECHT ERHALTEN Sehr geehrte Mitglieder, werte Kolleginnen und Kollegen!

In dieser Ausgabe der Kunsthandwerkszeitschrift möchte ich

Natürlich soll jeder Mensch sich seinen Berufswunsch

Ihnen meine Gedanken zu einem meiner Ansicht nach sehr

erfüllen können. Wo ein Wille, ist auch ein Weg zum

wichtigen Thema nahebringen.

Erlernen der nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten zur Ausübung eines Berufes.

Vor wenigen Wochen wurde im Parlament eine Abstimmung über die Gewerberechtsnovelle durchgeführt. Im Vorfeld kam

Ich bin mir dessen bewusst, dass gerade in unserer Bundes-

es zu langen und teilweise sehr emotionalen Diskussionen.

innung nicht alle Berufsgruppen einen vergleichbaren

Als Vorsitzender und Vertreter unserer Innung hatte ich mit

Zugang zur Ausübung der gewünschten Tätigkeit haben.

allen Kollegen der einzelnen Fachgruppen in den letzten zwei Jahren sehr viel Einsatz und Energie für dieses für uns

Gewachsene Strukturen sollten jedoch nicht unüberlegt

existenziell wichtige Thema aufgewendet.

durch einen Kahlschlag entsorgt werden. Darüber sind sich auch die Sozialpartner und viele verantwortungsvolle Manda-

Eine totale Freigabe von reglementierten Gewerben hätte

tare aller politischen Parteien letztendlich einig. Dadurch

einen enormen Qualitätsverlust für die jeweilige Berufs-

sehe ich mit großer Zufriedenheit auf unser gemeinsames

gruppe und die betroffenen Konsumenten bedeutet. Darüber

Werben für den Erhalt des Gewerberechts in der aktuellen

hinaus wäre auch die Ausbildung in diesem Umfang nicht

Form zurück.

mehr notwendig. Mit allen damit zusammenhängenden Konsequenzen hätten wir den nachfolgenden Generationen

Wir brauchen auch in Zukunft Richtlinien und Strukturen,

keinen guten Dienst erwiesen. Im Herzen von Europa sind

um selbsternannten Alleskönnern und „Selfmade-Meistern“

wir stolz auf dieses hohe Ausbildungsniveau. Andere Länder

Einhalt gebieten zu können und ihnen nicht den ganzen

und Kontinente beneiden uns für diese Errungenschaften.

Markt zu überlassen.

Die Ergebnisse kann man sich bei internationalen Lehrlingswettbewerben oder nach Berufsolympiaden ansehen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und beruflichen Erfolg! Ihr Bundesinnungsmeister KommR Hans Joachim Pinter

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VERLAG | Die Redaktion

Die teilnehmenden Wiener Kunsthandwerker im Bassano Saal: Am 7. Oktober 2017 findet bereits zum 18. Mal die vom

Geigenbau Martin Rainer

ORF initiierte Kulturveranstaltung „Lange Nacht der

Geigen- und Gambenbau Benoît Gervais

Museen“ statt. Galerien und Museen öffnen ihre Türen für

Grenosi – Gregor Nowak Stringed Instruments

kulturinteressierte Nachtschwärmer von 18:00 bis 01:00 Uhr

Heinz Letuha – Die Klaviermachermeister

Früh. Neben abwechslungsreichen Ausstellungen werden

Die Schneidermeisterei – Karin Pfeifenberger

viele spannende Events und Sonderveranstaltungen gebo-

Brautcouture Ingrid Beran

ten. So ist auch die Plattform Wiener Kunsthandwerk der

Gold- und Silberschmied Wolfgang Hufnagl

Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer

TUKOA Jewellery Design

Wien mit einer Schauwerkstatt im Bassano Saal des Kunst-

Pejrimovsky Individual Jewellery

historischen Museums vertreten. Kunsthandwerker präsen-

Filzoase Monika Tatrai

tieren die eindrucksvolle Handwerkskunst, die sich hinter

Carolina Gorriz de la Calle

den Objekten des Kunsthistorischen Museums verbirgt.

Andrea Marschal Klosterarbeiten

Das Wichtigste in Kürze: Das Wiener Kunsthandwerk bei der Langen Nacht der Museen – 7. Oktober 2017, ab 19:00 Uhr Kunsthistorisches Museum, Bassano Saal Maria-Theresien-Platz – 1010 Wien www.khm.at – www.langenacht.orf.at www.kunsthandwerk.wien

INHALT

Kamakoma Maria Sulzer Kupferdach Production Harald Hölsche Kunsttischlerei Möbelmanufaktur J. Pehack Edith Walzl Fotografie Uhrmacher Barotanyi Wolfgang Lederhaas Cosmetics

Aktuelles | BUCHBINDER 17. Bundesjugendleistungswettbewerb ....................................... 56 Wiener Buchbinder im Untergrund .............................................. 58

VORWORT | Bundesinnung .......................................................... 39

Die Wiener Staatsoper als Fashiontempel ................................... 58

VERLAG | Die Redaktion ............................................................... 40

Xfair 4.-6. April 2017...................................................................... 59

EIN PAAR PERSÖNLICHE WORTE | Die Redaktion ..................... 41 AKTUELLES | EU-Verordnung ...................................................... 42

Aktuelles | GOLD- UND SILBERSCHMIEDE „Aurutec“ Willkommenstage ........................................................ 60

Themenschwerpunkt | KUNSTGEWERBE

40 Jahre Goldschmiede & Uhren Pinter OG ................................. 61

Vom Osternest zum Weihnachtsfest ............................................. 44

Präsentation der neuen Rektorskette .......................................... 62

Kreatives Oberösterreich – Weihnachten im Schloss Lamberg... 45 Branchentreffs – Imageaufwertung und Netzwerken.................. 46 Neue Kooperation mit „unserer“ Kleinen Zeitung ....................... 47 Die Kunst der Vielfalt .................................................................... 48

Das andere Kunsthandwerk Kalender Traditionelle Handwerkskunst in Österreich ............... 64 WS Wiener Seifenmanufaktur GmbH ........................................... 65

Marion Ritzinger............................................................................ 49

Aktuelles | MUSIKINSTRUMENTENERZEUGER

.„Kunsthandwerksmesse“ auf Burg Rabenstein .......................... 50

Mutiger Aufbruch in eine neue, spannende Zeit .......................... 66

ANA chron. Tamara Neubauer ...................................................... 52

Harmonika-Weltmeister Mattia Demetz ...................................... 67

IZZY’s Glass Beads Isabella Della Rowere ................................... 52

Rudolf Tutz, ein außergewöhnlicher Instrumentenbauer ............ 68

Mikowoodcraft Michael Kosnar – Schmuck aus Edelhölzern...... 52 Gunda Seim, Kunsthandwerk aus der ContainerSchmiede......... 53

At Last | Bundesinnung

JMW-Direktorin Dr. Danielle Spera im Interview ......................... 54

„Nur nebenbei“ mit kreativer Hand und ganzem Herzen ............ 70

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Foto © Weinwurm

EIN PAAR PERSÖNLICHE WORTE | Die Redaktion

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, liebe Mitglieder,

ich darf Ihnen erfreut berichten, dass unsere Kunsthand-

Sitzung am 1. Juni 2017 mit überwältigender Mehrheit

werkzeitung gelesen und auch (kritisch) bewertet wird.

beschlossen, dass die Kunsthandwerkzeitung in der grund-

Bei der in der letzten Auflage beigelegten Umfrage zur

legenden Aufmachung 3x im Jahr auch 2018 und 2019

Zeitung, die wir auch online verschickt haben, konnte bei

erscheinen soll.

einer Beteiligung von knappen 2% von 6.500 Mitgliedern festgestellt werden, dass 63% der Leser die Zeitung sehr

Trotz allem ist die Zeitung ein Gemeinschaftsprodukt von

gut oder gut finden. Weitere 15% finden die Zeitung von

allen unseren Mitgliedern und Personen die, so wie ich,

der Grundidee gut, aber in der Erscheinung nicht ganz

die Kunsthandwerksbranche in Österreich begleiten, und

so ansprechend und haben uns Verbesserungsvorschläge

wir hoffen, dass jeder, der es sich zutraut, Artikel verfasst

übermittelt. Bezüglich der Kosten, die jedes Mitglied dafür

und vielleicht sogar Inserate lukriert.

aufwendet, in der Höhe von € 7,50 pro Jahr gab es an die 90% Zustimmung.

Nach allen diesen etwas gedankenschweren Worten darf ich Ihnen viel Vergnügen mit dieser Ausgabe und dem

Es klingt vielleicht nicht nach einem überwältigendem

Schwerpunkt „Kunstgewerbe“ wünschen. Es ist auch

Ergebnis, doch in Zeiten wo alles – meist zu Recht – kri-

diesmal wieder eine recht bunte Ausgabe geworden und

tisch hinterfragt wird, die Berechtigung der gesetzlichen

ich hoffe im Namen der Redaktion, dass sich alle Branchen

Interessensvertretung genau am Prüfstand steht, können

auch entsprechend wiederfinden.

wir durchaus zufrieden sein. Wir werden die Verbesserungswünsche auf Umsetzbarkeit prüfen und dann sukzes-

Ihr Chefredakteur

sive umsetzen. Der Bundesinnungsausschuss hat in seiner

Georg Lintner

Auf Augenhöhe spricht es sich leichter. BAWAG P.S.K. Filiale 1220 Wien, Rennbahnweg 40, Tel. 05 99 05 / 605100 Mitten im Leben.

www.bawagpsk.com

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AKTUELLES | Bundesinnung

EU-VERORDNUNG Im Amtsblatt der Europäischen Union wurde die EU-Verordnung 2017/821 zur Festlegung von Pflichten zur Erfüllung der Sorgfaltspflichten in der Lieferkette für EU-Importeure bestimmter Mineralien und Metalle aus Konflikt- und Hochrisikogebieten veröffentlicht. Laut Art. 20 Abs. 2 der EU-VO gilt der Hauptteil der Bestimmungen seit dem 9. Juli 2017. Die Pflichten der EU-Importeure zur Erfüllung der Sorgfaltspflichten in der Lieferkette gemäß den Artikeln 3 Abs. 1 und 2 und 4 bis 7 (Pflichten in Bezug auf das Managementsystem, Risikomanagementpflichten, Verpflichtung zur Durchführung von Prüfungen durch Dritte, Offenlegungspflichten) gelten ab dem 1. Jänner 2021. Hintergrund und Inhalt der EU-VO „Konfliktmineralien“: Die Europäische Kommission hat am 5. März 2014 einen Verordnungsentwurf zur Einrichtung eines Systems für die Selbstzertifizierung von verantwortungsvollen Importeuren von Zinn, Tantal, Wolfram und Gold aus Konflikt- und Krisenregionen – kurz EU-VO – veröffentlicht. Die EU will mit dieser Verordnung zur verantwortungsvollen Handelsstrategie für Mineralien aus Konfliktgebieten dazu beitragen, dass die Finanzierung bewaffneter Konflikte durch Erträge aus dem Mineraliengeschäft in Konfliktregionen eingedämmt wird, indem eine verantwortungsvolle Beschaffungspraxis von EU-Unternehmen in Bezug auf Zinn, Tantal, Wolfram und Gold aus solchen Gebieten etabliert wird. Der Vorschlag der Europäischen Kommission sah ursprünglich eine freiwillige Selbstzertifizierung von EU-Importeuren vor, indem sich diese an die in der EU-VO festgelegten Sorgfaltspflichten (due dilligence) halten. Die Änderungsvorschläge des Europäischen Parlaments sahen eine grundlegende Änderung des Kommissionentwurfes vor und forderten eine verbindliche Einhaltung der Sorgfaltspflichten in der Lieferkette für „alle Unionseinführer“, die Mineralien und Metalle aus Konfliktgebieten beziehen. Zudem sollten die nachgelagerten Industriezweige, also Unternehmen, die Zinn, Tantal, Wolfram und Gold für die Herstellung von Verbrauchsgütern verwenden, einer Informationspflicht darüber unterliegen, wie sie in ihrer Lieferkette in Bezug auf die betroffenen Mineralien und Metalle Risiken ermitteln und diesen begegnen. Nach monatelangen Ringen zwischen dem Europäischen Parlament, dem Rat und der Europäischer Kommission wurde im Juni 2016 der Öffentlichkeit ein gemeinsamer Entwurf präsentiert. Dieser enthält die verbindliche Einhaltung der Sorgfaltspflichten für EU-Importeure von Mineralien und Metallen aus Konfliktgebieten (vorgelagerter Bereich), nicht jedoch für jene Unternehmen, die Produkte mit Konfliktmineraliengehalt auf den EU-Markt bringen (nachgelagerter Bereich), wie vom EU-Parlament gefordert. Im Rahmen der verbindlichen Zertifizierung legt der EU-Importeur seine Beschaffungspolitik den OECD-Leitlinien zur Sorgfaltspflicht zugrunde und kommt den in der EU-VO 42

