Kunsthandwerk 01 2015

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KUNSTHANDWERK

01 2015

UHRMACHER

BUCHBINDER

ERZEUGUNG KUNSTGEWERBLICHER GEGENSTÄNDE

GOLD- UND SILBERSCHMIEDE

MUSIKINSTRUMENTENERZEUGER



vorwort | UhrMaCher 3

GEMEINSAM sehr geehrte KoLLeginnen Und KoLLegen, sehr geehrte KaMMerMitgLieder!

KommR Hans Joachim Pinter

Seit der Wirtschaftskammerwahl 2010 haben wir eine ge-

Erfolgreiche Gewerbetreibende heben sich durch besondere

meinsame Vertretung in der Sparte Gewerbe, die eine der

Kenntnisse und Leistungen von anderen Marktteilnehmern

sieben Säulen der Wirtschaftskammer Österreich bildet. Die

ab. Dazu bedarf es auch der Unterstützung durch symbolische

neu formierte Bundesinnung wurde bei der Zusammenfüh-

Gemeinsamkeiten in den Berufsgruppen mit der Entwicklung

rung der verschiedenen Innungen auch durch die Sparten-

und Präsentation zum Beispiel der Logos als Qualitätsmerkmal

geschäftsführung unterstützt. Seit über vier Jahren ist die

und Wiedererkennung der Mitgliedsbetriebe.

Innung der Kunsthandwerke nun auf Bundesebene und Landesebene tätig.

Gemeinsam stehen wir auch in Bezug auf die Entlohnung unserer Mitarbeiter bei den jährlichen Kollektivvertrags-

Es war eine spannende, aber zugleich auch lösbare Aufgabe,

verhandlungen in einer eher angespannten Atmosphäre.

die Ausschüsse durch die fünf verschiedenen Berufsgruppen

Einerseits sollen motivierte Mitarbeiter konkurrenzfähige

mit ihren unterschiedlichen Formaten der Berufsausübung zu

Leistungen vollbringen, andererseits müssen wir am Markt

konstituieren. Trotz der branchenspezifischen Themen konnte

konkurrenzfähig bleiben.

eine ausgewogene und für alle Berufsgruppen akzeptable Zusammensetzung gefunden werden.

Erfolge in allen Belangen sind durch diese gemeinsame und von der Anzahl der Mitglieder größere Fachvertre-

Ich denke, dass nach anfänglicher Skepsis und etwaigen Vor-

tung durch Synergieeffekte möglich. Auch die Kunsthand-

behalten eine sehr gute Zusammenarbeit der Berufsgruppen

werkzeitung ist ein wichtiges Instrument zum Austausch,

möglich geworden ist. Neben den speziellen Themen gibt es

zur Verbreitung und Information über unsere Themen

doch viele gemeinsame Themenbereiche, die uns laufend be-

geworden. Gemeinsamkeiten und neue Aspekte aus den

schäftigen. Allein das Thema der Ausbildung und Förderung

verschiedenen Berufen können wir wahrnehmen. Bei den

des Nachwuchses ist für alle Berufsgruppen von enormer

unterschiedlichsten Veranstaltungen kann ich als Bundesin-

gemeinsamer Bedeutung und allgegenwärtig.

nungsmeister mit großer Freude ein erfolgreiches Miteinander feststellen.

Wir haben auch einen wichtigen Auftrag bei den Zugangskriterien zur Lehrabschluss- und Meisterprüfung zu erfüllen. In

Wenn auch das Wort „GEMEINSAM“ durch die Weltpolitik

Zukunft, wie auch in der Gegenwart, können wir nur mit sehr

sehr strapaziert wird, möchte ich durchaus positive Aspekte

gut qualifizierten Mitarbeitern die hohen Qualitätsansprüche

für unsere Innung auch in Zukunft sehen und wünsche Ihnen

unserer Kunden und der Konsumenten erfüllen. Die Verant-

frohes Schaffen verbunden mit den besten Wünschen!

wortung für eine hochstehende Ausbildung und den Erhalt dieser Schulungseinrichtungen liegt nur teilweise in unserem Bereich. Da haben Bundes- und Landesbehörden die Kom-

Ihr Bundesinnungsmeister KommR Hans Joachim Pinter (©)

petenz der Ausrichtung und Verwaltung. Sie können sicher sein, dass wir sowohl auf Bundesebene als auch auf Landesebene jede Möglichkeit zur Erhaltung und Verbesserung der Ausbildungsmöglichkeiten nutzen werden. Ausgabe 01 2015


Die Redaktion | Inhalt 4

Inhalt 3

Uhrmacher – Vorwort – Hans Joachim Pinter

5

Die Redaktion – Ein paar persönliche Worte – Georg Lintner

6

Unsere Zeitung – Die Entstehung – Rupert Hofer

7 Uhrmacher – Im Wandel der Zeit – Hans-Joachim Pinter 8 bundesinnung – Abflussprinzip im Umlaufvermögen – Kriminalprävention 10 Das Andere KunstHandwerk – Metallgießerei Monika Schlägl 12 Goldschmied – Aus der Praxis für die Praxis – 30 Jahre Goldschmiedball 16 Buchbinder – 25-Jahr-Jubiläum Buchbinderei Fuchs 18 Das grosse Interview – Mit Rupert Kerschbaum 21 unterwegs in Österreich – Betriebsbesuche 24 Aus den Landesinnungen _ Vorarlberg – ProCarton/ECMA Carton Award 2014 25 Aus den Landesinnungen _ Steiermark – Adventstammtisch der Kunsthandwerke – Synergien im Kunsthandwerk – Ausbildungsbetriebe vor den Vorhang 27 Aus den Landesinnungen _ Niederöstereich – Ankündigung – Modellpräsentation V1 30 Aus den Landesinnungen _ Wien – Meistertreffen – Abschied von KommR Erich Brunner – „Adventzauber“ im Palais – Die Jugend liebt heutzutage den Luxus … – Eine edle Gesellschaft … 34 Uhrmacher – Nachwort – Johannes Barotanyi

Ausgabe 01 2015


Die Redaktion | Ein paar persönliche Worte 5

Liebe Mitglieder, kaum zu glauben, dass es schon ein Jahr her ist, dass die erste österreichische Kunsthandwerkzeitung aus der Taufe gehoben wurde. Sie halten nunmehr die 5. Ausgabe in Händen – Themenschwerpunkt Uhrmacher. Diese Branche ist derzeit stark im Umbruch: Einerseits werden so viele mechanische (Armband-)Uhren verkauft wie noch nie, andererseits ist es vor allem für die kleinen Uhrmacher sehr schwer geworden,

Mit Ende Februar geht mit der diesjährigen Wirtschafts-

am Markt zu reüssieren. Bundesinnungsmeister KommR

kammerwahl die aktuelle Funktionsperiode zu Ende. Nach

Hans-Joachim Pinter und der Sprecher der Wiener Uhrma-

der konstituierenden Sitzung zuerst auf Landesebene (Landes-

cher, Hannes Barotanyi, werden auf die Details eingehen.

innungen) und dann auf Bundesebene (Bundesinnung) werden neue Teams die Innungsarbeit weiterführen und für

Diese Ausgabe wird die letzte mit einem Branchenschwer-

alle Berufszweige des Kunsthandwerks sowie für das Kunst-

punkt sein. Ab der nächsten Ausgabe – das hat das bundes-

handwerk als Ganzes in Ihrem Sinne Interessenvertretung

weite Redaktionsteam im November 2014 beschlossen – wird

betreiben. Sollten Sie die Ausgabe noch rechtzeitig erhalten,

es gemeinsame Themen(schwerpunkte) geben, die für alle

nutzen Sie bitte Ihr demokratisches Wahlrecht!

Berufszweige des Kunsthandwerks relevant sind. Näheres darf ich dann in der nächsten Ausgabe berichten, wobei

Mit unserem Schurli, der ab dieser Ausgabe etwas mehr Platz

viele inzwischen recht beliebte Bereiche wie „Das große

erhält, wünsche ich Ihnen wieder viel Spaß beim Lesen! Auf

Interview“, „Das andere Kunsthandwerk“ oder die Betriebs-

den Hintergrundartikel von Bundesinnungsmeisterstellvertreter

besuche sowie die Berichte aus den Landesinnungen unver-

Rupert Hofer, wie unsere Zeitung entsteht, darf ich dabei

ändert bleiben werden. Wir werden aber die Gelegenheit

ganz besonders verweisen.

auch für einen kleinen optischen „Relaunch“ nutzen. Ihr Georg Lintner, der Chefredakteur (©), dem es nach wie vor viel Freude macht!

unser Schurli

Ausgabe 01 2015


Die Redaktion | Die Zeitung und ihre Entstehung 6

Unsere Zeitung – Kunsthandwerk Ein Rückblick und Ausblick zugleich Vor nun bereits gut einem Jahr hat unser Projekt der gemeinsamen, österreichweiten Zeitung gestartet. Mit der fünften Ausgabe mit dem Schwerpunkt „Uhrmacher“ wird nun der erste Zyklus abgeschlossen. Zur Erinnerung: Begonnen haben wir in der ersten Ausgabe mit dem Schwerpunkt „Gold- und Silberschmiede“, gefolgt von den Musikinstrumentenerzeugern, den Erzeugern kunstgewerblicher Gegenstände und den Buchbindern. Mit Freude betrachte ich die vier bis jetzt erschienenen Zeitungen und die jeweils einladenden, farbenfrohen Titelbilder mit ange-

Person möchte ich gerne noch besonders erwähnen: Theresa

nehmer Haptik, die Wertiges verspricht.

Schrems. Mitunter stammen die Fotos aller Titelbilder von ihr, zur Verfügung gestellt von der Landesinnung Wien.

Doch wer oder was alles steckt hinter dem Gelingen? Haben Sie eine Ahnung, wie viel Kilogramm an Papier verarbeitet und

In der Vielfalt der Mitwirkenden liegt, glaube ich, auch der

verschickt wurden? Wie viele Arbeitsstunden hinter einer Aus-

Charme dieser Zeitung. So entsteht ein buntes Blatt unter-

gabe stecken? Wie viele Kilometer unsere Reporter abspulen,

schiedlicher Schreib- und Erzählstile. Die Zeitung lebt von

um Betriebe zu besuchen, Interviews zu führen oder auf Mes-

den Beiträgen und Interessen ihrer Mitglieder, den Berichten

sen neue Trends zu entdecken, über Erlebtes zu berichten?

über die Arbeiten in den Berufsgruppen und Landesinnungen, Ergänzungen in Form von Fachartikeln, Gastbeiträgen,

Da ja nach der fünften Ausgabe auch eine neue Arbeitsperi-

von Blicken über den sprichwörtlichen Tellerrand hinaus. Zu

ode startet, wird auch eine Evaluierung stattfinden. Somit er-

den Schwerpunkten runden Interviews die aktuellen Themen

greife ich schon jetzt die Möglichkeit, einige dieser Fragen zu

ab. Berichte über Rechtsthemen informieren über aktuelle

beantworten, und möchte die Gelegenheit nützen, Danke zu

Herausforderungen.

sagen sowie mit einigen persönlichen Gedanken zu schließen. Ich denke, diese bunte Mischung ist weitgehend gut geglückt. Als erstes möchte ich die Frage „Wer steckt hinter dem

Es wird jedoch für den langfristigen Erfolg wichtig sein, dass

Gelingen?“ beantworten.

eine noch ausgewogenere Berichterstattung erfolgt. Ausgewogen im Hinblick auf die Berufsgruppen und auch im

Eine Zeitung braucht einen Verleger. An dieser Stelle einen

Hinblick auf die Bundesländer. An dieser Stelle möchte ich zu

herzlichen Dank an Werner Schober, Firma Schogla, der uns

diesem Punkt allerdings nicht verschweigen, dass sich dies

den Rahmen für diese Zeitung ermöglicht und im Hintergrund

nicht immer einfach gestaltet, da manche Landesinnungen

ständig an der Weiterentwicklung arbeitet. Das Redaktions­

noch besser begleitet werden müssen, bis die entsprechen-

team besteht aus BIM Joachim Pinter, Werner Schober,

den Berichte vorliegen.

Rupert Hofer, Heidemarie Rohrmoser, Peter Pfötscher, Wolfgang Hufnagl, Mag. Jakob Wild, Irene Jörg und Mag. Georg

Ich freue mich schon auf die weitere Mitarbeit und die kom-

Lintner. Mag. Lintner leitet die Redaktion als Chefredakteur,

menden Aus- und Aufgaben! Nochmals lieben Dank an alle,

unterstützt von Paula Pospisil. Nach dem Lektorat durch

auf bald

Sophia Scherl MA beginnt die Arbeit für Markus Rothbauer, alles in Form zu bringen und für den Druck vorzubereiten.

PS: Für die Konzeption und Aufbereitung einer Ausgabe

Da diese Zeitung die Fachzeitung des österreichischen Kunst-

benötigen Mag. Georg Lintner, Paula Pospisil und Markus

handwerks ist, ist natürlich auch die Mitarbeit der Verant-

Rothbauer etwa 250 Stunden, die Arbeitsstunden aller Artikel-

wortlichen der Bundesinnung und aller Landesinnungen von

schreiber kommen da noch dazu. Das Gesamtgewicht einer

großer Wichtigkeit. Ein großes Danke an alle, die mitgewirkt,

Ausgabe unserer Zeitung beträgt circa 1.000 Kilogramm!

sich eingebracht und zum Gelingen beigetragen haben. Eine Text: LIM Rupert Hofer – Bild: © Heimo Binder

Ausgabe 01 2015


Uhrmacher 7

UHRMACHERHANDWERK und ZEITMESSTECHNIKER im Wandel der Zeit Ein Situationsbericht eines Uhrmachers, der von Geburt an mit dem Beruf verbunden ist. Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!

2012 konnte die CEAHR einen Etappensieg beim Europäischen

Seit Jahrhunderten war der Beruf des Uhrmachers von der

Gerichtshof in Luxemburg erringen. Conclusio: „Die Kommissi-

Herstellung und Instandsetzung der unterschiedlichen Zeit-

on wird aufgefordert, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.“

messer geprägt. Dazu machte der Handwerker noch Teile in

Danach konnten einige Länder mit der „Swatch Group“ eine

der eigenen Werkstatt. Durch die fortschreitende Industriali-

Lösung mit einer Zertifizierung finden. Mit dieser richtungs-

sierung wurden Bestandteile in großen Stückzahlen produ-

weisenden Möglichkeit kann ein größerer Teil der Uhrmacher-

ziert und teilweise genormt.

Kollegenschaft leben und vor allem arbeiten.

Ab den Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts erzeugten im

Es ist auch mir als Innungsmeister ein Anliegen, dass Uhren

Kleinuhrenbereich unzählige Hersteller ihre Bestandteile

nach Möglichkeit mit Originalersatzteilen und der notwendigen

für die eigenen Produktfamilien. Es gab die ersten Manu-

Kompetenz serviciert werden. Den oft irreparablen Schaden

fakturen, die eine Reglementierung und Selektion für den

können wir öfters feststellen, wenn fachlich unkundige Perso-

Verkauf und die Lieferung von Ersatzteilen eingeführt hatten.

nen in unser Handwerk eingreifen. Andere Markenanbieter

In den Siebzigerjahren war eine gewisse Konzentration der

verwehren uns nach wie vor den Zugang zu Ersatzteilen. Darum

Hersteller von Uhrwerken feststellbar. Heute würde man

werden wir den Prozess weiterbetreiben und nicht lockerlassen.

dazu Marktbereinigung sagen. Völlig abstrus erscheint mir die Haltung vieler Modemarken Durch den Umbruch zu neuen Technologien und daraus resul-

(Lifestyle Brands), die in zunehmendem Maße Uhrbänder nur

tierenden gravierenden Veränderungen auf dem Weltmarkt

mehr an ihre gelisteten Kunden liefern. Es stellt sich für mich

wurden neue Strategien der auftretenden Konzerne entwickelt.

die Frage: Was machen die Uhrenindustrie und die Impor-

Frei nach dem Motto „Es ist nicht alles Quarz, was tickt“ wurde

teure ohne freie, unabhängige Uhrmacher in der Zukunft?

die Renaissance der mechanischen Uhr vorangetrieben.

Der Konsument wird durch diese Situation zunehmend verärgert und wird in der Zukunft auf Distanz gehen. Er ist nicht

Mit dem neuen Jahrtausend fanden auch im Uhrmacherhand-

bereit, seine Kostbarkeiten für längere Zeit irgendwohin ein-

werk epochale Veränderungen statt. Der universell einsetz-

senden zu müssen. Für den Uhrmacher bedeutet das für die

bare Uhrmacher hatte nicht mehr ein so breites Spektrum

Zukunft eben auch, sich zu spezialisieren und durch künstleri-

abzudecken. Spezialistentum wird von der Industrie und den

sche und fantasievolle Handlungen sein berufliches Überleben

Servicezentren eingefordert, und die Ausbildung und Qualifi-

zu sichern sowie seine Stammkunden nicht zu verlieren.

zierung wird hinterfragt. In Mitteleuropa steht die Ausbildung im Gegensatz zu anderen Kontinenten auf einem sehr hohen

Ich denke, alle Beteiligten sind aufgerufen, hier einen gemein-

Niveau. Das wird auch von den verantwortlichen Personen

samen Weg zu beschreiten, da auch wir Uhrmachermeister für

der Industrie bestätigt. Trotz dieser hohen Qualität kommt

die Ausbildung zur Verfügung stehen. Ohne diese geschulten

es zunehmend zu Einschränkungen bei der Belieferung von

Mitarbeiter würden auch die Industrie und Servicezentralen à

Ersatzteilen. Das wiederum bewog die nationalen Verbände

la longue ein massives Problem zur Bewältigung der anste-

und Vereinigungen der Uhrmacher zur Gründung einer euro-

henden Aufträge haben.

päischen Vereinigung, genannt CEAHR. Seit dem Jahre 2002 bemühen wir uns, europäische Lösungen zu erarbeiten, die

Trotz all dieser Themen sehe ich doch positiv und hoffnungs-

allen Beteiligten gerecht werden können. Die gemeinsamen

voll in die berufliche Zukunft und verbleibe

Treffen anlässlich der CEAHR-Tagungen in Brüssel sind meis-

mit den besten Wünschen!

tens recht spannend verlaufen. Besondere Spannung erzeugt

Ihr Bundesinnungsmeister

dabei die Meinung der zuständigen Personen in der Europäi-

KommR Hans Joachim Pinter (©)

schen Kommission. Ausgabe 01 2015


bUnDesinnUng 8

verbesserUng dUrCh erneUte änderUng beiM abfLUssprinZip iM UMLaUfverMÖgen alte Rechtslage: Bereits mit 1.4.2012 kam es beim Einnahmen-Ausgaben-

Diese Regelung soll bereits erstmalig für das Jahr 2014

Rechner zur Durchbrechung des Abflussprinzips. Die Anschaf-

(rückwirkend) gelten. Aus den erläuternden Bemerkungen zur

fungs- und Herstellungskosten von Gebäuden und gewissen

Regierungsvorlage geht hervor, dass für alle zwischen dem

Wirtschaftsgütern des Umlaufvermögens, die keinem regelmä-

1.4.2012 und 31.12.2013 angeschafften und betroffenen Wirt-

ßigen Wertverzehr unterliegen, können seither nur mehr bei

schaftsgüter eine „Nachholung“ der Absetzung im Rahmen

deren Ausscheiden als Betriebsausgabe abgesetzt werden.

der Steuererklärung 2014 möglich sein soll. Dies soll zu einer Rechtsbereinigung führen.

Folgende Wirtschaftsgüter waren davon betroffen: Grund und Boden, Gebäude, Beteiligungen an Kapitalgesellschaften als

Betroffene Wirtschaftsgüter sind z. B. Edelsteine, Schmuck-

auch Edelsteine, Schmucksteine und Antiquitäten, deren An-

steine und Antiquitäten, mit Anschaffungs- oder Herstel-

schaffungs- und Herstellungskosten EUR 5.000,– übersteigen.

lungskosten ab EUR 5.000,–, aber auch Beteiligungen an Kapitalgesellschaften.

neue Rechtslage: Diese sehr umfassende Durchbrechung des Abflussprinzips wird nun mit dem 2. Abgabenänderungsgesetz 2014 geändert und wesentlich vereinfacht. Die Änderungen im Detail bedeuten, dass bei Zugehörigkeit zum Umlaufvermögen

Für Grund und Boden, Gebäude, Gold, Silber, Platin und Palladium im Umlaufvermögen bleibt die Rechtslage gleich und es tritt keine Änderung ein. D. h., diese Anschaffungen führen erst im Rahmen des Ausscheidens aus dem Betriebsvermögen zu einer absetzbaren Betriebsausgabe. Bei der Steuererklärung 2014 sollte daher nicht vergessen

• bei Grund und Boden, Gebäuden und

werden, von dieser Nachholung Gebrauch zu machen.

• bei Gold, Silber, Platin und Palladium (wenn sie nicht zur unmittelbaren Weiterverarbeitung verwendet werden)

(Diese Information ist ein Produkt der Zusammenarbeit aller

die Anschaffungs- und Herstellungskosten erst bei Ausschei-

Wirtschaftskammern. Alle Angaben erfolgen trotz sorgfältigs-

den aus dem Betriebsvermögen abzusetzen sind. Damit hat der Gesetzgeber die überschießende Regelung präzisiert und die betroffenen Wirtschaftsgüter im Gesetz genannt.

Ausgabe 01 2015

ter Bearbeitung ohne Gewähr. Eine Haftung der Wirtschaftskammern Österreichs ist ausgeschlossen.)


Bundesinnung 9

Kriminalprävention: SMS-Infoservice von WKO und Polizei Kostenloses Warnsystem für Unter­ nehmen zur Erhöhung der Sicherheit in Einkaufsregionen

reagiert die örtliche Polizeidienststelle und informiert die

Im Rahmen der vor etwas mehr als einem Jahr gestarteten

Meldungen mit allgemeinen sicherheitsdienlichen Hinweisen

Kooperation der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) mit

versendet.

regional in Frage kommenden und für das SMS-Infoservice registrierten Unternehmen per Gruppen-Mitteilung (SMS oder E-Mail). In regelmäßigen Abständen werden auch

dem Innenministerium (BM.I) im Bereich Kriminalprävention wurde das „SMS-Infoservice“ ins Leben gerufen – ein kosten-

Service in ganz Österreich? Das SMS-Infoservice wird in allen

loser, moderner und schneller Info-Austausch zwischen der

Bundesländern (außer in Vorarlberg und im Burgenland) an-

Polizei und den Klein- und Mittelunternehmen Österreichs

geboten. Die Cluster (z. B. zentrale Meldung an alle Betriebe

zur Erhöhung der Sicherheit in Einkaufsregionen.

in einer bestimmten Einkaufsstraße) wurden in größeren Ballungszentren eingerichtet.

Im Rahmen dieses Services werden registrierte Unternehmen einer bestimmten Region (z. B. Einkaufsstraße oder

Kostenlose Anmeldung über wko.at im „Firmen A-Z“: Die

Gemeinde) per SMS (Short Message Service) oder E-Mail

Anmeldung zum SMS-Infoservice erfolgt durch das Unter-

über sicherheitsrelevante Vorfälle wie Ladendiebstahl,

nehmen selbst über das „Firmen A-Z“ im Bereich „Meine

Taschendiebstahl, Trickbetrug, Kreditkartenbetrug und die

Unternehmensdaten bearbeiten“/„Firmen A-Z Services“

Weitergabe von Falschgeld etc. informiert. In regelmäßigen

(Zugangsdaten: Mitgliedsnummer und PIN-Code). Pro

Zeitabständen werden auch Präventionstipps gegen Ein-

Firmenstandort können bis zu 3 Mobiltelefonnummern und/

bruchsdiebstähle versandt. Neben einigen unmittelbaren

oder E-Mail-Adressen eingegeben werden, an die man die

Fahndungserfolgen hat diese rechtzeitige Warnung vor

Warnmeldungen erhalten möchte. Die Zuordnung zu einem

Gefahren präventive Wirkung und trägt so zur Hebung des

für den ausgewählten Standort passenden Versandcluster

Sicherheitsgefühls der teilnehmenden Betriebe bei – ein Fak-

kann durch das Mitglied selbst erfolgen. Wird hier keine Aus-

tor, der nicht nur den Unternehmen, sondern natürlich auch

wahl getroffen, erledigt die Clusterzuordnung die zuständige

deren Kunden zugute kommt. Die polizeilichen Informatio-

Landeskammer automatisch.

nen stammen von den regionalen Polizeidienststellen und

Eine Kurzanleitung zur Registrierung für das SMS-Infoservice

umfassen bestimmte Delikte von unbekannten Tätern. In den

im Firmen A-Z finden Sie unter

Warnmeldungen werden Personsbeschreibungen, wie zum

https://www.wko.at/Content.Node/Service/Unternehmens-

Beispiel Größe, Haarfarbe, Statur, Bekleidung etc., weiterge-

fuehrung-Finanzierung-und-Foerderungen/-Beratung-und-

geben und es wird über den Modus Operandi informiert. Die

Unterstuetzung-/Anleitung-Registrierung-Mitglieder.pdf

Informationen erfolgen bundesländerspezifisch, bei Delikten mit einer hohen Mobilität des Täters wie beispielsweise beim

Dieses Projekt ist ein Vorzeigebeispiel für die Vernetzung von

Tankbetrug erfolgen die Mitteilungen auch bundesländerü-

Wirtschaft und Polizei. Die Unternehmerinnen und Unter-

bergreifend. Verwaltet wird das System von der WKO.

nehmer werden schnell und direkt über mögliche Gefahren gewarnt und sind so sensibilisiert. Das wiederum hilft der

Wie funktioniert das System? Sobald der Polizei eine Mel-

Polizei, mögliche Täter zu erwischen und Taten aufzuklären –

dung über einen Vorfall (z. B. über den Notruf 133) vorliegt,

eine Win-win-Situation.