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genannten Offenlegungspflichten nach. Darüber hinaus haben EU-Importeure ein Risikomanagementsystem im Unternehmen einzurichten. KMU sind von der Verpflichtung der Zertifizierung im Falle geringer Importmengen der Rohstoffe ausgenommen. Die Einhaltung der Vorgaben wird durch unabhängige Dritte geprüft. Mit dem Vollzug der EU-VO werden die Behörden der Mitgliedstaaten betraut, die der Europäischen Kommission jährlich über die Anwendung dieser VO berichten. Ebenso in der EU-VO vorgesehen ist die Veröffentlichung einer Liste mit weltweit verantwortungsvollen Hütten und Raffinerien. Der Anwendungsbereich der Verordnung erfasst alle Konflikt- und Hochrisikoregionen weltweit und versteht darunter Gebiete, in denen bewaffnete Konflikte geführt werden oder die sich nach Konflikten in einer fragilen Situation befinden. In der EU-VO werden auch solche Gebiete als Konflikt- und Hochrisikogebiete bezeichnet, in denen Staatsführung und Sicherheit schwach oder nicht vorhanden sind und in denen weit verbreitete und systematische Verstöße gegen internationales Recht einschließlich Menschenrechtsverletzungen stattfinden. Die Europäische Kommission will den EU-Einführern/Wirtschaftsbeteiligten ein Handbuch zur Unterstützung der Identifizierung von Konflikt- und Hochrisikogebieten zur Verfügung stellen. Aufgrund der bereits zahlreichen, auf freiwilliger Basis bestehenden Zertifizierungssysteme sieht die EU-VO die Anerkennung dieser unter bestimmten Voraussetzungen vor. Damit sollen Doppelbelastungen und daraus resultierende Wettbewerbsnachteile für die betroffenen Unternehmen verhindert werden. Die Pflichten für EU-Importeure gelten ab dem 1.1.2021. Die Wirksamkeit der EU-VO wird bis zum 1.1.2023 und danach alle drei Jahre überprüft werden. Auch in den USA wurde im Jahr 2010 ein ähnliches Regelwerk geschaffen. Nach dem US-Dodd-Frank Act sind Unternehmen, die an der U.S.-Börse notiert sind, dazu verpflichtet, die Verwendung der Rohstoffe Zinn, Tantal, Wolfram und Gold offenzulegen. Sobald ein Unternehmen in der Produktionsoder Lieferkette zur Offenlegung verpflichtet ist, werden die Pflichten an die anderen Unternehmen in der Lieferkette weitergereicht, wodurch auch EU-Unternehmen betroffen sein können. Im Gegensatz zur EU-VO grenzt der US-Dodd-Frank Act, Section 1502, die Konfliktregion auf die Demokratische Republik Kongo und ihre Nachbarländer ein. Weitere Informationen: Rechtsquelle: EU-Verordnung 2017/821 Informationen auf der HP der WKÖ: https://www.wko.at/service/aussenwirtschaft/Konfliktmineralien.html Information auf der HP der Europäischen Kommission / GD Handel: http://ec.europa.eu/trade/policy/in-focus/conflict-minerals-regulation/ http://ec.europa.eu/trade/policy/in-focus/conflict-minerals-regulation/ help-for-your-business/


PAPYRUS AKTUELLES | Bundesinnung

Qualität . Produktivität . Termintreue . Flexibilität . Trendsetter Die Buchbinderei Papyrus hat seit der Gründung die Fokussierung auf kompromisslose Qualität nie aus den Augen verloren. Damit diese auch weiterhin in der gewohnten Form gehalten werden kann, hat das Unternehmen in eine neue Buchfertigungslinie BF530 (Anschaffung Juli 2013) und in einen Prägeautomat PE312 (Anschaffung: Jänner 2013), beides von Kolbus, investiert. Mit diesen beiden Maschinen wird sowohl die Leistungsfähigkeit als auch die Qualität gesteigert und nachhaltig auf einem hohen Niveau gehalten. Die Leistungsdaten sprechen für sich: Buchfertigungslinie BF530: Buchblockformat beschnitten (gerader oder runder Rücken); min. 70 mm (B) x 100 mm (H) x 3 mm (Rückenstärke); max. 300 mm (B) x 375 mm (H) x 70 mm (Rückenstärke); 70 Takte/Min. Des weiteren kann die BF530 beigestellte Buchblocks mit Drahtspiralbindung (bis max. 25 mm Durchmesser) sowie beigestellte asymmetrische, flexible PVC- und Halb-/ Ganzintegral-Decken verarbeiten. Der Prägeautomat PE312 hat ein max. Prägeformat von 460 x 375 mm; Buchdecken offenes Format: min. 170 x 100 mm, max. 660 x 405 mm, 80 Takte/Min.

Auszeichnungen: 21.06.2006 Goldene Securitas 20.02.2008 5 x schönstes Buch Österreich 18.11.2009 Golden Pixel Award 2009 26.11.2009 Österreichisches Staatswappen 25.01.2010 Österreichisches Umweltzeichen 21.10.2010 3. Platz – Trio des Jahres 2010 07.09.2012 Chain of Custody-Zertifikat / PEFC 07.09.2012 FSC-Zertifikat

Buchfertigungslinie BF530

Buchfertigungslinie BF530

Prägeautomat PE312

Buchbinderei Papyrus GesmbH & co KG Murbangasse 5 • 1100 Wien Tel: +43 1 6892550 • Fax: +43/1/6892554 E-Mail: office@papyrus.co.at • www.papyrus.co.at Ausgabe 02 2017

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Themenschwerpunkt | KUNSTGEWERBE

VOM OSTERNEST ZUM WEIHNACHTSFEST – WO SICH OSTEREI UND CHRISTBAUMKUGEL TREFFEN Macht das Sinn, wo bleibt der Spaß, wenn man sich fast ausschließlich diesen beiden Saisonen widmet? Mit einem Lächeln und einem guten Gefühl kann ich diese Frage mit „Ja“ beantworten. Das Spiel mit Farbe und Pinsel liegt mir seit über 30 Jahren am Herzen und mittlerweile im Blut. Um mich dieser Leidenschaft hinzugeben und damit auch

Heidi Rohrmoser bei der Ostereibemalung

wirtschaftlichen Erfolg zu haben, war diese Spezialisierung notwendig. Gemeinsam mit meinem vierköpfigen Frauen-Team sorge ich dafür, dass die Pinsel in meiner Schauwerkstätte in Kremsmünster selten stillstehen.

© Fotos Heidi Rohrmoser

Ostern beginnt in meiner Werkstätte Mitte Dezember. Sobald die letzten Weihnachtsaufträge erfüllt sind, stellt mein Gehirn und meine kreative Hand sich darauf ein, ausgeblasene Eier zu sammeln, zu säubern und zu lagern. Diese wunderbaren Naturprodukte stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung. Gute Kontakte, Umsicht und Genauigkeit sind wichtig, um diese „Rohlinge“ ausreichend und zur gegebenen Zeit zur Verfügung zu haben. Spätestens Ende Februar sollte der größte Teil unserer Osteraufträge gefertigt und auch beim Kunden sein. Ein späterer Ostertermin bietet für uns mehr Möglichkeiten diese beliebten Sammlerstücke auf den Markt zu bringen. Eine gute Vorbereitung und meine langjährige Erfahrung kommen mir da sehr zugute. Bemalte Glaskugeln, nicht ausschließlich für Weihnachten,

Zusammenarbeit mit verlässlichen Handelspartnern macht

ist mein absolutes Kerngeschäft. Dennoch ist es die Weih-

es mir leichter nach Auftrag zu fertigen. So ist es mög-

nachtskugel, ob für den Baum oder als Raumschmuck, die

lich, mit „Osterei“ und „Weihnachtskugel“ meine kleine

mir die größte Freude an meiner Arbeit bereitet. Von tradi-

Schauwerkstätte wirtschaftlich positiv zu führen und meinen

tionell bis farblich völlig ausgefallen, mit Echtgoldauflage

Mitarbeiterinnen einen ganzjährigen Arbeitsplatz zu geben.

oder Silberrand. Hunderte Möglichkeiten und Anregungen

Sondermodelle anzufertigen ist ebenfalls immer wieder

werden liebevoll und mit größter Sorgfalt umgesetzt und

Thema und bereichern den Arbeitsalltag.

das im Frühjahr und im Sommer. Gutes Handwerk verträgt wenig Zeitdruck, gesunder Stress ist jedoch gerade bei

Meine Funktion als Berufsgruppensprecherin versuche ich

kreativen Menschen manchmal von Vorteil.

bestmöglich auszuüben, die Stellvertretung für unseren Innungsmeister habe ich gerne übernommen und danke an

Im Juli dürfen Pinsel und Team ruhen und Urlaub machen.

dieser Stelle für das Vertrauen.

Alle auf ihre Weise, um sich zu erholen, frische Kraft zu schöpfen und sich auf neue Herausforderungen in unserem Beruf zu freuen. Die Teilnahme auf Messen und die gute

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Heidi Rohrmoser


Themenschwerpunkt | KUNSTGEWERBE

KREATIVES OBERÖSTERREICH – WEIHNACHTEN IM SCHLOSS LAMBERG Seit fast 30 Jahren findet an den Adventwochenenden eine Weihnachtsausstellung in der Christkindl-Stadt Steyr statt. Brigitte Gaumberger ist als Organisatorin bemüht, Kunsthandwerkern aus ganz Österreich für den Verkauf ihrer Produkte eine stilvolle Plattform zu bieten. Gemeinsam mit Innungsmeister Christian Oucherif habe ich unsere Aussteller besucht, um mit einigen unserer zahlreichen Mitglieder in persönlichen Kontakt zu treten. Viele von ihnen nehmen das Angebot, sich bequem und gut geführt im Schloss Lamberg präsentieren zu können, seit vielen Jahren an. Gemütliche Atmosphäre und interessierte Kunden machen auch einen wirtschaftlichen Erfolg möglich. Zufriedenheit bei den Ausstellern und auch beim Veranstalter wurden deutlich spürbar. Eine wunderbare Gelegenheit mit unseren Kollegen in Kontakt zu kommen, sich auszutauschen, sich zu informieren und natürlich einzukaufen. Kontakt/Adresse: www.weihnachtsausstellung.at

Auf dieser Seite von oben nach unten: Heide Rohrmoser mit Andrea Mimler (GS), Katharina Rath (Modeschmuck) Beatrix Malleck (Trachtenwerk – info@kette-knopf.at) und Brigitte Gaumberger © Fotos C. Oucherif

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Themenschwerpunkt | KUNSTGEWERBE

BRANCHENTREFFS ZUM THEMA IMAGEAUFWERTUNG UND NETZWERKEN

M

it diesem Ziel möchte ich in jedem Bezirk einen Branchentreff für die Erzeuger kunstgewerbli-

cher Gegenstände einführen. Ich finde, dass wir sehr intensiv an unserem Image arbeiten müssen, damit wir in der Öffentlichkeit als diejenigen gesehen werden, die wir sind. Wir Kunsthandwerker sind kreative Menschen, die tolle Ideen haben und diese in vielen intensiven Arbeitsschritten umsetzen und diese einzigartigen Produkte/Kunstwerke dann auch erfolgreich vermarkten. Dazu müssen wir genauso gut organisiert und strukturiert sein wie alle anderen Branchen. Es ist mir ein Anliegen, dass wir unsere Stärken, Fähigkeiten und unser Können

Anny Fuchsbauer, Andrea Oberndorfer, Anna Ressl, Christine Hehal, Margarethe Eder, sitzend: Sieglinde Almesberger und Monika Hartl © Fotos LI LI NÖ

selber erkennen und uns dabei gegenseitig unterstützen – uns gegenseitig kennenlernen, vernetzen,

Erfolgreich haben wir bereits den Branchentreff Melk ins

austauschen, uns über Märkte, Ausstellungen, Messen

Leben gerufen, auf Anhieb kamen interessierte Kolleginnen

informieren, Kooperationen eingehen, gegenseitige Mit-

und Kollegen. Ein reger Austausch hat stattgefunden, und

bewerbung/Folderaustausch etc. – und auch Kontakt zur

eine Whats App-Gruppe ist eingerichtet, in dieser herrscht

Innung hergestellt ist. Die Innung kann in der einen oder

reger Austausch. Verantwortlich für den Bezirk Melk ist Frau

anderen Angelegenheit unterstützend sein, z.B.: bei einem

Monika Hartl/Glas trifft Handwerk. An dieser Stelle bedanke

gemeinsamen Werbeauftritt, dazu gibt es die einheitlichen

ich mich für die Bereitschaft als Kontaktperson und als koop-

Firmenschilder, Unterstützung bei der Organisation von

tiertes Innungsausschussmitglied mitzugestalten.