Auf Augenhöhe spricht es sich leichter. BAWAG P.S.K. Filiale 1220 Wien, Rennbahnweg 40, Tel. 05 99 05 / 605100 Mitten im Leben.

www.bawagpsk.com

Ausgabe 01 2015


das andere Kunsthandwerk 10

MetallgieSSerei Monika Schlägl

Ende Jänner fuhren Mag. Lintner und ich zur Gießerei von

Wir waren sehr lange bei Frau Schlägl. Es gab so viel

Frau Monika Schlägl nach Stockerau in den Gewerbepark. Die

Interessantes und Schönes zu sehen. Frau Schlägl erzählte

Gießerei ist in einem kleineren Gebäude untergebracht. Frau

begeistert von ihrer vielfältigen Arbeit und erklärte uns den

Schlägl erzählte uns, dass ihr Vater, Herr Heinz Lazanyi, vor

Werdegang von so manchem Stück. Sie gießt hauptsächlich

vielen Jahren das Handwerk erlernt hat und dann die Werk-

in Messing und Silber, manchmal aber auch in Aluminium,

stätte, in der er gelernt hat, am 1.1.1980 übernommen hat. Zu

Bronze und Zink. Ihre Kunden sind Gürtler- und Schlosser-

dieser Zeit befand sich die Werkstätte noch in der Kastnergasse

betriebe, Künstler, Restauratoren und Privatpersonen. Durch

im 17. Bezirk in Wien. Nach zehn Jahren erfolgte die Über-

den Schleuderguss ist sie zwar größenmäßig ein wenig

siedlung in den 18. Bezirk in die Theresiengasse. Damals hat

eingeschränkt, aber solange sich die Stücke teilen lassen,

die Firma von Sandguss und Schleuderguss auf ausschließlich

ist alles für sie kein Problem. Da kann auch ein Luster mit 5 m

Schleuderguss umgestellt. Ab diesem Zeitpunkt gab es in der

Durchmesser von ihr bearbeitet werden. Möbelbeschläge

Firma keine Mitarbeiter mehr, sondern nur mehr Frau Schlägls

und historische Türbeschläge zählen ebenso zu ihrer Pro-

Eltern und sie selbst. Seit dem Jahr 2002 führt Frau Schlägl

duktpalette wie Silberbesteck. Beim Silberbesteck werden

alleine die Firma. In den ersten Jahren war ihr Vater noch

die Stiele gegossen, der Rest wird geschmiedet und dann

sehr oft in der Firma. In der Zwischenzeit hat er sich komplett

werden die beiden Teile zusammengelötet. In den letzten

zurückgezogen und genießt seinen Ruhestand.

Jahren hat sie gemeinsam mit einem Wiener Gürtlerbetrieb sehr viele Luster für das Palais Liechtenstein bearbeitet.

Die Übersiedlung nach Stockerau geschah nicht ganz freiwillig.

Wir erfahren auch, dass sie nicht in Sand formt, sondern ent-

Im 18. Bezirk gab es immer weniger Parkmöglichkeiten. Die

weder in Kautschuk oder Silikon. In diesen Formen werden

Kunden konnten nicht mehr persönlich kommen, sondern

dann die Wachsstücke angefertigt. Bei den Kautschukformen

ließen ihre Waren vom Botendienst holen. Dann kamen noch

ist sie größenmäßig ein wenig eingeschränkt, dafür halten

neue Auflagen der Stadt Wien auf die alteingesessene Firma

diese Formen bei guter Lagerung ewig. Beim Kautschuk

zu. Da in Wien weder eine Halle noch eine Werkstätte zu

muss man sorgfältig Schicht für Schicht übereinander auf-

finden war, suchte Frau Schlägl außerhalb Wiens ihr Glück

bauen. Es darf nirgends ein Zwischenraum entstehen.

und fand im Gewerbepark in Stockerau ihre neue berufliche

Die Vorbereitung auf die Stücke dauert sehr lange, der ei-

Heimat. Sie hat die kleine Halle nach ihren Bedürfnissen

gentliche Gussvorgang ist eher kurz. Auch wenn die Vorbe-

adaptiert und eingerichtet. Die Werkstätte ist hell, freundlich,

reitungszeit zum eigentlichen Guss unverhältnismäßig viel

ruhig. Die Unterteilungen wurden so angelegt, dass es viel

Zeit in Anspruch nimmt – die Schönheit der fertigen Stücke

Platz für die diversen Arbeitsschritte gibt. Die Materialien

lässt die „Mühen“ vergessen.

liegen fein säuberlich in Kästen oder auf den verschiedenen Arbeitsflächen. Jeder Handgriff sitzt perfekt. Die Werkstätte

Wir dürfen Wiener Bronzen bewundern. Diese sind vor dem

ist ein Schmuckstück und lädt zum Verweilen ein.

19. Jahrhundert entstanden. Zuerst gab es nur Tierversionen,

Ausgabe 01 2015


das andere Kunsthandwerk 11

die Vermenschlichung ist erst in der Moderne entstanden. Für das Bemalen der Wiener Bronzen hat Frau Schlägl eine eigene Malerin. Die Stücke werden mit Staubfarben bemalt. Acrylfarben sind zu dick und nehmen dadurch die Ziselierung weg. Alles andere wird von ihr bewerkstelligt. Wir sehen ein erotisches Fass, eine zehnteilige Kapelle, die aus zehn Dackeln mit zehn verschiedenen Musikinstrumenten, einschließlich Dirigent, besteht. Das sind Sammlerstücke, ebenso wie Schachspiele in verschiedensten Varianten, mit Mäusen, Katzen, Hunden etc. Das Hauptgeschäft sind nicht die Wiener Bronzen, sondern vielmehr historische Lusterteile und Türschnallen. Wenn Türschnallen aufpoliert werden müssen, dann kommen sie zu einem Wiener Metallschleifer und Galvaniseurbetrieb. Ganz stolz erzählt Frau Schlägl, dass sie im Jahr 2000, als der Film „Arche Noah“ produziert wurde, für Walt Disney arbei-

Manchmal stellen die Wünsche der Kunden eine echte

ten durfte: die Arche Noah mit den einzelnen Tieren. Diese

handwerkliche Herausforderung dar. Diese Aufgaben sind

Stücke wurden anders bemalt als die Wiener Bronzen. Die

für Monika Schlägl kein Problem. Mit viel Können, Kreativität,

Wiener Bronzen haben immer Schattierungen, Disneyfiguren

schier unerschöpflichem Ideenreichtum, Liebe zum Detail

haben keine Schattierungen. Die Farben mussten exakt nach

und Fingerspitzengefühl werden alle Kundenwünsche erfüllt.

Vorgabe gemischt werden. Tief beeindruckt von so viel Schönem verlassen wir ungern In ihrem Sortiment finden sich auch viele erotische Sachen, die

die Gießerei Schlägl – wir hätten noch stundenlang die

immer harmlos aussehen und die Erotik versteckt haben. Die

einzigartigen und vielfältigen Produkte bewundern können

kommt dann durch Verändern der Figur zum Vorschein. Man-

– und wünschen Frau Schlägl für die Zukunft weiterhin viel

che Stücke sind verkabelt und können beleuchtet werden.

Erfolg und alles Gute. © Landesinnung Wien

ic h, ge pf le gt , t, fe in , ge is trette t, ge w äh lt, an eg el .) dj (a l, ge si so ph is tic at ed ge sc hm ac kv olre de lt, ve rf ei ne rt, ku lti vi er t, ve lis ie rt; vo rn eh m , zi vi fg ew ec kt , be ga bt , in te lli ge nt , auls re ic h, fä hi g, fin di g, cl ev er, ei nf al hr t, ge ni al , ge sc he it, ge bi ld et , ge le itz t, he ll, kl ug , ge w an dt , ge w , sc ha rf si nn ig , kr ea tiv, pf iff igie rt, ve rs tä nd ig ... sc hl au , ta le nt

SOPHIA SCHERL MA Übersetzung Lektorat Korrektorat

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Ausgabe 01 2015


golDschmieD | aus der Praxis für die Praxis 12

wissenswertes aUs deM UnternehMeraLLtag Liebe Leserinnen und Leser der Kunsthandwerkzeitung.

von Interesse sein könnten. Hier berichten wir über den

Mit dieser regelmäßigen Kolumne wollen wir Ihnen

einen oder anderen Stolperstein im täglichen Geschäfts-

Praxistipps unserer Mitglieder und Funktionäre näherbrin-

leben und geben Empfehlungen, wie man Nachteile und

gen, die auch für einen Großteil aller anderen Mitglieder

Verfehlungen von Haus aus vermeiden kann.

Unser heUtiges theMa: einnahmen­aUsgaben­RechneR und das abflussprinzip Die meisten werden die Veränderung der Gesetzeslage für den Einnahmen-Ausgaben-Rechner ab dem Jahre 2012 verfolgt haben und die damit eingetretenen Verschlechterungen für unsere Branche bezüglich der sofortigen Absetzbarkeit von Kunstwerken, Antiquitäten, Edelsteinen, Perlen, Korallen usw. sowie von Wirtschaftsgütern, denen nach Verkehrsauffassung ein besonderer Seltenheitswert oder Sammlerwert (alte Musikinstrumente, Briefmarken usw.) zukommt und die einen Anschaffungswert von über EUR 5.000,– haben

Georg Wiesauer

(genauere Details im ehemaligen Gesetzestext). Umso begrüßenswerter ist es, dass jetzt aufgrund vieler

Nach der bisherigen Regelung waren bei Einnahmen-

Eingaben und Interventionen – im Besonderen Rupert Hofer

Ausgaben-Rechnern allgemein alle (beweglichen) Wirt-

(Berufsgruppenvorsitzender der Musikinstrumenterzeuger)

schaftsgüter des Umlaufvermögens betroffen, die „keinem

und Peter Pfötscher (Berufsgruppenvorsitzender der Gold-

regelmäßigen Wertverzehr“ unterliegen. Nach den ESt-

schmiede) sowie von Innungsgeschäftsführer Mag. Jakob Wild

Richtlinien betraf das auch Edelsteine, Anlagegold, Kunst-

und Referentin Irene Jörg – diesbezüglich einige Erleichterun-

werke, Antiquitäten sowie Musikinstrumente, Briefmarken

gen erreicht werden konnten.

und alte Weine mit Sammlerwert mit einem Anschaffungswert von über EUR 5.000,–.

Das 2. Abgabenänderungsgesetz 2014 bringt jetzt einige steuerliche Änderungen für die Veranlagungen ab dem

Solche Wirtschaftsgüter, die vor dem 1.1.2014 angeschafft

Jahr 2014. Erleichtert wurde u. a. die Ausnahmeregelung

wurden und nach der „Altregelung“ nicht bei Bezahlung

vom Abflussprinzip bei Einnahmen-Ausgaben-Rechnern.

abgesetzt werden durften, sind daher 2014 steuerlich ab-

Ab der Veranlagung 2014 sind NUR NOCH die Anschaf-

zusetzen (und nicht erst beim Ausscheiden – Verkauf in den

fungskosten folgender Wirtschaftsgüter ERST BEI AUS-

Folgejahren!).

SCHEIDEN aus dem Betriebsvermögen (und nicht schon bei der Bezahlung) als Betriebsaufwand absetzbar:

Falls Sie solche Wirtschaftsgüter im Jahre 2013 in der Einnahmen-Ausgaben-Rechnung hatten (und Sie oder Ihr

a) Grundstücke des Umlaufvermögens;

Steuerberater die Anschaffungskosten also gesetzesgemäß nicht im Jahr der Anschaffung absetzten, sondern auf ein

b) Gold, Silber, Platin und Palladium, soweit nicht für die direkte Weiterverarbeitung bestimmt.

Ausgabe 01 2015

Wartekonto buchten), kontrollieren Sie die rückgestellten Anschaffungskosten und besprechen Sie die Absetzbarkeit


golDschmieD | aus der Praxis für die Praxis 13

im Jahre 2014 mit Ihrem Steuerberater, denn Sie sollten

auch wenn viele unbezahlt erbrachte Leistungen von uns

diese dann im Jahre 2014 ertragsmindernd ansetzen.

Funktionären nicht immer auf den ersten Blick sichtbar sind. Für weiterführende Informationen wenden Sie sich an das

Ein weiterer Anstieg des Bürokratie-Aufwandes konnte von

Infocenter der jeweiligen Wirtschaftskammer bzw. an Ihren

der Wirtschaftskammer und ihren Funktionären bei der

Steuerberater.

Umsatzsteuerbetrugs-Bekämpfungsverordnung (UStBBKV) bereits im Vorfeld verhindert bzw. entschärft werden. Davon

Alle Angaben erfolgen trotz sorgfältigster Bearbeitung ohne

haben die meisten unserer Mitglieder kaum etwas mitbe-

Gewähr, eine Haftung des Autors oder des Herausgebers ist

kommen, es hätte aber bedeutet, dass auch bei einem Ein-

ausgeschlossen.

kauf von Aluminiumblechen, anderen Metallblechen usw. z. B. bei einem Einkauf in einem Baumarkt zwingend die

Georg Wiesauer

„Reverse-Charge-Regelung“ (Umkehr der Umsatzsteuerschuld) angewendet werden hätte müssen. Eine (trotzdem)

Innungsmeister-Stellvertreter der Landesinnung

ausgewiesene MWSt. wäre nicht vorsteuerabzugsberechtigt

der Kunsthandwerke Steiermark,

gewesen. Von diesem enormen bürokratischen Aufwand

Juwelier und Goldschmiedemeister,

(Abfrage/Bestätigung der UID-Nr. online, Kopieren des

Allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter

Personalausweises des Abholers, Unterschrift des Abholers

Sachverständiger im Fachgebiet Gold- und Silberwaren,

usw.) konnten unsere Mitglieder noch rechtzeitig durch die

Juwelen und Edelsteine inkl. Handel,

Einführung des Wahlrechtes bei diesbezüglichen Umsätzen

Gemmologe und Diamantgutachter F.G.A., F.G.G.,

bei Rechnungen bis EUR 5.000,– (entweder normale Ver-

geprüfter Bilanzbuchhalter Wifi-Stmk.

steuerung oder Reverse Charge) verschont werden.