Märkten, Taschen, das Kunsthandwerkslogo kann von jedem Innungsmitglied verwendet werden, u.v.m. Es ist auch

Bei unseren ersten Treffen in Melk (zwei hatten wir bereits)

wichtig, dass Sie mit Ihren Anliegen zu uns kommen.

haben wir einstimmig beschlossen, dass das Wort „BASTELN“ das Unwort des Jahres ist. Solltet Ihr übrigens auch übernehmen.

Ebenso ist es mir wichtig, dass wir uns gegenseitig stärken und so mit Selbstvertrauen unseren Berufsstand nach

Die Gruppe ist dabei sich kennenzulernen, trägt alle Ideen

außen tragen, oder besser gesagt, dass wir unsere Stärken

zusammen um in weiteren Treffen konkrete Schritte zu setzen

mit unseren Unikaten in die Welt hinaus tragen. Wir sind

und sie ist dabei zu wachsen.

dadurch Werbeträger für reine Handarbeit aus Österreich. Wir sind eine ständig wachsende Berufsgruppe, und es Damit die Branchentreffs in allen Bezirken eingeführt werden

ist sehr interessant, zu wissen, was der eine oder andere

können, brauche ich Unterstützung. Ich kann unmöglich in

macht. In diesem Sinne hoffe ich, dass es gelingen möge in

allen Bezirken aktiv werden, dazu ist NÖ zu groß. Beim ersten

den anderen Bezirken ebenso einen Branchentreff einzu-

Mal werde ich auf jeden Fall dabei sein, aber dann sollte

führen. Wer Interesse hat, möge sich bitte bei mir melden

das Treffen eine Eigendynamik entwickeln. Es braucht eine

– meine Tel. Nr. 0650 37 37 077

Verantwortliche/Verantwortlichen, der sich für seinen Bezirk einsetzt und die Fäden zur Innung in die Hand nimmt.

Mit kollegialen Grüßen Sieglinde Almesberger – eure Berufsgruppenvorsitzende

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Themenschwerpunkt | KUNSTGEWERBE

NEUE KOOPERATION MIT „UNSERER“ KLEINEN ZEITUNG

Z

entrale Themen, die wir am Inspirationstag ausgearbeitet haben, sind einerseits der große Wunsch nach einer Kunsthandwerksmesse, anderseits die Möglich-

keit unsere schönen Handwerke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. So wollen wir einmal mehr auf die Kraft des gedruckten Wortes in der Kleinen Zeitung setzen, um auf einer Reise durch die Regionen unser Kunsthandwerk nachhaltig einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Somit hat sich die Serie PRIMUS / Wirtschaft Spezial als besonders geeignet erwiesen. So können wir jeden ersten Montag im Monat im Hauptblatt der Kleinen Zeitung Steiermark unseren Themenschwerpunkt setzen. Dieser wird in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsredaktion aufbereitet. Als regionale Serie mit Blick auf die jeweilige Fokusregion erfolgt der „Blick über die Schulter“ bei einem Kunsthandwerkbetrieb und gibt interessante Einblicke in das Schaffen

Abrunden werden wir das laufende Jahr mit einer weiteren

und Wirken. So werden unsere steirischen Betriebe spür- und

Auflage des Hochglanzmagazins „Juwelen & Uhren 2017“.

erlebbar ins Bild gerückt. Zusätzlich integrieren wir hier in

Es wird wieder in der Vorweihnachtszeit erscheinen und allen

einem exklusiven Layout unsere „Schätze aus der Region“. Es

Lesern Lesestoff in edler Optik für hochkarätige Weihnachts-

ist uns wichtig mit unseren „Schätzen“ im Laufe der Zeit eine

geschenke, aktuelle Schmucktrends, neueste Uhrentrends

bunte Landkarte zu erstellen, auf der die Köpfe der kreativen

und Modelle sowie einen Überblick zu den steirischen

Kunsthandwerker und deren Produkte Bekanntheit erlangen.

Handwerks- und Schmuckhandelsbetrieben geben. Wie im

Dies hilft den Genannten einerseits, es wird aber bestimmt

Vorjahr bieten wir im Innenteil einen integrierten Adressteil

auch Lust auf unsere Kunsthandwerke machen.

mit unseren Mitgliedsbetrieben an (Aufnahme nach Wunsch und erfolgter Rückmeldung).

Unsere Reise wurde im Juni in Leoben / Mürztal begonnen, führte uns im Juli nach Weiz, im September geht‘s

Um zeitgemäß zu agieren und zu den etwa 545.000 täglichen

ins Ennstal. Fortgesetzt wird mit den Regionen wie folgt:

Printlesern auch die Vielzahl der digitalen Plattformen zu nut-

Oktober, Hartberg; November, Süd-Weststeiermark und im

zen, haben wir uns auch entschlossen die Artikel als digitales

Dezember wartet Graz-Umgebung.

PR-Special in der ePaper Ausgabe mit Sammelfunktion(!) zur Verfügung zu stellen. In diesem Special können wir in Zukunft

Unser auffallend gewähltes Format ist eine repräsentative

auch Videos integrieren und somit einzelnen Geschichten

Doppelseite pro Termin im exklusiven Layout mit Seriencha-

bereichern. Zudem erleichtert dies die Möglichkeit per Link

rakter. Genau diese Einblicke sind uns wichtig, um unsere

Artikel weiterzugeben bzw. zu implementieren.

Kunsthandwerker mit all unseren handgemachten Meisterstücken zu präsentieren, um die Liebe, Zeit, das Können, die

Damit ist eine Kombination aus der Kraft des gedruckten

Wertigkeit zu sehen und zu schätzen, die in ihnen stecken. Als

Wortes und der Verknüpfung mit der digitalen Welt gut

Fernziel ist auch ein Sammelband als Buch angedacht, das

gelungen.

dann über den Web-Shop der „Kleinen“ verkauft werden soll. Für alle, die in eigener Sache etwas mehr Aufmerksamkeit

Gleich ausprobieren www.kleinezeitung.at/kunsthandwerk!

oder gezielt werben wollen, besteht auch die Möglichkeit über die Online-Aktion der „Kleinen“ Produkte oder

Wir freuen uns mit dieser Kooperation das Steirische Kunst-

Dienstleistungen zu versteigern und so Werbeguthaben zu

handwerk in seiner Vielfalt und Einzigartigkeit so vielen Lese-

erwerben. Besondere „Schmuckstücke“ sollen sogar in den

rInnen näher zu bringen und auch so auf besondere Termine

Webshop der Zeitung aufgenommen werden. Wie gesagt,

und Veranstaltungen hinzuweisen.

wir sind dabei und verfolgen ein Gesamtkonzept.

Text: Rupert Hofer

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Themenschwerpunkt | KUNSTGEWERBE

DIE KUNST DER VIELFALT … … so lautet das Lebensthema der Künstlerin und Galeristin Andrea Maria Reiser. Nach ihrer Ausbildung zur Textildesignerin studierte sie Bühnen- und Kostümbild sowie Theatermalerei am Mozarteum in Salzburg. Das Spektrum Ihrer Werke reicht von der Gestaltung der Bühnenbilder über Malerei bis zu Teppichkreationen, die sie seit vielen Jahren nach Nepal führen. Neben dem Entwurf von faszinierenden Mobile oder der Individualisierung von Lustern hat Andrea Maria Reiser nach dreißig Jahren als freischaffende Künstlerin, ihr Portfolio seit kurzem als Unternehmerin mit der REISER ARTBAG erweitert. Die Künstlerin entwirft Unikate und limitierte Editionen von Handtaschen und Rucksäcken in höchster Qualität, auf Wunsch auch passend zum Lieblingsoutfit. Die REISER ARTBAG gibt es in verschiedenen Größen, ob aus Samt und Seide oder Leinen – alles HANDMADE IN SALZBURG. Abgesehen vom Design und künstlerischem Ausdruck ist es auch eine Aufgabe der Handwerker, Designer und Künstler, ausgezeichnete Qualität umweltfreundlich zu produzieren und sich um sorgsamen Umgang mit Ressourcen zu bemühen. Amina Angelina Nührig

Ihre Galerie ist ein Ort der Begegnung: sie bietet die

Bryan Reinhart

Gelegenheit zu erleben, wie ein Bild, ein Mobile oder neues Design für eine ihrer Taschenkreationen entsteht. Aus ihrer Sammlung aus verschiedenen Ländern, Festspielhäusern und hochwertigen, auch handgewebten Stoffen werden die Designs entwickelt, manchmal bestickt oder mit

Reiser

Perlen verziert. Sie erfreut das Publikum aber auch mit regelmäßigen Ausstellungen in der Galerie mit Schwerpunkt Malerei, Skulptur, Fotografie und Junge Künstler.

Frau Reiser möchte Interessierten Kunst und Design näher bringen, überraschen, erfreuen, zum Nachdenken anregen,

Die Künstlerin selbst lebt und arbeitet in Salzburg-Nonntal.

ins Gespräch kommen und auch zeigen, dass es möglich

Ihre Werke präsentieren sich vielfältig in Ausstellungen, in

ist, klein aber fein, individuell und außergewöhnlich ein

den Schätzen von Sammlern, im öffentlichen Raum wie in

erfolgreiches Unternehmen zu führen.

Publikationen.

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Themenschwerpunkt | KUNSTGEWERBE

MARION RITZINGER Marion Ritzinger – die vielseitige Künstlerin, multimediale Kunsttherapeutin und Kreativtrainerin und KinderYogaLehrerin (www.MariONE.at) – beschäftigt sich bereits ihr halbes Leben mit der „Reservierungstechnik” WACHSBATIK. Bei dieser sehr alten, aus Indien stammenden und in Indonesien groß gewordenen Färbetechnik, die 2009 als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt wurde, wird mit flüssigem Wachs gearbeitet. BATIK heißt wörtlich übersetzt „Mit Wachs schreiben”. Mit dem traditionellen Tjanting (Wachskännchen) oder Pinsel oder auch mittels Stempel (BlockPrintBatik) werden Muster auf den Stoff aufgetragen, die im anschließenden Farbgang KEINE Farbe annehmen, der Stoff ist an dieser Stelle reserviert. Diese Vorgänge – Wachs auftragen und Färben – werden beliebig oft wiederholt und zum Schluss wird das Wachs ausgebügelt oder ausgewaschen. Berücksichtigt man, wie lange die Entstehung eines BATIK-Werkes dauert, wie oft man direkt mit dem Stoff in

Kontakt ist, ihn im Farbbad hin- und her bewegt, wie vielen Überraschungen man vielleicht gegenübergestellt ist, weil das Stück nach dem Färben dann doch wieder anders aussieht als erwartet, ist bald klar: BATIK ist viel mehr als ein Stück gefärbter Stoff! BATIK ist gelebte Handwerkskunst, BATIK ist ein Prozess, BATIK fordert den Menschen auf, sich ganz dem Werden hinzugeben! Kunsttherapeutisch beleuchtet ist dies ein einzigartiges Geschenk: Der Künstler hat die Möglichkeit sich mit seinem Werk mit-zu-ent-wickeln! Sei es in der Vorstellung – die von BATIK recht oft über Bord geworfen wird. Oder in der Hingabe – die uns BATIK ganz besonders lehrt. Zu sehen was in einem steckt, was man selbst wachsen lassen kann, wie farbenfroh die eigene Innenwelt gestaltet ist, die sich dann im fertigen Werk spiegelt ist überwiegend erhebend! Marion bietet die Möglichkeit diese traditionelle Technik des Färbens in Workshops für Groß und Klein kennenzulernen. Auch für Kinder bietet TIE&DYE – die berühmte und nie aus der Mode kommende „Bindebatik“ – eine tolle Gelegenheit um in die Welt des Textilfärbens einzutauchen zum Beispiel bei Kindergeburtstagen oder in der Ferienbetreuung. Text und Fotos: Marion Ritzinger Ausgabe 02 2017

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Themenschwerpunkt | KUNSTGEWERBE

„KUNSTHANDWERKSMESSE“ – KUNST, DESIGN UND HANDWERK AUF BURG RABENSTEIN Burg Rabenstein, ein bauliches Juwel und Gesamtkunstwerk der besonderen Art, bietet am Wochenende des 30. September und 1. Oktober 2017 das Ambiente für ein außergewöhnliches Kunstfest. Knapp 60 nationale und internationale KünstlerInnen, HandwerkerInnen und DesignerInnen der verschiedensten Genres präsentieren an diesen zwei Tagen ihre Objekte und Kreationen in dieser einzigartigen Umgebung. Im Vorjahr gab es die erste Ausgabe der Veranstaltung. Der Erfolg war für die Veranstalterinnen überwältigend. Die lebendige und abwechslungsreiche Ausstellung konnte den Besuchern eine immense Bandbreite und hohe Qualität an Handwerks- und Designkunst vermitteln. Es durften an den beiden Veranstaltungstagen an die knapp 2000 Gäste begrüßt werden. Die künstlerische Leitung obliegt Frau Andrea Radinger. Die umtriebige Künstlerin und Kunsthand-

Dem auf dem Inspirationstag geboren Wunsch nach einer

werkerin aus Leoben ist für ihre Gartenausstellung „Kunst im

Kunsthandwerksmesse folgend, hat die Landesinnung eine

Grünen“ bekannt. Burg Rabenstein ist ein Veranstaltungsort

Arbeitsgruppe zu diesem Thema gegründet. Nach einigen

für vielerlei halböffentliche Feste. Hochzeiten, Seminare,

Überlegungen den Ort und Zeitpunkt betreffend, fiel die Ent-

Geburtstagsfeiern und Burgführungen werden im wunderbar

scheidung, eine Kooperation mit dem Markt „Kunst, Design &

behutsam renovierten Baujuwel abgehalten. Jedoch werden

Handwerk“ einzugehen. Wir wollen uns vielseitig einbringen,

an den beiden Tagen die Tore für die gesamte Öffentlichkeit

Synergien sollen eine stetige Weiterentwicklung ermöglichen.

geöffnet, was eine einzigartige Chance darstellt, die Burg

Mit unseren Kontakten und Ideen wollen wir zur weiteren

kennenzulernen und zu erfahren.

Verbreitung und Bewerbung der Veranstaltung beitragen. Ein gemeinsamer Besuch des Landesinnungsausschusses am Abend vor Messebeginn, soll ein Kennenlernen mit der Örtlichkeit, den Künstlern, Handwerkern und Organisatoren ermöglichen, um auch den Raum für Ideen und Neues zu öffnen. Heuer sind schon alle 60 Ausstellerplätze vergeben, ab dem nächsten Jahr ist die Landesinnung auch „aktiv-kreativ“ mit dabei. Wir wollen die Vielfalt des Kunsthandwerks zeigen, mit lebendigen Werkstätten Interesse wecken, Handwerk lebendig und „begreifbar“ machen. Wir wollen einigen unserer Kunsthandwerker ermöglichen mit dabei zu sein. Wir planen die Veranstaltung auszuschreiben, um dann gemeinsam mit Frau Radinger geeignete Kunsthandwerker und Interessenten auszuwählen, damit für die Kunstliebhaber und diejenigen, die das Kunsthandwerk schätzen ein bestmöglicher Mix geboten werden kann.

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Ausgabe 02 2017


Themenschwerpunkt | KUNSTGEWERBE

Weitere Informationen: Kunst, Design & Handwerk 30. September – 1.Oktober 2017 10:00 – 18:00 Uhr Eintritt: 6 Euro Kontaktdaten Burg Rabenstein: Informations- und Betriebs GesmbH Adriach 41 Ursula Puff A-8130 Frohnleiten Tel.: +43 3126 39775 11 Mobil.: +43 664 884 343 00 E-Mail: ursula.puff@burg-rabenstein.at AndreaUltimate: Andrea Radinger-Reisner Vordernbergerstraße 28 A-8700 Leoben Mobil.: +43 676 322 47 63 radinger@andrea-ultimate.com

Kunst, Design und Handwerk auf Burg Rabenstein wird kulinarisch vom örtlichen Gastronomiebetrieb Landhaus Rois betreut. Die Eröffnung der Ausstellung am 30. September 2017 um 10 Uhr wird von einem Ensemble des russischen Araca Orchesters begleitet und vom Bürgermeister der Stadt Frohnleiten, Johannes Wagner, vorgenommen. Im Zuge der Eröffnung dürfen wir uns auf die Verleihung des Qualitätsgütesiegels von der Art Austria freuen. Von Art Austria wurde Kunst, Design und Handwerk auf Burg Rabenstein unter mehr als 60 Veranstaltungen mit vergleichbarer hoher Qualität im ersten Antreten auf Rang 6 gewählt. Dies belegt die besondere Güte der Veranstaltung. Wir freuen uns schon sehr darauf! Text: Ursula Puff, Rupert Hofer Fotos © Susanne Scherhaufer

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Themenschwerpunkt | KUNSTGEWERBE

ANA CHRON. TAMARA NEUBAUER – Taschenerzeugung/Upcycling Wien, 2. Bezirk: Im letzten Jahrzehnt finden sich immer mehr kreativ tätige Kunsthandwerker hier in der Leopoldstadt ein, um auf alternativen Wegen hochwertige Produkte herzustellen. Tamara Neubauer ist eine von ihnen und sie hat sich unter dem Namen „ANA chron.“ auf das Upcycling von alten Produkten und Produktteilen spezialisiert. Ihre Meisterwerke sind Taschen aus alten Leder- und Bucheinbänden. Je nach Größe des früheren Buches entsteht eine neue Tasche. Foto: LI Wien

Gerade die interessanten Buchrücken mit alten Motiven geben der neuen Tasche ihr Charisma, anderes kann man dieses bemerkenswerte Produkt nicht bezeichnen. Seit 2013

Mit vier anderen Handwerkern ist sie in ihrer Gemeinschafts-

hat sie ihre Leidenschaft alte Bücher aufzustöbern zu ihrem

werkstatt tätig, wo auch reger Tauschhandel betrieben wird,

Beruf gemacht. Gerade Bücher, die für das Antiquariat nicht

indem etwa die Illustrationen der alten Bücher von einem

mehr interessant sind, sind die Grundlage für ihr Handwerk.

Kollegen für Collagen genutzt werden. www.ana-chron.at

IZZY’S GLASS BEADS ISABELLA DELLA ROWERE – Handgefertigter Glasperlenschmuck Mitten in einer beschaulichen Gegend in der Vorstadt, in Oberlaa im 10. Wiener Gemeindebezirk hat sich Isabella Della Rowere ihre Werkstatt im Dachgeschoß ihres Hauses eingerichtet. Schon bald betritt man eine faszinierende Welt, die des Glases. Vor 11 Jahren begann sie mit dieser Art des Glasschmucks, dem Glasperlendrehen zu experimentieren und entwickelte auf ihre Art und Weise diese Kunst weiter. Seit 8 Jahren Mitglied der Landesinnung Wien hat sie ihr Hobby auch zum Beruf gemacht. So kommunikativ wie sie im persönlichen Umgang ist, so agil agiert sie auch im Internet und das besonders stark in den sozialen Medien. Wer Glasperlenschmuck in höchster Vollendung made in Austria erwerben möchte, kommt an ihr nicht vorbei. Gerne gibt sie ihr Wissen Foto: LI Wien

auch weiter, aus Sicherheitsgründen (Gasflamme!) aber nur für maximal 2 Personen. Doch ihr Portfolio ist wesentlich größer, z.B. stellt sie gerne auch Emailschmuck her. www.izzysbeads.at

MIKOWOODCRAFT MICHAEL KOSNAR – Schmuck aus Edelhölzern Wien-Favoriten, Hasengasse: Wer hier noch immer einen „Echten Wiener geht nicht unter“ vermutet, der irrt. In einer sonnigen Dachgeschoßwerkstatt stellt Michael Kosnar unter dem Namen „Mikowoodcraft“ exquisiten Schmuck aus Edelhölzern her. Spezialisiert ist er auf die Herstellung von Ringen mit unterschiedlichstem Design, aber auch anderer Schmuck, wie Anhänger, werden von ihm hergestellt. Als passionierter Zigarrenraucher ist ihm vor mehreren Jahren nicht entgangen, dass die Zigarren in der Verpackung zusätzlich mit einem Furnierplättchen fixiert werden und so hat er diese aus Interesse gesammelt. Nach und nach ist in ihm der Entschluss gereift, damit doch etwas Neues zu schaffen. Er hat die Zeichen der Zeit erkannt, dass alternativer Schmuck, wie eben aus Edelholz, mehr und mehr nachgefragt wird und hat sich im Jänner 2016 damit selbstständig gemacht. Seitdem ist er

Foto: LI Wien

unermüdlich auf allen möglichen digitalen und analogen Plattformen unterwegs, um seine Produkte zu bewerben. Gerade seine Exporte ins europäische und nordamerikanische Ausland machen ihn sehr stolz. www.mikowoodcraft.com

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Ausgabe 02 2017


Themenschwerpunkt | KUNSTGEWERBE

GUNDA SEIM – Kunsthandwerk aus der ContainerSchmiede Endlose Ideen und Projekte dazu werden in so mancher schlaflosen Nacht geboren. Die Kombination der favorisierten Materialien stellt einen besonderen Reiz dar. Handgeschmiedete Gegenstände verbreiten eine ursprüngliche Atmosphäre. Gemütvolles in einer hektischen Zeit und einer Welt aus Plastik. Manche Gegenstände dürfen natürlich rosten, andere werden mit Bienenwachs oder Camellia-Öl lebensmitteltauglich versiegelt. Die meisten Sachen sind nicht nur schön, sondern haben auch eine Funktion und sollen verwendet werden. Niemals kitschig. Immer originell! Kleine In zwei ausrangierten Frachtcontainern befindet sich eine

Ledersachen sind perfekte Geschenke. Erst einmal in die Hand

kleine Werkstatt mit Freiluft-Schmiede. Von Kindesbeinen

nehmen und knarren lassen. Dann an die Nase halten und den

an mit Kunst aufgewachsen – als Tochter eines freischaffen-

Ledergeruch einatmen. Eine Buchhülle, ein Etui oder ein Arm-

den Bildhauers und einer Vergolderin in Salzburg – arbeitet

band, das es genau so nur einmal auf der Welt gibt. Vielleicht

hier Gunda Seim und versucht dabei, ihren zahllosen kreati-

mit einem eingeprägten Schiftzug nach Kundenwunsch?