Kontaktadresse: info@wiesauer.at Anregungen, Fragen, Themen usw. sind gerne willkommen.

Der Einsatz für den Abbau von Bürokratie und die Interessen unserer Mitglieder zahlt sich also auf jeden Fall aus,

K

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Foto: © Heimo Binder

E MME RS

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SIE BRAUCHEN GRAUKARTON, GRAUPAPPE, BUCHBINDERPAPPE? ODER AUCH CHROMOKARTON UND DUPLEXKARTON? DANN SCHAUEN SIE REIN: WWW.KEMINER-REMMERS.DE! RUFEN SIE AN: FR. MÜLLER 01/50136-91520! FR. MILLA (0664/1908414) UND HR. LATZKE (0664/8340143) BESUCHEN SIE GERNE! STANDORT WIEN: BRAHMSPLATZ 6, 1040 WIEN, FAX 01/50136-91525

Ausgabe 01 2015


Goldschmied | Wien 14

30 Jahre Goldschmiedeball Die Goldschmiede tanzen wieder: Am 9. Mai 2015 findet in den Räumlichkeiten des Palais Eschenbach – 1010 Wien, Eschenbachgasse 11 – der 30. Goldschmiedeball statt. Thema des heurigen Tanzevents ist die faszinierende Welt der Perlen. Die Faszination, die von diesem edlen Schmuckmaterial ausgeht, wird sich als roter Faden durch die Ballnacht ziehen. Wir freuen uns, dass die heurige Modeshow von Wien Couture unter der Leitung von Spartenobfrau Mag. Maria Smodics-Neumann vorbereitet und durchgeführt wird. Die Band Abracadabra und unsere Tombola mit der Hauptpreisverlosung um Mitternacht sind ein Garant für ein Vergnügen der Extraklasse! Die Wiener Goldschmiedinnen und Goldschmiede freuen sich auf Ihren Besuch – Karten gibt es wie jedes Jahr online unter www.goldschmiedeball.com oder telefonisch unter 0676 551 61 41.

KARTENVERKAUF: TEL. 0676 551 61 41 www. goldschmiedeball.com e-mail: office@goldschmiedeball.com

30 DES MEISTERVEREINS DER GOLD- UND SILBERSCHMIEDE

9. MAI 2015 PALAIS ESCHENBACH SAALERÖFFNUNG: 20:00 UHR

BEGINN: 21:00 UHR ABENDKLEIDUNG

Ausgabe 01 2015


Buchbinder

Themenschwerpunkt

Ausgabe 01 2015

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bUchbinDeR 16

bUChbinderei fUChs 25-Jahr-JUbiLäUM aM 22.12.2014

1

H A N D W E R K T RA DI T I ON Q U A L I T Ä T I N N O VAT I O N

mit einem fulminanten Fest beging am montag vor weihnachten die buchbinderei Fuchs in saalfelden ihr 25­Jahr­Jubiläum. 160 Gäste, darunter Prominente aus Kunst, Kultur und Wirtschaft und die 25 Mitarbeiter der Firma Fuchs, feierten bis in die frühen Morgenstunden in den Betriebsräumlichkeiten, die mit einer Sonderausstellung des Saalfeldner Künstlers Wolfgang Tanner würdig neu gestaltet wurden. Als kulinarische Versorgung gab es „Spirituelles“ vom Weinkistl und bibliophile Spezialitäten, wie handgesetzte Buchstabensuppe, handgeschöpfte Pinzgauer Bladln und

25 JAHRE

handgebundene Buchteln mit Vanillesauce.

1989 - 2014 Vertrauen verbindet

Der Saalfeldner Bürgermeister und Hans Harrer vom Senat

Funktionell, individuell in höchster Qualität

SPEISEKARTEN

der Wirtschaft würdigten die 25-jährige wirtschaftliche und gesellschaftliche Leistung der Buchbinderei Fuchs und den regionalen und kulturellen Stellenwert dieser besonderen Institution.

PADCASE® UND BIBLIOCASE®

Einblicke in Hülle und Fülle

S A N AT H A N A S A I

SANJEEVINI

Zahlreiche Bilddokumente der Jubiläumsfeier finden Sie unter www.buchbindereifuchs.at. Bildnachweis: Wolfgang Tanner/Buchbinderei Fuchs V. l. n. r.: Firmengründer Johann Fuchs, Saalfeldens Bürgermeister Erich Rohrmoser, Firmeninhaber Christian Fuchs

V. l. n. r.: Firmengründer Johann Fuchs mit Hildegard Fuchs, Saalfeldens Bürgermeister Erich Rohrmoser, Firmeninhaber Christian Fuchs, Tochter Verena Kirchner mit Lebensgefährtin Lilli Kirchner

Ausgabe 01 2015

Saalfeldens Bürgermeister Erich Rohrmoser, Hans Harrer vom Senat der Wirtschaft


PAPYRUS Buchbinder

17

Qualität . Produktivität . Termintreue . Flexibilität . Trendsetter Die Buchbinderei Papyrus hat seit der Gründung die Fokussierung auf kompromisslose Qualität nie aus den Augen verloren. Damit diese auch weiterhin in der gewohnten Form gehalten werden kann, hat das Unternehmen in eine neue Buchfertigungslinie BF530 (Anschaffung Juli 2013) und in einen Prägeautomat PE312 (Anschaffung: Jänner 2013), beides von Kolbus, investiert. Mit diesen beiden Maschinen wird sowohl die Leistungsfähigkeit als auch die Qualität gesteigert und nachhaltig auf einem hohen Niveau gehalten. Die Leistungsdaten sprechen für sich: Buchfertigungslinie BF530: Buchblockformat beschnitten (gerader oder runder Rücken); min. 70 mm (B) x 100 mm (H) x 3 mm (Rückenstärke); max. 300 mm (B) x 375 mm (H) x 70 mm (Rückenstärke); 70 Takte/Min. Des weiteren kann die BF530 beigestellte Buchblocks mit Drahtspiralbindung (bis max. 25 mm Durchmesser) sowie beigestellte asymmetrische, flexible PVC- und Halb-/ Ganzintegral-Decken verarbeiten. Der Prägeautomat PE312 hat ein max. Prägeformat von 460 x 375 mm; Buchdecken offenes Format: min. 170 x 100 mm, max. 660 x 405 mm, 80 Takte/Min.

Buchfertigungslinie BF530

Buchfertigungslinie BF530

Auszeichnungen: 21.06.2006 Goldene Securitas 20.02.2008 5 x schönstes Buch Österreich 18.11.2009 Golden Pixel Award 2009 26.11.2009 Österreichisches Staatswappen 25.01.2010 Österreichisches Umweltzeichen 21.10.2010 3. Platz – Trio des Jahres 2010 07.09.2012 Chain of Custody-Zertifikat / PEFC 07.09.2012 FSC-Zertifikat

Prägeautomat PE312

Buchbinderei Papyrus GesmbH & co KG Murbangasse 5 • 1100 Wien Tel: +43 1 6892550 • Fax: +43/1/6892554 E-Mail: office@papyrus.co.at • www.papyrus.co.at

Ausgabe 01 2015


Das grosse Interview 18

Rupert Kerschbaum – Uhrenmuseum Wien Georg Lintner: Ich freue mich, dass wir heute zum Interview

an. Und dann haben wir natürlich auch die Laterndluhren,

kommen konnten. Ich darf dieses gemeinsam mit Herrn

eine Wiener Spezialität aus dem Biedermeier. Die kleinste

Bundesinnungsmeister KommR Hans-Joachim Pinter führen.

Uhr ist ein „Zappler“ und passt unter einen Fingerhut, das schwerste Objekt ist das Uhrwerk vom Stephansdom aus

Wann wurde das Uhrenmuseum gegründet und aus welchem

solidem Eisenguss. Und wir besitzen auch eine Würfeluhr,

Anlass?

die gehört einfach zu Wien dazu.

Rupert Kerschbaum

Wo liegt der Schwerpunkt der Sammlung? Im 19. Jahr-

Im März 1916 erschien in einer Wiener Zeitung ein Artikel

hundert, im 20. Jahrhundert oder sogar schon im 21.

über einen Uhrensammler, der verzweifelt einen Platz für

Jahrhundert?

seine Objekte sucht. Es war Erster Weltkrieg, es gab kein Geld und trotzdem haben sehr viele Menschen geholfen,

Schwerpunkt sind Uhren aus Wien.

die Stadt davon zu überzeugen, dass diese Sammlung etwas ganz Besonderes ist und im Wert steigen wird. Sogar

Haben Sie historische Werkzeuge?

Budapest hat sich damals um die Sammlung von Rudolf Kaftan bemüht, doch gekauft wurde sie schließlich 1917 von

Ja, wir haben Werkzeuge und Maschinen, zum Teil aus

der Stadt Wien. Das war auch das offizielle Gründungsjahr

dem beginnenden 18. Jahrhundert. Es gibt auch Räderfräs-

des Uhrenmuseums, wobei die eigentliche Eröffnung am

maschinen und Räderschneidmaschinen. Nur gibt es nicht

Schulhof 2 erst 1921 stattfand.

genug Platz, um alle Maschinen zu präsentieren.

Kamen alle Uhren von Rudolf Kaftan?

Ein paar persönliche Fragen. Wie war Ihr Werdegang, haben Sie das Uhrmachergewerbe erlernt und seit wann sind Sie

Ein Großteil kam von ihm, seine Sammlung umfasste etwa

Leiter des Uhrenmuseums?

9.000 Objekte, von Turmuhren über Taschen- bis hin zu Sonnenuhren und Sanduhren. In der Zeit zwischen Grün-

Ich habe den Beruf ganz klassisch erlernt, Lehrling – Geselle

dung und Eröffnung kamen noch weitere Uhren dazu, wie

– Meister. Ich habe es in einer Institution gelernt, die es leider

die Sammlung von Maria von Ebner-Eschenbach mit 250

nicht mehr gibt, nämlich die Uhrmacherlehrwerkstätte der

Uhren. Sie verkaufte ihre Uhren, um in Mähren ein Witwen-

Stadt Wien, die vor einigen Jahren geschlossen wurde. Ich

und Waisenhaus zu finanzieren. Rudolf Kaftan hat mit

bin dann in verschiedenen Firmen tätig gewesen, ehe ich

Hilfe zweier Fabrikanten als Sponsoren diese Sammlung für

davon gehört habe, dass das Uhrenmuseum einen neuen

die Wiener Bevölkerung angekauft. Später sind noch Boden-

Leiter sucht. Das hat mich klarerweise sehr interessiert. Ich

standuhren und Biedermeieruhren angekauft worden.

habe mich also beworben und wurde genommen. Das war im Jahr 1995.

Gehören alle Uhren dem Uhrenmuseum oder gibt es auch Vor einigen Jahren wurde das Museum umgebaut und mit

Leihgaben?

einem Festakt wiedereröffnet. Wurde mit diesem Umbau Alle Uhren gehören der Stadt Wien.

das Museum für die Besucher interessanter?

Welche Bestände umfasst das Museum?

Das war nicht der einzige Umbau. Es gab dann noch einen zweiten. Die Fassade wurde renoviert. Dann wurde im Erd-

Unterschiedlichste Typen und Modelle aus aller Welt: spie-

geschoss ein neuer Raum geschaffen, ein neues Foyer mit

lerische Bilderuhren mit versteckten Zifferblättern, große,

Kassa, und später hat es noch einen Umbau gegeben. Jetzt

geschmückte Kommodenstanduhren, Taschen- und Anhän-

sind im Eingangsbereich die Möbel heller, es wirkt freund-

geruhren mit üppigem Dekor. Ein Highlight ist die astrono-

licher, es gibt einen richtigen Shop, mit Ansichtskarten und

mische Kunstuhr von David a Sancto Cajetano aus dem 18.

Büchern. Nicht alle Besucher wollen an einer Führung teil-

Jahrhundert. Sie hat 150 Räder und zeigt neben der Uhrzeit

nehmen, deshalb gibt es neue Beschriftungen. Somit kann

auch die Länge des Tages und die Umlaufzeit von Planeten

jeder Besucher sofort erkennen, wo der Schwerpunkt liegt.

Ausgabe 01 2015


Das gRosse inteRview 19

Museumsleiter Rupert Kerschbaum und KommR Hans-Joachim Pinter – © Landesinnung Wien

Alle Beschriftungen sind sowohl in deutscher als auch in

Wie viele Jugendliche, Kinder und Schulklassen besuchen

englischer Sprache, was von den Besuchern sehr geschätzt

das Museum?

wird, weil rund drei Viertel aus dem Ausland kommen. Es kommen sehr viele Schulklassen, wir haben pro Tag ca. Wie jedes Museum verfügt auch das Uhrenmuseum über

vier Führungen nur für Kinder und pro Führung ca. 25

ein großes Depot. Machen Sie auch regelmäßig Stücke

Kinder. Es ist wunderschön, Kindern das Uhrenmuseum

aus dem Depot für die Besucher zugänglich?

zu zeigen. Man wird von ihnen wissensmäßig gefordert. Aber ich fordere die Kinder auch, sie müssen mitdenken

Wenn jemand eine Leihgabe von uns haben will, dann

und schauen.

nehmen wir sie aus dem Depot. Das ist auch eine gute Gelegenheit, die Stücke in Gang zu bringen.