Für Grund Gunda Seim istzum das Schöpferische das Leben. Feiern: Rut Ein Grund Ein zum Feiern: 3Siestarke M3 eröffnet eine Filiale Sind Sie neugierig geworden auf mehr? in DannTirol! schauen auf Hier entfacht die Autodidaktin ihr Schmiedefeuer. FELBER Es raucht FELBER eröffnet eine Filiale in Tirol! der Homepage www.containerschmiede.eu vorbei oder lesen und qualmt. Der schwefelige Feuergeruch der Steinkohle ven Einfällen Herr zu werden.

breitet sich aus. Es wird gehämmert und gedengelt. Urige

den ganzen Text unter www.kunsthandwerk-online.at

Unikate entstehen: hauptsächlich aus Eisen und Leder. Text und Fotos: Gunda Seim

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DAS GROSSE INTERVIEW

GROSSARTIGE STANDORTE IM HERZEN WIENS JMW-DIREKTORIN DR. DANIELLE SPERA IM INTERVIEW. Was macht die Einzigartigkeit des Jüdischen Museums in Wien aus? Ist es die Tatsache, dass das Museum 1895 als erstes jüdisches Museum weltweit gegründet wurde oder gibt es noch andere Besonderheiten? Das Wiener Jüdische Museum war das erste Jüdische Museum der Welt, mit einer bedeutenden Sammlung an Judaica. Es wurde 1938 von den Nazis zerstört, nur die Hälfte der damaligen Objekte ist wieder im gegenwärtigen Jüdischen Museum Wien gelandet. Die Besonderheit unseres Hauses resultiert nicht nur aus der einzigartigen Geschichte der Wiener Jüdischen Gemeinde, die die drittgrößte in Europa und größte im deutschen Sprachraum war, aber auch durch eine bedeutende Sammlung, die aus mehreren Teilen besteht. Herausragend sind u. a. jene Objekte, die aus Ruinen der 1938 zerstörten Synagogen gerettet werden oder vorher in Sicherheit gebracht werden konnten. Sie sind seit 2010 Direktorin dieses Museums. Kurz nach Beginn Ihrer Tätigkeit als Direktorin mussten Sie eine Funktionssanierung durchführen. Was hat sich

Foto: Jüdisches Museum Wien

dadurch verändert? Zunächst musste die gesamte Haustechnik von der Klima-

und mehr über die Gemeinsamkeiten der Kultur, Religion

anlage bis zu den Aufzügen komplett erneuert werden.

und Tradition zu erfahren.

Sie war bereits so veraltet, dass sie nicht mehr funktionsfähig war. Durch einige Öffnungen und Durchbrüche von

Überall gibt es Subventionskürzungen. Wie wirken sich

Mauerteilen präsentiert sich das Palais Eskeles heute als

diese Kürzungen für das Jüdische Museum aus?

offenes, helles und freundliches Haus mit einer verbesserten Empfangssituation. An unserem zweiten Standort wurde 2010 ebenfalls die Haustechnik erneuert und das Museum Judenplatz renoviert, dies konnte ausschließlich aus Sponsorengeldern geschehen, wofür ich sehr dankbar bin. Ihr Ziel 100.000 Besucher zu erreichen wurde bei weitem übertroffen. Welche Ziele haben Sie sich für Ihre weitere Funktionsperiode als Direktorin gesetzt? Ein Ziel ist es, eine neue Dauerausstellung zum Jüdischen Wien im Mittelalter umzusetzen. Die erste jüdische Gemeinde war herausragend, wichtige Rabbinerpersönlichkeiten, deren Werke bis heute verlegt werden, lehrten hier. Ein besonders wichtiges Ziel ist es, noch mehr Jugendliche zu erreichen, es sollte jede Schülerin, jeder Schüler min-

Wir mussten Bereiche, die ich eingeführt hatte, wieder einsparen und können Pensionierungen nicht mehr nachbesetzen. Sie bieten seit einiger Zeit Führungen für Flüchtlinge an, um einen Beitrag zur Integration zu leisten. Kann man schon Veränderungen, Erfolge sehen? Es ist essentiell, dass die Gruppen öfter als einmal in das Museum kommen, so kann es gelingen, noch mehr von den Programmen zu profitieren. Vor kurzem wurde die Ausstellung „Die bessere Hälfte. Jüdische Künstlerinnen bis 1938“ eröffnet. Wie werden so interessante Themen für Ausstellungen ausgesucht, gefunden und umgesetzt?

destens einmal im Jüdischen Museum Wien gewesen sein,

Wir haben eine ganze Fülle an Themen, die wir umsetzen

um die Bedeutung der Wiener Jüdinnen und Juden für die

wollen, es werden immer mehr, da wir in unseren vielen

Entwicklung unseres Landes und unserer Stadt zu erfahren

Diskussion immer auf neue Ideen kommen.

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DAS GROSSE INTERVIEW

Wird all die Arbeit von Ihnen und Ihrem Team gemacht? Ja.

Herbert Obermoser Franz-Ofner-Straße 20 · 5020 Salzburg Tel. +43 / 662 / 45 32 58 druckformen@druckformen.at

Woher kommen die Ausstellungsobjekte? Es sind Leihgaben, aber auch Objekte aus unseren Sammlungen. Müssen Sie Provenienzforschung machen? Das Jüdische Museum der Stadt Wien ist – verglichen mit anderen österreichischen Museen – ein junges Museum. Im Mittelpunkt der Provenienzforschung stehen Ankäufe oder Schenkungen, die bei Übergabe noch nicht der Provenienzforschung unterzogen wurden. Durch die Subventionskürzung durch die Stadt Wien seit Anfang 2016 ist nur noch eine projektbezogene Provenienzforschung möglich. Gibt es im Museum genügend Platz für die Objekte? Wir könnten wesentlich mehr Platz brauchen, allerdings ist das auch immer eine Frage des Standortes. Wir sind mit unseren beiden großartigen Standorten mitten im

Ihr Spezialist in der Herstellung von Prägeformen www.druckformen.at

Herzen von Wien sehr zufrieden und gut an den öffentlichen Verkehr angebunden. Von wem stammten die Objekte? Sind sie Leihgaben oder stehen sie im Eigentum des Museums? Die Objekte für Wechselausstellungen sind meist Leihgaben, viele stammen aber auch aus dem Museum, das kommt ganz auf das Thema an. Das Museum am Judenplatz wurde im Oktober 2000 eröffnet. Zehn Jahre später wurde durch das Jüdische Museum Wien eine permanente Ausstellung erarbeitet. Wird diese Ausstellung bleiben oder denken Sie an die Erarbeitung einer neuen Dauerausstellung? Wir haben im Jahr 2013 im Palais Eskeles eine neue Dauerausstellung erarbeitet, die am 18. November, genau 20 Jahre nach dem Einzug des Jüdischen Museum Wien in das Palais Eskeles unter Beisein des Herrn Bundespräsidenten, des Herrn Oberrabbiners, des Wiener Bürgermeisters, zahlreicher Minister und Vertreter des öffentlichen Lebens feierlich eröffnet wurde. Wie bereits erwähnt, ist es wichtig, auch das jüdische Leben im Mittelalter neu zu erzählen und vor allem auch an den Standard unserer neuen permanenten Ausstellung im Palais Eskeles anzupassen.

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Wettbewerb | BUCHBINDER

17. BUNDESJUGENDLEISTUNGSWETTBEWERB DER BUCHBINDER IN WIEN Die diesjährige Preisverleihung des internationalen und nationalen Wett­ bewerbs der besten Buchbinderlehrlinge Österreichs, Deutschlands und der Schweiz fand in Wien statt.

Am 24. Juni 2017 war es dann endlich so weit: anlässlich

Die aus den drei Ländervertretern bestehende Jury beurteilte

Pinter zeigte sich in seinen Begrüßungsworten beeindruckt

ein Wochenende lang kritisch die eingesandten Exemplare

von den ausgestellten Werken und hob die Bedeutung der

nach Lehrjahren getrennt.

handwerklich dualen Ausbildung im Handwerk hervor.

einer Festveranstaltung im MAK (Museum für angewandte Kunst) konnten die Preise und Auszeichnungen von Berufsgruppenobfrau Christine Weiner, dem Bundeslehrlingsbeauftragten Bernhard Sanders und dem Juror, Buchbindermeister Hans Dieter Jung aus Deutschland an die stolzen Lehrlinge übergeben werden. Bundesinnungsmeister KR Hans-Joachim

Aufgabe war es, aus einem losen Buchsatz des Autors Stefan Peters mit dem Titel „Erstbezug“ ein kreatives, den hohen

Umrahmt wurde die Veranstaltung von Führungen im MAK,

handwerklichen Ansprüchen gerechtes Buch zu fertigen.

einem interessanten Fachvortrag über Buntpapiere von Frau

Beurteilt wurden 59 Bücher.

Mag. Mühlbacher und einer Einführung des Autors Stefan Peters über sein Werk. Die Ausstellung der Bücher zeigte eindrucksvoll, mit welcher Kreativität, Liebe zum Detail und hoher Qualität die anspruchsvolle Aufgabe erfüllt wurde. Ausstellungen in Deutschland und der Schweiz werden folgen. Ein gemütlicher Ausklang in Wiens ältestem Heurigenkeller gab interessanten Gesprächen Gelegenheiten, alte und neue Kontakte zu knüpfen.

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Wettbewerb | BUCHBINDER

Eine umfangreiche Fotodokumentation der eingesandten Kunstwerke und der Veranstaltung finden Sie unter: https://www.wko.at/branchen/gewerbe-handwerk/kunsthandwerke/ buchbinder/Internationaler-Jugendleistungswettbewerb-2017.html

Text: Bundesinnung der Kunsthandwerke, Fotos: Florian Wieser

Ausgabe 02 2017

–

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Landesinnung Wien | BUCHBINDER

WIENER BUCHBINDER IM UNTERGRUND

B

ei unseren Treffen am Buchbinder-Stammtisch wurde aus der Idee eines Kaffeehausbesuches bei unserem ehemaligen

Kollegen Josef Fischer die Einladung zum Besuch seines Gewölbekellers in der Kellergasse von Hadres ausgesprochen. Dieser kamen am 22. April 2017 dreizehn durstige und hungrige Gleichgesinnte mit Begleitung nach. Die Anreise erfolgte im Privatauto oder Fahrgemeinschaft. Schon beim Empfang in dieser würzigen Weingegend gab es ein Schnäpschen von edlem Geschmack. Pepperl Fischer, ein Unikum in seiner Art, hat mit seiner lieben Frau und einer Freundin des Hauses ein Mittagessen mit Schweinsbraten, Knödel und Erdäpfelsalat kredenzt, welches höchstgepriesen wurde. Bei der anschließenden Kellerführung im teils 3-stöckigen Labyrinth der berühmten Kellergasse konnte man des Schweißes derer gedenken, welche diese Leistung vollbrachten. Die Verkostung eines gemischten Satzes aus 12 Weinsorten

Unsere Gruppe wird sich bestimmt noch lange an diesen

im Nachbar-Keller ließ uns die Liebe zur heimatlichen Scholle

Ausflug ins Weinviertel erinnern und auch daran, wie gesellig

spüren. Anschließend gab es im Hause Fischer noch Kuchen

die Buchbinder sein können.

und Kaffee, sowie eine deftige Jause mit Speck und frischem

Prost und alles Gute – F.H.

Schweineschmalz. Als Anerkennung überreichte Gerhard

Text und Foto: Franz Holitzer

Wolkerstorfer einen Pokal für diesen gelungenen Samstags-Treff. Bestens gelaunt traten wir die Heimreise an.

DIE WIENER STAATSOPER ALS FASHIONTEMPEL Am Sonntag, dem 9. Juli, luden Flashed Events und das Frauenmagazin look! in das weltberühmte Haus am Ring und verwandelten es für einen Tag zum Mode-Hotspot. Die Wiener Goldschmiede waren mit einem Stand vertreten. In der nächsten Ausgabe unserer Kunsthandwerkezeitung werden wir ausführlicher davon berichten.

Fotos: Echo Medienhaus

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Landesinnung Wien | BUCHBINDER

XFAIR 4.-6. APRIL 2017 Bei der heurigen Xfair waren die Wiener Buchbinder abermals mit einem Stand und einer lebenden Werkstätte vertreten. Die Kollegen Gert Fauland und Franz Holitzer bemühten sich, das interessierte Publikum zu informieren und einfache Tätigkeiten vorzuzeigen, welche dann in Form von kleinen Mäppchen mit Initialprägung produziert werden konnten. Auch Lesezeichen durften selbst geprägt werden. Dass wir doch schon viele Stammkunden begrüßen konnten war für uns sehr interessant, konnte doch so manches Fachgespräch oder ein vertrauliches Tratscherl weitergeführt werden. Diese Messe ist auch ein Tor zu den Oststaaten, daher kommen viele Besucher von dort um sich zu informieren. Schwerpunkt war diesmal der Digitaldruck, insbesonders im Großformatbereich. Dies zeigt, dass sich die Buchbinder auf den Digitaldruck mit all seinen Vor- und Nachteilen einstellen müssen um nicht den Anschluss zu verlieren und wirtschaftlich auf der Strecke bleiben. Für die Sortimenter wird es wichtig sein, mit der Klebstoffindustrie die gute Zusammenarbeit zu forcieren, um auch bei Kleinauflagen und handwerklicher Fertigung zufriedenstellende Produkte erzeugen zu können. Kollegeninformation und Erfahrungsaustausch wäre vielleicht sehr hilfreich. Mit unseren Auftraggebern sollte jedenfalls schon im Planungsstadium über alle Einzelheiten gesprochen werden, um Risken und Probleme

Große Repräsentanz zeigte hier die Werbetechnik und

bereits im Vorfeld auszuschalten. Eine Reklamation im nach-

die Verpackungsherstellung. Als großer Besuchermagnet

hinein verzögert oft den Arbeitsablauf und bringt nur Ärger

erwies sich das Fahrzeugverkleben. Einer unserer Nachbar-

und Zwist für beide Seiten.

stände beherbergte eine Firma, die 3D-Druckerzeugnisse vorstellte und Besucher hatten dort Gelegenheit sich

Regina Huhn, unsere Organisatorin, besuchte ebenfalls

scannen und in einer Miniatur verewigen zu lassen. Sehr in-

den Stand der Buchbinder und brachte Ing. Christian

teressant war auch die Laserbearbeitung durch schneiden

Janetscheck mit, ein innovativer Waldviertler Drucker,

und gravieren von hochvolumigen Druckerzeugnissen.

der auch einen Fachvortrag hielt. Das folgende Gespräch mit dem Heidenreichsteiner Gutenbergjünger verlief sehr

Ermöglicht hat diese Präsentation die Landesinnung Wien

freundlich in äußerst guter Atmosphäre mit fachlicher

der Kunsthandwerke und die Firmen: Friedrich Fialka,

Kompetenz. Von den Berufskollegen durften wir Kerstin

Christian Flieger, Dietmute Hofinger, Merkur Repro, Nebel

Czerwenka und Beate Schilcher begrüßen. Die Schüler

KG, Papyrus GmbH & Co KG, Wiesmeier Kartonagen

der Graphischen zeigen immer starkes Interesse an der

GmbH. durch Sponsoring oder Leihgaben der Schaustücke

Handbuchbinderei und bestaunen unsere Ausstellungs-

für unsere Vitrinen oder unseren Paravent.

stücke in den Vitrinen. Meinem Freund Gert Fauland danke ich für seine BereitTheoretisch sind diese jungen Schwarzkünstler gut

schaft, mir immer bereit und willig zur Seite zu stehen.

informiert, die Praxis müssen sie jedoch erst nach ihrem Abschluss in den Betrieben erlernen.

Mit kollegialen Grüßen – Franz Holitzer

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Gold- und Silberschmiede | TIROL

„AURUTEC“ WILLKOMMENSTAGE

v.l.n.r. Günter Baumgartner (Geschäftsführer der Fa. Aurutec), Angelika Hildebrand (Mitarbeiterin der Fa. Aurutec) Mag. Georg Fischer (Landesinnungsmeister der Juweliere und Uhrmacher in Tirol), Gabriele Wallner-Baresch (Mitarbeiterin der Fa. Felber), Mag. Markus Wieser (Geschäftsführer der Fa. Felber).

Fotos: Fa. Felber

D

er im Jahr 1835 gegründete Goldschmiedetechnik-

Fassertechnik sowie Hydrozonschweißtechnik gewährt.

spezialist FELBER’S Nachfolger hat vergangenen

Attraktive Kleinwerkzeugangebote, diverse Aktionsartikel

November zusätzlich zu seinem Hauptgeschäftssitz

und ein Buffet bestehend aus Mehlspeisen, Brötchen und

in Wien, eine Niederlassung ‚Aurutec’ in Zirl/Tirol eröffnet.

Getränken rundeten das Programm ab. Aufgrund des positiven Zuspruchs soll eine derartige Technikveranstaltung auch

Dort wird nun unter fachkundiger Leitung des gelernten

in den nächsten Jahren angeboten werden.

Goldschmieds Günter Baumgartner das komplette Felber-Sortiment angeboten. In einer eigenen Schauwerkstätte können

Neben dem vor Ort Verkauf (jeweils montags und freitags)

interessierte Kunden unter fachgerechter Beratung neueste

bietet die Fa. Aurutec auch ein Lieferservice in Tirol, Südtirol

Technologien, Werkzeuge und Maschinen selbst ausprobieren.

und Vorarlberg an. Mit der neuen Niederlassung in Tirol ist eine optimale Betreuung von Goldschmieden, Juwelieren

Am 23. und 24. Juni 2017 hat Aurutec zu Willkommenstagen in

und Uhrmachern vor Ort und ein kompetentes Service in

seine Geschäftsräume eingeladen. In entspannter Atmosphäre

allen Werkstattangelegenheiten garantiert. Die Grundsätze

wurde Fachbesuchern ein Einblick in Technologien wie 3D-Druck

Zuverlässigkeit, Lieferbereitschaft, Beratung/Service und

von Schmuckmodellen und Uhrenteilen, CNC-Gravier- und

Kundennähe stehen im Vordergrund – überzeugen Sie

Frästechnik, Punktschweißtechnik, GRS-Druckluftgravier- und

sich selbst!

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Ausgabe 02 2017


Fachvertretung | BURGENLAND

40 JAHRE GOLDSCHMIEDE & UHREN PINTER OG

Foto: LI Burgenland

Der Familienbetrieb „Goldschmiede & Uhren“

KommR Hans Joachim Pinter ist nicht nur in seinem Unter-

Pinter OG feiert im heurigen Jahr sein 40- jähriges

nehmen sehr engagiert. Er vertritt seit 2000 nicht nur die

Betriebsjubiläum. Eine Delegation der Wirtschafts-

Wirtschaftskammer Burgenland in verschiedensten Funk-

kammer Burgenland, an der Spitze mit Präsident

tionen als Vorsitzender und Fachvertreter, sondern über-

Honorarkonsul Ing. Peter Nemeth und Direktor

nahm mit 2005 die Aufgabe als Bundesinnungsmeister der

Mag. Rainer Ribing, gratulieren recht herzlich.

Uhrenmacher.

Im Jahre 1976 übernimmt KommR Hans Joachim Pinter

Im Betrieb selbst legt man sehr viel Wert auf persönliche

den Betrieb von seiner Mutter und beginnt als Einzelunter-

und individuelle Beratung. Das Unternehmen betreibt

nehmer mit seiner Selbstständigkeit.

Standorte in Neusiedl am See und Frauenkirchen, mit drei MitarbeiterInnen und einem Lehrling.

2006 erweitert KommR Hans Joachim Pinter mit seiner Tochter Irene Pinter-Kaintz seinen Tätigkeitsbereich mit

Anlässlich des 40-jährigen Betriebsjubiläums besuchte

der Gold- und Silberschmiede. Vater und Tochter grün-

eine Delegation der Wirtschaftskammer Burgenland, an

deten schlussendlich im Jahr 2013 die Goldschmiede &

der Spitze Präsident Honorarkonsul Ing. Peter Nemeth und

Uhren OG, um gemeinsam ihr Unternehmen zu leiten.

Direktor Mag. Rainer Ribing das Familienunternehmen und

Der Betrieb begeistert nicht nur durch seine große Aus-

überbrachten die Jubiläumsurkunde.

wahlmöglichkeit von Uhren, Ringen und Schmuck, sondern

Foto v.l.n.r:

auch durch hochwertige Beratungen und Dienstleistungen.

Bgm. Kurt Lentsch, Irene Pinter-Kaintz, Gattin Anna Pinter,

Erzeugung von eigenen Kollektionen, Anfertigungen von

Bundesinnungsgeschäftsführer Mag. Erwin Czesany,

Unikaten und Umbauarbeiten auf Kundenwunsch, sowie

Bundesinnungsmeister KommR Hans Joachim Pinter,

Reparaturen aller Art werden in der hauseigenen Werkstätte der „Goldschmiede & Uhren“ Pinter OG, angeboten.

Präsident Honorarkonsul Ing. Peter Nemeth, KommR Emma Hitzinger, Direktor Mag. Rainer Ribing,

Der Meisterbetrieb besteht mit KommR Hans Joachim

Regionalstellenobmann Robert Frank, Fachgruppengeschäfts-

Pinter bereits in der dritten Generation und besitzt eine

führerin Marlene Wiedenhofer, Direktor-Stv. Ulf Schneller und

eigene zertifizierte Werkstätte für Schweizer Uhrwerke.

Ausschussmitglied Hannes Mosonyi

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Fachvertretung | BURGENLAND

PRÄSENTATION DER NEUEN REKTORSKETTE WERTVOLLES FÜR DIE WISSENSCHAFT

Foto: LI Burgenland

• Rektorskette der FH Burgenland von der Fachvertretung der Kunsthandwerke, Berufszweig

Werkovits, der das edle Stück designte und auch umsetzte, nahm einige Wochen in Anspruch.

Gold- und Silberschmiede, präsentiert • Neues akademisches Symbol kommt bei Sponsionen zum Einsatz • Konstruktive Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Wirtschaft

Wirtschaft und Wissenschaft „Die Rektorenkette ist ein sichtbarer Beweis der engen Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft“, resümiert Präsident Ing. Peter Nemeth. „Die burgenländische

Eisenstadt – 21. April 2017. Die Wirtschaftskammer und

Wirtschaft braucht gut ausgebildete Fachkräfte und dazu

die Fachhochschule Burgenland haben ihre Zusammenar-

zählen auch die Absolventen der FH Burgenland.“ Auch

beit intensiviert. Bei den feierlichen Graduierungszeremonien,

aus diesem Grund stehe er jedweder Kooperation mit

den Sponsionen, der FH Burgenland verleiht der Rektor

Burgenlands größter Hochschule positiv gegenüber, sei es

der Veranstaltung in Zukunft noch mehr Würde durch das

im Rahmen der Ausbildung, der beruflichen Weiterbildung

Tragen eines eigens angefertigten akademischen Symbols

oder in Forschungs- und Innovationprojekten.

– einer Rektorskette aus Sterlingsilber. Entstanden ist das ausdrucksvolle Schmuckstück in Kooperation mit der Wirt-

Würdevoller Studienabschluss

schaftskammer Burgenland, im Speziellen der Fachvertretung der Kunsthandwerke.

„Wissenschaft lebt von Ergebnissen, von der Qualität der Ausbildung aber auch von Symbolik“, ist Gernot Hanreich,

Das edle Stück wurde den Vorgaben der Hochschule ent-

Rektor der FH Burgenland überzeugt. Zu den feierlichen

sprechend gestaltet. Auf den silbernen Gliedern der Kette

Sponsionen auf Schloß Esterházy meint er: „Wer es ge-

sind diejenigen Bereiche eingraviert, die an der Hochschule

schafft hat, ein mehrjähriges Studium erfolgreich abzu-

gelebt und gelehrt werden: Forschung, Internationales, In-

schließen, der oder diejenige hat auch einen besonderen

formation, Technik, Umwelt, Energie, Soziales, Gesundheit,

Moment des Abschlusses verdient. Ein Erlebnis, das auch

Wirtschaft und Management.

von der Institution unterstützt wird.“ Hanreich wird die Rektorskette fortan zu jeder Sponsionsfeierlichkeit tragen,

Die Kette ist 135 cm lang, 796 g schwer und aus Sterlingsil-

denn „die Kette umfasst symbolisch auch die Vielfalt an

ber verarbeitet. Sie entspricht einem Wert von 4.800 Euro.

Themen, Fachkompetenzen und Studienbereichen

Die Arbeit des Gold- und Silberschmiedemeisters Peter

der Hochschule.“

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Ausgabe 02 2017


Fachvertretung | BURGENLAND

Die FH Burgenland kann auf eine sehr dynamische und

Mitarbeiter“, ist Pehm überzeugt. So schließe sich wieder

erfolgreiche Entwicklung der letzten Jahre aufbauen und

der Kreis – oder in diesem Fall die Kette.

„bietet eine Vielfalt in Lehre und Forschung, die am breiten Wirtschaftsfeld sehr geschätzt wird“, ist Hanreich überzeugt.