Vor einigen Jahren gab es Führungen für blinde Menschen. Gibt es solche Führungen noch?

Sie hatten doch einmal Uhren von Elfriede Ott? Solche speziellen Führungen gibt es derzeit leider nicht. Ja, das war in der Sonderausstellung „Prominente Uhren“.

Aber wenn ich durch das Museum gehe und merke, dass

Aber da waren nicht nur die Uhren prominent, sondern

jemand blind ist, dann frage ich ihn, ob er das eine oder

auch die Besitzer der Uhren.

andere schon gesehen hat. Dann zeige ich ihm die Uhren mit den Fingern. Blinde Menschen sind die einzigen Besucher,

Wie viele Menschen besuchen das Museum?

die Uhren – mit Handschuhen – angreifen dürfen. Es ist ganz faszinierend, was diese Menschen mit den Fingern sehen. Sie

Im vergangenen Jahr waren es über 17.500.

erkennen bei einer Uhr mit Intarsien sogar eine Rose.

Ausgabe 01 2015


Das grosse Interview 20

Auch für gehörlose Kinder gibt es Führungen. Mit den Finger­

ein großes Thema – das Museum dazu nutzen kann, um

kuppen – geschützt durch Baumwollhandschuhe – am

jungen Menschen Uhren zu zeigen, wie viel Arbeit dahinter

Gehäuse hören diese Kinder die Musik der Kammspielwerke.

steckt und wie schön der Beruf des Uhrmachers ist? Vielleicht

Bei solchen Führungen bin ich sehr dankbar, dass ich im

können zukünftig Kooperationen auch als lehrlingswerbende

Uhrenmuseum arbeiten darf.

Maßnahmen dienen.

Wie viele Personen arbeiten im Uhrenmuseum?

H-J. P. Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Die Bundesinnung

Es gibt eine Uhrmacherin und Aufsichtspersonal, insgesamt

könnte z. B. die Fachschule in Karlstein ein wenig finanzi-

sechs Personen.

ell unterstützen, damit für jeden Jahrgang ein Ausflug ins Uhrenmuseum organisiert werden kann. Denn ich glaube,

Georg Lintner

es wäre ein sehr wichtiger Faktor, dass die Schüler einmal

Ich darf an den Herrn Bundesinnungsmeister eine Frage

einen Tag hier verbringen und sich die Objekte in aller Ruhe

richten.

anschauen können.

Welche Projekte könnte man gemeinsam mit dem Uhrenmuseum machen bzw. welche Bedeutung hat das Uhren-

G. L.

museum für die Branche?

Herr Kerschbaum, haben Sie einen Wunsch an die Landesinnung und an die Bundesinnung?

Hans-Joachim Pinter Für die Branche hat das Museum sehr große Bedeutung,

R. K.

vor allem, was die Zeitgeschichte der Uhrmacherei betrifft.

Wir haben vor Jahren unten im Erdgeschoss die große

Viele junge Leute können sich gar nicht mehr vorstellen, wie

Bodenstanduhr restauriert. Wir haben die ganzen Räder

vor hundert Jahren eine Uhr ausgesehen und funktioniert

ausgebreitet, sie gereinigt und den Besuchern präsentiert.

hat. Daher ist es auch sehr wichtig, dass die Schulen sehr

Einmal habe ich mich bei einer Sonntagsführung mit einem

rege hierher kommen.

Werktisch und einem alten Drehstuhl, der händisch zu be-

Wir sollten die bestehenden Kontakte vertiefen.

dienen war, ins Foyer gesetzt. Ich habe die Leute animiert, es zu probieren. Es ist nicht so einfach, einen Drehstuhl

Mich persönlich interessiert sehr, ob die Exponate gewartet

händisch zu bedienen. Aber alle waren begeistert. Vielleicht

und serviciert werden. Sie, sehr geehrter Herr Kerschbaum,

könnte man in dieser Richtung etwas gemeinsam machen.

erwähnten, dass eine Uhrmacherin im Museum beschäftigt

Das wäre für die Branche gut, das interessiert die Leute.

ist. Sind die ausgestellten Exponate in Betrieb? G. L. R. K.

Herr Bundesinnungsmeister, haben Sie Wünsche an das

Ja, einige sind in Betrieb. Durch das Funktionieren der Uh-

Uhrenmuseum?

ren lebt das Museum. H-J. P. H-J. P.

Ich würde mich gerne mit dem Bundesberufsgruppenaus-

Noch erwähnen möchte ich, dass wir gemeinsam die

schuss der Uhrmacher hier zu einer Sitzung treffen. Bei

Image-DVD fürs Uhrmachergewerbe entwickelt haben.

dieser Gelegenheit könnten meine Kollegen aus den Bundes-

Diese DVD wurde dankenswerterweise durch einen gro-

ländern das Museum mit all seinen Schätzen besichtigen

ßen Beitrag des Uhrenmuseums bereichert. Solche oder

und bewundern.

ähnliche Projekte kann ich mir auch in Zukunft sehr gut vorstellen.

G. L. Ich darf mich sehr herzlich für das Gespräch und die

G. L.

Informationen bedanken.

Können Sie sich vorstellen, dass man vielleicht – es geht ja immer um den Nachwuchs, das ist in ganz Österreich

Ausgabe 01 2015


UnteRwegs in ÖsteRReich 21

patriCK wiMMer Uhrmachermeister_wien Am 13. Oktober 2014 besuchten Herr Wolfgang Hufnagl

von Thomas Sabo. Seine Kunden schätzen seine Genauigkeit

und Herr Mag. Georg Lintner den Meisterbetrieb von

und die Liebe zum Detail. Mit viel Geduld und Sorgfalt bringt

Herrn Wimmer in der Josefstädter Straße 71 im 8. Wiener

er Uhren wieder in Gang.

Gemeindebezirk. Herr Wimmer hat seine Uhrmacherausbildung unter anderem bei den Firmen Breitling, Zenith, Ebel und Jaeger-LeCoultre absolviert. Im Jahr 1996 legte Patrick Wimmer die Meisterprüfung erfolgreich ab. Außerdem war er auch ein Jahr auf den Bermudas in der Karibik, wo er neben dem Uhrengeschäft auch die Sprache lernte. In Österreich wieder angekommen, übernahm er die Werkstätte von Herrn Hübner. 2004 gründete Herr Wimmer die Firma „UHR-Werk“, die sich noch immer an seinem jetzigen Standort in der Josefstädter Straße befindet. Der Schwerpunkt seines Betriebes liegt ausschließlich auf Reparaturen und dem Verkauf von Uhren. In seinem Geschäft findet man aber auch Schmuck

Patrick Wimmer, Wolfgang Hufnagl – © Landesinnung Wien

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UnteRwegs in ÖsteRReich 22

Zwei innsbrUCKer UhrMaCherbetriebe – so versChieden Und doCh so gLeiCh

Peter Pfötscher, Norbert Huber

Peter Pfötscher, Philipp Schmollgruber

Per Definition ist ein Uhrmacher ein Konstrukteur und

lisiert. Der Sohn des Firmengründers Georg Schmollgruber

Planer von Uhren sowie ein Hersteller derselben. Wartung,

hat das Geschäft 1988 übernommen und bildet derzeit einen

Instandsetzung, Restaurierung von Uhren (mechanisch oder

Lehrling aus. Unterstützt wird er von seiner Frau Christiane,

elektronisch) gehören zu seinen Aufgabengebieten. So weit

seinen Eltern und einer Verkäuferin.

zur Theorie. Betritt man die Werkstatt eines Uhrmachers, bekommt diese Erklärung jedoch einen weitaus bedeutungs-

Zeit · Gold · Huber im Innsbrucker Stadtteil Wilten kon-

volleren Stellenwert. Verschiedenstes Kleinstwerkzeug

zentriert sich hingegen auf den Verkauf und das Service

aus alter Zeit, aber auch modernste Hilfsmittel zieren die

namhafter Markenuhren – Certina, Junghans, Mido, Casio,

Räumlichkeiten. Diese richtig einzusetzen bedarf jahrelanger

Michel Herbelin, Sattler, um ein paar Namen genannt zu

Erfahrung, Geschick sowie eisernen Fleißes beim Erwerb die-

haben. Nebenbei werden wahre Schmuckstücke nach

ser Kenntnisse und Fertigkeiten. Schönste Uhren, bereits in

individuellen Wünschen angefertigt. Die Firma wurde 2003

den Verkaufsräumen oder aber noch am Werktisch liegend,

von Uhrmacher- und Goldschmiedemeister Norbert Huber,

runden dieses Bild ab.

Sohn des langjährigen Landes- und Bundesinnungsmeisters KommR Manfred Huber, übernommen. Heuer wird 115-jäh-

Uhren · Schmuck · Antik Schmollgruber in der Altstadt

riges Firmenbestehen gefeiert. Das von der Swatch Group

von Innsbruck präsentiert seine Uhren aus verschiedens-

zertifizierte Unternehmen ist stark serviceorientiert, wobei

ten Epochen. Eine der ältesten Uhren, eine Barockuhr im

dem Firmenchef jeder Kunde wichtig ist: „Und wenn diesmal

stolzen Alter von weit über 200 Jahren und einem Verkaufs-

nur eine Batterie benötigt wird oder eine Kette zu knüpfen

preis von EUR 20.000,–, ist dabei eines der Highlights. Die

ist; wenn sich der Kunde wohlfühlt, kauft er das nächste Mal

historischen Räume, in denen der Uhrmachermeister seine

vielleicht eine schöne Uhr oder ein Schmuckstück.“ Herr

Werke darbietet, tun ihr Übriges. Besonders reizend ist der

Huber beschäftigt eine Uhrmacherin und seine Schwester im

Besuch des Geschäftes zur vollen Stunde, denn da ertönt ein

Verkauf. Einen Lehrling bildet Herr Huber derzeit nicht aus.

wahrer Ohrenschmaus aus Klangschlägen. Firmeninhaber

Es sei schwierig, die Qualität der Ausbildung hochzuhalten

Philipp Schmollgruber erklärt, dass der Anteil an klassischer

und gleichzeitig seiner Tätigkeit nachzukommen.

Handelsware bei ihm sehr gering sei. Lediglich ein paar Markenuhren füllen seine Auslagen, beispielsweise Nomos,

Es fällt schwer, diese zwei Uhrmacherbetriebe miteinander

Chronoswiss, Bruno Söhnle, Roamer sowie die Eigenmarke

zu vergleichen. Ein Merkmal eint die zwei Uhrmachermeister

Schmollgruber. Ein kleines Schmucksortiment umrandet die

jedoch, nämlich die Leidenschaft und die Liebe zu ihrem

Verkaufsfläche. Er hat sich auf die Reparatur und den Handel

Beruf. Beide bilden den Beweis, dass sich nur dann, wenn

antiker Uhren, wie Tischstanduhren, Turmuhrwerke, Präzisi-

Kunstfertigkeit und Verständnis mit Begeisterung für die

onsregulatoren oder freischwingende Pendeluhren, spezia-

Sache vereint sind, langfristig Erfolg einstellt. © Foto und Text Elisabeth Raich, WK Tirol

Ausgabe 01 2015


UnteRwegs in ÖsteRReich 23

ernst toMsChitZ Uhrmachermeister_steiermark Betriebsbesuche führen uns quer durch die Steiermark, heute ist wieder einmal Graz an der Reihe, Susanne Grilz und ich sind unterwegs. Unser Weg führt uns auch in den 6. Bezirk, Jakomini, in die Nähe der Josefskirche in die Schönaugasse Nummer 74. Hier treffen wir Ernst Tomschitz, einen Uhrmachermeister, der schon längst in Pension hätte gehen können, aber zum Aufhören noch keine Zeit hat. Auch heute bildet er noch einen der wenigen Lehrlinge, nämlich seinen Sohn, aus. Neulinge brauchen für dieses Handwerk als wichtige Voraussetzungen vor allem Fingerspitzengefühl und Präzisionsvermögen. Des Weiteren benötigt man ein gutes Aufmerksamkeits- und Konzentrationsvermögen, denn schließlich muss man nach dem

Ernst Tomschitz, Rupert Hofer

Zerlegen einer Uhr noch wissen, wie alle Teile wieder zusammengefügt werden, erzählt uns der Meister. Wir dürfen Ernst Tomschitz zu seiner 40-jährigen Ausübung In unserem Gespräch erfahren wir von Herrn Tomschitz, dass

des Uhrmachergewerbes sowie seiner nun schon über 100

er von der Armband- bis zur Kuckucksuhr alles repariert, was

Jahre bestehenden Werkstätte ganz herzlich gratulieren. Wir

in seine Werkstätte kommt. Vielseitigkeit ist heute gefragt, da

wünschen ihm auch für die Zukunft noch viel Gesundheit,

vor allem mit individuellen Wünschen und Reparaturen Geld

um weiterhin mit so viel Freude und geschärftem Blick über

zu verdienen ist, mit dem Verkauf alleine sei dies heute nur

Pendel und Zeiger zu sitzen.

mehr schwer machbar. Text: Rupert Hofer – Foto: © Susanne Grilz

gerhard wasChier Uhrmachermeister_wien Kurz vor der Stadtgrenze, in Stammersdorf, befindet sich

Er ist stark im Internet vertreten und kann seit geraumer

die absolut professionelle Uhrmacherwerkstätte von Uhr-

Zeit wieder einen Gegentrend zu mehr Nachhaltigkeit auch

machermeister Gerhard Waschier. Herr Waschier entstammt

in seiner Branche erkennen. Schon seit Längerem tüftelt er

einer alten Kärntner Uhrmacherdynastie. Sein Vater und

auch an einem eigenen Uhrwerk und hofft, in den nächsten

sein Bruder sind Uhrmacher, sogar sein Sohn hat Uhrmacher

Jahren auch selber Uhren zu bauen.

gelernt. Nach der Lehre im väterlichen Betrieb absolvierte er die Meisterprüfung mit 21 Jahren und machte sich mit 2 Geschäften in den 80er Jahren selbstständig. 2001 gründete er eine Handelsagentur für den Großhandel im Schmuckbereich. Doch irgendwann konnte er sich seiner großen „Liebe“ nicht verwehren und begann wieder mit der Uhrmacherei. Herr Waschier spezialisierte sich auf antike Pendel- und Standuhren: ein Segment, in dem es nur mehr sehr wenige Spezialisten in Österreich gibt. Er holt die meist sehr großen Uhrengehäuse persönlich beim Kunden ab und stellt sie nach der Reparatur oder Restaurierung wieder zu. Dadurch, dass er viel als Handelsreisender unterwegs ist, kann er dies gut verbinden und arbeitet für Kunden in ganz Österreich.