Können trifft Kreativität und Design

Symbolische Verbundenheit als Spiegel für Kooperationen

„Neben dem handwerklichen Können spielt in unserer

Die große Stärke der Fachhochschulen allgemein sei es,

meister der Kunsthandwerke. Umso mehr habe man sich

dass sie angewandte Ausbildung und Innovation im Kern des Auftrages haben, so Georg Pehm, Geschäftsführer der FH Burgenland. „Die FH Burgenland kooperiert mit rund 700 Unternehmen aus Österreich und dem Ausland im Rahmen der Ausbildung – zum Beispiel durch Berufspraktika – oder in Forschungsprojekten. Auch diese Zusammenarbeit mit der heimischen Wirtschaft unterstreicht unsere enge Verbindung mit der Wirtschaft.“

Branche zunehmend die Kreativität der Designs eine tragende Rolle“, so Hans Joachim Pinter, Bundesinnungsauf die spannende Herausforderung gefreut, ein neues akademisches Symbol mit starker Ausdruckskraft für die FH Burgenland zu gestalten. Die Branche sehe Projekte wie diese aber ebenso als Chance, ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen.

Mit langlebigen Formen Qualität der Ausbildung unterstreichen

Die Kette stehe dabei symbolisch für mehrere Interpretatio-

„Anfragen wie diese erhält man als Gold- und Silber-

nen offen. „Unsere Verbindungen mit der Region kommen

schmied nicht alle Tage“, so Gold- und Silberschmiede-

dabei ebenso zum Ausdruck wie die Verbindung mit unse-

meister Peter Werkovits, der das edle Stück entwarf und

ren Studierenden weit über ihren Studienabschluss hinaus.“

auch umsetzte. „Ich habe mich über das Vertrauen, das

Die Hochschule sei darum bemüht, auch mit den über 6.500

von Seiten der FH Burgenland in mich gesetzt wurde, sehr

Absolventinnen und Absolventen weiterhin in Kontakt zu

gefreut und die Herausforderung gerne angenommen. Es

bleiben, handle es sich doch um die Botschafter der FH.

war mir wichtig, die Besonderheit der FH Burgenland ein-

„Auch in burgenländischen Betrieben sind unsere Alumni

zufangen und auf würdevolle Art und Weise darzustellen,“

gern gesehene und wertgeschätzte Mitarbeiterinnen und

ergänzt Werkovits.

Zufrieden mit dem Reinigungsergebnis? - es geht besser! • • • • •

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HANDELS- & SCHULUNGSGMBH

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DORNBIRN


DAS ANDERE KUNSTHANDWERK

TRADITIONELLE HANDWERKSKUNST IN ÖSTERREICH Photographiert von Gregor Semrad – Der Kunstkalender für 2018 Der Kalender ist eine Würdigung der Traditionellen Handwerkskunst in Österreich. 12 ausgewählte Handwerker zieren jeweils ein Monatsblatt. Vom Instrumentenbauer und Kunsttischler Arnold Lobisser, der seine Werkstätte im ehrwürdigen Bräugasthof in Hallstatt hat, über die einzige Wachauer Goldhaubenmacherin Karin Kristament, Zistelflechter Sepp Wahlmüller, Trachten- und Kalmuck Schneiderin Gerda Gartler, Kupferstecher und Kupferdrucker Wolfgang Schön, seine Visitenkarten schätzen Hochadel, Generaldirektoren, Politiker und Menschen mit Stil, Porsche Mechaniker Toni Weissenböck – der „Porsche Toni“ kennt jede einzelne Schraube vom berühmtesten Sportwagen der Welt, der ausgezeichnete und weltweit bekannte Uhrmachermeister Peter Wibmer, der jüngste traditionelle Herrenschneider Österreichs Michael Possanner, der einzige Glas- u. Spiegelätzer Europas Werner Goll, Christine Weiner – Buchbindermeisterin im Kloster St. Gabriel, Johann Waldbauer, Restaurator und Vergolder, der mit der Bergsteigerausrüstung den Stiftsaltar vom Stift Göttweig renovierte, bis zu Barbara Schmidl, die Traditionsbäckerin, deren Urgroßvater 1905 das berühmte Wachauer Laberl erfand.

Ein Muß für jeden Handwerker und Liebhaber des Traditionellen Handwerks. Der Kalender ist im guten Buch- und Papierwarenhandel, oder direkt beim Viktoria Verlag unter: Tel.: 0676/40-510-75 E-Mail: viktoria.verlag@aon.at erhältlich. Format: 17 x 32 cm Preis: EUR 15,00

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DAS ANDERE KUNSTHANDWERK

WS WIENER SEIFENMANUFAKTUR GMBH

Fotos: LI Wien

WS Wiener Seifenmanufaktur GmbH Sonja Baldauf, Geschäftsführerin Hintzerstraße 6, 1030 Wien

Im dritten Bezirk in der Hintzerstraße 6, befindet sich die

Zutaten (Düfte, Farben, Öle, Pflegeöle, Extrakte) zum richti-

WS Wiener Seifenmanufaktur GmbH. Sonja Baldauf ist

gen Zeitpunkt in den Rührkessel kommen. Das erfordert ein

die Geschäftsfüahrerin dieses imposanten Unternehmens,

enormes Wissen, viel Feingefühl und langjährige Erfahrung.

das bereits seit mehr als zehn Jahren an diesem Standort

Wenn die Mischung fertig ist, kommt die Masse in eigens an-

wunderbar duftende, sich angenehm anfühlende, die

gefertigte Holzkisten. Diese werden dann mit Thermodecken

Haut verwöhnende Seifen herstellt.

zugedeckt. Nach vier Tagen ist die Masse hart und verseift. Dann kann mit der Weiterverarbeitung begonnen werden.

Frau Baldauf, eine quirlige, lebenslustige, äußerst charmante

Mit einer Seifenschneidemaschine wird der große Seifenzie-

Schweizerin, wurde vor vielen Jahren zu Wahlwienerin. Sie

gel in kleine Stück geschnitten. Alles wird von Hand gemacht,

sah im Jahr 2004 im Schweizer Fernsehen eine wunderbare

jede Seife wird gewogen, jeder Handgriff wird akribisch

Dokumentation über verschiedene Seifensieder in Europa

protokolliert und jede Seife wird von Frau Baldauf getestet –

und den Wiener Seifensieder Friedrich Weiss. Dieser Bericht

Qualitätskontrolle pur.

hat ihre Neugierde geweckt. Sie nahm kurzerhand Kontakt zu Herrn Weiss auf. Nachdem Herr Weiss verstorben war und

Danach wird jede einzelne Seife sehr sorgfältig verpackt und

keine Nachfolger hatte, wollte sie selbst solche hochwertigen

zum Verkauf ins Regal gestellt.

Kostbarkeiten für den täglichen Gebrauch herstellen, dass sie ihren sicheren Job in der Schweiz aufgab und nach Wien

Wer Freunde mit einem exquisiten Geschenk verwöhnen

übersiedelte. Bald waren die geeigneten Räumlichkeiten

möchte oder sich selbst etwas Gutes tun will, findet es in

gefunden und alle bürokratischen Hürden überwunden.

der Hintzerstraße. Seit einiger Zeit stehen 70 verschiedenen

Nun konnte mit der Seifenerzeugung begonnen werden.

Sorten zur Auswahl bereit.

Die Seifen werden in einem sehr großen, hellen, licht-

Die Firma hat 11 Mitarbeiter und seit ein paar Wochen gibt

durchfluteten Raum, der sich auf der gegenüberliegenden

es eine kleine Filiale in der Herrengasse.

Straßenseite befindet, hergestellt. Die Seifenmischung wird in einem Rührkessel angerührt. Kokosöl, es ist das Basisöl,

Für Frau Baldauf ist Seifenerzeugung ein Kunsthandwerk,

wird geschmolzen, dann kommt Lauge dazu. Diese wird

jedes Stück ist ein mit Liebe erzeugtes Unikat und man kann

zur Verseifung benötigt. Es ist besonders wichtig, dass alle

sich tagtäglich damit verwöhnen und Wohlbefinden spüren.

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Musikinstrumentenerzeuger | STEIERMARK

MUTIGER AUFBRUCH IN EINE NEUE, SPANNENDE ZEIT

G

ewohnt sympathisch und lächelnd erzählt Franz Schmidt Junior: „In gewissen Entwicklungsstadien braucht es Mut“. Was ist geplant? „Als mein Vater vor

über 30 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat, so steht nun die räumliche Expansion an!“ Ein großes Projekt, ein weiterer großer Schritt, ein Riesenschritt, den die Firma Harmonika Schmidt mit dem feierlichen Spatenstich am 19. Mai symbolisch eingeleitet hat. Das neue Betriebsgelände soll auf fast 1000 m² Platz für Fertigungswerkstätten, Räume für Verkauf, Schulungen, Büro und Lager bieten. Der neue Standort, günstig an der Niederschöcklstraße gegenüber der Schule in Weinitzen gelegen, wird – so die Planung - im Sommer 2018 feierlich eröffnet werden. „Wir möchten in Zukunft an diesem leicht erreichbaren Ort

Expansion und Erneuerung wird es auf allen Ebenen geben

auch Musikunterricht, Seminare, Vorträge und Betriebsfüh-

– neue Technologien, mehr Mitarbeiter – wer weiß – viel-

rungen für Gruppen anbieten. Die Qualität unserer „Harmo-

leicht auch neue Produkte. „Eines wird aber gleich bleiben,

nikas mit Leib und Seel´“ muss von unseren Kunden nicht

die ausgezeichnete Qualität der Schmidt-Harmonikas und

nur probiert, sondern erspürt werden, sie müssen unsere

die gewohnte Verlässlichkeit der Service-Leistungen!“,

vielseitigen Modelle angreifen und spielen können“, meint

verspricht Franz Schmidt.

Franz Schmidt. Mehr Informationen auch unter www.steirische-harmonika.at In den letzten Jahren wurde dieser Wunsch des Ausprobie-

oder ein geschenkter Like auf der Facebook-Seite sind ein

rens am Firmengelände am Weinbergweg 24, in Weinitzen

Garant um am „Laufenden“ zu bleiben und immer aktuell

bei Graz, immer öfter geäußert. Das von Franz Schmidt

informiert zu sein!

Senior in Betrieb genommene und zweimal erweiterte Firmengebäude platzt auf Grund der großen Nachfrage mittlerweile aus allen Nähten. So werken derzeit acht Mitarbeiter in fünf Werkstätten, Büro- und Verkaufsräume drängen sich dazwischen.

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Text: Rupert Hofer, Franz Schmidt, Fotos © Franz Schmidt


Musikinstrumentenerzeuger | OBERÖSTERREICH

HARMONIKA-WELTMEISTER MATTIA DEMETZ SCHREIBT DIPLOMARBEIT Junioren-Weltmeister 2013, Vize-Weltmeister 2015 in der „Masterclass“, Harmonikalehrer für Steirische Harmonika. Bachelorabschluss am Musik-Konservatorium in Bozen. Und das alles mit erst 21 Jahren. Mattia Demetz ist auf seinem Fachgebiet ein echtes Ausnahmetalent. Sein enormes Können und sein unermüdlicher Ehrgeiz immer besser zu werden, machen ihn bereits jetzt zu einem der besten Harmonikaspieler der Gegenwart. In seiner fast 100-seitigen Diplomarbeit setzt sich Mattia intensiv mit dem Thema „Zusatztöne auf der Steirischen Harmonika“ auseinander. Normalerweise ist die Steirische Harmonika nicht für jede Art von Musik geeignet, da sie ein diatonisches Instrument ist und dadurch nur begrenzte Tonarten spielbar sind. Die Zusatztöne ermöglichen aber auch das Spielen von ausgefallenerer Literatur. Mittels aufwendigen Studien stellt Mattia die Spielmöglichkeiten von 46 bis

Eine exklusive Ausstellung von „Original-Kärntnerland“

51-tastigen Instrumenten dar. Dabei kristallisiert sich heraus,

Harmonika war auch vor Ort – es war eine tolle Gelegen-

dass ihm mit seiner „Original Kärntnerland“-Harmonika, wel-

heit den Besten der Besten Harmonikaspieler in Osttirol

che mit dem WM-Paket ausgestattet ist, nahezu unbegrenzte

zuzuhören.

Spielmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Auch hoch interessante Interviews mit div. Harmonikavirtuosen, wie z.B. seinem

Für weitere Informationen rund um die Diplomarbeit von

Lehrer Hubert Klausner, zum Thema Zusatztöne beinhaltet

Mattia Demetz wenden Sie sich per Mail an:

seine Diplomarbeit. info@mattiademetz.it Der aufstrebende Südtiroler Mattia belegte den fünften Platz bei seiner bereits 3. Weltmeisterschaft, welche vom 25. – 28. Mai 2017 in Außervillgraten/Osttirol stattfand.

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Musikinstrumentenerzeuger | NACHRUF

RUDOLF TUTZ, EIN AUSSERGEWÖHNLICHER INSTRUMENTENBAUER VON INTERNATIONALER BEDEUTUNG IST VERSTORBEN.

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udolf Tutz lernte das Handwerk des Holz- und

Seine Welt war die der alten Musik, der Nachbau und die

Blechblasinstrumentenerzeugers im väterlichen

Weiterentwicklung der historischen Blasinstrumente und

Betrieb in Innsbruck. Dieser Betrieb wurde bereits

die Zusammenarbeit mit den professionellen Musikern der

von seinem Urgroßvater 1875 gegründet, der, wie

Barockmusikszene.

so viele der heimischen Instrumentenbauer, ursprünglich aus Böhmen kam. Nach einem Praktikum bei Richard Müller in

Schon als junger Instrumentenbauer kam er mit historischen

Bremen, wo Rudolf Tutz seine Kenntnisse im Holzblasinstru-

Blasinstrumenten aus Museen in Berührung und 1963 baute

mentenbau, insbesondere dem Flötenbau vertiefen konnte,

er eine erste Barocktrompete als sich damals Innsbruck

musste er den Betrieb schon in jungen Jahren nach dem frü-

gerade zu einem Zentrum der internationalen Barockmusiks-

hen Tod des Vaters 1963 übernehmen. Wie er selbst erzählte,

zene zu entwickeln begann. Umfeld und Zeitpunkt waren also

bestand die Klientel aus Tiroler Blasmusikern des Amateur-

günstig um in Kontakt mit historischen Instrumenten und den

und semi-professionellen Bereichs, die man mit Instrumenten

einschlägigen Musikern zu kommen.

versorgte und für die man notwendige Reparaturen durchführte. Rudolf Tutz führte das Unternehmen in dieser Art

Zunächst widmete sich Rudolf Tutz dem Nachbau von histo-

weiter, der Schwerpunkt verlagerte sich im Lauf der Jahre von

rischen Klarinetten und Bassetthörnern, zunehmend vertiefte

den Blechblasinstrumenten mehr zu den Holzblasinstrumen-

er sich aber in sein besonderes Spezialgebiet, die Traversflö-

ten und zusammen mit seiner ersten Frau Veronika wurde der

te, worin er es zu wahrer Meisterschaft und Weltruhm brach-

Betrieb zu einem „Musikhaus“ für Blasinstrumente mit Ver-

te. Heute gibt es praktisch kein bedeutendes Barockorches-

kauf und Werkstätte ausgebaut. Es wurden einige Lehrlinge

ter in dem nicht seine Instrumente gespielt werden.

ausgebildet, allein die Werkstätte beschäftigte meistens bis zu 5 Mitarbeiter. Über Jahrzehnte war der Betrieb Rudolf Tutz

Besonders hervorzuheben ist seine fruchtbare Zusammen-

für die meisten Tiroler Blasmusiker die erste Adresse wenn

arbeit mit Musikern, er verstand es hervorragend auf deren

es um Kauf, Wartung, Reparatur, aber auch Spezialprobleme

Vorstellungen, Kritik und Ideen einzugehen, diese richtig zu

oder Sonderanfertigungen von Blasinstrumenten ging.

interpretieren und genial umzusetzen. Die Musiker mochten ihn und verehrten ihn. Zwei Namen sind hier nur beispielhaft

Aber Rudolf Tutz war noch viel mehr, er konnte mehr und

zu erwähnen: Barthold Kuijken der ihn als erster dazu ani-

er wollte mehr.

mierte sich dem Traversflötenbau zu widmen und jahrzehnte-

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Musikinstrumentenerzeuger | NACHRUF

lang ein wichtiger Partner bei der Weiterentwicklung seiner

Horn und Wiener Oboen wurden gebaut, einige historische

Traversflöten war, und die Barockflötistin Linde Brunmayr mit

Blechblasinstrumente, Barockfagotte, Innovationen für mo-

der er nach dem Tod seiner ersten Frau Veronika in 2. Ehe

derne Klarinetten und etliches mehr.

verheiratet war. Für seine außerordentlichen Verdienste um die Musik Rudolf Tutz war ein unermüdlicher Tüftler, Forscher und Ar-

wurden ihm mehrere Preise und Auszeichnungen verliehen:

beiter. Bis spät in die Nacht arbeitete er in seiner Werkstatt,

Er erhielt den Berufstitel Professor, den Jakob Stainer-Preis

er vermaß unzählige Instrumente, sammelte Informationen

des Landes Tirol für seine Verdienste um die alte Musik und

aus alten Quellen und stellte Überlegungen an wie er zum

das Ehrenzeichen für Kunst und Kultur der Stadt Innsbruck.

„idealen“ Ton des jeweiligen Instruments finden konnte. Intu-

Rudolf Tutz war Tiroler Landesinnungsmeister der Musikins-

ition, Innovation und Erfahrung waren wesentliche Elemente

trumentenerzeuger und Bundesinnungsmeisterstellvertreter

seiner Arbeitsweise und seine handwerkliche Umsetzung

bis zur Zusammenlegung bzw. Neugründung der Innung der

war zweifellos genial, er kam immer wieder auf originelle

Kunsthandwerke 2010.

und auch unorthodoxe Lösungen, wenn es darum ging seine Ideen und seine Klangvorstellungen in ein neues Musikinstru-

Rudolf Tutz verstarb am 26. August im 77. Lebensjahr nach

ment zu verbauen.

schwerer Krankheit. Sein Betrieb wird von seinem Sohn Rudolf weitergeführt.

Rudolf Tutz betrachtete jedes ungelöste Problem, jede instrumentenbauerische Fragestellung als Herausforderung, die

Wir sind stolz einen so hervorragenden und international

er in Angriff nehmen wollte. Auf diese Weise entstanden die

bedeutenden Instrumentenbauer als Mitglied unserer Innung

verschiedensten Instrumente, die man nicht erschöpfend auf-

gehabt zu haben.

zählen kann. Neben unzähligen Traversflöten aller Stimmlagen und Ausführungen entstanden auch viele Bassetthörner,

Wir trauern um einen liebenswerten Menschen, dem wir ein

historische Klarinetten und Chalumeaus, auch das Wiener

ehrendes Andenken bewahren werden. Fotos: Rudolf Tutz, Text: Christian Rauch Ausgabe 02 2017

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At Last | BUNDESINNUNG

„NUR NEBENBEI“ – JEDOCH MIT KREATIVER HAND UND GANZEM HERZEN … … so umschreiben viele Mitglieder der Berufsgruppe des Kunstgewerbes ihre Tätigkeit. Aber sind es nicht gerade jene Dinge, die uns glücklich und zufrieden machen, die wir nicht unbedingt zum Leben brauchen? Dinge deren Wert wir selber festlegen und bestimmen? Genau diese Dinge werden von unserer Branche liebevoll hergestellt und angeboten. Es macht uns Herstellerinnen und Hersteller selbst mehr als zufrieden, dass wir mit unseren handgefertigten Werken so viel Freude bereiten.

Ist es unser Beruf? Oder ist es Berufung?

Arbeiten die man gerne macht sind ein Garant für Gesundheit, Zufriedenheit und Wohlstand.

Viele meiner Mitglieder haben sich entschlossen, neben ihrem „Broterwerbsberuf“ ihr Handwerk in Form eines

„Was du nährst wird wachsen“. Dieser Spruch gilt nicht nur

„Kleinstgewerbes“ auszuüben. Es macht ihnen Freude und

für den Garten. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit sollten

bereichert ihr Leben, wenn sie nebenbei entwerfen,

wir darauf achten, das Richtige zu tun. So viele Stunden wer-

ausprobieren, darauf losarbeiten, genau das machen,

den damit verbracht „zu arbeiten“. Umso wichtiger scheint

was aus ihrem Innersten entspringt und ihre Ideen mit

es mir zu lernen, aus unserer Arbeit Kraft zu schöpfen.

ihrem Handwerk umsetzen. Einst ein Hobby und dann doch mehr, viel viel mehr.

„Ich mach das ja nur nebenbei“

Unsere Branche ist sehr vielfältig, breit gefächert und mal mehr mal weniger beachtet.

höre ich oft, wenn ich mit meinen Mitgliedern in persönli-

Für mich jedoch ist jeder Einzelne meiner Berufsgruppe

chen Kontakt trete. Ich möchte sie bei dieser Gelegenheit

eine Besonderheit und es ist erstaunlich, mit welchem

dazu ermutigen, weiterzumachen und dran zu bleiben.

Einsatz und mit welcher Hingabe sich diese Frauen und

Gerade die neuen Vertriebswege, die durch die Digitalisie-

Männer ihrer Arbeit widmen.

rung entstanden sind, bergen eine große Chance in sich. Vielleicht kann aus der Nebenbeschäftigung dann doch

Dass sowohl die Kreativität der Österreicher, als auch der

eines Tages ein Beruf werden. Und dann würde sich für so

Absatzmarkt unserer Produkte groß ist, zeigt sich vor allem

manchen von uns ein Traum erfüllen, nämlich sich ganz sei-

dadurch, dass es in Oberösterreich und auch bundesweit

nem eigenen Handwerk zu verschreiben und so Lebenszeit

kaum eine andere Berufsgruppe gibt, die solch große Zu-

in Lebensenergie umzuwandeln.

wachsraten verzeichnen kann. In diesem Sinne, bleiben sie kreativ denken sie groß Heidi Rohrmoser

IMPRESSUM Fachzeitschrift des österreichischen Kunsthandwerks | Offizielles Organ der Bundesinnung der Kunsthandwerke Österreichs und der Landesinnungen Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg, Tirol, Vorarlberg und der Fachvertretung Burgenland. | Medieninhaber (Verleger): Druckwelten, Michael & Markus Rothbauer GnbR, Tel.: 01/212 28 40, Fax-DW 20 – office@druckwelten.at | Redaktion: Mag. Georg Lintner (Chefredakteur), Paula Pospisil – redaktion@kunsthandwerk-online.at | Graphik und Druckherstellung: Markus Rothbauer – office@druckwelten.at | Anzeigenannahme: Paula Pospisil (redaktion@kunsthandwerk-online.at), Michael Rothbauer (office@druckwelten.at) | Erscheinungsweise: 3-mal im Jahr | Auflage: 7.000 Exemplare, Sammel-Jahresbezug für die Mitgliedsbetriebe | Onlineportal: kunsthandwerk-online.at | Herausgeber: Bundesinnung der Kunsthandwerke | Unternehmensgegenstand: Vertretung der Interessen der nach dem Wirtschaftskammergesetz angehörenden Mitglieder der Bundesinnung der Kunsthandwerke, Beteiligung: 100 % | Blattlinie: Die Zeitung vertritt die unternehmerischen Interessen der Mitgliedsbetriebe und dient der Information der Leser über die für die Führung eines Unternehmens in wirtschaftlicher, gesellschaftspolitischer, technischer und betriebswirtschaftlicher Hinsicht bedeutsamen Fakten und Meinungen. Für eingesandte Beiträge wird keine Gewähr übernommen. Zum Abdruck angenommene Arbeiten gehen in das unbeschränkte Verfügen des Herausgebers über. Nachdruck – auch auszugsweise – bedarf der gesonderten Erlaubnis. Mit Name oder Signatur gekennzeichnete Veröffentlichungen stellen jeweils die Meinung des Verfassers dar und geben nicht in jedem Fall den Standpunkt des Herausgebers wieder. | Respect! Sämtliche von der Redaktion verfassten Artikel beziehen sich gleichwertig auf Mann und Frau, lediglich zugunsten der Lesefreundlichkeit der Texte verzichten wir auf spezielle geschlechtergerechte Sprachformulierungen.

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