Wolfgang Hufnagl, Gerhard Waschier – © Landesinnung Wien

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aUs Den lanDesinnUngen | vorarlberg 24

proCarton/eCMa Carton award 2014 für baYer Kartonagen – winner „non-food“ 2014 in sorrento, italien, in einem wundervollen Rahmen fand die award­verleihung statt. Der ProCarton/ECMA Carton Award ist ein europaweit ausgeschriebener Verpackungswettbewerb mit sehr hohem Stellenwert. Hinter ProCarton steht die Europäische Vereinigung der Karton- und Faltschachtelindustrie und ECMA ist die führende Plattform der europäischen Kartonindustrie. Beide gemeinsam organisieren jährlich diesen Carton Award. Bayer Kartonagen GmbH konnte sich in der Kategorie „non-food“ mit dem VIVA-Bottle-Hänger als Sieger durchsetzen. Die Jury war beeindruckt von der raffinierten Verpackung, die ein Produkt mit schwieriger Form zu fixieren und zu präsentieren weiß (Flaschen sind immer schwer zu verpacken, besonders, wenn sie zugleich gut sichtbar sein müssen). Dieses Verpackungssystem – „hanging tab at the top“ – ist sehr einfach, hält die Flaschen aber sicher und ermöglicht zugleich eine wirkungsvolle Präsentation am POS. Die Verpackung ist geschickt auf ein Minimum reduziert, stark genug den Inhalt zu halten, und das bei maximaler Wirkung! „Wir sind stolz auf diese Auszeichnung und auf unsere Mitarbeiter, die diese Entwicklung und Produktion hervorragend umgesetzt haben“, freut sich GF Sepp Bayer. Bayer Kartonagen GmbH ist ein innovativer Entwickler und Produzent von Faltschachteln, Verkaufsverpackungen, Displays, Spezialverpackungen und Sonderkonstruktionen aus Karton und kaschierter Wellpappe. Mit kreativen Ideen und moderner Technik setzen wir Ihre Produkte perfekt in Szene! Und das alles aus einer Hand!

Die Kreativen – Entwickler Christoph Jochum und Markus Langer

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aUs Den lanDesinnUngen | steiermark 25

geMütLiCher adventstaMMtisCh der KUnsthandwerKe _ steierMarK

WB-Direktor Kurt Egger, LIM Rupert Hofer, Franziska Jahrbacher, Georg Wiesauer, Michael Gerstner

„Alle Jahre wieder“ lädt Landesinnungsmeister Rupert

platz. Hier neben dem Kunsthandwerksmarkt fühlen wir

Hofer in der vorweihnachtlichen Zeit ein, um in gemütli-

uns besonders wohl.

cher Atmosphäre zusammenzukommen. So traf sich das Team der Landesinnung mit seinen Mitgliedern zu einem

Es freut mich, dass so viele der Einladung gefolgt sind,

adventlichen Stammtisch.

um sich bei Glühwein, Punsch oder Ingwertee eine kleine Pause im Weihnachtstrubel zu schenken.

Der Weg dorthin führte uns durch weihnachtlichen Lichterglanz und stimmungsvolle Adventmärkte, auch die

Ein wenig innehalten, Zeit mit seiner Familie, Freunden,

überdimensionale Eiskrippe oder der leuchtende Advent-

Kollegen zu genießen gehört in dieser Zeit einfach dazu.

kalender am Rathaus befanden sich ganz in der Nähe.

Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen!

Unsere Tradition fortführend treffen wir uns aber bei Ingrid

Foto: © Heimo Binder, Text: Rupert Hofer

Högler, dem Glühweinstand Lukashof am Grazer Färber-

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aUs Den lanDesinnUngen | steiermark 26

sYnergien iM KUnsthandwerK teXtiLdesignerin – sChafbäUerin © Annette Kupfer

Die diplomierte Textildesignerin Annette Kupfer bildet

werden auch Eigendesign-, Farb- und Formwünsche bei

gemeinsam mit einer Schafbäuerin ein kongeniales Team

den Filzprodukten berücksichtigt.

in Sachen Filzdesign. Workshops werden für Junge und Junggebliebene und Die eine liefert den nachhaltigen Rohstoff, die andere

für Menschen mit besonderen Bedürfnissen organisiert.

entwirft und bearbeitet von Hand die Wolle von oststei-

Aber auch ein „After-Business-Filzen“ kann auf Anfrage

rischen Schafen, die alle 6 bis 8 Monate neu geschoren

bei Annette Kupfer oder beim Kunden direkt veranstaltet

werden. Die Schafe pflegen und erhalten den heimischen

werden.

Boden auf natürliche Weise, sodass es keinerlei Eingriffe in die Natur gibt. Die Produkte werden nach dem Wa-

Das gesamte Sortiment kann über die Homepage

schen und Kardieren (Kämmen) mit sanften Pflanzen- bzw.

www.filz-art.at abgerufen werden. Auch Bestellungen

Textilfarben gefärbt. Sie sind giftfrei und hautfreundlich.

können über den Onlineshop der Homepage getätigt werden. Die Produktpalette reicht von Handy- und Tablet-

So entstehen auf umweltfreundliche Weise mit handwerk-

Hüllen über Taschen, Wohnaccessoires, Hausschuhe und

lichem und künstlerischem Geschick immer wieder neue

Hüte bis hin zum Schmuck. Aber auch Gutscheine für

Ideen, die auf eine Umsetzung warten. Soweit machbar,

Filzartikel und Filzworkshops sind jederzeit erhältlich.

Goldschmiede &

Goldschmiede & Silbermanufaktur Silbermanufaktur

Föhrengasse Föhrengasse 15 15 A-2333 Leopoldsdorf A-2333 Leopoldsdorf Goldschlagstrasse Goldschlagstrasse 10 - 10 12 - 12 1150 Wien 1150 Wien Fon: 0043-676-551 61 31 Fon: 0043-676-551 61 31 wh@silbermanufaktur.at wh@silbermanufaktur.at Schmuck – – Schmuckist istmeine meineLeidenschaft Leidenschaft Goldschmied Beruf! Goldschmiedmein mein Beruf!

Ausgabe 01 2015


aUs Den lanDesinnUngen | steiermark 27

aUsbiLdUngsbetriebe vor den vorhang JUweLier – Uhren weiKhard, graZ

V. l. n. r.: Werkstättenleiter Herbert Ertl, Jana Fleischer, Michael Gerstner, Dr. Klaus Weikhard, Eric Dengg, LIM Rupert Hofer

Das bereits 335-jährige Familienunternehmen Weikhard

Durch die hohe Qualifizierung, das handwerkliche Können der

gilt in ganz Europa als ältester und größter Einzelhändler

Mitarbeiter und die Freude an ihrer Arbeit konnten auch in

von Uhren, Juwelen, Gold- und Silberwaren. Seit Anfang

den vergangenen Jahrzehnten von der Goldschmiede Preise

des 20. Jahrhunderts ist die Adresse „Hauptplatz 13“ Sitz

sowie Auszeichnungen (Diamond Awards, Juwel des Jahres,

des Unternehmens. Das historische Gebäude mit seinem

Perlendesignpreise, Kunst im Spiel usw.) gewonnen werden.

sehenswerten Arkaden-Innenhof mit Säulen aus dem 11. bis 14. Jahrhundert wurde im Laufe der Jahre mehrmals

Das Markenzeichen, eine Grazer Institution, ist mit dem

restauriert und verändert. Die spätklassizistische Fassade

Weikhard-Haus verknüpft – die Weikhard-Uhr. Seit der

präsentiert sich heute in einer strengen und eleganten

Uhrenhändler Weikhard im Jahr 1930 eine große Uhr vor

Form zugleich. Die Geschäftsräume wurden adaptiert,

seinem Geschäft auf dem Grazer Hauptplatz aufstellte, ist

vereinheitlicht und die Werkstätten bestens ausgestattet.

dies ein beliebter Treffpunkt für alle Grazer. So wurde das

Die Uhrenwerkstatt ist auf dem neuesten Stand und wird

„Wahrzeichen“ nun sogar mit einem Film geadelt, bei dem

fortlaufend zertifiziert. Ein angeschlossenes Edelsteinlabor

das Filmteam 24 Stunden bei diesem ganz besonderen Ort

garantiert einen hohen Qualitätsstandard für Edelsteine

in Graz verbracht hat. Es wurde mit den wartenden Men-

und Perlen. In diesem Rahmen können die hohen Ansprü-

schen über Zeit, Geduld, Stress und das Warten an sich

che sowie die Produktqualität und Philosophie des Hauses

gesprochen.

weitergegeben werden. Bei unserem Besuch war es mir eine besondere Freude zu Daher werden, um den Personalstand auch für kommende

sehen, dass in diesem Haus die jungen Handwerker in die

Zeiten zu gewährleisten, seit jeher sowohl im Verkauf als

Geheimnisse der Goldschmiedekunst eingeführt und um-

auch in den Werkstätten Lehrlinge ausgebildet; zurzeit

fassend ausgebildet werden. Somit ist der Grundstein für

zwei Goldschmiede-Lehrlinge.

künftige Meister und den Fortbestand gelegt. Foto © und Text: Rupert Hofer

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Aus den Landesinnungen | Niederösterreich 28

Ankündigung

Modellpräsentation V1 MONTRE EXACTE ist ein Unternehmen, das sich auf die

Sehr geehrte Damen und Herren! Wir möchten die KUNST WERK TAGE 2015 in der Kunsthandwerkzeitung ankündigen. Unter folgenden Links sind der Flyer und das Plakat zu finden: http://ftp.fuhrer.at/KWT_plakat_GzD_AF.pdf http://ftp.fuhrer.at/KWT_Flyer_2015_GzD.pdf

Uhrenproduktion spezialisiert hat. Montre Exacte wurde 2011 von Christian Umscheid, nach einer 11 Jahre andauernden Zusammenarbeit mit der Uhrenmanufaktur Audemars Piguet, gegründet. ME fertigt Uhren in der Qualität „Haute Horlogerie“ an, die nach eigenen Ideen von der Skizze weg in Konzept und Konstruktion vollendet werden. Der Standort der Manufaktur ist in 2170 Poysdorf. Philosophie: Die Voraussetzungen, die bei uns an erster Stelle stehen, sind, die Arbeitsgänge und Produktionsstufen so lange zu verbessern, bis Funktion und Aussehen ihr Ziel erreicht haben.

2. KUNST WERK TAGE RENAISSANCESCHLOSS SCHALLABURG 14.–16. August 2015 2015 finden die 2. KUNST WERK TAGE der niederösterreichischen Landesinnung der Kunsthandwerke in Kooperation mit der Schallaburg im historischen Burggarten des Renaissanceschlosses Schallaburg im nördlichen Mostviertel statt. Diese qualitativ hochwertige Verkaufsausstellung wird durch folgende Branchen vertreten sein: Keramik, Glas, Textil, Schmuckdesign, Holzkunst, Malerei, Metall u. v. m.

Mehr Informationen über die Gründung unserer Firma finden Sie unter www.montre-exacte.at. Unsere erste Uhrenkollektion trägt den Namen VIERTELUHR. Es handelt sich dabei um die Serie, von der insgesamt sechzehn verschiedene Modelle gefertigt werden. Die Grundideen für die Serie V1 waren von den Merkmalen der Kultur und der Landschaft in unserer Heimat im Weinviertel Niederösterreich (Österreich) geprägt. Jedes dieser Modelle bekommt seinen eigenen Namen …

Es gilt das Motto „Klasse statt Masse“: von der Idee bis

Modellvarianten

zum fertigen Kunstwerk alles aus einer Hand – reine

Die weinVierteluhr ist das erste Sondermodell der Viertelserie.

Handarbeit – jedes Stück ist ein Unikat und Handwerks-

Angefangen mit dem Zifferblatt kann man die Charakteristika

kunst aus Österreich.

und die Spezialitäten dieser Uhr erkennen. Die Deckleisten der Holzplanken an den Stadltoren dienten uns als Inspiration,

Wenn Sie sich mit diesen Ansprüchen identifizieren

um am Zifferblatt Charakter und Schattenspiel zu erzeugen.

und Interesse haben, von 14.–16. August 2015 Ihre

Der Sternschliff an den Topflächen wird mit einer Bürste an

Produkte auszustellen, freuen wir uns über Ihre

den tiefliegenden Flächen gestrahlt, somit gewährt uns eine

Anmeldung.

galvanische Färbung des Zifferblattes dieses spezielle Finish. Indexe mit einer Leuchtmasse sollen ein gutes Ablesen und

Auf unserer Homepage

das klassische Design unterstützen.

http://wko.at/noe/kunsthandwerke finden Sie das Anmeldeformular und die Standordnung.

Der Sekundenzeiger hat eine wichtige Bedeutung in dieser Kollektion, denn dieser läuft nicht im Sekundentakt, sondern im

Bestellen Sie auch kostenlos Flyer und Poster zur

Viertelminutentakt. Unterteilt wird der Zentralsekundenzeiger

Bewerbung bei Ihren Kunden.

„Retrograde Central“ und der Viertelzeiger „Compteur ¼“. Der Retrograde Central wandert im Takt der 18.000 Schläge pro

Auf unserer Homepage

Stunde von 12 Uhr nach 3 Uhr und springt dann nach genau 15

http://wko.at/noe/kunsthandwerke

Sekunden wieder nach 12 Uhr zurück. Der kleine Viertelzeiger

finden Sie auch die

„Compteur ¼“ springt im selben Moment um genau 90 Grad

Fotos der KUNST WERK TAGE 2014.

in Richtung Uhrzeigersinn und zeigt nacheinander die VOLL-, VIERTEL-, HALB-, 3VIERTEL-Minute an. „Eine gar neue Zählmethode und ein neues Geräusch innerhalb der Uhr.“

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Aus den Landesinnungen | Niederösterreich 29

Das Uhrband fertigen wir aus einem sehr

Um den Antrieb für

alten Stoff, nämlich aus dem Gradl-Stoff. Aus die-

den Viertelmechanismus zu gewähr-

sem Stoff wurden 100 Jahre lang die Schürzen der Winzer gemacht. Diese Schürzen, auch bekannt als Fiata, werden in

leisten, verwenden wir ein verlängertes Sekundenrad, welches mit zwei Rädern bestückt ist

dieser Zeit nur noch ganz selten von Winzern getragen. Für uns

und in einer eigenen skelettierten Brücke gelagert wird. Die

Grund genug, diese an den Arm zu nehmen.

Federhausbrücke trägt auch eine 3D-Gravur, welche für den Kunden personalisiert werden kann.

Die Überlegung, eine artgerechte Verpackung zu finden, führt uns dann zum Nussholz. Dieses Holz gibt der MontreExacte-Uhr Schutz und zugleich eine Hülle, deren Identität nicht näherliegen könnte.

Unruh / Regulierung

An Unruh und Regulierorgan

haben wir nun ein hauseigenes System, „Balance Micromètre“, konstruiert, welches die Regulierung der Uhr über Gewichts-

Bei der Vierteluhr bilden fünfzehn verschiedene Modelle die Variationen der Vierteluhr. In diesen Modellen wollen wir unseren Kunden von der sportlichen Uhr in Stahl hin zur eleganten in Rotgold eine Handaufzugsuhr mit dem speziellen Klick bieten. Mit einem Durchmesser von 43 mm und einer Höhe von 11,70 mm wird eine durchschnittliche Uhr gebaut. Wie schon in den oberen Modellen bezeichnet werden die Zifferblätter in Schwarz, Blau und Silber in Zusammenhang mit Gehäusematerialvarianten in Stahl, Gelbgold und Rotgold gefertigt. Als nächstes Modell dieser Serie wollen wir gerne die

schrauben und eine Abfallregulierung, welche mittels Schrauben eingestellt wird, ermöglicht. Die Unruh wurde mit einem etwas reduzierten Trägheitsmoment neu berechnet, um so die Zugfeder etwas dünner, länger gestalten und die Gangreserve erhöhen zu können. Die Schwingung beträgt 18.000/h und wird gemäß der Philosophie des Hauses Montre Exacte mit sämtlichen bei uns entwickelten Uhrwerken mit einer Frequenz von 18.000/h (2,5 Hz) oder 19.800/h (2,75 Hz) schwingen. Als Hemmung verwenden wir die Schweizer Ankerhemmung, welche dem Hause Nivarox entstammt.

Viertlerin V2 ankündigen. Diese Modelle werden speziell für

Viertelmechanismus

Damen gefertigt und werden am Uhrwerk, Gehäuse und

die Retrograde Central und Compteur ¼ schaltet, besteht

Zifferblatt Unterschiede zum Herrenmodell aufweisen.

aus dem Viertelrad, Exzenter, Jumper, Schaltrad und Comp-

Der Viertelmechanismus, der

teur. Die Funktionssteuerung übernimmt der Vierteljumper, in

Uhrwerk

dem wir die Form eines Sektglases verarbeitet haben. Um den

K4-1-1

Zapfen der Aufzugswelle durchgeht, bei 3 Uhr platzieren zu

Compteur ¼, dessen Welle normalerweise genau durch den

Unser erstes Uhrwerk, das in Österreich erbaut

wird, bezeichnen wir als K4-1-1. Über 80 % der Teilefertigung

können, haben wir die Grundplatine modifiziert und die Auf-

entstammen dem Hause Montre Exacte; diese Arbeiten wer-

zugwelle mit einem Gegenstück neu gestaltet.

den in folgenden Teilegruppen sichtbar:

Finition

Federhaus

schliffen und poliert und mit Rhodium oder Gold galvanisch

Weil es elegant und in der Haute Horloge-

rie üblich war, haben wir das Sperrrad unter die Brücke verlegt

Sämtliche Teile des Uhrwerks werden feinst ge-

überzogen.

und die Lagerung des Sperrrades zwischen Brücke und Federkern, gleich wie in der alten Schule, gesetzt.

Federhausbrücke

Mit einer Federhausbrücke, wel-

che Federhaus, Zentrumsrad und Kleinbodenrad lagert, decken wir einen Großteil des Werkes ab und bieten Platz für die Komplikation „Viertelmechanismus“.

MONTRE EXACTE e.U. ® – 2170 Poysdorf – Dreifaltigkeitsplatz 4 Austria – Telefon 0043 2552 20562 – info@montre-exacte.at www.montre-exacte.at UID Nummer: ATU 398 58 409 – Handelsgericht Korneuburg Einzelunternehmen – Firmenbuchnummer FN376945g

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Meistertreffen in wien

© WKÖ, Außenhandelsstelle Tokio

Eine der faszinierendsten Seiten Japans ist das allgegenwärtige Aufeinandertreffen von Alt und Jung, Tradition und Neuem. Dies gilt sowohl für einen Spaziergang in Tokio, wo der Besucher unmittelbar neben den modernsten 300 Meter hohen Wolkenkratzern antike Tempel und Schreine findet, als auch für Japan als Ganzes. Während Autos, Maschinen, chemische Produkte die makroökonomische Exportstatistik Japans dominieren, ist das Kunsthandwerk der ganze Stolz des japanischen Kulturexports. Vom 11. bis 13. Dezember 2014 präsentierte sich eine der Hochburgen des japanischen Kunsthandwerks in und mit Wien.

warum mit wien?

Die japanischen Meister haben in

den letzten Jahren vermehrt erkannt, dass die bloße Konzentration auf den japanischen Markt nicht mehr ausreicht. Einen im handwerklichen Können würdigen Partner haben die neun dieses Mal angereisten Meister in Österreich mit den WienProducts-Firmen rasch gefunden. „Gemeinsam Produkte auf höchstem Niveau ausstellen“ lautete die Devise, welche 2015 um die Dimension „gemeinsam Produkte auf höchstem Niveau herstellen“ erweitert werden soll. Im Herbst 2015 wird es im Museumsquartier wieder so weit sein. Dieses Mal will auch der Gouverneur der Präfektur anreisen, um persönlich für seine Meister zu werben, aber auch um neue Brücken zu schlagen. Das AußenwirtschaftsCenter Tokio der Wirtschaftskammer Österreich, das in direktem Kontakt mit den Vertretern von Ishikawa steht, wird wieder Workshops mit den japanischen Meistern organisieren. Österreichische Designer und Kunsthandwerker sind zum Lernerlebnis und Erfahrungsaustausch eingeladen. Für weitere Informationen halten Sie sich an die Veranstaltungsseite Japan in der Wirtschaftskammer Österreich: www.wko.at/awo/jp

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„adventZaUber“ iM paLais Am 5. und 6. Dezember 2014 fand bereits zum sechsten Mal im Palais Festetics in der Berggasse eine Adventausstellung der Wiener Kunsthandwerker statt. Allerlei zauberhafte Geschenkideen und einzigartige Schmuckstücke luden zum Stöbern und Shoppen ein. Außerdem kam am 6. Dezember 2014 ein Nikolaus, der an die großen und kleinen Besucher Schokolade verteilte. Es waren zwei abwechslungsreiche Tage, an denen viele Kontakte geknüpft und Ideen ausgetauscht wurden. Noch mehr Informationen zu den einzelnen Ausstellern, deren beide Fotos © Landesinnung Wien

Produkten und Fotos sowie den nächsten Veranstaltungen finden Sie unter: www.wienerkunsthandwerk.at

absChied von KoMMr eriCh brUnner In einem Betrieb im 8. Wiener Gemeindebezirk hat Erich das Buchbinderhandwerk erlernt. Während seiner Sturmund Drangzeit ist er bei manchen Wiener Buchbindereien ein und aus gegangen, wo er handgemachte Goldschnitte im Akkord produzierte und Karl-May-Ausgaben händisch in großen Auflagen herstellte. In einem dieser Betriebe lernte er seine zweite Frau kennen und lieben, die einen behinderten Sohn in die Ehe mitbrachte, den Erich adoptierte und für den er sorgte.

KommR Erich Brunner – © aus Archiv

Bei der Meisterprüfung im Jahre 1965 lernten wir einander

Er hatte einen schönen Garten und ein großes Haus, auch

kennen und unsere Wege sollten sich niemals trennen.

führte er seine Familie gerne zum Segeln aus. Zeitweise ging

1966 wählten wir die Selbstständigkeit. Erich begann im

er gerne zur Jagd, der Schüsseltrieb hat ihm aber besser be-

10. Bezirk einen Betrieb aufzubauen, was ihm auch sehr

hagt. In der Sauna fühlte er sich wohl, dort konnte er immer

gut gelang. Das Binden von Bundesgesetzblättern und

wieder Witze hören, die er dann beim Buchbinder-Stamm-

Gemeindeprotokollen war damals seine Existenz. Durch

tisch zum Besten gab und so zur Fröhlichkeit beitrug.

die Tüchtigkeit seiner Frau war es ihm auch möglich, als Berufsschullehrer tätig zu werden und als Funktionär den

Nach dem Tod seiner Hilda lernte er bei einem Urlaub in

Buchbindern große Dienste zu erweisen. Er hat sich nie

Kenia seine neue junge Frau kennen. Beim nächsten Urlaub

als Größter gepriesen, doch in den Protokollen steht es

wurde geheiratet und Zuhura nach Wien mitgebracht.

geschrieben: Erichs Antrag ist einstimmig angenommen

Sein großes soziales Engagement konnte man auch auf

worden. Bei vielen Bundestagen war er mit dabei und

seinem letzten Weg deutlich erkennen, da ihn sehr viele

beliebt bei jedermann, auch bei unseren deutschen Freun-

Freunde seiner Frau begleiteten. Erich hat auch seinen Sohn

den. Jahrzehntelang stand er den Gesellenprüfungs- und

mit Familie und seinen Adoptivsohn nicht vergessen.

Meisterprüfungskommissionen zur Verfügung. Erich war ein

Wohlgeordnet nach seinem Willen hat er diese Welt am 24.

Kumpel mit Handschlagqualität und für seine Leistungen

November 2014 im 83. Lebensjahr verlassen. Wir werden ihn

wurden ihm alle Auszeichnungen der Wirtschaftskammer

sehr vermissen und ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Wien überreicht.

Franz Holitzer

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die JUgend Liebt heUtZUtage den LUXUs … … sie hat schlechte manieren, verachtet die autorität, hat keinen Respekt vor den älteren leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. sie widersprechen ihren eltern, schwadronieren in der gesellschaft, verschlingen bei tisch die süßspeisen, legen die beine übereinander und tyrannisieren ihre lehrer. Sokrates (470–399 v. Chr.), griechischer Philosoph

© Heinz Letuha

Ehrung der Preisträger anlässlich Euroskills 2014 – © Carina Karlovits/HBF

Diese Aussagen haben sich anscheinend in einem Zeit-

mehr neu. Die Medien sind voll von modernen Forschungser-

raum von 2.500 Jahren kaum verändert. Dass es jedoch

gebnissen und Personen, die sich mit diesem Thema befassen

auch viele positive Beispiele unserer Jugend gibt, können

und gut belegte Studien vorweisen können. Diese Erkennt-

Eltern und Ausbildner bestätigen, und die Ergebnisse der

nisse haben sich bereits in unserem Bewusstsein verankert.

EuroSkills 2014 zeigen, zu welchen großartigen Leistungen unser Nachwuchs fähig ist. Hier wird klar ersichtlich: Es

Man muss nicht lange nachdenken, um zu erkennen, dass hier

gibt auch die andere Seite – Jugendliche, Ausbildner und

auch im budgetären Bereich etwas für die Ausbildung getan wer-

Betriebe mit überdurchschnittlichem Einsatz und Erfolg,

den muss – sowohl für die musikalische Ausbildung als auch für

die sich auch im internationalen Vergleich durchsetzen.

die handwerkliche Ausbildung von Musikinstrumentenerzeugern.

Wir vergessen nur allzu gerne, dass für ein so gutes Zusam-

Wir stehen einer wachsenden Bevölkerung gegenüber und

menspiel viele Dinge notwendig sind. Diese zielstrebigen

dadurch auch einer wachsenden Anzahl an Musikschülern und

jungen Handwerker sind auch Kinder von Eltern und Groß-

Lehrern. Die Zahl der benötigten Instrumente steigt. Hier muss

eltern, die ihnen Fleiß, Ausdauer und Geduld mitgegeben

infolgedessen auch in die Ausbildung einer wachsenden Zahl

haben. Später wurden sie von Lehrern und Lehrherren betreut,

von Lehrlingen investiert werden, um den steigenden Bedarf an

ausgebildet und in ihrer Entwicklung gefördert. Sie wurden auf

Fachkräften zu decken und die Möglichkeit zur musikalischen

ihrem Weg von mehreren Seiten begleitet und unterstützt. Die

Ausbildung zu erhalten und diese zu fördern.

beeindruckende Anzahl an Preisträgern unter den österreichischen Teilnehmern bei den EuroSkills 2014 spiegelt das große

Bei allen Betrachtungen sollten wir eines nicht vergessen: Musik

Potential unserer Lehrlinge/Facharbeiter und die hohe Quali-

hören, spielen, miteinander erleben hat in unserem Land eine

tät des dualen Ausbildungssystems in Österreich wider.

große Tradition. Nur gemeinsame Anstrengungen können auch in Wien die(se) Kulturlandschaft erhalten.

Wir wissen heute, dass die Musik-, Instrumental- und Kunstausbildung die Intelligenz, Geschicklichkeit sowie die soziale und sprachliche Begabung fördern. Dieses Wissen ist nicht

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Ihr Heinz Letuha – Landesinnungsmeister der Musikinstrumentenerzeuger, Lehrlingsbetreuer der Kunsthandwerke


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eine edLe geseLLsChaft … „information ist die währung der Demokratie“, meinte einst thomas Jefferson, der 3. Präsi­ dent der Usa. in Zeiten von Frankenkrise und eurokollaps gar keine schlechte alternative.

chen Gemmologie ergänzt werden, sodass viel Fachwissen nötig ist, um Edel- und Schmucksteine sowie organische Schmuckmaterialien erkennen und einstufen zu können. Goldschmiede, Juweliere und Pretiosen-Sachverständige haben durch die ÖGEMG die Möglichkeit, ihr Wissen stets auf dem letzten Stand zu halten.

INFORMATION ist auch der Schwerpunkt der Tätigkeit der Österreichischen Gemmologischen Gesellschaft, sei es für Mitglieder der Juwelen- und Edelsteinbranche oder für interessierte Amateure. Gegründet im Jahr 1971 als „Erste Österreichische Gemmologische Gesellschaft“, widmet sich der unpolitische und gemeinnützige Verein seit damals dem Zweck, die Lehre und den Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet der Edelsteinkunde (Gemmologie) zu fördern sowie Echtheitsuntersuchungen an ungeschliffenen und geschliffenen Edelsteinen aller Art vorzunehmen. Der Gründer der Gesellschaft, Hofrat i. R. DI Dr. tech. Johann PONAHLO zählt noch heute zu den bedeutendsten wissenschaftlichen Gemmologen Europas, insbesondere durch seine Forschung auf dem Gebiet der

© Wolfgang Hufnagl und Leopold Rössler

Kathodolumineszenz. Seit 1985 gibt es in Österreich durch die Zusammenarbeit Seit 1991 wird die nunmehrige ÖGEMG von Prof. Leopold

zwischen der ÖGEMG und der Wirtschaftskammer OÖ für

RÖSSLER geleitet. Er ist eine Ausnahmeerscheinung als

fachlich interessierte Insider die Möglichkeit, an der ge-

Goldschmied, Gemmologe, Lehrer und Berufsschuldirektor,

gründeten Gemmologischen Akademie im WIFI-Linz eine

die „graue Eminenz“ der Juwelenbranche. Als Vizepräsiden-

europaweit anerkannte gemmologische Ausbildung zu

ten im Vorstand stehen ihm zur Seite der Diamanthändler

absolvieren. Dies wird seit dieser Zeit mit viel Erfolg und

Michael BARTH und die bereits langjährige Vizepräsidentin,

Freude von in- und ausländischen Studenten angenommen.

Goldschmiedemeisterin, Gemmologin und Gutachterin

Seit 1991 gibt es auch eine enge Zusammenarbeit mit dem

Gabriela BREISACH.

Österreichischen Gutachterverband für Pretiosen und Uhren, der die Sparte der Preisbewertung abdeckt und deren Präsi-

Bis vor drei Jahren war der ehemalige Leiter des Staatlichen

dent ebenfalls Prof. L. Rössler ist.

Edelsteininstitutes im Naturhistorischen Museum Wien, HR

Informationen, geselliges Beisammensein und fachliches Know-

i. R. Dr. Gerhard NIEDERMAYR, der kürzlich seine Funktion

how sowie Freude an den edlen Steinen bilden die Schwer-

an den Diamanthändler Michael BARTH weitergab, der erste

punkte der Österreichischen Gemmologischen Gesellschaft an

Stellvertreter. Der Vorstand wurde im Lauf der Jahre durch

den jeweiligen gemmologischen Abenden.

einige sehr engagierte Mitarbeiter erweitert, sodass eine

An der Ausbildung zu zukünftigen Gemmologen und Schmuck-

anspruchsvolle Fachzeitung („Gemmo-News“) und viele Infor-

sachverständigen sowie Allgemein beeideten und gerichtlich

mationsveranstaltungen, Sonderführungen und Fachexkursio-

zertifizierten Sachverständigen für Juwelen, Edelmetalle und

nen angeboten werden können.

Edelsteine ist die Gemmologische Akademie Linz maßgebend beteiligt und genießt inzwischen europaweite Anerkennung.

Die Welt der Edelsteine unterliegt einer ständigen Veränderung. Neue Fundorte, neue Behandlungsmethoden, neue Imitationen und Synthesen machen dem Gemmologen des 21. Jahrhunderts das Leben nicht gerade einfacher. Die Standardgemmologie muss zunehmend von der wissenschaftli-

Text: Gabriela Breisach, GWA, GG. Obfrau der Fachgruppe Pretiosen, Uhren, Modeschmuck des Landesverbandes Wien, NÖ und Bgld. des Hauptverbandes der Gerichtssachverständigen Österreichs. Prof. L. Rössler, Präsident der ÖGEMG und des ÖGV

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nachwoRt | UhRmacheR 34

dUrCh die LUpe betraChtet Johannes Barotanyi – © aus Archiv

sehr geehrte Uhrmacher, liebe kollegen,

das neue Jahr hat soeben erst begonnen und überrascht

Kursen zu vertiefen und zu erweitern, unsere Werkstätten

uns schon mit einer Kehrtwende der Schweizerischen Natio-

zu modernisieren und mit den notwendigen Maschinen

nalbank (SNB): Der seit zwei Jahren fixe Franken-Euro-Kurs

und Werkzeugen hochzurüsten. Auf der anderen Seite ist

wurde aufgehoben. Die Auswirkungen auf unsere Branche,

es nicht verständlich, dass von unserer Seite Vorleistungen

die doch zu einem wesentlichen Teil von Importen aus

eingefordert werden, die notwendigen Kurse von einigen

der Schweiz abhängig ist, sind heute noch nicht absehbar.

Erzeugerfirmen aber seit Jahren nur versprochen werden.

Herrn Nick Hayeks Aussage, das sei ein Tsunami für die

Die Renaissance der mechanischen Armbanduhr der letzten

Schweizer Uhrenindustrie, lässt aber nichts Gutes erwarten.

Jahre und die damit gestiegene Anzahl von Reparaturen

Die Erfahrung der Jahre vor dem Fixkurs lehrt uns, dass es

sind von den Herstellern alleine nicht bewältigbar. Repara-

nicht lange dauern wird, bis die Ersatzteile, vor allem aber

turen, die bei manchen Generalvertretungen mehr als ein

Uhren, preisangepasst, sprich erheblich teurer werden.

halbes Jahr dauern – und da meine ich nicht hochkomplizierte Uhrwerke, wo das ja noch verständlich wäre –, treffen

Da sind wir also schon hart im Jahr 2015 angekommen, und

beim Konsumenten nachvollziehbarerweise auf Unver-

trotzdem möchte ich noch einmal kurz das vergangene Jahr

ständnis. Gerade hier sehe ich auch die große Chance für

und das aus meiner Sicht zentrale Thema für uns Uhrmacher

uns Uhrmacher; der Konsument hat einen kompetenten

ansprechen, die Zertifizierungen. Wie Sie sicher erfahren

Ansprechpartner vor Ort und die Zertifizierungen geben

haben, fiel die von der Uhrmacherinnung Wien initiierte

ihm und uns die Sicherheit, dass die Arbeit perfekt und in-

Veranstaltung zu diesem Thema leider aus, da eine der

nerhalb eines vernünftigen Zeitrahmens durchgeführt wird.

hauptvortragenden Personen, jene von der Swatch Group, ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt hatte.

Ich werde mich bemühen, diesen Dialog auch dieses Jahr zu suchen, und werde Sie darüber am Laufenden halten.

Das tut mir besonders leid, da gerade dieser Abend eine Gelegenheit gewesen wäre, viele Unklarheiten aus der Welt zu schaffen und einen Dialog zu starten. Natürlich sind wir

Mit kollegialen Grüßen Johannes Barotanyi

Uhrmacherinnen und Uhrmacher bereit, unser Wissen mit

IMPRESSUM Fachzeitschrift des österreichischen Kunsthandwerks | Offizielles Organ der Bundesinnung der Kunsthandwerke Österreichs und der Landesinnungen Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg, Tirol, Vorarlberg und der Fachvertretung Burgenland. | MEDIENINHABER (VERLEGER): Fa. Schogla, Percostraße 21, 1220 Wien, Tel.: 01/257 32 22, Fax-DW 23 | HERAUSGEBER: Verein zur Förderung der österreichischen Buchbinder, Kartonagewarenerzeuger, Etui- und Papierwarenerzeuger, Percostraße 21, 1220 Wien | REDAKTION: Mag. Georg Lintner (Chefredakteur), Paula Pospisil, e-mail: redaktion@kunsthandwerk-online.at | GRAPHIK UND DRUCKVORSTUFE: Markus Rothbauer, e-mail: office@studio02.at | LEKTORAT: Sophia Scherl MA | www.sophiascherl.at DRUCKHERSTELLUNG: druckwelten – e-mail: office@druckwelten.at | PAPIER: gesponsert von Papernet | ANZEIGENANNAHME: Paula Pospisil, e-mail: redaktion@kunsthandwerk-online.at | ERSCHEINUNGSWEISE: 4-mal im Jahr | AUFLAGE: 4.500 Exemplare, Sammel-Jahresbezug für die Mitgliedsbetriebe | ANZEIGEN- UND REDAKTIONSSCHLUSS: jeweils am 20. des Vormonats | ONLINEPORTAL: www.kunsthandwerk-online.at | OFFENLEGUNG NACH § 25 MEDIENGESETZ: Verein zur Förderung der österreichischen Buchbinder, Kartonagewarenerzeuger, Etui- und Papierwarenerzeuger, Sitz: Percostraße 21, 1220 Wien, Tel.: 01/257 32 22, Fax-DW 23 | UNTERNEHMENSGEGENSTAND: Vertretung der Interessen der nach dem Wirtschaftskammergesetz angehörenden Mitglieder der Bundesinnung der Kunsthandwerke, Beteiligung: 100 % | BLATTLINIE: Die Zeitung vertritt die unternehmerischen Interessen der Mitgliedsbetriebe und dient der Information der Leser über die für die Führung eines Unternehmens in wirtschaftlicher, gesellschaftspolitischer, technischer und betriebswirtschaftlicher Hinsicht bedeutsamen Fakten und Meinungen. Für eingesandte Beiträge wird keine Gewähr übernommen. Zum Abdruck angenommene Arbeiten gehen in das unbeschränkte Verfügen des Herausgebers über. Nachdruck – auch auszugsweise – bedarf der gesonderten Erlaubnis. Mit Name oder Signatur gekennzeichnete Veröffentlichungen stellen jeweils die Meinung des Verfassers dar und geben nicht in jedem Fall den Standpunkt des Herausgebers wieder. | RESPECT! Sämtliche von der Redaktion verfasste Artikel beziehen sich gleichwertig auf Mann und Frau, lediglich zugunsten der Lesefreundlichkeit der Texte verzichten wir auf spezielle geschlechtergerechte Sprachformulierungen.

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